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Von todschick bis erschwinglich…

Mitglied sein in eineM golfclub

Wer möchte nicht in diesem Golfclub Mitglied sein? Einige der allerschönsten Golfplätze der Welt sind privat, nur offen für die Mitglieder und ihre Gäste. Augusta National, Pine Valley, oder Cypress Point südlich von Pebble Beach, wo dieses traumhaft schöne Par 3 zu spielen ist, sind nur einige Beispiele. Aber auch in der Schweiz werden einige der klingendsten Namen genannt: Genève, Domaine Impérial, Zumikon, Schönenberg, Neuchâtel, Blumisberg, Dietschiberg, Lausanne – keine abschliessende Aufzählung. Die gute Nachricht ist, dass einige der schweizerischen Privatclubs für Greenfeespieler zugänglich sind, wenn auch vielleicht mit einigen Einschränkungen. Wer dagegen meint, in Augusta oder Cypress Point antreten zu können, der täuscht sich – nicht einmal der Parkplatz ist frei zugänglich!

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Golf ist in der Schweiz grundsätzlich clubmässig strukturiert, und das ist im grossen Ganzen auch in unseren Nachbarländern so. Mit der Clubmitgliedschaft erwirbt man das Spielrecht und das Zugehörigkeitsgefühl. Bald 120 Jahre dauert das Abenteuer Golf in der Schweiz; und Vieles ist in dieser Zeit geschehen. Samedan 1893 und Montreux 1900, das waren die beiden ersten Golfplätze der Schweiz, welche für die britischen Touristen gebaut wurden; daneben wie Jungfraujoch, Rigi Kulm oder Gornergratbahn, um nur einige wenige zu nennen!

Im Auf und Ab der Weltgeschichte zwischen 1900 und 1945 konnte sich Golf im krisen- und kriegsgeschüttelten Mitteleuropa kaum kontinuierlich entwickeln. Deshalb kamen und gingen Golfanlagen; von einigen ist es heute sogar extrem schwierig, darüber noch Aufzeichnungen zu finden. Überall gab es aber von Anfang an auch da von den Golfclubs Neubauten, Erweiterungen oder andere Grossinvestitionen an die hand genommen. Nicht immer konnte sofort gebaut werden, die Opponenten waren meist sofort zur Stelle, und einige neue Projekte fielen der mit allen fairen und unfairen Mitteln agierenden Gegnerschaft auch zum Opfer; aber Golf machte insgesamt einen grossen Schritt vorwärts. In einer sehr saloppen Kurz-Zusammenfassung kann festgestellt werden, dass zwischen 1960 und 1980 die Grundlagen für den Golfboom gelegt wurden, welcher ungefähr 1985 anlief. Bis zum Jahr 2000 machte die Zahl der Clubs enorme Sprünge: 1980 29, 1990 37 und 2000 72. Mittlerweile sind wir – bei etwas gemässigterem Tempo – bei 95 angelangt. gab es in dieser Zeit auch einige weitere Anlagen, gerade im Engadin, die den ersten Weltkrieg allerdings nicht überlebten. Bereits 1903 wurde auch in Luzern Golf gespielt. Doch der florierende Tourismus vor allem mit den Briten kam mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum Erliegen – da waren aber nicht nur Golfplätze, sondern die meisten unserer heutigen Bergbahnen längst auch bereits gebaut,

Golfclubs, welche sich um die Plätze kümmerten. Die Mittel waren limitiert, man hatte vielleicht ein paar Dutzend Mitglieder, und auf den Plätzen musste viel Fronarbeit geleistet werden.

ALLES ANDERS, hEuTE

Der Startschuss in Richtung Neuzeit fiel eigentlich in den 60er-Jahren; vielerorts wurden

Dass eine solch rasante Entwicklung für die bescheidenen Strukturen rasch zu einer gewaltigen herausforderung wurde, das nimmt kaum wunder. Längst nicht alle Interessenten fanden unterschlupf in ihrem Wunschverein. Nicht einmal die als Folge der monströsen Investitionen in viele neue Anlagen stark gestiegenen Eintrittssummen wurden zu echten hürden.

Die enorme Nachfrage nach Spielmöglichkeiten führte aber auch in der Schweiz dazu, dass

Golfanlagen auch in Randregionen realisiert wurden. Was man in Deutschland und Frankreich schon hatte beobachten können, das passierte auch bei uns: ob die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den langfristigen Betrieb eines Golfplatzes ausreichen, das zeigt sich erst Jahre nach der Fertigstellung. In den Nachbarländern ist es bereits zu einigen Konkursen gekommen; in der Schweiz konnte bisher noch in allen kritischen Fällen eine Überlebenslösung gefunden werden, oft auf der Basis eines Nachschiessens von Kapital durch die Mitglieder, und das im Übrigen nicht immer ohne Streit.

Aus den früheren Idealisten, die sich mit Gleichgesinnten einem Club anschlossen, sind bis heute Kunden geworden, die zu rechnen wissen und Leistungen erwarten – sei es nun als Clubmitglied oder als Gastspieler gegen ein Greenfee.

An anderer Stelle wird beschrieben, wie sich auf dem «Feuchtgebiet Golfboom» auch eine andere prächtige Pflanze hat entwickeln können – ASGI genannt.

Gewinnen am Turnier ist das eine, Erlebnisse in unseren schönsten Regionen das andere.

95 SPEZIALFäLLE unterschiedliche Sprachregionen, Landschaftstypen, wirtschaftliche Verhältnisse, Stadt und Land, Berg und Tal: unsere 95 Golfclubs, die gemäss ASG-Statuten alle über einen eigenen Golfplatz verfügen müssen, verteilen sich schön regelmässig über die ganze Schweiz. Deshalb gibt es wohl auch kaum zwei Clubs, die man eins zu eins miteinander vergleichen könnte. Vergleiche werden auch nicht angestrebt; es ist spannend genug, einmal über den Zaun des eigenen Platzes hinaus zu schauen. Wir reisen zwar gern und viel, spielen fleissig auf anderen Parcours; aber wie es im dortigen Club zu- und hergeht, das wissen wir damit noch nicht.

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