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#Zlyplz
Sport) sogar schon zweimal an. Das war das erste Mal in der Geschichte der Universität, dass ein Golfteam dies erreicht hat.
Erfolge wie diese bekommt man auch sofort zu spüren. Erwartungen werden grösser, und Schlägerhersteller werden viel flexibler und zeigen grosses Interesse daran, dass ihr Material vom Team verwendet wird. So habe ich zum Beispiel von Cleveland vier Wedges mit einem Rifle-Schaft bekommen. Das Besondere daran ist, dass uns Cleveland in den Jahren zuvor ihre Wedges nicht mit diesem Schaft ausrüsten wollte. Als plötzlich die Möglichkeit bestand, dass ich zu einer anderen Marke wechseln könnte, wurde meiner Nachfrage nachgekommen und die Schläger trafen zwei Wochen später mit den bestellten Schäften ein. Ständig neue Schläger zur Verfügung zu haben, ist aber nicht immer gut. Es ist sehr einfach, wenn es nicht richtig läuft, einen neuen Schläger, zum Beispiel einen Putter, zu bestellen und darauf zu hoffen, dass es mit dem neuen Werkzeug besser geht. Das ist meistens nur kurzfristig der Fall. Man sollte lernen, den Fehler erst bei sich selber zu suchen und dann am Equipment zu feilen.
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Auch ich musste dies lernen. So habe ich die letzten zweieinhalb Jahre mit dem gleichen Putter gespielt und werde diesen wohl auch noch eine Weile benutzen. Das hat mir auch dazu verholfen, ein besserer Putter zu werden, wie ich auch insgesamt ein besserer Golfer geworden bin, gefördert von der ganzen Team-Atmosphäre. Das Niveau ist so hoch, dass eine Par-Runde gerade mal gut genug ist, um sich im Mittelfeld unserer internen Qualifikationen zu platzieren. Es ist nicht unüblich, dass der Gewinner unserer Qualis auf fünf Runden 10 bis 15 unter Par spielt. So ist auch mein Score-Durchschnitt bei Qualifikations-Runden auf 69 gesunken. Leider funktioniert dies noch nicht ganz so gut bei den Turnieren. Irgendwie schaltet mein Kopf dann auf verkrampft. Seit zwei Jahren arbeite ich mit unserem Mentaltrainer wöchentlich an diesem Problem.
Monotoner Tagesablauf
Das Mentaltraining gehört, genau wie das Golf- und das Kraft-Training, zu meinem normalen Tagesablauf. Montag bis Freitag sehen die Tage ziemlich ähnlich aus. Um sechs Uhr morgens sind wir fünf Golfer freiwillig im Kraftraum. Auf diese Weise können wir am Nachmittag mehr Zeit in unser Golf-Training investieren. Aus diesem Grunde stehe ich auch jeden Morgen um 5:20 Uhr auf. Dies braucht viel Disziplin und Überwindung. Aber die harte Arbeit zahlt sich aus. Durch diese Disziplin, die ich nun seit zwei Jahren betreibe, wurde ich mit einer AllAmerican-Auszeichnung für Strength and Conditioning geehrt. Neben diversen schulischen Auszeichnungen ist dies aber im Moment leider auch noch die einzige, die ich in sportlicher Hinsicht bekommen habe.
Nach dem Krafttraining und einer Dusche geht es ab in die erste Vorlesung. Mittags trifft sich unser Team dann meistens wieder in der Cafeteria. Danach geht es nach Hause zurück und um 13:30 Uhr beginnt das Training auf der Driving-Range, oder es wird eine QualifikationsRunde auf einem der lokalen Golfplätze gespielt. Nach einem kurzen Nachtessen setze ich mich meist wieder hinter die Bücher. Mein Zimmerkollege und ich versuchen, um 9:30 Uhr bis 10:00 Uhr im Bett zu sein, da der nächste Tag ja wieder um 5:20 Uhr beginnt.
So vergehen die Tage sehr schnell, und es bleibt kein Platz für Heimweh. Die Wochenenden sehen normalerweise ein wenig gemütlicher aus. Meistens ist am Samstag noch ein Training eingeplant. Im Herbst-Semester wird die GolfPlanung zu 100% unseren Footballspielen angepasst. American Football ist unbeschreiblich. Es ist schwierig diese Spiele und die Atmosphäre zu beschreiben wenn 108000 verrückte, in orange und weiss (unsere offiziellen Farben) gekleidete Fans ihr Team anfeuern. So ein Spiel ist wie eine riesige Party, die drei Stunden vor dem Spiel beginnt und drei Stunden nach dem Schlusspfiff endet. Bei grossen Siegen kann diese Party aber auch die ganze Nacht durch anhalten. Im schuleigenen Stadion spielt unser Team etwa sechs Spiele pro Jahr. Ansonsten steht es die meiste Zeit leer. Ab und zu werden grosse Konzerte darin abgehalten.
Sonntags ist dann jeder auf sich alleine gestellt. Oft gehen wir einfach für ein paar Stunden Chippen und Putten. Sonntag ist auch der einzige Tag, an welchem wir kein Team-Training haben, und deswegen wird dieser Tag auch oft dazu genutzt, ein wenig abzuschalten. Dies ist für mich sehr wichtig, da ich jetzt praktisch das ganze Jahr durch Golf-Saison habe. Nur im Winter kann ich einen Monat vom Turnier-Golf Pause machen.
On tha road again
Der Wochenablauf ist natürlich anders, wenn wir an ein Turnier fahren oder fliegen. Dann muss im Voraus alles mit den jeweiligen Professoren abgesprochen und eventuelle Prüfungen verschoben werden. Die meisten Lehrer sind sehr flexibel, aber es gibt leider auch solche, die überhaupt keine Rücksicht auf unsere Turnierabwesenheiten nehmen. Meist reisen wir Mitte Woche ab und kehren erst am Sonntag wieder zurück. So reisten wir am 13. Januar 2006 nach San Diego, um ein Freundschaftsspiel gegen die Oklahoma University zu spielen. Nach einer Trainingsrunde, zwei Tagen Turniergolf und einer anschliessenden Besichtigung der Taylor Made Fabrik flogen wir am 18. Januar wieder nach Knoxville zurück. Bei normalen College-Turnieren ist man ab 6 Uhr morgens 12 Stunden lang voll in Fahrt. Das kann sehr ermüdend sein. Meistens werden am ersten Tag 36 Löcher gespielt und am zweiten Tag, direkt nach der Runde und der Preisverleihung, geht es ab zum Flughafen oder in den Bus, um die Heimreise anzutreten. Am nächsten Tag ist ja wieder Schule angesagt.
Das Leben als Athlet an einem amerikanischen College ist hart, abwechslungsreich und verlangt sehr viel Disziplin und Durchhaltevermögen. Nichts desto trotz bedaure ich meinen Entscheid, den ich vor drei Jahre getroffen habe, keinen Moment. Nicht nur golferisch habe ich mich weiterentwickelt, auch als Person bin ich gewachsen. Ich habe gelernt, mich in einem anderen Land zu Recht zu finden und auf eigenen Beinen zu stehen, ohne die Hilfe von anderen. Das Ganze ist einfach eine riesige Lebenserfahrung, die ich gegen kein Geld dieser Welt tauschen würde.
Unter der Lupe: die Austritte aus der ASGI