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Ein Top-Golfplatz bei Genf
Zwanzig Jahre Golf unterhalb des Salève, des gewaltigen Felsbrockens südlich von Genf – erst eine kurze Zeit, nachdem die Konzeption und der Bau dieses Parcours alles andere als ein Spaziergang gewesen war. Heute ist das auf französischem Boden gelegene «Bossey» ein abwechslungsreicher, trickreicher und spektakulärer Golfplatz.
Mit 20 Jahren ist man erwachsen. Und in der Tat: der Platz von Bossey hat den Charakter und die Einmaligkeit eines Golfs, der für höchste Aufgaben gerüstet ist. Aber bis hierher war es nicht immer einfach, wie diejenigen, die sich an die ausgehenden Siebziger Jahre erinnern, bestätigen können. Am Anfang stand der Versuch des italienischen Industriellen Angelo Dallemolle, das Château de Crevin zu verkaufen. Zusammen mit dem Bürgermeister der Gemeinde Archamps fand man eine Offshore-Gesellschaft, welche Hotels und Resorts managte und am Schlösschen sehr interessiert war. Die Idee sah eine Upscale-Absteige mit Grundstücken und privatem Golfplatz vor – ein noch ziemlich neues Konzept für Europa.
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Anders als in der Schweiz setzt der Bau eines Golfplatzes in Frankreich keine Umzonung voraus. Behörden und Gemeinden standen dem Projekt sehr positiv gegenüber, sogar der Far- mer, der grosses Interesse an einem Job im Greenkeeping-Team bekundete. Man könnte also glauben, die Zeichen seien äusserst günstig gestanden, und fragt sich eher etwas verwundert, aus welcher Ecke denn da überhaupt noch Widerstand habe kommen können.
Nun, ganz einfach: zu Beginn der Achtziger Jahre begann eine Ära linker Regierungen, zuerst unter François Mitterand. Dieser war zwar selber ein Golfer; doch das kümmerte die Finanzverwaltung nicht. Jahre des Verhinderns, des Zauderns und der politischen Obstruktion folgten in Frankreich – worunter auch Bossey zu leiden hatte.
Die Initianten hatten unterdessen aber bereits Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Robert Trent Jones Jr. eingeladen, ein Projekt auszuarbeiten. Nicklaus und Palmer schickten bloss einen Mitarbeiter; Jones dagegen reiste zwei Mal über den Atlantik, um sich mit der speziellen Topographie des Geländes vertraut zu machen.
1983 wurde mit der Ausführung des Projekts von Jones begonnen, und gleichzeitig begann auch der Umbau des Château in ein Clubhaus. In der unmittelbaren Umgebung des Golfplatzes entstanden Apartment-Häuser. Die Nachfrage nach Mitgliedschaften war enorm: der Wert der frei handelbaren Aktie belief sich damals auf 12000 Franken.
Heute sind die Verhältnisse stabil: alle Immobilien sind längst verkauft, 900 Mitglieder reissen sich um die Startplätze an den Turnieren (welche manchmal eine halbe Stunde nach dem Aushängen der Einschreibeliste «ausverkauft« sind), und der Platz selber hat einen Reifeprozess hinter sich, der ihn nur immer attraktiver gemacht hat – sicherlich mit ein Verdienst des rührigen Managers, Stéphane Turin.
■ Jacques Houriet