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Girls in Hochform
Die vom Lucerne Golf Club ausgerichteten Team-Europameisterschaften der Girls (Spielerinnen bis 18 Jahre) wurden zu einem vollen Erfolg. England schlug überraschend Schweden im Final; als 16. blieb das Schweizer Team hinter den Zielsetzungen zurück. Das gezeigte Golf bewegte sich teilweise auf Weltklasse-Niveau.
Begeisterndes Golf, das man Teenagern eigentlich noch gar nicht zutraut, einige wirklich herausragende Scores, ein eher überraschendes Siegerteam und schweizerisches Wetter – das Fazit dieser EM darf sich sehen lassen, auch wenn die ASG-Mannschaft enttäuschte. Der bedeutendste Anlass im nationalen Turnierkalen- der wurde vom Organisationsstab des GC Lucerne perfekt inszeniert. Schliesslich blieb neben den sportlichen Aspekten einzig das Wetter –selten liess die Sonne die prachtvolle Szenerie, welche sich vom Dietschiberg hinunter auf Luzern, das Becken des Vierwaldstättersees und die Alpenkulisse bietet, voll zur Geltung kommen. Die Turnierwoche brachte dafür aber einiges an Regen… Weil die Spielerinnen (17 Teams zu vier Mitgliedern) aber meistens voll auf ihren Ball und das Loch konzentriert waren, vermissten sie die fehlenden touristischen Ausblicke kaum, so dass diese EM trotzdem als voller Erfolg verbucht werden darf. Gerade auch in sportlicher Hinsicht: was die besten Teams spielerisch bieten, das ist absolut erstaunlich. Das belegen die besten Scores aus den beiden Strokeplay-Qualifikationsrunden, vorab der neue Platzrekord für Frauen, gleichbedeutend mit acht unter Par. Anna Nordqvist bewältigte den Par73-Platz in 65 Schlägen und verbesserte den alten Rekord der Zürcherin Nora Angehrn gleich um vier Schläge. Es hätte sogar eine 64 sein können, hätte die Schwedin auf dem letzten Green nach einem Dreiputt nicht das einzige Bogey des Tages notieren müssen. So oder so: Die 17jährige Nordqvist schaffte mit 9 Birdies, 8 Pars und 1 Bogey eine Weltklasseleistung.
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Aber es waren schliesslich nicht die in einer eigenen Liga spielenden Schwedinnen und Spanierinnen, welche den EM-Titel gewannen, sondern ein über sich hinaus wachsendes englisches Team, das den Schwedinnen im Final trotz Rückstand eine nicht für möglich gehaltene Niederlage zufügte. Das zeigte wieder einmal auf, dass Strokeplay und Matchplay zwei verschiedene Welten sind. Die Schweizer Mannschaft mit Stephanie Noser, Marion Argi, Aline Rey und Melanie Grünenfelder konnten auf dem höchsten Niveau nicht mithalten. Ihr etwas unter den Erwartungen ausgefallenes StrokeplayScore verbannte sie zur grossen Enttäuschung aller Fans in den dritten Flight, wo sie gegen Lettland und
Holland um den 15. Rang kämpfen mussten – immerhin erfolgreich. Mit dem 15. Rang blieb das Team klar hinter dem achten Rang zurück, den sich das Team sowie Coach Stefan Gort und Captain Alexandra Gasser als Ziel gesetzt hatten. «Wir waren uns sehr wohl bewusst, dass vieles hätte optimal laufen müssen, um den ersten Flight zu schaffen. Die Spielerinnen haben ihre Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Gesamthaft haben sie zu brav gespielt, zu wenig aggressiv. Daran müssen wir sicherlich arbeiten», analysierte Gort.
Immerhin: Der positive Abschluss mit den zwei gewonnenen Matchplay-Partien gegen Lettland (4:1) und Holland (3:2) versöhnte sowohl Gasser als auch Gort. «Es war ein erfreuliches Ende einer EM, die für uns sehr schlecht angefangen hatte», resümierte die langjährige Amateur-Internationale Alexandra Gasser. «Lieber mit zwei Siegen den dritten Flight gewinnen, als im zweiten Flight mit lauter Niederlagen Letzte werden.»
■ Aus Luzern berichten Urs Bretscher und André Glauser.
«Wir werden dieses Turnier nie vergessen»
Das schönste Kompliment kam von Charlotte Svennevig, dem dänischen Captain: «Es dürfte schwer fallen, diese Europameisterschaften zu übertreffen. Es war, mit Ausnahme des Wetters, eine phantastische Woche. Der Platz, die Organisation, die Hilfsbereitschaft aller Helferinnen und Helfer, die Rahmenanlässe und vor allem diese Herzlichkeit – ich bin sicher, wir werden dieses Turnier nie vergessen.»
Charlotte Svennevig stammt aus Esbjerg, wo im Sommer 2006 die nächsten European Girls Team Championship stattfinden werden. Selbst wenn dieser Club schon viele internationale Events organisiert hat, darunter das Thomas Björn Open der Challenge Tour in diesem Jahr, sagt Svennevig: «Besser als in Luzern kann es gar nicht sein,»

Ein Lob, das Didi Serena gerne entgegennimmt – und postwendend weitergibt. «Ich bin sehr stolz auf unsere 40 Freiwilligen, die mit so viel Engagement und Freude diesen Grossanlass geprägt haben.» Der Captain des Lucerne Golf Club darf mit Recht zufrieden sein. Wie die fünf Greenkeeper den Platz trotz miserablen Wetterbedingungen während der Turnierwoche in Schuss hielten, war phantastisch. Der Shuttle Service stand den 17 Nationalteams praktisch rund um die Uhr zur Verfügung. Der Ausflug auf den Vierwaldstättersee und den Bürgenstock begeisterte Spielerinnen und Offizielle gleichermassen. Die Restaurant-Crew war mit Beginn der Matchplays jeweils schon um halb sechs mit dem Frühstück bereit. Und auch die Siegerzeremonie verstand das Organisationskomitee nicht als notwendiges Übel: sie umfasste nicht nur Ansprachen, sondern auch ein Fest mit Darbietungen und Disco. Schön auch, mit wie viel Gespür man bis ins letzte Detail plante. Die Siegerinnen aus England erhielten nicht einfach ein langweiliges Silberteller als Andenken, sondern je einen mit dem Turnierlogo gravierten I-Pod! «Daran dürften sie sicher länger Freude haben», schmunzelte Serena.

Dass die Schwedin Anna Nordqvist den von Nora Angehrn gehaltenen Platzrekord von 69 auf 65 Schläge verbesserte, stellte den 55-jährigen Serena auf. «Das Niveau an der Spitze ist unglaublich hoch. Es hat Spass gemacht, diesen Girls zuzuschauen. Ich bin sicher, dass die eine oder andere ihren Weg bis an die Spitze machen wird.»
Nach den Feierlichkeiten im Rahmen des 100-Jahr-Jubiläums der Association Suisse de Golf im Jahr 2002, der eigenen 100-Jahr-Feier im darauf folgenden Jahr und den European Girls Team Championship 2005 wollen Serena und der Club fürs erste eine kreative Pause einlegen. «Der Aufwand im Vorfeld der EM war schon enorm, und der Stress während der Turnierwoche nicht minder. Trotzdem, es hat sich gelohnt. Das viele Lob war ein schöner Lohn für uns alle.»

Apropos Lohn: Für die 40 Freiwilligen, überwiegend Seniorinnen und Senioren des Clubs aber auch Mitglieder der Juniorenabteilung, waren am Tag nach den Finalpartien Abschlagszeiten reserviert, damit auch sie in den Genuss eines perfekt präparierten Platzes kamen. Ein T-Shirt gab‘s ebenfalls, sowie tägliche Bons für eine warme Mahlzeit. Und Ende August sind sie alle zu einem Helferturnier mit anschliessendem Abendessen eingeladen. Im Lucerne Golf Club weiss man nicht nur, wie man Grossanlässe organisiert – sondern auch, wie man Merci sagt.

■ André Glauser
Stefanie Noser, Aline Rey, Melanie Grünenfelder, Marion Argi. Beste war Stefanie Noser – hier bei einem spektakulären Schlag am 5. Loch.
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