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Wo’s schon die Römer genossen

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«Ceterum censeo Carthaginem esse delendam» – Carthago muss zerstört werden – ein Zitat, das dem römischen Staatsmann Cato zugeschrieben wird, der die Macht im Süden als Bedrohung für das römische Reich einschätzte. Die römische Flotte rückte also aus und eroberte den schönen Flecken Erde im Norden von Afrika; bloss ein nautischer Katzensprung von Sizilien entfernt. Heute haben die Touristiker –und mit ihnen die Golfer – Tunesien entdeckt. Immer noch ein schöner Flecken, mit viel fruchtbarem Land und einer ordentlichen Industrie. Und ein paar wirklich sehenswerten Golfplätzen.

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Carthago wurde also 146 vor Christi angegriffen, bis auf sie Grundmauern niedergemacht, und die Römer unterwarfen sich den milden, im Winter klimatisch sehr angenehmen Streifen Afrika, auf dem im Altertum noch viel mehr Essbares kultiviert werden konnte als heute. Carthago heisst heute der internationale Flughafen von Tunesien, Vorort der Hauptstadt Tunis. Einige der bekannten touristischen Destinationen liegen aber weiter im Süden; zahlreiche Charterflieger landen deshalb in Monastir. Oliven, Wein, Früchte, Gemüse, Getreide; das sind nicht nur die Produkte der tunesischen Landwirtschaft, sondern auch die Zutaten der einheimischen Küche, angereichert durch Fleisch, Geflügel und Fisch. Daneben aber spriesst das Gras, was Golf neben dem notorischen Strand-Tourismus in den Sommerferien zu einem aufstrebenden Devisenbringer gemacht hat. Zu diesem Thema ist auch wissenswert, dass die verarbeitende Industrie, mit einem Schwergewicht im Textilen, die Haupteinnahmequelle Tunesiens ist.

Golf in einem anderen Kulturkreis? Nun ja, das ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. El Kantaoui, das ist weder St. Andrews noch Pebble Beach. Allerdings empfiehlt es sich, zuerst einmal mit den positiven Argumenten Bekanntschaft zu machen, bevor Einwände gemacht werden, welche sich beim genaueren Hinschauen vielleicht als Vorurteile erweisen.

Und positive Punkte gibt es haufenweise, wie die GolfSuisse-Redaktion Mitte März 2006 herausgefunden hat. Mit ein paar Dutzend neuen Golfschlägern im Gepäck waren wir zum Testen Gäste auf der 36-Loch-Anlage von Port El Kantaoui, zu einem Zeitpunkt, als in der Schweiz wegen des frischgefallenen Schnees auf keinem einzigen Golfplatz normal gespielt werden konnte. Das zeigt schon mal, wie angenehm es sein kann, bei 20°Celsius, blauem Himmel und sattgrünen Fairways von Minustemperaturen in der Schweiz zu hören – und sich keine Sorgen machen zu müssen. Golf in Tunesien, das ist wintersicher, allerdings bei einem wechselhaften Wetter, aber auf richtigen Greens und auf festem Boden!

Friendly Game

Ums Mittelmeer herum hat der Handel eine lange und reiche Geschichte. Man hat nicht nur in Tunesien ein sicheres Gespür für das Geschäft und hat deshalb wenig Schwierigkeiten, sich auf die Wünsche des Kunden einzustellen. Die Kunden: das sind gegenwärtig Golfspieler, Taucher, Reiter, Jäger, Rallyefahrer, Kulturfans oder Wüsten-Spaziergänger. Allzu grundsätzlich nimmt man es hier nicht, weshalb in den Restaurants Bier und Wein an der Tagesordnung sind – Religion wird dem Business durchaus untergeordnet.

Auch auf dem Golfplatz. Es gibt wenig Einheimische, die das Golfspiel zur eigenen Religion erhoben haben; es gibt indessen durchaus ein paar fähige Pros (und natürlich ein tunesisches Open, das auch schon in El Kantaoui stattgefunden hat). Und es ist absolut als angenehm einzustufen, dass die Tunesier auch ein ausserordentliches Talent dafür entwickelt haben, die Gäste willkommen zu heissen – so, dass sich diese wirklich auch willkommen fühlen. So wird man auf einem Golfplatz in Tunesien bald einmal heimisch sein, kennt die entscheidenden Leute und hat schätzen gelernt, dass eine kleine Aufmerksamkeit zur rechten Zeit mehr zu bewegen vermag als noch so gute Argumente (oder als die sattsam bekannte westeuropäische Ungeduld...).

Man ist freundlich zueinander auf dem Golfplatz, was eigentlich der ursprüngliche Sinn des Spiels ist. Allerdings gibt es auch hier eine Hochsaison; und da können durchaus auch mal sehr viele Leute gleichzeitig spielen wollen. Da hilft nur das rechtzeitige Reservieren von Startzeiten und das Sich-Einstellen auf eher lange Golfrunden. Golf ist ein Business – in Florida, in Portugal, in Spanien, in Südafrika und in Tunesien.

Ein echter Challenge

Doch was ist von Golfplätzen in Tunesien wirklich zu halten? Ronald Fream, der den Neubau des GC Montreux geleitet hat, ist der Designer der 36 Holes von El Kantaoui. Einmal Par 72, einmal sogar Par 73, beide Plätze von ganz hinten länger als 6200 Meter und alles andere als topfeben: zusammen mit dem immer mehr oder weniger wehenden Wind ergibt sich ein echter Test, ein wirklicher Gradmesser. Wer es hier trifft, der wird anschliessend auch auf seinem Heimplatz in der Schweiz zuschlagen können. Dabei sind beide Plätze (Panorama Course und Sea Course) so angelegt, dass immer wieder angenehme Driving Holes mit breiten Fairways dazu einladen, voll durchzuziehen. Dagegen warten um die Greens herum knif-

Geniessen Sie aussergewöhnliche Golfferien im Domaine de Divonne. Aufenthalt im Grand Hotel in Frankreich, nur 10 Minuten entfernt von Genf und Golfrunden auf unserem 1931 erbauten 18-Lochplatz.

Ab 115.– € pro Person/ Tag (im Doppelzimmer, mind. 2 Nächte), inbegriffen Traditionszimmer im GrandHôtel, Frühstücksbuffet, 1 Glas Champagner, 1 Greenfee für 18 Löcher pro Tag auf unserem Golfplatz.

Freizeitangebot: Fitness im Grand Hotel, Whirlpool, Sauna, Dampfbad, Massagen mit ätherischen Ölen, geheiztes Freibad sowie Wassergymnastik, Tennis, Abende in einem der ersten Kasinos von Frankreich, 355 Spielautomaten, Roulette. Sportliche Betätigungen wie Mountain Bike, Bogenschiessen usw.

5 Restaurants zur Wahl, darunter «La Terrasse», 1 Stern im Michelin Führer. Zufahrt über Autobahn A1, Ausfahrt Coppet – Divonne

Domaine de Divonne Avenue des Thermes

01220 Divonne-les-Bains – F

Tel. (00 flige Aufgaben – beide Plätze sind moderne Resort Courses, so konzipiert, dass alle Spielstärken ihren Spass haben.

Aber El Kantaoui ist nur eines der Beispiele von attraktiven Golfplätzen in Tunesien. Es gibt weitere Parcours in der Region um Tunis, aber auch ein paar Plätze ganz im Süden, um Monastir und Djerba. El Kantaoui hat den Vorteil, dass Hotels, Apartments zum Mieten und der Golfplatz auf engem Raum beieinander liegen, was die lästigen Transfers im Taxi auf eine bis zwei Minuten reduziert.

Logieren kann man hier in einem der am Meer gelegenen Hotels (das schickste ist das Hasdrubal Thalassa & Spa –siehe Kasten) oder in einem Apartment um die Marina herum. Das ist auch gleich die touristische Flaniermeile mit zahlreichen Bistros und Shops. Denn, nicht wahr, auch die längste Golfrunde ist einmal zu Ende. Die Hasdrubal-Gäste verziehen sich in die Wellness-Landschaft, die Beach Bums tummeln sich am schneeweissen Sandstrand, und die echten Schweizer Golffans haben längst mit Mohamed, Hassan oder Ridha Freundschaft geschlossen und sitzen an der Clubhaus-Bar beim Bierchen, um von Birdies, Doppel-Pars oder noch Üblerem zu berichten. Die drei sprechen nach langen Jahren in Diensten von Schweizer Golfclubs perfekt deutsch und sind immer für Small Talk zu haben. Auch wenn das Thema auch in El Kantaoui immer nur das gleiche ist – Golf. Klargestellt werden sollte noch ein letzter, praktischer Punkt. Wer sein privates Trainings-Camp mit täglichen 18 Löchern (je nach Saison zu einem Preis von 60 bis 80 Franken zu haben) durchstehen will, der muss auch essen. Die einheimischen Spezialitäten sind sehr zu empfehlen und im Normalfall, anders als es das Vorurteil haben möchte, frei von unangenehmen Nebeneffekten à la Montezumas Rache. Zur Not hilft ein regelmässiger Schluck Bucha (Feigenschnaps) und ausreichend Pfeffer im Couscous!

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