8 minute read

Eintritt frei –aber nur für Zuschauer!

«Mitmachen ist wichtiger als Siegen» – das war das Motto von Pierre de Coubertin für die Olympischen Spiele der Neuzeit. Heute geht es im Sport ganz anders zu und her: der Sieg steht über allem. So gesehen ist Golf ziemlich rückständig; denn zahlreiche

Pros werden nie eine Chance auf einen Sieg bekommen, machen aber trotzdem immer wieder mit. Der Weg von einem ersten «Mitmachen» hinauf in die Spitze ist extrem steil, extrem selektiv; und an der Spitze geht es auch vor allem um den Sieg. Es ist deshalb von besonderer Bedeutung für unsere besten Playing Pros, dass sie nun im eigenen Land eine weitere Startmöglichkeit in einer europäischen Tour bekommen – auch oder gerade weil es «nur» die zweite Liga ist. Wylihof könnte zu einem Sprungbrett für einen der Unseren werden!

Advertisement

Die Zeiten, wo sich jeder junge Golfer mit einem ordentlichen Schwung schon Überlegungen zu seiner Profikarriere anstellen konnte, sind längst vorbei. Eine perfekte Technik gehört heute schon bei den Amateuren zu den Grundvoraussetzungen; Erfolge bei den Pros setzen auch überdurchschnittliche mentale und athletische Fähigkeiten voraus und sind nur mit einer Portion Glück möglich. Das will nichts anderes sagen, als dass auch in der «zweiten Liga» Europas, in der Challenge Tour nämlich, absolutes Spitzengolf geboten wird. Die besten 15 der Order of Merit steigen Ende Jahr auf und spielen in der European Tour – meistens mit guten Chancen. Blickt man zurück, so sind viele Stars der Gegenwart durch die harte Schule der Challenge Tour gegangen. Michael Campbell zum Beispiel, der Sieger des letztjährigen US Opens, gehört dazu, oder auch der Däne Thomas Björn. Das war Anfang der Neunziger Jahre, als die Schweiz mit dem Interlaken Open, dem Neuchâtel Open, dem Open von Ascona, dem Memorial Olivier Barras oder dem Rolex Open von Genf einige Startgelegenheiten der Challenge Tour zu bieten hatte. Übriggeblieben ist davon nur das Rolex Open, welches aber als Pro-Am und auf Einladung ausgetragen wird und deshalb für Nachwuchs-Schweizer keine echte Startmöglichkeit ist. Umso erfreulicher ist es deshalb, dass auf Initiative der ASG, ihres Präsidenten Martin Kessler und ihres General- sekretärs Johnny Storjohann hin nun mit der Credit Suisse Challenge wieder ein Turnier der Challenge Tour mit einem vollen Feld von 156 Teilnehmern in der Schweiz organisiert wird. Die Vereinbarungen sehen eine mindestens dreijährige «Lebensdauer» vor – es darf aber gehofft werden, dass es mehr werden, wenn sich das Projekt bewährt.

«Wylihof is the place»

Der Beitrag, den dieses Turnier zur von Kessler formulierten ASG-Zielsetzung – konsequentes Fördern des Spitzengolf – leistet, darf nicht unterschätzt werden. Neben der Tatsache, dass eine Reihe von Schweizer Pros plus sechs Amateure zu einer weiteren

Startchance auf europäischem Level kommen, eröffnen sich so zahlreichen Schweizern auch Startgelegenheiten im Ausland; zwischen den Veranstaltern der Turniere in allen Ländern wird ein kompliziertes Austauschsystem von Einladungen gepflegt, nach dem Motto «eine Hand wäscht die andere». Davon werden zahlreiche Schweizer im späteren Verlauf der Saison profitieren können. Solche Starts dienen in erster Linie dem Sammeln von Erfahrungen, dem Anhäufen von Preisgeldern und – es könnte ja auch mal einer gewinnen! Was ein solcher Sieg wert sein könnte, lässt sich kaum abschätzen: es könnte die Initialzündung zu einer Karriere à la Paolo Quirici sein, unserem besten Playing Pro aller Zeiten.

Die Organisatoren der Credit Suisse Challenge können 50 der 156 Startplätze selber verteilen; 6 sind der ASG für ihre besten Amateure vorbehalten, und die restlichen 100 werden natürlich an die Spieler der Challenge Tour gemäss deren «Exempt Status» vergeben. Diese 50 «Schweizer» Startplätze teilt die Swiss PGA auf: für die ersten Zehn der Order of Merit 2005, die fünf Besten der aktuellen Jahresrang-

André Bossert, Raphael de Sousa, Martin Rominger, Nicolas Sulzer, RobertWiederkehr (von links): Schweizer Pros werden stark beachtet werden am CreditSuisse Challenge.

Stefan Gort, Club-Manager von Wylihof, scheint sich jedenfalls auf das Event zu freuen…

Challenge auch für die Organisation

Die ASG, welche in der Konzipierung der Credit Suisse Challenge federführend war, die Organisation aber natürlich nicht selber hat übernehmen können, beauftragte die in Basel tätige Agentur ZIPA damit, das Event durchzuführen. Eric Lüscher, der Direktor, hat Erfahrungen mit Golf-Events, hat sich aber mit seinem Team von vier Mitarbeitern vor einem grossen Schritt nach vorne gesehen. «Wir bringen zwar viel Erfahrung ein, gerade auch im Umgang mit Sponsoren im Rahmen von Amateurturnieren. Ein so grosses Turnier verlangt aber einiges in Bezug auf die Koordination aller Interessen. Ein wichtiger Punkt ist die durchwegs vorhandene, professionelle Denkweise bei allen involvierten Partnern; insbesondere auch beim Golf Club Wylihof mit seinen hervorragend geeigneten Strukturen. Die Credit Suisse Challenge ist unser bisher grösstes Mandat.»

Preisgelder

Während auf der European Tour per Ende 2006 rund 100 Millionen Euro an Preisgeldern verteilt worden sind, bringt es die Challenge Tour gerade mal auf insgesamt etwa 5 Millionen Euro. So hoch ist in der Euro-Tour beispielsweise das Preisgeld der Dunhill Links Championship, welche im Oktober in St. Andrews ausgetragen werden! In einer einzigen Woche auf der European Tour liegt also so viel drin wie während des ganzen Jahres in der zweiten Liga. Doch schon um hier spielen zu können, muss man sich durchbeissen. Noch weiter unten, auf der Alps Tour, werden noch kleinere Siegerchecks ausbezahlt. In die Challenge Tour steigen die besten der Alps Tour auf; dazu ist hier spielberechtigt, wer die zweite Runde der Q-School übersteht, aber die Top-35 verpasst (welche die direkte Qualifikation für die European Tour bedeutet). Ebenfalls in der Challenge Tour darf spielen, wer sich im Vorjahr in der Order of Merit unter den besten 100 klassiert hat. Dazu kommen einige weitere Möglichkeiten, die hier aufzuzählen zu weit gehen würde.

Preisgeldberechtigt sind natürlich auch die 15 Schweizer Pros, welche die Swiss PGA nominieren darf; dagegen nicht die Amateure. Amateure spielen eben gerade nicht für Preisgelder; solche dürfen sie erst akzeptieren, wenn sie den Übertritt zu den Pros vollzogen haben. Damit verlieren sie dann aber die Startberechtigung bei allen Amateurturnieren; ein Mitglied der Nationalmannschaft zum Beispiel gehört ab einem solchen Übertritt automatisch ab sofort nicht mehr zum Team.

Die Schweizer an der Credit Suisse Challenge

Mitglieder der Challenge Tour:

André Bossert, Julien Clément, Raphaël de Sousa

Aus der Order of Merit 2005: Robert Wiederkehr, Ronnie Zimmermann, Marcus Knight, Alexandre Chopard, Franco Li Puma, Carl Robinson, Jann Schmid, Marc Chatelain, Paul Dougan.

Dazu kommen die fünf Besten in der Order of Merit 2006, die in der obigen Liste noch nicht enthalten sind. Unter ihnen befinden sich auch die beiden Jungpros, die auf diese Saison hin den Übertritt gewagt haben; Martin Rominger und Nicolas Sulzer. Die definitive Selektion erfolgt aber nach Redaktionsschluss; die obigen Namen dürften aber grosse modo stimmen.

Die ASG hat Roger Furrer, Marc Dobias und Alessandro Fischer fest selektionniert. Weil gleichzeitig auch die British AmateurChampionship stattfinden, wo Damian Ulrich, Tino Weiss und Sandro Tan-Piaget die Qualifikation spielen, sind aus diesen drei nur diejenigen inWylihof am Start, welche in Grossbritannien nicht ins Matchplay vorstossen.

Sponsoren

Die Credit Suisse hat bereits vor Jahren die Nachwuchsförderung als einen der Schwerpunkte ihrer Sponsoring-Philosophie definiert. So fördert die Bank auch im Golf junge Talente und begleitet Nachwuchsspieler auf dem anforderungsreichen Weg an die Spitze. Ein Drittel des Sponsoringbeitrags der Credit Suisse an die ASG fliesst zweckgebunden in die Nachwuchsförderung zur Unterstützung wichtiger Projekte wie die «Credit Suisse Junior Tour», die «Credit Suisse Junior Golf Academies» und «Girls & Golf».

Damit sich die Schweizer Golfprofis international behaupten können, ist auch auf der Elitestufe eine zielgerichtete Förderung eminent wichtig. Die Credit Suisse ist deshalb Titelsponsorin der Credit Suisse Challenge, einem Event der Challenge Tour.

Weitere Sponsoren der Credit Suisse Challenge sind Rolex, die ASGI und der Swiss Golf Pro Supporter Club.

Als Co-Sponsoren werden die Unternehmen Roth Gerüste, Swisspor und Pyramide Klinik geführt.

Schliesslich figurieren in der Kategorie «Suppliers» (also Lieferanten): ROS Offset Service AG, Aare Seeland Mobil, Gäupark Egerkingen, Mövenpick Egerkingen, Jacobsen und Obrist Weine Vevey.

liste und 35 Plätze für Gegengeschäfte mit ausländischen Organisatoren. André Bossert, Julien Clément und Raphael de Sousa, welche Mitglieder der Challenge Tour sind, fallen dabei nicht in diese Kontingente, weil sie direkt startberechtigt sind. Was, zusammengefasst, nichts anderes bedeutet, als dass im Rahmen der Credit Suisse Challenge auch eine richtiggehende «Offene Schweizer Meisterschaft» stattfindet – unsere Allerbesten werden lückenlos an den Start gehen. Die Bühne für diesen Showdown könnte nicht besser gewählt sein: Wylihof liegt verkehrsmässig sehr günstig (A1, Ausfahrt Wangen an der Aare oder Solothurn Ost) und ist der längste Golfplatz der Schweiz.

Showdown der Longhitter

Mit 6580 Metern hat der vor elf Jahren erst eröffnete Championship Course das Gardemass der Tour; und zahlreiche Championships haben hier auch bereits stattgefunden, wie die «Internationaux de Suisse 2003» oder die Swiss PGA Championship. Neben der reinen Länge, welche den Zuschauern die Gelegenheit verschafft, den wirklichen «bösen Buben», also den Weitenjägern live zuzusehen, wird es auch spannend sein, wie sich 150 Pros punkto Score hier aus der Affäre ziehen. Passables Wetter vorausgesetzt, dürften einige sehr tiefe Scores geschrieben werden. CoSponsor ASGI hat zudem einen Spezialpreis für den Longest Drive ausgesetzt, so dass spektakuläres Golf quasi garantiert ist.

Doch Wylihof ist nicht nur lang, sondern auch flach und extrem zuschauerfreundlich. Entlang der breiten Fairways haben Zuschauer ungehinderten Blick aufs sportliche Geschehen; an zahlreichen Stellen flankieren Mounds (kleine Aufschüttungen) die Fairways oder erlauben eine leicht erhöhte Beobachtungsposition im Bereich der Greens. Dazu ist die Infrastruktur im Bereich des Clubhauses, das Practice und auch das Parkplatzangebot so, dass nicht nur keine Probleme zu erwarten sind, sondern sogar von einem äusserst attraktiven Angebot für die Zuschauer gesprochen werden muss – die dazu erst noch keinen Eintritt zu bezahlen haben!

Wylihof ist neuerdings auch nationales Trainingszentrum der Swiss PGA. Trainingstage, Seminare, die Mitgliederversammlung der PGA sowie auch Turniere finden hier statt; die Credit Suisse Challenge ist also auch so gesehen am richtigen Ort, wie Stefan Gort, neuer technischer Direktor von Wylihof, unterstreicht. «Unsere Strukturen eignen sich hervorragend; neben zahlreichen Nutzräumen und einem grossen Restaurant sind auch die Trainingsanlagen grosszügig dimensioniert. Abgesehen davon: wir haben noch Plätze frei für Mitglieder!»

Diese – die Mitglieder nämlich – galt es bei solchen Engagements denn auch korrekt zu behandeln und einzubinden. Denn ohne eine grosse Zahl von freiwilligen Helfern kann ein solches Turnier nicht durchgeführt werden; und da kommen in erster Linie die Clubmitglieder in Frage. «Wir haben rund 200 Einsätze zu zweieinhalb Stunden berechnet, verteilt auf die Turniertage», führt Gort aus. Selbstverständlich rückt Wylihof nun auf in die Elite der europäischen Turnierplätze, was mit einem ansehnlichen Prestigegewinn verbunden ist. Das wiegt den kleinen Nachteil (der Platz bleibt eine ganze Woche lang für die Mitglieder «off limits») mehr als auf!

■ Jacques Houriet

den werden, wobei diese Einladungen von der ASG vergeben werden. Neben den besten Europäerinnen und den besten Schweizerinnen wird ein Feld von 120 Spielerinnen in Losone an den Start gehen können. Ein ernstes Wort um den Sieg wird sicherlich Laura Davies mitreden: sie hat in ihrer Karriere bereits über 50 Turniere gewonnen und wird «la femme à battre» sein. Die Frage ist, ob sich ihr Golfspiel auf dem Platz von Losone voll wird entfalten können.

Ein Stadium Course

Für den Zuschauer ist der Golf Gerre Losone – der übrigens auch zum Selber-Spielen empfohlen werden kann –besser geeignet als manch anderer Parcours. Die Anlage ist offen, und zwischen vielen Spielbahnen verlaufen «Mounds», also kleine Hügelketten, welche dem Amateur immer wieder in die Quere kommen. Mehr als ab und zu mit einem verirrten Ball in diese Mounds werden die Ladies sich aber mit den variantenreichen, clever angelegten Green-Komplexen herumschlagen, wo Chippen und Pitchen nicht ganz leicht sein wird, und wo das Putten auf den schnellen, mässig ondulierten Greens auch nicht die einfachste Sache der Welt sein wird. Diese Mounds entlang der Fairways und um die Greens herum eignen sich aber hervorragend als natürliche Zuschauerrampen; Gerre Losone ist, genau betrachtet, fast ein Stadium Course, auf dem das Spiel der Cracks ausgezeichnet beobachtet werden kann.

Natürlich: wenn schon ins Tessin, dann gleich für ein paar Tage. Der 18-Loch-Platz von Patriziale Ascona liegt bloss fünf Minuten entfernt, und es lässt sich jetzt schon ahnen, dass viele Deutschschweizer das Zuschauen in Losone mit dem Spielen in Ascona kombinieren werden. Schliesslich muss man sofort ausprobieren, was man den Profis abgeguckt hat!

■ Urs Bretscher

Praktische Infos

Turnierdaten:

Montag und Dienstag, 15. & 16. Mai Trainingsrunden der Proetten.

Mittwoch, 17. Mai: Deutsche Bank

Ladies' Swiss Open Pro-Am.

Donnerstag, 18. Mai, bis Sonntag,

21. Mai: Runden 1 bis 4.

Ort: Golf Gerre Losone (www.golflosone.ch).

Manager: Barbara Albisetti.

Infos: www.ladieseuropeantour.com oder www.deutschebank-ladiesswiss-open.ch

Anreise: A2 durch den Gotthard bis Ausfahrt «Locarno», dann Richtung Ascona, nach der Maggiabrücke beim Rondell rechts.

SBB: Züge bis Locarno, ab dort mit dem Taxi.

Schweizerinnen am Start in Losone: Nora Angehrn, Ferderique Seeholzer, Florence Lüscher, Fabienne In-Albon.

Dazu hat die Sportkommission der ASG auch Caroline Rominger, Natalia Tanno und Stephanie Noser fest selektioniert.

Wellendorff

This article is from: