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Kaum jemals 100%
Das Leben auf dem Golfplatz ist nicht so einfach wie Auf der Driving Range – ein nor nmaler Amateur verliert 10% 15% seines Potenzials im Vergleich zur Qualität der Schläge im Training. Warum? Die Verhältnisse auf dem Platz sind schwieriger, und die meisten Spieler haben Mühe, sich daran anzupassen. Dimitri Bieri kennt Rezepte, um in diesem Bereich Verbesserungen zu erreichen.
Preshot Routine
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Die Fähigkeit, sich anzupassen, steht in engem Zusammenhang mit der individuellen Flexibilität und dem Stress-Handling. Stress kann im Spiel kaum ausgeschaltet werden; speziell vor schwierigen Schlägen wird er zum Faktor. «Im Spiel auf dem Platz sollte man unbedingt vermeiden, sein Spiel zu analysieren», beginnt Pro Bieri die Diskussion. «Auch unverdaute Emotionen – wie nach einem missglückten Schlag – sollten keinen Einfluss haben auf die Bewegungsausführung. Die Mechanismen werden im Training geübt, da werden die Bewegungsabläufe automatisiert. In diesem Zusammenhang ist es nicht zu empfehlen, autodidaktisch vorzugehen: sogar die Nummer 1 der Welt hat einen Coach. Kaum jemand hat ein perfektes Bild seines eigenen Schwungs, und dazu sind die Eindrücke aus dem Spiel vom Golfplatz häufig unpräzis. Das ist auch der Grund, weshalb Video-Unterstützung des Trainings zu rascheren Fortschritten führen kann. Sich selber schwingen zu sehen, macht die Bewegung bewusster und hilft, neue Elemente rascher einzubauen».
Auch Software-Unterstützung kann helfen – gerade um Vergleiche zwischen heute und früher anzustellen, die Fortschritte zu kontrollieren und die Bewegung zu visualisieren.
Um aber jetzt den Schritt von der Driving Range auf den Golfplatz zu erleichtern und im Spiel gleich effizient zu schwingen wie im Training, empfiehlt Bieri drei Massnahmen.
Die Abfolge von Vorbereitungs-Schritten vor einem Golfschlag wird Preshot Routine genannt; idealerweise bleibt sie vor jedem Schlag eines Spielers gleich. Sie umfasst alle wesentlichen Punkte, sollte in einem zügigen Tempo ablaufen und wird so zu einer Art Autopilot, der dem Golfer das Denken abnimmt. Befinden sich Körper und Geist in diesem vertrauten Grundmuster des Ablaufs, so ist eine positive Befindlichkeit wahrscheinlich, was die Chancen für einen gelungenen Schlag entscheidend verbessern.

Obschon die unterschiedlichsten Varianten beobachtet werden können, ist entscheidend, dass ein Spieler seiner Routine treu bleibt, und dass diese höchstens 15 Sekunden dauert. Eine gute Idee ist es, die positiven Eindrücke eines guten Schlags auf der Driving Range in seine Preshot Routine zu integrieren. Anders gesagt: das Schwunggefühl eines guten Drives visualisieren als Teil der Vorbereitung.
Die amerikanische Monatszeitschrift «Golf Magazine» hat kürzlich die Resultate einer bei über 1000 Golfern durchgeführten Umfrage publiziert. Demnach sieht die ideale (durchschnittliche) Preshot Routine so aus: Zuerst wählt man den Schläger. Dann stellt man sich unter den Ball und definiert die Spiellinie (zielen). Man merkt sich einen Punkt etwa einen Meter vor dem Ball als Zielpunkt. Im Mentalen stellt man sich jetzt den Ballflug vor. Jetzt geht man zum Ball, platziert zuerst den Club hinter dem Ball, auf den Punkt am Boden zielend. Die Füsse sind noch geschlossen. Man sieht eine Linie zwischen Ball und Punkt und richtet jetzt die Füsse auf einer dazu parallelen Linie aus. Jetzt wirft man einen Blick zum Ziel (aber nicht zum Bunker oder zum Wasser, denn man hat die Tendenz, dorthin zu schiessen, wo man zuletzt geblickt hat). Jetzt beginnt der Schwung.
Diese Preshot Routine funktioniert beim Putten gleichermassen. Man fixiert einen Punkt auf der Puttlinie und nimmt anschliessend die Adressposition ein, gleich wie bei einem anderen Schlag.
Letzter Hinweis: um einen guten Golfschlag auszuführen, muss die Spiellinie stimmen!
Regelkenntnisse können helfen, besser zu scoren: wenn man schon ins Waser geschossen hat, wählt man wenigstens die beste Variante zum Weiterspielen.
Welchen Club aus einer schwierigen Lage spielen? Realistische Einschätzung seines Könnens ist gefragt.
Grundhaltung
Jeder Spieler sollte sein Spiel nach seinen realistischen Möglichkeiten aufbauen. Man sollte auch sein Schwächen kennen und niemals den «unmöglichen» Schlag versuchen; wie ein Holz 3 aus dem Rough beispielsweise. «Wenn man so objektiv wie möglich in der Beurteilung seiner Möglichkeiten ist und nicht an Wunder glaubt, ist man gut beraten. Vor jedem Schlag sollte man Lage, Distanz, Hindernisse analysieren und dann einen realistischen Schlag planen». Und den richtigen Club dazu auswählen...
Pro Dimitri Bieri weiter: «Ebenfalls mit dem Mentalen zu tun hat es, zeitlich nicht zu knapp in den Golfclub und auf den ersten Abschlag zu kommen, um nicht schon im Voraus nervös zu sein. Golf verlangt Ruhe, genügend Verpflegung und Getränke. Ist es heiss im Sommer, sind mindestens zwei Liter Wasser nötig, um eine Runde überhaupt durchzustehen. Der Zustand der Clubs, die Griffe oder ein Ersatzhandschuh im Bag sind ebenfalls wichtige Punkte. Ich weiss: das tönt alles banal. Aber als Pro bin ich es manchmal auch leid zu sehen, wie viele Amateure so banale Grundregeln missachten».





Vorbereitung, Regelkenntnisse, Preshot Routine: wer in diesen simplen Bereichen alles richtig macht, wird staunen, wie das ganze Spiel einfacher wird, und wie seine Scores besser werden.
Regeln und Etikette
Auch wenn das ein eher langweiliges Kapitel ist: wenn man die Regeln kennt, kann sich das für das Score oftmals positiv auswirken, was den Stress reduziert. Bieri: «Man spielt lockerer, hat mehr Selbstvertrauen und ist auch ein besserer Spielpartner. Ich empfehle die Lektüre der Regelbeiträge in Golf Suisse. Hilfreich kann es sein, ein Regelbüchlein im Bag zu haben. Man sollte auch nicht zögern, Regelfragen dem Clubschiedsrichter oder dem Pro zu stellen». Dass man die wichtigsten Regeln auswendig kennt, versteht sich von selber.
Dimitri Bieri ist Pro in Vuissens und hat sich auf die Bereiche Mentales, Strategie und Kurzspiel spezialisiert.
Preshot Routine (von ganz links bis ganz rechts): sehr wichtig ist es, einen zügigen Ablauf hinein zu bringen, so dass keine Phasen der Bewegungslosigkeit (und des Zauderns) entstehen.