IMMOBILIEN INNOVATION

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• Ökosysteme bündeln Innovationen • Innovation erfordert Ressourcen • Einblick in die PropTech-Szene Schweiz


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Editorial 3

IMMOBILIEN INNOVATION_10/2020

Inhalt

Editorial

04 Programm Livesendung 1

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

05 Referenten Livesendung 1 06 Rückblick Livesendung 1 12 Innovative Hotspots 16 2226 – Rückkehr zu den Wurzeln 18 Madaster – Material mit Identität 22 3D-Druck in der Bauwirtschaft 26 Neue Rekorde im Holz-Hybridbau 30 Die digitalisierte Hypothek 32 Programm Livesendung 2 33 Referenten Livesendung 2 34 Rückblick Livesendung 2 38 Clevere Ideen, engagierte Gründer 42 Digital-Atlas der Schweizer Immobilienwirtschaft 44 Virtuelle Standortförderung 45 Schweizer PropTech-Szene 46 PropTechs setzen auf Kooperationen 48 PropTech-Studie 50 Mehr «Service on Demand» im Facility-Management 52 Interview: Roman H. Bolliger und Harald Zeindl

Susanne Osadnik Redaktorin

in der Schweiz leben nur gut 8,5 Millionen Menschen. Aber was für welche! Mit ihren zahlreichen Forschungseinrichtungen und deren hervorragender Vernetzung mit Industrie und Wirtschaft sowie bestens qualifiziertem Personal beweisen sie jedes Jahr aufs Neue, dass sie die Zukunft der Welt mitgestalten. Zurecht steht das Land laut Global-Innovation-Index seit neun Jahren in Folge (Stand: 2019) an der Spitze dieses Rankings, das gemeinsam von der World Intellectual Property Organization (Wipo), der Wirtschaftshochschule Insead und der Cornell University berechnet wird. Übergreifende Kooperationen sind häufig der Nährboden dafür, dass die Schweizer bei Umweltqualität, Patentanmeldungen und Hightechprodukten in der Fertigung punkten können – nicht zuletzt im Bereich Immobilien. Erst im April haben der Innovationspark Zentralschweiz, der sich dem Thema «Building Excellence» verschrieben hat, und NEST, das Forschungs- und Innovationsinstitut der beiden Schweizer Forschungsinstitute Empa und Eawag, eine Partnerschaft begründet. Das Ziel: die Förderung von Innovationen für Gebäude und Quartiere. Beispielsweise durch weniger Rohstoff- und Materialverbrauch, weniger Emissionsausstoss bei der Herstellung von Baustoffen oder hervorragende Recyclingmöglichkeiten. Zahlreiche Start-ups, Spin-Offs und Forschungseinrichtungen arbeiten erfolgreich daran, Umwelt und Klima massgeblich zu verbessern. Einige der jungen Unternehmen und ihre aussergewöhnlichen Lösungsansätze stellen wir Ihnen in diesem Magazin vor. Wohin die digitale Reise in der Immobilienwirtschaft geht, darüber gab die zweite Edition des Swiss Real Estate Innovation Day Auskunft, im Fokus standen erneut innovative Lösungsansätze in Sachen Planung, Bau, Finanzierung, Bewirtschaftung und Betrieb. Bedingt durch die Covid-19-Pandemie fand der beliebte Branchenevent in diesem Jahr ausschliesslich im virtuellen Raum statt. Mehr über die beiden Online-Events, in denen ausgewählte Referenten über Innovationen und digitale Dienstleistungen für die Immobilienwelt berichteten, erfahren Sie auf den folgenden Seiten. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre! Mit den besten Grüssen Susanne Osadnik


Livesendung 1 – Programm 4

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Livesendung vom 27. August 2020 09.00

Dr. Roman H. Bolliger CEO Swiss Circle Begrüssung und Vorstellung der Kongresspartner und Referenten

German Ramirez Trendforscher und Gründer von THE RELEVANCE HOUSE German Ramirez ist Trendforscher und berichtete uns von den aktuellsten Innovationstrends. Das erlaubt uns, die kommenden Innovationen in der Immobilienbranche einzuordnen und richtig einzuschätzen.

Marianne Wildi Vorsitzende der Geschäftsleitung der Hypothekenbank Lenzburg und Member of the Board Swiss Immo Lab Marianne Wildi hat mit ihren innovativen Ideen in der Banking-Szene für Aufmerksamkeit gesorgt. Neu ist sie mit dem Swiss Immo Lab auch in der Immobilienbranche unterwegs. Wir haben erfahren, welches ihre Ziele sind und wie sie es immer wieder aufs Neue schafft, etablierte Marketplayer mit Innovationen zu überraschen.

Michael Hügli Managing Director Buildigo und bis vor Kurzem Head Home Ecosystem Mobiliar Alle reden von Ökosystemen; Michael Hügli steht kurz davor, eines zu realisieren. Er stellte uns das Ökosystem Wohnen von Mobiliar, Aroov und Buildigo vor. Uns interessierte dabei, welches die Vorteile dieses Systems für Kunden und Betreiber sind und was es braucht, um ein eigenes Ökosystem auf die Beine zu stellen.

Patrick Rohner Leiter Business Development Privera Privera hat es trotz seiner Grösse und Tradition geschafft, innovativ zu bleiben. Patrick Rohner zeigte uns, was es dazu braucht und wohin die Reise für Immobiliendienstleister geht.

Diskussion mit allen Gästen Wir betrachteten zusammen mit unseren Referentinnen und Referenten Innovation aus verschiedenen Perspektiven. Wer genau aufpasste, konnte wertvolle Erkenntnisse für seinen eigenen Innovationsweg gewinnen.

10.30

Ende des 1. Innovation Day Der zweite Teil des Innovation Day fand am 3. September 2020 statt. Es erwarteten uns weitere Referenten mit kreativen Ideen und innovativer Triebkraft.


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Livesendung 1 – Referenten 5

Marianne Wildi Die Vorsitzende der Geschäftsleitung der börsenkotierten Hypothekarbank Lenzburg AG startete 1984 als Programmiererin bei dem aargauischen Finanz­ institut. Seit 2019 fungiert sie auch als Member of the Board bei dem zusammen mit der Avobis Group und der Gebäudeversicherung Bern (GVB) 2019 gegründeten Swiss Immo Lab. Dieses arbeitet als Venture-Capital-Gesellschaft am Ökosystem der Zukunft für die Immobilienbranche. Es investiert in

junge Firmen der PropTech-, ConTechund FinTech-Branche. Wildi ist darüber hinaus Präsidentin der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK), Vorstandsmitglied bei Economiesuisse und SwissBanking, der Schweizerischen Bankiervereinigung. Zudem amtet die überaus digitalaffine Bankerin als VRPräsidentin der Innofactory AG.

Code des menschlichen Gehirns zu knacken» und um Künstliche Intelligenz zum Nutzen für die Menschheit zu entwickeln. Der Digitalpionier ist auch Buchautor des Marketing-Handbuches «Erfolgreiche Marketing-Strategien», das im deutschen Management Circle Verlag herausgegeben wurde. Er erklärt uns, warum und wie die Digitalisierung die Welt verändert und welche Trends für die globale Real Estate Community relevant sind.

© Tom Wuersten

© Boris Baldinger

Der Co-Founder und Chief Relevance Officer (CRO) bei The Relevance House ist Marketingexperte und eCommerceSpezialist der ersten Stunde. Neben seiner Tätigkeit für die Full-Service-Marketing- und PR-Agentur ist er Mitglied im Board of Advisors bei Mindfire Global, einer in der Schweiz ansässigen Stiftung, die einige der klügsten Köpfe zusammenbringt, um, wie er sagt, «den

© zVg

Michael Hügli Der Leiter Ökosystem Wohnen bei der Schweizer Versicherungsgesellschaft (August 2018 bis August 2020) ist seit diesem September Managing Director des PropTech-Unternehmens Buildigo, der Handwerkerplattform aus der Westschweiz, welche seit Juni 2020 Teil des Mobiliar-Ökosystems Wohnen ist.

Michael Hügli war Mitgründer und Marketing Director des Zahlungsdienstleisters Twint und arbeitete davor als Leiter Strategische Steuerung bei der Post Finance. Der Vater von drei Kindern ist passionierter Radrennfahrer und erläutert uns, warum und wie die Mobiliar seit nunmehr zwei Jahren ihre ÖkosystemStrategie fährt und zeigt, welche konkreten Erfolge dabei bereits vorzuweisen sind.

Gümligen. Rohner ist überdies Dozent im Studiengang MAS Immobilienmanage­ ment an der Hochschule Luzern (HSLU) und zeigt uns am diesjährigen Swiss Real Estate Innovation Day wertvolle Beispiele für umgesetzte Innovationen und wirft zugleich einen Blick auf kom-

mende Geschäftsideen im Umfeld der Immobilien-Asset-Klasse Wohnen. Zudem gibt er eine Antwort auf die derzeit vieldiskutierte Frage: «Welcher Weg ist besser: die Innovation von innen heraus oder durch die Kooperation bzw. Inte­ gration von Start-ups?»

Patrick Rohner Der Leiter Business Development (seit August 2019) bei der Privera AG war zuvor über sieben Jahre Fachverantwortlicher des Bereichs Bewirtschaftung Schweiz sowie drei Jahre Niederlassungsleiter in Zürich bei dem Immobiliendienstleister mit Hauptsitz in Bern-

© zVg

German Ramirez


Livesendung 1 6

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«Frühzeitig Einblicke in kommende Trends erhalten» Livesendung 1 – Wie Innovationen und Ideen entstehen, zeigte der erste Teil des Swiss Real Estate Innovation Day 2020 auf, der erstmals als reines Digital-Event in der Zürcher Sihlcity stattfand. Über 230 Zuschauer waren online dabei und verfolgten eine gelungene Premiere im neuen Format. Von Mathias Rinka – Fotos: Lara Jambresic

Aufgrund der Corona-Pandemie war dieses Jahr schnell klar, dass ein realer Event dieser Grössenordnung mit den vorgegebenen Hygiene- und Sicherheitsvorschriften nur sehr schwierig umzusetzen war. Die neue Lösung für den Swiss Real Estate Innovation Day 2020: Zwei Livesendungen, bei denen man sich einfach mit dem Smartphone oder per Laptop von zu Hause aus oder unterwegs via Internet zuschalten konnte. Für die Initiatoren der Branchenveranstaltung, Roman H. Bolliger, CEO der Swiss Circle AG, und Harald Zeindl, Verlagsleiter Immobilien bei der Galledia Fachmedien AG, und ihre Teams erforderte bereits die blosse Planung der Die Formel diesjährigen Veranstaltung eine gehöri«Innovation = Digita- ge Portion Kreativität und Innovation. lisierung» greift zu Schliesslich gelang jedoch wieder ein kurz. Das Human- recht bunter und inspirierender Mix aus Expertenwissen, digitalen Trends und kapital darf dabei anregenden Diskussionsrunden. nicht vergessen Die erste Livesendung, professionell gehen. geleitet von der beliebten früheren SRFModeratorin Monika Schärer, bot Referentinnen und Referenten aus den B ­ ereichen Finanzen, Versicherungen, Immobilienmarketing und -dienstleistungen sowie PropTech (Property Technology) eine ansprechende Bühne – und viele Akteure der Schweizer Immobi­lienwirtschaft schauten zu. Die in das eigens für den Event eingerichtete Zürcher Studio in der Sihlcity geladenen Experten, machten schnell deutlich, was es heutzutage heisst, innovativ und kreativ zu sein. Dabei wurde klar, dass Innovation in der Immobilienwirtschaft heuer direkt mit dem Wort Digitalisierung ver-

knüpft ist. Wiederkehrende und vielfach noch händisch ausgeführte Prozesse werden jetzt durchgehend digitalisiert. Dies betrifft etwa das Management und die Verwaltung von Immobilien, aber darüber hinaus auch die Gründung und Finanzierung von digitalen Geschäftsideen, die in der Branche seit einigen Jahren kurz und knapp unter dem Begriff PropTechs zusammengefasst werden. Doch die auf den ersten Blick scheinbar so einfache Formel «Innovation = Digitalisierung» greift gemäss den Initiatoren und Referenten des Swiss Real Estate Innovation Day 2020 meist zu kurz. Dies gelte es vor allem bei den unternehmerischen Digitalisierungsstrategien, die bei vielen etablierten Branchenplayern auf der To-do-Liste ganz weit oben stehen, zu beachten. Denn neben moderner Technik und neuen Schnittstellen dürfe der Mensch und Mitarbeitende, das Humankapital in den Firmen, nicht vergessen gehen. Wichtig sei es darüber hinaus, auch von der Führungsebene hierzu die richtigen Impulse zu geben.

«Ökosysteme sind keine Zukunftsmusik» MICHAEL HÜGLI Leiter Ökosystem Wohnen Mobiliar/Managing Director Buildigo

Bei der Mobiliar startete einst der Innovationsprozess mit der App Lizzy, einer digitalen Mängel­liste für die Wohnungsübergabe. «Hier haben wir festgestellt, dass die Privatkunden, die Wohnungs­ eigentümer und die Verwalter diese sehr schätzen und sie eigentlich noch mehr digitalisieren möchten», sagte Michael Hügli. Dazu zählten etwa auch die Wohnungsübergabe, der Bewerbungsprozess oder die Mängelmeldungen der Mieter. Dies führte dann vor gut einem Jahr zur Kooperation mit dem Immobiliensoftwareanbieter Garaio REM und


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Marianne Wildi, Hypothekarbank Lenzburg, und Patrick Rohner, Privera AG, loten Digitalisierungschancen aus.

zur Gründung des PropTech-Start-ups Aroov. «Das ist ein gutes Beispiel, wie Mobiliar dies explorativ angeht. Wir sehen uns dabei quasi als Orchestrator des Ökosystems Wohnen.»

Aktivität im Mobiliar-Ökosystem Wohnen müsse aber auch für sich rentabel sein und ausserhalb des Kerngeschäfts mit den Versicherungen eigene Erträge generieren, stellte er klar.

Neue Ertragsquellen Der Antrieb bei der Mobiliar, in ein umfassendes Ökosystem zu investieren, sei zum einen die Sicherung von Kundenschnittstellen für das Kerngeschäft Versicherungen. Zum anderen gehe es aber auch um die Erschliessung neuer Ertragsquellen, so Hügli. «Wir wollen diese neuen Entwicklungen aktiv mitgestalten.» Neben dem vor Kurzem hinzugekauften Westschweizer PropTech Buildigo, der Handwerkerplattform mit Bauexperten, Sicherheitsberatern und Einrichtern für Privatimmobilien, umfasst das Mobiliar-Immobilienökosystem derzeit den Mietkautionsversicherer Swisscaution, die Hypothekarbörse Credit Exchange, die Mieter- und ­Bewirtschafterplattform Aroov sowie das Umzugsmanager-Tool Plan Your Move.

Neue Kooperation mit Raiffeisen Kunden dort abzu­ Gleiches gelte auch für den Eigenheimbereich, wo man ein Joint Venture zu- holen, wo sie sind, sammen mit der Schweizer Bankengrup- und nicht abzuwar­ pe Raiffeisen anvisiere und eine neue ten, bis sie aktiv auf agile und digitale Plattform plane. Diese uns zukommen.» werde voraussichtlich im ersten Halbjahr 2021 lanciert und dann fortlaufend mit neuen Produkten und Lösungen rund um das Thema privates Wohneigentum erweitert: «Vom Erwerb über den Unterhalt bis hin zum Verkauf.»

Rentabilität gefragt «Die Ökosysteme sind keine Zukunftsmusik, sie sind schon da», sagte Hügli. «Dabei ist unser Challenge, die Kunden dort abzufangen, wo sie sind. Und nicht nur abzuwarten, bis sie aktiv von sich aus auf uns zukommen.» Ziel sei es zudem, auch in Zukunft der grösste Haushaltversicherer in der Schweiz zu sein. Jede

«Challenge ist, die

«Neue Geschäftsmodelle und ­Technologien testen» MARIANNE WILDI CEO der Hypothekarbank Lenzburg AG und Board Member bei Swiss Immo Lab

Mit dem vor knapp einem Jahr gegründeten PropTech-, Contech- und Fintech-Investor Swiss Immo Lab will Wildi mit ihren Partnern Avobis Group und Gebäudeversicherung Bern ein PropTechÖkosystem formen. In den vergangenen Monaten investierte man bereits in die Immobilien-Start-


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ups Archilyse (Zürich), Insolight (Lausanne), Mobbot (Fribourg) und Realxdata (Berlin). In Ökosystemen denken Swiss Immo Lab strebe eine frühzeitige Beteiligung an jungen PropTechs und eine aktive Weiterentwicklung dieser Firmen – aus der Schweiz und dem europäischen Ausland – an. «Dies erhöht auch die Renditechancen», sagte Wildi, die mit dem Immobilienlabor «made in Switzerland» zunächst vor allem Seed- und Series-A-Finanzierungen präferiert. «Das Denken in Ökosystemen erlaubt die Strukturierung von flexiblen neuen Geschäftsmodellen. Dieser einzigartige Zugang zu innovativen Unternehmen erlaubt es uns, neue Geschäftsmodelle und Technologien zu testen.» Das Erreichen einer Innovationsführerschaft sei nur möglich, wenn man auch frühzeitig Einblicke in kommende Trends erhalte. Effizienz steigern Die Gründungspartner von Swiss Immo Lab unterstützen die jungen Immobilienfirmen bei ihrem Wachstum und profitieren parallel vom direkten Zugang zu Start-up-Innovationen und -Ideen. Das Anfangsportfolio enthält etwa mit Archi«Früher konnte man lyse eine Software-as-a-Service(SaaS)noch Aufmerksam- Lösung im Segment Property Managekeit kaufen, heute ist ment, die zur Effizienzsteigerung in der Entwicklung und Bewirtschaftung von das schlicht und Gebäuden beitragen will. Die zweite auseinfach nicht gewählte Firma, Insolight, bietet mit mehr möglich.» ­ihren modernen Photovoltaikmodulen einen höheren Energieertrag für Hausdächer und Landwirtschaftsbetriebe und ermöglicht so neben einer höheren Rentabilität auch eine bessere Flächen- und Landnutzung. Tech-Lösungen im Fokus Mobbot, der dritte im Bunde, stellt Bauherren bei Neubauten und Renovationen eine schnellere, flexiblere und klimaschonende Produktion von Betonelementen per 3D-Druck zur Verfügung. Die Freiburger Construction-Technology (kurz: Contech)-Firma war Anfang Jahr Finalist beim Start-up-Wettbewerb an der SwissBau-Messe in Basel. Vierte im Swiss-Immo-Lab-Ökosystem ist die Berliner Unternehmung Realxdata mit ihrem Analyse-Tool zur Digitalisierung, Strukturierung und Visualisierung von Immobilienportfolios. Grösserer Investorenkreis angepeilt Die Gründungspartner wollen gemeinsam zunächst rund zehn Millionen Franken investieren, so Wildi. In der Folge will man das «Schweizer Immobilienlabor» für passive Investoren öffnen und das Investitionsvolumen für das angestrebte

diversifizierte Start-up-Portfolio auf 50 bis 100 Millionen Franken ausweiten. «Wir müssen die Augen offenhalten und über die Branchen- und Ländergrenzen hinausschauen. Hier braucht es neben Innovationen auch Kooperationen.»

«Mensch und Technik verschmelzen miteinander» GERMAN RAMIREZ Co-Founder von The Relevance House und Managing Director der Agentur Spark & Strategy

Der Branding- und Marketingexperte ist bereits seit 1996 so etwas wie ein «Digitalpionier» und zugleich erfahrener Spezialist für eCommerce. «Wir werden im Schnitt mit rund 5.000 bis 10.000 Werbebotschaften pro Tag konfrontiert», sagte Ramirez am diesjährigen Swiss Real Estate Innovation Day. Der Kampf um Aufmerksamkeit und Relevanz sei dabei heute ein ganz anderer als noch vor fünf, zehn oder 20 Jahren. «Früher konnte man noch Aufmerksamkeit kaufen, heute ist das schlicht und einfach nicht mehr möglich. Dazu ist da draussen einfach zu viel los.» Vom Was & Wie zum Wer & Warum Die aktuell in der Branche stattfindenden Digitalisierungsprozesse dürfe man aber nicht nur unter dem Begriff Technologisierung abhaken. Auch komplette menschliche Verhaltensweisen würden dadurch verändert. «Digitalisierung ist vor allem auch ein Mindset, eine Einstellung», erklärte Ramirez. Die digitale Transformation betreffe zudem die Veränderung, wie wir kommunizieren und interagieren, wie wir künftig denken und entscheiden. Dies werde über kurz oder lang auch Auswirkungen auf unser Wertesystem haben. «Waren in den vergangenen 20 Jahren im Rahmen der Digitalisierung vor allem die Fragen nach dem Was & Wie relevant, so wird in den kommenden 20 Jahren vielmehr das Wer & Warum hinterfragt.» Bedeutung und Wirkung neuer Technologien werde auf kurze Sicht meist überschätzt, die langfristigen Folgen hingegen eher unterschätzt, so Ramirez. Wichtig sei vor allem eines: «Neue Technologien ersetzen nicht den Menschen, sie komplettieren ihn.» Mega-Trends Drei Technologieaspekte werden seiner Meinung nach einen sehr starken Einfluss auf den Immobilienmarkt der Zukunft ausüben. Erstens: Die «Verschmelzung von Realitäten», offline und online werden durch die Verwendung von Augmented und Virtual Reality (AR/VR) verbunden. Zweitens: Durch das Internet of Things (IoT) wird das Gebäu-


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German Ramirez, Spark & Strategy (links) im Gespräch mit Michael Hügli, Mobiliar

de bzw. das Zuhause smart und intelligent. Gleichzeitig unterstützt und beeinflusst es damit aber auch Entscheidungsprozesse, die bislang ausschliesslich beim Menschen lagen. «In aller Kürze: Maschinen werden auch zu Kunden», so Ramirez. Drittens: Blockchain und Tokenization werden gemäss dem Marketingfachmann Immobilienverkäufe neu definieren. «Liegenschaften werden in Zukunft nicht mehr als Ganzes, sondern in viel kleineren Teilen verkauft werden können.»

Jahren den Weg zum digitalen Immobiliendienstleister beschreitet. Zur digitalen Strategie zähle vor allem der aktive Austausch in der Branche, was auch die Hochschulen des Landes umfasse. «Hinzu kommen Innovationspartnerschaften sowohl mit Start-ups als auch mit etablierten Partnern.» Hier habe man in den vergangenen Jahren vieles versucht, skaliert, angenommen oder verworfen – ganz getreu dem Trial-and-Error-Verfahren.

«Yes, we love Innovation»

Innovationskräfte und -killer Eine der grundlegenden Herausforderungen in der Immobilienbranche sei die geringe Innova­ tionskraft in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. «Die grösste Revolution in der Immobilienwirtschaft in den letzten 30 Jahren war wohl der Übergang von der Schreibmaschine zum PC», so Rohner. Die Branche zeichne sich noch heute

PATRICK ROHNER Leiter Business Development Privera AG

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durch einen recht tiefen Automatisierungs- und Standardisierungsgrad aus, bemängelte er. «Zudem gibt es eine hohe Fluktuation in der Branche. Dies führt zu unzufriedenen Kunden.» API-Schnittstellen fürs Ganze Die Privera AG setzt hier mit einer eigenen Immobiliensoftware an. Diese fungiere als Kernapplikation, die über verschiedene API-Schnittstellen mit Kooperationspartnern, externen «Nur durch die Plattformen und anderen digitalen Lösungen verbunden ist. «Das heutige PriAkzeptanz der Digi- vera-Ökosystem startete vor fünf Jahren talisierungsprozesse mit einem ersten Entwurf eines Mieterkommen wir zu portals.» erfolgreichen Ergeb- Heute sei man hier nach vielen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen weit vo­ nissen und erzielen rangekommen und auf einem sehr spanwahren Mehrwert.» nenden Weg, was die Plattformthematik anbelange, so Rohner. Derzeit in Arbeit befinde sich zudem ein eigenes Portal für alle Eigentümer der einzelnen Liegenschaften. Zudem spanne man aktuell auch neu mit dem PropTech Immofix zusammen, um die Handwerkerauftragsvergabe bedeutend zu beschleunigen und sinnvoll zu optimieren.

Digitales Unterzeichnen Digitale Wohnungsabnahmen inklusive OnlineSigning gehören inzwischen bei Privera zum Standard. Komplett digital läuft auch der Wohnungsbewerbungsprozess (einschliesslich Betreibungsregisterauszug) ab – über die Lösungen des Zürcher PropTech-Unternehmens Flatfox. Auch die Dokumentationen auf Verwalterseite, das Kreditorengeschäft oder das Bewirtschaften von Liegenschaften (mit dem eigenen Tool BeWi) – alles digital. Matchentscheidend sei bei der Digitalisierung von Prozessen die Akzeptanz aufseiten der Immobilieneigentümer und -nutzer, so Rohner. «Nur so kommen wir zu erfolgreichen Ergebnissen und erzielen den wahren Mehrwert mit Innovationen.»

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DER INNOVATION-DAY-INITIATOR: Roman Bolliger

viel ist nötig?» – Das falsche Signal sei es, mit Angst oder gar Verweigerung zu reagieren, so Marianne Wildi. Patrick Rohner ergänzte, dass es unter den Menschen immer Förderer und Verhinderer geben werde. Vernünftig vorausschauend werde man sich jedoch nicht den neuen Dingen verschliessen können. «Wichtig ist, im Kontakt mit den Kunden konkurrenzfähig zu sein.» Für Michael Hügli kommt es darauf an, dass das Firmenmanagement vorlebt, was Digitalisierung, Innovation und Transformation bedeutet. •

MODERATORIN DER VERANSTALTUNG: Monika Schärer

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Innovative Hotspots 12

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Wer hat’s erfunden? Innovative Hotspots – Die Schweiz zählt nur 8,5 Millionen Menschen, doch die stellen viel auf die Beine. Mit zahlreichen Forschungs­einrichtungen, deren hervorragender Vernetzung mit Industrie und ­Wirtschaft sowie bestens qualifiziertem Personal steht das Land seit Jahren an der Spitze der weltweit innovativsten Staaten. Von Susanne Osadnik – Foto: zVg

Im Ländle ist man sparsam und fleissig – das ist das Credo der Schwaben. Hier im Südwesten Deutschlands protzt man nicht, sondern gibt sich bescheiden. Geht es um technische Errungenschaften spielt man dennoch gern in der ersten Liga – so wie beispielsweise im Mai. Da richteten sich aller Augen auf Baden-Württembergs Landeshauptstadt, als die weltweit erste NetzwerkBogenbrücke über die Autobahn A8 bei Stuttgart geschoben wurde. Das Besondere daran war nicht

das beachtliche Gewicht, das bewegt werden musste, sondern vielmehr das verwendete Material, das für die 72 Hängeseile der 127 Meter langen Eisenbahnbrücke verwendet wurde: kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff (CFK) – ein Werkstoff, der das anspruchsvolle Anforderungsprofil für Hänger von Netzwerkbogenbrücken ideal erfüllt. Denn er macht die Hängeseile im Gegensatz zu Stahlkonstruktionen extrem leicht. Zu den 1.500 Tonnen Gewicht der Brücke tragen die CarbonHänger nur mit 1.675 Kilogramm bei. Ein weiterer Vorteil: Aufgrund des geringen Gewichts konnten die CFK-Hänger ohne Kran und mit nur drei Bauarbeitern angebracht werden. Seitdem verfügt Stuttgart nun über eine Brücke, die sich unter Verkehrslast viel weniger durchbiegt als andere Modelle und dadurch zu Sicherheit und Lebensdauer der Konstruktion beiträgt. Durch CFK ist das Ganze auch noch kostengünstiger in der Anschaffung als eine Stahlbrücke gewesen, was die Schwaben besonders freut. Und der Clou

Im NEST, dem modularen Forschungs- und Innovationsgebäude der Empa und der Eawag, werden neue Technologien und Materialien uunter realen Bedingungen getestet.


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für die umweltbewusste Landesregierung: Die bei der Herstellung anfallenden CO2-Emissionen betrugen nur etwa ein Drittel im Vergleich zur Stahlvariante, und der Energieaufwand hat sich mehr als halbiert. All das hat man vor allem den Schweizer Wissenschaftlern der Cargo-Link AG in Fehraltorf zu verdanken. Das im Jahr 2000 als Spin-off der Empa, der eidgenössischen Materialprüf- und Forschungsanstalt, gegründete Unternehmen ist spezialisiert auf die Berechnung, Konstruktion und Herstellung von Strukturelementen aus Carbonfasern für hohe Lasten – und steht damit für all das, was Empa ausmacht: Grundlagenforschung für die Industrie zu betreiben und so die Schlagkraft der Schweizer Wirtschaft zu erhöhen. Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzubringen ist die Voraussetzung dafür, wie Karin Weinmann, Kommunikationsbeauftragte der Empa, erklärt. «Der Wirtschaft mangelt es häufig an wissenschaftlicher Kompetenz, die sie bei uns findet», führt Weinmann weiter aus. «Dafür eröffnet die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft unseren Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen und etwa an so bahnbrechenden Projekten wie der Stuttgarter Brücke mitzuwirken, die wegweisend für weitere CarbonKonstruktionen im Bauwesen sein werden.» Spitzenplatz im globalen Innovationsranking In Stuttgart sind die Schweizer wieder einmal ihrem Ruf als Innovationsweltmeister gerecht geworden. Laut Global-Innovation-Index steht die Schweiz seit neun Jahren in Folge (Stand: 2019) an der Spitze dieses Rankings, das gemeinsam von der World Intellectual Property Organization (Wipo), der Wirtschaftshochschule Insead und der Cornell University berechnet wird. Analysiert werden dabei 129 Länder, die zusammen 92 Prozent der Weltbevölkerung und 97 Prozent der globalen Wertschöpfung abdecken. Was die Schweiz so ­erfolgreich macht, sind ihre zahlreichen Forschungseinrichtungen, die entsprechende Infrastruktur und hervorragendes Personal. Immerhin 42 Prozent der erwerbstätigen Schweizer sind im Bereich Wissenschaft und Technologie tätig, wie der vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) herausgegebene Bericht «Forschung und Innovation in der Schweiz 2020» dokumentiert. Übergreifende Kooperationen sind häufig der Nährboden dafür, dass die Eidgenossenschaft bei Umweltqualität, Patentanmeldungen und Hightechprodukten in der Fertigung punkten kann. Erst im April haben der Innovationspark Zentralschweiz, der sich dem Thema «Building Excel-

Innovative Hotspots 13 lence» verschrieben hat, und NEST, das Forschungs- und Innovationsinstitut der beiden Schweizer Forschungsinstitute Empa und Eawag, eine Partnerschaft begründet. Das Ziel: die Förderung von Innovationen für Gebäude und Quartiere. «Der Innovationspark Zentralschweiz hat eine umfassende Expertise in der Konzeptionierung von innovativen Lösungen im Gebäude­ bereich, das NEST-Team und dessen Partner spezialisieren sich auf die Umsetzung und Demonstration solcher Konzepte. Hier sehen wir ein enormes Potenzial für die Partnerschaft», sagt Melissa Kneubühler, Innovationskoordinatorin beim Innovationspark Zentralschweiz. Intelligente Netze gefragt Eines der ersten gemeinsamen Projekte ist mit einem Status von 80 Prozent schon weit fortgeschritten: Es geht um verbesserte und umweltfreundliche Nutzung von Solarstrom, der auf den Dächern von Gebäuden gewonnen wird. Das Ziel dabei ist, Energieversorgung «In der Schweiz immer dezentraler zu gestalten – was sind 42 Prozent der eine Herausforderung für das Stromnetz Berufstätigen bedeutet. Denn die Einspeisung von Soin den Bereichen lar- und Windenergie ist durch starke Fluktuation gekennzeichnet. Deshalb Wissenschaft und braucht es intelligente Netze und Tech- Technologie tätig.» nologien wie Batterien, um den Strom zwischenzuspeichern. Der Elektrogrossist Otto Fischer testet momentan eine Batteriespeicherlösung, um selbst produzierten Solarstrom noch besser nutzen zu können. Um bei unregelmässig produziertem Solarstrom Lastspitzen abzufangen oder den Eigenverbrauch zu optimieren, können Batteriespeicher eingesetzt werden. Dabei kommen auch ausgediente Batterien aus Elektrofahrzeugen zum Einsatz. Bei Otto Fischer ist ein solcher «Second Life»-Speicher im Einsatz. Andernorts entwickelt man Second-Life-Stromspeicher mit Hilfe ausgedienter Batterien aus der E-Mobilitätsindustrie. UpVolt, ein Start-up aus Basel, hat sich die Lebensdauerverlängerung von Lithium-Ionen-Batterien mit ihren wertvollen Ressourcen zum Ziel gesetzt – durch ein intelligentes Upcycling. Erste Pilotprojekte werden im Smart City Lab Basel, einer Initiative von SBB und Kanton Basel-Stadt auf dem Areal Wolf, entwickelt und getestet. Entsorgte E-Scooter- und EV-Batterien werden in Solarstromspeicher und OffgridBatterie-Container eingebaut, um abgelegene Gärtnereien, Camper, Tiny Houses und grössere Stromverbraucher mit Strom in einem zweiten Leben zu versorgen. Auch andere Ideen gehen vom Smart City Lab aus, das als Testraum für Prototypen und Services gilt. Denn hier ist experimentieren ausdrücklich er-


Innovative Hotspots 14

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wünscht. Insgesamt 30 Pilotprojekte sind aktuell in Planung oder Umsetzung, darunter etwa das Glassystem, das unerwünschte Wärme und Blendung aussperrt, ohne die Sicht zur Aussenwelt zu beeinträchtigen. Die smarte Fassade von Halio International ist ein innovatives System dynamischer Verglasung und tönt Glas in weniger als drei Minuten. Es bietet solaren Wärmeschutz, braucht keinen Aussensonnenschutz und ist auch für Gebäude mit hohen Windlasten geeignet. Im Rahmen des Projekts «Smart Office» sollen im Community Space des Smart City Lab Basel Erkenntnisse für eine ganzheitliche Konnektivität von neuen Technologien in Gebäuden und Arealen gewonnen werden. Die smarte Fassade von Halio International ist ein erster Use Case für die Vernetzung von neuen Gebäudetechnologien. Demnächst wird es in Basel einen weiteren Platz für kreative Köpfe geben. Der Pharmakonzern Novartis hat seinen Basler Campus für Fremd­ firmen geöffnet. Die kantonale Gesellschaft für Standort- und Innovationsförderung Basel Area und der dort angedockte Switzerland Innovation Park haben im Campus einen eigenen Standort und bereits acht Start-ups angesiedelt. Das Kalkül: Der Campus soll als «Ideen- und Innovationshub» weiterentwickelt, kreative und innovative

Potenziale durch eine Öffnung für akademische Nutzungen, Start-ups und weitere externe Unternehmen gestärkt und gefördert werden. Von 2023 an wird das Friedrich Miescher Institut (FMI) mit rund 350 Mitarbeitern in ein bereits umgebautes Gebäude einziehen. Auch ein neues Besucherzentrum ist geplant, um das neue Image des bislang eher zugeknöpften Konzerns zu demonstrieren: Engagement und Interaktion sollen die Leitmotive sein. Die Eröffnung des Standortes des Switzerland Innovation Parks Basel Area wird dabei nur als Auftakt einer weitergehenden Entwicklung betrachtet. Inhaltlich soll das Projekt neue Formen des Austauschs und der Zusammenarbeit in den Life Sciences und der Digitalisierung im Gesundheitswesen ermöglichen und intensivieren. Erfolgreich in der Ansiedlung innovativer Unternehmen sind auch die GZA Greater Zurich Area und GGBa Greater Geneva Bern Area – beides Wirtschaftsstandorte, die sich durch zukunftsweisende Cluster auszeichnen. Die Greater Geneva Bern Area, die die Kantone Bern, Freiburg, Waadt, Neuenburg, Genf und Wallis umfasst, konzentriert sich bei der Standortförderung unter anderem auf die ICT-Branche. In der GGBa trug der steigende Bedarf an sicheren Datentübertragungstechniken

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zahlreicher multinationaler Unternehmen, Banken und internationalen Organisationen massgeblich zum Wachstum dieser Branche bei. Zahlreiche revolutionäre Erfindungen im ICT-Bereich gingen von hier aus um die Welt – zu den wichtigsten zählt das World Wide Web, das im CERN in Genf entstand sowie die Programmiersprache Scala, die an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in ­Lausanne entwickelt wurde und heute von Unternehmen wie Twitter und Netflix genutzt wird. Heutzutage haben sich neben internationalen Gross­ unternehmen wie Cisco, VeriSign, HP, Autodesk und Huawei auch eine grosse Zahl von Start-ups im Bereich Bioinformatik, Kryptografie und Informatiksicherheit in der GGBa angesiedelt. Und der Zustrom aus dem Ausland hält an: Allein im vergangenen Jahr konnten 79 ausländische Unternehmen für den Standort gewonnen werden. Ähnlich erfolgreich und zukunftsträchtig ist die Greater Zurich Area, die zu den global führenden Fintech-Hubs zählt. Das hat sich selbst in den vergangenen Monaten, im von der Covid-19-Pandemie und vom Lockdown geprägten ersten Halbjahr 2020, bestätigt: Trotz weltweit unübersichtlicher Lage konnten die Standortförderer 29 Ansiedlungen vermelden. Der Wirtschaftsraum, der von Schaffhausen bis ins Tessin reicht, punk-

Innovative Hotspots 15 tet unter anderem in Sachen IT. Technologieführer wie Google, Microsoft, IBM, Disney, ABB, Biogen, Johnson & Johnson oder Roche betreiben vor Ort Forschung und Entwicklung. Die Stadt Zürich ist mit ihrer Universität und der ETH sowie den angesiedelten Unternehmen weltweit führend im Bereich Informatik. Zug gilt als Crypto Valley und Schrittmacher in der Blockchain-Technologie; im Tessin sind Unternehmen sehr erfolgreich mit der Entwicklung von KI (Künstliche Intelligenz) befasst. Alles in allem zählt die Greater Zurich Area als ein global führender Fintech-Hub, «Erfolgreiche und zwar auf Augenhöhe mit Singapur ­Wirtschaftsstandorte und London. Auch künftig werden die Innovations­ ­fördern zukunfts­ standorte in der Schweiz das Interesse weisende Cluster ausländischer Unternehmen und Invesund die Ansiedlung toren wecken. Denn das Land im Herzen Europas steht für Bodenständigkeit. Hier innovativer Unter­ sind weder politische Unruhen noch nehmen.» ­Naturkatastrophen zu erwarten, die das Forschen und Arbeiten vor Ort einschränken könnten. Rechtssicherheit ist das Fundament, auf dem Fortschritt, Forschergeist, Wohlstand und Prosperität fussen. Die Schweizer haben nicht vor, etwas daran zu ändern – denn darüber hinaus gelten sie als «Konservative» im besten Sinne. •

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Projektentwicklung 16

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Rückkehr zu den Wurzeln Projektentwicklung – Swiss Prime Site Immobilien will auf dem JED-Areal in Schlieren ZH einen Büroneubau mit besonders nachhaltigem Gebäudekonzept errichten: Der Bau soll ohne Heizung, ­Lüftung, Kühlung oder Zuführung von Fremdenergie auskommen. Von Birgitt Wüst – Foto: nightnurse images, zürich

In Schlieren plant die SPS Immobilien AG ein Bau­ projekt der besonderen Art. Auf dem als Wissens­ transfer-Hub konzipierten JED-Areal soll bis Ende 2021 ein innovatives Gebäude entstehen, das neue Massstäbe in der Kosten-, Energie- und Flä­ cheneffizienz und dabei gleichzeitig den Komfort an erste Stelle setzt. Der geplante JED-Neubau sei eine «Rückkehr zu den Wurzeln des Bauens», heisst es bei der SPS. Anstatt immer mehr in Tech­ nik zu investieren, um energiesparend zu bauen und Gebäude möglichst ökologisch zu betreiben, will die Gesellschaft in Schlieren ein Gebäude rea­ lisieren, das sich auf «die elementaren Mittel der Architektur» konzentriert. Das «JED 2226 setzt Gebäude, in dem gemäss SPS-Ankündi­ neue Massstäbe im gung der «fortschrittlichste Arbeits­ Bereich Kosten-, raum der Schweiz» entstehen soll, ba­ Energie- und siert auf dem visionären Gebäudekonzept «2226» von Baumschlager Eberle Archi­ ­Flächeneffizienz.» tekten (BEA), das sich auf «die elemen­ taren Mittel der Architektur» konzen­ triert – und ohne herkömmliche Heizungs-, Kühlungs- und Lüftungstechnik auskommt. Erfolgreiches Pilotprojekt Dass das Konzept auch in der Praxis funktioniert, zeigt der 2013 errichtete Prototyp des Gebäudes, das mehrfach preisgekrönte Bürogebäude 2226, der Firmensitz von Baumschlager Eberle Archi­ tekten im Millennium Park im vorarlbergischen Lustenau. Der Name des Gebäudes ist nicht willkürlich ge­ wählt: Der sechsgeschossige, helle Kubus mit den Massen von 24 × 24 × 24 Metern hat weder Keller noch Heizung und verzichtet vollständig auf tech­ nische Lüftung und Kühlung. Dennoch bewegt sich die Raumtemperatur, wie die akribisch aufge­

zeichneten Messungen seit Bezug des Gebäudes belegen, zu allen Jahreszeiten konstant genau in dem Temperaturbereich, in dem sich die meisten Menschen gerne aufhalten und arbeiten: Zwischen 22 und 26 Grad Celsius. Die konstante Temperatur in den über 13.000 Ku­ bikmetern umbauten Raumes ist vor allem der massiven Bauweise zu danken, die das Gebäude perfekt isoliert. Die Gebäudehülle ist insgesamt 75 Zentimeter dick und besteht aus einem zweischa­ ligen Backsteinmauerwerk von je 36 Zentimetern Stärke und unterschiedlicher Dichte. Die äussere Schale aus isolierenden Hochloch-Backsteinen sowie die innere Tragschale für den Kräfteabtrag der Decken dienen als Speichermasse. Die Wände erhielten beidseitig einen glatten Kalkputz, der auf der Aussenseite im Laufe der Zeit unter der Son­ neneinstrahlung immer härter und schmutzabwei­ sender wird. Ferner zeichnet sich 2226 durch Raumhöhen von 3,40 Metern aus und Fenster, de­ ren Scheiben weit ins Gebäude zurückversetzt sind, sodass die Sonnenstrahlen das Glas nur im Winter bei niedrigem Sonnenstand erreichen. Nutzer als Wärmequelle Im Winter sorgt die Abwärme aller Wärmequellen – Beleuchtung, Rechner, Kopierer und selbst Kaf­ feemaschinen – für eine angenehme Raumtempe­ ratur. Wärmequellen sind nicht zuletzt die Nutzer selbst, denn bekanntlich hat jeder Mensch eine Wärmeabstrahlung von durchschnittlich 80 Watt. Der Einsatz von Hightech ist überschaubar: So gibt es in jedem Raum Sensoren, die die Luft ständig auf Wärme, Feuchtigkeit und CO2-Gehalt über­ prüfen und gegebenenfalls Massnahmen einlei­ ten. So öffnen sich innen angeschlagene, senso­ risch gesteuerte Lüftungsflügel der Fenster automatisch, sobald der CO2-Anteil zu hoch ist oder die Temperatur im Raum steigt. Bei sommer­ licher Hitze öffnen sich die Flügel bei Nacht, um das 2226 mit natürlicher Zugluft zu kühlen. Sor­ gen, von der Technik «übersteuert» zu werden, muss sich niemand machen: Alle Lüftungsflügel lassen sich individuell auch von Hand bedienen. Droht die Temperatur einmal abzusinken, wird dem durch vorübergehendes automatisches An­ schalten der Beleuchtung oder anderer Geräte


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entgegengesteuert. In hohen Räumen und klar strukturierter Architektur entfalte sich eine grosszügige, lichterfüllte Atmosphäre, sind die Architekten und Planer von BEA überzeugt. «Wir sehen das Haus als Teil seines klimatischen Umfelds und möchten das, was uns ohnehin langfristig von der Natur zur Verfügung gestellt wird, nutzen», beschreibt Dietmar Eberle den Beweggrund für die Entwicklung des neuen Konzepts. Der Komfort hängt aus seiner Sicht zum einen ab von der Lichtverteilung und Raumhöhe sowie von der Materialität des Gebäudes – vergleichbar mit dem Eindruck, den naturnah erstellte Gebäude vermitteln, in denen sich die meisten Menschen sogleich wohlfühlen. «Die Kombination der baulichen Vorgaben eines solchen Gebäudes verbunden mit dem Einsatz einer intelligenten Software für die optimale Steuerung der verschiedenen Wohlfühlkomponenten ist revolutionär.» Erste Nachfolgeprojekte Das 2226 beeindruckt: Es ist ein technisch hochstehendes Haus; Innovation bedeutet in diesem Falle die Reduktion auf vorhandene Ressourcen und deren optimale Nutzung. Dadurch entstehen geringere Bau- und Energiekosten, gleichzeitig wird für ein natürlicheres Klima gesorgt, welches das Wohlbefinden steigert. Nachdem sich der Prototyp in Lustenau als erfolgreich erwies, sind inzwischen weitere Gebäude des Typs 2226 entstanden: So wurde im Januar dieses Jahres in der Viscosistadt, dem neuen kreativen Zentrum von Emmen, das Büro- und Gewerbe­ gebäude 2226 fertiggestellt. Ein weiteres wird Medienberichten zufolge im Bregenzerwald eröffnet und in Deutschland sind Nachfolgeprojekte explizit auch im Wohnungsbau geplant. Weit fortgeschritten ist die Planung für den eingangs erwähnten Neubau der SPS Immobilien auf dem JED-Areal, das die Tochter der Swiss Prime Site AG Ende 2015 von der NZZ übernahm. Auf dem bisher nicht bebauten Teil des Geländes der ehemaligen NZZ-Druckerei soll nach dem 2226-Konzept ein fünfgeschossiger Neubau mit 17.000 Quadratmetern Geschossfläche entstehen, der ähnlich wie das Pilotprojekt in Lustenau ohne Heizung, Lüftung und Kühlung sowie Zuführung von Fremdenergie auskommt. Auch hier werden im Gebäude verteilte Sensoren melden, wenn Grenzwerte für CO2, Luftfeuchtigkeit und Temperatur erreicht sind, und sich sodann beispielsweise Fenster automatisch öffnen, um wieder die «raumklimatische Komfortzone» zu erreichen. Mit der Realisierung des Projekts ist die Freo Group beauftragt. «JED 2226 ist Freos erste Entwicklung eines Zero-Energy-Gebäudes nach dem Konzept von 2226», sagt Bernd Hofer, CEO der Freo

Projektentwicklung 17 Switzerland AG. «Weitere Projekte nach dem Konzept 2226 sind für die Zukunft geplant.» «Unsere Machbarkeitsstudie für den Neubau hat deutlich gezeigt, dass wir das Projekt wie konzipiert mit dem Gebäudekonzept 2226 umsetzen können», sagt Gianfranco Basso, Head Construction bei SPS Immobilien. «Wir sind überzeugt, dass wir unsere zukünftigen Mieter durch Architektur, Atmosphäre, Ästhetik, Wohlbefinden und vor ­allem Nachhaltigkeit dafür gewinnen werden.» Tiefe Mietnebenkosten Hinzu kommt ein weiterer Vorteil. Da sich die Haustechnik zur Hauptsache auf Steuerungssoftware beschränkt, wird der Energieverbrauch deutlich verringert. «Unser Neubauprojekt in

Schlieren wird neue Massstäbe im Bereich Kosten-, Energie- und Flächeneffizienz setzen», sagt Peter Lehmann, CEO der Swiss Prime Immobilien AG. «Die Unterhalts- und Betriebskosten liegen bei nur 50 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Immobilien.» Darüber hinaus biete das Gebäude noch weitere Vorteile – beispielsweise die hohe Nutzungsneutralität und die hohe Flexibilität seiner Mietflächen: So ermögliche der JED-Neubau zusammenhängende Flächen von mehreren 1.000 Quadratmetern und eine horizontale und/oder vertikale Nutzung über mehrere Stockwerke. Als ­Erholungszonen sind zudem Terrassen auf dem zweiten, dritten und vierten Obergeschoss vorgesehen. «Insgesamt ist dies ein optimaler Mix, der Investoren, Bauherren und zukünftige Mieter nachhaltig überzeugen wird», sagt Lehmann. «Der ökologisch und ökonomisch zukunftsweisende Neubau ist derzeit der grösste seiner Art und ein Objekt mit internationaler Strahlkraft.» Einzugs­ termin soll 2022 sein. •

Mit dem «JED 2226» entsteht auf dem JED-Areal in Schlieren ein ZeroEnergy-Gebäude.


Bauwirtschaft 18

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Material mit Identität Bauwirtschaft – Bisher landen vor allem bei Umbau oder Abriss von Gebäuden viele Materialien auf der Müllkippe. Eine OnlineCloud-Plattform soll künftig helfen, beim Bau von Gebäuden weniger Ressourcen zu verschwenden – «Madaster» soll als Katalogisierungssystem zirkuläres Wirtschaften in der Bau-, Immobilien- und Abfallwirtschaft möglich machen und so Umwelt- und Gesundheitsschutz vorantreiben. Von Susanne Osadnik – Fotos: zVg

Die amerikanischen Kennedys sind eine der einflussreichsten Familien der USA und gestalten seit Generationen Politik und Wirtschaft mit. Die «Schweizer Kennedys» haben zwar keinen Stammbaum, der über Jahrhunderte zurückreicht, dafür aber mindestens so viel visionäres Potenzial und Überzeugungskraft wie die amerikanischen Namensvettern. So sicher wie 1962 Präsident John F. Kennedy war, dass in absehbarer Zeit ein Amerikaner auf dem Mond landen würde, sind die Kennedys in der Schweiz heutzutage überzeugt, dass die Zukunft der Erde nur gesichert werden kann, wenn sie als geschlossenes System gesehen wird und Rohstoffe sowie Materialien nicht länger verschwendet werden. Das Ziel: neuer Marktstandard Deshalb engagieren sie sich bei «Madaster», einer Online-Plattform für zirkuläres Wirtschaften in der Bau-, Immobilien- und Abfallwirtschaft. «Unsere Aufgabe ist es, Materialien für immer verfügbar zu machen, indem wir ihnen eine Identität geben. Wenn Materialien eine Identität haben, können sie niemals mehr als Abfall in der Anonymität verschwinden. Jedes Gebäude wird zu einem Depot von Materialien mit einem bestimmten Wert», erklärt Marloes Fischer, Geschäftsführerin Madaster Services Schweiz AG, das Grundprinzip von Madaster, das seinen Ursprung in den Niederlanden hat und inzwischen auf Schweizer Gegebenheiten angepasst wurde. Elf «Kennedys» fördern inzwischen den Gedanken der Kreislaufwirtschaft – darunter auch Losinger

Marazzi, Raiffeisen Schweiz, Swiss Prime Site AG, die ETH Zürich, BIM Facility, Virgier, Drees & Sommer und Swiss Re AG. Sie leisten einen finanziellen und auch strategischen Beitrag zum Aufbau der Madaster-Plattform und zur Gestaltung eines Materialpasses, der – so das Ziel der Protagonisten – in Zukunft als Marktstandard gelten soll. Kataster für die Bauwirtschaft Und so funktioniert das Ganze: «Alle ressourcenrelevanten Daten von Bauwerken können in einer Art Online-Grundbuch erfasst, strukturiert und in sogenannten Materialpässen auch als PDF übersichtlich bereitgestellt werden. Damit erhalten Bauherren oder auch die späteren Hauseigentümer vollständige Transparenz über den finanziellen und kreislaufwirtschaftlichen Wert sowie die Qualität der im Gebäude verbauten Materialien und Produkte», erklärt Fischer. «So lassen sich Rückbau, Neubau und Facility-Management besser zirkulär organisieren und aufeinander abstimmen. Das Gebäude wird zu einem dokumentierten Lagerplatz für Materialien.» Unterstützer der ersten Stunde von Madaster ist das Unternehmen Eberhard aus Zürich, ein Pionier für Urban Mining, der Baustoffgewinnung aus vorhandener Bausubtanz und «Überzeugungs­


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täter» in Sachen Madaster. «Wir unterstützen den Aufbau einer Madaster-Plattform und auch eines entsprechenden Materialpasses für Gebäude, weil wir die Idee der Kreislaufwirtschaft weiter voranbringen wollen», sagt Patric Van der Haegen, Leiter Entwicklung bei Eberhard. «Wir selbst verwenden ausschliesslich zu 100 Prozent recycelten Beton und hoffen darauf, dass sich der Anteil an recycelten Stoffen insgesamt erhöht. Auch dabei kann Madaster helfen, indem es das Bewusstsein für die Wiederverwendung und Rückgewinnung von Material schärft.» Je mehr man über Qualität, Herkunft und Standort einzelner Materialien wisse, desto leichter sei es für Bauherren, Planer und Bauträger, beim Entwerfen, Bauen und Nutzen von Gebäuden auch konzeptionell neue Wege zu gehen, so Van der Haegen. Ein Materialpass ermögliche ausserdem, den Wert von Materialien in die Gesamtbewertung eines Objekts einzubeziehen. Der Vorteil für den Eigentümer: Er muss ein Gebäude nicht mehr auf Null abschreiben, weil Material immer einen vom Immobilienmarkt unabhängigen Wert behält. Van der Haegen hegt die Hoffnung, dass mit Madaster mittelfristig auch viel weniger Verbundstoffe im Bau verwendet werden, weil «künftig auch die Demontage bei der Materialauswahl berücksichtigt wird». Während auch in recycelten Produkten noch jede Menge Energie für Rückbau, Transport und Wiederaufbereitung des Materials aufgewendet werden muss, reduzieren sich Energiebedarf und CO2-Austausch erheblich, wenn bereits gebrauch-

Die Madaster-Plattform – ein Schweizer Material-«Kataster»

Bauwirtschaft 19 te Bauteile wieder eingesetzt werden können. «Das rechnet sich sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich», sagt Marloes Fischer. «Unser Ziel muss es deshalb sein, kreislauffähige Bauprodukte so lange wie möglich ohne Wiederaufbereitung im Wirtschaftssystem zu behalten.» Dazu könnten Architekten und Ingenieure mit beitragen, indem sie von Vornherein modulare Bauweise einplanen und für möglichst sortenreine Konstruktionen sorgen, die später Rückbau und die Demontage erleichtern. Grosse Marktplayer setzen auf ­Kreislaufwirtschaft Wie so etwas möglicherweise in der Praxis aussehen könnte, will einer der «Kennedys» vom kommenden Jahr an demonstrieren. Swiss Prime Site, die grösste kotierte Immobiliengesellschaften der Schweiz mit einem Portfolio, dessen Wert bei knapp 12 Milliarden Schweizer Franken liegt, gehört ebenfalls zu den «early birds» von Madaster. In Zürich will das Unternehmen im kommenden Jahr im Rahmen eines Redevelopments einer Geschäftshausliegenschaft die Madaster-Katalogisierung erstmals anwenden. «Wir wollen dabei Erfahrungen sammeln, wie man künftig bei Neuoder Umbauprojekten von vornherein die Kreislaufwirtschaft besser berücksichtigen kann», sagt

Marloes Fischer, Madaster Services Schweiz AG


Bauwirtschaft 20

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Urs Baumann, Head Sustainability and Innovation, Swiss Prime Site AG. Den Gebäudebestand, der bereits zum Portfolio von Swiss Prime Site gehört, im Nachhinein in das «Grundbuch für Materialien» einzupflegen, steht im Moment noch nicht im Vordergrund. «Zunächst wollen wir auf konkreten Anwendungsfällen Erfahrungen sam«Wenn Materialien meln, bevor wir weiter in die Breite des eine Identität haben, Portfolios gehen», so Baumann.

können sie niemals mehr als Abfall in der Anonymität verschwinden.»

Als «Kennedy» verstehe man sich als Sponsor, der sich für ein Thema einsetzt, das heute noch zu wenig Beachtung findet. Madaster soll als eines mehrerer Instrumente zur Sensibilisieren für die Kreislaufwirtschaft im Immobiliensektor eingesetzt werden, so Baumann. Ein finanzieller Vorteil – etwa durch die Wertsteigerung von Gebäuden oder als zusätzliches Verkaufsargument - sei heute noch nicht gegeben. «Madaster ist zunächst ein weiterer Baustein bei der Dokumentation von Immobilien und hat für uns einen nicht zu unterschät-

Die konsequente Umstellung auf die Zirkularwirtschaft könnte das Abfallproblem weitgehend beseitigen – und Ressourcen sparen.

zenden ideellen Wert», sagt Baumann. «Es wird die bislang angewandte Bewertungsmethodik nicht vollkommen umkrempeln, dafür aber Zeichen setzen.» Mehr als das versprechen sich die SBB, die in der Schweiz über 3.000 Kilometer Bahnstrecken und 3.500 Gebäude betreiben. Deren Bau und Unterhalt sind entsprechend ressourcenintensiv. «Wir engagieren uns bei Madaster, weil Kreislaufwirtschaft für die SBB ein bedeutendes Thema ist», sagt Jürg Schneider, Leiter Nachhaltigkeit SBB Immobilien. «Wir sind überzeugt, dass Madaster

uns im Lebenszyklus unserer Gebäude und Infrastrukturanlagen innovativ, effizient und nachhaltig unterstützen kann.» Materialpässe für alle Gebäude Auch bei der ETH Zürich sieht man das so. Nicht nur als renommierte technische Hochschule setzt man auf zirkuläre Bauwirtschaft, sondern auch als Bauherrin. Immerhin verfügt die ETH über ein Immobilien-Portfolio von rund 200 Gebäuden, die laufend modernisiert werden müssen. «Entsprechend möchten wir die Madaster-Plattform für unsere eigenen Liegenschaften nutzen und dazu beitragen, dass die Plattform auch in der Schweizer Bauwirtschaft zum Standard wird. Denn eine zirkuläre Bauwirtschaft wird einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten können», sagt Professor Dr. Ulrich Weidmann, Vizepräsident, Bereich Personal und Ressourcen, ETH Zürich. Seit Juli können alle Eigentümer ihre Gebäude im Schweizer Material-Kataster registrieren und Materialpässe für ihre Immobilien erstellen lassen., welche die finanziellen und zirkulären Potenziale der registrierten Materialien und Produkte eines Gebäudes für eine Wiederverwendung aufzeigen. Die Plattform ist als Open-Data-Plattform konzipiert; Produkt- und Materialdaten werden gespeichert und visualisiert. Dieses digitale Dossier macht alle Merkmale von Produkten und Materialien im Gebäude, deren Hersteller und ihren Standort transparent. Durch die Anbindung von externen Datenquellen und mithilfe von Datenanalyse-Tools werden diese kategorisierten Daten angereichert und in einem Materialpass zusammengeführt. Er erleichtert auch die Erstellung des obligatorischen Entsorgungskonzepts gemäss Schweizer Abfallverordnung (VVEA), das die ordnungsgemässe Behandlung von Bauabfällen dokumentiert. Liegenschaftseigentümer können darüber hinaus weitere unternehmerische Entscheidungen mit Madaster treffen. Mit dem Finanzindex wird der Wert von Materialien und Produkten berechnet und ermöglicht einen langfristigen Werterhalt. Der Zirkularitätsindex (ZI), der den Grad der Zirkularität einzelner Gebäude und Gebäudeschichten für die Bau- und Nutzungsphase sowie am Ende ihrer Lebensdauer benennt, ermöglicht nachhaltigeres Bauen und Bewirtschaften von Liegenschaften. Der Abonnementspreis für Geschäftskunden startet bei jährlich 500 Franken, ist jedoch grundsätzlich abhängig von der Nutzfläche des erfassten Immobilienportfolios sowie von der Anzahl der User, welche die Online-Bibliothek nutzen. Privateigentümer bezahlen für den Zugang zur Madaster-Plattform 250 Franken im Jahr. •


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Digitale Portfoliooptimierung Bessere Portfolio-KPIs dank digitalen Lösungen Für Asset-Manager von Immobilienportfolios besteht die Herausforderung darin, kontinuierlich Leerstände abzubauen und Mieteinnahmen zu optimieren. Digitale Lösungen des Proptech-Unternehmens PriceHubble helfen dabei, die Zielgrössen des Portfoliomanagements effizient zu verbessern.

Die Identifikation von Optimierungs­ potenzialen ist eine wesentliche Auf­gabe im Asset-Management, die bisher häufig mit viel manuellem Aufwand und daher oft nur einmal im Jahr durchgeführt wird. Digitale, automatisierte Bewertungslösungen für die dynamische Steuerung von Portfolios setzen genau da an und ermöglichen bessere Optimierungsresultate im Asset- und Portfoliomanagement. Dynamische Mietoptimierung und Leerstandsreduktion Anstelle manueller Aufbereitungsprozesse historischer Daten bietet die ­PriceHubble-Lösung stets tagesaktuelle, präzise und prädiktive Immobilienwertangaben auf Knopfdruck. Durch den Einsatz von Live-MarktmietpreisModellen können Mietpreise basierend auf aktuellen und vielfältigen Daten effizient ermittelt, automatisch verglichen und bei Bedarf justiert werden. «Unsere Lösungen ermöglichen auch Aus­ sagen zu künftigen Marktentwicklungen und Trends, welche für das Asset-Management genauso relevant sind wie der gegenwärtige Wert», erklärt Julien Schillewaert, CEO bei PriceHubble. Leerstandsmodelle sowie Benchmarking-Analysen sind ebenfalls Bestandteil der Lösung, sodass durch aktives Leerstandsmanagement Mieteinnahmen effizient optimiert, die Leerstandsdauer verkürzt und Mietausfälle minimiert werden können. Leerstandsdauer von 110 auf 40 Tage gesenkt, Nettomietein­ nahmen um 2% gesteigert Die Technologien von PriceHubble sind bereits bei namhaften Schweizer Portfolio- und Asset-Managern im Einsatz und haben überzeugt: So konnte zum

Beispiel bei einem Portfolio mit mehr als 1.500 Objekten, die für sechs Monate mit PriceHubble-Werten ausgeschrieben wurden, der Leerstand um ca. 1% gesenkt und die Leerstands­dauer von zirka 100 Tagen auf marktgerechte 40 Tage gesenkt werden. Die Nettomieteinnahmen stiegen gleichzeitig um ca. 2%. Das bedeutet nicht nur einen monetären Gewinn, sondern auch ein attraktiver Return on Investment (ROI). Asset-Manager profitieren ausser von einem Effizienzbeitrag auch von innovativen Objekt- und Markteinsichten. Eine traditionelle Immobilienbewertung ­basiert oftmals auf Herstellungskosten und einfachen Durchschnittswerten. PriceHubble hingegen verwendet ak­ tuelle Marktdaten und mathematischstatistische Verfahren, die auch Kriterien wie zum Beispiel Neubauprojekte, Geräuschpegel, Sonneneinstrahlung, Erreichbarkeit oder die Qualität der Aussicht berücksichtigen. Zudem lernt das System aus jeder Veränderung.

ROI nicht abhängig von Portfoliogrösse Durch den Einsatz der PriceHubbleLösungen wird deutlich, dass der ROI nicht von der Grösse des Portfolios ­abhängt. Auch kleinere Asset-Management-Unternehmen sollten bei der Portfoliosteuerung den Schritt in Richtung Digitalisierung angehen. Effizienz, Profitabilität und Freude im Umgang mit Immobilien-Insights stehen in Aussicht. Dominic Lüdin, CCO PriceHubble AG Kontaktangaben: PriceHubble AG Dominic Lüdin, CCO Brandschenkestrasse 30 8001 Zürich, Schweiz dominic.luedin@pricehubble.com www.pricehubble.com Testen Sie hier unsere PriceHubble-Lösung für Asset Manager: https://campaigns.pricehubble. com/ch/asset-manager


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© EMPA

Die Empa-Wissenschaftler Mateusz Wyrzykowski und Volha Semianiuk untersuchen neue Möglichkeiten für selbstspannenden Beton

«Wir wollen der Tesla der Bauindustrie werden» Bauwirtschaft – 3D-Druck ist auch in der Schweizer Bauwirtschaft auf dem Vormarsch. Denn die neue Form der Produktherstellung macht Planen und Bauen nicht nur kostengünstiger, sondern oft auch schneller und umweltschonender. Forscher heimischer Hochschulen und Start-ups mischen dabei kräftig mit. Die Chancen auf internationale Reputation stehen gut. Von Susanne Osadnik – Fotos: zVg

Ein Teil ihres Namens bedeutet in der deutschen Übersetzung «klein». Das entspricht aber so ganz und gar nicht ihrer Mentalität. Denn Agnès Petit Markowski hat schon Grosses geleistet und ist noch lange nicht damit fertig. Sie hat sich vorgenommen, die Baubranche grundlegend zu verändern und neue Massstäbe zu setzen. «Wir wollen der Tesla der Bauindustrie sein», lautet ihr ehrgeiziges Ziel.

Als sie 2018 ihr Unternehmen Mobbot in Fribourg gründete, war das ein lang gehegter Wunsch, den sie sich schon gleich nach dem Studium der Bergbaugeologie an der Universität Lausanne erfüllen wollte. Allein das Wissen um mangelnde Erfahrung in der Geschäftswelt hielt sie damals davon ab. Rationaler, schneller, günstiger – und umweltfreundlicher Eine Promotion an der ETH über die Entstehung und Bildung der Planeten des Sonnensystems und 13 Jahre praktischer Arbeit in der Tiefbaubranche später mischte Petit Markowski die Branche dann doch noch mit ihrem Start-up auf: Sie entwickelte ein System, das den 3D-Druck von Betonteilen in einer Grössenordnung von bis zu zwei Metern und einem Gewicht von bis zu drei Tonnen möglich macht – dank eines Roboters, der bewegt werden kann, um diese Infrastrukturen direkt am endgültigen Standort herzustellen. Der Vorteil: «Versor-


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gungsinfrastrukturprodukte wie Kabelkammern, Stützmauern und Balken können bis zu zwanzig­ mal schneller und vierzig Prozent billiger her­ gestellt werden als mit herkömmlichen Herstel­ lungsverfahren», so Petit Markowksi. «Dieser Ansatz trägt auch dazu bei, Materialverschwen­ dung und CO2-Emissionen um bis zu 30 Prozent zu reduzieren.» Die Idee dazu kam der Ingenieurin während ihrer Zeit beim Betonhersteller Creabeton, wo bei Tief­ bauprojekten immer wieder dieselben Probleme auftauchten: Sobald ein Bauteil unterirdisch in­ stalliert oder gebaut werden musste, stiess man auf Hindernisse im Boden, die es erforderlich machten, das Produkt vor Ort anzupassen. Da­ durch stiegen die Kosten, und darüber hinaus ver­ längerte sich die veranschlagte Zeit für den Auf­ bau eines Projekts. Ihr sei damals klar geworden, dass digitale Fertigung viel stärker eingesetzt werden müsse, um Kosten zu senken und Prozes­ se zu rationalisieren. Dabei wollte sie aber auch noch umweltverträg­ licher sein als die Konkurrenz. «Unsere Wett­ bewerber verwenden häufig eine proprietäre Betonmischung für den 3D-Druck», erklärte ­ ­Agnès Petit Markowski kürzlich in einem Interview mit einem ihrer Geldgeber. «Wir erlauben unseren Bauunternehmen, ihre übliche Betonmischung zu

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verwenden, was lokale Rohstoffe mit einem ge­ ringeren CO2-Abdruck bedeutet. Dank der höhe­ ren Betonleistung verringern wir auch die Menge an Beton, die sie verbrauchen.» Starkes Interesse von Investoren Immer mehr Investoren unterstützen Mobbot – darunter Mutschler Ventures, Investiere, Swiss­ ImmoLab, Capital Risque Freiburg, NEST Pension Fund und Business Angels. Rund 2,9 Millionen Franken stehen inzwischen für die Vermarktung der neuen Technologie und zur Eroberung neuer Absatzmärkte zur Verfügung. Zeitgleich zogen zwei neue Mitglieder mit in den Verwaltungsrat von Mobbot ein, darunter ein Sponsor: Sylvie Mutschler, Inhaberin und Präsidentin der Mutsch­ ler Immobilien AG und von Mutschler Ventures. Sie ist sicher, dass es richtig war, «frühzeitig in das nationale und internationale Mobbot-Wachs­ tum» zu investieren. Das weitere Mitglied, Vincent Bieri, Mitbegründer von Nexthink, Technologe und Start-up-Berater, geht davon aus, dass Mobbot «in den kommenden Jahren auf Hochtouren» lau­ fen wird, weil der Marktbedarf gegeben ist. In der Tat wächst das Interesse an 3D-Druck im Bau – etwas, woran noch vor 20 Jahren nur Visio­ näre geglaubt hätten, aber die eher konservative und traditionelle Baubranche noch wenig berührt

Kostengünstig und Materialsparend: spannender Beton


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In Versuchen konnte nachgewiesen werden, dass vor­ gespannte Betonelemente drei mal so viele Lasten aushielten wie konventionell gespannte Betonteile.

hat. Die Vorstellung von ausgedrucktem Mate­r ial in der Grössenordnung von Hausfertigteilen wäre für die meisten Menschen unvorstellbar gewesen. Und doch ist genau das heutzutage nicht nur möglich, sondern längst in der Praxis angekommen – mit nicht unerheblichem Anteil von Schweizer Forschern und Entwicklern. Drucken im XXL-Format Schon 2015 hat die Imprimere AG aus Altdorf das erste funktionstüchtige 3D-Druck-System Europas auf einer der wichtigsten internationalen Industrieschauen, der Hannover Messe, vorgestellt: Der BIG 3D-Printer kann geschwungene Teile wie Wendeltreppen, grossdimen«Materialver- sionierte Gesteinsmöbel oder Fassaschwendung und denelemente ebenso fertigen wie FreiCO2-Emissionen formteile, Skulpturen oder ein ganzes Gebäude aus Beton aus mehreren können deut- Stockwerken. lich reduziert Der Grossformatdrucker in Portalbauwerden.» weise ist fast sechs Meter lang, sechs Meter breit und mehr als sechs Meter hoch und funktioniert so: Er schichtet die einzelnen Betonlagen aufeinander. In definierten Abständen wird zwischen den Schichten mit dem Roboter die nötige Bewehrung eingelegt, um die geforderten statischen Anforderungen für tragende Bauteile im Haus zu erreichen. Um einen optimalen Erstarrungs- und Aushärtungsprozess zu garantieren, fährt der Portaldrucker entlang der maximal 70 m langen Produktionsstrecke, die mit Lichtgittern in einzelne Sektoren

gegliedert ist, damit die Teile in jedem Bereich autonom ausgelagert oder bearbeitet werden können. «Zukunftsbaum» mit parametrischer Planung Auch an der ETH Zürich wird stetig an neuen Möglichkeiten geforscht, wie man 3D-Druck beim Bau noch intensiver und kostensparender einsetzen kann. Erst im Juli wurde ein solches Projekt erfolgreich zu Ende geführt. Das Ergebnis kann jederzeit bei Basler & Hofmann in Esslingen begutachtet werden. Denn die deutsche Dependance des Schweizer Ingenieur-, Planungs- und Beratungsunternehmens in Familienhand hat einen Anbau in Form eines offenen Pavillons bekommen, der ohne die ETH nicht möglich gewesen wäre. Das Konstrukt besteht aus einem wabenartigen Holzdach, das auf einer organisch geformten Betonstütze ruht. «Zukunftsbaum» nennt das Planungsteam den Pavillon. Sowohl die Entwurfsund Planungsmethodik als auch das Ausführungsverfahren stammen direkt aus dem Forschungslabor, in dem man ein neues Verfahren entwickelt hat, mit dem auf effiziente Weise aussergewöhnliche neue Formen im Stahlbetonbau realisiert werden können. Der «Stamm» des Zukunftsbaumes ist eine Stahlbetonsäule, die mit einer ultradünnen Schalung hergestellt und mit einem speziell entwickelten, schnell aushärtenden Beton gefüllt wurde. Dafür wurde eine Methode entwickelt, die es ermöglicht, ultradünne Schalungen für Betonkonstruktionen im 3D-Druckverfahren herstellen zu können. Das


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spart Kosten und geht extrem schnell. «Dieses neuartige Herstellungsverfahren, das als ‹Eierschale› bekannt ist, ermöglicht die Herstellung von nicht standardisierten, strukturell optimierten Betonstrukturen, während es gleichzeitig in der Lage ist, Standardbewehrung zu integrieren und den Schalungsabfall zu minimieren», sagt das Forschungsteam der Professur für Physikalische Chemie von Baumaterialien an der ETH Zürich. Die Geometrie der Stütze wurde ebenso wie das Holzdach parametrisch geplant – ein Novum, das erlaubt, auch alltäglichere Bauprojekte umzusetzen. Geometrisch komplexe Formen wie der Pavillonbaum sind mit konventionellen Planungsund Baumethoden kaum zu realisieren gewesen, weil der Aufwand zu gross und die Kosten zu hoch waren. Das lohnte sich nur bei entsprechend grossen Prestigebauten. Bei der parametrischen Planung für das Basler & Hofmann-Projekt wurden die Daten aus dem Modell direkt an einen 3D-Drucker übermittelt, der die Schalung der Stütze aus Kunststoff druckte. Die Schalung selbst war nur 1,5 Millimeter dünn und erklärt den Namen «Eierschale». Die fragile Schalung stellte das Forscherteam vor die nächste Aufgabe: Hier konnte kein herkömmlicher Beton eingefüllt werden, weil er die Schalung zerstört hätte. Daher entwickelten die Materialwissenschaftler der ETH Zürich eine Betonmischung, die sich durch hohe Frühfestigkeit auszeichnet. Noch während die Schalung im 3D-Druck gefertigt wird, füllt sie sich bereits mit selbstverdichtendem Beton, dessen Hydratation während des Vorgangs streng kontrolliert wird. Durch den Druck von innen sorgt dieser dafür, dass die Gussform nicht in sich zusammenfällt. Auch andernorts in der Schweiz forscht man am Allerweltsmaterial Beton. Erst kürzlich ist es ­einem Team der Empa gelungen, eine neuartige

Bauwirtschaft 25

Rezeptur zu entwickeln, die die Herstellung von selbst vorgespannten Betonelementen ermöglicht. Dadurch lassen sich schlanke Strukturen deutlich kostengünstiger bauen – und dabei gleichzeitig Material einsparen. Denn weltweit werden jährlich über zehn Milliarden Tonnen ­Beton hergestellt und verbaut. Spannender Beton Eine Forschergruppe rund um Giovanni Terrasi, Pietro Lura und Mateusz Wyrzykowski hat kürzlich ein europäisches und ein US-amerikanisches Patent für eine selbst vorspannende Betontechnologie erhalten. Vorspannung kommt in der Regel dann zum Einsatz, wenn ein Betonelement sehr grosse Lasten aufnehmen muss – zum Beispiel bei Balken, Brücken oder aus- «Eine Technologie, kragenden Bauteilen. Dem Empa-Team die völlig neue Mögist es nun gelungen, auf die Verankerung lichkeiten im Leichtauf beiden Seiten eines Elements kombau ermöglicht.» plett zu verzichten, der Beton macht die Arbeit nämlich selbst. In ihren Laborversuchen konnten die Forschenden nachweisen, dass die selbst vorgespannten Betonelemente nicht nur vergleichbare Lasten tragen konnten wie solche, die mit grossem Aufwand konventionell vorgespannt wurden – sondern sogar rund dreimal so viel. «Unsere Technologie eröffnet völlig neue Möglichkeiten im Leichtbau», sagt Wyrzykowski. «Wir können nicht nur stabiler bauen, sondern brauchen dafür auch erheblich weniger Material.» Der Empa-Forscher sieht auch bereits neue Anwendungsfelder: «Wir können sehr einfach gleichzeitig in mehrere Richtungen vorspannen, etwa für dünne Betondecken oder filigrane gekrümmte Betonschalen.» Die neuen Anwendungen werden nun mit Unterstützung des Industriepartners BASF weiterentwickelt. •

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Bauwirtschaft 26

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Schneller bauen Holzbau – Bauen mit Holz entwickelt sich zum Trend: Neben seiner hohen ­Umweltverträglichkeit bietet der nachwachsende Rohstoff weitere Vorteile: Neue Hybridbausysteme verkürzen die Bauzeit immens – und sparen Kosten bei der Herstellung und im Betrieb. Von Bibi Burgdorf – Foto: Swiss Interactive AG, Aarau Rohr

Mit weniger als einem halben Jahr Bauzeit würde man gemeinhin wohl kaum für den Bau eines Mehrfamilienhauses kalkulieren. Doch möglich ist es. So stellte die AXA als Investorin zusammen mit der auf Holzbau spezialisierten Renggli AG und der Berner Fachhochschule (BFH) in Sachen Mehrfamilienhausbau im vergangenen Jahr einen neuen Rekord auf: Fünf Monate nach Baubeginn war im Projekt «Hello Lenzburg» Einzugstermin. Möglich wurde dies durch ein neuartiges HolzHybridbausystem. Verkürzte Bauzeiten ... Für das Pionierprojekt wurden kurz vor Jahreswechsel 2019/2020 von der Firma Renggli AG in Schötz die Wohnungen als Raummodule vollständig vorgefertigt: Bäder, Küchen, Türen, Fenster und Beläge werden bereits eingebaut, die Steigschächte als standardisiertes Element integriert und die Leitungen für die Gebäudetechnik eingezogen. Parallel wurde in Lenzburg wie im gewöhnlichen Wohnungsbau ein Untergeschoss ausgehoben – die Unterkellerung unterscheidet sich nicht vom gewöhnlichen Mehrfamilienhausbau. Anfang Jahr begann der Aufbau einer Stahlstruktur für ein Tragwerk. Im Gegensatz zu bisherigen Modulbauten kam in Lenzburg ein Stahlgerüst als Tragwerk zum Einsatz. Dies bietet den «Ein Schritt in Vorteil, dass Lasten effizient durch die Richtung Stahlbauteile ins Fundament abgetragen Manufacturing 4.0 werden: So kann man höhere Gebäude in der Schweizer errichten , weil die Module von oben nicht Bauwirtschaft.» zusätzlich belastet werden. Mit einer ausgeklügelten Schallentkoppelung zwischen Holz- und Stahlbauteilen wird der Schall und damit der Lärmpegel innerhalb des Gebäudes deutlich reduziert, was dem Eigentumswohnungs­ standard entspricht. «Dieses neue Bausystem ist ein Schritt in Richtung Manufacturing 4.0 in der

Bauwirtschaft», heisst es beim Institut für Holzbau, Tragwerke und Architektur (IHTA) der Berner Fachhochschule. Nach Fertigstellung konnten die vorgefertigten Holzelemente mit Tiefladern innerhalb weniger Stunden in das Stahlgerüst eingesetzt, miteinander verbunden und an die Gebäudetechnik angeschlossen werden. Erschlossen werden die Wohnungen statt über einen konventionellen Erschliessungskern über Laubengänge und einen dem Haus vorgesetzten Treppen- und Liftturm. ... und deutlich reduzierte Baukosten Das im Rahmen eines Innovationsprojekts von ­Innosuisse entwickelte Hybridbausystem bietet viele Vorteile. Beispielsweise etwa eine vereinfachte und kompakte Bauweise und nicht zuletzt die im Vergleich zum Bau herkömmlicher Gebäude deutlich kürzere Bauzeit, die durch die hohe Vorfertigung im Werk und computergestützte Produktion ermöglicht wird. Zudem liessen sich durch die Vorfertigung, die Standardisierung der Wohnungen und die resultierende Skalierung die Kosten pro Wohnung – und in der Folge auch die Mieten – deutlich reduzieren, sagt Max Renggli, CEO der Renggli AG. Die Bauweise erlaube es gerade langfristig denkenden Investoren, Mietwohnungen von schlechter Bausubstanz, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohne, durch preiswerten und modernen Wohnraum zu ersetzen, heisst es bei der AXA. Neues Vorzeigequartier Auf die Vorteile des Holzsystembaus setzen auch die Strüby-Unternehmungen mit ihrem neuen


Bauwirtschaft 27

Im Fischermätteli, einem Projekt der Strüby Unternehmungen, entstehen in Burgdorf derzeit zehn Gebäude mit knapp 170 Wohnungen in Holzelementbauweise.

Projekt im Burgdorfer Fischermätteli. Das neue Quartier stellt einen neuen Schweizer Rekord dar: Es ist das grösste Wohnbauprojekt der Schweiz, das mit CO2-neutralem, zertifiziertem Schweizer Holz erstellt wird und zugleich den Standard Minergie-A-ECO erfüllt. Insgesamt entstehen 169 Eigentumswohnungen mit 2,5 bis 5,5 Zimmern in insgesamt zehn Mehrfamilienhäusern. Untergeschoss und Einstellhalle werden in Massivbauweise erstellt, das Erd- bis Attikageschoss im Holzsystembau mit einer hinterlüfteten Fassade. Der Minergie-A-ECO-Standard verlangt eine positive Energiebilanz, wobei der Aufwand für Raumund Wassererwärmung, Lufterneuerung sowie für sämtliche elektrischen Geräte und die Beleuchtung durch erneuerbare Energien gedeckt sein muss. Der Zusatz ECO legt den Fokus auf die Themen Gesundheit und Bauökologie und sichert einen hohen Wohnkomfort mit optimaler Luftfeuchtigkeit und einem gesunden Raumklima. Ende August dieses Jahres konnte Aufrichte für die ersten vier der geplanten zehn Mehrfamilienhäuser gefeiert werden – Spatenstich war im November 2019. Auch bei diesem Projekt kam der Bau dank der Holzelementbauweise rasch voran: Ein viergeschossiges Gebäude mit 17 Eigentumswohnungen wurde innerhalb von weniger als vier Wochen im Rohbau erstellt. Bei den ersten vier Gebäuden folgen nun noch der Innenausbau, die Gebäudehülle und die umfangreichen Umgebungsarbeiten. Einzugstermin soll im Sommer nächsten Jahres sein. Aus Sicht der Bewohner haben Wohnimmobilien aus Holz gegenüber klassischen Bauten viele Vor-

teile. So haben sie einen gegenüber herkömmlichen Wohnhäusern deutlich geringeren Energieverbrauch, was im Wesentlichen auf die bessere Isolierung zurückzuführen ist, und auch beim Lärmschutz ist Holz ein überlegenes Material, da es Lärm aus internen Quellen grundsätzlich besser absorbiert. Hinzu kommen die pekuniären Aspekte beim Holzbau: Da die Erstellungskosten deutlich niedriger sind als im herkömmlichen Mehrfamilienhausbau, können die Wohneinheiten zu sehr kompetitiven Preisen verkauft oder vermietet werden. Im Projekt der AXA in Lenzburg schlägt die Miete für eine 3,5-Zimmer-Wohnung beispielsweise mit rund 1.600 Franken brutto pro Monat zu Buche; im Fischermätteli sind 4,5-Zimmer-Eigentumswohnungen bereits ab 610.000 Franken erhältlich. Mit Holz in die Höhe Preisgünstige Wohnungen will auch V-Zug für ihre Mitarbeitenden erstellen, die aber gleichzeitig dem Wunsch nach urbanem Wohnen und individuellen Lebensformen gerecht werden. Ermöglicht werden soll dies durch ein neues Hochhaus – womit sich ein weiterer Rekord abzeichnet: Das erste Holzhochhaus der Schweiz soll 27 Geschosse haben und 80 Meter hoch werden und dabei ökologische sowie soziale Nachhaltigkeit ins Zentrum stellen. Das Projekt «Pi» soll an der Baarerstrasse «Bäume wachsen entstehen und den Auftakt für die Ent- bis 84 Meter in den wicklung des Tech Clusters Zug bilden; Himmel. Die Natur realisiert wird es von Implenia in Zuzeigt uns die Leissammenarbeit mit Duplex Architekten und WaltGalmarini Ingenieure. Beim tungsfähigkeit des Bau werden die Vorteile des nachwach- Rohstoffes Holz.» senden Rohstoffes Holz mit bewährten Bauweisen kombiniert. Das Rahmentragwerk aus Buchenholz erinnert an typische Stahlbautragwerke. «Bäume wachsen bis 84 Meter hoch in den Himmel. So zeigt uns die Natur die Leistungs­ fähigkeit des Rohstoffes Holz – mit ‹Projekt Pi› meistern auch wir diese Herausforderung», sagt Anita Eckardt, Leiterin Division Spezialitäten bei Implenia. Die neu entwickelten Holz-Beton-Verbunddecken haben die gleiche Konstruktionsstärke wie herkömmliche Betondecken, sind aber wesentlich leichter und erzeugen in der Herstellung bedeutend geringere Treibhausgasemis­ sionen. Die ökologische Nachhaltigkeit soll auch später im Betrieb gewährleistet sein: Durch Photovoltaikmodule in der Fassade wird das Gebäude zum Energieproduzenten und deckt einen Teil seines Strombedarfs selbst. Erneuerbare Wärme und Kälte aus dem Boden sowie dem Zuger See versorgen es zusätzlich energetisch. Einzugs­ termin soll 2024 sein. •


Rubrik 28

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Digitales Planen und Bauen wird zum Standard der Zukunft In Bülach Nord schreiten die Arbeiten für das Glasi-Quartier voran. Realisiert wird das visionäre Bau­ projekt von der Steiner AG und deren Entwicklungspartnern. Das neue Stadtviertel steht für innovativen Städtebau bei gleichzeitig hoher Lebensqualität und modernsten Planungsmethoden: Das gesamte Projekt wird ausschliesslich nach der Methode des Building Information Modeling (BIM) abgewickelt. Das rund 42.000 m2 grosse Areal der Firma Vetropack (ehemals Glashütte Bülach) ist im Wandel: Wo während 111 Jahren Glasverpackungen hergestellt wurden, entsteht bis 2023 ein neues Quartier mit über 500 Wohnungen, ­einem Wohn- und Pflegezentrum, einem Hotel und mehr als 20.000 m2 Gewerbeund Dienstleistungsflächen. Im Juni 2012 haben die Logis Suisse AG und die Baugenossenschaft Glattal Zürich das Areal erworben und mit der Steiner AG einen exklusiven Vertrag für die Projektentwicklung und -realisierung abgeschlossen. Steiner führte ­daraufhin einen einstufigen städtebaulichen Studienauftrag durch. Aus den elf eingeladenen international renommierten Architektenteams stach der

Projektvorschlag von Duplex Architekten aus Zürich hervor, nach deren Konzept das Glasi-Areal nun überbaut wird. Für die Architektur des Hochhauses «Jade» mit einer Höhe von 60 Metern zeichnet Wild Bär Heule Architekten verantwortlich, die beim besagten Studienauftrag den besten Entwurf für das höchste Gebäude des Glasi-Quartiers eingereicht hatten.

Städtebauliche Entwicklungskompetenz Das Glasi-Areal als neues Stadtquartier in Bülach Nord soll zu einem der gefragtesten Wohn- und Arbeitsorte im Zürcher Unterland werden. Geplant sind 21 Bauten mit Gebäudehöhen von 21 bis 25

und einem Hochhaus von 60 Metern. Bis 2023 wird ein oberirdisches Bauvolumen mit rund 315.000 m3 realisiert. Das neue Quartier beim Bahnhof Bülach weist für Schweizer Verhältnisse eine hohe und gleichzeitig wohnliche Dichte auf. Für die hohe urbane Lebensqualität sorgen im Projekt verschiedene Parameter: herausragende Architektur, ein cleveres Verkehrssystem mit Begegnungszonen, öffentliche Plätze, ein vielfältiges Wohnungsangebot, vitale Rückzugsmöglichkeiten sowie Raum für gemeinschaftliche Aktivitäten. Zudem ermöglichen Miet- und Eigentumswohnungen, gewerbliche Räume für Dienstleistungen, Handwerksbetriebe, Büros und Gastronomie sowie ein Hotel, ein Pflegezentrum mit Alterswohnungen


Publireportage 29

<< Das Glasi-Quartier in Bülach wird eine hohe und gleichzeitig wohnliche Dichte aufweisen.

<<

Derzeit ist das GlasiQuartier in Bülach Nord noch eine Grossbaustelle mit vielen Kränen.

Mittels BIM wird beim Entwicklungsprojekt «Glasi-Quartier» die Optimierung der Kosten- und Zeitpläne sowie eine reibungslose Ausführung angestrebt.

und eine Kinderkrippe einen äusserst breiten Nutzungsmix. Mit aktuellen städtebaulichen Projekten wie «Manegg Mitte» im Süden oder der Genossenschaftssiedlung «Mehr als wohnen» im Norden von Zürich hat die Steiner AG bereits in der Vergangenheit aufgezeigt, dass dies möglich ist. Mit dem Glasi-Areal in Bülach beweist die Steiner AG erneut ihren Bausachverstand und ihre städtebauliche Entwicklungskompetenz.

Komplexität verlangt BIM Das Vorzeigeprojekt Glasi-Quartier wird nach dem Open-BIM-Standard abgewickelt, dank welchem sich das digitale Planen sehr viel effizienter gestaltet. Steiner hatte von Anfang an klare Ziele: die modellbasierte Koordination von Teilmodellen sowie die modellbasierte Mengenermittlung für Kostenplanung und Ausschreibung. Dadurch wird die Optimierung der Kosten- und Zeitpläne sowie eine reibungslose Ausführung angestrebt. Bei der Open-BIM-Methode wird mit offenen Schnittstellen gearbeitet. Dies erlaubt es den am Planungsund Bauprozess beteiligten Partnern,

eigene, fachspezifische Modelle einzusetzen, welche jeweils mit ihrer Autorensoftware erstellt werden. Anschliessend findet ein Datenaustausch über den offenen Standard IFC statt, der zur digitalen Beschreibung von Gebäudemodellen entwickelt wurde. Die Qualitätsprüfung und räumliche Koordination wird beim Projekt Glasi-Quartier an regelmässigen Sitzungen im BIM-Lab mit allen Planern vor Ort durchgeführt. Steiner setzt BIM bei allen eigenen Entwicklungsprojekten ein und hat hierfür ein spezialisiertes Team im Einsatz. Zudem hat das Unternehmen zwei eigene BIM-Labors eingerichtet, die sich technologisch auf dem neuesten Stand befinden. Beide Labors sind mit hochmodernen Touchscreens ausgestattet, um alle Aufgaben, die diese Technologie erfordert, effizient durchführen zu können. Die Laboratorien verwenden sowohl Virtual Reality als auch Augmented Reality, um die erforderliche Qualität sicherzustellen und für die Vermarktung benötigte Visualisierungen zu erstellen. Auch Sensoren für das Internet der Dinge werden hier getestet. Letztlich garantiert BIM allen Partnern Transparenz und optimale Schnittstellen. Das Ergeb-

nis sind eine bessere Kostenkalkulation und Termintreue, effizientere Schnittstellen und genauere Pläne.

Technologien für das Wohnen der Zukunft Beim städtebaulichen Entwicklungsprojekt Glasi-Quartier kommen nebst BIM noch weitere zukunftsgerichtete Technologien zum Einsatz. So hat Steiner für die Vermarktung der Eigentumswohnungen im Hochhaus «Jade» des GlasiQuartiers eigens einen innovativen Online-Wohnungskonfigurator entwickelt. Dieser ermöglicht es Kaufinteressenten, die Grundrisse sowie die Materialisierung der gewünschten Wohneinheit individuell zu definieren. Wer sich für eine der modernen Wohnungen entscheidet, kann sich zudem auf ein Zuhause mit Smart-Home-Technologie freuen.

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Finanzierung 30

Die digitalisierte Hypothek Finanzierung – Im Internet gibt es inzwischen eine grosse Fülle an Online-Hypotheken. Die neue Plattform Hypotheke.ch funktioniert nach einem anderen System: Ein Computeralgorithmus sucht für ein konkretes Kreditgesuch das beste ­Angebot. Dieses «Matching» erfolgt nach insgesamt 250 Parametern. Von Jürg Zulliger – Fotos: zVg

Wohl fast alle Banken haben in den letzten Monaten ihre digitalen Vertriebskanäle weiter stark ausgebaut. Das gilt sowohl für die gesamte Vermögensverwaltung, den Fondsvertrieb und praktisch alle erdenklichen Bankgeschäfte als auch für den Hypothekarbereich. «Wer als Kunde auf diesem Weg eine Hypothek abschliessen will, muss allerdings die benötigten Angaben auf zig verschiedenen Plattformen manuell eingeben und dann vergleichen», sagt Florian Schubiger. Er ist Finanzierungs- und Vorsorgespezialist beim privaten Unternehmen VermögensPartner in Zürich. Sein Geschäftspartner Damian Gliott und ein ITSpezialist haben das Start-up gegründet und letzten Oktober «live» geschaltet. Algorithmus filtert nach 250 Parametern Die Business-Idee lautete: Der Kundschaft soll dieser lange und umständliche Weg erspart werden. Auf Hypotheke.ch treffen sich Kreditsuchende einerseits und Hypothekenanbieter andererseits. Die Macher setzten sich zum Ziel, eine neutrale Plattform zu initiieren, und dabei setzen «Entscheidend sie auf modernste digitale Algorithmen. Es geht nicht bloss darum, schlicht und ist, dass unsere einfach die tagesaktuellen Richtzinsen Software ein miteinander zu vergleichen. «Wir versteideales Matching hen uns auch nicht als klassische Hypofür beide Seiten thekenmakler», so Schubiger. Wer als Privatperson eine Hypothek aufnehmen ermöglicht.» will, wird über die App oder Eingabemasken auf dem Internet durch den Prozess geführt. Die Plattform richtet sich vorerst an Private, die Stockwerkeigentum oder Privathäuser finanzieren wollen (Ersterwerb oder Verlängerung bestehender Hypotheken, Erst- oder Zweitwohnsitz).

Benötigt werden dazu Angaben zur Person, zum finanziellen Hintergrund und natürlich zur Immobilie, um die es geht. Das Erfassen der Daten dauert laut Schubiger nur 10 bis 15 Minuten. Die Navigation erfolgt über Kacheln, und das Programm fragt gezielt Angaben ab, die für das spezifische Dossier wirklich nötig sind (je nach Alter des Antragstellers, Belehnung, Art der Liegenschaft etc.). In aller Regel genügen eine aktuelle Steuererklärung mit Angaben zu Vermögen und Einkommen sowie der Gebäudeversicherungsausweis. Auf der anderen Seite sind die Finanzierungsprodukte und die ganz spezifischen Kreditrichtlinien verschiedener Versicherungen, Banken und Pensionskassen hinterlegt. Manche Anbieter machen zum Beispiel ein abgestuftes Pricing, je nach Anteil des Eigenkapitals oder je nach Schuldner und dessen Einkommen. «Wenn nun ein Darlehensgeber für bestimmte Standorte die Finanzierung anders gestaltet, so wird dies durch den Algorithmus ebenfalls berücksichtigt», erläutert Florian Schubiger. Es ist nicht nur so, dass praktisch stündlich die aktuellen Kapitalmarktkonditionen und Preise einfliessen, sondern quasi das ganze, detaillierte Kreditreglement des jeweiligen Darlehensgebers. Denn die Produkte, die vorgesehenen Vertragsdauern oder Mindestbeträge und vieles mehr sind je nach Finanzierungspartner sehr unterschiedlich. Manche Anbieter verlangen zum Beispiel höhere Mindestbeträge, bieten dafür aber ausserordentlich interessante Konditionen. «Entscheidend ist nun, dass unsere Software ein ideales Matching für beide Seiten ermöglicht», fasst Florian Schubiger zusammen. Der Algorithmus filtert insgesamt nach 250 Parametern. Laut Schubiger sind bereits 17 Finanzierungspartner dabei, und es sollten in den nächsten Monaten noch weitere dazu kommen. Vergleich mit Booking.com Für die Kreditnehmer bedeutet diese durchgängige Digitalisierung einen echten Zeitgewinn und maximale Transparenz. Denn auf konventionel-


Finanzierung 31 irgendwelche Vertriebsentschädigungen und Zah­ lungen ausgeschlossen. Wer Gebrauch von die­ sem Algorithmus macht, kann sich auf eine neu­ trale Position verlassen. Beim klassischen Weg über eine Bank oder einen Broker ist der Kunde hingegen nie ganz sicher, weshalb zum Beispiel gerade zehnjährige Festhypotheken «gepusht» werden. In aller Regel spielt eine von der Bank angestrebte bestimmte Bilanz- oder Laufzeit­ struktur mit hinein. Und wenn Provisionen flies­ sen, werden die Vermittler tendenziell hoch pro­ visionierte Produkte anpreisen.

lem Weg müsste man mehrere Bankfilialen auf­ suchen, verschiedene Angebote auf dem Internet prüfen und stundenlang Zinskonditionen, Ge­ schäftsbedingungen und Details in den Verträgen studieren. Kommt dazu, dass viele Banken kaum verbindliche Richtsätze publizieren oder dann eher «Schaufensterpreise». Was eine Hypothek für eine bestimmte Immobilie wirklich kostet, erfährt man erst über den Weg eines Kredit­ gesuchs. Ein Stück weit ähnelt diese Zürcher Innovation den Start-ups und der Digitalisierung von anderen Marktplätzen, speziell im Tourismus und Hotel­ bereich. Auch hier geht es im Kern darum, dass ein potenzieller Kunde seine Anforderungen de­ finiert und danach aus einer grösseren Fülle an Angeboten das passende Hotel am gesuchten Standort herausfiltert. Mit wenigen Klicks gibt der User seine Wunschbuchung ein und findet im Nu das passende Angebot. Meist ist damit auch das Versprechen verbunden, zu den bestmögli­ chen Konditionen zu buchen. Florian Schubiger ist überzeugt, dass die computergestützte Platt­ form auch den Anbietern im Kreis der Versiche­ rungen, Banken und weiteren Darlehensgebern viele Vorzüge bietet. Denn auch für sie ist der klassische Vertriebskanal über ein eigenes grös­ seres Filialnetz, zusätzlich über Broker und Mak­ ler mit einigem Aufwand verbunden. Über den konventionellen Vertrieb gehen laufend viele An­ fragen ein, Offerten auszustellen und Anfragen zu beantworten. Die Abschlussrate ist aber er­ fahrungsgemäss tief. Ein weiterer entscheidender Unterschied sind die Finanzierung und das Businessmodell der Platt­ form. Während praktisch alle klassischen Ver­ gleichsplattformen und Hypothekenmakler mit Provisionen Geld machen, sind bei Hypotheke.ch

Anderes Businessmodell Hinzu kommt, dass manche Darlehensgeber aus Prinzip keine Provisionen bezahlen. Diese Mitbe­ werber werden von den Brokern natürlich nie empfohlen. Im Gegensatz dazu sind solche Play­ er in der Auswahl von Hypotheke.ch mit dabei; einige von ihnen sind schon allein deshalb von Interesse, da sie attraktive Netto­ zinsen offerieren und abgesehen von ihren angestrebten Ertragszie­ len keinerlei Kosten einkalkulieren müssen. Das Projekt von Vermö­ genspartner finanziert sich nach einer anderen Philosophie: Ein erster Einstieg und die Eingabe der wichtigsten Parameter sind grund­ sätzlich öffentlich und kostenlos. Sobald der Prozess aber voran­ geht, ist eine «Pay Wall» von 119 Franken eingebaut; das heisst, ein Vergleich der Angebote inklusive Namen der ausgewählten Anbieter wird nur gegen diese Gebühr of­ fengelegt. Florian Schubiger, Ob das Start-up Erfolg haben wird, Vermögens­-Partner AG hängt massgeblich von zwei Fak­ toren ab: Zum einen muss ein ge­ wisses Volumen erreicht werden, zum anderen sollte die Auswahl an unterschiedlichen Finanzie­ rungsprodukten repräsentativ sein. Grundsätzlich eröffnen die IT-gestützten Abläufe noch viele weitere Perspektiven. Die Macher des Start-ups denken zum Beispiel an eine grund­ legende Idee im Zug der Digitalisierung: Stichwort Robo-Advisor (zum Beispiel IT-gestützte Beratung und Vermögensverwaltung). Aus den Daten und Tendenzen bei den Laufzeiten, Strukturen und Produktauswahl lassen sich wertvolle Erkennt­ nisse gewinnen. Wenn zum Beispiel eine grösse­ re Anzahl Kunden ganz bestimmte Laufzeiten oder bestimmte Produkte abschliesst, werden sich daraus in Zukunft auch relevante Ratschläge und Strategien ableiten lassen – und dann eben auf neutraler Basis. •


Livesendung 2 – Programm 32

IMMOBILIEN INNOVATION_10/2020

Livesendung vom 3. September 2020 09.00

Dr. Roman H. Bolliger CEO Swiss Circle Begrüssung und Vorstellung der Kongresspartner und Referenten

Frank Bodin Werber und Präsident Art Directors Club Switzerland Gibt es einen Unterschied zwischen Kreativität und Innovation? Oder ist das eine die Voraus­ setzung für das andere? Dass Frank Bodin einer der kreativsten Köpfe der Schweiz ist, hat er als Werber und ADC-Präsident bewiesen. Für uns zündete er ein kreatives Feuerwerk!

Odilo Schoch Architekt und Digitalisierungsexperte Architekten üben einen grossen Einfluss auf die Immobilienbranche aus. Das Ziel von Odilo Schoch, die Bauwirtschaft und Architekten digitaler zu machen, hat demzufolge Auswirkungen auf die ganze Welt der Immobilien. Er zeigte uns u.a. den Innovation-Status-quo des Schweizer Bauwesens auf.

Alex Valsecchi Head Business Development Halter Viele neu erstellte Wohnungen sehen heute noch mehr oder weniger gleich aus wie vor 30 Jahren. Eines der wenigen wirklich innovativen Wohnkonzepte heisst MOVEment, basiert auf einer Idee des Architekten Angelo Roventa und wurde von Halter als Erstem in der Schweiz in die Praxis umgesetzt. Alex Valsecchi präsentierte uns das innovative Konzept sowie dessen grösste Herausforderungen in der Umsetzung.

Gianfranco Basso Head Construction Swiss Prime Site Immobilien AG Heizen und Kühlen ohne Energie, das tönt schon fast etwas utopisch. Der Beweis, dass dies tatsächlich funktioniert, zeigte uns Gianfranco Basso anhand des innovativen Projekts JED, welches Dank des Konzepts 22/26 wirklich energieautark funktionieren wird!

Diskussion mit allen Gästen Auch der zweite Teil des Innovation Day 2020 wurde durch eine Diskussion mit unseren ­Referentinnen und Referenten abgerundet und abgeschlossen.

10.30

Ende des 2. Innovation Days Die Highlights der beiden Teile des Innovation Day 2020 finden Sie in diesem Printmagazin zusammengefasst.


Livesendung 2 – Referenten 33

Frank Bodin

Odilo Schoch

© zVg

Der digitalaffine Architekt ist stets an soliden, massgeschneiderten Lösungen interessiert. Sein Motto: echte und sinnstiftende Innovationen statt leerer Werbeversprechungen. Dr. Odilo Schoch unterrichtet seit 2001 Digitales Denken für Planer und Bauherren in der Schweiz, Dänemark und China. Mit seiner Firma erarbeitete er konkrete Bestelllösungen zu BIM für Bauherren wie die SBB und Kantone, welche konkrete Mehrwerte liefern. Seit Jahresbeginn 2020 ist er Gesamtprogrammleiter BIM

der interdisziplinär ar beitenden Schweizer Kommunikationsgruppe, einem Verbund von Agenturen für PR, Lobbying, Digital Marketing und Events. Sein Werbekosmos umfasst Mandanten aus den Bereichen Banken, Bildung, Blockchain und Immobilien sowie Start-ups, NGOs und Verbände. Er verrät uns seinen eigenen Weg hin zu Innovationen und zu mehr Kreativität im Arbeitsalltag.

beim Astra, dem Bundesamt für Strassen. Schoch, an der ETH Zürich seit 2015 Head of Postgraduate Education in Digitalisation, gibt uns seine Einschätzung des Status quo im Schweizer Bauwesen zum Thema Innovation und was die Lehre dazu beitragen kann, Kreativität in der Bauwirtschaft zu fördern.

© Jürg Waldmeier

© photoworkers.ch

Mit seiner eigenen Firma Bodin Consulting deckt er seit 2019 die Felder Strategie, Branding, Kommunikation, Werbung und Digitale Transformation für Unternehmen ab. Der Profi-Werber und Präsident des Art Directors Club Schweiz ist aber auch Pianist und Dirigent mit Passion und versteht es, Teams richtig zu dirigieren und zu motivieren. Er ist VR-Mitglied von Comfederation,

Alex Valsecchi Er ist Geschäftsführer des jungen Startups MOVEment Systems AG, einer Schwester der Halter AG, dem Unternehmen für Bau- und Immobilienleistungen in der Schweiz mit über 100 Jahren Tradition. Alex Valsecchi arbeitete zuvor für die Perolini Baumanagement AG und war später Vice President und Head Property Asset Management In-

ternational bei der Credit Suisse Asset Management. Als Head Business Development bei Halter analysiert er Trends, entwickelt Produktinnovationen, akquiriert und initiiert Projekte. Der Architekt mit zusätzlichem Master in Economics zeigt uns seine jüngste Kreation – das flexible Wohnkonzept MOVEment, das auf einer Idee von Angelo Roventa fusst und das Segment Residential in den Immobilienmärkten neu definiert.

Gianfranco Basso Der Head Construction bei der grössten Schweizer Immobilien AG, der Swiss Prime Site, entwickelt innovative Ideen und setzt sie in konkreten Bauvorhaben um. Dazu zählt etwa die Realisation des wegweisenden Projekts JED (Join. Ex­ plore. Dare.) in Schlieren. Das Interes-

sante daran: JED umfasst unter anderem ein energieautarkes Neubaugebäude nach dem Konzept «22/26», welches ab Ende 2022 fertiggestellt sein wird. Es kommt ohne Heizung, Lüftung, Kühlung oder Zuführung von Fremdenergie aus – dank natürlicher Luftzirkulation, be-

sonderer Fenstertiefen und Dämmung. «JED ist innovativ und setzt Trends. JED steht für Innovation als Haltung», sagt Gianfranco Basso. Wir lassen uns überraschen, was er noch aus seinem spannenden Business-Alltag zu berichten weiss.

© Tina Sturzenegger

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Livesendung 2 34

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«Innovationen brauchen Mut, Ressourcen und Geld» Livesendung 2 – Der zweite Teil des Swiss Real Estate Innovation Day 2020 stand unter dem Titel «Neue Gebäude, neue ­Projekte, neue Systeme». Aus der Welt der Praxis kamen ein Architekt, Projekt­ entwickler und Digitalisierungsexperten sowie eine Werbe-Ikone zu Wort.

Werkzeug für die Werbung. Als Maxime für ein kreatives Mindset gab er aus: «Überraschen Sie sich selbst und nehmen Sie sich weniger ernst!» Dazu zähle auch, Haltung zu zeigen und an bestimmten Punkten einmal Nein zu sagen. Humor beim Ideenschmieden solle man nicht vergessen und die Fähigkeit zum Zuhören nicht verlieren.

Von Mathias Rinka – Fotos: Lea Imhof Photography

«Kreativität braucht Disziplin» «Architektur und Werbung haben mehr gemeinsam als manchem Architekten lieb sein könnte», sagte Frank Bodin, Präsident des Art Directors Club Schweiz, zu Beginn seines Referats. Ein gemeinsamer Nenner beider Disziplinen: Sie seien abhängig von Auftrag- und Geldgebern. Gemein sei Architekten und Werbern aber auch die Kreativität und Innovation bei ihrer Arbeit. «Kreativität in der Werbung rückt derzeit wegen der ganzen neuen Tools und Technologien in den Hintergrund», bedauerte er. Die Technik sei aber letztlich nur ein

Frank Bodin

FRANK BODIN Werber und Präsident Art Directors Club Schweiz

Kreativ zu sein bedeute allerdings auch, dass man häufig Risiken eingehen müsse und sich auf eine Aufgabe zu fokussieren habe. Es gelte, der Versuchung der Ablenkung zu widerstehen – was nicht zuletzt auch viel mit Disziplin zu tun habe. Voraussetzung, um kreativ sein zu können und Neues zu schaffen, ist aus Bodins Sicht, zu 100 Prozent bei der Sache zu bleiben. «Das habe ich


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aus der Musik gelernt», sagte der Kreativkopf und frühere Chef der Werbeagentur Havas, der auch gern am Klavier sitzt oder ein Orchester dirigiert. Zudem ist er Autor des Buches «Do it, with Love – 100 Creative Essentials». Das 216 Seiten umfas­ sende Buch, das inzwischen in der siebten Aufla­ ge vorliegt, bietet hundert Denkanstösse zur Kreativität, die Bodin als «Währung des post­ industriellen Zeitalters» bezeichnet. Von Start-ups bis Blockchain Der passionierte Pianist und Dirigent ist Verwal­ tungsratsmitglied von Comfederation, der inter­ disziplinär arbeitenden Schweizer Kommunika­

Odilo Schoch

tionsgruppe, einem Verbund von Agenturen für PR, Lobbying, Digital Marketing und Events. Mit seiner eigenen Firma Bodin Consulting deckt er seit 2019 die Felder Strategie, Branding, Kommu­ nikation, Werbung und digitale Transformation für Unternehmen ab. Hier berät er Mandanten in den Bereichen Banken, Bildung und Blockchain, aber auch in den Segmenten Immobilien und Informa­ tik sowie Start-ups, NGOs, Unternehmen und Ver­ bände, um nur einen Teil seines grossen Werbe­ kosmos zu nennen. «Grünere» Baustoffe Nichts weniger als das Bauwesen revolutionieren will der digital affine Hochbauarchitekt Odilo Schoch. Seine Arbeit beim Bundesamt für Stras­ sen beinhaltet beispielsweise den Bau von Stras­ sen, Brücken und Tunnels. «Wir haben in der Bau­ wirtschaft noch nicht wirklich eine Fehlerkultur», sagt er und hofft dank fortschreitender Digitali­ sierung und auch vermehrter Forschung im Be­ reich von neuen respektive neuartigen Baumate­ rialien auf wichtige Innovationen in diesem Immobilienmarkt.

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«Innovation ist ein gezielter Veränderungsprozess» ODILO SCHOCH Gesamtprogrammleiter BIM Bundesamt für Strassen (ASTRA)

An der ETH in Zürich machte Schoch die Bekannt­ schaft mit dem 3D-Druck von Objekten aus dem Werkstoff Beton. «Individualisierte Betonplatten verbrauchen bis zu 70 Prozent weniger Material gegenüber vorgefertigten Platten – mit entspre­ chenden Auswirkungen auch auf den CO2-Aus­ stoss bei der Herstellung.» Hierin liege die gros­ se Chance, den Fussabdruck der Baubranche deutlich zu verkleinern. Grossartige Möglichkeiten sieht er im Holzbau. Hier führte er ein nur von Roboterhand gestaltetes und gefertigtes Holzdach an, das mit der entspre­ chenden Software durch die Erne AG Holzbau entstand. Das ASTRA ist zudem in weiteren weg­ weisenden Vorhaben involviert, die mit diesem Baustoff zu tun haben: Der Kanton Baselland plant bis 2022 das «Pilotprojekt Velohochbahn» in der Nordwestschweiz. Geplant ist der Bau einer Pi­ lotstrecke im Raum Pratteln–Römerstadt. Das gemeinsame Projekt des Kantons und des ASTRA zeichnet sich durch seinen innovativen und nach­ haltigen Ansatz eines getrennten Trassees für Velos in Brückenlage sowie die in der Schweiz erstmalige Erstellung in Holzbauweise aus. Das Bundesamt hat zudem eine konkrete Linienfüh­ rungsstudie für weitere Strecken in der Region Basel in Auftrag gegeben. Erfolgreiche Team-Arbeit «Innovation ist ein willentlicher und gezielter Ver­ änderungsprozess hin zu etwas Erstmaligem», sagte Schoch und machte deutlich, dass zur Krea­ tivität nicht zuletzt die Motivation von Arbeitsgrup­ pen zählt. In der Team-Arbeit sei es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen und ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Dies setze immer auch ausreichend Wissen im jeweiligen Fachgebiet vor­ aus. Zu Schochs Expertise zählt seit vielen Jahren unter anderem auch die Methode BIM (Building Information Modeling), eine Methode der vernetz­ ten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mithilfe von Software. Bei BIM werden alle relevanten Bau­ werksdaten digital modelliert, kombiniert und er­ fasst. Schoch war Vizevorstandsmitglied in der SIA-Kommission 2051 des Schweizerischen Inge­ nieur- und Architektenvereins, die zum Thema BIM ein sehr informatives und viel beachtetes Merkblatt herausgab.


Livesendung 2 36

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Reagieren auf Nachfragetrend «‹Movement› ist ein überraschend cleveres Raumkonzept. Mit verschiebbaren Modulen kön­ nen auf Tastendruck unterschiedliche Wohnsitua­ tionen geschaffen werden.» Alex Valsecchi stellte neue, von der Halter AG kreierte innovative Mi­ croapartments vor, die es derzeit in zwei verschie­ denen Modellen gibt. Das eine nennt sich Senior Movement und beinhaltet drei Module in einem 38 bis 42 Quadratmeter grossen Ein-Zimmer-Appar­ tement. Das andere heisst Junior Movement, ver­ fügt über zwei Module in einem über 30 Quadrat­ meter grossen Raum und richtet sich vor allem an jüngere Zielgruppen.

Alex Valsecchi

«Raumkonzepte für die Sharing Economy» ALEX VALSECCHI Head Business Development Movement / Halter AG

«Wir greifen hiermit einen Nachfragetrend inner­ halb der Sharing Economy auf», so Valsecchi. Die heutige junge und mobile Generation wolle nicht mehr Immobilien kaufen, und wenn Wohnraum gemietet wird, dann sollte dieser dann auch gleich möbliert und mit dem wichtigsten technischen Equipment ausgestattet sein. Aktuell habe ­Movement 41 Wohnungen im «The Jay» in Adliswil vermietet im Betrieb, weitere werden im Neubau­ projekt Claraturm am Messeplatz in Basel folgen. Die Mieter wüssten es sehr zu schätzen, dass bei­ spielsweise der Einzug innert einer Stunde mög­ lich sei. «Mit diesem Produkt haben wir vor allem Young Professionals, Uni-Absolventen, Expats, Urbanisten oder auch Neuzuzüger und Neo-Sin­ gles im Visier.» Interessant sei das Geschäftsmodell auch des­ halb, weil Immobilieninvestoren das Segment der Microapartments mittlerweile für sich entdeckt hätten. Gemäss einer Studie von Wüest Partner

lassen sich hiermit deutlich höhere Erträge pro Quadratmeter erzielen. Hinzu kommt gemäss Valsecchi, dass man neben Neubauprojekten auch auf Umnutzungsobjekte fokussiere. So sei etwa bei der freigewordenen Büroimmobilie mit gros­ sen Raumtiefen in Adliswil das Movement-Konzept gut realisierbar gewesen. Etwa die Hälfte aller dort eingerichteten Wohnungen werden inzwi­ schen mit Möblierung und technischer Ausstat­ tung für Junioren, Senioren und Junggebliebene vorgehalten. Internationalisierung im Blick Weitere Produkte in dieser Reihe, etwa Movement Tiny House oder Movement Light (speziell für Stu­ dierende) seien in Vorbereitung, so Valsecchi. Ziel sei es, bis Ende 2023 circa 600 Movement-Woh­ nungen in der Schweiz zu betreiben. Auch inter­ national könne das Modell ausgerollt werden – dann zum Beispiel in einer White-Label-Version. «Derzeit befinden sich 250 Movements in der Pla­ nung bzw. in der Bewilligung», sagt Valsecchi. Im Blickfeld habe man dabei vorrangig grössere Städte und die Agglomerationsgemeinden. Der JED-Thinktank Die einstige NZZ-Druckerei in Schlieren ist die Keimzelle für das Innovationsprojekt JED der bör­ senkotierten Swiss Prime Site Group. Am Swiss Real Estate Innovation Day 2020 zeigte Gianfranco Basso den Zuschauern die Besonderheiten des dort im Bau befindlichen und zukunftsweisenden Neubauprojekts 22/26. Dank natürlicher Luftzir­ kulation, Dämmung dank verwendeter wertvoller Materialien und ganz ohne eigene Heizung kommt es daher. Die Neubauimmobilie basiert auf dem bereits Mitte der 1990er-Jahre von Professor Diet­ mar Eberle entwickelten Gebäudekonzept (mehr hierzu im Beitrag «Projektentwicklung – Rückkehr zu den Wurzeln» auf Seite 18), das mit seinen Fenstertiefen und Speichermassen etwa mit einem traditionellen und typischen Engadiner Haus zu vergleichen sei, so Basso.

«Das Ökosystem ist die Gesamtüberbauung» GIANFRANCO BASSO Head Business Development Swiss Prime Site Group

«Das eigentliche Ökosystem ist die Gesamtüber­ bauung», sagte Basso und beschrieb sodann, wie in die Ende 2015 erworbenen Gebäude schon bald auch ein Zentrum für Innovation und Wissens­ transfer einziehen wird. «JED, das ist der Think­


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tank von morgen.» Zudem werde im vorhandenen Hallenbau, dort, wo früher die Druckmaschinen der NZZ standen, eine einmalige Eventlocation entstehen. Der Kopfbau werde dann unter anderem Gastronomie beheimaten. Die Liegenschaft befindet sich direkt an der Zürcherstrasse in Schlieren und ist damit direkt – mittels der Tramlinie 2 – an das ÖV-Netz des ZVV angebunden.

Livesendung 2 37 bilien genutzt werden, das andere. «Das Grundproblem ist: Nur die wenigsten Leute können sich ein Gebäude, wie sie es sich wünschen, überhaupt leisten.» Wohnen und Arbeiten in Immobilien sei heutzutage «quasi eine Form des Gefangenseins oder, anders formuliert, des Kompromisses». Odilo Schoch verwies darauf, dass Menschen sich erst Wissen aneignen müssten, um dann Ent-

Ressourcen schonen «Wir reagieren mit der Neubauentwicklung auch auf jene Menschen, die sich heutzutage von der Technik ‹übersteuert› oder gar manipuliert fühlen», erklärt der Head Business Development der Swiss Prime Site. «Diesen Kreislauf wollen wir mit JED ganz bewusst durchbrechen.» Bei den künftigen Nutzern richte man sich an eine an Nachhaltigkeit orientierte, kreative Klientel – und getreu dem Motto «Tenant gets Tenant» geht Basso davon aus, dass sicher viele innovationsbereite Firmen auf die dortigen Gewerbeflächen folgen werden. Weil diese Räume nachhaltig, energieautark, ressourcenschonend seien und einen besonderen Mehrwert darstellten. Gianfranco Basso

«Technik muss dem Menschen dienen» DIE ROUNDTABLE-DISKUSSION In der anschliessenden Talk-Runde unter der Leitung von Moderatorin Monika Schärer und mit Veranstalter Roman Bolliger ging es dann nicht nur um technische Innovationen und neue Projekte und Errungenschaften, sondern auch wieder um den Humanfaktor. Bolliger sagte, neben allen technischen und digitalen Finessen müsse am Ende eine Wohnung dem Nutzer gefallen. Dies dürfe man beim Jubel auf die Digitalisierung nicht vergessen. «Die Technologie muss sich in den Dienst des Menschen stellen», so Bolliger. «Den Menschen zuhören» «Ist Innovation immer eine Optimierung und ein Jobkiller?», fragte Schärer mit Blick auf viele Arbeiten, die künftig nicht mehr von Menschen, sondern von der Technik übernommen werden. Für Bodin ist «Optimierung eine ökonomische Disziplin». Nüchtern betrachtet gehe es auch hier ganz einfach um die Weitergabe von Informationen. Durch die neue Technik könne es indes auch zu einer falschen oder zur Nicht-Kommunikation kommen. «Wenn ich manchmal Architekten oder Planern zuhöre, dann ist das eine andere Sprache, und ich frage mich, reden wir da aneinander vorbei?», sagte Bodin. «Man muss den Menschen zuhören.» Planung sei das eine, wie später Immo-

scheidungen treffen zu können, was genau sie wollen. Es gehe um Informationen und deren Interpretation: «Kritisch betrachtet heisst das: Es kann nicht alles für alle Nutzer geben.» Am Ende sei die Nutzung einer bestimmten Immobilie eine Selektion, einerseits vom Besitzer, was er bereitstellt, andererseits vom Nutzer, was er haben möchte bzw. welche Kompromisse er bereit ist einzugehen. Schochs Forderung: «Wir müssen das Schubladendenken aufbrechen und mehr mit harten, systemischen Fakten vergleichen.» Neue Wege wagen, Potenziale nutzen «Bei der Bauindustrie handelt es sich um eine sehr träge Branche», ergänzte Gianfranco Basso. Die Strukturen seien wie in Stein gemeisselt; das Planen hier in neuen Wegen zu denken, gestalte sich sehr schwierig. «Wir halten uns immer noch an diesen Normenwerken fest, die Vergütungsmodelle sind dort verankert und die Verträge gesichert.» Hier brauche es eine Veränderung dieser starren Grundhaltung, so Basso. «Um Innovationen umzusetzen, braucht es Mut, Ressourcen und Geld», fasste Roman Bolliger zusammen. «In der Immobilienwirtschaft haben wir es immer mit recht viel Geld zu tun.» Dies biete Potenzial für Neues, aber auch die Verpflichtung, sinnvoll damit umzugehen. «Ich hoffe, unsere interdisziplinären Runden haben hier gute Einblicke und wertvolle Inspirationen geben können.» •


Start-ups 38

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Clevere Ideen, engagierte Gründer Start-ups – Nie wieder leere Restaurants und gelangweilte Kellner? Besseres ­Kundenverständnis durch Live-MarketingMessungen? Heizölbrenner, die mit CO2-neutralem Kraftstoff funktionieren? Emissionsfreier Recyclingbeton? Aus Sicht junger Forscher und Unternehmer in der Schweiz ist all das nicht mehr länger nur Utopie. Akribisch arbeiten sie an der Um­ setzung zahlreicher zukunftsweisender Technologien und Geschäftsmodelle Von Susanne Osadnik – Fotos: zVg

Kaum eine Branche hat die Pandemie so hart getroffen wie die Gastronomie. Nach wie vor leiden Restaurants, Cafés und Gaststuben unter hohen Umsatzeinbussen – vor allem in den Städten. Die

Eine bedarfsgerechte Ressourcen- und Personal­ planung ist in der Gastronomie eine Herausforderung – nicht nur in Krisenzeiten.

grössten Verluste gegenüber dem Vorjahr verzeichneten im Juli städtisch geprägte Kantone wie Basel-Stadt (minus 46,6 Prozent), Genf (minus 42,4 Prozent) und Zürich (minus 39 Prozent). Der Juli-Umsatz im Gastgewerbe liegt im gesamtschweizerischen Durchschnitt um 31,9 Prozent hinter dem Vergleichsmonat des Vorjahres, so das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Mitgliederbefragung des Branchenverbandes Gastro­ Suisse. «Wenn die Situation anhält, werden zusätzliche Unterstützungsmassnahmen nötig, um Unternehmen zu retten und einen massiven Stellenabbau zu verhindern», sagt GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer. «Mehr als die Hälfte der Betriebe sind gemäss der Umfrage weiterhin auf das Instrument der Kurzarbeit angewiesen; eine Möglichkeit, die unbedingt fortbestehen muss.» Selbst vor Corona waren die Personalkosten für


die Gastronomie einer der grössten Kostentreiber. Immerhin geben Schweizer Betriebe im Durch­ schnitt 50,6 Prozent vom Gesamtumsatz für ihre Mitarbeitenden aus. Zum Vergleich: In Deutsch­ land sind es nur rund 34 Prozent. Hilfreich wäre in diesem Zusammenhang, genau zu wissen, wann wie viele Gäste kommen und be­ dient werden müssen. Aber das käme dem be­ rühmten Blick in die Glaskugel gleich. Stimmt so nicht, sagen zwei junge Männer, die diese Frage schon länger beschäftigt. Sie haben eine Lösung gefunden: ein digitales Tool, das eine genaue Da­ tenanalyse erlaubt. Mithilfe von «Prognolite» kön­ nen sie mit bis zu 95 Prozent Genauigkeit vorher­ sagen, wie viele Gäste in den nächsten Tagen ins Restaurant kommen, was sie konsumieren und wie viel Umsatz sie einbringen werden. «Unsere Vorhersagen sind alles andere als Hokuspokus, denn sie fussen auf belastbaren Erfahrungswer­ ten und Daten aus vergangenen Geschäftsjahren», sagt Simon Michel, Gründer und CEO von Pro­ gnolite, das er als Start-up 2016 gemeinsam mit seinem Kompagnon Roman Lickel gegründet hat. «Ausgestattet mit diesem Wissen, können Gas­ tronomen sowohl den Personal- als auch den ­Wareneinsatz deutlich besser planen. Sie sparen somit Geld und verringern gleichzeitig den Le­ bensmittelabfall.» Präzise Umsatzprognosen Restaurants senken laut Michel ihre Personal­ kosten um bis zu 7,5 Prozent, was im Durchschnitt 4.000 Franken im Monat entspricht – weil sie mit­ hilfe von Prognolite ihr Personal anhand der tat­ sächlichen Nachfrage einsetzen können. Und so funktioniert es: Basis aller Analysen sind die Transaktionszahlen aus dem Kassensystem der letzten ein bis drei Geschäftsjahre des Betriebs. Hinzu kommen Wetterdaten, Feiertage, Ferien oder Events. Der vom Start-up entwickelte Algo­ rithmus errechnet daraus, wie sich die einzelnen Faktoren konkret auf den Umsatz ausgewirkt ha­ ben. So könne man etwa erfahren, wie viel Geld das Bergrestaurant Kleine Scheidegg in der Jung­ frau-Skiregion in den vergangenen Jahren an ­einem sonnigen Samstag während der Ferienzeit erwirtschaftet hat, so Michel. «Führt man diese Erfahrungswerte mit meteorologischen Daten, Infos über kommende Events in der Gegend sowie zu Feiertagen und Ferienzeiten zusammen, steht am Ende eine präzise Prognose, wann künftig wie viele Menus verkauft werden und welcher Umsatz gemacht wird», erklärt der Mann, der schon im Alter von 18 Jahren seine erste Firma gegründet hat. Dass sich ihr System auch in der Krise bewährt hat, macht die Gründer besonders stolz: Während

Start-ups 39

© Conradin Frei

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des Lockdowns konzentrierten sie sich auf das Take-away- und Delivery-Geschäft und konnten nach kurzer Zeit zuverlässige Trends aus den er­ hobenen Daten lesen. «So wussten Betriebe, wann sie wie viele Menus bestellen mussten, und konn­ ten dementsprechend ihre Ressourcen richtig einsetzen», so Michel. Zudem entwickelten sie in dieser Zeit Algorithmen, die bereits mit Daten von nur wenigen Wochen Prognosen liefern. Diese konnten nicht nur nach der Wiedereröffnung der Restaurants, sondern nun auch für die Neueröff­ nung genutzt werden.

Simon Michel und Roman Lickel, Prognolite

Effizientes Kraftstoffverbrennungssystem Geht es um die Kreativität junger Schweizer, haben viele Ideen die Chance, auch international zu punk­ ten und so zu effizienterem Einsatz von Ressourcen oder zur Verbesserung des Kostengünstige Klimas beizutragen – und das Ganze auch noch wirtschaftlich vorteilhaft. Ein Start- Lösung für up, das alles auf einmal kann, ist «Heat­ Millionen von Neutral». Die Ingenieure Markus Wilke Heizölbrennern. und Marcel Caminada haben etwas ent­ wickelt, das zunächst nach Science Fic­ tion klingt: «Wir sind in der Lage, Abfälle, Öle und Fette in CO2-neutralen Kraftstoff umzuwandeln»,


Start-ups 40

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erklärt HeatNeutral-Geschäftsführer Wilke. «Wir können unseren Kunden den Übergang von fossilen zu CO2-neutralen Brennstoffen erleichtern, indem wir zunächst ihre vorhandenen, veralteten Brenner durch unsere innovative Technologie ersetzen und dann Brennstoffe liefern, die ihren ­A nforderungen entsprechen.» Nach eigenen Angaben hat HeatNeutral das weltweit effizienteste Kraftstoffverbrennungssystem entwickelt, das eine direkte und kostengünstige Lösung «Umfassendes für die Millionen von Heizölbrennern darstellt, die derzeit weltweit in Betrieb sind. Analytics- und Die Technologie erlaube eine nahezu Benchmarking-Tool 100-prozentige Verbrennung, wodurch für Sales- und Emissionen und Partikel vermieden werLive-Marketing-­ den könnten. Der Clou: Die Aufnahme mehrerer Kraftstoffarten mit dem gleiAktivitäten.». chen Wirkungsgrad ermöglicht den reibungslosen Übergang von der Verbrennung fossiler Brennstoffe zu anderen, biogenen und CO2-neutralen Brennstofftypen. Zurzeit sei das die einzige Technologie, die für die Verwendung von Biokraftstoffen in der Schweiz zugelassen sei: «Wir sind stolz darauf, diesen Status nach einem umfassenden Testprozess erreicht zu haben, der unabhängig vom Bundesamt für Umwelt durchgeführt wurde», so Wilke. Optimierung von Renovierungsarbeiten Avesco Rent hat in der Schweiz 20 Niederlassungen, die vielfach nicht mehr heutigen Kundenansprüchen nachkommen. Deshalb sollen sie jetzt moderner werden sich mehr am Kundenerlebnis

Livelytics wurde konzipiert als ein Analyse- und Benchmarking-Tool für Sales- und Live-Marketing-­ Aktivitäten, Messen und Retailflächen.

orientieren. Den Anfang machte Avesco mit der Niederlassung in der Waadtländer Gemeinde Echandens, die fünf Wochen lang umgestaltet wurde – und zwar mit der Unterstützung von Livealytics, einem vor knapp zwei Jahren gegründeten Unternehmen aus Zug, das Live-Marketing-Aktivitäten misst und analysiert. Dazu werden vor Ort Besucherströme und Verweildauer gemessen sowie wichtige Marketing-Kennzahlen herausgefiltert. Aufgrund dieser Kennzahlen kann man sehen, wie erfolgreich bestimmte Massnahmen sind und wo es Verbesserungspotenzial gibt. Bei Avesco wurden im Rahmen von Renovierung und Neugestaltung auch Wände abgerissen, was das Umfeld der Agentur drastisch veränderte. Daher war es eines der Ziel von Livealytics, die Bewegung von Kunden in der gesamten Agentur zu messen, um die Auswirkungen und Vorteile der Transformation zu validieren und zu dokumentieren. Dafür installierte man drei Monate vor Beginn der Renovierung fünf Sensoren innerhalb und ausserhalb der Agentur, um das Engagement in strategischen Bereichen zu messen. Dazu wurden Sensoren so konfiguriert, dass der Besucherfluss beispielsweise sowohl ausserhalb als auch innerhalb der Agentur oder auch in den Eingangsbereichen von Agentur und Werkstatt erfasst werden konnte. Das Ergebnis: Die Veränderungen wirkten sich positiv auf die Kunden aus, die nach der Renovierung mehr Zeit im neuen Besucherbereich verbringen. Darüber hinaus konnten bis dahin nicht erkannte Spitzen im wöchentlichen Besucherverkehr aufgedeckt werden. Aber auch Livealytics hat nach eigenem Bekunden noch einiges gelernt: Denn ursprünglich war die eingesetzte Technologie zur Optimierung von Detailhandelsflächen gedacht und nicht für die Anwendung bei Renovierungsarbeiten – als «umfassendes Analytics- und Benchmarking-Tool für Sales- und Live-Marketing-­ Aktivitäten, Messen und Retailflächen», welches u.a. das Benchmarking von Locations, die Messung der Performance, das Ermitteln der Profitabilität sowie evidenzbasierte Marketing-Investitionen ermöglicht. Doch jetzt habe man festgestellt, dass «die Technologie für diese Art von Projekt perfekt geeignet ist», sagen die Firmengründer. Auch Avesco scheint zufrieden: Der Baumaschinenvermieter will seine Zusammenarbeit mit Livealytics auf jeden Fall fortsetzen. Klimaneutrale Betonproduktion Auf reichlich Resonanz stossen auch die Akteure von Neustark, einem Spin-off der ETH Zürich. Das junge Unternehmen aus Bern will künftig zirkuläre und klimaneutrale Betonproduktion ermöglichen. Denn der Baustoff hat nicht ganz zu


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Start-ups 41

Valentin Gutknecht und Johannes Tiefenthaler, die Firmengründer der Neustark AG

Unrecht ein mieses Image: Seine Herstellung belastet das Klima extrem. Dabei ist das eigent­ liche Problem der Zement – ein graues Pulver, das, mit Wasser vermengt, ein Bindemittel für Kies und Sand ergibt und ausgehärtet als Beton beim Bau von Gebäuden, Brücken oder Autobah­ nen zum Einsatz kommt. Doch bei der Zement­ herstellung entsteht viel Kohlendioxid. Bei ge­ schätzt mehr als vier Milliarden Tonnen, die im vergangenen Jahr rund um den Globus verbaut wurden, wären damit rund 2,8 Milliarden Tonnen des schädlichen Gases ausgestossen worden. Hinzu kommen noch weitere Emissionen, die bei der Produktion durch das Verbrennen fossiler Rohstoffe entstehen. Schätzungen zufolge gilt die Zementherstellung, je nach Rechenweg und ein­ bezogenen Produktionsprozessen, als verant­ wortlich für vier bis acht Prozent der globalen CO2-Emissionen – so wundert es nicht, dass Be­ ton als Klimakiller gilt. Um das zu ändern, haben Johannes Tiefenthaler und Valentin Gutknecht Neustark gegründet. Tie­ fentahler promoviert im Bereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik bei Marco Mazzotti an der ETH Zürich; Gutknecht ist als Betriebswirt für die operativen Geschäfte und das stetig wachsende Team verantwortlich. Das Start-up hat eine neue Technologie- und Wertschöpfungskette ent­ wickelt, die die CO2-Emissionen aus der Beton­

herstellung aus der Atmosphäre auffängt und dem Beton am Ende seiner Lebensdauer dauer­ haft wieder zuführt. Klingt abgehoben und theo­ retisch, ist aber schon in der praktischen Um­ setzung – im Betonwerk Kästli im bernischen Rubigen. Noch in diesem Herbst wollen die Neustark-Grün­ der verschiedene Betonmischungen herstellen, die unter anderem auch Teile von rezykliertem und mit CO2 angereichertem Altbeton enthalten. Anschliessend geht es in ein «Auf dem Weg externes Baustofflabor, wo der klima­ zum emissionsfreien freundliche Recyclingbeton auf seine Recyclingbeton.» Praxistauglichkeit geprüft werden soll. Fällt das Feedback positiv aus, wovon Tiefenthaler und Gutknecht ausgehen, könnten schon bald die ersten Gebäude aus klimaneutra­ lem Beton entstehen. Allein das wäre schon ein grosser Schritt, aber noch lange nicht genug für die beiden Firmen­ gründer. Schon jetzt wird an der zweiten Genera­ tion des Spezialbetons getüftelt, der in den kom­ menden fünf Jahren zur Marktreife gebracht werden soll. Die dann weiterentwickelte Techno­ logie wird noch mehr CO2 im Betongranulat spei­ chern können – mehr als 150 Kilogramm pro Ku­ bikmeter sind für die Wissenschaftler vorstellbar. Das wäre auch die Benchmark für tatsächlich emissionsfreien Recyclingbeton. •


Digitalisierung 42

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Neuer Digital-Atlas der Sch Mehr Transparenz im Markt Beim jüngsten Global Real Estate Transparency Index von JLL verpasste die Schweiz als eines der 99 untersuchten Länder nur knapp den Sprung in die Top 10. Der 11. Rang – gleich hinter Deutschland – resultierte vor allem aus den schlechteren Werten in den Bereichen Market Fundamentals und Sustainability. Doch die hiesige Immobilienbranche arbeitet an ihrem Transparenzimage. Kürzlich haben das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) und der Hauseigentümerverband (HEV) Schweiz zusammen mit den Beratungsunternehmen pom+ und Rütter Soceco AG erstmals den Digital-Atlas der Immobilienwirtschaft in der Schweiz vorgestellt. Dieser umfasst eine Vielzahl an Daten aus den 26 Kantonen und deren Gebäudebestand. Hier auf dieser Doppelseite präsentieren wir Ihnen einige interessante Zahlen aus der Schweizer Immobilienwirtschaft. Diese und viel mehr stehen nun seit letztem August öffentlich und frei zur Verfügung und werden in regelmässigen Abständen aufdatiert, wie die Initiatoren ankündeten. (mr) 35'177

95'717

Anzahl Gebäude Anteile in %

37'545

EFH

Nicht Wohnbauten

99'220

36%

38%

2'750'177 Gebäudebestand

Schweiz

49'400 Weitere Wohnbauten

9%

MFH

401'209

17%

120'637 Anzahl Gebäude rangiert nach Kantone Bern Zürich Aargau Waadt St. Gallen Wallis Tessin Graubünden Luzern Freiburg Thurgau Solothurn Basel-Land. Genf Schwyz Neuenburg Jura Basel-Stadt Schaffhausen Appenzell Auss. Zug Glarus Uri Obwalden Nidwalden Appenzell Inn.

208'378

67'017

EFH MFH Weitere Wohnbauten Nicht-Wohnbauten

0K

100K

200K

300K

400K

Gebäudepark In der Schweiz stehen rund 2,75 Mio. Gebäude. Fast zwei Drittel hiervon dienen dem Wohnen. Die Wohnbauten werden von Einfamilienhäusern dominiert – knapp eine Million davon sind im Gebäudepark Schweiz zu finden. Ein Drittel aller Gebäude steht in den drei Kantonen Zürich, Bern und Aargau. 2012 befanden sich 193.000 Wohngebäude ausserhalb der Bauzonen, was elf Prozent des Bestandes an Wohngebäuden entspricht.

172'589


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Digitalisierung 43

weizer Immobilienwirtschaft Branchen Architektur- und Ingenieurbüros Bauwirtschaft (mit Hochbaubezug)

Bruttowertschöpfung der Immobilienwirtschaft nach Branchen (inkl. Mieteinnahmen privater Haushalte) Schweiz 2017

Finanzwirtschaft Gebäudebetreuung und Sicherheit

6%

Herstellung und weitere verbundene Dienstleist. Öffentliche Verwaltung Wohnungswesen (inkl. Eigenmietwert) 24% 43%

113'524 Mio. CHF

Quelle Balken- und Kreisgrafiken: Digital-Atlas von HEV Schweiz, BWO, pom+, Rütter Soceco (August 2020)

2%

29'860

6%

2%

17%

100'251 Bruttowertschöpfung der Immobilienwirtschaft nach Branchen (exkl. Mieteinnahmen privater Haushalte)

290'680

229'559

Schweiz 2017

26'219 9'195

50'965 24'493

71'246 Mio. CHF

27%

16'164

10%

2%

187'061

24'998

121'343

10%

14'632

39%

17'419 9%

159'605

3%

Beschäftigung in der Immobilienwirtschaft nach Branchen Schweiz 2017 7% 2%

160'844

10%

© 2020 Mapbox © OpenStreetMap 20%

566'085 VZÄ Total Gebäudebestand

9'195

401'209

47% 13% 1%

Zwischen den Jahren 2011 und 2017 nahm der Gebäudebestand in der Schweiz um rund 90.000 Liegenschaften zu. Diese Zunahme ist vor allem auf Wohngebäude zurückzuführen. Innerhalb des Segments der Wohnbauten wiederum war die Zunahme bei Mehrfamilienhäusern etwa gleich gross wie bei Einfamilienhäusern. Quelle: Bundesamt für Statistik (BFS); Kantonale Gebäudeversicherer; eigene Berechnungen pom+


Rubrik 44

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Das Promotions-Tool east-site.ch wurde auf dem Swiss Economic Forum vorgestellt.

Virtuelle Standortförderung St. Gallen reagiert auf die eingeschränkte Reisefreiheit und geht bei seiner ­Ansiedlungspolitik innovative Wege. Um Unternehmen im In- und Ausland anzu­ sprechen, setzt der Kanton auf Virtual Reality. Eine Pionierleistung. Von Birgitt Wüst – Foto: zVg

«Standortförderung goes Virtual Reality» – nach diesem Motto beschreitet der Kanton St. Gallen einen innovativen Weg, um die in Bezug auf Unternehmensansiedlungen relevanten Zielgruppen auf eine emotionale Art anzusprechen. Beta-Phase mit der Stadt St. Gallen Mithilfe des neuen Promotions-Tools «east-site» (www.east-site.ch) kann der Kanton St. Gallen virtuell erkundet werden. Je nach Bedarf können die Besucherinnen und Besucher Immobilien und Arealentwicklungen, Bildungsstandorte, Lieblingsplätze sowie Unternehmungen und ganze Cluster im Kanton bequem am Bildschirm oder mittels Virtual-Reality-Brille erleben. Durch Filter- und Suchfunktionen können weitere gewünschte Themen ein- und ausgeblendet werden; die definierten Orte und Unternehmungen sind entsprechend markiert und mit Text-, Audio- oder Videobeiträgen ergänzt. So kann man verschiedene Aussichtspunkte und Bergpanoramen sowohl im Winter als auch im Sommer bestaunen. Die hochauflösenden Panoramen erlauben eine individuelle Tour durch den Kanton. Die abgebildeten Interessenspunkte werden laufend und in Zusammenarbeit mit den St. Galler Regionen ergänzt. So soll etwa der Besuch des Open Airs St. Gallen musikalisch beglei-

tet werden; Arealentwicklungen kann man demnächst als 3D-Modelle mit Zusatzinformationen einsehen. Aktuell befindet sich east-site noch in der Aufbauphase. Im Rahmen eines Pilotprojekts mit der Stadt St. Gallen wurden viele Interessenspunkte und Leistungsträger bereits erfasst. Der Kanton stellt die Plattform jedoch allen Regionen zur Verfügung: Sie sind aufgefordert, east-site mit Inhalten von überregionaler Bedeutung zu füllen und so die Strahlkraft der Plattform kantonsweit zu erhöhen. Den Standort erkunden, ohne vor Ort zu sein Gerade in Zeiten der eingeschränkten Bewegungs- und Reisefreiheit ermöglicht east-site ­interessierten Kreisen, den Kanton St. Gallen zu erleben, ohne selber vor Ort sein zu müssen. Dies ist unter anderem für Ansiedlungsinteressenten hilfreich, die St. Gallen vorgängig virtuell erkunden und kennenlernen möchten. Investoren erhalten überdies Gelegenheit, geplante Arealentwicklungen und Immobilien online einzusehen und so ­einen ersten Eindruck des Geplanten zu erhalten. Für die Umsetzung des east-site-Projekts hat der Kanton St. Gallen mit der Aumivi AG ein St. Galler Start-up gewonnen. Hunderte hochauflösende Luftpanoramen bilden die Grundlage für die interaktive Virtual- und Mixed-Reality-Tour. eastsite ist vielfältig eingesetzbar. Ob bei der individuellen Erkundung mit dem Laptop am Arbeitsplatz, mittels grosser Touchscreens an Veranstaltungen und Messen oder direkt mit der Virtual-RealityBrille: east-site unterstützt die Standortförderung mit Emotionen und modernster Technologie. Am diesjährigen Swiss Economic Forum in Montreux erlebte das Promotions-Tool jüngst seine Feuertaufe. •


IMMOBILIEN INNOVATION_10/2020

PropTech 45

Was die Schweizer PropTech-Szene (um)treibt Strategie – Wer auch künftig Erfolg im Bau- und Immobiliensektor haben will, sollte sich innovativen Lösungsansätzen nicht verschliessen, auch nicht in Zeiten der Krise. Wer den Zug verpasst, riskiert, mittelbis langfristig nicht konkurrenzfähig zu sein. Von Mario Facchinetti, Initiator und Repräsentant des Schweizer Innovationsnetzwerks SwissPropTech

DDeev veelo lo pm pm eennt t

n tion ucctio srtur onnst CCo

In den vergangenen fünf Jahren haben technolo­ giegetriebene Lösungsansätze für die Immobi­ lien- und Bauwirtschaft, die sogenannten Prop­ Techs, stetig zugenommen und an ConTech ConTech Bedeutung gewonnen. Diese Ent­ Planning Planning wicklung bestätigen verschiedene aktuelle Studienergebnisse. So ist etwa die zunehmende Ak­ zeptanz der eta­blierten Wirt­ schaft gegenüber innovativen PropTech PropTech Produkten und Dienstleis­ tungen festzustellen (SwissPropTech-Studie, 2020) oder MM ana anga das steigende Investitionsvo­ egm em ene tnt lumen in europäische PropTeche Us Use Firmen (European-PropTechReTech ReTech Trends-Studie, 2020). Dies zeigt sich ©SwissPropTech.ch ©SwissPropTech.ch auch deutlich beim Blick auf die verschie­ denen Teilnehmer im Schweizer PropTech-Markt. SSaale le

tal RReennta l

ce nance intenan Mainte Ma

Tech oder Nicht-Tech? Die Anzahl neu gegründeter Firmen, welche ver­ suchen, mit technologischen Hilfsmitteln Proble­ me der Immobilien- und Bauwirtschaft zu lösen, ist rasant gestiegen: Mittlerweile sind in der Schweiz über 250 PropTech-Firmen damit be­ schäftigt, im gesamten Lebenszyklus von Immo­ bilien (in den Segmenten ConTech sowie ReTech; siehe Grafik oben) innovative Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Diese Lösungen fo­ kussieren sich hauptsächlich darauf, bestehende Prozesse und Leistungen zu substituieren oder radikal zu ändern respektive zu verbessern. Die COVID-19-Situation wirkt sich auf die Innova­ tionsszene sehr unterschiedlich aus. Einige Lö­

sungsansätze erfahren einen «Boost»; andere werden «ausgebremst», da Immobilien- und Bau­ wirtschaft Innovationen wieder skeptischer ge­ genüberstehen. Einige der «Etablierten» sehen sich durch die Krise darin bestätigt, weiter oder sogar verstärkt auf neue Lösungsansätze zu set­ zen – um Chancen frühzeitig erkennen und nutzen zu können. Andere fokussieren sich aufgrund der gegebenen Unsicherheiten wieder verstärkt auf das Kerngeschäft und setzen die Priorität von ­Innovationsthemen niedriger an. Gefahr und Potenzial Ohne Zweifel: Die Schweizer Immobilien- und Bauwirtschaft steht vor grossen Herausforderun­ gen. So gilt es für die etablierten wie auch die neuen Firmen kurzfristig das Kerngeschäft am Laufen zu halten und mittel- bis langfristig das Bestehen am Markt abzusichern. Damit dies ge­ lingt, müssen mehr Kooperationen und Kollabo­ rationen stattfinden. Denn: Von den gegenseitigen Stärken können am Ende alle profitieren. Gelingt dies nicht, besteht die Gefahr, dass die über die letzten Jahre getätigten Investitionen in Innovationen abgeschrieben werden müssen. Be­ sonders junge Technologiefirmen sind auf die ­Adaption ihrer Ideen und Leistungen angewiesen. Bleibt diese aus, werden Investoren sich wieder auf andere Branchen mit höherer Akzeptanz und Adaption neuer Ideen konzentrieren. Dies könnte dazu führen, dass die Immobilienwirtschaft um Jahre zurückgeworfen wird und, da nicht mehr konkurrenzfähig, vielleicht sogar ausländischen Unternehmen den Marktzugang erleichtert. Den Versicherern sei Dank Damit dieses Worst-Case-Szenario nicht eintrifft, sollten sich Immobilien- und Baufirmen vermehrt Gedanken zum Aufbau von Ökosystemen machen, um auch in Zukunft den Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden. Die Versicherungsbranche hat den Mehrwert von solchen Zusammenschlüssen bereits erkannt – und treibt seit einigen Jahren mit klarem Fokus diese Entwicklungen auch im Bau- und Immobiliensektor voran. •


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Gemeinsam stark – PropTechBündnisse verändern die Märkte Innovationen – Kooperationsmodelle sind der Megatrend in der Schweizer ­PropTech-Szene dieses Jahr. Start-ups ­spannen zusammen mit etablierten Unternehmungen, aber auch die PropTechs untereinander profitieren mehr und mehr von gemeinsamen Kollaborationen. Von Mathias Rinka – Foto: zVg

«Wir krempeln die Immobilienwelt um», hiess es Ende August in den sozialen Medien. Die Aussage stammt von eMonitor, dem Anbieter einer Mieterbewerbungssoftware, die seit nunmehr fünf Jahren am Markt zu finden ist und bislang vor allem bei Neubauprojekten und im städtischen und kommunalen Wohnbau eingesetzt wurde. Nun kooperiert die St. Galler Jungunternehmung neu mit dem Immobilienportal Newhome, einer Verkaufsplattform, hinter der 18 Kantonalbanken «Lücken in den stehen und welche die grossen MarktWertschöpfungs- anteile der Platzhirsche Homegate und und Lieferketten ImmoScout24 im Visier hat. Das Angebot schliessen» von eMonitor, den gesamten Vermietungsprozess für Immobilieneigentümer, -bewirtschafter und -mieter zu vereinfachen, steht ab sofort auch allen Nutzern des NewhomeKosmos zur Verfügung – für die ersten sechs ­Monate kostenlos.

Neues Dachmarkenmodell «Gemeinsam sind wir stark» ist auch das Motto der neuen Conreal Swiss AG. Unter ihrem Dach haben sich neu die drei PropTech-Firmen ­Habitects, Houzy und SmartDevis zusammen­ getan. Habitects ist ein Online-Shop als Schnittstelle zwischen Architekten, Bauherren und dem Sanitärsegment, Houzy ist eine digitale Serviceplattform für Eigenheimbesitzer und SmartDevis eine Ausschreibungsplattform für Architekten. Fünf Co-Founder spannen bei Conreal Swiss zusammen und wollen jetzt «das digitale Ökosystem für die Schweizer Bau- und Immobilienbranche»

initiieren. Sie heissen Claude Dütschler, Christoph Meili, Stefan Schärer, Beat Scheidegger und Roberto Vetrano. «Wir glauben an das Potenzial nahtloser Prozesse in der Bau- und Immobilienbrache und investieren darum Zeit und Geld in Conreal Swiss», erklärt das Gründerteam und weiss dabei die Investoren Ivo Lenherr, Teilhaber von Mic.Mind. Set, Markus Schmidiger, VR-Präsident von Engel & Völkers Schweiz, Marc Righetti, CEO der Righetti Partner Group, Oliver Rappold, Teilhaber von Rappold Köhli, sowie Oliver Zimmermann, den CEO der Condair Group, im Rücken. Sie wollen nun in der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft «Lücken in den Wertschöpfungsund Lieferketten schliessen» – und dies vor allem mit «überzeugenden Start-ups», so die Vision der Conreal Swiss AG. Mehrwerte schaffen mittels naht- und lückenloser digitale Prozesse ist die Devise. In der Zwischenzeit haben sich unter der Conreal-Dachmarke auch das Immobilienbewirtschaftungstool Fixify, die Plattform neubauprojekte.ch und das Konzept Handwerker-Services eingefunden.

Bündelungen und Bündnisse Synergien und Prozessoptimierungen sind mittlerweile in der ganzen PropTech-Branche zu sehen. In den vergangenen Jahren kam es dabei vor allem zu Kooperationen zwischen etablierten Unternehmungen und einzelnen jungen Start-ups, die ihre digitalen Geschäftsideen am Markt testen und skalieren wollten. Nun gibt es auch einige PropTechs, die ihre Ideen und Innovationen bündeln wollen und untereinander Bündnisse eingehen. Jüngstes Beispiel ist etwa die Allthings Technologies AG mit Sitz in Basel, Anbieter für modulare Mieterplattformen. Das Unternehmen von Gründer Stefan Zanetti gab kürzlich bekannt, eine Kooperation mit dem PropTech und Messdienstleister Blockstrom AG einzugehen und die Energieverbrauchsdaten auf Wohnungsebene in die Mieterplattform zu integrieren. Der Energieverbrauch im Gebäude wird elektronisch erfasst


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PropTech 47

Alles auf einem Blick - dank kompatibler Schnittstellen zwischen den Applikationen auf einem Bildschirm

Effiziente Systemschnittstellen

und dem Mieter benutzerfreundlich und in Echtzeit zugänglich gemacht. Pilotprojekt der neuen Zusammenarbeit ist das Wohnareal «Schöngrün» der AXA in Gehdistanz zum Bahnhof Solothurn. Sie hat in den letzten fünf Jahren das einstige Gefängnisareal umgewandelt. Heute stehen dort in einem Neubau 160 hinder­ nisfreie Wohnungen aller Grössen zur Verfügung. Die historischen Gebäude wurden renoviert und bleiben Teil des Areals. Beim Bau des Areals wur­ de der Nachhaltigkeit ein hoher Stellenwert ein­ geräumt. Die Bewohner können ein hauseigenes Elektroauto und Elektrovelos mieten, geheizt wird mit Fernwärme, und auf dem Hausdach findet sich eine grosse Photovoltaikanlage. Mit dem Strom aus dem Solarkraftwerk werden die Bewohner im Rahmen eines Zusammenschlusses zum Eigen­ verbrauch mit eigener grüner Energie versorgt. Blockstrom ist hier verantwortlich für die Mes­ sung und Abrechnung des Energieverbrauchs. Erstmals werden nun die Verbrauchsdaten über die Mieterplattform Allthings zur Verfügung ge­ stellt und sind per App für alle Bewohner direkt zugänglich. Somit können Mieter die Verbrauchs­ daten über die gleiche Plattform einsehen, auf der sie bereits mit der Liegenschaftsverwaltung und Mitbewohnern kommunizieren. Der Mieter erhält einen direkten Bezug zum Kraftwerk auf dem Hausdach und kann seinen Stromverbrauch ana­ lysieren und auf die Verfügbarkeit des Solar­ stroms ausrichten. Urs Martin Springer, CEO von Blockstrom, freut sich über die Erreichung dieses Meilensteins: «Die Zusammenarbeit zwischen Allthings und Block­ strom zeigt, wie die Digitalisierung der Immobi­ lienwirtschaft gelingen kann – mit Mut zur Inno­ vation und dem Willen zur Kooperation aller Beteiligten.»

Die Energieverbrauchsdaten werden über eine sichere und performante Real-Time-Schnittstel­ le zu Allthings übertragen. Das Basler PropTech integriert die Daten in seine Plattform und stellt sie leicht verständlich grafisch zur Verfügung. Die Anmeldung ist in die Allthings-Mieter-Applikation integriert, sodass die Bewohner keine separaten Zugangsdaten für das Messdatenportal von Block­ strom benötigen. «Die neue Schnittstelle zwischen den zwei Syste­ men ermöglicht eine Übersicht der Verbrauchs­ daten in Echtzeit», sagt David Gundlach, Head of Product bei Allthings. Die Zusammenarbeit mit Blockstrom schaffe nicht nur einen Mehrwert für die Mieter, sondern leiste auch einen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit. Dieser neue Service wer­ de im Solothurner Projekt «Schöngrün» erstma­ lig umgesetzt. Verschiedene weitere Projekte be­ finden sich gemäss Gundlach in Arbeit und gingen noch im Laufe dieses Jahres in Betrieb. Bereits seit Herbst 2019 gibt es eine SAP-Schnitt­ stelle in der Allthings-Plattform für digitales Mie­ termanagement. Hierüber lässt sich der Datenaustausch mit dem SAP-RE-FX- «Neue Schnittstellen System automatisieren. «Immobilien­ zwischen den eigentümer und Bewirtschafter behalten ­Systemen ermög­ volle Kontrolle und können individuell lichen die Übersicht steuern, welche Daten übertragen wer­ den sollen.» Weiterer Baustein im der Verbrauchsdaten Allthings-Ökosystem ist seit Kurzem die in Echtzeit.» Kooperation mit der börsenkotierten Dor­ makaba Gruppe. Sie bietet sichere Zutrittslösungen via Handy an. Die «intelligente Tür» ist nun auch in die Mieterplattform von Allthings integriert. Mieter können beispielsweise mit ausgewählten Apps Räu­ me buchen und diese dann per Smartphone öffnen. «Die Integration ermöglicht eine optimale Nutzung von Gebäuderessourcen und minimiert gleichzeitig den administrativen Aufwand für Immobilien- und Facility-Manager», erläutert Gundlach. •


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Ende von Sturm und Drang – PropTech-Akzeptanz wächst Befragung – Die Ergebnisse der jüngsten PropTech-Studie von Credit Suisse Research in Zusammenarbeit mit dem Innovationsnetzwerk SwissPropTech zeigen: Der durch die Digitalisierung getriebene Wandel im Immobiliensektor schreitet teils trotz, teils wegen der Corona-Pandemie weiter voran. Von Mathias Rinka

«Grund für das beschleunigte Tempo der Digitalisierung ist der grösser gewordene Druck, kostspielige und ineffiziente betriebliche Prozesse zu beheben. Zugleich könnten datengesteuerte Entscheidungen helfen, das Risiko im globalen Umfeld zu minimieren. PropTechs müssen in diesen dringenden Transformationsprozessen eine wichtige Rolle spielen», schreiben die Studieninitiatoren von Credit Suisse Research und das Schweizer Innovationsnetzwerk SwissPropTech. PropTech-Lösungen kommen an «Wie in vielen anderen Branchen leidet auch der PropTech-Sektor darunter, dass während des Corona-Lockdowns wichtige Finanzierungsrunden verschoben wurden», sagen Fredy Hasenmai-

Chancen überwiegen Risiken

2020

70% 60% 50%

2019

70% 56%

40% 30%

33%

20% 10% 0%

11% 7% sehr empfänglich etwas empfänglich

17% nicht sehr empfänglich

2%

4%

nicht empfänglich

Abb. 1

Auswertung der Chancen und Risiken nach der COVID-19-Pandemie 25% 20% 15% 10% 5% 0%

1 (reat risk)

2

3

4

5

6

7

8

9

10 (great opportunity)

Quelle: CS PropTech Survey 2020 (N = 88)

80%

Quelle: CS PropTech Survey 2020 (N = 63), Survey 2019 (N = 55)

Empfänglichkeit für PropTech-Lösungen Vergleich der Antworten der Studien 2019 und 2020

le, Head Real Estate Economics bei Credit Suisse, und Mario Facchinetti, Initiator und Repräsentant des Ende 2016 gegründeten Schweizer PropTechNetzwerks. Die aktuelle Studie zeigt, welche krisenbedingten Auswirkungen die Start-ups der Immobilienbranche meistern müssen und welche Risiken, aber auch welche Chancen derzeit für sie bestehen. Positiv zeigen sich etwa die Ergebnisse der Studie hinsichtlich der Aufgeschlossenheit der Marktteilnehmer gegenüber PropTech-Lösungen. Im Vergleich mit der Erhebung des Vorjahres sind die Werte deutlich gestiegen: Waren 2019 noch 63 Prozent der befragten Jungunternehmungen der Meinung, dass der Markt ihnen gegenüber sehr aufgeschlossen bzw. etwas aufgeschlossen sei, so sind es 2020 bereits 81 Prozent. Wenig bis gar nicht aufgeschlossen sind nunmehr nur noch 19 statt 37 Prozent im Jahr zuvor (siehe Abb. 1). Die PropTech-Unternehmen sehen in der CoronaPandemie mehrheitlich auch mehr Chancen statt Risiken. Auf einer Skala von 1 (sehr grosse Risiken) bis 10 (sehr grosse Chancen) votierten mehr als zwei Drittel der Start-ups für Noten von 6 bis 10, nur knapp ein Drittel gab eine Einschätzung zwischen 3 und 5 ab. Sehr grosse Risiken (Noten 1 und 2) sieht indes keines der befragten 88 PropTechs (siehe Abb.2).

Abb. 2


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Vom Lockdown eher weniger stark betroffen Antworten auf die Frage nach der Betroffenheit durch den COVID-19-Lockdown

25% 20% 15% 10%

Kein Selbstläufer «Der PropTech-Sektor ist zwar noch jung, er steht aber bereits vor seinem ersten Härtetest», fassen die weiteren Studienverantwortlichen Christoph Schumacher, Global Head Real Estate, und Gerald Kremer, Chief Digital Officer Global Real Estate, aufseiten von Credit Suisse die Ergebnisse zusammen. Obwohl COVID-19 wohl als Ereignis in die Geschichte eingehen werde, das die Welt schliesslich zur Digitalisierung gezwungen hat, bedeute dies nicht automatisch, dass die Anbieter digitaler Lösungen selbstredend zu den Gewinnern gehören würden. Dies gehe beispielsweise aus der Geschäftslage der IT-Branche hervor, die das Schweizerische Wirtschaftsinstitut KOF der ETH Zürich erfragt hat. Diese Firmen schätzen die Situation fast so schlecht ein wie während der Finanzkrise, da alle wichtigen Kundenbranchen von IT-Anbietern von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen sind. «COVID-19 traf den PropTech-Sektor zu einer Zeit, als die Welle der Gründungseuphorie bereits zurückgegangen war und einem gewissen Grad an Konsolidierung Platz gemacht hatte», sagt Kremer. In Europa beispielsweise war die Anzahl der PropTech-Finanzierungsrunden 2019 erstmals gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Dieser Konsolidierungsprozess sei auch in der Schweiz erkennbar gewesen, so Kremer. Gemäss der von Schwyter Digital publizierten «PropTech Map Switzerland» haben sich die Wachstumszahlen für PropTechs (bei der absoluten Zahl der in diesem Bereich existierenden Firmen) bereits in der zweiten Jahreshälfte 2018 abgeflacht (siehe Abb. 4). Einige der kleineren Unternehmen entschieden sich, vom Markt zu gehen, andere setzten nun verstärkt auch auf Kooperationen untereinander. «Zudem gab es erste Hinweise auf eine gewisse Sättigung im Bereich der PropTech-Lösungen», erklärt Schumacher. Dass die Bäume hier nicht in den Himmel wachsen, habe exemplarisch das Unternehmen WeWork gezeigt, das im vergangenen Herbst – kurz vor dem geplanten Börsengang – ins Straucheln geriet. Dies sei «das sichtbarste Signal für das Ende der Sturm-und-Drang-Phase» in dem Bereich gewesen, so die CS-Studienautoren. «Seitdem ist eine neue Art von Bewusstsein ent-

5% 0%

1 (not at all)

2

3

4

5

6

7

8

9

10 (very severe)

Quelle: CS PropTech Survey 2020 (N = 87)

30%

Abb. 3

Entwicklung der Schweizer PropTech-Landschaft Anzahl der PropTechs gemäss PropTech Switzerland 300 250 200 150 100

PropTech Map Switzerland

50 0

12/16

06/17

12/17

06/18

12/18

06/19

12/19

06/20

Quelle: proptechnews.ch, CS – Last data point: 06/2020

Bei der Frage nach negativen Folgen für das eigene Geschäftsfeld auf einer Skala von 1 (gar keine) bis 10 (schwerwiegend) zeigt sich indes ein ähnliches Bild: Nur etwa drei von zehn befragten Startups hat mit deutlichen negativen Folgen der COVID19-Krise zu kämpfen. Bei über 50 Prozent sind nur wenig Einbussen festzustellen, acht Prozent sehen keine negativen Einflüsse auf ihren Business Case durch Corona (siehe Abb. 3).

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Abb. 4

standen: PropTechs streben kein Wachstum um jeden Preis mehr an», erklärt Kremer. Eine Reihe von Unternehmen habe sogar notwendige Korrekturen vorgenommen und den Personalbestand reduziert, so etwa Allthings im deutschsprachigen Raum oder die in der Vorfertigung weltweit führende US-amerikanische Katerra. Zahl Schweizer PropTechs wächst «Trotz dieser Konsolidierungsphase, die von einer Reihe von Investoren als ein gesunder Normalisierungsprozess angesehen wurde, profitiert die PropTech-Branche weiterhin von einem ordentlichen Rückenwind», meint Schumacher. Insbesondere der Immobiliensektor erziele weiterhin hochattraktive Renditen, weshalb Anleger immer noch Kapital in diese Anlageklasse verlagern würden. Die Zahl der PropTech-Firmen in der Schweiz steigt indes stetig an –auf über 250 Firmen in den Bereichen Retech (Real Estate Technology) und Contech (Construction Technology) gemäss der Schweizer «PropTech Map» von Heinz M. Schwyter. •


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Mehr «Service on Demand» im Facility Management Bewirtschaftung – Ein Knopfdruck bei Bedarf reicht schon aus und die Mitarbeiter des Facility Managements werden informiert. Die innovative Service-on-DemandPlattform in Kombination mit ihren intelligenten Sensoren zeigt, wie gross das Digitalisierungspotenzial für den Bereich der Gebäudebewirtschaftung ist. Interview: Mathias Rinka – Fotos: ZvG

vice on Demand» entwickelt. Was im Jahr 2017 als eine von vielen vielversprechenden Ideen begann, wurde im Innovationsprozess schnell validiert und aufgrund des äusserst positiven Kundenfeedbacks im Markt weiter ausgebaut. Service on Demand hat sich bewährt, wie der Blick auf das inzwischen sehr breite Kundenspektrum zeigt. Die Tochtergesellschaft der Schweizerischen Post verwaltet rund 2.000 Immobilien – darunter alle Liegenschaften des Postkonzerns, aber auch von Drittkunden. Im folgenden Interview stellt Valerie Riedo, Leiterin Digital Real Estate, die Plattform «Service on Demand» vor und zeigt, wie FacilityManagement-Prozesse digitalisiert werden. IMMOBILIEN INNOVATION: Valerie, was steckt hinter «Service on Demand»? Valerie Riedo: Mit «Service on Demand» haben wir die Lösung für bedarfsorientierte Facility Services entwickelt. Ein Knopfdruck genügt und die Mitarbeiter des Facility Managements sind vor Ort. Intern konnten wir so bis zu 30 Prozent unserer Zeit sparen und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit steigern. Die Service-on-Demand-Displays und -Buttons können an beliebig vielen Orten und auf so vielen Geräten installiert werden, dass Probleme oder Vorfälle direkt gemeldet und Dienste schnell und einfach angefordert werden können.

Valery Riedo

Die Post Immobilien-Management und Services GmbH hat in der jüngsten Vergangenheit eine Innovationskultur aufgebaut und investiert bewusst Zeit und Ressourcen in die Digitalisierung von Liegenschaften. Gutes Facility Management ist eine Kunst. Gebäudebenutzer erwarten perfekten Service. Gleichzeitig ist es wichtig, flexible, bedarfsorientierte und kostengünstige Facility Services bereitzustellen. Daher hat die Schweizerische Post mit ihrer Immobilienmanagementsparte das Produkt «Ser-

Wie funktioniert das genau? Man kann unsere Service-on-Demand-Displays an serviceintensiven Stellen wie Dokumentenvernichtungsbehältern, Wasserspendern, Kaffeemaschinen und Besprechungsräumen oder Toiletten installieren. Anstatt dass die Mitarbeiter diese Punkte ständig überprüfen, benachrichtigen die Gebäudebenutzer sie nur, wenn ein Service wirklich erforderlich ist, einfach per Knopfdruck. Wie revolutioniert «Service on Demand» das Facility Management? Der Kern der Lösung ist die Service-on-DemandPlattform, über die alle Bestellungen dokumen-


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tiert und analysiert und während des gesamten Prozesses überwacht werden können. Die Plattform sorgt für maximale Transparenz und Endto-End-Kontrolle. Man sieht beispielsweise auf einen Blick, welche Standorte und Maschinen von häufigen Fehlfunktionen betroffen sind. Die Plattform bietet vollständige Transparenz in Bezug auf alle angebotenen Dienste und Fehlfunktionen. Im Frühjahr 2017 wurden etwa alle Kaffee­ maschinen und Wasserspender am Hauptsitz der Schweizerischen Post mit einem «Smart Button» aus­gestattet. Gleichzeitig können zum Beispiel verschmutzte Bereiche im Pausenraum oder Störungen der Mikrowelle auf Knopfdruck von den Mitarbeitenden gemeldet werden. Worin liegt der Vorteil für den Anbieter? Nach diesem ersten, erfolgreichen Innovationspilot, der sechs Monate dauerte, wurde die Lösung an vielen anderen Standorten und bei Kunden mit grossem Erfolg implementiert. Das Facility Management konnte hierdurch seinen Aufwand um 30 Prozent senken, da es nur da eingesetzt wird, wo es auch gebraucht wird. Heute wissen wir sehr gut, wie oft und wie viele Fehler gemeldet werden. Die Plattform dokumentiert beispielsweise, wann ein externer Dienst­ anbieter angerufen wird und wie lange es dauert, bis der Fehler behoben ist. Dies gewährleistet eine gute Transparenz und ermöglicht eine fortlaufende Überprüfung des Service-Levels. Welche neuen Produktfunktionen sind in Zukunft geplant? Die Plattform «Service on Demand» wird kontinuierlich nach wertvollem Nutzerfeedback weiterentwickelt. In diesem Jahr wurde eine neue

Funktioniert auf Knopfdruck: Die Smart Buttons der Service-onDemand-Plattform

PropTech 51

Plattformversion veröffentlicht, die neue Bewertungsmöglichkeiten und eine noch benutzerfreundlichere Handhabung abdeckt. Wir haben zudem begonnen, mit QR-Codes zu arbeiten, die mit jedem mobilen Gerät gescannt werden können. Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist das neue Tastendisplay mit aktualisiertem Gerätegehäuse, leicht austauschbaren Etiketten und integrierten LED-Leuchten, das seit Ende September erhältlich ist. Die Oberfläche kann sehr leicht gereinigt werden, was aufgrund von COVID-19 wichtiger denn je ist. •


Interview 52

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«Das Experiment ist gelungen» Die zweite Edition des Swiss Real Estate Innovation Day präsentierten die Veranstalter Covid-19-bedingt in Form einer Livesendung, zu der sich Interessierte zuschalten konnten. Das Feedback der Referenten und Teilnehmer war sehr positiv, wie Harald Zeindl und Roman H. Bolliger berichten.

IMMOBILIEN INNOVATION: Herr Bolliger, Herr Zeindl – Sie haben den Swiss Real Estate Innova­ tion Day aus der Taufe gehoben. Was war damals der Anlass? Roman H. Bolliger: Das Ziel des Swiss Real Estate Innovation Day war und ist es, dass sich die Immobilienbranche einen Überblick über aktuelle Innovationen verschaffen kann.

Harald Zeindl: Ursprünglich hatten wir den Event angedacht als eine Nachfolgeveranstaltung der Digitimmo, jedoch hat sich das Format dann sehr schnell «verselbstständigt» – als Event für Innovationen in den einzelnen Bereichen der Immobilienwirtschaft. Ausserdem legen wir einen starken Fokus auf die digitale Transformation und PropTechs – und geben Start-ups und PropTechs die Möglichkeit, ihre Ideen und Produkte der Branche vorzustellen. Wir wollten mit dem Swiss Real Estate Innovation Day eine Kommunikationsplattform für den Informations- und Wissenstransfer schaffen, welche allen Interessierten einen Überblick über die verschiedenen Themen und Anwendungen von Innovationen und Digitalisierung in der Immobilienbranche gibt.

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Innovation Leader GARAIO REM AG Seit über 15 Jahren prägen die Produkte der GARAIO REM AG die Digitalisierung in der Schweizer Immobilienbranche. Heute werden mit den Lösungen des PropTechUnternehmens mehr als 1 Million Mietobjekte verwaltet. Die GARAIO REM AG begleitet tagtäglich Firmen auf dem Weg zu effizienten Prozessen – durchgängig entlang der Wertschöpfung vom Immobilieneigentümer über die Bewirtschaftung bis zum Mieter. GARAIO REM AG Thomas Hadorn, Head of Marketing & Sales Gartenstrasse 1–3 · CH-3007 Bern www.garaio-rem.ch

PriceHubble AG PriceHubble wurde 2016 gegründet und ermöglicht Akteuren im Immobiliensektor, mit digitalen Bewertungslösungen fundierte Immobilien- und Investitionsentscheidungen auf Basis datengetriebener Erkenntnisse zu treffen. Das Unternehmen aggregiert und analysiert eine wachsende Vielzahl an Daten und nutzt Big Data Analytics sowie künstliche Intelligenz, um verlässliche Bewertungen und Prognosen zu ermöglichen. Dominic Lüdin, CCO · Brandschenkestrasse 30 · 8001 Zürich, Schweiz dominic.luedin@pricehubble.com · www.pricehubble.com Testen Sie hier unsere PriceHubble-Lösung für Asset Manager: https://campaigns.pricehubble.com/ch/asset-manager


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Interview 53 Der Swiss Real Estate Innovation Day fand dieses Jahr aufgrund der COVID-19-Pandemie ausschliesslich online statt. Wie kam das neue Format bei den Teilnehmern an? HZ: Für alle Beteiligten war es eine neue Erfahrung, auf die man sich einlassen musste. Der ­A nlass war neu, anders und vor allem von der Technik «dominiert» – und er fand ohne den persönlichen Austausch, die Diskussionen und das Networking statt. Dennoch war die Rückmeldung der Teilnehmer durchwegs sehr positiv. Auch mit der Anzahl der Teilnehmer an den beiden Terminen sind wir sehr zufrieden. RHB: Wir haben den Innovation Day aufgezeichnet und stellen die Aufnahmen Interessierten auf unserer Website zur Verfügung. Diese Möglichkeit, sich das Wichtigste nochmals anzuschauen, ist sehr gut angekommen.

Die Initiatoren des Swiss Real Estate Innovation Day: Harald Zeindl, Verlagsleiter IMMOBILIEN Business (links), und Roman H. Bolliger, CEO Swiss Circle

Sind Sie mit dem Erfolg des Formats zufrieden? HZ: Ja, durchaus. Nicht nur was die Teilnehmer­ anzahl betrifft, sondern auch die Rückmeldungen der Zuschauer, Referenten und Sponsoren. Auch

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Innovation Leader Volvo Car Switzerland AG Volvo Premium Car Sharing Im März 2020 hat Volvo Schweiz mit Volvo Premium Car Sharing einen Car-Sharing-Dienst für Wohn- und Büroliegenschaften lanciert. Über die eigens entwickelte App können die Nutzerinnen und Nutzer jederzeit einen passenden Volvo buchen und nutzen – einfach, unkompliziert und ohne Abo- oder Grundgebühren. Ein Mehrwert für alle, die eine Lösung für Parkplatzmangel suchen oder den Mehrwert ihrer Liegenschaft steigern möchten. Volvo Car Switzerland AG · Postfach · 8050 Zürich www.volvopremiumcarsharing.ch

newhome.ch AG Die newhome.ch AG ist ein Unternehmen im Besitz von Schweizer Immobilienfirmen sowie Kantonalbanken und betreibt mit der Marke newhome eines der führenden Schweizer Immobilienportale. 2013 ging das Unternehmen aus individuellen Immobilienmarktplätzen verschiedener Kantonalbanken hervor. Per 17. September 2019 erweiterte die newhome.ch AG ihr Aktionariat und öffnete sich wichtigen Akteuren im Immobilienmarkt, um die Branche mit innovativen Ansätzen weiter voranzubringen. Die beteiligten Kantonalbanken sind nicht nur ein wichtiger Teil der Trägerschaft von newhome, sondern unterstützen die newhome.ch AG auch im Betrieb der Immobilien-Plattform. Auf diese Weise ist eine optimale, regionale Betreuung von Anbietern und Suchenden gewährleistet. Mit vereinten Kräften soll sich das Angebot vom klassischen Immobilienportal zum umfassenden, personalisierbaren Immobilien-Ecosystem weiterentwickeln. www.newhome.ch


Interview 54 die spezielle Konstellation zwischen Live-Video-Event und Magazin funktioniert sehr gut. Durch das Magazin, aber auch durch die abrufbaren Videos der Veranstaltungen wirkt der Innovation Day noch nach. Aufgrund der speziellen Kombination respektive der Durchführung des Innovation Day konnten sowohl der Swiss Circle als auch Immobilien Business ihre Kompetenzen und ihr Know-how als Eventveranstalter, Netzwerkpartner und Fachpublikation professionell und kompetent einsetzen und zur Geltung bringen.

und suchen die Zusammenarbeit mit den Etablierten. Interessant zu sehen war, dass Innovationen vermehrt zu Ökosystemen verknüpft werden und den Kunden auf breiter Basis ansprechen.

RHB: Wir mussten uns entscheiden, den Kongress aufs nächste Jahr zu verschieben oder ihn online durchzuführen. Wir haben uns für die zweite Option entschieden, jedoch haben wir uns nicht mit einem klassischen Webinar zufrieden gegeben. Wir haben stattdessen die Form einer Livesendung gewählt – aus einem improvisierten Studio. Dies war zwar aufwendig, hat aber eine lebendige Diskussion ermöglicht. Man kann sagen, dass das Experiment gelungen ist.

Was können Sie schon jetzt über die Pläne für den Swiss Real Estate Innovation Day 2021 verraten? HZ: Trotz des Erfolges des neuen Formates freue ich mich auf einen Swiss Real Estate Innovation Day 2021, der – hoffentlich – im gewohnten Format stattfindet. Auf den persönlichen Austausch mit Experten, Referenten, Innovation-Leadern und Branchengrössen.

Mit Blick auf die Referate und Diskussionen: Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erkenntnisse? RHB: Die Immobilienbranche ist offen für Innovationen und bereit, in neue Technologien und Geschäftsmodelle zu investieren. Auf der anderen Seite bieten sich innovative PropTechs an

Welche innovativen Entwicklungen sollte man im Auge behalten? RHB: Diese Frage muss jeder Immobilienprofi aufgrund seiner Tätigkeit individuell für sich entscheiden. Mittlerweile sind Innovationen in sämtliche Segmente der Immobilienwirtschaft vorgedrungen.

RHB: Auch ich freue mich auf einen Kongress, auf dem man sich wieder persönlich begegnen kann. Ich kann mir aber auch Onlineelemente vorstellen, die man sich unabhängig von Ort und Zeit anschauen kann. Darüber ­hinaus hat sich die Kombination von Kongress und Magazin bewährt und wird sicher auch für den Innovation Day 2021 in Betracht gezogen. •

Impressum Oktober 2020 · 1. Jahrgang, 1. Ausgabe www.immobilienbusiness.ch info@immobilienbusiness.ch CHEFREDAK TORIN Birgitt Wüst, birgitt.wuest@immobilienbusiness.ch AUTOREN Susanne Osadnik, Mathias Rinka, Jürg Zulliger GR AFIK / L AYOUT Uschi Koch, Galledia Print AG KORREK TOR AT Galledia Print AG HER AUSGEBER Galledia Fachmedien AG, c/o Immobilien Business Buckhauserstrasse 24, 8048 Zürich Swiss Circle AG Hinterdorfstrasse 21, 8405 Winterthur VERL AGSMANAGER Harald Zeindl MARKETING- UND E VENTMANAGERIN Lara Jambresic, lara.jambresic@galledia.ch T 058 344 98 31 MEDIENBER ATER Claudia Haas, claudia.haas@galledia.ch T 058 344 98 65 AUFL AGE Druckauflage: 12.000 Exemplare DRUCK UND VERSAND Galledia Print AG VERL AGSSERVICE Galledia Fachmedien AG Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil T 058 344 95 69, F 058 344 97 83 abo.immobilienbusiness@galledia.ch WEITERE TITEL DER GALLEDIA FACHMEDIEN AG Marketing & Kommunikation, Werbewoche, Organisator, MQ Management und Qualität, Sicherheits­F orum, Forum ­S écurité, Safety-Plus, Moto Sport Schweiz, Moto Sport S ­ uisse, Töff-Magazin, AutoSprintCH, TIR transNews, carrossier, Modellflugsport, St. Galler Bauer, Thurgauer Bauer, Umwelt Perspektiven HAF TUNGSAUSSCHLUSS Der redaktionelle Inhalt stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Abschluss einer Finanztransaktion dar und entbindet den Leser nicht von seiner eigenen Beurteilung. TITELFOTO: Depositphotos.com

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Innovation Leader Steiner AG Gemeinsam Vorsprung gestalten Als Entwickler, Total- und Generalunternehmer begleitet Steiner den Lebenszyklus von Immobilien – von der Entwicklung über die Realisierung bis zur Renovation. Das 1915 gegründete Unternehmen hat über 1200 Wohnbauprojekte, 540 Geschäftsliegenschaften, 45 Hotels und 150 Infrastrukturanlagen wie Schulen und Spitäler errichtet. Die Steiner AG hat ihren Hauptsitz in Zürich und verfügt über Niederlassungen in Basel, Bern, Luzern, Genf und Tolochenaz. Steiner AG · Hagenholzstrasse 56 · 8050 Zürich T +41 58 445 20 00 · info@steiner.ch · www.steiner.ch


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