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Tino Weiss, UoT, Knoxville, Tennessee

Einige Schweizer Nachwuchsgolfer haben in den letzten zehn Jahren den Weg einer vierjährigen Ausbildung an einem US-College gewählt. Dort winkt die Chance, neben der Schule und der Fremdsprache englisch auch viel für den Sport zu profitieren. Tino Weiss, Mitglied der Nationalmannschaft, steht in seinem letzten Jahr am College und schildert für Golf Suisse, was er in seiner College-Zeit erlebt hat.

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Ich will nach Amerika! Was noch vor nicht allzu langer Zeit nur eine Vision zu sein schien, ist heute schon seit über drei Jahren Realität.

Die Idee, in Amerika zu studieren und nebenbei auch College-Golf zu spielen, faszinierte mich schon, als ich noch in meinen Anfängen als Golfer stand. Ich konnte mir jedoch nie richtig vorstellen, von zu Hause weg zu gehen und in einem fremden Land, mit fremder Sprache und fremder Kultur zu leben. Noch im letzten Jahr am Sportgymnasium Davos hatte ich Mühe mit diesem Gedanken.

Ursprünglich wollte ich mir nach meiner Matura ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr Auszeit von der Schule nehmen, um zu überlegen, wie es nun weiter gehen soll. Dies änderte sich aber schlagartig, als ich im März 2003 den Cherry-Cup in Spanien spielte. Das Golfteam der University of Tennessee schickte seinen damaligen Assistent Coach an dieses Turnier. Seine Aufgabe bestand darin, nach zukünftigen Spielern Ausschau zu halten. Anscheinend hinterliess ich bei ihm einen guten Eindruck. Eine Woche danach bekam ich einen Anruf vom Head Coach des Golf Teams der University of Tennessee in Knoxville. Dieser Anruf war der Beginn eines sensationellen, neuen Lebensabschnittes. Von diesem Moment an ging alles sehr schnell. Während der einwöchigen «Lernpause» zwischen den schriftlichen und mündlichen Maturaprüfungen am Sportgymnasium Davos flog ich nach Knoxville. Ich wollte diese Universität, meine eventuellen zukünftigen Lehrer, meine Trainer und die Umgebung genauer anschauen, um mir einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Nur so konnte ich bestimmen, ob dies das Richtige für mich sei.

Nach diesem dreitägigen Blitzbesuch stand der Entscheid fest. Die schuleigene Driving-Range, das 108000 Personen fassende Football-Stadion und die vielen anderen Einrichtungen hatten einen unvergesslichen Eindruck bei mir hinterlassen, so dass ich bereits im August desselben Jahres mein Studium an der University of Tennessee beginnen wollte. Dafür musste ich nur noch den SAT und den Toefel-Test bestehen und damit meine Englisch- und Mathematik-Kenntnisse unter Beweis stellen. Natürlich war da auch noch eine überwältigende Menge von Papierkram für all die verschiedenen Organisationen, wie NCAA (National College Athletic Assotiation), die Schule oder das Golfteam zu erledigen. Das Ganze war doch recht stressig, da ich dafür nur knapp zwei Monate Zeit zur Verfügung hatte. Den Toefel-Test schrieb ich beispielsweise während der Junioren Schweizer-Meisterschaften in Genf. Dies war natürlich nicht ganz optimal, aber ich hatte keine andere Wahl. Die Entscheidung, nach Amerika zu gehen, fiel einfach ein bisschen spät! Idealerweise sollte man sich für diesen Entscheid etwa ein ganzes Jahr Zeit nehmen, um alle Vorbereitungen in Ruhe treffen zu können. Zum Glück klappte bei mir alles nach Plan in dieser kurzen Vorbereitungszeit. So reiste ich mit meinen Eltern anfangs August 2003 nach Knoxville, Tennessee.

«Freshman – what’s that?»

Als Neuling (Freshman) musste ich eine Woche vor Schulbeginn anreisen, um an diversen Orientierungen teilnehmen zu können. Wir wurden über den schulischen Ablauf, die Trainingsmöglichkeiten, die Essmöglichkeiten auf dem Campus, Regeln und Universitäts-Vorschriften informiert. In dieser Woche lernte ich auch, mich auf dem Campus zu orientieren, und eröffnete mein Dollar-Konto. Dies war sehr hilfreich, um mich an das ganze CollegeLeben zu gewöhnen. Zu meiner Überraschung musste ich in dieser Woche auch noch einen Mathematik- und Englischtest belegen. Dies war nötig für die Klasseneinstufung. Dass mich meine Eltern in dieser ersten Woche begleiteten und auch unterstützten, war für mich eine grosse Hilfe. Da ich in meinem ersten Jahr, das so genannte Freshman Jahr, kein Auto hatte, wäre es für mich unmöglich gewesen, alles Notwendige in dieser kurzen Woche zu besorgen.

Während dieser ersten Woche konnte ich auch mein Zimmer beziehen. Obwohl ich im schönsten Dorm (Schlafraum) auf dem ganzen Campus lebte, sind die Standards im Vergleich zur Schweiz sehr viel tiefer. Speziell, nachdem ich die letzten zwei Jahre im Sportgymnasium Davos in einem neuen Wohngebäude gelebt hatte. Die Türen in meinem neuen Zimmer waren aus Stahl und hatten einen etwa ein Zentimeter breiten Spalt. Die Isolation war also nicht optimal. Auch die Arbeitstische hatten nur gerade mal genügend Platz für einen Laptop. Die Räumlichkeiten waren zwar gross, aber Privatsphäre gab es deswegen auch keine. Vier Personen teilten sich eine Dusche und eine Toilette. Die Dusche war zugleich die Verbindung zum anderen Zimmer. Dieses Vierer-Apartment teilte ich mit drei anderen Golfern vom Team. Das Beste an unserem Dorm war, dass es sehr Zentral lag. Der Kraftraum lag 50 Meter weit entfernt, die Cafeteria war im selben Gebäude, und auch die Schulwege waren nicht all zu lang. Nach dem obligatorischen ersten Jahr im Dorm zog ich in ein komfortables Zweier-Appartement mit meinem Team-Kameraden, Jonathan Mount.

Der wohl schwierigste Tag in dieser ersten Woche war der Tag, an dem ich meine Eltern das letzte Mal für vier Monate umarmte und ihnen «Tschüss» sagen musste. Da realisierte ich, dass ich nun ganz auf mich alleine gestellt war, in einem fremden Land mit fremden Menschen. Diese Sorgen waren aber bald vergessen. Es blieb mir nicht viel Zeit, um über diese Dinge nachzudenken, da mein Studentenleben am nächsten Tag begann. Der Tag startete mit Vorlesungen, nachmittags wurde trainiert und abends studiert. Für die schulischen Belange konnte ich mich auf die Hilfe meiner Beraterin Kay Shanahan verlassen. Sie war dafür zuständig, uns auf dem korrekten akademischen Stand zu halten. Sie arbeitet in einem Gebäude, das nur von Athleten betreten werden darf. Das so genannte Thornton Center ist ein Fünf-Millionen-Doller-Gebäude, in dem Athleten zwei Lernräume, Dutzende Computer und auch gratis Nachhilfe-Stunden zur Verfügung gestellt bekommen.

Optimale Voraussetzungen

Dies ist nur einer der vielen Vorzüge, die man als Sportler an einer amerikanischen Universität geniesst. So bekommen wir zum Beispiel auch jeden erwünschten Golfschläger, den wir brauchen oder auch einfach einmal gerne ausprobieren möchten. Da kann es schon mal geschehen, dass man sein ganzes Set innerhalb eines Jahres austauscht. Auch die vielen Kleider, die wir bekommen, sind nicht ohne. Adidas sponsert uns jedes Jahr mit rund 13

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Willkommen im Private Banking.

PRÄSENTIERT AM 16. AUGUST 2006

Auch dieses Jahr bietet die Helvetia Patria auf den Fairways des Golf Sempachersee ein Golf-Turnier der aussergwöhnlichen Art:

Am «Golf Challenge of the Champions» messen sich erfolgreiche Golfspielerinnen und Golfspieler mit zahlreichen Prominenten aus Sport, Wirtschaft und Kultur. Vor herrlichem Alpenpanorama wird am Ende des Turniers der Champion aller Turniersiege der Saison 2005/2006 gekürt.

Melden Sie sich an und nehmen Sie die Herausforderung dieses einmaligen Golf-Turniers an! Teilnahmeberechtigt sind alle Amateure, die einen Turnier-Sieg (Strokeplay/Stableford/Brutto/Netto) in einem Schweizer Golf Club der Saison 2005/2006 zwischen August 2005 und Juli 2006 errungen haben und ein Handicap von mindestens 24 besitzen. Die Turniergebühr beträgt CHF 100.–. Maximal können 100 Anmeldungen berücksichtigt werden. Bei grösserem Interesse werden die Teilnehmenden per Los bestimmt. Das Anmeldeformular finden Sie im Internet unter: www.helvetiapatria.ch/golf_challenge oder bei:

Helvetia Patria Versicherungen

Sonja Engl

St. Alban-Anlage 26, Postfach, 4002 Basel Telefon 061 280 13 21, FAX 061 280 29 41

Anmeldeschluss: 31. Juli 2006

Shirts, 10 Paar Hosen und Shorts, 5 Paar Schuhen und vielem mehr. Manchmal wird es fast etwas viel, denn man weiss nicht mehr wohin mit all den Sachen. Dies zeigt einmal mehr, wie viel Sport dem Amerikaner bedeutet. Nicht immer stösst man in der Schweiz auf offene Ohren, wenn man jemandem erzählt, dass man Golfprofi werden will. Dies ist total anders in den Vereinigten Staaten. Man wird ermutigt, seinen Weg zu gehen, und man erhält jede erdenkliche Unterstützung, die man sich vorstellen kann. So hat jedes Team seine eigenen privaten Sponsoren, die so genannten Boosters. Diese geben den jeweiligen Teams Zehntausende von Dollars, um das bereits grosse, schon vorhandene Budget noch zu erweitern. Meist wird dieses Geld dazu verwendet, Stipendien zu bezahlen. So kann das restliche Geld für die Ausrüstung ausgegeben werden. Wie Jungs so sind, wenn sie solche Möglichkeiten haben, nützen sie dies auch gnadenlos aus!! Es vergeht kaum eine Woche, in der unser Trainer keine Schlägerbestellung von einem von uns bekommt. Schläger, die von uns nicht mehr gebraucht werde, müssen zurückgegeben werden. Dies wird sehr streng kontrolliert. Deswegen ist unser Abstellraum auch voll mit Hunderten von Schlägern. Aber wo Vorteile sind, sind auch Nachteile. Die NCAA hat sehr strenge Regulierungen. Das Nichtbefolgen dieser Regeln kann sehr scharfe Konsequenzen haben, wie den Ausschluss vom College-Golf. Es gibt aber auch Regulierungen, die wir abseits des Golfplatzes beachten müssen. Kleinigkeiten, wie Einladungen zum Nachtessen, sind nicht erlaubt. Theoretisch sind keine Begünstigungen erlaubt, die nicht auch jeder andere Student an der Universität bekommen könnte.

Die ganzen Regeln machen nicht viel Sinn, wenn man bedenkt, was für Vorteile wir Athleten ohnehin schon haben: Thornton Center, Krafträume und eigene Trainingsanlagen. Das Frauen- und das Herren-Golfteam haben eine eigene Driving-Range, die nur von diesen rund 15 Spielern benutzt werden darf. Die Range ist etwa 300 Yards lang (was immer noch zu kurz ist für meinen Zimmerkollegen). Dann haben wir zwei Putting Greens, auf denen wir auch das kurze Spiel üben können, und zum Schluss ist auch noch ein Approaching Green, auf das wir Schläge von 130 Yards und weniger trainieren. Von den 15 Stunden, die wir wöchentlich auf der DrivingRange verbringen, wird die meiste Zeit dem kurzen Spiel gewidmet. Dies ist vielleicht auch der Grund, weshalb wir momentan die Rangliste im «Total Shortgame» des College Golf anführen. Unser Team hat die letzten drei Jahre sehr hart gearbeitet. Wir sind von einem Top 30- zu einem Top 10-Team aufgestiegen. Wir führten die Rangliste der Division I (höchste Liga im amerikanischen Amateur-

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