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Das Schweizer Team gewinnt Bronze!

Sensation im englischen Southport: Erstmals in der Geschichte der Team-EM der Amateurgolfer hat die Schweiz eine Medaille gewonnen. Das Sextett mit Roger Furrer, Martin Rominger, Nicolas Sulzer, Sandro Tan-Piaget, Damian Ulrich und Tino Weiss schlug im Kampf um den dritten Platz Frankreich 4:3. Matchwinner der an Spannung kaum zu überbietenden Partie war Martin Rominger, der beim Stand von 3:3 das alles entscheidende Einzel gegen Julien Guerrier am zweiten Zusatzloch gewann. Neuer Europameister ist England dank eines 5,5:1,5 gegen Deutschland.

Nach dem vierten Rang an der WM 2004 in Puerto Rico setzten die Schweizer Amateure in England mit der ersten EM-Medaille überhaupt noch einen drauf. Roger Furrer (Domat/Ems, Jahrgang 1984), Martin Rominger (Samedan, 1979), Nicolas Sulzer (Genf, 1977), Sandro Tan-Piaget (Monaco, 1987), Damian Ulrich (Zug, 1983) und Tino Weiss (Bäch, 1983) erwiesen sich nach dem 7. Rang in der Qualifikation auch in den Matchplay-Partien als starke Einheit, die den besten Nationen absolut ebenbürtig war.

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Das zeigte sich eindrücklich nach dem verlorenen Halbfinal gegen Deutschland. Die Schweizer liessen sich von der Niederlage nicht entmutigen, sondern präsentierten sich gegen Frankreich vielmehr in einer «Jetzt-erst-recht-Stimmung». «Ich ging mit einem sehr guten Gefühl in diese Partie», sagte Headcoach Graham Kaye nach dem

Triumph. «Wir wollten diesen Sieg, wir wollten diese Medaille – aber nicht mit der Brechstange wie gegen Deutschland, sondern mit taktisch cleverem, strategischem Golf.»

Die Schweizer hielten im Kampf um Bronze von Anfang an mit. 1:1 lautete das Resultat nach den morgendlichen Foursomes. Dann gewann Damian Ulrich am Nachmittag als Erster seine Matchplay-Partie, und zwar relativ leicht mit 6 und 5. Nicolas Sulzer steuerte mit seinem Sieg gegen François Calmels auf dem letzten Loch einen weiteren Punkt zum 3:1-Zwischenstand bei.

Gut im Stroke, gut im Match

Tino Weiss und Roger Furrer konnten ihre guten Ausgangslagen beide nicht nützen und verloren ihre Partien, Weiss allerdings erst auf dem letzten Green. Blieb als Letz- ter Martin Rominger, der gegen Julien Guerrier nach sieben Löchern 4 down lag. Doch der Bündner biss sich durch, glich am 11. Loch aus und sah am 17. Loch schon fast als Sieger aus, nachdem der Franzose seinen Ball nach einem misslungenen Abschlag nicht mehr finden konnte. Indes, Guerrier schaffte das Unmöglich scheinende und beendete das Par 5 mit seinem zweiten Ball mit einem Eagle und somit Par wie Rominger. Nachdem das 18. Loch keine Entscheidung brachte, mussten die Spieler in die Verlängerung, die Rominger am zweiten Zusatzloch für sich entschied. Er lochte auf dem Par 5 seinen Putt vom Rand des Greens zum Birdie ein, während der Franzose nach einem Ball ins Aus das Green erst mit dem fünften Schlag fand. Bereits in den beiden Qualifikationsrunden hatten die Schweizer überzeugt. Ein Rang unter den ersten acht Teams verschaffte ihnen das Recht, um den EM-Titel mitzuspielen. Auf dem schwierigen Links-Course zeigten sie sich aber als versierte Stroke Player. Das neuntplatzierte Dänemark verlor fünf Schläge auf die von Head Nationalcoach Graham Kaye und Captain Tony Matti geführte Schweizer Mannschaft. Diese hielt auch erfolgsverwöhnte Nationen wie Irland und Schweden in Schach, die beide mit einem Platz im zweiten Flight vorliebnehmen mussten. Aber unsere Jungs kamen nicht schadlos über den Platz: am ersten Tag wusste Roger Furrer mit einer 71 am meisten zu überzeugen, während Nicolas Sulzer das Streichresultat (80) lieferte. Am zweiten Tag blieben Martin Rominger (69) und Tino Weiss (71) unter dem Platzstandard; das Streichresultat kam vom erst 16-jährigen Sandro Tan-Piaget (79).

«Diese Medaille ist für mich die logische Konsequenz nach dem vierten Platz an der WM 2004», bilanzierte Graham Kaye, der wie Captain Toni Matti einen grossen Anteil an der Bronzemedaille hat. «Die Spieler waren auf der Höhe ihrer Aufgabe und fanden sich auf dem LinksPlatz ausgezeichnet zurecht. Eine grosse Bedeutung messe ich dem ausgezeichneten Teamgeist bei. Alle zogen am gleichen Strick.»

Vor zwei Jahren hatte die Schweiz bei der Team-EM den Tiefpunkt erreicht, als der 17. Platz in Holland mit der Relegation verbunden war. Letztes Jahr schaffte das Team in Polen den direkten Wiederaufstieg. Im Oktober 2004 folgte der Exploit an der Team-WM in Puerto-Rico: Roger Furrer, Martin Rominger und Nicolas Sulzer erreichten mit dem vierten Rang das beste Ergebnis aller Zeiten. «Wir haben in den vergangenen Jahren immer näher zu den führenden Nationen aufgeschlossen. Nun haben wir das Meisterstück abgeliefert», freute sich Graham Kaye zurecht.

■ André Glauser

Klassement nach der Qualifikation

1. England –16 Schläge (+2/-18). 2. Wales –14 (-1/-13). 3. Schottland –11 (+2/-13). 4. Frankreich –8 (-1/-7). 5. Spanien +2 (+2/0). 6. Deutschland +14 (+21/-7). 7. Schweiz (Roger Furrer 71/76, Martin Rominger 76/69, Nicolas Sulzer 80/74), Sandro Tan-Piaget 73/79, Damian Ulrich 77/72, Tino Weiss 76/71) +15 (+13/+2). 8. Italien +16 (+15/+1). 9. Dänemark +20 (+17/+3). 10. Irland +22 (+18/+4). 11. Holland +24. 12. Schweden +24. 13. Österreich +28. 20 Nationen am Start.

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