Bauwirtschaft 18
IMMOBILIEN INNOVATION_10/2020
Material mit Identität Bauwirtschaft – Bisher landen vor allem bei Umbau oder Abriss von Gebäuden viele Materialien auf der Müllkippe. Eine OnlineCloud-Plattform soll künftig helfen, beim Bau von Gebäuden weniger Ressourcen zu verschwenden – «Madaster» soll als Katalogisierungssystem zirkuläres Wirtschaften in der Bau-, Immobilien- und Abfallwirtschaft möglich machen und so Umwelt- und Gesundheitsschutz vorantreiben. Von Susanne Osadnik – Fotos: zVg
Die amerikanischen Kennedys sind eine der einflussreichsten Familien der USA und gestalten seit Generationen Politik und Wirtschaft mit. Die «Schweizer Kennedys» haben zwar keinen Stammbaum, der über Jahrhunderte zurückreicht, dafür aber mindestens so viel visionäres Potenzial und Überzeugungskraft wie die amerikanischen Namensvettern. So sicher wie 1962 Präsident John F. Kennedy war, dass in absehbarer Zeit ein Amerikaner auf dem Mond landen würde, sind die Kennedys in der Schweiz heutzutage überzeugt, dass die Zukunft der Erde nur gesichert werden kann, wenn sie als geschlossenes System gesehen wird und Rohstoffe sowie Materialien nicht länger verschwendet werden. Das Ziel: neuer Marktstandard Deshalb engagieren sie sich bei «Madaster», einer Online-Plattform für zirkuläres Wirtschaften in der Bau-, Immobilien- und Abfallwirtschaft. «Unsere Aufgabe ist es, Materialien für immer verfügbar zu machen, indem wir ihnen eine Identität geben. Wenn Materialien eine Identität haben, können sie niemals mehr als Abfall in der Anonymität verschwinden. Jedes Gebäude wird zu einem Depot von Materialien mit einem bestimmten Wert», erklärt Marloes Fischer, Geschäftsführerin Madaster Services Schweiz AG, das Grundprinzip von Madaster, das seinen Ursprung in den Niederlanden hat und inzwischen auf Schweizer Gegebenheiten angepasst wurde. Elf «Kennedys» fördern inzwischen den Gedanken der Kreislaufwirtschaft – darunter auch Losinger
Marazzi, Raiffeisen Schweiz, Swiss Prime Site AG, die ETH Zürich, BIM Facility, Virgier, Drees & Sommer und Swiss Re AG. Sie leisten einen finanziellen und auch strategischen Beitrag zum Aufbau der Madaster-Plattform und zur Gestaltung eines Materialpasses, der – so das Ziel der Protagonisten – in Zukunft als Marktstandard gelten soll. Kataster für die Bauwirtschaft Und so funktioniert das Ganze: «Alle ressourcenrelevanten Daten von Bauwerken können in einer Art Online-Grundbuch erfasst, strukturiert und in sogenannten Materialpässen auch als PDF übersichtlich bereitgestellt werden. Damit erhalten Bauherren oder auch die späteren Hauseigentümer vollständige Transparenz über den finanziellen und kreislaufwirtschaftlichen Wert sowie die Qualität der im Gebäude verbauten Materialien und Produkte», erklärt Fischer. «So lassen sich Rückbau, Neubau und Facility-Management besser zirkulär organisieren und aufeinander abstimmen. Das Gebäude wird zu einem dokumentierten Lagerplatz für Materialien.» Unterstützer der ersten Stunde von Madaster ist das Unternehmen Eberhard aus Zürich, ein Pionier für Urban Mining, der Baustoffgewinnung aus vorhandener Bausubtanz und «Überzeugungs