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Die Wirkung eines Upgrades
Mitten in einer der landschaftlich schönsten, aber gleichzeitig auch wirtschaftlich schwierigsten Regionen der Schweiz, im Entlebuch nämlich, liegt ein Neunlochplatz, den mit Bestimmtheit viele Schweizer Golfer nicht kennen. Flühli-Sörenberg ist vor zehn Jahren eröffnet worden. Seither hat sich einiges verändert, im Luzerner Hinterland.
Sörenberg ist ein Wanderparadies auf der Schattseite des Brienzer Rothorns. Könnte man einen Artikel über einen Golfplatz stimmungsvoller eröffnen? Wohl kaum – und in der Tat. Der Club hier im Seitental des Entlebuch hat es nicht leicht, die Region liegt weit entfernt von den grossen Zentren, und das Gelände ist steil. Bei Flühli unterhalb von Sörenberg mit seinen 900 Metern über Meer ist das Tal relativ offen, weshalb man es schätzt, dass die ersten drei Holes des Golfplatzes flach verlaufen. Das heisst allerdings nicht, dass es sich um einfache Spielbahnen handelt: beim zweiten Loch, einem Par 3 von 136 Metern Länge, muss ein Inselgrün getroffen werden. Doch ab Loch Nummer 4 befindet sich der Spieler im voralpinen Gelände; es geht hügelauf, hügelab. Das macht den Platz natürlich schwierig zu spielen. Er hat ein Par von 35 und eine Gesamtlänge von 2555 Metern, und die sind nicht einfach zu bewältigen. Meistens sind neben den angezeigten Distanzen auch Höhenunterschiede zu den Greens in die Berechnungen einzubeziehen. Im schmalen Tal weht meistens Wind, und einige Greens sind eher klein. Geschenke macht der Golfplatz also keine.
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Dafür ist er gut im Schuss, und wer schon lange nicht mehr hier oben gespielt hat, dem kann versichert werden, dass sich Einiges geändert hat seit den Anfängen. Die Initianten der ersten Stunde hatten zusammen mit Platzdesigner Chilver-Stainer neun Golflöcher gebaut. Auf diesem rudimentären Sportplatz irrte der mittelmässig begabte Spieler eigentlich ständig im unübersichtlichen Gelände herum und suchte entweder seinen Ball oder den nächsten Fairway. Eine Runde Golf hier im hohen Rough, das war etwas Besonderes! Damals…
Denn das sind heute wirklich nur noch Erinnerungen. Bei einem Spaziergang auf dem Golfplatz von Flühli-Sörenberg kommt man aus dem Staunen kaum mehr heraus. Alles scheint anders geworden zu sein; Vorstand und Management haben die erste Version des Platzes – diejenige von 1997 – als Einladung dafür genommen, aus dem Rohentwurf einen ausgereiften Parcours zu machen. Ein Blick in die Runde – und auf unsere Fotos – zeigt, dass ihnen das bestens gelungen ist. Doch dafür waren zahlreiche Massnahmen notwendig.

Wie aus einem Guss
Am auffälligsten sind die Änderungen an einem der beiden Signature Holes, der Nummer 5. Hier stand man früher sozusagen «am Berg», musste einen Drive mit einem blinden Schlag in Richtung eines Miniaturfairways hauen, mit Out links, hohem Rough rechts und einem Bach voraus. Anschliessend ging es ans Ballsuchen, bevor eine steile Rampe hinauf und dann 120 Meter auf ein von hohem Rough eingefasstes Green mit den Dimensionen 10 mal 5 Meter zu schiessen war. Das man meistens natürlich nicht traf. Oder anders gesagt: in der Nähe von unspielbar.
Ums Green herum ist heute eine Zone reinen Semiroughs, aus welchem gut gechippt werden kann. Der ungepflegt überwucherte Bach von früher, der mit dem Approach überwunden werden musste, ist heute ästhetisch mit Holzbalken und Steinen gefasst, so dass man zumindest gut sieht, wo der Ball landet, wenn man denn schon noch daneben schiesst. Der Fairway dieses Holes ist deutlich breiter geworden, und das hohe Rough ist generell zurück gewichen.
Das neunte Loch ist verlängert worden und heute ein Par 5, das einigermassen ballsicheren Spieler die Chance gibt, das Green mit dem zweiten Schlag zu erreichen. Ein besonders attraktives Hole bleibt aber das zweite, welches mit seinem von drei Seiten von Wasser umgebenen Green jedem Spieler ein paar nervöse Zuckungen abringt. Nicht nur kann der Rückenwind zum mutigen Entscheid zwingen, deutlich weniger Club einzusetzen. Nein; ein Inselgrün ist immer spannend, ist für jeden schwer zu treffen und ist ein enormer Blickpunkt für einen Golfplatz.
Rustikal und gastfreundlich
Die Fahrt hinein ins Valley ist langwierig und erfordert Geduld; wer zusätzliches Pech hat, endet hinter einem
Postauto oder einem Fuhrwerk, und überholen ist hier schwierig. Die etwa 10 Kilometer ab Schüpfheim wollen ausgestanden sein; nach der Ortschaft Flühli kommt bald der Wegweiser zum Golfplatz. Wir befinden uns in einer touristisch noch nicht überreizten Region; die Häuser sind ziemlich einheitlich, ursprünglich – die Welt ist heil. Der Gast wird sich im kleinen Restaurant des Clubhauses schnell heimisch fühlen, wozu die unkomplizierte Art des Personals natürlich beiträgt.
Man gibt dem Besucher das Gefühl, hier willkommen zu sein. Die Schweiz ist ein enges, verwinkeltes Land, das oben auf dem höchstgelegenen Teil Europas sitzt. Dass ein Golfplatz in einem so engen Tal wie hier anders aussieht und anders zu spielen ist als irgendwo in den Weiten des flachen Kontinents, das versteht sich von selber. Die Berge prägen den Menschen, sie prägen auch das Golfspiel, das in Flühli-Sörenberg vor allem präzis sein muss. 300 Meter vom Tee muss man hier nicht drauf haben, aber ein gutes Kurzspiel hilft.

Ein Besuch hier hinten lohnt sich auf jeden Fall; gerade auch im Herbst, wenn die milde Sonne für grandiose Fernsicht und warme Herbstfarben sorgt!
Infos: der GC Flühli-Sörenberg hat gegenwärtig 270 Mitglieder. Die Aufnahmegebühr beträgt 2500 Franken, und auch die Jahresmitgliedschaften sind moderat. www.gcfs.ch