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«de föifer und’s Weggli»

iM gC lägern spielen Migros-golfer Mit tausenden von greenfee-spielern

Migros und Golf: auf den sechs Golfparks des orangen Riesen herrschen spezielle Verhältnisse. aber effizienter als dort werden nirgendwo sonst Neugolfer ausgebildet. Einer, der Bescheid weiss, erzählt aus dem Alltag – Matthias Reutercrona, Manager des Golfpark Otelfingen.

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«Seit über 40 Jahren bin ich in einer hassliebe mit dem Golfsport. Vom absoluten hochgefühl und der golferischen Extase einer unglaublichen Traumrunde bis hin zur absoluten Depression, verursacht durch ein horrorturnier voller Querschläger, genannt Sockets, durfte ich alles erleben. Mein hobby habe ich vor sechs Jahren zum Beruf gemacht.

Nein, ich spiele nicht auf der Tour und bin auch nicht Caddy von Tiger Woods. Nicht weniger aufregend, leite ich den Golfpark Otelfingen der Migros, die Golfanlage, welche im Jahre 2001 eröffnet wurde und mittlerweile die höchste Frequenz in Europa oder vielleicht sogar weltweit hat. Das Betriebskonzept, bei welchem der Inhaber der Anlage nicht der Club, sondern eine Betreibergesellschaft ist, kennt man in der Schweiz kaum. In Deutschland, aber auch in den uSA oder England, ist es weit verbreitet. Die Situation ist im Prinzip eindeutig: Der Betreiber trägt das volle finanzielle Risiko und der Club geniesst Nutzungsrecht.

Damit ist auch gegeben, wer entscheidet und wer akzeptieren muss, klar? Ja schon, aber aktive, innovative Clubmitglieder wollen mitreden, was auf der Menukarte steht, wie schnell die Grüns sein sollen, und wie viele Firmenturniere zugelassen werden sollten; das ist irgendwie verständlich. So besteht tagtäglich ein Spannungsfeld zwischen finanziellen Überlegungen eines betriebswirtschaftlich geführten unternehmens und clubfreundlichen Entscheidungen. Zufriedene Kunden führen zwar zu guten Ergebnissen, aber jeden Kundenwunsch kann ich nun auch wieder nicht erfüllen. So wurde ich bei wegen Nässe geschlossenem Platz einmal kritisiert, wieso ich den Platz nicht von der Feuerwehr trocken pumpen lassen würde. Die Migros hat ein erfolgreiches und einzigartiges Konzept. So soll die hälfte der Kapazität für die Mitglieder des Golfclubs Lägern und die andere für externe Gäste (mit mindestens einer Platzreife) genutzt werden. In den uSA würde man dieses Konzept wohl «Semi-Private» nennen. Was das öffentliche Clubhaus anbetrifft, sprechen wir doch eher von «Public». Das Clubmitglied des Golfclubs Lägern lebt im Clubhaus in Einklang mit dem «hündeler», dem Velofahrer und der Familie mit schreienden Kindern, welche am Sonntagmorgen unser feines Brunch-Buffet geniesst. Jeder Gast ist herzlich willkommen.

Dies ist für Mitglieder nicht immer einfach zu akzeptieren, vor allem, wenn sich der verschwitz- te Velofahrer mit dem Tablett in die Lounge setzt. Da wird jedoch auch eingegriffen. Wir wollen zwar keine Zweiklassengesellschaft, doch die Golfer sollen die Möglichkeit besitzen, unter sich zu sein. Trotz dieser herausforderungen – das Konzept funktioniert. Es ist immer etwas los, und gerade die Junioren schätzen den grossen Betrieb. Damit besteht natürlich auch ein dauernder Kampf um Tee-Times. Ein spontanes Golfspiel ist nur während der Woche möglich. Der Nachteil einer geringeren Privatclubatmosphäre wird meiner Meinung nach jedoch aufgewogen durch ein abwechslungsreiches Turnierangebot, durch verschiedenartige Events und durch die Möglichkeit, neue interessante Menschen kennen zu lernen. Wer Ruhe sucht, ist somit bei uns am falschen Platz. Das Mitglied in Otelfingen kann jedoch von einer grosszügigen, tollen Infrastruktur zu sehr fairen Preisen profitieren; eine Aussage, die für

Clubs

alle Golfparks der Migros gemacht werden kann. Das Clubleben in Otelfingen ist trotz den vielen externen Gästen wohl ähnlich wie in anderen Clubs. Die Ladies und die Senioren spielen regelmässig ihre Turniere und schätzen neben dem Golfspiel den gesellschaftlichen Aspekt einer Clubmitgliedschaft. Es existiert ein harter Kern von Mitgliedern, welche bei jedem Wetter spielen und danach bei einer oder mehreren guten Flaschen Wein über Gott und die liebe Welt diskutieren. Den Grossteil der Mitglieder sieht man leider nur sehr selten, meistens an der jährlichen Mitgliederversammlung und bei den Clubmeisterschaften. Im Normalfall sind das die Lieblingsmitglieder jedes Clubs. Sie zahlen ihre Jahresgebühr, ohne die Anlage zu benutzen. Ich persönlich schätze jedoch die aktiven Mitglieder, denn sie tragen viel zu einem tollen Clubambiente bei. Sie sind der Club.»

Matthias Reutercrona

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