
7 minute read
Rasen
In der zweiten Folge der kleinen Golf-Suisse-Serie über Pflege und Unterhalt von Golfplätzen geht es um die Pflanzen, auf welchen wir spielen. Gras. Rasen. Es existieren eine Unzahl von Rasensorten; wird eine ungünstige Variante gewählt, sind Probleme vorprogrammiert. Jede Sorte hat ihre Eigenheiten, welche das Spiel und die Scores mehr als nur leicht beeinflussen können.
Wenn jemand glaubt, ein Golfplatz sei einfach eine x-beliebige Wiese, die man flächendeckend auf Bürstenschnitthöhe runtermäht, dann kann das wohl nur ein Golfer sein. Denn unter den Clubspielern findet man genügend Leute, die nicht die geringste Ahnung von der Komplexität der Golfplatzpflege haben. Man kann ihnen deswegen nicht einmal einen Vorwurf machen: wer die Platzreifeprüfung bestehen will, muss sich mit solchen Fragen nicht auseinandersetzen.
Advertisement
Auch wenn Golf eine immer aufwendigere Sache geworden ist, wird es noch immer auf Rasen gespielt. Traditionellerweise, also in den Urvorzeiten des Spiels, begnügte man sich tatsächlich und auch mangels Alternativen mit demjenigen Gras, das schon auf der Wiese gewesen war. Doch selbstverständlich beschäftigten sich die Gärtner und die Rasenhersteller schon bald damit, neue Sorten zu züchten, die den Anforderungen im Bereich des Sportplatzbaus besser entsprachen. Mit den neuen, besseren Sorten stiegen auch die Ansprüche der Spieler, was in Europa mit dem Beginn des Golfbooms in den 80-er Jahren zu einem Aufholen auf das Niveau der USA geführt hat. Es war das Ende der struppigen Fairways, der holprigen Greens und des ungepflegten Roughs. Um den Zustand eines Golfplatzes zu beschreiben, bedient man sich heute Wörtern wie «maniküriert»!
Als Folge dieser Entwicklung mussten sich auch die Greenkeeper auf die neuen Verhältnisse einstellen. Auf alten Plätzen wurden andere Sorten angesät, während bei neuen Projekten schon der Aufbau der Spielflächen für die neuen Rasensorten vorbereitet wird. An Informationen aus der sehr rührigen Branche der Hersteller von
Saatgut fehlt es nicht – schliesslich wollen sie ihre Produkte ja an den Mann (oder auf den Platz) bringen. Auf einem Golfplatz gibt es verschiedene Typen von Rasenflächen. Alle Greens zusammen machen im Durchschnitt eine Gesamtfläche von einer Hektare aus. Um die Greens herum liegen die Vorgrüns (vielleicht zwei Hektaren); auch die Abschläge addieren sich zu einer Hektare. Die Gesamtfläche aller Fairways liegt bei etwa 20 Hektaren, und das Rough macht noch einmal 20 bis 30 ha aus. Zusammen beansprucht ein 18Loch-Platz also je nach Konzeption 40 bis 60 Hektaren. Selbstverständlich handelt es sich da bloss um eine grobe Annäherung, die aber immerhin zeigt, wie gering der flächenmässige Anteil der Greens ist. Trotzdem sind es gerade die Greens, welche für die Einstufung eines Golfplatz massgebend sind. Das bestätigt auch der Greenkeeper des GC Lausanne, Laurent Liatard: «Die Qualität der Greens wird immer das zentrale Anliegen des Greenkeeping sein. Wir streben eine homogene Oberfläche an, auf welcher der Ball den Bodenkontakt beim Rollen möglichst nie verliert. Dazu sollte er auch perfekt auf der Linie bleiben und nicht seitwärts abgelenkt werden. Die Dichte des Graswuchses ist wichtig, und seine Regelmässigkeit. Alle 18 Greens sollten die gleichen Eigenschaften haben. Ein ebenfalls wichtiger Punkt ist die Farbe der Greens: diese sollten möglichst grün sein, nicht zuletzt aus ästhetischen und aus psychologischen Gründen.»
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Greens mit einer Rasensorte bedeckt sein, welche Elemente wie Bodenbeschaffenheit, Höhe, Klima,
Regenmenge und umliegende Flora berücksichtigt. Diese agroklimatischen Bedingungen lassen es geraten erscheinen, eine indigene Sorte zu wählen, welche in der Regel robuster ist als eine im Milieu nicht heimische Sorte. Aber bei der Auswahl der Rasensorte für die Greens fallen Vorentscheidungen bezüglich Aufwand des Unterhaltes und des Budgets, das durchaus in agronomische ... pardon: astronomische Höhen wachsen kann.
Greens noch etwas genauer
Wie bereits erwähnt werden heute Dutzende von Rasensorten angeboten, die sich zudem in ständiger Weiterentwicklung befinden. Welches sind nun die in der Schweiz am häufigsten Sorten?
• Agrostis Stolonifera ist weit verbreitet und umfasst zum Beispiel auch sehr alte Varianten wie Penncross (1923 eingeführt), Pennlinks (1950) oder neue Varianten wie Penn A1, Penn A4 oder das L93, die in den 90-er Jahren auf den Markt kamen. Die Gräser der Agrostis-Familie verlangen einen regelmässigen Unterhalt mit viel Sand, mit Aerifizieren und Verticutieren, weil sie sehr viele Triebe (bis 120000 pro m2) bilden können und sich sonst Moos einnistet. Kurzes Schneiden – bis auf 3 mm – ist notwendig. Bei mangelhafter Pflege degenieren diese Sorten rasch und werden hässlich.
• Agrostis Tenuis ist etwas weniger anspruchsvoll im Unterhalt. Die Intervalle zwischen dem Sanden lassen sich ausdehnen. Neue Sorten wie Denzo, Bardot oder Orient gehören zu dieser Art. Golfplätze mit engem Budgetspielraum entscheiden sich häufig dafür und nehmen den Nachteil von generell etwas weniger schnellen, weniger präzisen Greens in Kauf. Man könnte diese Sorte als etwas rustikaler einstufen.

• Eine sehr ursprüngliche, robuste Sorte ist der Rotschwingel (Festuca rubra). Sie zeigt eine eher gedämpftes Grün, gibt aber sehr gute Putt-Oberflächen bei relativer Anspruchslosigkeit, weil sie weniger Triebe macht. Viele Golfplätze in Schottland oder Irland sind damit eingesät, gleich wie der Platz von Leuk.
• Poa Annua ist eine in der Schweiz weit verbreitete Art. Jeder Golfer hat diese Bezeichnung schon gehört und vielleicht festgestellt, mit welchem Abscheu die Greenkeeper sie aussprechen. Sie nistet sich selber ein, wird vom Wind herangeführt und verdrängt alle anderen Grassorten. Kein Architekt oder Greenkeeper würde sie wählen, weil sie eine Form von Parasit ist, die schwierig zu bekämpfen ist. Befällt sie ein Agrostis-Green, dann verschwindet das Agrostis mit der Zeit vollständig, was auf älteren Plätzen mit Greens, die schon lange nicht mehr von Grund auf erneuert worden sind, öfters geschieht. Auch in nicht ausgebesserten Pitchlöchern kann sie sich rasch einnisten. Poa kann erkannt werden an den hellen Flecken, die sich im Frühling bilden und die das Putten stören. Poa hat aber auch Vorteile: es erträgt zu radikales Mähen problemlos und regeneriert sich rasch wieder. Neben den farblichen Nachteilen reagiert es empfindlich auf den Befall von Bakterien oder Pilzen und erträgt extreme Temperaturen schlecht. Während ein Agrostis -30°C oder noch kälter ohne weiteres übersteht, stirbt Poa bei -15°C bereits ab, spe-
Welche Hitze!
In heissen Regionen – Spanien, Portugal, Nordafrika, Florida, Arizona, Australien zum Beispiel – werden Grassorten angesät, welche viel tiefer reichende Wurzeln bilden, was es ihnen erlaubt, mit einer vernünftigen Wassermenge heisse Temperaturen zu überleben. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Cynodon dactylon, gemeinhin Bermudagras genannt; es existiert in zahlreichen Varianten. Sie sind auf die unterschiedlichen Verhältnisse auf Green, Fairway oder im Rough getrimmt worden.
Die günstigsten Temperaturen für die bei uns gängigen Sorten liegt zwischen 16°und 24°Celsius. Bermuda dagegen hat es gerne um 30°; fallen die Temperaturen auf 10°, stoppt das Wachstum, und wird es noch kälter, so verfärben sich die Blätter heller. Das erfordert es, ein sogenanntes Wintergras – meistens Ray Grass oder Poa Annua – anzusäen, um akzeptable Spielbedingen zu behalten; diese Technik wird «Overseeding« genannt, was auf zahlreichen Plätzen auch auf den Fairways geschieht, um diese grün zu behalten. Das ergibt dann einen attraktiven Kontrast zwischen den sattgrünen Spielbahnen und dem gelblich-braunen Rough.
Das ist ein Grund, im Oktober nicht nach Arizona zum Golfspielen zu reisen, weil viele Plätze geschlossen oder zumindest wegen dieses Overseeding unattraktiv zu spielen sind. Myrtle Beach in South Carolina beispielsweise eignet sich im Herbst besser: hier regnet es häufiger, weshalb hier Sorten wachsen, die im Winter nicht absterben und kein Overseeding verlangen.
ziell wenn es unter einer Eisschicht liegt. 2003 hat man sehen können, dass auch zu heisses Wetter ein Problem für Poa ist. Ausschalten lässt es sich indessen nicht, weder bei uns noch im restlichen Europa oder in den USA. «Es läuft eine ziemlich intensive Forschung um Poa herum,» weiss Liatard. «Die verbesserten Varianten werden sich wahrscheinlich sogar zum Ansäen eignen. Eine andere Lösung wäre es, wenn endlich ein Herbizid gefunden würde, dass Agrostis gegen Poa-Befall unempfindlich machen würde. Ich gehe davon aus, dass diese Substanz bald in den Handel kommt. Das würde einige unserer Probleme aus der Welt schaffen.»
Weitere «Problemzonen»
Der Fachbegriff aus der Schönheitschirurgie ist berechtigt: Golfplätze müssen auch schön aussehen. Dabei spielen die Grassorten eine entscheidende Rolle, und der «Chef» in dieser Beziehung ist das englische Ray Grass (Lolium perenne). Es eignet sich ausgezeichnet für die Abschläge, weil es robust und schnell regenerierend ist. Es hat ähnliche Eigenschaften wie das bei uns heimische Poa parentis, das häufig für Sportplätze verwendet wird, weil es trittfest ist, also mechanische Beanspruchung gut erträgt und Löcher rasch regeniert. Auf den Vorgrüns werden nicht selten auch Kombinationen eingesetzt, wie Ray Grass mit Rotschwingel. Weniger heikel präsentiert sich die Situation auf den Fairways, wo sich zahlreiche Grassorten eignen; man berücksichtigt mit Vorteil die klimatischen Verhältnisse, die Bodenbeschaffenheit, die Möglichkeiten der Bewässerung und den Aufwand, den man treiben möchte. Wo die Fairways perfekt aussehen sollen, kann sogar Agrostis Stolonifera angesät werden; so oder so wird auch hier Poa Annua einwandern, was eine permanente Kontrolle erfordert. Es gibt übrigens auch Fairways aus Poa. Agrostis-Fairways dagegen benötigen sandige Böden, die das Wasser sofort ableiten, regelmässige Bewässerung und nahezu tägliches Mähen, bringen aber traumhafte Spielbedingungen – allerdings verbunden mit hohen Unterhaltskosten!
Rough: ebenfalls ein Problem Neben den Spielbahnen wird es unattraktiv, vor allem für die Golfspieler. Auch die Platzpflege reduziert sich hier drastisch, weshalb heimische Pflanzen das Sagen haben. Als Gras müssen robuste Arten verwendet werden, was sich auf den sportlichen Teil ungünstig auswirken kann: schwierig zu spielen. Besonders widerstandsfähig gegen Temperaturschwankungen sind die verschiedenen Festuca-Arten, die kaum Pflege und keine Bewässerung verlangen.
Rasensorten: Klima, Budget, Ökologie, Frequenz auf dem Golfplatz und die sportlichen Vorgaben für einen Platz spielen in einen schwierigen Evaluationsprozess hinein, der sicherlich niemals Resultate ergeben kann, mit denen alle zufreiden sind. Erste wichtige Entscheidungen fallen beim Bau eines neuen Golfplatzes. Wie gesehen sind die Aspekte der Platzpflege aber so komplex, dass Konzessionen immer gemacht werden müssen. Die Greenkeeper haben ein Interesse, sich voll für ihre Aufgabe einzusetzen und einen perfekt gepflegten Golfplatz als Ausdruck ihres Berufsstolzes anzusehen. Wir Golfspieler dagegen wissen, dass Gras Zeit braucht, um zu wachsen, und dass Wunder selten sind. Am besten unterstützen wir die Greenkeeper, indem wir Pitchlöcher sofort reparieren, Divots zurücklegen und dem Greenkeeper auch mal signalisieren, dass die Greens «heute wieder einmal wirklich sehr schön zu spielen waren»...
■ Jacques Houriet
Besseres Sehen beim Golfsport
Verschiedene Faktoren beeinflussen das Sehen. Neben den Lichtverhältnissen sind vor allem beim Sport auch die individuellen Fehlsichtigkeiten bei der Wahl der Sehhilfe von entscheidender Bedeutung.
Neuartige Contactlinsen und Brillengläser ermöglichen durch Optimierung von Blendverhalten und gesteigerten optischem Kontrast entscheidende Verbesserungen und somit Leistungssteigerungen. Speziell für den Golfsport wurden neue Technologien entwickelt.
Wir beraten Sie gerne.Eschmann – Contactlinsen
Augenoptik und Optometrie
Kramgasse 54, 3000 Bern 7
Telefon 031 311 73 13 info@eschmann-contactlinsen.ch www.eschmann-contactlisnen.ch