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Sie ist zurück! Lange Jahre war sie eine der führenden Amateur-Spielerinnen der Schweiz. Familiengründung mit Baby war aber gleichbedeutend mit Rücktritt – jetzt ist Sheila Gut-Lee wieder da, um – mit 35 Jahren – dort anzuknüpfen, wo sie ihre Karriere vor vier Jahren unterbrochen hat. Wie sie ihr Comeback selber sieht.

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«Mein Sohn Jesper und mein Mann Mike sind mein grösstes Glück. Im ersten Jahr nach der Geburt hatte ich andere Prioritäten als das Golfen, wie Windeln wechseln, die Schreie meines Sohnes analysieren, den Schoppen temperieren, den Kleinen in den Schlaf singen und was sonst noch das erste Jahr mit einem Baby so mit sich bringt.

Die Zeit vor der Familiengründung war stark durch meinen Job als Projektleiterin im Sportsponsoring der UBS, dem intensiven Training und dem Wettkampf geprägt. Von heute auf morgen war während der Baby-Pause plötzlich eine Lücke da. Hinzu kam, dass meine Figur langsam Ähnlichkeiten mit einer Zwiebel hatte, was mich zudem nachdenklich stimmte. Ich brauchte während dieser Zeit unbedingt eine zusätzliche Herausforderung, an welcher ich persönlich wieder wachsen konnte. Zugegeben, die ASG Turniere vermissten mich nicht, aber ich sie. Aus diesem Grund beschloss ich, zusammen mit meinem langjährigen Trainer Michael Buchter das Training einen Monat vor dem Omnium 2009 wieder aufzunehmen und an meinem Schwung und Spiel zu feilen. Eine geniale Teamarbeit, denn kein anderer kennt die Stärken und Schwächen meines Golfspiels besser als er. Mein Schwung fühlte sich schon bald wieder kompakt und fliessend an. Zur gleichen Zeit stieg ich auch wieder in das aktive Berufsleben ein, dank der Flexibilität meines Arbeitgebers in einem stark reduzierten Pensum. Wie bringt man alles unter einen Hut?

Dies habe ich mich des Öfteren selbst gefragt, wenn ich abends müde am Bett meines Sohnes wachte, doch war ich einfach nur glücklich und dankbar für diese Möglichkeiten, welche sich mir wieder eröffneten. Die Lösung lag in einem straffen und gut organisierten Zeitmanagement und dem richtigen Arbeitgeber. Mein Mann unterstützt mich in allen Belangen und hat massgeblichen Anteil daran, dass ich wieder dort stehe, wo ich einmal war. Nicht zu vergessen sind die Grosseltern, welche grenzenloses Verständnis und Unterstützung bieten. Wenn ich an ein Turnier fahre, freut sich Jesper entweder auf ein Männerweekend mit Papi, oder er kann es kaum erwarten, mit Opa und Oma ein Abenteuer zu unternehmen.

In relativ kurzer Zeit fand ich zu einer guten Form zurück, worauf ich den Mut aufbrachte und mich für das Omnium Suisse 2009 anmeldete, den Schweizermeisterschaften im Strokeplay, welche auf meinem Heimplatz Blumisberg ausgetragen wurde. Im Vergleich zu früher habe ich dank meinem Sohn Jesper eine wichtige Lektion gelernt: geduldig zu sein, abwarten und die Birdies nicht erzwingen, dies war der Schlüssel zu diesem und den darauf folgenden Siegen. Es konnte mich nichts aus der Ruhe bringen, denn beweisen musste ich niemandem etwas, ausser mir selbst. Unverändert hingegen blieb meine Leidenschaft fürs Training und dafür, das Maximum aus einer Situation zu machen.

Das Palmares von Sheila Gut-Lee ist beeindruckend. Sie hat in ihrer aktiven AmateurGolfkarriere nicht weniger als 7 Nationale Titel gewonnen (Match- und Strokeplay) und an 4 Weltmeisterschaften teilgenommen. Besonders hervorzuheben ist die Nomination für die Vagliano Trophy im Jahre 2005, dem Vergleich zwischen den besten Amateurspielerinnen vom europäischen Festland und den besten Spielerinnen von Great Britain & Ireland. Sheila Gut-Lee ist die erste Schweizerin seit 25 Jahren, welche an einer Vagliano Trophy teilnehmen durfte. Auf ihrem Zenit hat sie sich ihren persönlichen Traum erfüllt, sie heiratete im September 2005 und wurde im Juni 2007 Mutter. Nach einer Pause von insgesamt 4 Jahren meldete sie sich 2009 im aktiven Golfsport zurück.

Es war mir bewusst, dass der Erwartungsdruck in einer Comeback- Situation die mentale Stärke herausfordert. Das Teilnehmerumfeld wusste um meine vergangenen Erfolge, und sind wir ehrlich: die erbrachten Leistungen werden immer wieder an der Vergangenheit gemessen. Genau dies reizte mich und spornte mich an, mich voll in dieses Abenteuer zu stürzen. Ich wusste genau, was ich wollte, und setzte alles daran, das zu erreichen. Die Qualifikation für die Damen Nationalmannschaft war mein Ziel, dazu ein Platz in den Top-5 der Jahreswertung. Vierte im Order of Merit 2009 war zufriedenstellend, hatte ich doch erst Mitte Saison mit den ASG-Turnieren zu spielen begonnen. Es war mir wichtig, mich aus eigener Kraft für das Team zu qualifizieren.

Sich gegen die «Jungen Wilden» im LadiesTeam zu behaupten, das ist nicht so einfach. Starke Konkurrenz spornt mich aber an. Ich werde den jüngeren Team Mates mit meiner Erfahrung hoffentlich den einen oder anderen Tipp mit auf den Weg geben können. Das aktuelle Nationalteam ist eine wirklich tolle und bunte Truppe, und ich fühle mich da sehr wohl. Mit unserer neuen Nationaltrainerin Denise Lavigne wird dieses Schweizer Damen-Team noch einiges erreichen!»

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