

„Jeder hat irgendetwas am besten gemacht.“
Ulrich Sutterlüty
„Jeder hat irgendetwas am besten gemacht.“
Ulrich Sutterlüty
Am Anfang dieses Projektes steht eine E-Mail-Anfrage eines deutschen Journalisten zu meinem Vater, der einen Teil seiner Kindheit in der Kinderklinik in Scheidegg verbringen musste. Obwohl ich das wusste, waren mir die Einzelheiten und auch der größere geschichtliche Zusammenhang dieser Zeit nicht bewusst. Mein langjähriger Freund Kurt Bereuter hat diese ganz persönliche und sicher auch sehr schwere Kindheitszeit meines Vaters in einem Beitrag in der Zeitschrift Thema Vorarlberg aufgearbeitet. Von dieser Episode ausgehend war es mir ein Anliegen geworden, die Geschichte des Unternehmens, das meine Großeltern gegründet hatten und meine Familie und ich weiterführen durfte, festhalten zu lassen und sie damit auch jenen mitteilen zu können, die nach uns kommen und die Verantwortung für das Erbe übernehmen. Mir war es wichtig – auch wenn es eine 70-jährige Erfolgsgeschichte ist –, neben den positiven Ereignissen auch die schweren und schwierigen Phasen sichtbar zu machen. So wie wir für unsere Familien, unsere Mitarbeitenden, unsere vielen Partner und vor allem unsere Kund*innen einstehen, wollen wir uns auch unserer Geschichte stellen. Vielleicht ist es ein großes Wort, wenn ich sage, wir sollten aus der Geschichte lernen, aber ich für meine Person habe mir das fest vorgenommen. Das 70. Jubiläumsjahr soll ein Anlass sein, zurückzuschauen und gleichzeitig in die Zukunft zu blicken. Letztlich geschieht ja Zukunft nicht einfach, sondern wird von uns gemacht, von uns gestaltet.
Den Leser*innen wünschen wir mit diesem Buch nicht nur viele, sondern auch neue und erhellende Einblicke in unsere Unternehmensgeschichte, die vor siebzig Jahren begann, ihre Wurzeln aber schon viel früher hat, wie Sie feststellen werden. Neben Fleiß, Zielstrebigkeit und dem notwendigen Unternehmergeist sind wir auch dankbar für die Momente, in denen einfach das Glück auf unserer Seite war. Ich wünsche mir, dass dieses Buch für meine Familie, unsere Teammitglieder, unsere Partner und unsere Kund*innen als Zeichen des Dankes verstanden wird. Ich habe zu danken und tue das anlässlich unseres 70-jährigen Jubiläums sehr gern.
Jürgen Sutterlüty
8 Der strohblonde Junge
12 Ein Abriss der Zeit – Chronologie
16 Die Sutterlütys oder „Hansores“
22 Aus der Mitte der Region – der Bregenzerwald
26 Roos- und vëahnärrsch – der Untere Berg
28 Der erste richtige Laden – Grundstein des Erfolgs
30 1958: der erste SB-Laden in Egg
32 1961: die Expansion startet in Rankweil
34 Ein Anker fürs Leben: Marie-Luise Sutterlüty
36 1967: ein Supermarkt in Lustenau
38 1974: ein Markt mit Restaurant für Hittisau
39 Die Gendarmerie in den Sutterlüty Märkten
40 1975: die EDV zieht ein
42 1976: der erste Eurospar Österreichs in Rankweil
44 1980: der Wälderpark in Egg
46 Die Tochter Christiane Sutterlüty
47 1984: der Citypark in Dornbirn
50 1988: der dritte Markt im Bregenzerwald in Bezau
52 Visionär und Entwickler Jürgen Sutterlüty
54 1989: die OHG wird umgegründet
55 1990: Eröffnung in Ludesch
56 1990: der erste Markt in Schwarzach
58 Der Suchende Ulrich Sutterlüty jun.
60 Die Realteilung des Unternehmens
62 Die drei Brüder als Mitgesellschafter
64 Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
66 1991: ein Markt in Bludesch-Gais
68 1992: Baubeginn für ein Megaprojekt in Götzis
70 1994: ein Markt für das Leiblachtal in Lochau
72 1996: der Kirchpark in Lustenau
74 1997: Sutterlüty kommt in die Alpenstadt Bludenz
76 1997: ein Markt für das Montafon in Schruns
77 Gelebte Partnerschaften
80 Der Martinshof in Buch
82 Regional-Star-Award 2022
84 Das Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn
88 Zwei Herzen fürs Ländle
90 Von großen Fußstapfen und neuen Wegen
91 Verantwortung teilen
92 Alexander Kappaurer: Analyst mit Hang zu Spitzenleistungen
93 Starke Teams und enger Austausch
94 Die Sutterlüty Akademie
96 Die Sutterlüty Lehrlinge
97 Familie geht vor
98 Mit dem anderen auf Du und Du
99 Der Hirt auf der Alpe Geiersberg
102 1998: der Achpark in Lauterach
103 1999: die neue Firmenzentrale in Egg-Mühle
104 1999: Bludesch – hoch gelobt und seiner Zeit voraus
106 Das heilende Wasser der Milch
110 2001: Einzug in die Grafenstadt Hohenems
111 Beharrlich Steine aus dem Weg räumen
114 2002: ein Prototyp in Weiler
115 Architektur mit Charakter: Hermann Kaufmann
118 2003: der Kehlerpark in Dornbirn
120 2003: ein Pas de deux – Schritte zu zweit
122 Käse gehört in den Keller
125 2004: der Markt Rohrbach in Dornbirn
126 2004: „Am Hafen“ in Bregenz wird angelegt
127 Eine kleine Geschichte des Brotes
130 2007: aus Billa in Frastanz wird Sutterlüty
131 Kassandra scannt
132 B’sundrig Magazin
134 Die Sutterlüty Vorteilskarte
136 2008: Ankunft am Bahnhof Dornbirn
138 2009: ein Markt für die Seegemeinde Hard
139 Vom Händler zum Metzger
140 D’Ach rumplot mit G’wault daher
144 2012: das „Kaufhaus der Wälder“ in Egg
146 Auf den Gusto gekommen
148 2014: ein neuer Markt in Rankweil an der Stiegstraße
149 400 Lebensmittelhändler*innen zu Gast bei Sutterlüty
150 2016: ein neuer Markt für Lauterach – Sonnwies
151 Regionalität hat einen Namen: Sutterlüty’s
152 Sutterlüty’s Produkte der ersten Stunde
153 Wenn Zusammenarbeit b’sundrige Früchte trägt
154 Von Natur aus nachhaltig
156 Nachhaltiges Bauen: mehr als nur Fassade
157 Elektromobilität: Der Weg ist ein Teil des Ziels
158 CO2-Neutralität: vermeiden oder ausgleichen
159 10+1: Klimaschutz für alle
160 2019: der Flagship-Store in der Landammanngasse in Rankweil
163 2019: Sutterlüty in der Montfortstadt Feldkirch
164 2020: ein neuer Markt in Feldkirch Tosters
165 Elektronische Regaletiketten
166 2022: ein Ländlemarkt in der Bahnhofcity Feldkirch
167 Übersicht: Sutterlüty Ländlemärkte in Vorarlberg
168 Vorarlbergs Beste Marke
170 Von der Selbstverständlichkeit zum Selbstverständnis
171 Regionale Partnerschaften auf Augenhöhe
172 Partnerschaft heißt zusammen wachsen
174 Sutterlüty – seit 70 Jahren: 1952 bis 2022
176 Preise und Auszeichnungen
178 Nachwort
180 Dank
182 Literaturverzeichnis
184 Impressum
Wie bis vor wenigen Jahren üblich,
standen die schweren Rosse angebunden im Stall und ruhten, ohne sich niederzulegen, als der kleine, strohblonde Junge von elf Jahren den Stall betrat und ohne Vorwarnung von einem der Pferde, das wohl erschrak, wieder zur Tür hinausbefördert wurde. Die massigen Norikerpferde hatten schwere Hufeisen mit Eisenstollen, damit sie bei der Holzarbeit guten Halt finden konnten. Die Folgen dieses Pferdetrittes für den Jungen waren eine zertrümmerte Hüfte und starke Einblutungen in das umliegende Gewebe. Im Jahr 1938 sah die Medizin im Lande keine Möglichkeit einer operativen Versorgung und so sollte der Junge der Macht des Schicksals überlassen werden. Seine Eltern bewirtschafteten einen größeren Bauernhof mit angeschlossener Säge, weshalb auch Pferde gehalten wurden, und sie entschieden sich, ihr Kind ins nahe Deutschland, nach Scheidegg, in eine Kinderklinik zu bringen. Scheidegg war damals schon ein Kurort, und in der Prinzregent-Luitpold-Kinderklinik wurden vorwiegend Kinder mit tuberkulösen Erkrankungen behandelt. Da auch der dort behandelnde Oberarzt dem schwer verletzten Jungen wenig Überlebenschancen zuerkannte, wurde er in jenen Trakt des Krankenhauses verlegt, der für die Kinder ohne Hoffnung vorgesehen war. Als dem Jungen dieser Umstand bewusst geworden sei, habe er zu kämpfen begonnen, wie es eine junge Ärztin noch nie erlebt hatte. Immer wieder seien abgestoßene, eitrige Knochenteile aus dem Körper ausgetreten, und zwei lebensbedrohende Embolien habe er überlebt. Deshalb habe sich die junge Ärztin des Jungen und seines Kampfes angenommen und alles unternommen, ihn diesen Kampf auf Leben und Tod gewinnen zu lassen. Und er hatte ihn, nach fast zehn Jahren im Bett, gewonnen, auch wenn eine Gehbehinderung zurückblieb. Diese hielt ihn aber nicht davon ab, sportlich aktiv zu sein, und Skifahren wurde trotz der Einschränkung seine bevorzugte Sportart. Auch die Liebe zu den Pferden
Der strohblonde Junge aus dem Bregenzerwald im Krankenhaus in Scheidegg
und der Land- und Alpwirtschaft ließ er sich nicht nehmen und blieb ihr treu. Dass dies alles möglich war, habe er einer jungen Ärztin in der Kinderklinik Scheidegg zu verdanken, die ihn gerettet habe, so erzählte er mehrmals in knappen, aber anerkennenden Sätzen.
Im April 1940 war die Tötungsmaschinerie der nationalsozialistischen „Euthanasie“, in der auch tausende Kinder mit einer Behinderung ermordet wurden, längst im Gange, und neben der gezielten Ermordung starben viele von ihnen an einer Nichtbehandlung. Dieses Schicksal wäre wohl auch dem Jungen aus dem Bregenzerwald nicht erspart geblieben, hätte da nicht diese junge Ärztin aus Hamburg in die christlich organisierte Kinderklinik ins nahe Allgäu gewechselt, weil sie in der Hamburger Kinderklinik Rothenburgsort, die sie als „Sauladen“ bezeichnet habe, wegen der „dort vorherrschenden forschen nationalsozialistischen Mentalität“
unglücklich war. Tatsächlich wurde dort die Kinder-„Euthanasie“ betrieben und nach dem Krieg auch vor Gericht verhandelt. Dr. Isabel Hahn, so hieß die junge Ärztin, war in der entscheidenden Zeit für den Jungen eineinhalb Jahre lang Ärztin in Scheidegg und rettete ihm das Leben, auch wenn die Leistung der anderen Krankenhausmitarbeiter*innen damit nicht geschmälert werden soll. Dr. Isabel Hahn war keine Ärztin im Widerstand – die gab es fast nicht –, aber ihre moralische Auffassung als Ärztin war mit jener der nationalsozialistischen Auffassung vom „Gnadentod“ nicht kompatibel. So sei sie in der christlich geführten Kinderklinik in Scheidegg wiederaufgelebt, obwohl sie damit weit weg von ihrem Verlobten in Hamburg war.
Der Junge, der dank Frau Dr. Isabel Hahn überlebte, war zurück zu Hause wegen seiner Gehbehinderung für eine körperliche Mitarbeit in der Landwirtschaft und im Sägewerk nicht zu gebrauchen, und so kümmerte er sich um die Versorgung der Angestellten am Hof und im Sägewerk. Bei dieser Aufgabe entdeckte er sein Talent und seine Leidenschaft für Lebensmittel, aber auch für den Einkauf und das Verhandeln mit regionalen Anbietern. Mit 24 Jahren übernahm er 1952 einen Hofladen beim Sägewerk, in dem zwar für Kund*innen kein Platz war – die Waren wurden durch ein Fenster gereicht –, aber für eine Vision: ein eigener Lebensmittelmarkt. Und so hart er um sein Leben kämpfen musste, so hart hatte er auch für diese Vision gekämpft – und wieder gewonnen. Bis zu seinem Ausscheiden aus seinem Unternehmen gründete er in ganz Vorarlberg sieben Lebensmittelmärkte und schuf viele langjährige Partnerschaften mit regionalen Anbietern, die zum Teil bis heute fortdauern und sich bewähren. Ulrich Sutterlüty starb am 24. September 2001 mit
74 Jahren. Zu seinem 70. Geburtstag machte Ulrichs Sohn Jürgen die Ärztin Dr. Isabel Hahn, verheiratete Dr. Neumann, ausfindig und ließ die damals 84-Jährige kurzerhand einfliegen, ohne dass sein Vater davon wusste. Angesichts von 500 anwesenden Gästen habe Ulrich Sutterlüty vollkommen die Fassung verloren, habe ihre Hand gehalten, sie umarmt und minutenlang kein Wort sagen können. Niemals zuvor und nie mehr danach habe der Sohn seinen Vater so erlebt, der zeit seines Lebens zu sich selbst hart war und nie über sein Gebrechen oder seine Zeit nach dem Unfall sprach. Frau Dr. Isabel Neumann durfte dann noch ein paar wunderschöne Tage im Haus der Familie ihres ehemaligen Schützlings verbringen und späte, aber tiefste Wertschätzung erfahren. Isabel Neumann verstarb 2001 mit 88 Jahren, im selben Jahr wie der einst strohblonde Junge, dem sie das Leben rettete. Ihrem Beruf blieb sie bis zu ihrer Pensionierung mit dem gleichen Eifer treu wie dem hippokratischen Eid der Ärzt*innen.
Dieser Beitrag von Kurt Bereuter erschien in Thema Vorarlberg, Nr. 65, Februar 2021. Wir danken Andreas Dünser, Chefredakteur Thema Vorarlberg/WKV, für die freundliche Genehmigung zum Nachdruck. Die Informationen zu Dr. Isabel Hahn und die Bilder erhielt Kurt Bereuter vom Autor des Buches Kindermord im Krankenhaus, Andreas Babel, ISBN: 978-3-95494-057-8, sie stammen aus der Sammlung: Dr. Isabel Hahn; Sammlung Rolf von Horst, Hamburg.
1889 Johann (Hans) Ulrich Sutterlüty erwirbt mit seiner Familie ein Grundstück für eine Säge und eine Landwirtschaft in Egg, Hub 63
1927 sein Sohn Hanspeter Sutterlüty erwirbt die Bruggmühle, sein Sohn Kaspar Sutterlüty betreibt die Säge und die Landwirtschaft mit einer kleinen Bäckerei
1938 wird Ulrich, einer der Söhne von Kaspar Sutterlüty, durch einen Pferdetritt schwer verletzt
1940 Gründung der Einzelfirma „Kaspar Sutterlüty“
1952 der erste richtige Laden wird im neuen Wohnhaus errichtet und 1954 eröffnet und damit der Grundstein der Erfolgsgeschichte gelegt
1957 Die „Kaspar Sutterlüty Gemischtwarenhandlung“ gehört zu den ersten Spar-Geschäften Vorarlbergs
1958 das erste Selbstbedienungsgeschäft im Bregenzerwald wird in Egg eröffnet
1961 Kaspar und Elisabeth Sutterlüty gründen mit vier Söhnen die Kaspar Sutterlüty OHG
1961 Sutterlütys zweiter Markt wird in Rankweil am Vinomnasaal eröffnet
1967 entsteht in Egg das erste Sutterlüty Büro mit der Staplergarage im Untergeschoß
1967 wird in Lustenau ein Markt mit Grillstation eröffnet
1974 Eröffnung eines Markts mit Restaurant in Hittisau
1976 Sutterlüty eröffnet in der Rankweiler Landammanngasse den ersten Eurospar Österreichs
1980 Eröffnung des „Wälderparks“ in Egg mit Supermarkt, Modehandel, Restaurant, Wohnungen und Räumen für eine Drogerie und eine Bankfiliale
1984 Eröffnung Sutterlüty Markt im „Citypark“ in Dornbirn
1988 der Sutterlüty Markt in Bezau wird eröffnet
1989 Umgründung in die Sutterlüty Gesellschaft mbH & Co
1990 in Ludesch wird ein Markt eröffnet
1990 erster Markt in Schwarzach wird eröffnet
1990 Realteilung der vier Sutterlüty-Brüder; der Geschäftsbereich Handel und Gastronomie ist ab Jänner 1991 eine eigene Gesellschaft von Ulrich und Jürgen Sutterlüty
1991 in Bludesch-Gais wird ein neuer Markt eröffnet
1993 wird der Dorfpark in Götzis inklusive Hotel, Gastronomie und Bankfiliale eröffnet
1994 der erste Markt in Lochau wird eröffnet
1996 wird in Lustenau der neue Markt Kirchpark mit Restaurant und Gasthausbrauerei eröffnet
1997 in Bludenz eröffnet ein Sutterlüty Super-Vorteilsmarkt
1997 Sutterlüty kommt mit einem Super-Vorteilsmarkt nach Schruns
1998 entsteht die Sutterlüty Holding AG mit einem Aufsichtsrat
1998 in Lauterach wird der Achpark eröffnet
1998 das Zerwürfnis und die Versöhnung von Ulrich und Jürgen Sutterlüty
1999 Umzug in die neue Zentrale im ehemaligen Capo-Altbau (Ost) in Egg
1999 die Sutterlüty Akademie für die Aus- und Weiterbildung der Teammitglieder wird gegründet
1999 Eröffnung Nahversorger Pilot-Markt in Bludesch
2001 in Hohenems eröffnet ein Sutterlüty Super-Vorteilsmarkt mit Gusto-Restaurant
2002 Erwerb und Übernahme der Bäckerei Hammerl in Hard
2002 in Weiler wird ein neuer Markt nach einem neuen architektonischen Leitkonzept eröffnet
2003 Wechsel des Großhandelspartners: von Spar zu Rewe
2003 eröffnet im Kehlerpark der zweite Sutterlüty Markt in Dornbirn
2003 entsteht der neue Markt in Bezau beim alten Bahnhof
2004 der dritte Markt mit Gusto in Dornbirn eröffnet im Rohrbach
2004 Sutterlüty kommt „Am Hafen“ in die Landeshauptstadt Bregenz
2007 Sutterlüty übernimmt von Billa die Filiale in Frastanz, baut sie um und eröffnet einen Sutterlüty Ländlemarkt
2008 der erste Sutterlüty Bahnhofsmarkt wird in Dornbirn eröffnet
2009 in Schwarzach wird an der Einfahrt zum eben eröffneten
Achraintunnel ein neuer Markt mit Gusto eröffnet
2009 wird in Hard ein Sutterlüty Ländlemarkt mit Gusto eröffnet
2011 die Metzgerei Broger GmbH in Bizau wird übernommen und die Broger GmbH & Co KG gegründet
2012 in Götzis wird nach Frastanz eine weitere Billa-Filiale übernommen
2012 Eröffnung des „Kaufhaus der Wälder“ in Egg als erstes Bregenzerwälder Einkaufszentrum mit großem Sutterlüty Ländlemarkt
2014 in Rankweil eröffnet in der Stiegstraße ein neuer Sutterlüty Markt anstelle des Marktes in der Landammanngasse
2014 Gründung der Landbäckerei Hammerl GmbH & Co KG
2014 Beteiligung an der Käse Moosbrugger GmbH & Co KG
2016 in Lauterach entsteht ein zweiter Markt in Sonnwies
2019 Sutterlüty zieht in Feldkirch am Jahnplatz ein
2019 der Flagship-Store in Rankweil in der Landammanngasse setzt neue Maßstäbe
2020 in Feldkirch-Tosters wird ein Sutterlüty Markt eröffnet
2021 Umzug in Hohenems vom Suterpark in den Emspark
2022 Eröffnung eines modernen Markts im neuen Stadtquartier in der Bahnhofcity Feldkirch
2022 Neueröffnung des Sutterlüty Marktes in Gais
2022 ein neuer Ländlemarkt wird in Frastanz eröffnet
Das Geschlecht der Sutterlüty
wanderte wohl im 18. Jahrhundert von der Schweiz, vermutlich aus dem Appenzell, nach Egg im Bregenzerwald ein und erwarb dort ein kleines Stück Land, um davon zu leben und sich eine neue Heimat zu schaffen. Im Egger Heimatbuch aus dem Jahr 2008 vermerkt der Historiker Alois Niederstätter, das Geschlecht der Sutterlüty habe erst 1782 in Egg urkundlich Eingang gefunden, ohne jedoch sehr vermögend zu sein. Zu dieser Zeit war der Bregenzerwald stark agrarisch geprägt. Spielte bis dahin die Ackerwirtschaft noch eine bedeutende Rolle, verlor sie ab dem 18. Jahrhundert mehr und mehr an Bedeutung. Dafür wurden Milchwirtschaft und auch Viehhandel immer wichtiger. Schon bald nach dem Dreißigjährigen Krieg sollen in den Bregenzerwald Sennen aus dem Appenzell eingewandert sein, um die Kunst des Fettsennens, bei dem die Milch gar nicht oder nur wenig entrahmt wird, zu lehren. Sie bewirtschafteten wohl auch selbst Alpen und errichteten Sennereien. Diese anspruchsvollere Käseherstellung ermöglichte erst die längere Lagerung von Milch in veredelter Form und brachte auch die Möglichkeit des Handels mit sich. Ende des 18. Jahrhunderts wurden in den Bregenzerwald die ersten Straßen gebaut. Mit den neuen, mit Eisen beschlagenen Pferdewagen entwickelte sich eine rege Handelstätigkeit mit diesem begehrten Milchprodukt. Die Wälder Käsegrafen – genannt sei der Gegenspieler des Literaten und liberalen Sozialreformers Franz Michael Felder, Gallus Moosbrugger (1810–1886), der wohl bekannteste unter ihnen – pflegten einen regen Handel in die gesamte Monarchie. Gleichzeitig entwickelte sich im Rahmen der bäuerlichen Betriebe das Handwerk als Nebenerwerb. Dank wirtschaftlichen Erfolgs im Handwerk oder im Gewerbe konnte sich das Kräfteverhältnis auch umkehren: ein Handwerksbetrieb mit landwirtschaftlichem Nebenerwerb. Im Jahr 1889 erwarb ein gewisser Johann (Hans) Ulrich Sutterlüty aus Großdorf in Egg, Hub 63, unweit des Zentrums der Gemeinde, eine Liegenschaft, um dort ein neues Haus und ein Sägewerk zu errichten.
Hans Ulrich Sutterlüty im Kreis seiner Familie mit den Kindern, von denen Kaspar (ganz rechts) das Sägewerk weiterführte, das sein Vater 1889 gegründet hatte.
Das Anwesen der Familie Hans Ulrich Sutterlüty (mit Hut) Anfang des 20. Jahrhunderts ist recht stattlich. Neben dem Sägewerk werden auch eine Bäckerei und eine Landwirtschaft betrieben. Der Zweite von links ist der spätere Sägewerksbetreiber Kaspar Sutterlüty.
Die Familie von Kaspar und Elisabeth Sutterlüty, um 1937. Auf dem Hof und im Sägewerk arbeiten auch Mägde und Knechte, die auf der Aufnahme zu sehen sind. Das Kind ganz rechts ist Ulrich Sutterlüty noch vor seinem Unfall im Pferdestall.
Familienbild zum 30. Hochzeitstag von Kaspar und Elisabeth Sutterlüty 1952, mit ihren Kindern.
Vorne von links: Mama Elisabeth, Ferdinand, Däta Kaspar, Herma, Melchior; hinten von links: Katharina, Kaspar, Erich, Margreth, Ulrich
Auf dem von Hans Ulrich erworbenen Grundstück stand vermutlich zu diesem Zeitpunkt bereits ein Wohnhaus mit einer Säge, deren Wasserrad vom Hubarbach angetrieben wurde. Der Enkel von Hans Ulrich Sutterlüty und Bruder von Ulrich Sutterlüty, Kaspar Sutterlüty (geb. 1931), erinnert sich daran, dass sie als Kinder im Haus noch große Mühlräder vorfanden. An diesem Bach wurde die Säge mit insgesamt drei Wasserrädern betrieben. Laut Kaspar Sutterlüty wurde im Jahr 1904 das Wasser des Hubarbaches mit dem des Schmittenbaches oberhalb der Säge mittels einer kleinen Staumauer im Rainertobel gesammelt, durch ein Druckrohr weiter zur Landwirtschaft des Felder-Hofes, zur Rotgerberei der Rechensteiner und dann zur Säge geleitet, bevor es zur Brauerei und zur Bruggmühle zur weiteren Verwendung weiterfloss. Durch diese Leitung war es möglich, eine Francis-Turbine zur Stromerzeugung für diese Häuser und Betriebe zu installieren. Das Sägewerk konnte dank der elektrischen Energie modernisiert werden. Die beiden Söhne von Johann Ulrich, Kaspar (geb. 1890) und Hanspeter (geb. 1892), führten den Betrieb ihres Vaters gemeinsam weiter. 1927 kaufte Hanspeter Sutterlüty die Bruggmühle und stieg beim Sägewerk aus, um in unmittelbarer Nachbarschaft die bis heute ansässige Mühle mit angeschlossenem Handel zu betreiben.
Zum Sägewerk gehörten – wie damals üblich – auch eine kleine Landwirtschaft mit acht Kühen sowie eine kleine Bäckerei, die mit dem Restholz von der Säge befeuert wurde. Der 91-jährige Kaspar Sutterlüty erzählt vom streng geregelten Arbeitsablauf, der auch für die Kinder galt. Um fünf Uhr morgens wurde zuerst gemolken und die Stallarbeit erledigt, um sechs Uhr gemeinsam gefrühstückt, und um sieben Uhr ging das Sägewerk in Betrieb. Kaspar sen. älteste Tochter Margreth (geb. 1923) durfte in den Jahren von 1937 bis 1939 in Bregenz die Handelsschule (Marienberg) besuchen. Sie übernahm danach die Buchhaltung des Sägewerks und betrieb gemeinsam mit ihrer Mutter neben der Bäckerei einen kleinen Gemischtwarenhandel im Wohnhaus. Der Laden war klein und einfach und befand sich in einem langen Gang zwischen Küche und der „Schtûbô“, dem Wohnzimmer der Familie. Für die Bäckerei sei ein Bäckermeister angestellt worden. Diesen rudimentären Laden seiner älteren Schwester entdeckte der jüngere Bruder Ulrich (geb. 1927), als er nach seiner fast vollständigen Genesung im elterlichen Unternehmen ein Betätigungsfeld suchte. Aufgrund einer zurückgebliebenen Beeinträchtigung konnte er im Sägewerk und in der Landwirtschaft keine für ihn –
Fuhrwagen mit Rundholz: Das Rundholz wird mit schweren Blockwagen doppelspännig zur Säge gebracht, nachdem schon die Bringung aus dem Wald und die Verladung mit den schweren Pferden erfolgt ist, die einen entsprechenden Beschlag brauchten, um im weichen Waldboden gut ziehen zu können. Wie heute noch sind Holzernte und -bringung eine nicht ungefährliche Arbeit.
und wohl auch für die Familie – zufriedenstellende Tätigkeit finden. Kaspar jun., Ulrichs jüngerer Bruder, erinnert sich daran, dass Ulrich nach dem Huftritt des Pferdes anfänglich noch zur Schule ging. Bei den körperlichen Übungen konnte er aber aufgrund der starken Schmerzen nicht mithalten. Der Lehrer habe zu Hause über ihn geschimpft, dass er nur faul sei, und vom Vater habe er dafür sogar Ohrfeigen bekommen. Erst als ein Arzt konsultiert worden sei, sei die zertrümmerte Hüfte erkannt worden. Ulrich sei dann nach Scheidegg in die Kinderklinik gebracht worden, wo er mehr als zwei Jahre in einem Gipsbett gelegen habe. Kaspar jun. erinnert sich, dass der Vater öfter mit zweien der Kinder nach Bregenz gefahren sei. In Bregenz seien sie mit der Pfänderbahn hinaufgefahren und dann nach Scheidegg gelaufen, wo der Vater seinem Sohn regelmäßig Blut gespendet habe. Als Ulrich nach Hause kam, habe er noch 31 Kilo gewogen und musste seine Tage bis zum Alter von 21 Jahren im Bett verbringen. Ein Tischler habe der Familie ein Tragebett konstruiert. Mit diesem konnten die Brüder Ulrich ins Freie, an die Sonne und die frische Luft tragen. Unterrichtet worden sei Ulrich von einer Lehrerin zu Hause. Später habe er die Kaufmannsprüfung abgelegt und den Laden von seiner ältesten Schwester Margreth übernommen. Sein Traum sei es aber gewesen, einen neuen Laden zu bauen, und den erfüllte er sich 1952. Wenn Kaspar Sutterlüty heute an seinen Bruder Ulrich denkt, fällt ihm als Erstes ein, dass er von Kind an ein „harter Knochen“ gewesen sei, schon vor seinem Unfall mit dem Pferd. Bei körperlichen Strafen mittels „Tatzen“ durch den Vater, die damals üblich gewesen seien, habe Ulrich als Einziger nie geweint. Auch als Ulrich mit ihm und einem Bergkollegen trotz seiner steifen Hüfte den Großglockner erstiegen habe, war es für Kaspar fast unglaublich, welch „zäher Hund“ er war. So sei er auch als Geschäftsmann gewesen, zäh und hart – zu sich selbst und zu den anderen. „Was er sich in den Schädel gesetzt hat, das wollte er auch durchbringen“, sagt Kaspar Sutterlüty mit Bewunderung.
Vom Sägewerksgründer Johann (Hans) Ulrich Sutterlüty stammt der noch heute für die Sippe gebräuchliche Hausname:
„Hansores“
Zwei oft zitierte
geflügelte
Aussagen prägen
seit vielen Jahrzehnten das Selbstverständnis des Bregenzerwälders – und wohl auch das der in ihrer Juppe oft als stolz beschriebenen Bregenzerwälderin. Das Zitat „Meor ehrod das Ault und grüozod das Nü und blibod üs sealb und dor Hoammad trü“ („Wir ehren das Alte, grüßen das Neue und bleiben uns selbst und der Heimat treu“) stammt vom Bregenzerwälder Mundartdichter und Theatergründer Gebhard Wölfle, der diese Worte anlässlich der Eröffnung der Wälderbahn schrieb (der Schmalspureisenbahn von Bregenz in den hinteren Bregenzerwald nach Bezau, die seit 1980 wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit und ungünstiger geologischer Verhältnisse in der Schlucht der Bregenzerache nicht mehr in Betrieb ist). Diese Eisenbahn spielte im weiteren Verlauf der Firma Sutterlüty eine nicht unbedeutende Rolle. Wölfle war wie sein berühmter Bregenzerwälder Zeitgenosse und Literat Franz Michal Felder sehr belesen und ein kulturpolitischer Verfechter der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in dieses bis dahin nur mühsam erreichbare Tal einziehenden Moderne. So zeichnet sich der Bregenzerwald heute noch durch enorme Innovationskraft im Handwerk, durch eine weit über die Grenzen beachtete Holzbau-Architektur und hochqualitativen Tourismus aus. Auch die Landwirtschaft hat sich dieser Moderne nicht verschlossen, ist aber aufgrund der Kleinheit der bäuerlichen Gehöfte weiterhin in Familienhand, wo sich immer noch eine ganze Familie verantwortungsvoll um Land und Tiere kümmert. In diesem Falle wurde das Alte bewahrt, und das ist auch gut so, wusste schon Wölfle: „Was sich mit dem Neuen nicht verträgt, wird besser auf die Seite gelegt.“ In weiten Teilen ist der Bregenzerwald noch durch die Dreistufen-Landwirtschaft geprägt, bei der das Vieh im Frühsommer auf das Vorsäß (im Montafon Maisäß genannt) wandert, von dort auf die (Hoch-)Alpe – und im Spätsommer denselben Weg wieder zurück in den Heimstall, eben so, wie es schon die Landwirtsgenerationen davor getan haben.
Der Bregenzerwald ist eine Region wie aus dem Bilderbuch. Auf einer Fläche von über 500 Quadratkilometern verteilen sich die über 30.000 Bewohner*innen des Tales und achten auf ihre Kulturlandschaft, die dreistufig bewirtschaftet nach wie vor die Grundlage der immer noch fast tausend Bauernhöfe ist.
Kanisfluh: Wenngleich die Braunarlspitze mit ihren 2.649 Metern der höchste Berg des Bregenzerwaldes ist, ist die Kanisfluh mit gut 2.000 Metern das markanteste Bergmassiv und gilt vielen als Wahrzeichen des Bregenzerwaldes.
Das zweite geflügelte Zitat, das durch Ulrich Troy (Leader des Mundartduos „Stemmeisen und Zündschnur“) und seine Musik Bekanntheit erlangte: „Wäldar ka nüd jedar sin!“ (Ein Bregenzerwälder kann nicht jeder sein). Mit „Wälder“ bezeichnen sich die Bregenzerwälder gerne selbst und machen damit klar, dass sie sich von denen „draußen“ (gemeint ist das Rheintal) sehr wohl unterscheiden – unter anderem aufgrund ihres Wälder Dialekts und auch in ihrer Persönlichkeit: Traditionsbewusst, charakterstark, wehrhaft und selbstbewusst, nicht lange drum herum reden, sondern den Stier sprichwörtlich bei den Hörner packen – das sehen sie als ihre hervorstechenden Eigenschaften an, die sie von den „Ländlern“ unterscheiden. Und doch gehört auch die Selbstkritik zum Wälder, sonst würde es das Lied von Ulrich Troy nicht geben – und auch den Erfolg des Bregenzerwaldes nicht in dieser Form.
Wenn in weiterer Folge eine Familie und ein Unternehmen aus just diesem Bregenzerwald beleuchtet werden, finden sich diese Beschreibungen oft wieder, und das Schönste: Diese Selbstbeschreibungen sind durchaus auch Fremdzuschreibungen, nicht nur von Gästen, die das herrliche Tal zur Erholung oder für sportliche Aktivitäten aufsuchen, sondern auch von den vielen Kund*innen des Bregenzerwälder Handwerks, von Bregenzerwälder Dienstleistern, der Kultur und eben auch von den Konsument*innen der landwirtschaftlichen Produkte und den Kund*innen des Bregenzerwälder Handels. Dass das so bleibt, ist dem Bregenzerwälder Stolz Auftrag und zugleich immer wieder Bestätigung des Selbstverständnisses – etwas B’sundrigs zu sein, eben ein Wälder oder eine Wälderin.
Uns ist ja das Beste gegeben, Den Samen fürs glückliche Leben Zu streuen in unser Geschick. Ins Tälchen, von Hügeln umkettet, Hat noch sich die Freiheit gerettet Und bringet uns Frohsinn und Glück.
Zum Besitz der Familie Sutterlüty gehörte
auch ein kleines Vorsäß, eine kleine Alpe hinter Egg-Schetteregg, oberhalb des Fußüberganges Holzersteg, auf dem Wanderer nach Sibratsgfäll gelangen. Dort steht auch eine kleine Kapelle, die von der Familie nach der glücklichen Heimkehr des ältesten Sohnes und Bruders Ferdinand aus der Kriegsgefangenschaft errichtet wurde. Ulrich liebte diesen idyllischen Ort mit dem kleinen Holzhaus und einer Bank davor, auf der sich genüsslich das Vieh beobachten ließ. Aber auch gute Freunde, Partner oder Besucher*innen aus aller Welt entführte Ulrich gerne an diesen Ort, um sie den Ursprung seiner Kindheit und seiner Tierliebe erfahren zu lassen.
In den Achtzigerjahren begann Ulrich diesen Unteren Berg selbst mit Vieh zu bestoßen und zu bewirtschaften. Er war nicht nur ein Pferdeliebhaber, sondern auch ein Viehkenner und Viehzüchter. So kaufte er meist auf der Dornbirner Viehversteigerung erste Reihe fußfrei, wie AltLandesrat Erich Schwärzler erzählt, schöne Rinder – und zahlte zum Ärger der anderen Viehhändler sehr gute Preise. Die Rinder sömmerte er auf dem Unteren Berg, um sie im Herbst wieder gut zu verkaufen. Eine Schwäche wurde der Familie Sutterlüty – den Hansores – immer schon zugeschrieben: Sie wollten das schönste Vieh in Egg besitzen, und diese Schwäche hatte Ulrich wohl geerbt.
Josef Sohler, Jahrgang 1948, trat bei Ulrich Sutterlüty 1963 in die Lehre ein; Ulrich habe es mit Josefs Vater gut können, und Josef ist dem Unternehmen bis heute – über seine Pension hinaus – treu verbunden geblieben. Mehr noch, er wurde so etwas wie Ulrichs rechte Hand. Auf alle Fälle war klar, dass er mit Ulrich in den Unteren Berg ging, wenn es dort etwas für ihn zu tun gab. So half Josef Sohler nicht nur beim Zäunen oder Zäune reparieren, sondern war auch fast immer zugegen, wenn es um den Viehhandel ging – und der war ein Geschäft mit Handschlag
und Barzahlung. Als 1987 Ulrichs 60. Geburtstag angestanden sei, habe er die Idee gehabt, die Belegschaft – es waren damals schon über 400 Mitarbeiter*innen – könnte ihm zum Geburtstag ein Pferd schenken; kein Reitpferd, sondern ein zur Region passender, wunderschöner Haflinger aus einem Andelsbucher Stall, der mit seinen Haflingern in Ebbs, am Fohlenhof des Haflingerverbandes, schon Preise eingeheimst hatte.
Weil Ulrich seinen Sechziger im Sutterlüty Citypark in Dornbirn feierte, konnte der Haflinger nicht vor Ort überreicht werden. Also wurde vom Konditor vom Café Obwegeser in Hohenems aus Schokolade, Zucker und Marzipan ein Haflinger samt Einzäunung modelliert. Am nächsten Tag um sechs Uhr in der Früh zog der Haflinger, eine zweijährige Stute, in den Stall ein – Ulrich habe dort voller Freude bereits seit fünf Uhr gewartet. Die Haflingerstute beschenkte Ulrich mit mehreren Fohlen, die er verkaufte – per Handschlag, versteht sich; die schriftlichen Urkunden waren nur gesetzlich gefordertes Beiwerk. Den allerletzten Viehverkauf habe er anstelle des anwesenden, aber kranken und nicht mehr schreibfähigen Ulrich Sutterlüty unterschreiben dürfen, erinnert sich Josef Sohler – ein treuer und dankbarer Mitarbeiter, der im Jahr 2022 seit 55 Jahren bei Sutterlüty beschäftigt ist.
Auch seinen 65. und 70. Geburtstag feierte Ulrich Sutterlüty ganz selbstverständlich im Kreis seiner Angestellten. Weil Ulrich nicht nur Viehliebhaber war, sondern auch ein sehr musikalischer Mensch – er war 28 Jahre lang Sänger im Gesangsverein Egg –, war das jeweilige gemeinsame Geburtstagsgeschenk naheliegend: ein gestimmter Kuhglocken-Dreiklang aus der Schweiz, den der Blasmusikant Josef Sohler beim Jöslar in Andelsbuch kaufte und auf seine harmonischen Klänge hin untersuchte. Diese sechs gestimmten Kuhglocken sind heute noch im Flagship-Store in der Rankweiler Landammanngasse ausgestellt und zu bewundern. Ulrich blieb dem Unteren Berg und seinen Pferden und Rindern bis zu seiner Erkrankung wenige Jahre nach seinem Siebziger treu.
Jürgen Sutterlüty und seine Eltern mit Josef Sohler auf der Bank vor der kleinen Hütte im Unteren Berg anlässlich eines Besuchs von finnischen Kaufleuten im Jahr 1995
Stolz präsentiert sich Ulrich Sutterlüty mit seinem Bruder Kaspar am 2. Mai 1954 bei der Eröffnung des neuen Geschäfts.
1952 war es so weit:
Die Familie Sutterlüty baute in Egg ein Wohnhaus, vis-à-vis des Sägewerks, mit zwei Wohnungen für den ältesten Bruder Ferdinand und die älteste Schwester Margreth – und mit einem neuen Laden, in dem Ulrich nun auf ca. achtzig Quadratmetern Fläche endgültig zum Lebensmittelhändler wurde. Am 2. Mai 1954 konnte dieses Geschäft eröffnet werden; in 72 Schubladen sei alles eingeordnet worden, was nicht auf einem Regal Platz hatte oder nicht dafür geeignet war. Dieser Laden entsprach dem vorherrschenden Typus eines Greißler-Ladens, bei dem der Geschäftseigentümer oder die Angestellten hinter dem Tresen die Wünsche der Kund*innen entgegennahmen, die Ware auf diesem zusammenrichteten, um am Schluss die Rechnung zu machen. Es war auch möglich, die Einkäufe „ûfschriebô“ zu lassen. Dies wurde in einem Buch oder Heft vermerkt, um später als größere Summe beglichen zu werden. Vor allem konnten dadurch auch Kinder ohne Bargeld einkaufen geschickt werden. Klarerweise definierte diese Bedienform die zeitlichen
und räumlichen Abläufe: Anstellen war die Regel, und je nach Fülle der Neuigkeiten war gleichzeitig der Marktplatz für Klatsch und Tratsch eröffnet, bis sich nicht selten eine Hausfrau mit den Worten vordrängte: „Î sôt scho lang dahôam am Kocha sîn.“
Es dauerte nicht lange und Ulrich Sutterlüty erweiterte sein Lebensmittelsortiment um eine kleine Auswahl an Textilien. „Das Hemd – die Krawatte sind die Visitenkarte des Herrn“ lautete ein Werbeslogan des Ladens, der übrigens von Ulrich und Kaspar betrieben wurde, aber immer noch im Eigentum von Vater Kaspar Sutterlüty stand. 1955 konnte der werten Bevölkerung von Egg und Umgebung bekannt gegeben werden, dass der Laden nun auch Tabak-Trafik wurde. Der Verschleiß – so wurde der Verkauf dieser Artikel genannt, der staatlich geregelt und zuerkannt wurde –umfasste neben Tabakwaren auch Stempel- und Wertzeichen für Verträge oder die KFZ-Steuer, die mittels Stempelmarken entrichtet wurde. Bis zum Jahr 1993 mussten diese Marken in die mitzuführende Kraftfahrzeugsteuerkarte im Vorhinein eingeklebt werden. Daneben waren „stets alle Sorten von Zigaretten, Zigarren, Schnupf- und Kautabaken am Lager“.
Ungefähr zur selben Zeit bot Sutterlüty einen neuen Service an: „Kein Kaffee- und Nüsse-Mahlen mehr! Das besorgt Ihnen nun eine moderne Maschine in meinem Geschäft, ohne dass Sie dafür einen Groschen zu bezahlen haben.“
Der junge Ulrich nutzte die Möglichkeiten, die sich in diesem kleinen Laden boten. Aber er wollte mehr und Größeres und das Herz des Händlers machte ihn findig und mutig. So erzählt heute noch Ulrichs langjähriger Mitarbeiter Richard Feurstein mit einem Lachen die Geschichte vom Startschuss für Ulrichs Händlerlaufbahn – mit einer Wagenladung Honig, die er in einem schlechten Bienenjahr kurzerhand orderte. Mit „Wagenladung“ war eigentlich ein Waggon der schmalspurigen Bregenzerwaldbahn gemeint gewesen, die damals den Bregenzerwald belieferte und in Egg einen Bahnhof samt Restaurant anfuhr. Geliefert worden sei aber ein großer ÖBB-Eisenbahnwaggon voller Honig, was einer vielfachen Menge entsprach. Dieses süße Gold sei wider Erwarten in wenigen Tagen restlos ausverkauft gewesen und Ulrich habe seinen Unternehmergeist vollends entdeckt gehabt, der ihn nicht wieder losließ.
1958
Sutterlüty eröffnet in Egg seinen ersten Selbstbedienungsladen
1958 wurde in Egg ein Anbau am bestehenden Geschäft mit einer Fläche von rund 200 Quadratmetern eröffnet. Ulrich Sutterlüty war wieder am Puls der Zeit und eröffnete mit dieser Flächenerweiterung seinen ersten Selbstbedienungsladen – damals bereits mit dem Großhandelspartner Spar. Was es in Amerika schon seit mehr als dreißig Jahren gab, in Deutschland seit zwanzig Jahren und in der Schweiz seit den späten Vierzigerjahren durch die Migros des legendären Gottlieb Duttweiler, sollte doch auch in Egg nicht falsch sein. Und der Erfolg gab Ulrich Sutterlüty recht. Viel stärker als erwartet wurde dieses neue Verkaufskonzept von den Kund*innen angenommen. Fortan sollten die damals noch schweren, metallenen Einkaufskörbe und vor allem die Einkaufswagen das Innere des Ladens prägen. Zugleich ermöglichte diese Art der Warenpräsentation die einfache und personalsparende Darbietung und Auswahl von verpackter Ware in verschiedenen Packungsgrößen. So setzte Sutterlüty von Beginn an auf größere Verpackungseinheiten, wie zum Beispiel den „5-kg-Kübel Pflaumen-Jam“, um dem Bedarf in großen Familien, wie es sie damals noch reichlich gab, auch preislich entgegenzukommen. Werbung – vor allem mit dem günstigen Preis –war für Ulrich Sutterlüty eine Chance, um Kund*innen zu gewinnen und zu halten: Durch sie erweiterte er sein Kundenpotenzial über Egg hinaus. Weil damals noch das Wälderbähnle fuhr, durften der fett unterstrichene Hinweis „zwei Minuten vom Bahnhof“ sowie der Hinweis auf Rabatt auf keiner Werbung fehlen. Auch das Modeangebot konnte durch diese Verkaufsmethode erweitert werden, und so entstand die erste Modeabteilung bei Sutterlüty. Das Geschäft wurde übrigens spätestens 1961 als „Kaufhaus“ bezeichnet und firmierte unter dem Namen „Kaspar Sutterlüty OHG“.
Von außen schon ein richtiges Geschäft in modernem Stil: Der an das Wohnhaus angrenzende Selbstbedienungsladen wird 1958 als Spar-Markt eröffnet.
Das neue Ladenkonzept zieht Neugierige weit über die Grenzen von Egg hinaus an und begeistert.
1961
startet Sutterlüty die Expansion –mit Rankweil und der nächsten Innovation
Noch heute wird die Eröffnung des zweiten Sutterlüty Marktes im Jahr 1961 als größter unternehmerischer Schritt bezeichnet, begann doch damit eine Expansion, die bis heute anhält und den Erfolg weiterträgt, wenn auch inzwischen unter anderen Prämissen, mit einer geänderten Strategie und unter einem anderen Dach.
Über einen befreundeten Metzger in Rankweil habe Ulrich Sutterlüty erfahren, dass in Rankweil für seine aufgelassene Metzgerei im Zentrum ein Lebensmittelhändler gesucht werde, erzählte Ulrichs Bruder Kaspar Sutterlüty. Diese Chance ließ sich Ulrich Sutterlüty nicht entgehen: Er eröffnete in Rankweil mitten im Zentrum einen Sutterlüty Spar-Markt, der an den Vinomnasaal angebaut war. „Vinomna“ ist der alte Name Rankweils, und der Saal, der für Theateraufführungen und andere Veranstaltungen in der Gemeinde gebaut worden war, beherbergte von nun an auch den Sutterlüty Markt, bis über den Neubau in der Landammanngasse 1991 hinaus. Der architektonisch wertvolle Vinomnasaal wurde in den Jahren 2004 und 2013 umgebaut und adaptiert und stellt heute wieder mit seinem einfachen Baukörper, schlichter Materialwahl und der klaren architektonischen Gliederung am Fuße des Liebfrauenbergs den kulturellen Mittelpunkt Rankweils dar.
Dieser Markt war mit 240 Quadratmetern Verkaufsfläche das größte und umfangreichste der sechzig Spar-Geschäfte in Vorarlberg. Neben dem Lebensmittelsortiment führte das Geschäft auch viele Produkte des täglichen Bedarfs und wurde als erstes in Vorarlberg als „SparMarkt“ bezeichnet. Wieder durfte etwas B’sundrigs nicht fehlen: die erste Frischfleischtheke in einem Supermarkt Vorarlbergs. Somit wurden die Marktkund*innen auch mit Frischfleisch versorgt, von Metzgern beraten und bedient. Damals war es nicht erlaubt, in einem Supermarkt Frischfleisch zu verkaufen, und so wurde Ulrich Sutterlüty bei der Eröffnung von der Gendarmerie aufgefordert, das Geschäft zu schließen. Ulrich
habe dann eine zuvor eingebaute Glastrennwand herausgezogen und darauf bestanden, damit dem Gesetz zu entsprechen, was von der Gendarmerie widerwillig akzeptiert wurde. Auch die innovative Frischfleischtheke blieb erhalten, trägt mit der Qualität von Produkt und Bedienung zum Erfolg der Marke bei und erlaubt es auch, das regionale Angebot zu lancieren.
Innerbetrieblich gab es ebenfalls im Jahr 1961 die erste Änderung. Nachdem Bruder Erich Sutterlüty sich schon vorher um die familieneigene Landwirtschaft in der Kohlgrub gekümmert hatte, übernahm er diese nach seiner Hochzeit ganz und versorgte sie fortan mit seiner jungen Familie. Die anderen vier Brüder Ferdinand, Ulrich, Kaspar jun. und Melchior stiegen mit ihren Eltern Kaspar sen. und Elisabeth in die neugegründete „Kaspar Sutterlüty OHG“ ein, in die die vormalige Einzelfirma Kaspar Sutterlüty samt dem Egger Markt und dem Sägewerk eingebracht wurde. Ein halbes Jahr später zogen sich die Eltern aus der OHG zurück und alle vier verbliebenen Brüdern wurden zeichnungsberechtigte Gesellschafter der OHG. Das war für die weitere Expansion wichtig, sorgte aber auch immer wieder für interne Diskussionen, waren doch die beiden Geschäftsbereiche sehr verschieden. Auch das Sägewerk wurde immer wieder modernisiert und ausgebaut; es ist bis heute ein wichtiges Angebot für die Forstwirtschaft und das Handwerk in der Region.
Rechts im Bild: der Vinomnasaal in Rankweil, wie er 1961 eröffnet und später generalsaniert wird
Im Jahr 1962 informierte sich
Ulrich Sutterlüty über Kassensysteme und kam auch an den Handelsagenten für Anker-Registrierkassen, einen Herrn namens Hans Irgang, der bei sich zu Hause in Rankweil in einem kleinen Haus seine Agentur hatte. Dort empfing er fallweise auch Kund*innen, um die verschiedenen Modelle zu präsentieren, so auch den jungen Kaufmann aus Egg, Ulrich Sutterlüty, der schon ein Geschäft in Rankweil betrieb. Seine damals zwanzigjährige Tochter Maria Elisabeth Anita – Absolventin der Handelsschule in Bregenz – erledigte für ihren Vater den Schriftverkehr, war deshalb mit ihrer jüngeren Schwester beim Besuch des Ulrich Sutterlüty anwesend – und wurde kurzerhand samt ihrer Schwester nach Egg eingeladen. Sie selbst sei schüchtern gewesen, aber ihre jüngere Schwester ließ sich darauf ein, und so fuhren sie eines Sonntagnachmittags mit dem Auto des Vaters nach Egg zu Besuch bei Sutterlütys, die damals noch in der alten Säge wohnten. ’s Ählë (Großmutter Elisabeth) Sutterlüty sei mit ihren fünf Söhnen auf der Bank vor dem Haus gesessen und habe sie zu Kaffee und Kuchen empfangen. Danach seien sie ins Vorsäß Winterhalde gefahren. Ulrich habe dann öfter angerufen und die beiden Schwestern zum Skifahren in den Bregenzerwald eingeladen. Bei einem der Besuche zeigte er der älteren Schwester Marie-Luise, wie sie genannt wurde, das Geschäft; die jüngere Schwester wartete derweil im Auto. Im Geschäft habe er ihr seine tiefe Zuneigung bekundet. Ein Jahr später, am 17. Juni 1963, wurde zusammen mit Ulrichs Bruder Melchior in Egg Doppelhochzeit gefeiert.
Marie-Luises Familie lebte in einem kleinen Haus in der Rankweiler Montfortstraße, das ihr Vater 1955 mit seiner Familie beziehen konnte, nachdem sie vorher in der Südtirolersiedlung zur Miete gewohnt hatten. Geboren wurde Marie-Luise am 3. August 1942 in Trier in einem Luftschutzkeller; es drohte gerade ein Bombenangriff. Sie lebte mit ihrer Mutter ihre ersten drei Lebensjahre in Trier – wo der Vater ihre Mutter
als Soldat kennen und lieben gelernt hatte –, nachdem der Vater wieder an die Front hatte einrücken müssen. Gegen Ende des Krieges sei ihr Vater noch einmal zu Besuch gekommen. Während dieses Besuches habe ein Bombentreffer das halbe Haus dem Erdboden gleichgemacht, sodass sich ihr Vater mit der Mutter und ihr als Dreijähriger nach Rankweil, seinem Heimatort, aufmachte. Dort brachte er seine kleine Familie unter, um gleich wieder einzurücken. Knapp vor dem Zusammenbruch des Reiches sei ihr Vater desertiert und habe sich auf eigene Faust nach Rankweil durchgeschlagen, wo er wohlbehalten ankam.
Marie-Luise besuchte in Rankweil die Volksschule, in Feldkirch die Hauptschule und in Bregenz die Handelsschule. Ihre kaufmännische Ausbildung und Erfahrung brachte sie dann auch in das Unternehmen Sutterlüty ein; sie war neben ihren Aufgaben als Hausfrau und dreifache Mutter zwanzig Jahre lang im Unternehmen tätig. Sie sah sich – später mit ihrer Tochter Christa gemeinsam – für den Modebereich zuständig, und dank ihrer kreativen Gabe auch für Dekoration und Verschönerung der Geschäfte und Restaurants. Gemeinsam fuhren sie auf die verschiedenen Modemessen, um einzukaufen, nach Wien, Salzburg oder auf die ISPO in München. Privat teilte sie mit ihrem Mann das Hobby des Skifahrens, und so verwundert es nicht, dass auch alle drei Kinder exzellente Skifahrer*innen wurden. Jürgen wurde 1964 geboren, Christa 1966 und Ulrich jun. – Ulli genannt – 1968. Als Frau eines Unternehmenspioniers, der neben seinen gewöhnlichen Kaufmannstätigkeiten alles selbst machte – vom Einkauf über Werbung bis zu den Bauabwicklungen –, blieb nicht allzu viel Zeit für Privates. Viele Herausforderungen tauchten auf und wurden glücklicherweise immer bewältigt. Auch heute lebt Marie-Luise noch in Egg und freut sich über ihre Kinder und ihre Enkel; jeden Sonntag sei sie bei Jürgen zu Hause zum Mittagessen eingeladen und genieße es, sagt sie.
Marie-Luise Irgang, verheiratete
Sutterlüty (ganz rechts) mit ihren Eltern und zwei Geschwistern vor ihrem Haus in Rankweil
1967 folgt ein Supermarkt mit einer Grillstube in Lustenau
1966 wurde Ulrich Sutterlüty das ehemalige Gasthaus Sonne in Lustenau, das der Mohrenbrauerei gehörte, angeboten. Er fackelte nicht lange und konnte bereits ein Jahr später in Lustenau seinen nächsten Markt eröffnen. Das Einzugsgebiet für diesen Markt schätzte Ulrich ohne Dornbirn auf fast 20.000 Haushalte, von Hard bis nach Hohenems. Neben dem Markt wurde eine Grillstube eingerichtet, und mit „Hennele vom Grill“ startete die gastronomische Erfolgsgeschichte des Unternehmens, die bis heute in den meisten Märkten als „Gusto-Restaurants“ lebt und zum Erfolg der Märkte beiträgt.
Um das Jahr 1970 wurde auch die erste „Einkaufskarte“, freilich damals noch in Papierform, für die Kund*innen angeboten. Damit ließen sich beim Einkauf von Mode in allen drei Märkten zehn Prozent Nachlass lukrieren. Aber auch andere Marketingaktivitäten ersann Ulrich, neben immer wieder vorkommenden Slogans wie „Das Haus Ihrer guten Einkäufe“: Winterräumungsverkauf, Nikolo-Sonderangebote oder Muttertagsaktionen und sogar einen Freitag-Abendverkauf bis 20 Uhr in Rankweil und Lustenau.
* Eröffnung mit Grillstube im Jahr 1967
* 1974 Erweiterung um ein Obergeschoß für eine Textilabteilung und ein großes Restaurant
* nach Abriss und Neuerrichtung Eröffnung des Kirchpark Lustenau am 5. Dezember 1996
* Komplettumbau und Wiedereröffnung am 30. November 2017
Ein stolzer Kaufmann Ulrich Sutterlüty 1967 in seinem neuen Markt in Lustenau
Ein einfacher Werbepostwurf aus dem Jahr 1970 für das Angebot im Markt Lustenau
Nach dem Um- und Erweiterungsbau in Lustenau 1974 prangt das damalige Firmenlogo mit dem grafisch gestalteten „S“ vor dem neuen Schriftzug „Sutterlüty“, der später nur mehr sanft adaptiert wird.
Dieser Markt wird am 31.12.1994 geschlossen und abgebrochen, um einem neuen Markt in einer neuen Dimension Platz zu machen. Eröffnet wird dieser zwei Jahre später, am 5.12.1996.
1974
Ein Sutterlüty
Markt mit Restaurant für Hittisau
1974 wird in diesem Gebäude von Werner Graninger in Hittisau der zweite Markt im Bregenzerwald mit einem großen Restaurant eröffnet. Er besteht bis heute im Wesentlichen äußerlich unverändert, auch wenn das Restaurant 1991 wieder an den Vermieter abgetreten wird.
Bei Eröffnungen neuer Märkte sind immer alle gefordert: im Bild v.l.n.r. Kassavertreter Hr. Sohm, Alwin Meusburger, Richard Feurstein „vom Büro“, Jürgen Sutterlüty als Zehnjähriger im Firmenoutfit und Mama Marie-Luise.
1974 konnte Ulrich Sutterlüty in Hittisau in einem Gebäude von Werner Graninger seinen Sutterlüty Markt mitsamt einem großen Restaurant beziehen. Neu war in diesem Markt eine Getränkeabteilung, und tatsächlich spielen bis heute im stark umkämpften Lebensmittelmarkt Getränkeaktionen – vor allem das beliebte Bier – eine große Rolle. Dieser Markt wurde zweimal umgebaut und modernisiert, 2001 und 2012/13, auch wenn er äußerlich mehr oder weniger der alte und bei der Vorderwälder Bevölkerung und den vielen Gästen beliebt geblieben ist.
* Eröffnung im Jahr 1974 im Gebäude von Werner Graninger
* Umbau in den Jahren 2001 und 2012/13
Die Gendarmerie vor und in den Sutterlüty Märkten
Artikel in der Neuen Vorarlberger Tageszeitung im November 1974 mit einem Bild des Sutterlüty Markts in Rankweil
1974 war ein für den Handel in Vorarlberg recht turbulentes Jahr. Es war nämlich gesetzlich geregelt, dass am Donnerstagnachmittag die Geschäfte geschlossen halten mussten. Dem Handel war dies schon länger ein Dorn im Auge. Im Jahr 1974 fiel der Feiertag Allerheiligen auf einen Freitag, und der Handel wollte am Donnerstagnachmittag vor dem Feiertag seine Geschäfte offenhalten. Obwohl es vor Feiertagen immer wieder im Konsens zwischen Handels- und Arbeiterkammer zu einer formlosen und unbürokratischen Verständigung kam, dies zu tolerieren, kündigte Landeshauptmann Dr. Herbert Keßler diesmal eine „Aktion scharf“ an. Es wurde an die Gendarmerie die Order ausgegeben, Ladeninhaber*innen und Geschäftsführer*innen bei Verstößen festzunehmen und den Bezirkshauptmannschaften vorzuführen, sollten sich diese weigern, ihre Läden zu schließen. Diese Aktion scharf wurde nach Interventionen von Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft abgesagt; mit gebotener Rücksicht kamen die Gendarmeriebeamten aber doch ihrer Order nach und setzten in den meisten Geschäften eine frühzeitige Schließung durch. In der Neuen Vorarlberger Tageszeitung wurde sogar für Verständnis geworben, die Kaufleute – die mit Strafverfügungen rechnen mussten – wurden unter Anführungszeichen als Revolutionäre bezeichnet. Tatsächlich wurde das Ladenöffnungsgesetz Jahre später so weit liberalisiert, dass die Geschäfte auch am Donnerstagnachmittag offenhalten durften.
beginnt das Zeitalter der EDV bei Sutterlüty
Die neue Unternehmenszentrale beherbergt im Erdgeschoß noch die Staplergarage für das Sägewerk.
Nachdem schon 1967 in unmittelbarer Nähe zum Geschäft in Egg und zum Sägewerk ein neues Zentralbüro mit darunterliegenden Staplergaragen für beide Geschäftsbereiche errichtet worden war, zog im oberen Geschoß 1975 die Elektronische Datenverarbeitung, kurz EDV, ein. Den Anfang machte ein Philips P320 Magnetkontencomputer. Die Daten wurden auf Magnetstreifen der Konten gespeichert, anfangs 256 Kilobyte und später bis zu 512 Kilobyte. Davor gab es schon die mechanischen Rechenmaschinen Diel Transmatic, die mit 37.000 Schilling etwa so teuer waren wie ein VW Käfer. In diesem Büro wurden sämtliche administrativen Tätigkeiten der OHG abgewickelt, also auch die des Sägewerkes.
Richard Feurstein und Ulrich Sutterlüty 1974 im neuen Büro. Im Hintergrund ein Gemälde des Malers Hans Strobl, das Ulrich Sutterlütys Leidenschaft für Pferde unter Beweis stellt.
Eine solche mechanische Rechenmaschine kostet damals ebenso viel wie ein VW Käfer.
folgt in Rankweil ein neuer Markt –der österreichweit erste Eurospar
In Holland wurde ein neuer Spar-Geschäftstyp erdacht, der zwischen dem Spar-Großmarkt und dem Interspar positioniert werden sollte. Mit diesem Modell wollte die Spar-Organisation sich für die Achtzigerjahre optimal vorbereiten. Ulrich Sutterlüty war wieder einmal die Speerspitze einer Entwicklung und baute als selbständiger Kaufmann in Rankweil den ersten Eurospar-Markt Österreichs.
Da Marie-Luise Sutterlüty als junge Frau Sekretärin in der Marmeladefabrik Rundel in Rankweil war, kannten sich Ulrich Sutterlüty und die Familie Rundel. Ulrich habe Rundel jun. eines Tages zufällig in Dornbirn getroffen. Dieser sei niedergeschlagen vor ihn getreten und habe ihm erzählt, er müsse Konkurs anmelden. Spontan habe ihm Ulrich Sutterlüty angeboten, ihm seine alte Firma in der Landammanngasse in Rankweil abzukaufen, weil er in Rankweil einen größeren Markt mit einer Modeabteilung und einem SB-Restaurant an einem neuen Standort realisieren wolle, erzählt Marie-Luise Sutterlüty, geborene Irgang aus Rankweil.
Auch bei diesem neuen Geschäftstyp namens Eurospar sollte es neben der Größe der Verkaufsfläche eine Weiterentwicklung geben: Die ersten überdachten Kund*innenparkplätze entstanden als Parkdeck im Obergeschoß des neuen Geschäfts und boten den Kund*innen wetterunabhängiges Einkaufen und Beladen ihrer Fahrzeuge. Den Zugang zum Markt ermöglichte ein großzügiger Personenlift, in dem auch die vollbepackten Einkaufswagen Platz hatten. Am 5. Mai 1976 wurde Eröffnung gefeiert, diesmal neu war eine Großverbraucherabteilung. Ulrich Sutterlüty setzte einen Schwerpunkt auf den kistenweisen Bezug von Getränken zu attraktiven Diskontpreisen, somit wurde auch für das Leergut ein eigener Rückgabestand geschaffen. In der Brotabteilung wurden erstmals über hundert verschiedene Brotsorten angeboten, acht supermoderne Hugin-Registrierkassen erlaubten ein schnelles und problemloses Abrechnen der Einkäufe. Und nicht zu vergessen: das Restaurant mit 200 Sitzplätzen in äußerst angenehmer Atmosphäre, wofür sogar eine Klimaanlage eingebaut wurde.
Der neue Markt in der Landammanngasse in Rankweil feiert als Eurospar, ein neuer Handelsgeschäfts-Typ, Österreich-Premiere.
In nur neun Monaten wird der neue Markt mit Lagerräumen im Keller und einer überdachten Hochgarage errichtet.
An derselben Stelle wird mehr als vierzig Jahre später – im Jahr 2019 – der neue Flagship-Store von Sutterlüty architektonisch neue Maßstäbe setzen.
1980
eröffnet in Egg der Wälderpark
Auch in Egg wollte Ulrich Sutterlüty seinen Kund*innen dasselbe Einkaufserlebnis wie in Rankweil und in Lustenau bieten. Am Ortseingang wurde ein Grundstück gefunden, das eine großzügige Bebauung zuließ, allerdings mit enormem baulichen Aufwand wegen des hinter dem Gebäude fließenden Schmiedelbaches, was an der Gebäuderückseite eine geradezu atemberaubende Gebäudehöhe mit sich brachte. Auch bei diesem Investitionsprojekt ging Ulrich Sutterlüty ein paar Schritte weiter: Nicht nur die Spirituosenabteilung wurde ein Superlativ, neben der Modeabteilung im Obergeschoß mit hochwertiger Trachtenabteilung sowie dem Restaurant im ersten Stock des Gebäudes wurden auch zwei Partner in das Projekt aufgenommen. Die Wälder-Drogerie von Adolf Mitterberger fand im neuen Wälderpark Verkaufsflächen, und die HypoBank eröffnete im darauffolgenden Frühjahr eine Filiale. In den oberen Stockwerken entstanden Wohnungen, die als Ferien- oder Eigentumswohnungen angeboten wurden. Aus einer Kaufkraftstudie wusste Ulrich Sutterlüty, dass jährlich 50 Millionen Schilling aus dem Bregenzerwald ins Land hinaus und sogar in die Schweiz getragen wurden. Dem sollte dieser moderne Markt entgegenwirken und gleichzeitig dem Bregenzerwald als Region nutzen. Eines von Ulrich Sutterlütys Hauptzielen war immer schon gewesen, „das Budget der Kund*innen zu schonen“, wie er es gerne ausdrückte. So bezeichnete er es als Gag, dass Schweizer Schokolade bei ihm dreißig Prozent billiger zu haben sei als im Erzeugerland. Zudem sei auch sein Personal besser, er würde für jeden seiner 150 Mitarbeiter*innen die Hand ins Feuer legen.
Innerbetrieblich war dieses Projekt von harten Diskussionen überschattet, wollten doch seine Brüder bei dieser gewaltigen Investition anfänglich nicht mitgehen. Es gelang allerdings, durch den Verkauf von Geschäftsflächen das Kreditvolumen zu reduzieren. Gleichzeitig wurde das Sägewerk der Sutterlüty OHG im Jahr 1980 modernisiert und erweitert, und so wurde der innerbetriebliche Frieden wieder hergestellt.
Fleisch, Feinkost, Käse und Wurst wird im Wälderpark besonders originell in zünftigen Hütten präsentiert.
Ulrich Sutterlüty präsentiert sich voller Stolz vor dem neuen Wälderpark in Egg.
Auf diesem Werbeprospekt für den Wälderpark ist Ulrich Sutterlütys Tochter Christa bei der Präsentation eines Trachtenkleides abgebildet.
Christa Sutterlüty wurde am 21. Jänner 1966 in Egg geboren und wuchs dort mit ihren beiden Brüdern auf. Nach der Hauptschule besuchte sie in Bregenz die Schule Marienberg, die „Knödelakademie“, wie ihre Rankweiler Oma zu sagen pflegte – eine „höhere Mädchenschule“, wie sie mit einem Lachen sagt. Sie arbeitete im elterlichen Unternehmen mit und betreute mit ihrer Mutter den Modehandel. Gemeinsam gelang es ihnen, sehr gute Marken und hochwertige Textilien in den Modeabteilungen zu positionieren. Sie blieb bis zur Einstellung des Modehandels im väterlichen Unternehmen und zog nach ihrer Heirat nach Au im hinteren Bregenzerwald.
In der Schule habe sie manchmal unter ihrer Herkunft gelitten, wenn sie als Ulrich Sutterlütys Tochter, „Hansores Ulricha Schmelg“, in eine Schublade gesteckt wurde und erst beweisen musste, dass sie auch ein Unikat war. Mit Ulrich jun. sei sie ein Herz und eine Seele gewesen, und ihr großer Bruder Jürgen sei besonders wegen seiner Tierliebe und seiner freundlichen Art ihr Vorbild gewesen. Christa hat drei wunderbare Kinder, einen riesigen Garten und genießt das Familienleben im hinteren Bregenzerwald.
entsteht der Citypark in Dornbirn
Am 18. Oktober 1984 konnte Ulrich Sutterlüty seinen ersten Markt in einer Vorarlberger Stadt feierlich eröffnen. Sein älterer Sohn Jürgen hatte wenige Wochen davor sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck begonnen und stand mit seinen Geschwistern und Cousinen und Cousins noch bescheiden im Hintergrund.
Auch bei diesem Projekt wurden Parkflächen im Unter- und Obergeschoß errichtet, zugleich war es Vorarlbergs erstes behindertengerechtes Einkaufszentrum. Zudem gab es erstmals sogar einen Wickelraum für Babys. Auch in diesem Markt wartete Ulrich mit zahlreichen Innovationen auf: Inmitten der mit Zirbenholz gestalteten Brotabteilung wurde ein Backofen installiert, der es ermöglichte, wirklich ofenfrisches Brot anzubieten.
* Eröffnung am 18. Oktober 1984 mit großer Modeabteilung im Citypark Dornbirn
* Schließung der Modeabteilung im Juli 1993
* Wiedereröffnung nach neunmonatiger Umbauphase mit Gusto und Vorteilsmarkt-Konzept am 6. September 2006
Ulrich und Jürgen Sutterlüty im Gespräch mit dem damaligen Dornbirner
Bürgermeister
Rudi Sohm
Legendär waren die Musikveranstaltungen im Restaurant des Cityparks, die es allerdings nicht von Anfang an gab. Zu Beginn war nämlich das Restaurant bis 24 Uhr geöffnet, die Gäste zu später Stunde seien aber immer schwieriger geworden, erzählt Josef Sohler. Es sei teils sogar zu wilden Wirtshausschlägereien gekommen und das Restaurant musste am Abend geschlossen werden.
Aber das sollte nicht von langer Dauer sein. Ulrich hatte die Idee, im Restaurant Musikveranstaltungen mit Tanz zu organisieren. Zusammen mit seiner rechten Hand, dem Musikanten Josef Sohler, engagierte er größere und kleinere Tanzkapellen aus nah und fern. Jeden Abend von Donnerstag bis Samstag wurde fortan im Restaurant im Citypark zum Tanz aufgespielt. Solche Veranstaltungen gab es zu dieser Zeit zuhauf, Ulrich erkannte aber auch hier eine Marktlücke: Neben Vorarlberger Gruppen wie den „Bregenzerwälder Dorfmusikanten“ oder „Zwei Brüdern“ habe Ulrich Bands aus ganz Europa engagiert. Diese hätten für mehrere Wochen im Wälderpark in Egg genächtigt, am Abend in Dornbirn gespielt und daneben auch in Rankweil, Lustenau, Hittisau und Egg bei den Sutterlüty Kaffeekränzle musiziert, die allseits beliebt gewesen seien, erzählt Josef Sohler. Bis zu vierhundert Frauen seien zu diesen Kaffeekränzle gekommen, am Abend seien die Männer dazugestoßen.
Nach einem Brand im Citypark im Jahr 1993 musste neben der zerstörten Modeabteilung auch das Restaurant komplett saniert werden. Die Tanzabende aber waren noch bis zum Umbau im Jahr 2005 für viele einsame und zweisame Herzen ein wöchentlicher musikalischer Fixtermin, erzählt Josef Sohler.
Theresia Steurer – als „legendäres Sutterlüty Teammitglied“ wurde sie schon bezeichnet – sind diese Tanzabende besonders in Erinnerung geblieben. Sie arbeitete untertags im Laden und genoss abends beim Kellnern die Musik: „Das waren tolle Veranstaltungen. Da sprechen mich heute noch oft Leute darauf an, wie schade es ist, dass es die nicht mehr gibt.“
Der Citypark in Dornbirn, wie er 1984 samt dem beliebten Restaurant eröffnet wird.
Im Jahr 2007 planen HK Architekten den Umbau des Cityparks und zeigen Kompetenz in der architektonischen Innenstadtgestaltung. (Foto: Bruno Klomfar)
Ein dritter Standort im Bregenzerwald –Bezau
Sutterlüty konnte von der Bäckerei Natter in Bezau den Spar-Markt erwerben und eröffnete am 2. November 1988 dort sein drittes Geschäft im Bregenzerwald. Fünfzehn Jahre später wurde dieser Markt zu klein und es bot sich die Gelegenheit, beim Bahnhof einen neuen, größeren Markt zu errichten. Dieser wurde nach weiteren fünfzehn Jahren umgebaut und dem neuen Ladendesign angepasst: Niedrigere Regale, ein neues Preis- und Warenauszeichnungskonzept, viel Holz, ein neues Farbkonzept und natürliche Oberflächen unterstreichen den regionalen Marktcharakter. Ein neues Gusto-Restaurant-Konzept samt „Eat Happy“ mit täglich frisch zubereitetem Sushi, eine neue Frischfleisch-Theke und eine großzügigere Obst- und Gemüseabteilung rundeten den Umbau ab. Und: Der Markt wurde im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie energetisch optimiert.
* Eröffnung des dritten Standortes im Bregenzerwald, im alten Geschäftslokal der Bäckerei Natter, am 2. November 1988
* Umzug/Neueröffnung am 27. November 2003 am Bahnhof Bezau mit großzügiger Tiefgarage
* Umbau im Jahr 2018 – neues Ladendesign mit niedrigeren Regalen, neuem Preis- und Warenauszeichnungskonzept, viel Holz und einem neuen Farbkonzept für regionalen Marktcharakter
Wo vorher die Bäckerei Natter einen Supermarkt betreibt, entsteht der neue Sutterlüty-Eurospar in Bezau.
2003 wird der erste Markt mit einem Gusto-Restaurant in Bezau am ehemaligen Bahnhof neu eröffnet.
Jürgen Sutterlüty wurde am 18. Juni 1964 als erstes Kind von Ulrich und Marie-Luise Sutterlüty in Egg geboren. Er besuchte Volks- und Hauptschule in Egg und wurde anschließend Schüler der Bundeshandelsakademie in Bregenz, wo er 1983 maturierte.
Sein Interesse galt schon früh den Tieren, der Natur, aber auch dem Sport. Er war Fußballer, Leichtathlet, Volleyballer und exzellenter Skifahrer, der sich auch im Wettkampf bewährte. Aber seine größte Leidenschaft war die Welt der Tiere. Nicht nur, dass er sich eine Voliere baute und dort zeitweise 150 Sittiche versorgte, er war auch an der Tierwelt fern der Heimat interessiert. Mit einem seiner ersten Ferialjobs finanzierte er sich die Enzyklopädie des Tierreichs des Tiermediziners, Zoologen, Tierschützers und Verhaltensforschers Bernhard Grzimek, der in Jürgens Kindheit mit dem Film Serengeti darf nicht sterben zum Fernsehstar wurde und Jürgen nachhaltig begeisterte. Wenig verwunderlich war sein Kindheitsberufswunsch, Zoologe und Verhaltensforscher in der Serengeti zu werden. Es blieb ein Traum, dem er durch viele Reisen in aller Herren Länder noch bis heute frönt.
Im Präsenzdienst war Jürgen LKW-Fahrer, anschließend begann er sein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Innsbruck. „Wir waren jung und wollten noch etwas lernen und erleben, so entschied ich mich wie einige meiner Freunde für ein Studium“, begründet er diesen Entschluss heute. Und wie habe sein Marketing-Professor gesagt? „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.“
Die OHG wird in eine GmbH & Co KG umgewandelt
Auszug aus dem Handelsregister
Am 3. März 1989 wurde im Handelsregister beim Handelsgericht Feldkirch die Rechtsformänderung eingetragen. Anstelle der bisherigen OHG der vier Sutterlüty-Brüder wurden nun die Sutterlüty GmbH und die Sutterlüty Gesellschaft mbH & Co gegründet. Als Kommanditisten und Geschäftsführer der GmbH traten wieder die vier Brüder mit der gleichlautenden Einlage ein, sie alle waren selbständig vertretungsbefugt.
1990
eröffnet der Sutterlüty Eurospar in Ludesch
Dieser Markt war der erste unter Jürgen Sutterlütys Leitung und folgte schon einem neuen Design – einem neuen Auftritt mit klarer Ansprache als „Sutterlüty Markt“. Vom damaligen Partner sei das gar nicht positiv quittiert worden, erinnert sich Jürgen Sutterlüty und spricht sogar von einem ersten Aufstand gegen die eigenständige Linie von Sutterlüty, die immer stärker betont werden sollte. Die feierliche Eröffnung fand am 20. September 1990 statt und war ein riesiger Erfolg. Kund*innen strömten aus den umliegenden Gemeinden und aus dem Großen Walsertal in den neuen Markt. Im Mai 2005 wurde der Markt zum ersten Mal umgebaut und mit einem Gusto-Bereich erweitert, ehe er am 26. November 2020 nach einem Komplettumbau neu eröffnet werden konnte.
1990 wird in Ludesch der erste von Jürgen Sutterlüty verantwortete Markt mit neuem Branding eröffnet.
Auch dieser Markt wird im Jahr 2020 rundum erneuert, der Nachhaltigkeitsstrategie energetisch angepasst sowie nach dem modernen Ladenbaukonzept von Sutterlüty eingerichtet.
1990 folgt die erste Eröffnung in Schwarzach
Wie schon in Ludesch ist auch in Schwarzach Bier ein Produkt, das als Werbeträger seine Wirkung tut –bis heute.
Von der Bäckerei Hermann Pfanner in Schwarzach konnte Sutterlüty ein Geschäftslokal in der Helbernstraße anmieten und setzte hier seine Expansion fort. Der ehemalige Spar-Markt wurde gemäß den Anforderungen von Sutterlüty erweitert und umgebaut.
Mit dem Bau und der Eröffnung des Achraintunnels und einer neuen Straßenführung in den Bregenzerwald war ein Standortwechsel des Schwarzacher Marktes die logische Konsequenz. Im Jahr 2009 wurde in Schwarzach in der Gutenbergstraße ein neuer, moderner Markt mit Gusto-Bereich erbaut. Er liegt nach der Eröffnung des Achraintunnels im gleichen Jahr direkt am Eingang in den Bregenzerwald.
* Eröffnung 1990 in der Schwarzacher Helbernstraße, im ehemaligen Spar-Markt der Bäckerei Hermann Pfanner
* Umzug/Neubau des Marktes in Schwarzach-Pfeller im Jahr 2009, direkt beim Achraintunnel
2009 – im Jahr der Verkehrsfreigabe des Achraintunnels –eröffnete Sutterlüty in unmittelbarer Nähe der Einfahrt des Achraintunnels in der Gutenbergstraße einen neuen Markt, der bis heute dort gut situiert ist.
Feierliche Eröffnung des neuen Marktes in Schwarzach-Pfeller mit Schausennen
Wenn man Ulrich Sutterlüty jun. sieht, ist er seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten – das war auch schon so, als er noch ein Kind war. Genannt wurde er von Kindheit an „Ulli“. Geboren wurde er in Egg am 6. November 1968, er besuchte dort die Pflichtschulen und anschließend wie sein um vier Jahre älterer Bruder Jürgen die Handelsakademie Bregenz. Nach der vierten Klasse unterbrach er diese, machte bei der Lebenshilfe drei Monate lang ein Praktikum und wollte anschließend im LKH Rankweil eine Pflegeausbildung beginnen. Nach seinem Praktikum besuchte er noch die fünfte Klasse der Handelsakademie. Zwei Monate vor der Matura geschah allerdings sein erster psychischer Zusammenbruch. Er wurde im Landeskrankenhaus Rankweil drei Wochen stationär aufgenommen, erzählt Ulrich heute – 35 Jahre später. Anschließend sei er ein Jahr lang mit Medikamenten und ambulanter Betreuung zu Hause gewesen und habe mitgeholfen, wo es gefordert war und er es leisten konnte. Vom Unteren Berg half er das Vieh nach Schönebach zu treiben, und weil er sich – wie sein Vater – auch in der Landwirtschaft recht wohlfühlte, besorgte ihm dieser einen Platz in Scheidegg in einem religiös geführten Haus, um zu gesunden. Dies sollte auch durch die Mitarbeit in einem angeschlossenen Bauernhof gelingen. Danach habe er fast zwei Jahre in Schwarzach im Markt gearbeitet. Diese Arbeit konnte er nicht auf Dauer leisten und seine Krankheit sei so weit fortgeschritten, dass er wieder ins Landeskrankenhaus Rankweil eingewiesen wurde. Er lebte anschließend in verschiedenen Wohngruppen für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen und ist 2022 in eine Eigentumswohnung in Feldkirch umgezogen.
Seine Mutter erinnert sich daran, wie Ulli seine Eltern einmal fragte, was denn er tue, wenn Jürgen ins Geschäft eintrete. Es gab unter den vier Sutterlüty-Brüdern die ungeschriebene Regel, dass jeweils nur ein Nachfolger in das Unternehmen eintreten konnte. Spontan habe sein Vater geantwortet, dann fange er mit ihm etwas Neues an. So weit sollte es aber nicht kommen.
Ulrich jun. sagt heute, das sei in der Pubertät noch so gewesen, aber er habe später nie ins Geschäft wollen, sondern sich seinen eigenen Weg suchen. Mit seinem Vater habe er viel gestritten – der habe seine Erkrankung einfach nicht verstehen können, wusste nicht damit umzugehen und konnte ihm auch nicht helfen. Seinen eigenen Weg habe er zwar nie gefunden, aber mit der Eigensinnigkeit seines Vaters habe er sich versöhnen können. Am besten habe er sich immer mit seiner Schwester Christa verstanden, aber Jürgen sei für ihn ein Vorbild, mit ihm teilte er auch die Leidenschaft fürs Skifahren. Für Paragleiten und Surfen konnte er sich dann aber nicht mehr begeistern. Jürgen sei später viel auf Reisen gewesen, habe neue Freunde gehabt, dann habe er die Geschäfte übernommen, eine Familie gegründet und Kinder bekommen, was die Distanz größer werden ließ. Er könne gut akzeptieren, dass sein älterer Bruder Jürgen die Geschäfte führe. Er habe zu ihm auch wieder ein besseres Verhältnis, weil er den Frieden wolle, und den habe er. Einer gemeinsamen Leidenschaft frönt er allerdings noch immer – einmal im Monat geht seine Wohngemeinschaft mit einem Betreuer zum Fischen.
Der Sohn steigt ein.
Als Jürgen Sutterlüty sein Studium beendet hatte und in das Unternehmen eintreten wollte, waren alle Geschäftsbereiche der vier Sutterlüty-Brüder – der Lebensmittelhandel einerseits und der Sägewerksbetrieb, die Landwirtschaft, die Ferienwohnungen und das Modegeschäft anderseits – immer noch in einer Firma zusammengeschlossen. Auch die gesamte Bürotätigkeit war damit in einer Hand. Besonders die Expansion im Lebensmittelhandel – die ja nicht abgeschlossen sein sollte –führte immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern. Zugleich strebte in allen vier Familien bereits die nächste Generation Mitentscheidung und Führungsaufgaben im Unternehmen an.
Für Jürgen Sutterlüty stand fest, dass seine Aufgabe in der Fortführung der väterlichen Arbeit bestand und die Sägewirtschaft nicht seine Leidenschaft war – umso mehr das Geschäft mit Lebensmitteln, das ihn immer schon fasziniert hatte. Er war ja selbst als Sportler und leidenschaftlicher Koch von der Bedeutung hochqualitativer Lebensmittel für eine gesunde Ernährung überzeugt, dazu als großer Tierfreund und Naturmensch mit landwirtschaftlicher Prägung auch ein Verfechter dieser kleinräumigen Strukturen des Bregenzerwaldes, der seine Heimat war und bis heute ist.
Jürgen Sutterlüty bereitete eine Trennung der Geschäfte akribisch vor. In vielen Gesprächen zwischen der Vätergeneration und den ältesten Cousins Martin, Fred und Udo Sutterlüty kam es mit Hilfe zugezogener Expert*innen zu einer Einigung. Diese bedeutete für Ulrich und Jürgen Sutterlüty, den Bereich Handel und Gastronomie mit den zugehörigen
Immobilien und den Verbindlichkeiten zu übernehmen. Kaspar und seine Söhne übernahmen das Sägewerk, an dem sich auch Melchior mit einem Viertel beteiligte. Ferdinand übernahm die (Ferien-)Wohnungen im Wälderpark und bekam eine finanzielle Abfindung. Fred Sutterlüty, der mit seinem Vater Kaspar und seinem Bruder Rainer das Sägewerk übernahm, sagt in aller Offenheit: „Es war das einzig Richtige, denn es ist manchmal schon unter Brüdern schwierig, aber unter Cousins geht das immer weiter auseinander und es wäre noch schwieriger geworden.“
Damit waren der Handels- und Gastronomiegeschäftsbereich eigenständig, ab dem 1. Jänner 1991 waren Ulrich und Mag. Jürgen Sutterlüty Kommanditisten in der GmbH & Co und zugleich selbständig vertretungsbefugte Geschäftsführer der Sutterlüty GmbH. Jürgen Sutterlüty bekam eine Minderheitsbeteiligung und musste als Privatperson die Haftung für acht Millionen Schilling übernehmen.
Im gleichen Jahr wurden die ersten drei PCs für das Büro angekauft. Jürgen Sutterlüty hatte sich nämlich schon als Student mit einem PC angefreundet und seine Diplomarbeit damit verfasst: Diese wurde im Jahr 1989 mit dem Eduard-Haas-Preis für die beste wissenschaftliche Arbeit im Bereich Marketing und Handel in Österreich ausgezeichnet. Nun fungierte Ulrichs Sohn Jürgen in führender verantwortlicher Stellung in der familieneigenen Handelsgesellschaft und entwickelte denselben Tatendrang wie sein Vater.
Die fünf SutterlütyBrüder (v. l. n. r.): Ulrich, Erich, Melchior, Kaspar und Ferdinand
Neben Ulrich waren seine drei Brüder Melchior, Kaspar und Ferdinand
in das (groß)elterliche Unternehmen als Gesellschafter eingestiegen und blieben seine Mitgesellschafter bis zur Trennung der beiden Geschäftsbereiche unter Jürgen Sutterlüty in der bereits vierten Generation. Bruder Erich übernahm die Landwirtschaft in der Kohlgrub und war nicht Gesellschafter in der OHG.
Ferdinand Sutterlüty wurde am 27. Jänner 1925 geboren und besuchte in Egg die Volksschule. Als ältester der insgesamt fünf Brüder war er der Einzige, der noch in den Zweiten Weltkrieg einrücken musste und in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Nach der Rückkehr in seine Heimat widmete er sich der elterlichen Landwirtschaft und übernahm im Sägewerksbetrieb den Holzeinkauf, bis zur Aufteilung der Geschäftsbereiche, als sich Ferdinand an beiden neuen Unternehmen nicht mehr beteiligte. Neben seinen beruflichen Leidenschaften im Stall und auf der Säge und der Sorge für seine große Familie mit neun Kindern gehörte für Ferdinand das Jassen an vorderste Stelle. Und diesem blieb er bis ins hohe Alter treu. Ferdinand Sutterlüty starb mit 93 Jahren 2018.
Kaspar Sutterlüty, geboren am 14. August 1931, besuchte nach der Volksschule in Egg in der Mehrerau in Bregenz die Handelsschule, stieg 1949 in den elterlichen Sägewerksbetrieb ein und übernahm die Produktionsleitung. Als im Jahr 1957 die erste Bandsäge aus der Schweiz in Betrieb ging, wurde sie von Kaspar bedient. Kaspar blieb Produktionsleiter des Sägewerks, musste allerdings wegen eines Bandscheibenleidens 1990 in die Pension wechseln. Damals waren schon zwei seiner Söhne, Fred und Rainer, im Unternehmen beschäftigt. Nach der Unternehmensteilung gründeten Kaspar Sutterlüty, seine Söhne Fred und Rainer sowie Kaspars jüngerer Bruder Melchior die Sutterlüty Holzwerk GmbH & Co KG und übernahmen das Sägewerk. Kaspar erfreut sich auch mit 91 Jahren noch guter Gesundheit und konnte vieles zur Geschichte des Unternehmens erzählen. Seine sportliche Begeisterung stellte er im Turnverein, bei der Wasserrettung, beim Skifahren oder auch auf dem Tennisplatz unter Beweis. Daneben spielte er dreißig Jahre lang beim Musikverein Klarinette und schätzt bis heute das Jassen in geselliger Runde.
Melchior Sutterlüty war der jüngste der Brüder und wurde am 16. April 1935 geboren. Auch er absolvierte in Bregenz in der Mehrerau die Handelsschule, hätte gerne noch maturiert, stieg aber dann in das elterliche Unternehmen ein und übernahm die kaufmännischen Agenden von seiner Schwester Margreth, als diese heiratete. Mit seinem Bruder Kaspar und dessen Söhnen Fred und Rainer wurde er nach der Unternehmensteilung Mitgesellschafter und Miteigentümer der Sutterlüty Holzwerk GmbH & Co KG. Nach dem frühen Tod von Melchior 1996 wurde seine Familie aus dieser ausbezahlt. Melchior war über dreißig Jahre lang Mitglied und auch langjähriger Obmann des Männerchores von Egg und ein begeisterter Fischer in der Bregenzerache und im Lecknertal. Schon sehr früh ist er in die Königsklasse der Fischerei eingestiegen und wurde zum passionierten Fliegenfischer. Melchior hatte drei Töchter und einen Sohn. Udo Sutterlüty sitzt heute am Platz seines Vaters im ehemaligen Zentralbüro und betreibt ein Finanzdienstleistungsunternehmen.
Wenn sich
Jürgen Sutterlüty heute an seinen ersten Arbeitstag
im väterlichen Unternehmen erinnert, sind die Emotionen durchwachsen. „Mein erster Arbeitstag im damaligen Büro über der Staplergarage war weder gut geplant noch gut organisiert. Legendär war zu dieser Zeit der Schreibtisch meines Vaters, der mit unzähligen Dokumenten – in hohen Stapeln gereiht – einen chaotischen Eindruck machte. Obwohl ich zugegebenermaßen immer wieder erstaunt war, mit welcher Zielgenauigkeit mein Vater Dokumente mitten aus den Stapeln zum jeweiligen Thema herausziehen konnte. Trotzdem lautete mein erster Auftrag, alle Dokumente und Papiere auf dem Tisch nach Themen zu sortieren und sauber abzulegen. Ich muss eingestehen, dass ich mich ob der Aufgabe nicht sehr geschmeichelt fühlte, zumal ich nach meinem Studium der Meinung war, in geeigneteren Positionen eingesetzt werden zu können. Dennoch erledigte ich die Aufgabe pflichtbewusst und mein Vater fand nach einer Woche einen blitzeblank aufgeräumten, strukturierten, gereinigten und polierten Arbeitsbereich vor. Der Zustand war aber nicht von Dauer, leider hat er diese Strukturen niemals angenommen, und schon nach wenigen Wochen präsentierte sich sein Arbeitsplatz wie eh und je. So suchte ich Rat bei einem langjährigen Mitarbeiter, unserem damaligen Leiter der Buchhaltung, Richard Feurstein, mit der Frage, wo es denn Bedarf gebe, dass ich mich nützlich machen könnte. Richard hat mir in Folge den ersten Einblick verschafft und mir die seiner Meinung gemäß kritischen und wenig organisierten Bereiche aufgezeigt, sodass ich mir einen Überblick zum Stand der Dinge verschaffen konnte.
Ausgestattet mit einem Marketingstudium bei Professor Mühlbacher, so war meine Meinung, hätte ich in diesem Bereich den größten Beitrag leisten können. Damit griff ich jedoch in den sensibelsten Bereich und das Steckenpferd meines Vaters ein – das sollte sich als fataler Fehler erweisen. Von Anbeginn an provozierte jeder meiner Vorschläge den Widerstand meines Vaters und endete in nutzlosen, nervenaufreibenden Diskussionen.
Auch mein Versuch, gemeinsam Aufgabenbereiche mit klaren Verantwortungen zu definieren, scheiterte. So konnte es gar nicht anders kommen, als dass ich bereits nach kurzer Zeit den Entschluss fasste, meine Karriere in einem fremden Unternehmen zu starten. Ich hatte schon zuvor viele Jahre in verschiedensten Bereichen des Unternehmens mitgearbeitet und glaubte zu wissen, wie ein Supermarkt funktioniert. Darüber hinaus verbrachte ich mehrere Monate in ausländischen Handelsunternehmen mit Praktika, die meinen Erfahrungshorizont erweiterten. In meiner Unzufriedenheit schrieb ich Dutzende Bewerbungsschreiben an alle möglichen Handelsunternehmen, in denen ich mir reizvolle Aufgaben ausmalte – quer durch Europa. Bei Reichelt in Berlin – heute ein Teil der Edeka-Gruppe – stieß meine Bewerbung auf fruchtbaren Boden und ich erhielt nach meinem Vorstellungsgespräch in Berlin, zu dem mich mein Cousin Udo per Zug begleitete, eine Anstellung. Mit dieser Anstellungszusage in der Hand konnte ich zum ersten Mal meine Wünsche nach klaren und strukturierten Aufgabenbereichen durchsetzen. Mit Onkel Melchior – im Jahr 1990 noch 25-Prozent-Beteiligter der Gesellschaft – hatte ich einen Fürsprecher, der mich bei meinem Ansinnen unterstützte. Zu dieser Zeit gab es schon die ersten Gespräche innerhalb der Nachfolgegeneration über die Sinnhaftigkeit einer gemeinsamen Zukunft in einem so heterogenen Unternehmen mit völlig unterschiedlichen Branchen, geleitet von vier Familien bzw. deren Vätern. Also kamen wir einer Teilung des Unternehmens näher – diesen Schritt zu organisieren sah ich als große Chance, und nachdem alle vier Gesellschafter eine Absichtserklärung dazu unterzeichnet hatten, stornierte ich meine zugesagte Stelle in Berlin. Ich widmete mich dieser herausfordernden Aufgabe, deren Erledigung wir Ende des Jahres 1990 in trockenen Tüchern hatten, und die Trennung wurde von allen Gesellschaftern unterfertigt. Das war mein erstes großes und womöglich auch bedeutendstes Projekt in meinem Berufsleben, das gerade erst begonnen hatte. Mit diesem Schritt hatte das Projekt ‚Sutterlüty neu‘ konkrete Formen angenommen.“
1991
wird die Expansion in Bludesch-Gais fortgesetzt
Am 5. Dezember 1991 eröffnete in Bludesch-Gais der neue Supermarkt –mit ihm wurden zum ersten Mal drei Mitarbeiter*innen-Wohnungen geschaffen. Neu war außerdem der Restauranttyp „Sandwich“, der schrittweise weiterentwickelt wurde. Mit diesem Konzept sollte es gelingen, den klassischen kleineren Supermarkt gegenüber den großen Verkaufsflächen attraktiver zu gestalten und den Gastrobereich dennoch erfolgreich zu führen. Sutterlüty war hier sicher eine Ausnahme und das Konzept ein Ergebnis von vielen, vielen Exkursionen ins Ausland, erläutert Jürgen Sutterlüty. Der Markt in Bludesch-Gais war gemeinsam mit jenem in Ludesch der Startschuss für die beginnende konzeptionelle Arbeit von Jürgen Sutterlüty und wurde unter seiner Federführung gebaut und eingerichtet, was sich vor allem an der Obst- und Gemüseabteilung zeigte.
Am 28. April 2020 fiel dieser Markt einem Brand zum Opfer, der in den technischen Anlagen im Kellergeschoß seinen Ausgang nahm. Im Frühjahr 2022 – rechtzeitig zum Jubiläum – konnte er neu eröffnet werden und zeigt sich nun von seiner schönsten Seite. Innen wie außen gelungen reiht er sich nun architektonisch, energetisch und kund*innenfreundlich in die Schar der modernen Sutterlüty Ländlemärkte ein.
* Eröffnung am 5. Dezember 1991
* erstmalig mit Mitarbeiter*innen-Wohnungen und einem neuen Restauranttyp „Sandwich“
* Brand am 28. April 2020, daraufhin Schließung des Ländlemarktes
* Neueröffnung am 24. März 2022
Gesunde, natürliche Lebensmittel stehen schon beim ersten Markt von Jürgen Sutterlüty im Mittelpunkt und werden auch entsprechend präsentiert.
Der neue Markt in Gais überzeugt architektonisch nach Plänen des Architekturbüros „Baumschlager Hutter Partners“ als Ruhe ausstrahlender Monolith am stark frequentierten Verkehrsknotenpunkt.
Auf höchste Qualität und eine Wohlfühlatmosphäre für Kund*innen und Mitarbeitende wird auch beim Ladendesign wert gelegt.
1992 ist Baubeginn für ein Megaprojekt in Götzis
In Götzis sollte die bis dahin größte Investition in der Firmengeschichte getätigt werden: ein Supermarkt mit Restaurant, Hotel, Eigentumswohnungen und Einzelhandelsflächen. Aufgrund der Projektgröße wurde für die Errichtung des Dorfparks eine eigene Projektierungsgesellschaft gegründet, in die Ulrich Sutterlüty ein Zehntel der Stammeinlage einbrachte, Jürgen Sutterlüty die restlichen neunzig Prozent. Allein der Markt bot eine Verkaufsfläche von 1.800 Quadratmetern, eine Erlebnisgastronomie mit 390 Sitzplätzen mit Biergarten „Pfiff“, die Weintaverne „’s Achtele“ und ein Bistro-Café „McLüty“. Das Vier-Sterne-Hotel kam auf 38 Zimmer, dazu gesellte sich eine Filiale der Volksbank; zwei weitere Einzelhandelsgeschäfte rundeten neben den 33 Eigentumswohnungen das Projekt ab.
Auch bei dieser Eröffnung war Ulrich Sutterlüty Eröffnungsredner, aber nicht nur. Das Projekt stand zur Gänze unter der Leitung des Sohnes, Vater Ulrich war allerdings zeit seines Lebens immer Anhänger großer Restaurants und in diesem Falle auch des Hotels. Jürgen stand dem Restaurant und dem Hotel kritisch gegenüber, verstand er sich doch als Lebensmittelhändler und nicht als Hotel- und Gastronomiebetreiber.
Der Supermarkt im Dorfpark Götzis blieb in einzelnen Jahren hinter den Erwartungen zurück und wurde sechs Jahre später mit einer Sortimentsumstellung auf einen „Super-Vorteilsmarkt“ umgebaut, was den gewünschten Erfolg mit sich brachte. Am 9. Juni 2012 wurde der Markt im Dorfpark geschlossen und in den ehemaligen Billa-Markt verlegt, der im gleichen Zug übernommen wurde. Hotelbetrieb und Restaurant wurden einem Relaunch unterzogen, das Hotel wurde ausgebaut und auf 86 Zimmer erweitert. Mit der Familie Schwärzler konnte im Jahr 2014 ein erfolgreicher Hotelbetreiber gefunden werden, das Hotel am Garnmarkt ist bis heute ein wichtiger Teil des Projektes Garnmarkt in Götzis.
* Eröffnung mit Hotel und Gastronomie am 28. Oktober 1993
* Umbau in einen Super-Vorteilsmarkt im Jahr 1999
* Schließung und Umzug in die ehemalige Billa-Filiale
* Neueröffnung am neuen Standort am 9. Juni 2012
Ulrich und Jürgen Sutterlüty beim gemeinsamen Spatenstich für den Dorfpark in Götzis
Der Dorfpark in Götzis wird am 28.10.1993 samt Hotel und Bankfiliale eröffnet und ist die bis dahin größte Investition des Unternehmens.
Während der Dorfpark umgebaut wird, übernimmt Sutterlüty in Götzis in der Dr.-AlfonsHeinzle-Straße die Billa-Filiale und bleibt damit den Götzner*innen als Nahversorger erhalten.
wird in Lochau ein Markt für das Leiblachtal eröffnet
Der neue Markt in Lochau vor dem Pfänderstock
Dieser Markt wurde unter Baumeister Alfred Marte errichtet, musste aber 2011 wegen Baumängeln in der Holzkonstruktion abgerissen und neu gebaut werden. Während des Neubaus wurde der Markt nicht geschlossen: In einem Zelt war der Verkauf weiterhin möglich. Den neuen Markt plante der renommierte und erfahrene Holzbau-Architekt Hermann Kaufmann, das Ergebnis kann sich bis heute sehen lassen.
* Eröffnung im Jahr 1994
* Umbau aufgrund von Baumängeln im Jahr 2011; in der Umbauphase war der Markt weiterhin durch einen Zeltverkauf geöffnet
Ein stolzer Opa Ulrich Sutterlüty mit Jürgen, Enkelkindern und ihrer Mutter Kathrin.
2011: Der neue Markt in Lochau wurde wie viele andere auch von Stararchitekt Hermann Kaufmann geplant.
Architekt Hermann Kaufmann legt auch Wert auf ein ästhetisches Erscheinungsbild des Marktes bei Nacht.
Bei diesem Markt wird erstmals „Kunst am Bau“ realisiert – die Künstlerin Annabell Stübe setzt in der Alu-Fassade ihre Idee „Bäume“ künstlerisch um.
Eröffnung des Kirchparks in Lustenau
Schon Anfang der Neunzigerjahre wollte Ulrich Sutterlüty in Lustenau einen neuen Markt errichten. Der alte Markt war baufällig und entsprach nicht mehr den Standards von Sutterlüty. In Lustenau sollte auch architektonisch und raumplanerisch ein Vorzeigeprojekt entstehen, das diesem zentralen und gesellschaftlich wichtigen Raum gerecht werden würde.
Eines war dabei ganz klar: Holzbauweise. Dadurch konnte dieses große Objekt in extrem kurzer Bauzeit errichtet werden, und trotz Holzbauweise befindet sich im Obergeschoß die Hochgarage. Dem nicht genug, sollte auch dem hofartigen Platz zwischen Markt, Gemeindesaal, Kirche und Post durch eine städtebaulich durchdachte Architektur die ihm eingeschriebene Funktion zukommen: ein Platz der Kommunikation –teilweise unter dem achtzehn Meter auskragenden Vordach des neuen Sutterlüty Marktes; bis heute ein Marktplatz im besten Sinne des Wortes mit hoher Aufenthaltsqualität. Das Projekt war unter FPÖ-Bürgermeister Hans-Dieter Grabher aufgrund des sensiblen (Blauen!) Platzes sehr umstritten und das Unternehmen Sutterlüty musste auf Drängen der Gemeinde einen Architekturwettbewerb ausloben, den das renommierte Luzerner Architekturbüro Marques & Zurkirchen gewann.
Am 5. Dezember 1996 konnte der Kirchpark eröffnet werden, erstmalig wurde eine neue Kassentischgeneration inklusive Kartenzahlmöglichkeit eingeführt. Mit dem „Kirchbräu“ wurde wieder eine Gasthausbrauerei in Vorarlberg eröffnet. Die Biererzeugung wurde 2005 wegen zu geringer Mengen wieder eingestellt, das Restaurant 2007 an einen externen Betreiber vermietet. 2017 wurde auch dieser Markt energetisch optimiert und mit einem Umbau dem neuen Ladendesign angepasst, und noch immer gibt er dem Blauen Platz in Lustenau neue Impulse.
Der Kirchpark in Lustenau mit seinem weit auf den Blauen Platz auskragenden Dach
Innenansichten nach dem Umbau 2017
1997 kommt Sutterlüty in die
Alpenstadt Bludenz
Die Standortfrage war in Bludenz eine ganz diffizile. Sutterlüty wollte sich und seinem Bekenntnis zu zentralen Plätzen in den Ortschaften treu bleiben, auch wenn diese mitunter schwieriger zu betreiben sind als am Rand auf der grünen Wiese. Es zählte das Bekenntnis zur Sicherung der Nahversorgung und zur nachhaltigen Projektentwicklung in den Dörfern und Städten des Landes.
Zugleich wurde hier und in Schruns auf das Konzept eines SuperVorteilsmarkt gesetzt, welches später auch in Gais, Götzis, Hohenems, Lauterach, Ludesch und Rankweil umgesetzt wurde. Dieses Konzept entdeckte Jürgen Sutterlüty bei einer seiner Reisen in die Niederlande unter dem Namen „Super-voordel markt“. Darin fanden sich zusätzliche Serviceleistungen für die Kund*innen wie die Schuhputzautomaten, Gratiskaffee, das „Kinderzügle“, Produktverkostungen, Preisscanner und – die Retourette. Diese Retourette war österreichweit die erste freiwillige Inhouse-Wertstoff- und Recyclingsammelstelle in einem Lebensmittelmarkt. Kund*innen konnten dort ihr Papier, ihre Glas- und Metallverpackungen, ihre Altbatterien und abgelaufenen Medikamente sowie Altbrot retournieren. Diese Stationen wurden von den Kund*innen sehr gut angenommen, wurden 2002 aber wegen entsorgungspolitischer Schwierigkeiten wieder eingestellt werden und dem neuen und attraktiveren Markthallenkonzept von Architekt Hermann Kaufmann weichen.
Der Standort Bludenz wurde 2018 rundum erneuert und durch das Design-Büro Redsquare mit viel Holz, einem neuen Farbkonzept und natürlichen Oberflächen gestaltet, um den regionalen Marktcharakter zu betonen. Eine neue Frischfleisch- und Frischfischtheke mit einem DryAge-Reifeschrank runden den Ländlemarkt ab. Klarerweise wurde auch der Nachhaltigkeitsstrategie Rechnung getragen, der Markt wurde energetisch auf Vordermann gebracht.
2018: der umgebaute Ländlemarkt in Bludenz
* Doppeleröffnung gemeinsam mit dem Ländlemarkt in Schruns am 6. November 1997
* erstmals eingeführtes neues Ladenbaukonzept „Super-Vorteilsmarkt“
* Neueröffnung nach Komplettumbau am 25. April 2018
Das Montafon erhält einen eigenen Sutterlüty Markt
Der Markt in Schruns in einem Projekt der Firma Jäger Bau. Nachdem vor wenigen Jahren das gesamte Areal erworben werden konnte, wird auch dieser Markt neu errichtet werden.
Am 6. November 1997, am selben Tag wie in Bludenz, wurde auch der neue Markt in Schruns eröffnet. Das Unternehmen Jäger Bau hatte ein Projekt entwickelt, das im Bereich des Lebensmittelhandels sehr attraktiv schien, nicht nur für Sutterlüty. Jürgen Sutterlüty legte der Firma Jäger Bau auf ihre Anfrage hin ein Angebot und erhielt den Zuschlag. Sämtliche Interventionen eines Mitbewerbers prallten am Wort von Guntram Jäger ab. Die Eröffnungsfeier war unvergesslich, nicht zuletzt durch die beeindruckenden Beiträge der Lebenshilfe, die im oberen Geschoß schöne Räume bezog.
* Doppeleröffnung gemeinsam mit dem Ländlemarkt in Bludenz am 6. November 1997
* erstmals eingeführtes neues Ladenbaukonzept „Super-Vorteilsmarkt“
* Erweiterung und Umbau der Obst- und Gemüse- sowie Weinabteilung im März 2001
„Du bist ein Enabler“,
sagte der Marken- und Marketingexperte und langjährige Berater Klaus-Dieter Koch zu Jürgen Sutterlüty – also einer, der ermöglicht, dass etwas geschieht, das ohne ihn nicht geschehen würde. Gemeint waren die vielen Partnerschaften und Kooperationen mit Produzenten, mit denen sich Jürgen Sutterlüty immer wieder auf die Suche nach dem B’sundrigen machte. B’sundrig ist bei Sutterlüty das, was aus der Region kommt, mit viel Leidenschaft und Kompetenz produziert wird und nicht nur dem Händler Erfolg verspricht, sondern für seine Kund*innen genau das ist, was sie wollen – oft ohne zu wissen, dass sie es gesucht haben. Dabei galt es für Jürgen Sutterlüty stets, sich auf seine Vision und seine Grundsätze zu verlassen – und auch verlassen zu können. Es musste unbedingt etwas B’sundrigs sein, damit es für ihn in Frage kam, als Unterstützer und Ermöglicher ins Boot zu steigen. Das hieß, oft in Vorleistung treten, etwas wagen, etwas einfach zu probieren, und dazu war Handschlagqualität nötig. „Was nutzen komplizierte und teure Verträge, wenn dahinter nicht Menschen stehen, die die Werte in
sich tragen und gemeinsam leben?“ Und genau diese Menschen fand er oft und immer öfter in seiner Region, die freilich langsam über den Bregenzerwald hinauswuchs. Aber die Mitte der Region blieb und bleibt der Bregenzerwald mit seinen natürlichen Ressourcen und seinen Menschen vom Schlage des Wälders im besten Sinne, mit Handschlagqualität und auf Augenhöhe. Ein bisschen Sturheit gehört manchmal im Sinne des konsequenten Tuns auch dazu. Vom Produkt müssen immer alle überzeugt sein: der Produzent, der Händler und die Konsument*innen. Nur so lässt sich Genusskultur leben.
Mit Begeisterung erzählt Prokurist Klaus Kohler von Projekten, die das unter Beweis stellen. Lange bevor Soja aus Brasilien – das dort oft auf Kosten des Regenwaldes produziert wird und lange Transportwege hinter sich hat – aus dem Kraftfutter für das Vieh in Vorarlberg verbannt wurde, fand Sutterlüty mit der Alpe Vorderüntschen in Schoppernau eine Partneralpe, die bereit war, auf Soja im Kraftfutter zu verzichten. Dies glich Sutterlüty mit einem Sojaverzichtszuschlag beim Käseeinkauf aus, und bis heute sind die Alpe Vorderüntschen und Sutterlüty verlässliche Partner für den sehr gefragten Alpkäse.
Auch beim Bergkäse verweist Klaus Kohler auf die langjährige Partnerschaft mit der Sennerei Lingenau, der Sennerei Riefensberg und der Halbjahressennerei Bezau-Oberdorf. Alpbutter und Ziger – ein Molkenfrischkäse, der einen hohen Gehalt des wichtigen Proteins Albumins aufweist – stellt Theresia Schneider auf ihrem Familienhof in Egg her, und die „Wälder Schokolade“ – der Sig – stammt von der Bauernfamilie Eckehard Eugster aus Langenegg. Auch dieser wird aus der Molke hergestellt, hat einen karamellartigen Geschmack, sieht aus wie Schokolade und soll überdies noch gut für die Verdauung sein. Er wird in aufwendiger Handarbeit hergestellt und – man liebt sie oder man hasst sie, die „Wälder Schokolade“.
Auch mit Brigitte und Thomas Gmeiner aus Bizau gibt es eine gewachsene Partnerschaft. Sie sind mit Sutterlüty an der Seite auf die Schaflandwirtschaft umgestiegen und versorgen die Märkte mit Schafmilchprodukten: Käse und Joghurt. Der Betrieb Gmeiner arbeitet schon in zweiter Generation mit Sutterlüty, und die Liebe zu den Ostfriesischen Milchschafen zeigt sich am luftigen Laufstall gleichermaßen wie am liebevollen Umgang mit den Tieren.
Seit zwanzig Jahren pflegt Sutterlüty eine Partnerschaft mit der Familie Sohm aus Lauterach – bereits in dritter Generation nun mit Maximilian Sohm. Heidelbeeren hatten es dem Großvater Elmar angetan, und im Lauteracher Wiesengrund produziert die Familie Sohm jedes Jahr ca. fünfzehn Tonnen Heidelbeeren, die bei Sutterlüty und seit mehreren Jahren beim Partner Billa erhältlich sind. Auf diese Familie sind Klaus Kohler und Jürgen Sutterlüty ganz besonders stolz, hat sie sich doch dem Druck von Spar nach dem Wechsel von Sutterlüty zur Rewe, nicht gebeugt und sich für die langjährige Partnerschaft mit Sutterlüty entschieden – obwohl es bis heute keinen Vertrag gebe –, aber eine Partnerschaft mit Vertrauen und Handschlagqualität, sagt Prokurist Klaus Kohler.
Einen hervorragenden Partner hat Sutterlüty auch mit dem Winderhof in Dornbirn, wo Himbeeren, schwarze und rote Johannisbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, aber auch Zwetschken kultiviert werden. Daraus gewinnen die Winders auch den regionalen Sirup in hervorragender Qualität und verkaufen nur über Sutterlüty und Ab-Hof.
Noch eine ganze Weile könnte Prokurist Klaus Kohler von langjährigen und erfolgreichen Partnerschaften weitererzählen; auf der Website des Unternehmens finden sich viele Partnerschaften, die sich lohnen, entdeckt zu werden. Sutterlüty beschreibt seine Kooperationsphilosophie wohl sehr treffend in eigenen Worten: „Wir sehen uns in erster Linie als Plattform für Vernetzung und Austausch in der Region. Für die Produzenten untereinander und natürlich für alle Vorarlberger*innen, denen die regionale Genusskultur genau so am Herzen liegt wie uns. Enge Zusammenarbeit und Handschlagqualität bilden die Grundlage der oft bereits seit Jahrzehnten andauernden Partnerschaften mit regionalen Produzenten. Dabei setzten wir auf ein Miteinander auf Augenhöhe statt auf Konzernbedingungen – wir sind und bleiben ein familiengeführtes Unternehmen aus dem Bregenzerwald.“
Schon viele Preise wie der goldene „luag druf“ in der Kategorie Lebensmittelhandel für besondere Leistungen im Sinne der Vorarlberger Landwirtschaft haben diese hervorragenden Partnerschaften ausgezeichnet, zuletzt der „Regional Star 2022“ in der Kategorie Kooperationen.
In Buch gibt es einen Bauernhof,
auf dem neben der Familie von Claudia und Bertram Martin noch Kühe sowie dreitausend Hühner ihr Leben im wahrsten Sinne des Wortes genießen, nämlich im Freien auf einer großen Wiese mit Baumbestand. Im dahinterliegenden Komfortstall findet jedes Huhn und jeder Hahn einen guten Platz für die Nacht und für schlechtes Wetter. Laufen, picken, scharren – und das in stoischer Ruhe –, so präsentiert sich die Hühnerschar auf dem Hof.
Dabei war auch dieser Hof einmal wie die allermeisten landwirtschaftlichen Höfe im Bregenzerwald ein Milchviehbetrieb mit fünfzehn bis zwanzig Kühen. Aber damit war Bertram Martin nicht zufrieden, er sah auch seine Zukunft nicht als einer von vielen Milchlieferanten. So entschloss er sich 1995 mit seinen Eltern, neben dem Kuhstall einen Freilandhühnerstall zu errichten. Dabei war für ihn immer klar, sein Hof soll für Menschen sein, die genauer wissen möchten, wo ihre Eier herkommen und wie es den Hühnern dort geht. Am besten gelang das über einen Hofladen, der immer bekannter und beliebter wurde. Eine Herausforderung waren aber die Absatzschwankungen, lagen doch die Spitzen des Verbrauchs immer an Ostern und um Weihnachten. Eier sind nicht ewig haltbar – höchstens die Karfreitagseier, schmunzelt Bertram Martin. Also suchte er nach einer Möglichkeit, Eier haltbar zu machen, und die Lösung waren Nudeln. Aber Nudeln nach Schema F zu produzieren, war natürlich wieder nicht seines: Gesund und schmackhaft sollten sie sein, und mit regionalem Getreide hergestellt. Also brauchte es Getreide, das es in Vorarlberg fast nicht gab: Dinkel, eine alte Getreidesorte. Dieser Urdinkel wurde vor vielen Jahrzehnten im Vorarlberger Rheintal angebaut, bevor ihn der Mais verdrängte; dabei ist Dinkel sehr genügsam, sehr robust und behauptet sich auch im raueren Klima. Also musste Dinkel angebaut werden, weshalb er Bauern mit geeigneten Flächen
als Partner suchte und auch fand. Eine kleine Nudelfabrik für die zehn verschiedenen Nudelformen wurde an den Hof angebaut, dort entstehen die einzigartigen regionalen Dinkelnudeln vom Martinshof. Und der verlässliche Partner für diese b’sundrigen Produkte vom Martinshof war und ist bis heute Sutterlüty.
Claudia und Bertram Martin: „Ich kann mich noch gut erinnern, der Sommermorgen vor 27 Jahren, als Jürgen Sutterlüty erstmals einen Blick in unseren neuen Hühnerstall warf. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, was sich aus diesem Gespräch alles ergeben und was für eine gelebte, intensive Partnerschaft sich entwickeln würde. Sich miteinander auf den Weg zu machen – nicht nur regionale, sondern ‚b’sundrige‘ Lebensmittel mit Rücksicht auf Natur, Tier und Mensch herzustellen und zu vermarkten –, war und ist für uns gemeinsames Ziel und zugleich Auftrag für die Zukunft. Unsere Familie, unsere Mitarbeiter*innen sowie das Martinshof-Netzwerk mit mehreren selbständigen Eierbauern und mehr als sechzig Dinkelbauern sagen Danke für das geschenkte Vertrauen und diese außergewöhnliche Zusammenarbeit. Die Firma Sutterlüty hat als Vorreiter und Visionär des Modells der Regionalvermarktung in Vorarlberg wichtige Akzente gesetzt und damit in der Region einen regelrechten Entwicklungsimpuls ausgelöst.“
Familie Martin mit ihren Kindern und einem Teil der Hühnerschar in Buch
Mit dem Regional Star würdigen die Fachzeitschrift
Lebensmittel Praxis und die Internationale Grüne Woche Berlin nachhaltige Regionalkonzepte im Lebensmittelhandel, die unter nachhaltigen Aspekten die Vermarktung regionaler Produkte voranbringen. Die Kriterien sind neben ökonomischem Erfolg die ökologische Sinnhaftigkeit und die soziale Verantwortung. In der Kategorie „Kooperation“ sicherte sich Sutterlüty mit seinem langjährigen Partner Bertram Martin den Sieg für die Vorarlberger Urdinkel-Produkte. In der Begründung für die Zuerkennung des Preises wurde Sutterlüty als Synonym für Regionalität im deutschsprachigen Handel gelobt, der mit seinen Partner-Lieferanten wie im Falle der Urdinkel-Produkte Besonderes erreicht habe. Diese Kooperation fördere gesunde Böden und die Revitalisierung landwirtschaftlicher Nutzflächen durch den Anbau dieses vergessenen Getreides. Bei der Schlusspräsentation vor der Jury hatten die drei erstgereihten Projekte noch einmal die Chance, ihr jeweiliges Leuchtturmprojekt der Jury persönlich mit Herzblut vorzustellen. Katharina Rehm – bei Sutterlüty für Innovationsmanagement zuständig – erledigte diese Aufgabe souverän und sicherte den ersten Preis für Sutterlüty und das gemeinsame Projekt „Vorarlberger Urdinkel-Produkte“.
Martin und Jürgen Sutterlüty freuen sich gemeinsam über den Regional Star aus Berlin.
Jürgen Sutterlüty war 1990 als Junior in das Unternehmen eingetreten und wie sein Vater Ulrich von seiner Vision beseelt.
Allerdings standen einander bei der Weiterentwicklung ihrer Visionen nicht nur zwei unterschiedliche Persönlichkeiten gegenüber, es waren auch zwei unterschiedliche Generationen sowie Unternehmertypen. Während Ulrich der klassische Pionier war, repräsentierte Jürgen die zweite Generation und war auch durch sein Fundament aus dem Studium mit profundem Wissen über Handel und Organisation gerüstet. Daneben war er seit seinem achten Lebensjahr in den Ferien immer wieder in verschiedenen Märkten als Mitarbeiter tätig gewesen und hatte so den praktizierten Handel im Unternehmen, aber auch die Organisation mit all ihren Stärken und Schwächen kennengelernt. Das Unternehmen war in den zurückliegenden Jahren weiter stark gewachsen, dem mussten sich sowohl die Organisation als auch die Führungskultur anpassen. Es lag und liegt in der Natur des Pioniers, dass er die Zügel nicht gerne übergibt und sie manchmal zu stark anzieht. Als Jürgen mit den Führungskräften einen Organisationsprozess startete, verweigerte sich Ulrich. „Er konnte halt nicht gut loslassen“, bringt es seine Frau Marie-Luise auf den Punkt. Jürgen Sutterlüty erkannte, dass es auch für das Unternehmen nicht folgenlos bleiben konnte, wenn der Generationenkonflikt im und mit dem Unternehmen ausgelebt würde. Er zog sich 1998 für ein halbes Jahr als Geschäftsführer aus dem elterlichen Unternehmen zurück und war im Consulting tätig.
Jürgens Mutter Marie-Luise erinnert sich, wie sehr sie dieses Zerwürfnis mitnahm. Dass Jürgen studierte, war seinem Vater kein Anliegen, vielmehr sprach er vom „Herrabuabaleaba“ (Herrenbubenleben), das Jürgen in Innsbruck führe, obwohl Jürgen – trotz der mehrmonatigen Auslandsaufenthalte – fast in Mindeststudiendauer abschloss und auch eine preiswürdige Diplomarbeit zum Handel verfasste. Bei der Sponsionsfeier sei er aber stolzer Vater gewesen! Als Jürgen im Unternehmen war, habe es immer wieder Konflikte gegeben – vor allem die Billig-Werbeschiene
sei für Jürgen ein rotes Tuch gewesen. Tatsächlich kämpften auch MarieLuise und Christa im Modebereich stets für ein höheres Produktniveau und konnten sich im Laufe der Jahre durchsetzen. Nach der Hochzeit seiner Schwester habe Jürgen entschieden, den Modebereich, den es noch in Egg und Rankweil gab, zu schließen und sich ganz auf Lebensmittel zu fokussieren: „Er sei kein Textiler, aber mit Herzblut Lebensmittler.“ Ulrich habe akzeptiert, dass beides unter einem Dach keine Zukunft habe, so habe Jürgen den Modebereich nach dem Brand in Dornbirn – mit großem Abverkauf – schließen können. Die Konflikte um die Unternehmensstrategie aber blieben. Marie-Luise stand oft dazwischen, wobei sie meistens auf der Seite von Jürgens Qualitätsoffensive gewesen sei. Aber dieser Familienkonflikt habe sie als Ehefrau und Mutter sehr mitgenommen. Ulrich war ein Pionier, wie er im Buche stand, der nicht abgeben konnte und über alles Bescheid wissen wollte, um dann autonom zu entscheiden. Jürgen habe sehr mit seiner Entscheidung, das elterliche Unternehmen zu verlassen, gehadert und darunter gelitten, vorallem wegen der Mitarbeitenden, die ihn unterstützten, aber es musste sein. Ulrich sei sehr angeschlagen gewesen, als er von der Entscheidung seines Sohnes erfuhr.
Ulrich Sutterlüty – in dieser Zeit schon 71-jährig – hielt die Zügel noch straff in der Hand. Doch es gab von außen und von innen einen gewissen Druck, die Nachfolge zu klären. Tatsächlich habe der Vater wollen, dass Jürgen ins Unternehmen zurückkehre. Zugleich wollte er ihm keine Entscheidungskompetenz zuerkennen, was Jürgen aber verlangte, um das Unternehmen strategisch auf Kurs zu bringen. Erst als Ulrich erfahren habe, dass sein Sohn in Salzburg ein Haus suche und dort bei einem international tätigen Lebensmittelkonzern unterschrieben habe, habe er die Türe aufgestoßen. Als Akt der Versöhnung wurde eine AG gegründet und ein Aufsichtsrat mit vier Personen eingerichtet, in welchem Ulrich den Vorsitz übernahm.
VN-Bericht: Jürgen Sutterlüty verlässt das väterliche Unternehmen.
Wenige Wochen nach der Rückkehr von Jürgen Sutterlüty: Ulrich und Jürgen Sutterlüty einträchtig nebeneinander
Es gab Zeiten, da konnte ein Lebensmittel gar nicht exotisch genug sein.
Dass heute Regionalität wieder in aller Munde ist, hat viele gute Gründe. Regionale Herkunft ist nachvollziehbar, genießt Vertrauen und Wertschätzung. Der CO2-Fußabdruck ist kleiner und die Frische beispielsweise von einem Salat, der lediglich kurze Wege vom Feld auf den Tisch zurücklegen musste, ist ohnehin unübertroffen. Darüber hinaus hilft jedes regional erzeugte Lebensmittel, die Vorarlberger Kulturlandschaft mit ihren Feldern und Alpen, die heimische Genusskultur und nicht zuletzt auch den Wohlstand und eine möglichst hohe Versorgungssicherheit im Land zu gewährleisten.
Eine Vielzahl von regionalen Produkten zu führen ist die eine Sache, diese für die Kund*innen auch möglichst einfach kenntlich zu machen eine ganz andere. Doch wie lassen sich regionale Erzeugnisse am Regal auf den ersten Blick von anderen Produkten unterscheiden? Diese Frage war Antrieb für einen umfangreichen Entwicklungsprozess, der bei Sutterlüty 1998 in der ersten regionalen Herkunftskennzeichnung im österreichischen Lebensmittelhandel mündete: den Ländle-Herzen.
Da je nach Produkt, Herstellung und Zutatenliste der Grad an Regionalität unterschiedlich hoch ausfallen kann, wurden gleich zu Beginn zwei Kategorien eingeführt. Damals gab es ein ockerfarbenes „Ländle“-Herz und ein grünes „Ländle pur“-Herz. Heute erstrahlen beide Herzen in der Unternehmensfarbe Magenta und heißen „us’m Ländle“ und „Ländle pur“. Wofür sie stehen, hat sich bis heute nicht wesentlich geändert: Wird ein Produkt in Vorarlberg be- oder verarbeitet und liegen dadurch mindestens 50 Prozent der Wertschöpfung im Land, erhält ein Produkt das „us’m Ländle“-Herz. Trägt ein Produkt das „Ländle pur“-Herz, ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass die Herstellung und Verarbeitung zur
Gänze in Vorarlberg erfolgt ist. Darüber hinaus müssen auch 96 Prozent der Rohstoffe aus Vorarlberg stammen. Lediglich Zutaten, die im Ländle nicht ursprünglich vorkommen, wie zum Beispiel Zucker oder Zitronensäure, dürfen insgesamt maximal vier Prozent der verwendeten Rohstoffe ausmachen.
Ob ein Produkt den „us’m Ländle“- oder sogar den „Ländle pur“-Kriterien entspricht, wird durch die Sutterlüty Einkaufsabteilung geklärt und in regelmäßigen Kontrollen überprüft. Jeder Hersteller bestätigt schriftlich die Richtigkeit seiner Angaben und verpflichtet sich, Änderungen umgehend bekannt zu geben. Die Regeln sind klar und konsequent. Und weil die Ländle-Herzen nicht einfach nur den gesetzlichen Mindestanforderungen für Herkunftsauszeichnungen entsprechen, sondern weit darüber hinausgehen, erreichten die Ländle-Herzen in einer Studie vom Verein für Konsumenteninformation im Jahr 2013 den ersten Platz als Vorbild für nachvollziehbare Kennzeichnung von regionalen Produkten.
Sutterlütys Ländleprodukte: Das „us’m Ländle“-Herz steht für die hauseigene Ursprungsgarantie: garantiert hochwertige Ländlequalität, verarbeitet und hergestellt in Vorarlberg.
Bei „Ländle pur“Produkten müssen auch sämtliche Zutaten, sofern möglich, aus dem Ländle stammen.
Über 1.500 Partner aus der Region beliefern die Sutterlüty Ländlemärkte mit rund 2.000 „us’m Ländle“- und „Ländle pur“-Produkten und je nach Saison bis zu 200 b’sundrigen Sutterlüty’s Geheimtipps aus der Region. Mit der Einführung der „us’m Ländle“- und „Ländle pur“-Herzen 1998 wird Sutterlüty auch in der Kennzeichnung regionaler Produkte Vorreiter.
Zu Zeiten von Ulrich Sutterlüty bedeutete „familiär geführt“,
dass es in einem Unternehmen einen Chef gab, der das alleinige Sagen hatte. Viele Entwicklungen, die das Unternehmen in der Vergangenheit bewältigen konnte, wären wohl nicht gelungen, wäre da nicht ein Mann wie Ulrich Sutterlüty gestanden. Einer, der sich nie gescheut hat, voranzugehen und die Verantwortung zu tragen; väterlich zwar, aber dennoch mit einer gewissen Strenge. „Was Ulrich gesagt hat, das wurde gemacht“, erinnert sich etwa Theresia Steurer, die 1966 bei Ulrich Sutterlüty als Verkäuferin angefangen hat und dem Unternehmen ihr ganzes Arbeitsleben lang treu geblieben ist. „Wir hätten uns nie getraut, dagegen zu reden“, sagt sie. „Heute sind die jungen Leute da ganz anders.“ Als Jürgen Sutterlüty das Unternehmen 1998 übernahm, war auch er einer von diesen „jungen Leuten“. Ein Visionär wie sein Vater, einer, der sich traut, die Dinge anzupacken, der Menschen inspiriert und mutig neue Wege geht. Doch er hatte auch seine ganz eigenen, moderne Ideen und Vorstellungen, wie das Unternehmen geführt werden und wie es sich entwickeln sollte.
Die ersten Jahre trug
Jürgen Sutterlüty
die Verantwortung für das Familienunternehmen allein.
Das Unternehmen wuchs beständig und Jürgen konnte sich verstärkt der strategischen Ausrichtung und der qualitativen Expansion zuwenden. 2011 schließlich wagte er einen großen Schritt, ganz besonders für ein familiengeführtes Unternehmen: Er bestellte zwei externe Geschäftsführer. So verteilte sich die Verantwortung auf mehrere Schultern, die erstmals in der Unternehmensgeschichte nicht einem Sutterlüty gehörten. Robert Beck übernahm die Ressorts Finanzen und Controlling, Personal und Organisation, IT und die Belange der Alois Hammerl Landbäckerei.
Alexander Kappaurer steuerte damals alle Werbe- und Marketingaktivitäten sowie den Einkauf. Ende desselben Jahres schied Robert Beck aus dem Unternehmen aus – seine Nachfolge trat Barbara Außerwöger an. Anfang 2015 verließ sie, die inzwischen geheiratet hatte und nun Boucek hieß, das Unternehmen auf eigenen Wunsch und kehrte zurück in ihre Heimat Oberösterreich. Tatkräftig unterstützt durch die erweiterte Geschäftsleitung mit Klaus Schwärzler als Leiter der Finanzabteilung, mit Einkaufsleiter Daniel Drechsel und Verkaufsleiter Region Stefan Benda bilden seitdem Alexander Kappaurer als Geschäftsführer und Jürgen Sutterlüty als Eigentümer die Spitze des Unternehmens.
Der eine visionär, temperamentvoll und impulsiv, der andere strukturiert, analytisch und detailgenau – so unterschiedlich Jürgen Sutterlüty und Alexander Kappaurer auch sein mögen, so gut ergänzen sie einander im beruflichen Alltag. Unterschiedliche Ansichten gelten zu lassen, Meinungsverschiedenheiten anzusprechen und auszudiskutieren und vor allem gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung seien im Grunde das ganze Geheimnis ihrer erfolgreichen Zusammenarbeitet, lautet der einstimmige Tenor. Verantwortung
Alexander Kappaurer, der zuvor bei einem Industriebetrieb tätig war,
kam 2004 direkt nach einem berufsbegleitenden Wirtschaftsstudium zu Sutterlüty. Zuerst im Einkauf und später in der damals neu gegründeten Marketing-Abteilung prägte er die Markenentwicklung des Bregenzerwälder Familienunternehmens maßgeblich mit. Heute verantwortet er als Geschäftsführer die Bereiche Marketing, Einkauf, HR und IT. In seiner frühen Jugend war der gebürtige Bezauer im Skisport erfolgreich. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte der damals 17-Jährige im Jahr 1987 – als Österreichischer Juniorenmeister im Super-G. Die Fähigkeit, analytisch zu denken, vorausschauend zu handeln, und der Wunsch, sich selbst und andere zu Höchstleistungen zu motivieren, zeichnen den ehemaligen Spitzensportler nach wie vor aus, als Geschäftsführer bei Sutterlüty genauso wie als Privatperson. Seine Freizeit verbringt Alexander Kappaurer auch heute noch sehr gerne auf Skiern, am liebsten mit seiner langjährigen Lebenspartnerin Barbara und der gemeinsamen Tochter Emilia – auch abseits der Piste, hier ist der ehemalige Tiefschnee-Europameister noch heute ganz in seinem Element.
Von der Spitze bis in die Märkte:
Die heutige Führungskultur bei Sutterlüty ist geprägt von Mitspracherecht, Eigenverantwortung und starken Teams. 26 Märkte von Schruns bis Lochau sind es im Jubiläumsjahr 2022, rund 700 Mitarbeitende im gesamten Unternehmen. Auch wenn Sutterlüty einer der größten Arbeitgeber des Landes ist, hat sich das Unternehmen die Nähe zu seinen Mitarbeitenden stets bewahrt. Wer bei Sutterlüty arbeitet, hat einen Namen und keine Nummer.
Der Austausch ist eng, zwischen dem Service-Center und den Marktmanager*innen genauso wie zwischen den Marktmanager*innen und ihren Teams. Da wie dort ist jedes Teammitglied eingeladen, nicht nur Hand anzulegen, wo es gefragt ist, sondern auch Entscheidungen zu treffen, wo es notwendig ist, Ideen einzubringen und so aktiv zur eigenen und zur Entwicklung des Unternehmens gleichermaßen beizutragen. Das gemeinsame Ziel? Die Marke Sutterlüty und das, wofür sie steht, in den Märkten erlebbar zu machen: Regionalität, Genuss und Nachhaltigkeit.
Jedes Teammitglied, ganz egal auf welcher Ebene
und in welchem Bereich, bestmöglich für seine Aufgaben zu rüsten und seine persönliche Entwicklung voranzubringen, das sind seit über zwanzig Jahren die Aufgaben der Sutterlüty Akademie. „Man lernt nie aus“ lautet das Motto der 1999 gegründeten hauseigenen Talentschmiede.
Die Idee zu einem internen Mitarbeiter*innen-Entwicklungsprogramm entstand bei einem Skitag mit Dr. Simon Bertl, damals Professor für Philosophie und Psychologie und ein langjähriger Freund von Jürgen Sutterlüty. Dr. Bertl erinnert sich: „Jürgen hatte erkannt, wie wichtig es ist, Mitarbeitende bestmöglich auf ihren Aufgabenbereich vorzubereiten. Und er wollte hier ein entsprechendes Angebot schaffen.“ Als er ihn, sozusagen beim Einkehrschwung, gefragt habe, ob er die Planung und den Aufbau so eines Programmes übernehmen würde, sei das nicht nur eine sehr spannende Aufgabe, sondern auch für Dr. Bertl selbst eine tolle Möglichkeit gewesen. Sutterlüty stellte Dr. Bertl neben einem eigenen Büro im Sutterlüty Service-Center in Egg auch die gesamte Infrastruktur des Unternehmens zur Verfügung. Dr. Bertl konnte unter diesen Voraussetzungen die Akademie und parallel dazu sein eigenes Unternehmen, das HRM Personal Institut, aufbauen. Im engen Austausch mit Jürgen Sutterlüty und dem Führungsteam entstand damals schon ein breit angelegtes Schulungsprogramm mit internen und externen Trainer*innen zu drei Schwerpunkten: Persönlichkeitsentwicklung, Fachwissen und Methodenkompetenz. Damals wie heute können sich Teammitglieder vom ersten Tag an in der Sutterlüty Akademie aus- und weiterbilden. Schon damals gab es drei bis zehn Veranstaltungen jeden Monat. 45 unterschiedliche Seminare stehen den jährlich rund 560 Kursteilnehmer*innen heute zur Verfügung. Vom Grundseminar für Neueinsteiger*innen bis zum Trainee-Programm, von Exkursionen zu Partnerbetrieben bis
zu Weiterbildungen zu ganz konkreten Feinkost- oder Verkaufsthemen oder zu Brandschutz, Erster Hilfe und vielem mehr reicht auch heute das breit gefächerte Aus- und Weiterbildungsangebot. Alle Mitarbeitenden, die sich persönlich und fachlich weiterentwickeln möchten, können sich zudem zu Genussbotschafter*innen, zu Sommeliers und Sommelièren, zu Mentor*innen und natürlich auch zu Führungskräften ausbilden lassen.
Das HRM Personal Institut hat sein Büro inzwischen in Bregenz und widmet sich in erster Linie der Personalsuche über regionale OnlinePlattformen in Österreich und Südtirol. Die Sutterlüty Akademie, wie sie Dr. Bertl gemeinsam mit Jürgen Sutterlüty aus der Taufe gehoben hat, besteht bis heute.
Seminar im herrlichen
Ambiente der Propstei St. Gerold im Großen Walsertal
Sich dafür zu interessieren, womit man es tagtäglich zu tun hat, hinter dem zu stehen, was man den Kund*innen zu bieten hat, und gut zu finden, wofür Sutterlüty als Arbeitgeber steht – das sind die idealen Voraussetzungen für eine Lehre in einem Ländlemarkt. Manch ein junger Mensch beginnt genau aus diesen Gründen seine Ausbildung gerade hier, für andere müssen sich erst Türen auftun und Einblicke in diese b’sundrige Genusswelt eröffnen. Dass das geschieht, dafür setzt sich Sutterlüty als Ausbildungsbetrieb in besonders hohem Maße ein. Kennenlerntage und gemeinsame Exkursionen, Lehrlingsmentor*innen in den Märkten, Nachhilfe, wo es nötig ist, und Lerntage am Lago Maggiore als Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung sind nur einige der Möglichkeiten, die Sutterlüty als Ausbildungsbetrieb nutzt, um seine Lehrlinge auf eine aussichtsreiche Zukunft im Lebensmitteleinzelhandel bestmöglich vorzubereiten. Zahlreiche Märkte dürfen nicht zuletzt deshalb seit vielen Jahren das Prädikat „Ausgezeichneter Lehrbetrieb“ führen. 80 Prozent der Lehrlinge nehmen diese Möglichkeit wahr und halten dem Unternehmen auch nach ihrer Ausbildung die Treue. Manche von ihnen über viele Jahre oder gar Jahrzehnte. So haben mehrere Mitglieder des aktuellen Führungsteams in den Märkten und auch im Service-Center eine Lehre bei Sutterlüty absolviert.
Gerade die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
ist für viele Teammitglieder ein wichtiges Thema – und das längst nicht mehr nur, weil rund 80 Prozent der Mitarbeitenden bei Sutterlüty Frauen sind. Die Möglichkeit, bis in die Führungsebene in Teilzeit zu arbeiten, auch als Vater in Karenz zu gehen oder in Form von Altersteilzeit dem Wunsch Folge leisten zu können, mehr Zeit für die Enkelkinder zu haben – alles ist möglich, und zwar für alle. Hier zeigen sie sich wieder, die Wurzeln des Bregenzerwälder Familienunternehmens, und sie sind heute so stark wie nie zuvor. Die Auszeichnung als „Familienfreundlicher Betrieb“ trägt Sutterlüty deshalb seit 2011 mit Stolz.
GF Alexander Kappaurer und Kathrin Bohlen, Leitung HR, anlässlich der Auszeichnung „Familienfreundlicher Betrieb 2022“
Die enge Verbundenheit zur Region
ist sicherlich einer jener Werte, die Sutterlüty ausmacht. Doch diese Liebe zur Heimat, zur traditionellen Genusskultur und zu dem, was sie hervorbringt, darf nicht verwechselt werden mit Engstirnigkeit oder ewig gestrigen Ansichten. Im Gegenteil. Bei Sutterlüty zeigt sich die Vielfalt der Region auch bei den Teammitgliedern. Hier findet jede*r einen Platz, an dem sie oder er sich wohlfühlt – ungeachtet der Herkunft, des Alters, der persönlichen Lebensweise oder ob er oder sie mit einer Beeinträchtigung lebt. Es gibt nur eines, worauf es ankommt: die Freude daran, Teil eines b’sundrigen Teams zu sein.
Alwin Meusburger war ein guter Schüler
und schloss mit vierzehn Jahren die Hauptschule ab. In dieser Zeit ging Melchior Sutterlüty zu Alwins älterer Schwester Irmgard „zur Schtûbat“ und fragte eines Samstagnachmittags den Vater hinter verschlossener Türe, ob er seine Tochter heiraten dürfe. Dem stimmte der Vater zu, allerdings unter der Bedingung, dass Melchior seinen Sohn Alwin in die Lehre nehme. Melchior habe sich Alwins Zeugnis angesehen, und am darauffolgenden Montag habe Alwin bei Kaspar Sutterlüty und seinen vier Söhnen die Bürolehre begonnen. Die Firma hatte damals – im Jahr 1961 – zwölf Mitarbeiter*innen, und am ersten Tag musste er gleich mit Kaspar sen. am Bahnhof „buchene 70er-Bretter hölzeln“. Allerdings durfte er auch die Papiere bearbeiten, und da Sägewerk und Laden noch lange beieinander waren, machte er bald für beide Geschäftsbereiche den Schriftverkehr und vor allem die gesamte Lohnverrechnung.
Nach der Trennung von Sägewerk und Lebensmittelhandel wurde Alwin Ulrich und den Märkten zugeteilt, so habe er anschließend unter Ulrich und Jürgen Sutterlüty weiter im Büro gearbeitet. Ganz nebenbei seien oft die Sutterlüty-Kinder im Büro gewesen und hätten gezeichnet, er habe die Zeichnungen abschließend benotet.
Mit Freude erinnert er sich, dass die Miss Vorarlberg 1994, Tamara Hiller, bei ihnen im Büro arbeitete. Als in diesem Jahr das Vieh vom Unteren Berg nach Schönebach getrieben wurde, seien Tamara und er zur Mithilfe abgestellt gewesen. Tamara sei immer nobel gekleidet gewesen, aber für den Viehtrieb sei sie von Marie-Luise mit dem besten Trachtenkleid ausgestattet worden und Ulrich habe sie in Schönebach voller Stolz in Empfang genommen – sein Viehtrieb mit der Miss Vorarlberg an der Seite seines Haflingers.
Alwin ist und war mit Leib und Seele Musiker, bei vielen Sutterlüty Festen war er fixer Teil des Abendprogrammes. Musikant*innen seien bekanntlich gesellige Menschen, und Kostverächter seien sie auch nicht. Im Jahr 2003 sei er nach einer Musikantenhochzeit der Polizei in die Arme geraten, man habe ihn aufgefordert „zu blasen“. Er habe seine Posaune aus dem Auto geholt und ein Stück gespielt. Aber das sei nicht gemeint gewesen, lacht er heute. Auf alle Fälle sei der Führerschein weg gewesen – und Jürgen Sutterlüty habe ihn gekündigt. Allerdings mit der Option, dass er nach einer Entwöhnung ohne Unterbrechung seines Dienstverhältnisses wieder in die Firma zurückkommen könne. Alwin war zu diesem Zeitpunkt schon 42 Jahre im Unternehmen; er sei nicht zornig gewesen, aber sehr, sehr traurig. Bis zum Ende des Jahres und der Kündigungsfrist habe er weitergearbeitet, im Jänner 2004 sei er in Maria Ebene zur Entwöhnung eingerückt und – schaffte es, bis heute, auch wenn er sich manchmal ein kleines Bier gönne. Nach seiner Entwöhnung habe Jürgen Wort gehalten und er habe zurückkehren können. Zuerst aber musste er noch etwas anderes tun: einen Sommer auf der Alpe verbringen. In Schröcken wurde für die Alpe Geiersberg ein Hirte gesucht, Alwin packte diese Chance am Schopf und wurde Älplar. Was er nie vergesse, sei der Besuch von Jürgen samt Familie in diesem Sommer.
Nach dem Alpabtrieb am 14. September sei er in das Unternehmen eingetreten, wie es Jürgen versprochen hatte. „Es war richtig, dass mich Jürgen kündigte, weil ich sonst immer weiter abgestürzt wäre, und zweitens hätte ich viel Schönes und Wertvolles nicht erlebt.“ Denn Alwin ging auch die folgenden sieben Sommer auf die Alpe, während des ersten Sommers schrieb er dort ein Buch, Der Hirte vom Geiersberg, das zweimal nachgedruckt werden musste.
„Ich mochte den Jürgen und mag ihn auch heute noch; ich freue mich immer, wenn ich ihn treffe“, sagt ein zufriedener Schuhmachars Alwin heute. Als er kam, hatte das Unternehmen zwölf Mitarbeiter*innen, als er ging: 560. Nach 46 Jahren im Unternehmen trat er 2007 seine Pension an.
Alwin Meusburger ist stets mit seiner Posaune vor Ort, hier bei der Eröffnung des Cityparks in Dornbirn 1984.
Chef-Besuch auf der Alpe Geiersberg; Bild aus dem Fotoalbum von Alwin Meusburger
An der Bregenzerache in Lauterach entsteht der Achpark
Der Achpark in Lauterach, nachdem er im Jahr 2013 neu eröffnet worden ist.
Der Achpark in Lauterach wurde am 1. Oktober 1998 feierlich eröffnet – Sutterlüty war mit einem 600 Quadratmeter großen Vorteilsmarkt und einem Restaurant dabei. Dieses Gewerbe- und Geschäftszentrum hat neben der außergewöhnlichen Architektur der Architekten Baumschlager/Eberle einen beeindruckenden Branchenmix zu bieten. Mit diesem Markt wurde nicht nur die serviceorientierte Nahversorgung in den Hofsteiggemeinden gesichert, sondern ebenfalls für die Großregion Bregenz. Zur Eröffnung wurde ein Achpark-Kurier an 125.000 Haushalte verschickt, die Eröffnungsangebote wurden in allen Märkten angeboten. Der Ländlemarkt im Achpark hatte damals schon täglich bis 19 Uhr und samstags durchgehend bis 17 Uhr geöffnet. Bereits ein knappes Jahr später konnte dieser Sutterlüty Markt auf tausend Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert werden; im Jahr 2003 wurde die Verkaufsfläche nochmal auf insgesamt 1.436 Quadratmeter vergrößert. Beim großen Umbau im Jahr 2013 schließlich wurde der Markt komplett erneuert und den Sutterlüty Ladenbau-Standards angepasst.
* Eröffnung am 1. Oktober 1998 im Gewerbe- und Geschäftszentrum Lauterach Achpark
* Vergrößerung der Verkaufsfläche im Jahr 2003 auf über 1.400 Quadratmeter
* Umbau im Jahr 2013
1999
Die neue Firmenzentrale in Egg-Mühle
Nach dem schrittweisen Ende der Traditionsfirma Capo, die sich in der Nähe der damals bestehenden Sutterlüty Zentrale befand, konnte Sutterlüty das gesamte Ostgebäude erwerben. Das bestehende Bürogebäude in Egg Hub platzte zu diesem Zeitpunkt bereits aus allen Nähten. Das ehemalige Capo-Gebäude wurde umfangreich saniert und zu einer bis heute attraktiven Firmenzentrale umgebaut. Architekt Hermann Kaufmann und sein Team schufen modernste Büroräume in einem alten, schützenswerten Industriegebäude oberhalb von Egg.
Oberhalb von Egg mit einem schönen Ausblick auf die Berge befindet sich seit 1999 die Firmenzentrale der Sutterlüty Handels GmbH; Umbauplanung von Hermann Kaufmann.
Hoch gelobt und seiner Zeit voraus: Bludesch
Als viele kleine Nahversorger am Markt nicht mehr bestehen konnten und selbst größere Filialisten kleine Märkte schließen mussten, entschied sich Jürgen Sutterlüty, in Bludesch einen neuen Weg zu gehen. Er entwickelte ein innovatives Konzept, das es ermöglichte, auf einer kleinen Fläche ein beeindruckendes Warensortiment zu präsentieren, den Markt aber mit Fokus auf Selbstbedienung (SB) mit deutlich weniger Mitarbeiter*innen zu betreiben. Das Erfolgsrezept hieß „Frische in vorbereiteter Bedienung“ und sollte die Nahversorgung im ländlichen Raum zugleich sichern und revolutionieren. Ein stimmiges Ambiente, ansprechende Warenpräsentation und Frische ausschließlich in Selbstbedienung lautete die Devise. Brot und Gebäck wurde in einem SB-Regal angeboten. Fleisch, Wurst und Käse wurden in gängigen Portionsgrößen abgepackt und in eigens dafür vorgesehenen Kühlmöbeln präsentiert. Die gewohnt große Auswahl an regionalen Produkten blieb auch in SB erhalten. Dieses Konzept wurde vom Branchenmagazin „Cash“ im November 1999 zur Coverstory auserkoren und mit viel Lob und Anerkennung vorgestellt, worüber man sich bei Sutterlüty sehr freute.
Innovative Ideen und Konzepte sind nicht immer von sofortigem Erfolg gekrönt. So war es auch bei Sutterlüty in Bludesch. Obwohl dieses SBFormat innerhalb der Branche viel Anerkennung fand, war es seiner Zeit voraus und wurde eingestellt. Sutterlüty profitiert allerdings bis heute von diesem Pilotversuch. Brot und Gebäck sowie auch Käse werden in den Ländlemärkte seit Jahren in SB bzw. in vorbereiteter Bedienung angeboten. Seit Kurzem wird in einigen kleinen Märkten ein SB-Konzept getestet, das dem von damals zum Verwechseln ähnlich ist. Heute nehmen die Kund*innen dieses Angebot gern in Anspruch. Die Zeit scheint nun –über zwanzig Jahre später – reif zu sein.
Ingo Metzler
war zehn Jahre alt, als ihm sein
Onkel
aus Andelsbuch die trächtige Jungziege Rosa schenkte. Die Ziege warf bald zwei Kitzlein, zwei weibliche Kitze. Die drei Ziegen pflanzten sich mithilfe von Nachbars Ziegenbock weiter fort. Wie es sich für einen Jungbauern gehörte, molk Ingo Metzler die Ziegen; seine Mutter verarbeitete die anfallende Milch in der Küche zu Ziegenkäse für den eigenen Verzehr.
Weil im Laufe der Zeit die Ziegenherde immer größer wurde, nahm auch die Menge an Ziegenmilch und die des damit produzierten Ziegenkäses entsprechend zu. So stellte sich alsbald die Frage: Was tun mit der immer größer werdenden Ziegenherde und dem Ziegenkäse? Ingos Vater Hans hatte wenige Jahre zuvor einen neuen Schweinestall gebaut, aber inzwischen waren die Ferkelpreise am Boden. So wurde kurzerhand der Schweinestall geräumt und die Ziegen zogen ein. Ingo Metzlers Vater war wie der Vater von Jürgen Sutterlüty im Egger Gesangsverein. Bei einem Reiseachtele habe Ulrich Sutterlüty seinen Vater ins Visier genommen und ihm erklärt, er suche einen Ziegenkäselieferanten – und nach diesem Gespräch hatte er ihn gefunden. Der Ziegenkäse fand bei den Kund*innen von Sutterlüty Gefallen, schon bald musste die ehemalige Stickerei im Bauernhaus der Familie Metzler zu einer kleinen Sennerei für den Ziegenkäse umgebaut werden – eine jahrzehntelange Partnerschaft wurde begründet. Ein paar Kühe hatte die Familie Metzler im Stall behalten, und das war gut so, denn eines Tages sei Ulrich Sutterlüty vorgefahren und habe von Kund*innen-Wünschen nach einem milderen Ziegenkäse berichtet. Also wurde fortan die Kuhmilch zusammen mit der Ziegenmilch verarbeitet. Ein benachbarter Schreiner habe Holzkisten angefertigt, um den Ziegenkäse in die Märkte auszuliefern. Auf jedes zweite Käsestück sei ein kleiner Zettel mit dem Namen der Familie gelegt worden, weil schon Ulrich stolz auf seine Heimat war und auf regionale Produkte viel Wert legte.
Ingo Metzlers Ziegen mögen es gerne in Gesellschaft, auch mit Menschen.
Das Sortiment von Ingo Metzler wird im Markt hervorragend präsentiert.
Als Jürgen ins Unternehmen kam und die Partnerschaft mit der Familie Metzler fortführen und weiterentwickeln wollte, wurde im Keller des neuen Wohnhauses eine neue Sennerei eingerichtet. Das hieß aber auch, dass die Wertschöpfung gesteigert werden musste. Von zehn Litern Milch blieben nämlich neun Liter Molke über, und die hatte es in sich. Schon der griechische Arzt und Philosoph Hippokrates habe bei der Molke vom „heilenden Wasser der Milch“ gesprochen. Jürgen und Ingo hätten mit Josef (Seppl) Waldner einen gemeinsamen Freund gehabt, der in der Drogerie Mitterberger Kosmetikprodukte herstellte. Mit ihm gemeinsam hätten sie mit der Molke einen Badezusatz und ein Duschshampoo kreiert und in den Sutterlüty Märkten angeboten – mit Erfolg. Damals sei der Ruf nach Regionalität immer lauter geworden und traf genau Jürgen Sutterlütys Unternehmensphilosophie. So erhielt Ingo Metzler im neu erbauten Sutterlüty Ländlemarkt in Lustenau einen ganzen Meter sehr gut platzierten Regalplatz für die mittlerweile angewachsene Produktpalette. Die naturnahen Pflegeprodukte aus Egg waren gefragt, bis heute, und gehören längst zum Standardsortiment in allen Sutterlüty Ländlemärkten.
Mittlerweile produziert Ingo Metzler mit seinen drei Söhnen, fast 40 Mitarbeiter*innen, 18 Kühen und 100 Ziegen in einem Vorzeige- und Besucherstall in Egg dreißig verschiedene Ziegenkäse und fast 200 Molkepflegeprodukte. Mit dem Konzept des Bauernmarktes in seinen Sutterlüty Märkten habe Jürgen Sutterlüty für sie nicht nur ein Schlagwort geboten, sondern tatsächlich diesen Gedanken in die Realität umgesetzt. Ulrich Sutterlüty habe ihnen mit einem offenen Ohr und einem wohlwollenden und äußerst korrekten Miteinander in und aus den Kinderschuhen geholfen. Jürgen habe die Idee der Direktvermarktung in den Märkten professionalisiert und es auch verstanden, sein Team, seine Mitarbeiter*innen, von der Regionalität und von naturnahen Produkten zu überzeugen. Dass das Zusammenarbeiten mit vielen kleinen Produzenten mühsamer sei, versteht sich für Ingo Metzler von selbst, aber eine verlässliche, jahrzehntelange Partnerschaft sei halt auch nicht selbstverständlich. So seien sie nicht nur Partner, sondern auch gegenseitig Unterstützer und Begleiter in einer Region, in der das wichtig war und wichtig ist, lässt Ingo Metzler keinen Zweifel an dieser Partnerschaft.
Das architektonisch prämierte Wirtschaftsgebäude, natürlich in Holz, von Ingo Metzler in Egg/Bruggan
In modernen Wirtschaftsräumen wird unter strengen hygienischen Vorschriften kundengerecht produziert und verpackt.
Ingo Metzler ist stolz auf seinen Betrieb, seine Produkte und seinen langjährigen Vertriebspartner Sutterlüty.
Einzug in die Grafenstadt
Hohenems
Bis im Jahr 2021 ist der Sutterlüty Ländlemarkt in Hohenems im Suterpark zu finden. Der von HK Architekten entwickelte Baukörper besticht durch seine Holzfassade und die geschwungene Form.
Am 29. November 2001 zog Sutterlüty mit einem Markt in den Suterpark in der Grafenstadt Hohenems ein. 2009 fiel der Suterpark der Spitzhacke zum Opfer – Sutterlüty konnte an dieser Stelle ein neues Gebäude mit einem topmodernen Markt realisieren, den die Architekten rund um Hermann Kaufmann zu einem ganz besonderen Holzbaukörper formten. Beim Eingang des neuen Ländlemarktes wurde eine Steinskulptur mit dem klingenden Namen „Windhauch“ von Albrecht Zauner platziert. Die Skulptur dokumentiert den Markenkern des Bregenzerwälder Traditionsunternehmens und ist eine Reminiszenz an die Bregenzerwälder Tracht, die Juppe. Die Idee einer weißen Juppe in Bewegung fand bei Jürgen Sutterlüty sofort großen Anklang.
* Eröffnung Suterpark am 29. November 2001 in der Grafenstadt Hohenems
* Neubau und Umzug im Jahr 2010
* Der Ländlemarkt Hohenems wurde mit dem Vorarlberger Holzbaupreis ausgezeichnet
* Umzug in die Nachbarschaft – im Jahr 2021 entstand ein neuer Ländlemarkt im Emspark
Es ist kein
Geheimnis,
dass schon seit Jahrzehnten in Vorarlberg ein Verdrängungswettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel stattfindet, der sich immer wieder in erbitterten Kämpfen um Marktflächen manifestiert. So auch in Hohenems.
Bis es am 29. November 2001 zur feierlichen Eröffnung des Suterparks kommen konnte, mussten viele Steine aus dem Weg geräumt werden, wofür viel Engagement, Risiko und auch Kosten seitens Sutterlüty von Nöten waren.
Die Familie Suter betrieb an diesem Standort seit vielen Jahren erfolgreich ein Möbelgeschäft. Als dieses eingestellt werden sollte, kam das Jürgen Sutterlüty zu Ohren – und auch, dass Spar an diesem Standort Interesse zeige und die Verträge so gut wie abgeschlossen seien. Jürgen war darüber sehr irritiert, weil sein damaliger Großhandelspartner Spar mehrfach zum Ausdruck gebracht hatte, dass selbständigen Spar-Kaufleuten an neuen Standorten gegenüber Eigenfilialen der Vorzug gegeben werde. Kurze Zeit später wandte sich die Familie Suter an Sutterlüty mit dem Hinweis, dass sie sich von ihrem Verhandlungspartner unfair behandelt fühle. Jürgen Sutterlüty nutzte die sich bietende Chance und konnte innerhalb kürzester Zeit einen Vertragsabschluss mit Fritz Suter erzielen. In der Folge wurde im Erdgeschoß eine Eigentumsfläche für einen Lebensmittelmarkt errichtet und erfolgreich eröffnet.
Der Markt entwickelte sich in Folge sehr gut, bis die Sutterlüty Handels GmbH von der Betreiberfamilie einer Bäckerei und von zwei Supermärkten in Hohenems auf Einhaltung der Verkaufsflächen nach dem Vorarlberger Raumplanungsgesetz geklagt wurde. Daraus entwickelte sich eine mehrjährige, kostspielige Prozessangelegenheit. Während dieses Rechtsstreits musste der Markt mehrfach adaptiert, umgebaut und angepasst werden – nicht zuletzt, weil verschiedene Gerichte zu unterschiedlichen Auslegungen dieser komplexen Rechtsmaterie kamen.
Schlussendlich konnten sich die Kläger beim Verwaltungsgerichtshof durchsetzen. Die Sutterlüty Handels GmbH wurde nach der Warengruppenverordnung der Stadt Wien – nicht der des Landes Vorarlberg – verurteilt, obwohl die Behörden im Land den Markt zuvor nach dem Vorarlberger Raumplanungsgesetz positiv beschieden hatten.
Dieses Urteil traf Sutterlüty in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. Die Prozess- und Strafkosten beliefen sich zuletzt auf über 800.000 Euro, zuzüglich der Umbau- und Adaptierungskosten am Standort. Als dann auch noch die Firma Suter Konkurs anmelden musste, standen im Suterpark schlagartig drei Obergeschoße mit 5.000 m2 Verkaufsfläche leer, was einen denkbar negativen Effekt auf den per Gericht leistungsreduzierten Supermarkt im Erdgeschoß hatte – trotz des attraktiven Standorts. Aber Aufgeben war nie die Devise von Jürgen Sutterlüty.
Nach einem Verhandlungsmarathon mit der betroffenen Bank der Familie Suter konnte Sutterlüty das gesamte Objekt erwerben. Nach weiteren, mehr als zwei Jahre andauernden Verhandlungen mit dem Land Vorarlberg wurde auch mit Landeshauptmann Sausgruber und dessen Raumplanungsabteilung eine Einigung für einen Neubau erzielt.
Hermann Kaufmann und sein Team entwickelten ein bahnbrechendes Holzgebäude mit allen Raffinessen der Nachhaltigkeit. Mit der Familie Eybl als Mieter – damals Österreichs Marktführer im Sporthandel – konnte am 21. Oktober 2010 eine große gemeinsame Eröffnung mit Intersport Eybl gefeiert werden. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Firma Intersport Eybl in den darauffolgenden Jahren wurde diese 2013 an die englische Sports-Direct-Gruppe verkauft, was zu einem dramatischen Geschäftsrückgang führte, weil die Vorarlberger Kund*innen den Wechsel von einem Qualitäts- zu einem Billiganbieter im Sporthandel nicht akzeptierten. Die rückläufige Frequenz blieb auch für den Markt im Erdgeschoß nicht ohne Konsequenzen.
Wieder stellte sich die Frage: Wie weiter? Der Projektentwickler ZIMA beabsichtigte mit der Entwicklung des neuen Betriebs- und Industrieareals „Im Schlatt“ das benachbarte McDonald’s-Restaurant neu zu errichten und gleichzeitig das Fachmarktzentrum beim Kreisverkehr an der Autobahn zu erweitern. Für die Umsetzung und zur Entlastung des bestehenden Verkehrsnetzes plante die ASFINAG gemeinsam mit dem Land
Vorarlberg und der Stadt Hohenems eine neue, „doppelhüftige“ Anbindung über einen neuen, größeren Kreisverkehr. Dazu bedurfte es wiederum der Zusage von Sutterlüty. Diese Chance nutzte das Unternehmen, um seinen Ländlemarkt in die erste Reihe direkt am Kreisverkehr zu platzieren. Für den Standort beim ehemaligen Suter-Markt wurde eine neues, attraktives Gastronomie-Konzept entwickelt – die geeigneten Betreiber waren bereits gefunden, wofür mit der Stadt und dem Land Vorarlberg Einigkeit bestand. Dann kam Covid-19 und die verschärften Finanzierungsrichtlinien der Banken waren eine unüberwindbare Hürde für die Betreiber. So musste wiederum ein neuer Weg mit Stadt und Land gesucht werden, um die Handelsflächen zu nutzen. Mit dem erfolgreichen Vorarlberger Intersport-Händler Fischer aus dem Montafon konnte kurze Zeit später ein neuer, attraktiver Mieter gefunden werden. Zudem sollen dort zukünftig ein Müller-Drogeriemarkt und ein Gastronomiebetrieb angesiedelt werden. Mitte 2023 ist nach Umbauarbeiten die Eröffnung geplant. Der Sutterlüty Ländlemarkt Hohenems wird zu diesem Zeitpunkt bereits sein zweijähriges Bestehen am neuen Standort im Emspark feiern. Dass die von ASFINAG, Land und Stadt zugesagte Verkehrslösung bis heute nicht errichtet wurde, hängt mit einem Veto von Bundesministerin Gewessler zur erneuten Prüfung aller Straßenprojekt in Österreich zusammen.
Die Geschichte dieses Standortes zeigt exemplarisch, mit welchen Risiken und Herausforderungen eine Projektentwicklung verbunden und welches Engagement notwendig ist, um sich an einem Standort zu behaupten. Intensive Jahre des Nachdenkens, des Entscheidens, des Verhandelns, des Präsentierens, des Adaptierens verbunden mit unzähligen Terminen bei Anrainer*innen, Bürgermeister*innen, Landesrät*innen, Landeshauptleuten und vielen Beamten machen erst den Weg frei für konkrete Planungen und bauliche Umsetzung, die mit der Eröffnung nach Jahren ihren krönenden Abschluss finden. Diese Standortgeschichte zeigt auf, mit welchem Aufwand ein neues Projekt verbunden sein kann, und steht beispielhaft für die vielen erfolgreichen Projekte von Sutterlüty. All jene, bei denen das nicht gelungen ist, zeugen nicht von weniger Engagement, aber manchmal von weniger Glück oder von einem nicht von Erfolg gekrönten Projektabschluss in einem umkämpften Wettbewerbsumfeld. Dabei sollen Regionalität, Partnerschaft, Innovation und Handschlagqualität die Grundlage des Handelns von Sutterlüty bleiben.
In Weiler wird ein Prototyp gebaut
Weiler war der Prototyp einer ganzen Reihe neuer Märkte und wurde wie viele andere Märkte auch vom renommierten Holzbauarchitekten und Holzbaupionier Hermann Kaufmann geplant. „Erlebnis Einkaufen“ war die Anforderung, und gerecht wurde man dem mit der Idee der Markthalle. Großzügige Glasfronten, hell, hoch und luftig mit Sicht nach außen – und das alles wurde natürlich mit Holz gebaut. Architekt Hermann Kaufmann suchte und fand eine Architektursprache, die die Unternehmensphilosophie baulich zum Ausdruck brachte: regional, transparent und ehrlich, nachhaltig und innovativ.
* Eröffnung vom Ländlemarkt Weiler am 28. November 2002
* Neueröffnung nach Umbau im Jahr 2015
* Eröffnung Gusto nach Komplettumbau 2016
Hermann Kaufmann
Wer die Geschichte des Unternehmens und die gebauten Märkte kennengelernt hat, hat zugleich eine große Vielfalt kennengelernt. Für Ulrich Sutterlüty war Architektur ein Anliegen und er versuchte immer wieder Neues. Für ihn war Architektur aber eher ein Ausdruck seines eigenen Geschmacks. Für Jürgen Sutterlüty war klar, Architektur ist eine Sprache und trägt die Idee des Unternehmens nach außen. Holz sollte das tragende Element der Märkte sein. Schon beim Neubau des Kirchparks in Lustenau 1998 waren die Holzbaustatiker gefordert; eine Hochgarage und ein über achtzehn Meter auskragendes Dach sollten in Holzbauweise errichtet werden. Was anfänglich vor allem das äußere Erscheinungsbild ausmachte, sollte sich auch im Kern der Märkte zeigen.
Seit 2001 setzte Sutterlüty dann bei allen Um- und Neubauten so konsequent wie möglich auf Holz und andere umweltfreundliche Materialien und Technik. Was immer möglich, blieb an Aufträgen für die Gewerke in der Region, heute ist Sutterlüty gar nicht mehr anders zu denken als in Holzbauweise. Einer der langjährigen Begleiter dieser Gebäude war der renommierte und für seine Holzbaukunst vielfach ausgezeichnete Bregenzerwälder Architekt Hermann Kaufmann, der schon den Markt in Weiler neu erdacht hatte, der über Jahre zum Leitmarkt für weitere neue Standorte wurde.
Gemeinsam mit Jürgen Sutterlüty sei er nach Holland und England gereist, um vor allem die Entwicklung im Innenbereich zu studieren. Dabei sei er in eine Welt und eine Atmosphäre eingetaucht, die vorher nie so intensiv seine gewesen sei. Die Idee des „Supermarket“ hieß, in einen offenen Markt einzutreten, der schon beim Eingang wie ein richtiger Markt aussehe, mit Obst, Gemüse, Düften und einer Bedienzeile, mit Menschen, mit denen geredet werde. Dabei sei auch die Idee für das Gusto entstanden: eine Möglichkeit für den schnellen Einkauf und das Genießen vor Ort, ohne sich durch die Regale schlängeln zu müssen. So
„Der Handel ist ihr Leben, unser Leben ist die Architektur, und da müssen wir eine Brücke bauen, auf der wir uns treffen“, erläutert Hermann Kaufmann.
modellierten Hermann Kaufmann und Jürgen Sutterlüty gemeinsam die Bedienzeilen und kümmerten sich um die Inneneinrichtung. So wie die Architektur dem Gebäude außen ein Gesicht gebe, einen Ausdruck verleihe, der unverwechselbar und wie ein Gesicht einzigartig sei, so zeige sich auch im Inneren das Gesicht des Marktes. Letztlich sei jede Marktarchitektur neben der passenden Antwort auf das Umfeld eine Mischung aus rationaler Herangehensweise und Kreativität und Intuition. Oft sei es auch ein Versuchen und damit ein Wagnis, aber das erlaube diese Qualitätsschiene. Holz aber sei und bleibe wohl die Klammer.
Er bewundere an Jürgen Sutterlüty, wie er sich hineingelebt habe, welchen Weitblick er habe, wie er wisse, was rundherum läuft, wie wissbegierig er sei. Statt beim etablierten Beton mit Blechverkleidung zu bleiben, sei er über den Zaun gesprungen und habe Holz für die Marktarchitektur etabliert. Zweifellos habe er in Vorarlberg in der Märktearchitektur die Benchmark gelegt, das habe einen architektonischen Qualitätsschub nach sich gezogen, wovon wieder die Vorarlberger Holzbaukunst profitiere.
„Architektur muss die Unternehmensphilosophie nach außen tragen“ ist der Anspruch des HK ArchitektenTeams. (Foto: Angela Lamprecht)
Die Gartenstadt Dornbirn bekommt den Kehlerpark
Nach dem Brand 2012 muss der Markt abgerissen und neu errichtet werden, bevor er in neuem Glanz erstrahlen und sich hoher Beliebtheit erfreuen kann.
Der Sutterlüty Ländlemarkt im Dornbirner Kehlerpark war ein Projekt von Günther Schertler und seinem Unternehmen, der i+R-Gruppe. Günther Schertler habe Jürgen Sutterlüty sehr beeindruckt: „Mit ihm konnte man Geschäfte per Handschlag besiegeln. Er war entscheidungsfreudig und stand zu seinem Wort.“ So sei mit ihm ein einziger Termin nötig gewesen, um den Abschluss zu tätigen und das Marktlokal zu erwerben.
* Eröffnung am 27. November 2003 in Dornbirn Kehlerpark
* verheerender Brand durch Brandstiftung am 15. Juni 2012, der Ländlemarkt wird komplett zerstört
* Wiedereröffnung am 29. November 2012
Teil B
SCHRUNS. Ein 40-jähriger Mann wurde am Samstag bei einem Absturz mit dem Paragleiter unbestimmten Grades verletzt. Wie die Polizei mitteilte, war der Mann gegen 11 Uhr bei der Bergstation der Hochjochbahn gestartet. Zwei Stunden später stürzte er beim Landeanflug aus rund zehn Metern Höhe ab. Der Mann aus Muntlix schlug auf einer Wiese auf und zog sich dabei Rückenverletzungen zu. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber ins LKH Feldkirch gebracht. Die Absturzursache war vorerst nicht bekannt.
Wahlvrschpreacha hoaßt nur, dass sich dπRedner vrschprocha hond.
DAS I-TÜPFLE VON GABI FLEISCH
Schweizer beim Klettern verletzt Lenkerin mit 3,9 Promille in Tirol
MITTELBERG. Ein 42-jähriger Alpinist aus Zürich hat sich am Samstag in Mittelberg bei einer Klettertour schwer verletzt. Nachdem sich gegen 15.30 Uhr während seines Abstiegs von der Kanzelwand einSteingelösthatte,kamder Schweizer zu Sturz und zog sich schwere Fußblessuren zu. Er wurde laut Polizei mit dem Rettungshubschrauber Christophorus 8 geborgen und zur Behandlung in die Klinik nach Immenstadt geflogen.
PRUTZ. Mit nicht weniger als 3,9 Promille Alkohol im Blut ist am Samstag eine Slowakin in Prutz im Tiroler Bezirk Landeck mit ihrem Auto unterwegs gewesen. Die 37-Jährige hatte auf dem Parkplatz eines Geschäfts ein anderes Fahrzeug gestreift. Ein Zeuge beobachtete dies und hinderte die Frau am Weiterfahren, indem er den Fahrzeugschlüssel abzog. Der betrunkenen Frau wurde der Führerschein abgenommen. Zudem wird sie angezeigt.
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Ermittlungen nach Großbrand am Freitag laufen. Kriminalamt vermutet Vandalenakt.
DORNBIRN. Der Schock sitzt immer noch tief. Am späten Freitagnachmittag wurde die Sutterlüty-Filiale im Dornbirner Kehlerpark durch einen Großbrand zerstört. Doch nicht etwa ein technischer Defekt löste das Feuer in dem im November 2003 eröffneten Markt aus, sondern „menschliches Zutun“, wie Helidor Seitlinger vom Landeskriminalamt (LKA) bereits am Samstag klarstellte. Auch gestern waren sich die Beamten sicher, dass es Brandstiftung war. „Allerdings gehen wir derzeit nicht von einem gezielten Angriff gegen die Firma Sutterlüty, sondern von einem Vandalenakt aus“,
PFUNDS. Eine weidende Kuh hat Sonntagvormittag zwei Männer in Pfunds im Tiroler Bezirk Landeck attackiert und einen dabei verletzt. Ein Landwirt und sein 25-jähriger Sohn waren mit dessen beiden Kindern auf eine Weide am Vorderkobl gegangen. Dort befanden sich einige Kühe des 47-Jährigen, aber auch jene des Nachbarn. Eine von ihnen ging plötzlich auf den 25-Jährigen los. Als sein Vater dazwischengehen wollte, stieß ihn das Vieh zu Boden und ließ nicht von ihm ab. Er wurde von Familienangehörigen erstversorgt und ins Tal gebracht. Ein Hubschrauber flog ihn ins Krankenhaus Zams.
Die Sutterlüty-Filiale wurde durch den Brand völlig zerstört.
erklärt Andreas Bilgeri vom LKA auf VN-Anfrage. Genaueres werden die Ermittlungen der nächsten Tage zeigen. Dabei hoffen die Beamten auf die Mithilfe von Augen-
Ein Großaufgebot der Feuerwehr Dornbirn war bei dem Brand am späten Freitagabend im Einsatz.
„Versehentlich“ erlegter Adler sorgt für Aufsehen
zeugen und Passanten. Auch die Lebensmittelkette Sutterlüty erwartet sich neue Erkenntnisse und hat deshalb für zweckdienliche Hinweise eine Belohnung von 5000
Die starke Rauchentwicklung erforderte schweren Atemschutz.
Die Feuerwehr lobte das Verhalten unseres Marktleiters.
JÜRGEN SUTTERLÜTY
Euro ausgesetzt – bislang ohne Erfolg. „Die Hinweise ausderBevölkerungfielen am Wochenende relativ mager aus“, so Bilgeri. Derzeit gäbe es keinen konkreten Hinweis auf den oder die Brandstifter, die um 17.50 Uhr im Regal mit Klopapier den Brand legten bzw. verursachten. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich rund 15 bis 20 Kunden im Geschäft.
Und es ist wohl dem Verhalten des Marktleiters André Sutterlüty zu verdanken, dass weder Kunden noch Mitarbeiter verletzt wurden. „Er hielt sich genau an den Notfallplan und evakuierte nach einem Löschversuch das Geschäft samt Personalräumen und Büros im Obergeschoß“, berichtet Jürgen Sutterlüty im Gespräch mit den VN und ergänzt, dass auch die Feuerwehr das Verhalten seines Marktleiters lobte. Der Chef der Handelskette wird nun mit Fachleuten über die Zukunft der Filiale, die mehrere Monate geschlossen bleiben wird, entscheiden. Heute früh soll es einen Termin geben, bei dem verschiedene Szenarien wie ein Abbruch besprochen werden. Parallel dazu sucht das LKA weiter nach dem Täter.
Als das Feuer ausbrach, waren 15 bis 20 Kunden im Geschäft. ANDREAS BILGERI, LKA
Die Vorarlberger Nachrichten berichten am 18. Juni 2012 sehr umfassend über den Brand im Kehlerpark und das Lob der Einsatzkräfte für das vorbildliche Verhalten des Marktleiters, der Schlimmeres verhinderte.
Um ein Rehkitz zu schützen, habe ein Jäger im Ötztal den Steinadler mit einem Schuss vertreiben wollen.
VENT. Ein von einem Tiroler Jäger „versehentlich“ erlegter Steinadler sorgt im Ötztal für Aufsehen. Ein Bergführer, der vergangenen Mittwoch mit einer deutschen Wandergruppe bei Vent unterwegs gewesen war, hatte den Vorfall beobachtet. Seinen Angaben gegenüber „ORF Radio Tirol“ nach sei das auf einem Felsvorsprung sitzende Tier nach einem Schuss plötzlich tot heruntergefallen. Zuvor habe der Steinadler noch Kreise über der Gruppe gezogen. Nach dem Vorfall seien zwei Jäger beobachtet worden, als sie ein Gewehr in einem Auto verstauten, schilderte der Bergführer. Er sei auf die Männer zugegangen und habe sie darauf ange-
sprochen. Nachdem sich die Weidmänner aber so verhielten, als hätten sie nichts mit der Sache zu tun, verständigte er die Polizei. Gegenüber den Beamten habe der Schütze angegeben, das Fiepen eines am Boden liegenden Rehkitzes gehört zu haben. Um das Jungtier zu schützen, habe er den Steinadler mit einem Schuss vertreiben wollen. Seiner Aussage nach sei es nicht beabsichtigt gewesen, den Greifvogel zu treffen. Vielmehr sei die Kugel am Felsen neben dem sitzenden Adler abgeprallt, weshalb dieser vom Querschläger getötet worden sei. Um die Schuldfrage zu klären, werde sowohl bei der Staatsanwaltschaft und bei der Bezirkshauptmannschaft Anzeige erstattet. Da es sich beim Steinadler um ein geschütztes Tier handelt, muss der Jäger, wenn er den Adler bewusst erlegt hat, mit einer Geldstrafe von mehreren Tausend Euro und dem Verlust der Jagdkarte rechnen.
LATERNS. Auf der Laternser Straße ereignete sich am Samstag gegen 18 Uhr ein schwerer Verkehrsunfall. Ein 29-jähriger Mann aus Thüringen fuhr mit seinem Quad in Richtung Furkapass. Als er versuchte, einen Pkw zu überholen, geriet er von der Straße ab. Sein Fahrzeug überschlug sich und kam vor dem überholten Pkw zu liegen. Der schwer verletzte Quad-Fahrer wurde ins LKH Feldkirch geflogen. Die Straße war eine Stunde gesperrt.
Die Firma Sutterlüty hat für zweckdienliche Hinweise zur Ergreifung des Täters bzw. der Täter eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. Hinweise nimmt das Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 059133/803333 entgegen.
18-jähriger Alkolenker hat keinen Führerschein
GAISSAU. Ein alkoholisierter 18-jähriger Pkw-Lenker ist gegen 3 Uhr in der Nacht auf Sonntag in Gaißau schwer verunglückt. Der junge Mann prallte auf der Rheinstraße in Richtung Zollamt vermutlich aufgrund überhöhter Geschwindigkeit gegen ein geparktes Fahrzeug, woraufhin sich der Wagen des Burschen überschlug und auf dem Dach liegen blieb. Er konnte sich selbst aus seinem zerstörten Fahrzeug befreien. Der 18-Jährige, der laut Auskunft der Polizeiinspektion Höchst keinen Führerschein besitzt, kam mit leichten Verletzungen davon. Ein Alkotest ergab 1,38 Promille. An beiden Fahrzeugen entstand erheblicher Sachschaden.
BEZAU. Ein jugendlicher Motocrossfahrer wurde bei einem Unfall am Sonntagnachmittag unbestimmten Grades verletzt. Der 16-Jährige kam nach dem Sprung über eine Geländekante auf einer Wiese in Bezau zu Sturz. Durch den Aufprall verlor er den Helm und er musste mit dem Hubschrauber ins LKH Feldkirch geflogen werden.
Das Auto des Unfalllenkers
auf dem Dach liegen.
Ein Pas de deux: Schritte zu zweit
„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen.“ aus China
Ulrich Sutterlüty war von Anfang an, seit 1957, seit der Gründung der Spar Vorarlberg, selbständiger Spar-Kaufmann mit dem Familienunternehmen Sutterlüty und über dreißig Jahre lang im Landesvorstand der Handelsorganisation. Die Idee dahinter war die Zusammenarbeit von selbständigen Kaufleuten mit gemeinsamem Einkauf und anderen Unterstützungsleistungen unter einem gemeinsamen Markendach.
Und genau daran scheiterte die weitere Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Sutterlüty: Die Spar-Organisation war für ein selbständiges, innovatives und mit vielen Lieferanten partnerschaftlich agierendes Unternehmen nicht mehr der richtige Partner.
Durch die strategische Entscheidung für lokale, kleine Zulieferbetriebe mit direktem Einkauf und gemeinsamer Entwicklung und die Generierung eines damit verbundenen eigenen Marketings mit vollen unternehmerischen Strukturen im Hintergrund waren die doppelten Kosten für Sutterlüty nicht mehr tragbar. Spar hatte als Organisation keinen Platz für einen Kaufmann als Mehrfilialbetrieb. Das System des filialisierten Kaufmannsbetriebs ist in Deutschland sowohl bei Rewe als auch bei Edeka praxiserpobt. Das war ein Mitgrund dass Sutterlüty zum wechsel zu Rewe entschieden hat. Die finale Entscheidung wurde letztlich von beiden Unternehmen getroffen: Der eine gab nicht nach und der andere konnte nicht mit diesen Bedingungen unter dem gemeinsamen Dach bleiben.
Die Rewe-Group befand sich zugleich in einem harten Wettbewerb mit den beiden anderen großen Lebensmittelketten in Österreich und sah nun eine Chance, in Vorarlberg Fuß zu fassen. Also beteiligte sich Rewe mit 24,9 Prozent Minderheit am Handelsunternehmen Sutterlüty, überließ aber mit dieser Beteiligung die Entscheidungsmacht im Unternehmen zur Gänze beim b’sundrigen Partner im Ländle, bei Sutterlüty.
Jürgen Sutterlüty nennt als Gründe für den Wechsel des Großhandelspartners den genossenschaftlichen Background der Rewe, in der ein selbständiger Kaufmann ein Partner auf Augenhöhe sei, der sich in Entscheidungsstrukturen mit genossenschaftlichem Mitspracherecht einbringen könne. Ein Unternehmen wie Sutterlüty, das im nationalen Markt zu den Kleinen gehöre, weil es sich auf Vorarlberg und die heimischen Partner konzentriere, sei auf einen starken Handelspartner sowohl in der Beschaffung als auch in der Logistik angewiesen. In diesem Sinne sieht Jürgen Sutterlüty die Zusammenarbeit mit Rewe als strategisch richtig, weil sich das Unternehmen auf die Weiterentwicklung der modernen Sutterlüty Märkte und des regionalen Sortiments konzentrieren könne.
Der EU-Beitritt Österreichs war für die kleinstrukturierte heimische Landwirtschaft
eine große Herausforderung, besonders für die Bergbauernbetriebe. Niemand prägte über diese Zeit hinaus die Landwirtschaftspolitik in unserem Lande so sehr wie Erich Schwärzler aus Lingenau, der von 1993 bis 2018 als Landesrat für die Landwirtschaft zuständig war. Dabei sei ihm wichtig gewesen, diese kleinen, regionalen Strukturen möglichst zu erhalten und trotzdem am Markt Erfolg zu haben. Dazu habe es Wertschätzung und stabile Strukturen gebraucht, die zum Teil erst aufgebaut werden mussten. Mit der Idee der Regionalität habe die Firma Sutterlüty offene Türen eingerannt. Mehr Markt statt Marktordnungsgesetze und fixe Abnehmer habe auch regionaler Partner mit Handschlagqualität bedurft. So einer sei Jürgen Sutterlüty – er sei mit der Regionalitätsschiene seiner Zeit voraus gewesen, sei ein Vordenker und Vorkämpfer dieser Idee gewesen, gerade in einer Zeit, in der eine Zentralisierungswelle durch den Handel rollte. Landwirtschaft als Partner heiße im Bregenzerwald, kleinbäuerliche Strukturen zu schützen, zu fördern und vor den Vorhang zu holen, und das sei Sutterlüty gelungen, ist Alt-Landesrat Erich Schwärzler überzeugt. Er habe einen guten Weg eingeschlagen und beharrlich verfolgt, und dafür schätze er den Jürgen, für sein Bekenntnis zu unserer Region. Auch auf das Tierwohl habe Jürgen Sutterlüty immer geachtet, da hätten sie gut mit ihm mitkönnen und ihn unterstützt.
Das größte und wahrscheinlich erfolgreichste Projekt ist der Käsekeller in Lingenau. Sutterlüty war im Jahr 2002 Mitbegründer und ist bis heute einer der Miteigentümer des Käsekellers. Die Nachfrage der Konsument*innen nach Qualität und vor allem nach älterem Käse stieg weiter, was nach größerer Kapazität in der Käselagerung verlangte. Und tatsächlich führte der Betrieb des Bregenzerwälder Käsekellers in Lingenau zu einem Quantensprung in der Qualität von Bregenzerwälder Hartkäse, darin sind sich alle einig: ein perfekter Käsekeller mit automatisierter Klimatechnik, optimaler Pflege und Reifung mit einem hervorragenden
Team und einer verlässlichen Partnerschaft. Und das ganz Besondere am Lingenauer Käsekeller: Als einziger, moderner, großer Käsekeller werden die Käselaibe dort noch immer auf heimischen Holzbrettern gelagert.
Sutterlüty betrieb bis dahin schon immer einen eigenen Käsekeller in Egg, zuerst am Felder-Hof in unmittelbarer Nähe des Geschäfts, dann in der neuen Zentrale und in einzelnen Märkten. Zweihundert Käselaibe konnten gelagert und gepflegt werden. Die Bergkäselaibe hatten jeweils dreißig bis vierunddreißig Kilogramm und mussten händisch gepflegt und auch in die Märkte ausgeliefert werden, was sehr mühsam war. Erst in den Märkten wurden die Laibe aufgeschnitten und je nach Gewichtswunsch der Kund*innen verkauft. Ab 1999 – bis zum Neubau des gemeinsamen Käsekellers in Lingenau – wurden die Käselaibe noch ein paar Jahre in der neuen Zentrale in Egg in Kühlräumen im Keller des ehemaligen Capo-Gebäudes gelagert und gepflegt. Dort wurden sie dann schon geviertelt und als Acht-Kilogramm-Zwickel in die Märkte ausgeliefert, was dort die Handhabung schon wesentlich erleichterte. Mittlerweile werden alle Laibe zentral geschnitten, hygienisch verpackt und in die Märkte ausgeliefert. So verwundert es nicht, dass Sutterlüty bei Hartkäse auf einen überproportional hohen Marktanteil verweisen kann.
2003 wurde der Bregenzerwälder Käsekeller eröffnet. Sutterlüty übernahm als Mitgründer und Miteigentümer tausend Reifeplätze, und diese Zahl wuchs mit den Märkten bis 2022 auf 1.300 Plätze um nach
Alt-Landesrat Erich Schwärzler schätzt Jürgen Sutterlüty für sein klares Bekenntnis zur Region.
Fertigstellung des Erweiterungsbaues 2022 sogar auf 2.000 Plätze anzusteigen, wobei der Käsekeller insgesamt über 50.000 Reifeplätze verfügt. „So ist das bis heute ein gemeinsamer Weg gewesen, klarerweise mit holprigen Stellen, aber ein guter Weg mit gegenseitigem Vertrauen, Handschlagqualität und dem Bekenntnis zur Regionalität“, sagt Erich Schwärzler.
In der Bregenzerwälder Käsekeller GmbH sind heute elf Gesellschafter engagiert. Sutterlüty ist seit dem Anfang dabei, als es darum ging, den in den Bregenzerwälder Dorf- und Alpsennereien produzierten silofreien Rohmilchkäse in einem gemeinsamen Vorzeigekeller zu lagern, zu pflegen und reifen zu lassen. Ziel war nicht nur eine kostensparende Lagerung und Pflege, sondern vor allem eine durchgängig hohe Qualität des Bregenzerwälder Bergkäses. Dazu brauchte es nicht nur ein ideales Gebäude, sondern auch modernste Technik und einen Käsemeister, der 2007 mit dem Allgäuer Ulrich Gärtner gefunden wurde.
Mit klarem Blick erzählt Käsemeister Ulrich Gärtner, dass diese Erfolgsgeschichte für den Bregenzerwälder Käse nur möglich war, weil es mit Erich Schwärzler die unterstützende Kraft im Hintergrund gab, gleichsam eine „Stahlhand im Kreuz“, und eben Vertriebspartner wie Sutterlüty, auf die sich der Käsekeller zu hundert Prozent verlassen könne. Dieser habe für die Vermarktung dieser Marke und der Werte dahinter eine überragende Bedeutung, ist Käsemeister Ulrich Gärtner überzeugt.
Der Markt in Dornbirn Rohrbach wird eröffnet
Rohrbach ist der fünfte Bezirk der Stadt Dornbirn und wurde mit seinen fast 8.000 Einwohnern erst 1994 zu einem eigenen Bezirk. Er wurde bis vor 200 Jahren vor allem als Viehweide genutzt und gilt heute als Neubaubezirk mit vielen Einfamilienhäusern und kleineren Wohnanlagen. 1832 gründete dort der damals 21-jährige Franz Martin Rhomberg eine Färberei. Heute ist dort der größte Gewerbepark Vorarlbergs – „Rhomberg’s Fabrik“ – beheimatet, mit dem Restaurant „Färbers“ als Reminiszenz an die alte Färberei mit dem markanten Turm im Areal. 90 Institutionen sind dort mit annähernd tausend Mitarbeiter*innen ansässig. In diesem einwohnermäßig und wirtschaftlich stark wachsenden Stadtteil eröffnete Sutterlüty 2004 einen Markt in unmittelbarer Nähe des beliebten Gewerbeparks und wurde nicht nur für die dort arbeitenden Menschen ein beliebter Nahversorger, sondern mit seinem 2017 umgebauten Gusto-Bereich ein begehrter Gastropoint.
* Eröffnung am 25. August 2004 im Dornbirner Stadtteil Rohrbach
* Erneuerung des Gusto-Bereichs im Jahr 2017
* Neueröffnung nach Umsetzung des neuen Ladenkonzepts am 21. November 2018
Eine stimmige Antwort von HK Architekten gelingt in Dornbirn im Rohrbach, liegt der Markt doch in unmittelbarer Nähe zum Wirtschaftspark „Rhombergs Fabrik“. (Foto: Adi Bereuter)
wird „Am Hafen“ in Bregenz angelegt
2004 errichtete die Firma Rhomberg Bau in einer ARGE mit der Firma Schertler-Alge in Bregenz am Hafen eine multifunktionale Gebäudeanlage, das „Zentrum am Hafen“. Geplant vom Architektenduo Dietrich/Untertrifaller stand es unter dem Motto „Leben und Wirtschaften am See“, sollte also ein modernes Ensemble von Wohn- und Geschäftshäusern werden. Damit sollte die Lebensqualität in der Landeshauptstadt weiter gesteigert werden. Sutterlüty übernahm die Abdeckung der regionalen Nahversorgung in diesem Zentrum am Hafen, richtete im Haus H einen modernen Ländlemarkt ein, eben „Am Hafen“ – und war damit auch in der Landeshauptstadt angekommen. 400 Parkplätze stehen an diesem zentralen Standort in Bregenz öffentlich zur Verfügung. Insgesamt bietet dieser Ländlemarkt auf 1.500 Quadratmetern ca. 16.000 Artikel. Eingegliedert ist ein Gusto, das für den schnellen Genuss Gaumenfreuden bietet. Eine Frische-Bar mit auf Eis gelegten Köstlichkeiten und eine Antipasti-Bar runden das Angebot ab. Mit diesem Ländlemarkt hat Sutterlüty in der Landeshauptstadt angelegt, um zu bleiben – am regionalen Marktplatz in Bregenz am Hafen.
* Eröffnung am Hafen am 29. September 2004
Brot ist das wohl wichtigste Lebensmittel,
das wussten schon die alten Römer, die sich mit „Brot und Spielen“ ein geneigtes Volk schufen. Auch für Ulrich Sutterlüty war Brot eines seiner Lieblingsprodukte, war er doch mit einer kleinen Hofbäckerei in Egg aufgewachsen. Er kannte die Mühe, Zeit und Sorgfalt, die es für die Herstellung guten Brotes braucht. Ulrich Sutterlüty suchte sich seine Zuliefererbäckereien selbst aus und war seiner Zeit weit voraus, als er in Rankweil schon 1976 mehr als hundert verschiedene Brotsorten im Sortiment hatte. Im Citypark wurde schon 1984 in der Brotabteilung ein Backofen gebaut, um ofenfrisches Brot anbieten zu können. Vollkornbrote und gesundheitlich wertvolle Brotsorten gehörten freilich immer dazu. Auch für Jürgen Sutterlüty ist Brot ein zentrales Lebensmittel, auch er schenkt ihm viel Beachtung. Er legt aber noch größeres Augenmerk auf Gesundheit, Geschmacksvielfalt und eben Regionalität der Brotsorten. Dabei verließ er sich immer auf kleinere und zum Teil auch größere Zulieferer.
Als im Jahr 2002 der Seniorchef der Landbäckerei Hammerl in Hard –eines wichtigen Partners von Sutterlüty – in die Pension wechseln wollte, stand die Bäckerei vor dem Aus. Jürgen Sutterlüty entschied sich mit seinen Führungskräften, die Bäckerei zu übernehmen, nicht zuletzt um auch das Brotsortiment den Kund*innen-Wünschen besser anpassen zu können. Auch erlaubte die Übernahme die Verwendung von wertvollen regionalen Rohstoffen für die Produktion. Eine Langzeitteigführung wurde etabliert, dadurch konnte auf viele Backmittel und Backmischungen verzichtet werden.
Simon Grabher ist seit 2016 kaufmännischer Geschäftsführer der Hammerl Landbäckerei GmbH + Co KG in Hard und kann auf eine klassische Karriere bei Sutterlüty verweisen. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Innsbruck stieg er 2006 als Trainee bei Sutterlüty
ein, war nach diesem einjährigen Schulungsprogramm Marktleiter in Frastanz und in Bregenz und wechselte dann ins Service-Center in den Vertrieb. Dort war er für elf der Märkte verantwortlich, und als er nach neun Jahren eine neue Herausforderung im Unternehmen suchte, wurde ihm die Stelle des Geschäftsführers der Hammerl-Landbäckerei angeboten. Diese Chance ließ er sich nicht entgehen, wollte er doch etwas „bewegen“ und das konnte er dort mit einem tollen Team, wie er es beschreibt – und das mache ihm immer noch viel Freude. Im ZweiSchicht-Betrieb mit 28 Mitarbeiter*innen – wovon die Hälfte gelernte Bäcker*innen sind, davon vier Meister*innen – wird mit viel handwerklichem Können und Wissen Brot von hervorragender Qualität und bestem Geschmack hergestellt. Die Hälfte des Umsatzes wird mit den verschiedenen Wurzelbroten erzielt, die wegen der Langzeitteigführung und dem handwerklichen Geschick sehr bekömmlich sind und darüber hinaus auch länger frisch bleiben – und jedes stellt ein Unikat dar. Schon bald nach der Übernahme durch Sutterlüty wurde eine Tiefkühlproduktion aufgebaut und gleichzeitig auch in die handwerkliche Herstellung von halbgebackenen Broten gesetzt, die dann im jeweiligen Markt in den Backstationen fertiggebacken werden. Es erfordert in der Bäckerei laufend Investitionen in technische Erneuerungen, wie neue Backöfen oder neue Kühlanlagen in Form von Vakuumkühlern. Daneben liegt Simon Grabher sein Team am Herzen. Geregelte und möglichst familiengerechte Produktionszeiten wurden entwickelt, und mit Teilzeitkräften
solle diese Entwicklung noch weitergehen. Nur mit einem guten Team und zufriedenen Mitarbeiter*innen sei Qualität möglich, und beidem sieht sich Geschäftsführer Simon Grabher verpflichtet. Der Erfolg gibt ihm recht.
Seit 2019 ist die Bäckerei biozertifiziert; anfänglich produzierte sie nur für Sutterlüty Bio-Brote. Seit September 2020 ist sie mit dem Bio-Dinkelwurzelbrot bei Ja! Natürlich österreichweit gelistet. Von den drei Millionen Wurzelbroten in unterschiedlichen Sorten, die jährlich produziert werden, sind zweihunderttausend Bio-Dinkelwurzelbrote.
Heute werden bei Hammerl rund achtzig Brot- und Gebäcksorten produziert, von Vollkornprodukten über Bio-Brotsorten bis zu den beliebten Ländlekrapfen. Mittlerweile werden auch Brotsorten für andere Handelsbetriebe gebacken und weit über die Grenzen des Ländle geliefert, hat doch Brot in unserer Region einen besonderen Stellenwert – und das wird auch anderswo geschätzt.
Simon Grabher beginnt im Jahr 2006 als Trainee bei Sutterlüty und ist seit 2016 kaufmännischer Geschäftsführer der Hammerl Landbäckerei GmbH + Co KG – ein schönes Beispiel für eine interne Berufskarriere bei Sutterlüty. In der biozertifizierten Landbäckerei Hammerl wird das Bäckerhandwerk noch gelebt und kommt bei den Kund*innen in den Märkten jeden Tag aufs Neue sehr gut an.
Aus Billa in Frastanz wird Sutterlüty
Im Jahr 2007 übernahm Sutterlüty die erste Billa-Filiale in Frastanz und baute sie innen und außen zu einem Sutterlüty Ländlemarkt um: außen mit einer für unsere Region typischen Schindel-Fassade verkleidet, innen nach den bewährten Ladeneinrichtungskonzepten der anderen Sutterlüty Ländlemärkte.
2022 wurde der Markt von Grund auf neu errichtet. Das Team rund um Architekt Hermann Kaufmann entwickelte für diesen Standort ein besonderes Konzept, welches die Ladenfläche im Erdgeschoß geschickt mit attraktivem Wohnraum im Obergeschoß kombiniert und somit ein Vorbild für ressourcenschonende Flächennutzung geschaffen hat. Das Gebäude wurde in bewährter Manier dem Nachhaltigkeitsanspruch von Sutterlüty entsprechend errichtet. Die organische Formensprache sorgt für Leichtigkeit und erlaubt eine harmonische Einbettung in die Umgebung. Der neu eröffnete Ländlemarkt Frastanz bietet mit einem GustoRestaurant, einer großzügigen Obst- und Gemüse-Abteilung, 17 Metern Frischetheken und einem umfangreichen Regionalsortiment alles, was das Herz begehrt. Das aktuelle Ladendesignkonzept schafft es im Besonderen, den Einkauf als Erlebnis zu vermitteln und eine Wohlfühlatmosphäre für Kund*innen und Mitarbeitende zu schaffen.
* Übernahme der ersten Billa-Filiale in Frastanz
* Eröffnung nach Komplettumbau am 21. November 2007
* Besonderheit: der Steinbrunnen, an dem Kund*innen biologisch hochwertiges Reinstwasser nach Verfahren von Dr. Ellmauer abfüllen konnten
* Neubau des Ländlemarktes Frastanz im Jahr 2022
Aus der ehemaligen Billa-Filiale wird nach einem Komplettumbau
Sutterlütys Frastanzer Ländlemarkt, der 2022 neu errichtet wird.
Der im Jubiläumsjahr 2022 eröffnete neue Sutterlüty Ländlemarkt in Frastanz, gebaut nach Plänen von HK Architekten
Erst wenn man weiß, woher etwas kommt und
wie es entstanden ist, kann man den Dingen jenen Wert beimessen, den sie tatsächlich haben. Das ist auch bei den rund dreitausend regionalen Produkten bei Sutterlüty nicht anders. Die Menschen hinter den Erzeugnissen vorzustellen und ihre Geschichten zu erzählen, dem widmet Sutterlüty seit 2005 ein eigenes Medium: B’sundrig – das Sutterlüty Magazin.
In sechs Ausgaben pro Jahr finden Leser*innen in Vorarlberg und weit über die Landesgrenzen hinaus auf rund 100 Seiten alles, was regionale und saisonale Lebensmittel noch besser macht: Rezepte für jeden Geschmack, Fitness- und Ernährungstipps für jede Lebenslage und Reportagen zu b’sundrigen Produkten und wie sie entstehen. Bastelideen, Inspiration für ein schönes Leben und Expertentipps für schöne Ausflüge in Vorarlberg runden das Magazin inhaltlich ab. Kulturelle und gesellschaftliche Themen finden im B’sundrig genauso Platz wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz – und natürlich die beliebten Vorteilskarten-Aktionen.
Christian Kerber leitet das Magazin seit 2011. Als Fotograf und Mediengestalter ist er nicht nur für die Koordination der Redaktion aus Sutterlüty Teammitgliedern und freien Mitarbeiter*innen zuständig, sondern setzt die Geschichten im B’sundrig auch bildlich ansprechend in Szene.
Die erste Ausgabe erschien am 18.06.2005, damals noch unter dem Titel S’Magazin. Entwickelt und gestaltet wurde das Magazin gemeinsam mit der Werbeagentur Baschnegger Ammann Partner. In den mittlerweile siebzehn Jahren seines Bestehens hat das Sutterlüty Magazin, wie das B’sundrig zwischenzeitlich schon eine Weile hieß, mehrere inhaltliche und gestalterische Veränderungen erlebt. Auch die Vernetzung mit der Website und den Social-Media-Kanälen des Unternehmens wird stetig enger: Die Rezepte aus dem Magazin sind bereits seit 2014 in einer
Online-Datenbank abrufbar und viele weitere Inhalte online verfügbar. Wenn sich das Jubiläumsjahr seinem Ende zuneigt, werden bereits 109 Ausgaben mit insgesamt über 9.000 Seiten voller Informationen, Geschichten und Rezepte erschienen sein. Und für Lesestoff ist auch zukünftig gesorgt, denn die b’sundrigen Geschichten aus der Region gehen der B’sundrig-Redaktion so schnell bestimmt nicht aus.
Wie wäre es, den Sutterlüty Kund*innen bei jedem Einkauf nicht nur allerlei b’sundrige Spezialitäten aus der Region, sondern gleich auch Zugang zu einer ganze Reihe weiterer Vorteile in und um Vorarlberg zu ermöglichen – und das zu einem b’sundrig günstigen Preis? Dieser Gedanke lag einer ganz eignen Erfolgsgeschichte zugrunde: jener der Sutterlüty Vorteilskarte.
Doch bis es am 21. September 2006 tatsächlich so weit war, dass die „Sutterlüty VorteilsCard“, wie sie damals hieß, kostenlos an jeder Sutterlüty Kassa bestellt werden konnte, gab es noch eine Menge Vorarbeit zu leisten. Florian Ölz, der das Projekt damals geleitet hat, erinnert sich: „Wir haben uns im Vorfeld alle möglichen Kundenkarten angesehen und verglichen. Daraus haben wir abgeleitet, wie so eine Kundenkarte aussehen könnte, damit sie für Sutterlüty Kund*innen auch wirklich interessant ist.“ Rasch war klar: Die Vorteilspunkte, die bei jedem Einkauf gesammelt werden konnten, sollten eine breite Palette an Vergünstigungen ermöglichen: Von exklusiv für Vorteilskund*innen preisgesenkten Artikeln über individuelle Rabattaktionen bis hin zu attraktiven Vorteilen bei zahlreichen Partnerbetrieben in der Region reichten schlussendlich die Vorteile, über die sich schon bald die ersten Sutterlüty Kund*innen freuen konnten. Ein Partner der ersten Stunde und bis heute ein Dauerbrenner: das Ravensburger Spieleland und der vergünstigte Eintritt in den beliebten Freizeitpark für die ganze Familie. Bereits kurz nach der Einführung war die Sutterlüty Vorteilskarte in beinahe jeden zweiten Vorarlberger Haushalt eingezogen und wurde so innerhalb kurzer Zeit zur beliebtesten Kundenkarte des Landes.
Die Karte war und blieb beliebt bei den Sutterlüty Kund*innen. Abgesehen von wenigen Änderungen wie etwa beim Namen von „VorteilsCard“ auf „Vorteilskarte“ oder der einen oder anderen angepassten Rabattaktion blieb die nächsten Jahre alles beim Alten. Im Zuge eines unternehmensweiten Marken-Redesigns im Jahr 2015 jedoch war es auch für die Vorteilskarte an der Zeit für einen frischen Look. Passend zum Gesamtauftritt wurde die Karte vollflächig magentafarben und erhielt den neuen „Regional ist genial“-Stempel. Ein Jahr später wurde zudem eine neue Vorteilsrabatt-Aktion eingeführt. Wie bisher erhielten Vorteilskund*innen für 5 Euro Umsatz jeweils einen Vorteilspunkt; neu war, dass ab sofort diese Vorteilspunkte auch für einen individuellen Vorteilskarten-Rabatt auf einen beliebigen Einkauf bei Sutterlüty eingelöst werden konnten. Von zehn Prozent für 100 Vorteilspunkte bis zu 25 Prozent für 300 Vorteilspunkte können Vorteilskund*innen nun selbst entscheiden, wann sie ihre Vorteilspunkte für welchen Rabatt einlösen wollen. Eine Flexibilität, die bis dahin einzigartig im österreichischen Lebensmittelhandel war.
Bis heute ist der Vorteilskunden-Rabatt der mit Abstand beliebteste Vorteil unter treuen Sutterlüty Kund*innen. Obwohl das Unternehmen seit Inkrafttreten der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im Jahr 2018 verpflichtet ist, Karten zu deaktivieren, die seit mehr als zwei Jahren nicht mehr genutzt wurden, ist mit rund 110.000 registrierten Vorteilskarten im Jubiläumsjahr 2022 die Anzahl an Vorteilskund*innen über die letzten Jahre konstant hoch geblieben. Laufend neue Partner und attraktive Vorteilskarten-Aktionen aus den Bereichen Sport, Reisen oder Kultur tragen gewiss das Ihre dazu bei. Darüber hinaus hat die Sutterlüty Vorteilskarte für zahlreiche Sutterlüty Kund*innen auch einen ideellen Wert – als Symbol für ihre Verbundenheit zur Region.
Ankunft am Bahnhof Dornbirn
Speziell für Reisende gibt es im Bahnhofsmarkt von Sutterlüty
„Eat Happy“-Sushi und eine „Lieblingssnacks zum Selbermixen“-Station.
„Der Weg in den Bahnhof“ war eine ganz neue Herausforderung für einen regionalen Händler und erforderte ein völlig neues Konzept, was kein leichtes Unterfangen war, sich aber bewähren sollte.
2016 wurde der Standort am Bahnhof mit einem neuen, modernen Ladenkonzept aufgewertet. Das neue Gusto ermöglicht, bequem und praktisch, aber auch zeitsparend zu genießen. Im Obst- und Gemüsebereich wurde eine „Lieblingssnacks zum Selbermixen“-Station installiert. Eine weitere Neuerung waren die Sushi-Spezialitäten von „Eat Happy“.
* Eröffnung des Ländlemarktes am Dornbirner Bahnhof am 5. März 2008
* Komplettumbau im Jahr 2016
* Umbau des Kassabereichs im Mai 2018 – die ersten Self-Scanner-Kassen ziehen bei Sutterlüty ein.
Ein Stau an der Ampel, ein volles Wartezimmer
beim Zahnarzt, eine lange Schlange an der Supermarktkassa – es gibt Dinge, die nerven einfach. Vor allem, wenn man es eilig hat. Manches ist einfach nicht zu ändern, die Wartezeiten an stark frequentierten Kassen jedoch konnte Sutterlüty für seine Kund*innen erheblich eingrenzen. Denn seit 2016 stehen für den schnellen Einkauf als Ergänzung zu den herkömmlichen Kassen Self-Scanner-Kassen mit dem klingenden Namen „Kassandra“ zur Verfügung. Hier können Kund*innen ihre Produkte einfach selbst scannen und mit Karte bezahlen. „Kassandra“ kommt bei Sutterlüty überall dort zum Einsatz, wo die Einkäufe eher kleiner sind und die Kund*innen-Frequenz höher ist, beispielsweise in den Märkten Dornbirn Bahnhof und Feldkirch Bahnhofcity oder auch in der Nähe von Schulen. Im Jubiläumsjahr sind es insgesamt fünf Märkte, in denen „Kassandra“ den Bezahlvorgang für die Kund*innen schneller und damit den Einkauf bei Sutterlüty noch entspannter macht.
Eröffnung eines Marktes in der Seegemeinde Hard
Der Harder Ländlemarkt befindet sich direkt an der stark frequentierten Rheinstraße.
Am 26. November 2009 eröffnete Sutterlüty seinen 22. Ländlemarkt – in Hard, direkt an der stark frequentierten Rheinstraße. Die regionalen Lebensmittel sind auch in Hard gefragt, und das Gusto mit 92 Sitzplätzen im Innenbereich und auf der Terrasse lädt zum Verweilen und Genießen ein. Auch im Ländlemarkt Hard zählen die Kernkompetenzen von Sutterlüty: qualitativ hochwertige, regionale Lebensmittel sowie die hohe Frische- und Servicequalität. Dieser Markt befindet sich in einem Fachmarktcenter und wurde von Sutterlüty mit dem Architekturbüro Baumschlager, Hutter und Partner mit der ZIMA-Gruppe realisiert.
* Eröffnung Ländlemarkt Hard am 26. November 2009
Sutterlüty war mit seiner ersten Frischfleischund Feinkosttheke in
einem Supermarkt in Vorarlberg – 1961 in Rankweil – der Pionier. Fleisch- und Wurstwaren waren für Sutterlüty immer Produkte, die im Mittelpunkt standen, und sind bis heute ein wichtiger Umsatz- und Werbeträger. Wegen der starken Verwurzelung des Unternehmens im Bregenzerwald gehört seit Anbeginn eine starke Partnerschaft mit den regionalen Fleischverarbeitern und den Landwirt*innen in Vorarlberg dazu. Auch wenn die Fleisch- und Feinkostqualität schon für Ulrich Sutterlüty stets eine hohe sein musste, setzte Jürgen Sutterlüty nach der Übernahme der Unternehmensleitung noch mehr auf Qualität und definierte diese neu und weiter: Die Komponenten „regional“ sowie „tier- und umweltfreundlich“ sollte der Qualitätsbegriff umfassen, deshalb suchte er Kooperationen mit Landwirten, die dem gerecht werden.
So wurde schon in den Neunzigerjahren auf das Bregenzerwälder Kalb gesetzt, das hier in kontrollierter tierfreundlicher Aufzucht aufwuchs. Später kam das Bio-Weiderind dazu; es ist bis heute eines der gefragten Produkte bei Sutterlüty. Naturnahe und tierfreundliche Aufzucht fanden die Fortsetzung in kurzen Wegen und erstklassiger Verarbeitung. Einer der Leitbetriebe für Sutterlüty war die Traditionsmetzgerei von Hermann Broger in Mellau. Mellau wurde im Jahr 2005 vom landesweiten Hochwasser heimgesucht und der Metzgerbetrieb der Familie Hermann Broger – an der Bregenzerache gelegen – wurde zur Hälfte ein Raub der Flut. Der Betrieb von Hermann Broger war davor zusammen mit seinem wichtigsten Partner in der Region – Sutterlüty – gewachsen. Sutterlüty war Abnehmer für rund siebzig Prozent der Produktion.
Hermann Broger erzählt, sein Vater Hubert Broger betrieb nach dem Krieg in Bezau eine kleine Hofmetzgerei, ehe er mit dieser nach Mellau in die Kellerräume des alten Bären einzog. 1947 erbauten sie in Mellau in der Klause, direkt an der Bregenzerache gelegen, ein Wohnhaus und eine neue Metzgerei, die sich erfolgreich entwickelte. Bis ins Jahr 2005.
könnte man in Abwandlung eines Zitats des Bregenzerwälder Mundartdichters Gebhard Wölfle sagen. In der Nacht vom 22. auf den 23. August 2005 wurden große Teile Vorarlbergs von einem Jahrhunderthochwasser heimgesucht, besonders betroffen war der Bregenzerwald. Fast sechzig Jahre lang war die Bregenzerache hinter der Metzgerei Broger in Mellau mehr oder weniger ruhig dahingeflossen und in ihrem Bett geblieben. In dieser Nacht war das ganz anders. Bereits um ein Uhr in der Nacht wurden die Familie Broger und die Familien der Mitarbeiter*innen, die dort wohnten, aufgefordert, die Häuser zu verlassen – und zwar sofort. Hermann Broger durfte nicht einmal mehr Fotos, Verträge oder die Buchhaltung in Sicherheit bringen. In sicherer Entfernung ausharrend mussten sie bei strömendem Regen mitansehen, wie sich die Ache immer weiter Richtung Bundesstraße fraß und die Gebäude unterspülte, bis sie um vier Uhr morgens sahen, wie innerhalb von Sekunden das eine der beiden Wohnhäuser in die Ache stürzte – und verschwunden war. Auch der halbe Betrieb wurde unterspült und ein Raub der Ache. Schweinehälften und der größte Teil der Fertigware wurden einfach mitgeschwemmt und versanken in der Bregenzerache. Hermann Broger, seine Familie und seine Mitarbeiter*innen standen vor dem Aus.
„Am nächsten Tag war dann richtig schönes Wetter“, erzählt Hermann Broger, „und wir standen vor den Resten des Anwesens und wussten nicht recht, was tun, wir standen einfach da.“ Jürgen Sutterlüty und Christoph Egger, sein verantwortlicher Mitarbeiter für Fleisch und Feinkost, seien gekommen, um sich ein Bild zu machen. Dabei hätten sie eine Ledercouch, die aus dem Haus geschwemmt worden war und im Dreck lag, auf die Füße gestellt und sich draufgesetzt. Hermann Broger habe den Kopf hängen lassen und gesagt: „Da ist Feierabend.“ Jürgen habe sofort erwidert: „Hermann, mach witar.“ Sie sahen nur eine Möglichkeit, nämlich Arbeits- und Kühlcontainer zu beschaffen und einen Notbetrieb
Mittwoch,24.August2005
In Zwischenwasser riss die Frutz Teile der Firma Rueff nieder.
Irowetz:„Betenallein hilft nicht mehr.“
Frutz riss Rueff-Gebäude mit Zwischenwasser (VN)EineSpurderVerwüstung hinterließ die Frutz in Muntlix und Zwischenwasser: Die braunen Fluten rissen nicht nureinenTeildesRueff-Betriebsarealssamtgoldenem Dach von Künstler Hundertwasser mit. Die Wassermassen gruben Rasenflächen ab, brachen Garagen mit lautem Krachen ab und näherten sich Privathäusern bedrohlich. Einsatzkräfte versuchten mitinsBachbettgehievten SteinkolossenquasiinletzterSekundedasSchlimmste zu verhindern. Wir sind zwar versichert,abereinSelbstbehalt bleibt“ sagt Berthold Bischof, Geschäftsleiter von Rueff. Um 3 Uhr nachts habe er vorsorglich ChemikalienausdemGefahrenbereichgebracht. Heute will er eine erste Bilanz ziehen. Ichwohneseit1960hier,soschlimmwiediesmal war es noch nie , zeigt sich Hausbesitzer Erwin Irowetz schockiert. „Hier standen vier Bäume. Sie wurden einfach weggerissen , sagt er und verfolgt mit angsterfülltem Blick die Schlammmassen vor der Haustüre. Beten hilft da nicht mehr.“ Walser##
■ In Reuthe überlegen sich Flutgeschädigte, die Unglücksgegend zu verlassen. Reuthe-Baien (VN) Regungslos stehen Bernhard und Monika Meusburger da und blicken auf den See unter ihnen. Eine groteske Szenerie. Aus dem Wasser ragen die oberen Stockwerke von 15 Wohnhäusern, das Betriebsgebäude der Kfz-Werkstatt Deuring ist bis zum Dach von klebrig-brauner Masse zugedeckt.Am„Ufer“liegtüberall Holz. Es stinkt nach Öl, das einem Tank entwichen war undauf derWasseroberfläche einen Film bildet. „Umhalbelf drangdieBregenzerach unten ein. Immer wieder habe ich Sachen nach oben geschleppt.“ Doch um 2.30 Uhr nützte Monika Meusburger–siewaralleinzuHause, weil ihr Mann arbeitete – auch das nichts mehr. Per Boot mussten sie und alle anderen Hausbewohner inderSiedlungvonderFeuerwehr aus ihrem Heim evakuiert werden. „Wir können das allesnochnichtbegreifen.“ Feuerexplosion Am schlimmsten erwischte es Albert Kleber und dessen Familie.AlsbeiihnendasWasser die Haustüre eindrückte, kam es zur Explosion. „Dann
Erschöpfung gegen Schlamm.den
schossen Flammen das Stiegenhaushinauf.Frau,Bruder, Tochter, Schwager und ich selbst wurden verletzt. Vor allem den Schwager hat es hart getroffen. Ihm verbrannte es die Hände.“ Während der Bäckermeister das sagt, steht Kleber in seinem Betrieb in Bezau. Keller auspumpen ist dort angesagt. Mit seiner Frau hat er soeben telefoniert. „Sie sind im Feldkircher Krankenhaus. Esgehtihnengut.“ Evakuierung Für den Familienvater ist eines klar: „Nach Reuthe-Baienwillichnichtmehrzurück. UnshatjaschondasHochwasservon1999getroffen.Dortist eseinfachzugefährlich.“ Kleber selbst hat die Explosion wie sein Sohn fast unbeschadet überstanden. Nur zwei, drei kleine Brandwunden finden sich in seinem Gesicht. Fassungslos ob der riesigen Überschwemmung sind auch Josef und Helga Deuring, Inhaber der unter der Flut fast komplett verschwundenen Kfz-Werkstätte. Wir wurden schon irgendwann nach Mitternacht evakuiert“, erinnert sich Helga an die schlimmen Momente. Gemeinsam mit MeusburgersstarrenDeurings auf das langsam zurückweichende Wasser. Noch sind sie allenichtinderLage,zusagen, wieesweitergehensoll.
■ Das Unfassbare geschah in der Nacht. Die Ach verschluckte in Mellau ein Haus. Mellau (VN) „Wir dachten“, sinniert Metzgermeister Hermann Broger vor jenem Ort, wo am Vortag noch sein Wohnhaus stand, wir hätten den Kampf gegen das Hochwasser schon gewonnen. Doch die entfesselte Bregenzerach ließen Broger und der Familie Steiner, den Mietern desWohnhausesanderHauptstraße, keine Chance. „Gegen 4.30 Uhr hat s auf einmal einenKnallgemacht,dannkam derSchuppenauf demWasser daher. Vielleicht fünf Sekundenspäter war das Wohnhaus einfach weg.“ Damit noch nicht genug. Auch Teile des Gebäudes der FleischproduktionBrogernahmdieAchmit. Drei Kühlräume, ein Klimaraum, ein Maschinenraum – alles einfach weg. Millionen
Hermann Broger: „Dort stand das Wohnhaus.“
von Investitionen , schüttelt BrogerdenKopf. Flucht in letzter Minute Glücklicherweise konnten die Bewohner des Wohnhauses gerade rechtzeitig noch evakuiert werden. „Sie sind mit dem, was sie am Leib hatten,imletztenMomentdavon-
VORARLBERGER NACHRICHTEN
Emsbachgesichert
PrekärwurdedieSituation inHohenemsgegendreiUhr früh,alsBächeumbiszu40 Zentimeteranstiegen.Der FeuerwehrunterKdt.Robert FranzundUnternehmern gelanges,Geschiebesperren rechtzeitigzuräumen.Die Landwirtschaftsschulewurde mit2500Sandsäckengesichert,derEmsbachmitBetonplattenundBaumstämmen.
15 Muren AuchinDünserberg wüteten die Wassermassen und richteten schwere Schäden an. Laut Einsatzleiter Bernhard Hartmann kam es in der Nacht aufwährendDienstagunddesTageszuinsgesamtfünfzehn Erdrutschen im Gemeindegebiet.
KOMMENTAR Tatenlos zusehen
Evakuierungen
gekommen“,sagtBroger.„Der Mann, ein Angestellter von mir, ist völlig fertig. In dem, wasdieAchvomBetriebnoch brig gelassen hat, sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.ÜberallSchlamm, eingedrückte Decken, Chaos. Akustisch begleitet vom aggressiven Geräusch des Wassers, das draußen immer nochmitunheimlicherWucht durchs Tal schießt. Ungewisse Zukunft Wie es weitergeht, weiß Hermann Broger noch nicht. Der 60-Jährige bezweifelt, ob er an alter Stätte seinen Betrieb restaurieren kann. „Den Platz, den ich brauche, werde ichnichtmehrhaben.Schließlich muss man das Gelände entsprechend absichern.“ Aufgeben will er dennoch nicht.SeinSohnsolldasUnternehmen ja bald übernehmen. Und dann geht es auch noch um die Zukunft von 20 Mitarbeitern. Hämmerle##
aus dem Ebnit
Dornbirn (VN) Evakuierungen im Ebnit, Brückensperren, Überflutungen der Autobahnauffahrt Nord: Die Situation in Dornbirn war in derNachtauf gesternprekär. VorallemimBergdorfEbnit: NachHangrutschungenmussten Häuser evakuiert werden. Ein Haus wurde beschädigt. Nach wie vor gesperrt ist die StraßevonDornbirnnachEbnit. Auf der Ausweichstrecke über Schuttannen nach Hohenems wurden Urlauber im KonvoizuTalgebracht.
Durchs Fenster insFreiegelangt
Egg (VN)DievierFamilien in Egg Kohlgrub hatten alle Hoffnung,dassdieAchsieverschonen würde. Drei täuschten sich. Das Wasser kam mit großer Gewalt gegen 1.30 Uhr in der Nacht. Glück hatte die Familie Sammer mit ihren vier Kindern. Ihr Haus wurde
Das Schlimmste ist die Ohnmacht. Manche Leute reagieren völlig wirr, wenn dasWasser steigt. Bringen den Rasenmäher in Sicherheit oder stellen Blumentöpfe in die Höhe.Als ob die wichtig wären.Aber in den letzten Stunden, bevor der Fluss nebenan über die Ufer tritt, ist das untätige Zusehen am allerschlimmsten. Man kann nichts tun. Nur zuschauen. Alle halbe Stunde rüberlaufen im strömenden Regen zur Uferböschung, die immer kleiner wird. Sich einreden, dass es jetzt aber endlich zurückgeht, das Wasser. Dabei belehrt einen schon dasTosen der braunen Flut eines Besseren. Und immer wird die verbleibende Zeitspanne ein bisschen kürzer. Dabei muss man doch alles schützen, irgendwie. Mit Sandsäcken? Na klar, aber woher nehmen? Fenster schließen? Tücher in die Ritzen? Es hilft alles nichts. Wie hat der Feuerwehrmann an der Brückensperre gesagt? „Seien Sie nicht zu mutig.Wenn das Wasser kommt, zählt nur das Leben.“Alles andere . . Alles andere steht jetzt noch unversehrt da. Die Uhr tickt, als wäre nichts geschehen. Das Licht scheint warm wie immer. Die Kinder schlafen und kriegen nichts mit. Das ist auch besser so. So blicken sie nicht in die ratlosen Gesichter ihrer Eltern, die Blumentöpfe retten. Oder den Rasenmäher. Nur, um nicht tatenlos herumzustehen, während draußen dasWasser steigt. Der Damm wird wohl nicht halten. In den Augen des erschöpften Feuerwehrmannes stand es zu lesen. Und man kann gar nichts tun. Das Schlimmste von allem ist die Ohnmacht.
Wir mussten mitten in der Nacht durchs Fenster ins Freie. Danach habeichgeweint. LOTTE ZECH
verschont.Undsokonntendie
Sammers auch noch die Mutter Carmen Sammers, Lotte Zech, und deren Lebenspartner Franz Heidegger aufnehmen. Samt Hund. Wir musstenmitteninderNachtdurchs FensterinsFreie.Ichhabedanach geweint“, gestand Lotte Zechden„VN“. Am Tag danach hatte sie sich wieder gefasst. kannst du einfach nichts machen. Und schließlich habe ichjanochmeineTochter,die mich bereitwillig aufgenommen hat. Das ist doch schön.“
■ An die 5000 Kleinwalsertaler waren gestern völlig auf sich allein gestellt. Mittelberg (gra) Im Kleinwalsertal haben die Starkregenfälle enorme Schäden angerichtet. Durch rechtzeitige Evakuierungen und Sperren konntenPersonenschädenvermieden werden. Die VerbindungL201wurdeanmehreren
„Schock des Lebens“ Nenzing (VN) Vom SchockdesLebensspricht RuthKhalilausNenzing. Vor drei Jahren bin ich in mein Haus eingezogen. Fünf Tage später stand alles unter Wasser.“ Und jetzt steht sie wieder bis zu den Knien im Schlamm. Nachbarn kämpfen verzweifelt gegendieDreckmassen. Kämpfen bis zum Umfallen: Ruth Khalil.
Es sind enorme Schäden an derWasserversorgungundder Kanalisation entstanden.
Stellen gesperrt. Bis Nachmittag blieb das Kleinwalsertal vonderAußenweltabgeschnitten. „Es sind enorme Schäden an der Wasserversorgung, der Kanalisation,anStraßen,Wanderwegen und Gebäuden entstanden“, berichtet Alexander
Gaschurn Montagnacht: Der Garnerabach muss gesichert werden und mit großen Steinen das Bachbett stabilisiert werden. In St. Gallenkirch wird u. a. eine Brücke zerstört.
Tales die „Nacht der Nächte“. Ein Murenabgang im Bereich Riezlern-Rottobel schnitt Mittelberg von der Außenwelt ab. Über 150 Rettungskräfte standen die ganze Nacht über im Großeinsatz. Aufgrund der prekären Lage mussten noch in der Nacht 60 Personen aus zehn Häusern evakuiert werden. Der Campingplatz in Mittelberg-Vorderbodenwurdegeräumt. Wenig später hatte die Breitach die Hälfte des Platzes buchstäblich„weggefressen“.
Die Breitach wurde zum reißenden Strom. (Foto: Grabherr)
Ritsch, Mitglied der Einsatzleitung. „Die Lage ist in einigen Gebieten äußerst prekär“, zieht Ritsch nach einer ersten Besichtigung Bilanz. Um exakt20.43UhrMontagabendbegann für die Einsatzkräfte des
25 Muren SeitentälerwiedasGemsteltal sind kaum wiederzuerkennen. Muren haben Fahrwege und Brücken weggerissen. Im ganzenTalgingen25Murenab. Besonders betroffen die Wasserversorgung der Gemeinde: In Mittelberg-Höfle riss die Breitach die gedeckte Brücke mit der Hauptwasserleitung mit sich. Trinkwasser gab es verlässlicherstwiederamspätenDienstagvormittag.
In Bezau blieb nur Schlamm Bezau (VN) Bezau nach dem Rückzug der Bregenzerach gestern am späteren Nachmittag: Straßen und Vorplätze sind eine einzige Schlammwüste, überall wirdindenHäusernWasserherausgepumpt. schreibtFriseurFritzJägerbestellvertretend für andere Bezauer, wie alles passierte. „Zuerst kam das Wasser in den Keller. Wir versuchten alles, es hinauszubrin-gen.Dochplötzlich überflutete das Wasser auch unsereWohnungbiszum ersten Stock. Wir waren hilflos.“ Jäger ist mit Gattin Irmgard bereits mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. „Ich bin Gott sei Dank versichert. Wir werdendasschonwieder hinkriegen.“ ##Klaus
zurVerfügungstand,wichenvieleMenschenauf dasInternetaus.VOL-ChefinMonaEgger:„Straßensperren,Umfahrungen,FragenzumTelefonnetz–dieUserhabensichunterdemMotto,User helfenUser‘gegenseitiggeholfen“. Innerhalb
renhunderteEinträge.Und„imLaufedesTages erreichten
dafür„beiunserenUsernherzlichbedanken“.
im
In den Vorarlberger Nachrichten: Hermann Broger vor seinem durch das Hochwasser zerstörten Betrieb in Mellau im Jahr 2005
einzurichten. Um das zu finanzieren, brauchte Hermann Broger aber sofort das gesamte ausstehende Geld, weil ja immer auf dreißig oder sogar sechzig Tage Ziel geliefert wurde. Jürgen Sutterlüty habe noch am selben Tag das Geld angewiesen, und mit diesem Provisorium hätten sie weitergemacht – und Sutterlüty habe sie bei diesem Notbetrieb stark mit Sonderaktivitäten unterstützt. „Es war ihnen bei Sutterlüty wirklich ein Anliegen, und letztlich hingen ja auch viele Bauern im Hintergrund an diesem Betrieb – und so hat es funktioniert“, erzählt Hermann Broger.
Der damalige Landesrat Karlheinz Rüdisser sei zur Besichtigung gekommen und habe den Notbetrieb sehr gelobt, versprach Hilfe aus dem Katastrophenfonds, machte aber auch klar, dass es an diesem Standort keinen neuen Betrieb geben könne. So wurde ein geeigneter Baugrund gesucht und in Bizau gefunden. Innerhalb eines Jahres wurde dort, am heutigen Standort, mit regionalen Partnern eine moderne,
leistungsfähige Metzgerei errichtet und bezogen. Leider konnte bis 2011 keine für alle Seiten zufriedenstellende Nachfolge in der Familie gefunden werden. Es gab aber keine Alternative, dieser Leitbetrieb musste weiterbestehen und der Region, den Mitarbeiter*innen und Partnern erhalten bleiben. So übernahm Sutterlüty die Bregenzerwälder Traditionsmetzgerei Broger, um die Produkte aus dem Bregenzerwald einerseits und den Partner für die Bregenzerwälder Bauern sowie die Arbeitsplätze für die Mitarbeiter*innen andererseits zu erhalten. Neben den bekannten und beliebten Schinkenspezialitäten werden dort verschiedene Wurstsorten, aber auch Suppeneinlagen für die Sutterlüty Ländlemärkte hergestellt. Dazu werden immer wieder Innovationen kreiert, die für die Marke „Broger“ stehen.
Christoph Egger ist seit 2011 verantwortlicher Geschäftsführer der Broger Bregenzerwälder Fleischwaren GmbH & Co KG und war von 2002 bis 2013 Einkäufer für Fleisch und Feinkost bei Sutterlüty. Er war eigentlich gelernter Banker, aber als sein Vater den eigenen Metzgereibetrieb einstellen wollte, habe er sich entschlossen, das Metzgerhandwerk zu erlernen. So habe er eines Freitags noch in der Bank Bausparverträge und Versicherungen verkauft, am Montag darauf um fünf Uhr in der Früh sei er im Montafon in der Schlachterei gestanden. Nach erfolgreicher Lehrabschluss- und Meisterprüfung stieg er 1999 in den elterlichen Betrieb ein. Einer der wichtigsten Abnehmer war die Firma Sutterlüty. Als er 2002 seinen Betrieb neu bauen wollte, habe zugleich Jürgen Sutterlüty angefragt, ob er nicht bei ihm als Category-Manager einsteigen wolle. Diese Chance habe er genutzt und mit Jürgen die regionale Schiene immer stärker in den Fokus genommen. Das „Bregenzerwälder Kalb“ gab es schon, als nächster Schritt wurden weitere Partner für das Bio-Weiderind gesucht, und auch die „Vorarlberger Kalbsbratwurst“ wurde entwickelt.
Von 2005 bis 2012 betrieb Sutterlüty in Feldkirch eine zentrale Fleischzerlegung in den ehemaligen Räumlichkeiten der Firma Deutschmann und übersiedelte nach der Übernahme der Firma Broger mit dieser nach Bizau. Von dort aus werden alle Märkte beliefert, und zusätzlich werden auch die eigenen Geflügelaktionen wie das „Wälderhennele“ dort koordiniert. Zudem wird das Qualitätsmanagement über die gesamte Wertschöpfungskette bei Fleisch- und Wurstwaren dort geleistet, kontrolliert und gesichert – in Zusammenarbeit mit internen und externen Experten und dem Verband „Bio Vorarlberg“. Heute kauft Sutterlüty alle Kälber
und Weiderinder ausschließlich aus Vorarlberger Landwirtschaftsbetrieben, lebt damit das regionale Wertschöpfungsprinzip und erspart den Tieren unnötige Transporte. Auch die Biorinder – mit der Verpflichtung zur Alpung – gehören zu den b’sundrigen Produkten, darüber hinaus werden Wildtiere aus der freien Wildbahn Vorarlbergs vermarktet, erzählt der passionierte Jäger Christoph Egger. Die Traditionsmetzgerei Broger in Bizau ist heute mit der Marke „Broger“ bei Sutterlüty die exklusive Regionalmarke, stehen doch im Hintergrund – oder eigentlich im Vordergrund – der Bregenzerwald und die heimische Alpwirtschaft als Qualitätsversprechen.
Hermann Broger führt die Traditionsmetzgerei bis 2011 und ist einer der langjährigen Partner von Sutterlüty. 2011 wechselt Hermann Broger in die Pension und Sutterlüty übernimmt den Betrieb
Geschäftsführer und Metzgermeister Christoph Egger (links) mit Produktionsleiter Leonhard Peter
Das KDW ist nun in Egg zu Hause
Ein Highlight des KDW: die Frischfischtheke mit Räucherofen
Nachdem auch der Wälderpark in Egg in die Jahre gekommen war, es keine Erweiterungsmöglichkeit mehr gab und die unterschiedlichen Nutzerinteressen des Gebäudes zu Konflikten führten, entschied sich das Unternehmen für einen Neubau. Im Ortsteil Pfister wurde zusammen mit anderen Einzelhandelsunternehmen ein neues Zentrum erbaut und am 22. März 2012 feierlich eröffnet. Der Name für diesen neuen Einkaufspark war „Kaufhaus der Wälder“, abgekürzt das „KDW“, was nicht ganz zufällig an das weltberühmte Kaufhaus des Westens, das KaDeWe in Berlin, erinnert.
* Eröffnung des „Kaufhauses der Wälder“ in Egg am 22. März 2012
Zum 60-Jahr-Jubiläum des Unternehmens wurde damit in Egg der bis dahin modernste Ländlemarkt in einem für den Bregenzerwald einzigartigen Einkaufszentrum für die Kund*innen geöffnet. Als Miteigentümer und Initiator verfolgte Jürgen Sutterlüty auch mit dem KDW seine nachhaltige Marktpolitik: „Bis 2020 wollten wir der Lebensmittelmarkt mit dem kleinsten ökologischen Fußabdruck sein. Der neue Sutterlüty im KDW sollte moderner, sparsamer und umweltverträglicher werden als
alle anderen Lebensmittelmärkte, die wir kennen.“ Wo immer möglich, wurden beim Bau des KDW regionale Werkstoffe verwendet und Handwerker aus der nächsten Umgebung beschäftigt. Die gewaltige Investitionssumme von rund 14 Mio. Euro war demnach auch eine ganz bewusste Investition aus der Region in die Region. Insgesamt wurde das KDW nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit, der Energieeffizienz und der regionalen Wertschöpfung gebaut. In angenehmer Einkaufsatmosphäre können die Kund*innen aus einem Sortiment von rund 20.000 Artikeln auswählen, darüber hinaus steht hier die erste Frischfischtheke inklusive Räucherofen im Bregenzerwald. Die große Vinothek und die modern gestaltete Kosmetikabteilung sind weitere Highlights, damit das KDW seinem Namen gerecht wird. Das hauseigene Gusto-Restaurant wurde zu einem beliebten Treffpunkt für Kund*innen, Beschäftigte aus der Region und Schüler*innen der umliegenden Schulen.
Einzigartiges
Einkaufszentrum im Bregenzerwald: das KDW – Kaufhaus der Wälder; ein gemeinsames Projekt von Sutterlüty und der Familie Behmann
Mit der Grillstube beim neuen Markt
in Lustenau startete bei Sutterlüty im Jahr 1966 die Gastronomie und wurde in mehreren Märkten neben den Modeabteilungen zu einem weiteren Geschäftsbereich. Der Modehandel wurde 1996 eingestellt, dafür entwickelten sich die Restaurants schrittweise zu einem neuen, moderneren Konzept bis hin zum heutigen „Gusto-Restaurant“.
Mitte des Jubiläumsjahres 2022 betreibt Sutterlüty insgesamt 21 Gustos. Frisch zubereitete Menüs fürs schnelle Mittagessen werden ebenso angeboten wie Frühstück oder Kaffee und Kuchen. Während der Woche sind die Gustos vor allem bei Angestellten, Arbeiter*innen, aber auch Schüler*innen sehr beliebt. Das Gusto ist zudem ein Ort der Begegnung und ein Treffpunkt für alle, die neben dem Einkauf einen Plausch suchen. In einigen Märkten ist das Gusto auch sonntags geöffnet. Mit einem sogenannten Tankstellensortiment, das ausgewählte Produkte aus dem Markt sowie ein angepasstes gastronomisches Angebot bietet, erfreut sich der Sonntag immer größerer Beliebtheit. Im Sutterlüty Gusto gibt’s jeden Tag schnell was Gutes.
Der Geschäftsbereich der Gastronomie wächst seit Jahren und wird das mit den veränderten Lebens- und Essgewohnheiten der Bevölkerung weiter tun. Das Bedürfnis nach frisch zubereiteter Küche außer Haus nimmt zu – auch wenn die Zeit für den Genuss immer knapper wird. Dem wird in den Gustos Rechnung getragen, zugleich werden hier Lebensmittel in mehreren Verarbeitungsstufen angeboten, bis zum fertig konsumierbaren Genuss. Darüber hinaus kommt in den Märkten über die Gerüche, die Darbietung von fertigen Mahlzeiten auch der Gusto auf – am besten auf regionale und gesunde Ernährung.
Stilvoll eingerichtete Gusto-Bereiche laden zum Verweilen gleichermaßen ein wie zum schnellen Genuss von hochwertigen Lebensmitteln in angenehmer Atmosphäre.
Ein neuer Markt in Rankweil an der Stiegstraße
Auch der 22. Sutterlüty Markt im Ländle setzt auf 1.200 Quadratmetern Verkaufsfläche auf frische regionale Lebensmittel, ein großes, hochwertiges heimisches Produktsortiment und hohe Servicekompetenz sowie auf ein Gusto-Restaurant mit 45 Sitzplätzen, dessen ansprechendes Ambiente dazu einlädt, sich gemütlich niederzulassen und die laufend frisch gekochten Speisen zu probieren. Der geräumige, einladend gestaltete Ländlemarkt wurde wiederum von HK Architekten geplant – und natürlich in Holz gebaut, mit Photovoltaik und einem „Green Building“-Konzept.
* Eröffnung am 10. Dezember 2014 in Rankweil an der Stiegstraße
„Wie geht Regionalität?“
Mit dieser Frage
trat 2014 der deutsche Verein der Mittelständischen Lebensmittelfilialbetriebe (MLF) an Sutterlüty heran. Die Antwort sollte die 151. Arbeitstagung des Vereines geben, bei der das Bregenzerwälder Familienunternehmen Gastgeber sein sollte. Eine b’sundrige Ehre, zumal Sutterlüty das einzige nicht in Deutschland ansässige Mitglied des Vereines ist.
Die MLF-Arbeitstagungen finden zweimal jährlich statt und dienen in erster Linie dazu, voneinander zu lernen. Die teilnehmenden Unternehmer*innen erhalten dabei tiefgehende Einblicke in andere Betriebe. Darüber hinaus sind hochkarätige Expert*innen eingeladen, über aktuelle Herausforderungen und zukünftige Chancen zu sprechen. Vom 4. bis zum 7. Mai 2014 fand die MLF-Arbeitstagung erstmals bei Sutterlüty statt. Rund 400 selbständige Kaufleute aus Deutschland nahmen daran teil. Neben der Vorstellung der Sutterlüty Philosophie und der Art, wie Regionalität im Unternehmen gelebt wird, stand unter anderem die Besichtigung der Märkte in Lochau, Egg und Lauterach auf dem Programm. Zahlreiche Vorträge von Expert*innen in Tierethik, nachhaltiger Landwirtschaft, dem Spitzensport und der Markenentwicklung waren ebenso Teil der Tagung wie eine Vortragsreihe im Bregenzer Festspielhaus oder ein Heimatabend im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg. Für Sutterlüty als Gastgeber war die Vorbereitung auf die MLF-Tagung eine Gelegenheit, sich selbst einmal mehr auf den Prüfstand zu stellen und das, was Sutterlüty b’sundrig macht, schließlich gleich einer ganzen Gruppe erfolgreicher Brachenkolleg*innen zu präsentieren. „Für uns hat sich bestätigt, dass Regionalität in der Konsequenz, wie wir sie verstehen, auch für Professionist*innen b’sundrig ist“, erinnert sich Geschäftsführer Alexander Kappaurer. „Das Feedback der Teilnehmer*innen war überaus positiv. Aus der obligatorischen Manöverkritik haben wir viele wertvolle Impulse erhalten, die uns geholfen haben, noch besser zu werden.“
Ein neuer Markt für Lauterach: Sonnwies
Eingebettet in eine große Wohnanlage im Zentrum von Lauterach entspricht dieser Markt einem klassischen Nahversorger.
Am 7. April 2016 eröffnete Sutterlüty im Zentrum von Lauterach zur Sicherung der Nahversorgung einen zusätzlichen Ländlemarkt. Der Wunsch nach einem Nahversorgermarkt im Zentrum von Lauterach bestand schon länger. Nach dem Rückzug von Adeg konnte Sutterlüty den Standort gewinnen. Mit dem Take-away-Konzept wurde auch im gastronomischen Bereich den Kundenbedürfnissen Rechnung getragen.
* Eröffnung zweiter Standort in Lauterach am 7. April 2016
Wer durch einen Lebensmittelmarkt schlendert, findet
sie heute nahezu überall: Eigenmarken. Die meisten davon versprechen den Kund*innen einen besonders günstigen Preis. Als Sutterlüty 2008 die ersten eigenen Produkte unter der Marke „Sutterlüty’s“ in die Regale brachte, war der Anspruch jedoch ein völlig anderer.
Die markenprägende Regionalität bei Sutterlüty soll für die Kund*innen in den Märkten mit allen Sinnen erlebbar sein – so lautete im Wesentlichen die Hausaufgabe aus einem 2007 durchgeführten Markenstrategie-Prozess mit der Managementberatung BrandTrust. Denn was für Sutterlüty seit vielen Jahren und Jahrzehnten selbstverständlich war, war es für den Markt ganz und gar nicht. Regionalität, wie Sutterlüty sie versteht, war damals b’sundrig – und ist es bis heute.
Und wie könnte ein Lebensmittelhändler sein Verständnis von Regionalität am besten vermitteln außer mit dem, was diese Regionalität ausmacht? Regionale Spezialitäten und kulinarische Geheimtipps gab es ja bereits eine ganze Reihe in den Sutterlüty Regalen. Diesen b’sundrigen Produkten eine gemeinsame Bühne zu bieten, die Menschen und die Geschichten dahinter vor den Vorhang zu holen, waren und sind die Ziele der regionalen Qualitätseigenmarke „Sutterlüty’s“. Als Sutterlüty’s Produkte kamen bereits zu Beginn nur solche Lebensmittel in Frage, für die sowohl der jeweilige Produzent als auch Sutterlüty stolz mit seinem Namen stehen kann. Sie sollten aus Vorarlberg oder dem Bodensee-Raum stammen, aus naturbelassenen Zutaten möglichst handwerklich hergestellt, geschmacklich etwas ganz Besonderes und exklusiv bei Sutterlüty erhältlich – oder kurz gesagt: einfach b’sundrig sein.
„Sutterlüty’s“ ist die Topmarke im Sortiment; neben der Ursprungsgarantie und der traditionellen Herstellungsweise gibt es bei diesen Produkten das ganz besondere Geschmackserlebnis.
Ein Sutterlüty’s Produkt der ersten Stunde
war Sutterlüty’s Bergkäse. Das B’sundrige daran: Seit über 35 Jahren kauft Sutterlüty den Bergkäse „grün“ von den regionalen Sennereien, also frisch oder maximal drei Monate alt, und lagert und pflegt ihn selbst auf eigenen Reifeplätzen im Käsekeller Bregenzerwald. „Das macht sonst wirklich niemand“, schmunzelt Klaus Kohler, der sich für diese Aufgabe gelegentlich eine Glaskugel wünscht. Denn schon ein Jahr vorher abzuschätzen, wie viel zwölfmonatiger Sutterlüty’s Bergkäse im nächsten Jahr nachgefragt werden wird, ist eine Sache von Erfahrung und Bauchgefühl und nicht selten von viel Glück. Sutterlüty’s Apfelsäfte, Moste und Essige aus der Mosterei von Andreas Krammel oder Sutterlüty’s Schafmilchjoghurt von Thomas Gmeiner in Bizau sind nur einige mehr der inzwischen über 150 b’sundrigen Sutterlüty’s Spezialitäten. Manche von ihnen haben praktisch von selbst zu Sutterlüty gefunden, andere wollten erst einmal aufgespürt werden. Und einige hat Sutterlüty gleich selbst gemeinsam mit den Produzenten entwickelt.
Ein Ergebnis einer solchen „befruchtenden“ Zusammenarbeit ist
Sutterlüty’s EisGenuss von der Eis-Manufaktur Dolce Vita in Hohenems. Auch wenn es zuvor kein regionales Eis bei Sutterlüty gab, reichte es den Verantwortlichen nicht, dass das Eis in einem Vorarlberger Betrieb hergestellt wird – auch die Zutaten sollten aus der Region kommen. Hier konnte Sutterlüty als Vermittler regionale Lieferanten für Heumilch, Beeren und sogar Schokolade mit der Eismanufaktur zusammenbringen. Eine weitere b’sundrige Co-Produktion im besten Sinne ist Sutterlüty’s Bio-Heumilch-Camembert. Mit dem Wunsch, Camembert aus Vorarlberg in Bio-Qualität anbieten zu können, trat Sutterlüty an die Feinkäserei Bantel in Möggers heran. Ein Wunsch, der beim langjährigen Partnerbetrieb auf offene Ohren stieß und inzwischen erfolgreich umgesetzt wird.
Engagement auf beiden Seiten, der Fokus auf regionale Zutaten und der Wunsch, die Dinge immer ein bisschen b’sundriger zu machen als alle anderen – das sind die wichtigsten Zutaten, aus denen Sutterlüty’s Produkte bestehen. Jene, die es bereits gibt, und jene, die noch folgen werden.
Eine enge Verbundenheit
zu Natur und Tier war
ein Wesenszug von Ulrich Sutterlüty, den auch sein älterer Sohn Jürgen geerbt hat. Dementsprechend nahe liegt es, dass Sutterlüty sowohl als Lebensmittelhändler als auch als Unternehmen sein Tun bereits seit Jahrzehnten so ausrichtet, dass der Erhalt der Kulturlandschaft und das Tierwohl eine zentrale Rolle spielen. Dieses Bestreben, durch das eigene Handeln möglichst wenig Einfluss auf Natur und Umwelt zu nehmen, bekam 2010 einen Namen und wenig später eine eigene Abteilung. Wie ernst es dem Unternehmen bereits damals war, der Nachhaltigkeit einen fixen Platz im Unternehmen einzuräumen, zeigt sich rückblickend in den rasanten Entwicklungen der folgenden Jahre: 2013 gründete Jürgen Sutterlüty gemeinsam mit sechs weiteren Vorarlberger Unternehmer*innen das Klimaneutralitätsbündnis, das heute den Namen „turn to zero“ trägt und dem inzwischen rund 200 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Ländern angehören. Damals war der Leiter der Technik-Abteilung Thomas Schierle neben den Bereichen, Ladenbau und Facility-Management auch für Nachhaltigkeitsthemen bei Sutterlüty zuständig. Ihm zur Seite stand ein Team aus unterschiedlichen Abteilungen, um möglichst alle Unternehmensbereiche zu erreichen, in denen es Verbesserungspotenzial gab. Damit begannen auch unternehmensintern eine Vielzahl an Veränderungen, die bis heute andauern und die Sutterlüty mit viel Herzblut und Engagement weiter vorantreibt. Während dieses Buch entsteht, arbeitet das Team rund um Innovationsmanagerin Katharina Rehm zusammen mit Expert*innen an einer Nachhaltigkeitsstrategie, die den Beitrag von Sutterlüty zu einer vielzitierten enkeltauglichen Zukunft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten klar definieren soll. Vieles davon wird schon umgesetzt, deshalb lohnt sich ein Blick auf jene Maßnahmen, die bereits heute einen Unterschied machen. Für das Unternehmen, für die Region und für alle, die hier leben.
Nachhaltiges Wirtschaften und Handeln war und ist für Jürgen Sutterlüty eine Überzeugung und eine Verpflichtung gegenüber unserer Natur und den Generationen, die nach uns kommen.
Nachhaltigkeit beginnt in den Sutterlüty Märkten bereits
bei der Bauweise. Holzbau, umgesetzt mit Handwerkern aus der Region, schafft eine angenehme Einkaufsatmosphäre und hat zudem den Vorteil, dass das im Holz bereits gebundene CO2 auch weiterhin gebunden bleibt. Seit 2004 kommt bei jedem neu errichteten Markt ein ressourcenschonendes Zusammenspiel von Erdwärme und Kälteverbundtechnik zur Temperaturregulation zum Tragen. Photovoltaik-Anlagen auf allen neuen Märkten und überall dort, wo es sonst noch sinnvoll ist, sorgen für umweltfreundlichen Strom. Was nicht durch die eigenen PV-Anlagen erzeugt wird, bezieht das gesamte Unternehmen seit 2022 als CO2-neutralen Grünstrom aus erneuerbaren Energiequellen. Und selbst dem größten Sorgenkind im Lebensmittelhandel, den Kühlmöbeln, konnte in den neuen Märkten der Klima-Zahn gezogen werden: Paradoxerweise ist es nämlich ausgerechnet CO2, das als Kältemittel im Vergleich zum herkömmlichen R404a im Falle eines Austritts unglaubliche 3.940-mal weniger CO2 in die Atmosphäre entlässt und damit weit ökologischer wirkt als der bisherige KältemittelStandard. In diesem Bereich nimmt Sutterlüty im Vergleich zu Mitbewerbern für Märkte derselben Größenordnung freiwillig sehr hohe Kosten auf sich. Jürgen Sutterlüty sieht das ganz pragmatisch: „Wenn wir uns ausschließlich an den Kosten orientieren, werden wir am langen Ende finanziell gut dastehen, aber keinen lebenswerten Planeten mehr haben .“
Auch wenn die Wege bei dem Bregenzerwälder Familienunternehmen meist kurze sind: Klimafreundliche Mobilität spielt bei Sutterlüty eine große Rolle, denn am Ende zählt jeder Kilometer. Seit 2017 setzt das Unternehmen daher verstärkt auf Elektromobilität. 60 Prozent des Sutterlüty Fuhrparks bestehen im Jubiläumsjahr aus Elektroautos. Hauptsächlich Führungskräfte aus dem Service-Center und den Märkten, die verhältnismäßig viel in der Region unterwegs sind, fahren elektrisch. Im Herbst 2017 konnten auch dreizehn Marktmanager*innen ihren ersten Firmenwagen mit Elektroantrieb in Empfang nehmen. Für Geschäftsführer Alexander Kappaurer sind elektrisch betriebene Firmenautos in zweierlei Hinsicht ein Zeichen der Wertschätzung: „Mit dem Firmenwagen an sich möchten wir die hervorragende Arbeit unserer Teammitglieder honorieren. Darüber hinaus sind Elektroautos für uns ein Symbol für unsere Anstrengungen in Hinblick auf Klima- und Umweltschutz.“
Derzeit ist es noch nicht möglich, auch nur einen einzelnen Lebensmittelmarkt, geschweige denn ein ganzes Unternehmen wie Sutterlüty aus eigener Kraft CO2-neutral zu betreiben. Dennoch arbeitet Sutterlüty seit 2016 zu 100 Prozent klimaneutral. Wie ist das möglich? Im Grunde ganz einfach: Wo sich Maßnahmen setzen lassen, um den eigenen CO2-Ausstoß zu reduzieren, tut Sutterlüty genau das. Dieses stetige Bestreben nach der Reduktion braucht Zeit – und die wird langsam knapp. Was an klimawirksamen Emissionen weder gleich noch Schritt für Schritt vermieden werden kann, wird daher bereits jetzt kompensiert. Dafür unterstützt das Unternehmen validierte Klimaschutzprojekte, die Wasserkraft, Windkraft und Aufforstung rund um den Globus finanzieren.
Den eigenen Einfluss auf das Klima möglichst gering zu halten, ist
eine Verpflichtung, die Sutterlüty sehr ernst nimmt. Doch ein Unternehmen, das über verschiedene Kanäle so viele Menschen erreicht, kann noch mehr tun. Deshalb hat Sutterlüty es sich zur Aufgabe gemacht, über das Thema zu informieren und – und das ist das Entscheidende – den Kund*innen eine einfache Möglichkeit an die Hand zu geben, selbst aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Konkrete Formen angenommen hat dieser Gedanke mit einer Vorteilskarten-Aktion zu Weihnachten 2017. Damals konnten Kund*innen mit Vorteilspunkten die Pflanzung von Orangen- oder Kakaobäumen in Togo/ Westafrika unterstützen. Sensationelle 63.000 Bäume wurden auf diesem Weg gepflanzt. Von der großen Nachfrage inspiriert, entwickelten der Projektverantwortliche Christian Kerber gemeinsam mit dem Klimaschutzbüro natureOffice das Nachfolgeprojekt „10:0“. Zehn Tonnen CO2 – so viel, wie jede*r Österreicher*in im Durchschnitt pro Jahr verursacht – konnten mit dem Erwerb einer Klimaschutzurkunde im Wert von vierzig Bäumen kompensiert werden. Damit noch mehr Menschen auf das Thema aufmerksam werden konnten und um das Angebot auch in den Märkten präsent zu machen, wurde das Projekt laufend weiterentwickelt. Mit dem Kauf eines Klimaschutzpakets „10+1“ finanzieren Sutterlüty Kund*innen seit Ende 2021 die Pflanzung von zehn Bäumen in Togo und einem Baum in Vorarlberg. Als kleines Dankeschön gibt es einen pflanzbaren Bleistift mit Basilikumsamen gratis dazu. Insgesamt konnten auf diesem Weg bis zum Erscheinungszeitpunkt dieses Buches im Dezember 2022 über 122.000 Bäume in Togo und über 6.200 Bäume in Vorarlberg gepflanzt werden.
Der Flagship-Store von Sutterlüty in der Landammanngasse in Rankweil
Der Flagship-Store in der Rankweiler Landammanngasse ist ein Markt, der Emotionen bietet und Einkaufen zum Erlebnis macht.
Weil in der Rankweiler Stiegstraße am 10. Dezember 2014 der neue Markt eröffnete, wurde der alte, baufällige Markt in der Landammanngasse geschlossen. Dieser Standort war in Rankweil aufgrund seiner Nähe zum Bahnhof sehr beliebt gewesen. Der Markt galt als wichtiger Nahversorger für die Bevölkerung unterhalb der Bahnlinie im Merowinger Viertel, so gab es intensive Bemühungen, diesen Standort wieder zu bebauen. Das sollte aber doch seine Zeit in Anspruch nehmen, denn auch der Bahnhof wurde um- und teilweise neugebaut, zugleich wurde eine Quartiersentwicklung verfolgt. Für Jürgen Sutterlüty war klar, dass an diesem für das Unternehmen geschichtsträchtigen Ort etwas ganz Besonderes entstehen sollte: Ein sogenannter Flagship-Store, also ein Geschäft als Vorzeigeobjekt – ein Flaggschiff für das Unternehmen sollte hier realisiert werden.
* Eröffnung am 5. Mai 1976 mit großer Modeabteilung
* Umbau 1998
* 2014 Schließung und Umzug in die Stiegstraße
* Wiedereröffnung des neuen Flagship-Stores im Jahr 2019 am Standort Rankweil Landammanngasse
Mit der Planung wurde wieder das Büro HK Architekten von Hermann Kaufmann mit seinen Partnern Stefan Hiebeler und Christoph Dünser betraut. Durch die Bögen – durch welche die Kund*innen in die Atmosphäre des Marktes eintauchen – verliehen sie dem Gebäude spürbaren Markthallencharakter. Im Inneren gelangen die Kund*innen in die Welt der nächsten Supermarkt-Generation.
Die Bögen geben dem Holzkörper Kontur und auch plastischen Charakter, sie kommunizieren mit den gestalteten Parkflächen vor dem Markt. Trotz einer sehr rationalen Herangehensweise an eine solche Aufgabe sei oft eine spontane Idee oder Intuition ausschlaggebend; ein Wagnis einzugehen, gehöre zur Architektur, und erfreulicherweise sei das in dieser Qualitätsschiene durchaus erlaubt, sagt Architekt Hermann Kaufmann. Darüber hinaus war es Jürgen Sutterlüty wichtig, einen Markt zu schaffen, der sich in seiner Außenansicht wie auch im Betrieb stets sauber und aufgeräumt zeigt. Deshalb wurde eine Doppelfassade entwickelt, die innerhalb dieses doppelten Fassadenraumes aufnehmen kann, was davor stören würde: Einkaufswagen, saisonale Produkte wie Anzünderholz und Blumenerde; nebenbei wurde Platz für eine beschattete Terrasse für den Gastronomiebereich geschaffen.
Bereits seit 2017 ist für die Innenarchitektur, die Ladengestaltung und -einrichtung die Innenarchitektin Elena Sutterlüty (geb. Romachova) verantwortlich. Was außen beginnt, sollte nämlich im Inneren seine Fortsetzung finden, die Menschen emotional abholen und ihnen im Markt ein Erlebnis bieten, das nicht aufdringlich ist, aber wirken soll: herunterkommen, sich wie im Garten fühlen, wo die Eintretenden von Obst und Gemüse empfangen und umgeben werden, wo es eine Frischetheke gibt, wo Obst und Gemüse vorbereitet werden und ihren Duft verbreiten.
Auch die Brottheke soll je nach Tageszeit gestaltet sein und zum Genießen einladen, was beim Gusto mit seinem gemütlichen Sitzbereich innen und im Sommer auch außen gleich im Markt in die Tat umgesetzt wird. Letztlich gehe es um Emotion, und eben dieser müsse man sich widmen; Design leiste hier den entscheidenden Beitrag, wenn echte Produkte in Szene gesetzt werden.
Für die Emotionen in einem Markt brauche es die Mitarbeiter*innen im Markt, die diese Emotionen nicht nur spüren lassen, sondern selbst von ihnen beseelt sind, und deshalb habe sie sich auch der
Ein Markt, der Emotionen bietet und Einkaufen zum Erlebnis macht
Elena und Jürgen Sutterlüty bei der feierlichen Eröffnung.
Mitarbeiter*innen-Räume angenommen, führt Elena Sutterlüty aus. Auch diese müssten schön gestaltet sein und positive Emotionen wecken. Dazu gehöre ein Schminktisch genauso wie ein Ohrensessel, wo auch mal zur Erholung die Füße hochgelegt werden können. Wer seine Kund*innen beim Einkaufen emotional begleiten wolle, müsse sich selbst wohlfühlen, Freude haben und sich wertgeschätzt fühlen, ist Elena überzeugt.
Seit 2016 kennen Elena und Jürgen einander von einem internationalen Branchentreffen, wo sie als Innenarchitektin für Geschäftsgestaltung vertreten war; heute ist sie die Frau an der Seite von Jürgen Sutterlüty. Sie wurde 1973 in Moskau geboren, wo ihre Eltern immer noch wohnen, zog 1996 nach Deutschland und ist dort mittlerweile mit drei Büros als selbständige Innenarchitektin für Ladenbau und Einrichtungsgestaltung im Food-Bereich mit ihren Mitarbeiter*innen international erfolgreich.
Die Montfortstadt Feldkirch wird erobert: Sutterlüty am Fuße der Schattenburg
Inmitten von Feldkirch, am Fuße der Schattenburg, entstand mit dem Quartier Am Jahnplatz ein neuer Arbeits-, Handels- und Lebensraum, in dem ein Sutterlüty Ländlemarkt nicht fehlen durfte, wenigstens bis die neue Feldkircher Bahnhofcity bezugsfertig sein sollte. In dieses neu geschaffene städtische Umfeld zog Sutterlüty mit regionalen Lebensmitteln, einem großen Convenience-Sortiment und einem Gusto-Restaurant ein. Daneben gab es täglich frisch zubereitete Snacks, „Eat Happy“-AsiaSpezialitäten und eine Pasta-Theke sowie eine Salatbar und frische Kuchen und Torten vom Vorarlberger Konditormeister. Als zweiter Markt wurde dieser Ländlemarkt für eilige Kund*innen mit Kassandra-SB-Kassen bestückt, die sich steigender Beliebtheit erfreuten. Die b’sundrigen Genusswelten von Sutterlüty waren damit zum ersten Mal in der Montfortstadt angekommen – um zu bleiben.
* Eröffnung des Standortes Feldkirch Jahnplatz im Mai 2019
* zweiter Ländlemarkt mit Kassandra-Self-Scanner-Kassen
* Schließung und Umzug in den neuen Standort am Bahnhof Feldkirch im Jahr 2022
Sutterlüty am Fuße der Tostner Burg in Feldkirch
Der neue Ländlemarkt in FeldkirchTosters passt mit seinem urbanregionalen Gewand harmonisch in sein Umfeld.
Gemeinsam mit dem Projektentwickler Hilti & Jehle einigte sich Sutterlüty zum Erwerb dieses Standorts. Am 9. Juli 2020 öffnete in Tosters der neue Ländlemarkt seine Türen. Dem Nachhaltigkeitsversprechen gemäß war es ein Standort im Zentrum des Feldkircher Stadtteils Tosters, in der neu gestalteten Dorfmitte; der Markt bildet mit der Kirche, der Volksschule, dem Feuerwehrhaus und der Post ein neues, kleines Zentrum. Dieser Markt zeigt sich dem Umfeld entsprechend in urban-regionalem Gewand, innen im modernen Industriedesign.
* Eröffnung des zweiten Standortes in Feldkirch am 9. Juli 2020, mitten im Zentrum des Feldkircher Stadtteils Tosters
Aktionen, Rabatte, Sonderangebote:
Die Preise im Lebensmittelhandel ändern sich häufig. In einem durchschnittlich großen Sutterlüty Markt verbringen die Teammitglieder rund zehn Stunden jede Woche damit, Preisetiketten an den Regalen zu tauschen. Zumindest war das so, bevor die Digitalisierung diesen kleinen, aber zeitaufwändigen Arbeitsschritt deutlich vereinfacht hat. Seit 2021 sind alle Sutterlüty Märkte mit ESL-Systemen, also mit „Electronic Shelf Labeling“, ausgestattet. Mit diesem System wird der aktuelle Preis für ein Produkt elektronisch erfasst und gleichzeitig an die digitalen Regaletiketten und an die Kassa übermittelt. Dadurch wird vermieden, was mit Papieretiketten selbst den aufmerksamsten Teammitgliedern passieren konnte, nämlich dass eines übersehen und dadurch zu spät oder gar nicht ausgetauscht wurde. Mit den elektronischen Regaletiketten ermöglicht Sutterlüty seinen Kund*innen ein weiteres Stück Sicherheit beim Einkauf, erspart dem Team eine Menge Arbeit und der Umwelt Berge an gedruckten Etiketten, die nach kurzer Zeit im Papiermüll gelandet sind.
Sutterlüty eröffnet in der Bahnhofcity in Feldkirch einen modernen, urbanen Bahnhofsmarkt
Am 24. Februar 2002 eröffnete der Sutterlüty Ländlemarkt in der Bahnhofcity in Feldkirch. Es ist nach jenem in Dornbirn der zweite Bahnhofsmarkt des Unternehmens. Da die Feldkircher Bahnhofcity Stück für Stück ein neuer, ausgesprochen städtischer Lebensraum in Feldkirch geworden ist – und noch weiterentwickelt wird –, wurde dem mit dem neuen Markt Rechnung getragen. Es ist ein moderner, urbaner Markt mit einem verhältnismäßig kleinen Sortiment von 6.000 Produkten, das sich gleichermaßen an den Bedürfnissen der reisenden und mobilen Kund*innen orientiert, wie auch an denen von Menschen, die im Umfeld wohnen und arbeiten. Jürgen Sutterlüty war von Anfang an von diesem Standort überzeugt, weshalb er das Risiko auf sich genommen hat, den noch neuen Markt am Jahnplatz nach erst drei Jahren an den Bahnhof zu verlegen. Er sieht seinen Bahnhofsmarkt als wertvollen Nahversorger und als Aufwertung für den neu entwickelten Stadtteil Bahnhofcity Feldkirch.
* Eröffnung des zweiten Bahnhofsmarktes in der Firmengeschichte in der Bahnhofcity Feldkirch am 24. Februar 2022
Sutterlüty Ländlemärkte in Vorarlberg, Stand 2022
• Hard
• Lochau
• Bregenz
•• Lauterach
• Lustenau
• Schwarzach
•••• Dornbirn
• Hohenems
• Götzis
• Weiler
•• Rankweil
•• Feldkirch
• Frastanz
• Gais
• Ludesch
• Bludenz
• Egg
• Bezau
• Hittisau
• Schruns
Mit dem weltweit größten
regionalen Sortiment ist
Sutterlüty der Lieblingsmarkt der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger für regionale Lebensmittel. Nach 2019 und 2020 durfte Sutterlüty auch 2021, im bislang letzten Jahr der Erhebung, dank der meisten Nennungen in den erhobenen sieben Kategorien stolz den Titel „Vorarlbergs beste Marke“ tragen. Wegen der meisten Nennungen in den erhobenen sieben Kategorien wurde Sutterlüty zu Vorarlbergs bester Marke gewählt.
Dass das nicht von ungefähr kommt, sondern ein intensiver Markenprozess dahintersteht, erläutert Geschäftsführer Alexander Kappaurer. Kappaurer erzählt von einem intensiven, langfristigen Markenprozess, der zur Folge hatte, dass die Anstrengungen in der regionalen Vernetzung weiter intensiviert wurden. Sutterlüty möchte die Speerspitze für Regionalität bleiben, mit einem Sortiment, das genau für diese Werte steht, sie beweist und untermauert.
Regionalität müsse am Gaumen der Kund*innen ankommen, und so wie Sutterlüty mit den Lieferanten langjährige Partnerschaften eingehe, so solle es auch mit den Kund*innen sein. Das Sortiments-Aushängeschild seien in diesem Fall die b’sundrigen Sutterlüty’s Produkte, von denen es ja nach Saison um die 200 gibt.
Als zweites Standbein der Regionalität gelte neben den Produkten immer mehr die Nachhaltigkeit. Regionalität bedeute schon an sich eine Politik der kurzen Wege; das wirke sich bei der Verpackung genauso aus wie bei den kurzen oder gar nicht notwendigen Kühlketten. So bleiben die regionalen Produkte in ihrer hohen Qualität am besten erhalten und kommen auch so bei den Kund*innen an.
Die Klammer um all das herum seien die Mitarbeiter*innen, der Zusammenhalt in den Teams, auch die Verknüpfung mit den regionalen Partnern. Das ergebe einen Zusammenhalt und eine gegenseitige Unterstützung, die neben der sinnstiftenden Arbeit auch eine starke Identifikation mit dem Unternehmen, mit den Produkten, den regionalen Partnern und eben der Region mit sich bringe, ist Kappaurer überzeugt. Der Titel „Vorarlbergs beste Marke“ gibt ihm recht – und die vielen treuen Kund*innen auch.
Alexander Kappaurer und Marketingleiterin Michèle Garre bei der Preisübergabe „Vorarlbergs beste Marke 2021“
Für Ulrich Sutterlüty war es noch in jeder Hinsicht naheliegend, in
der direkten Umgebung einzukaufen. Doch auch später, in Zeiten, in denen Globalisierung als Gebot der Stunde galt, ist Sutterlüty seinem Selbstverständnis als regionalem Lebensmittelmarkt stets treu geblieben. Daran hat sich bis heute – sieben Jahrzehnte, nachdem das erste Stück Bregenzerwälder Bergkäse in Ulrich Sutterlütys kleinem Hoflädele über den Tresen ging – nichts geändert. Im Gegenteil: Aus der Selbstverständlichkeit wurde über die Jahre ein geschätztes und sorgsam gepflegtes Selbstverständnis.
Und hier liegt bereits der entscheidende Unterschied. Denn selbst wenn sich längst viele andere Regionalität und Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen schreiben, ist die Art, wie Sutterlüty diese zentralen Unternehmenswerte versteht und als Philosophie lebt, nach wie vor b’sundrig. Es ist nicht der Zeitgeist, der die Richtung vorgibt, es sind keine Marketingtrends, denen es gerecht zu werden gilt, und es sind schon gar keine leeren Phrasen, die gedroschen werden müssen. Sutterlüty ist nicht durch Anordnung von außen zum Regionalisten geworden, hat sich nicht in aller Eile das weltweit größte Sortiment an regionalen Lebensmitteln zusammengesucht und fühlt sich nicht verpflichtet, etwas für Umwelt und Klima zu tun, „weil man das halt so macht“. Sutterlüty war schon immer so. In der Marketingsprache würde man sagen: Es liegt in der DNA des Unternehmens. Im Bregenzerwald sagt man: „As îscht allad scho so gsin.“
Auch wenn Sutterlüty längst über die Grenzen des Bregenzerwaldes hinaus und ins Land hineingewachsen ist, spürt man die Bregenzerwälder Wurzeln und das, was „an ghörîga Wäldar“ ausmacht, noch immer – im gesamten Unternehmen und ganz besonders bei Jürgen Sutterlüty: Bodenständigkeit, Wertschätzung für ehrliche Arbeit, der respektvolle Umgang mit Tier und Natur, ein Handschlag, auf den man zählen kann, und, wenn es sein muss, auch einmal eine ordentliche Portion Sturheit. So sind sie, die Bregenzerwälder. Und so ist auch Sutterlüty.
Über sich selbst kann man viel behaupten. Wie viel
davon jedoch wahr und ernst gemeint ist, zeigt sich häufig erst dann, wenn man andere fragt. Zum Beispiel jene Partner, mit denen Sutterlüty eine oft seit mehreren Jahrzehnten bestehende Zusammenarbeit pflegt: Als zuverlässig, unkompliziert und absolut fair wird Sutterlüty durch die Bank beschrieben, als Partner, mit dem man auf Augenhöhe zusammenarbeiten kann – eine Ansicht, die durchaus auf Gegenseitigkeit beruht. Klaus Kohler, Prokurist und Einkaufsleiter für Frischeprodukte bei Sutterlüty, beschreibt es so: „Jeder unserer Partner ist für uns genauso wichtig wie wir für ihn.“ Die Du-Kultur im Unternehmen gilt auch für den Umgang mit Lieferanten, ganz egal, wie alt das Gegenüber, wie groß das Unternehmen oder wie hoch der Umsatz ist. Viele der Partner, die Klaus Kohler heute betreut, hat er in den vierzig Jahren, in denen er bereits für Sutterlüty arbeitet, selbst ins Unternehmen geholt. Oder er hat miterlebt, wie die Zusammenarbeit begonnen hat. Verändert habe sich nicht viel, meint er. Die Suche nach B’sundrigem aus der Region sei nach wie vor die Triebfeder für jede neue Partnerschaft. Die Chemie müsse stimmen und die Werte müssen ähnliche sein, alles andere lasse sich richten. Nicht mit ellenlangen Verträgen, sondern gemeinsam an einem Tisch ausverhandelt und mit Handschlag besiegelt. Früher habe Ulrich Sutterlüty das für seine fünf oder sechs Läden noch selbst gemacht, heute mit 26 Märkten und rund 3.000 regionalen Produkten im Sortiment gebe es dafür eben ein Team.
Das konstante Wachstum von Sutterlüty
ist auch für die Partner betriebe von Vorteil. Denn jeder Sutterlüty Markt, der im Land dazukommt, ist auch eine Möglichkeit mehr für die 1.500 regionalen Partner, ihre Produkte anzubieten. Schlussendlich geht es ja gerade darum, die regionale Genusskultur und all die b’sundrigen Spezialitäten, die daraus hervorgehen, für alle in Vorarlberg zugänglich zu machen. Dass es Montafoner Sura Kees auch bei Sutterlüty in Bezau oder Apfelsaft aus Rheintaler Streuobst im Ländlemarkt in Schruns zu kaufen gibt, sind nur zwei Beispiele dafür.
Als zuverlässiger Handelspartner mit einer entsprechenden Abnahmemenge macht es Sutterlüty seinen Lieferanten häufig erst möglich, neue Produktideen auszuprobieren und nicht selten selbst eine Expansion zu wagen. Ingo Metzler mit seinen Ziegenkäse- und Molkeprodukten oder Bertram Martin mit all dem Guten vom Martinshof sind nur zwei von vielen Partnern in Vorarlberg, mit denen man gemeinsam gewachsen ist. Welche b’sundrigen Früchte eine solche Zusammenarbeit tragen kann, bleibt auch außerhalb der Landesgrenzen nicht unbemerkt: Für ihr gemeinsames Bestreben um die Rekultivierung von Vorarlberger Urdinkel wurden der Martinshof und Sutterlüty Anfang 2022 von Deutschlands führendem Fachmagazin Lebensmittel Praxis mit dem „Regional-StarAward“ ausgezeichnet.
Und wenn ein kleiner Betrieb da nicht mithalten kann oder wenn das Wetter die Ernte einer ganzen Saison ruiniert? „Dann gibt es eben, so viel es gibt, und zur Not auch nur in ausgewählten Märkten. Punkt.“ Da kennt Klaus Kohler nichts: Der, mit dem die Zusammenarbeit gut ist, wird ganz sicher nicht von der Partnerliste gestrichen.
Eine Auswahl der Sutterlüty Lieferant*innen, wie sie in den Ländlemärkten präsentiert werden.
Sutterlüty –seit 70 Jahren ein Händle fürs Ländle.
Seit Ulrich Sutterlüty den kleinen Laden neben der Landwirtschaft und dem Sägewerk in seine Hände nahm, hat sich vieles verändert: die Zeit an sich, die Gesellschaft, aber auch die Menschen und manche Werte. Für Sutterlüty ist aber eines über all die Jahrzehnte gleichgeblieben: Regionalität war, ist und bleibt das Herzstück des Handelns. Das B’sundrige daran: Auch nachhaltiges Denken, ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen und Wertschätzung gegenüber Mensch, Tier und Natur sind für Sutterlüty untrennbar mit Regionalität verbunden. Deshalb sieht sich Sutterlüty nicht einfach als Nahversorger, sondern vielmehr als Botschafter und Bewahrer der regionalen Genusskultur, der dafür so wichtigen Kulturlandschaft – und von all dem B’sundrigen, das daraus jeden Tag entsteht. So wird „b’sundrig“ zum besseren „regional“, gemeinsam kann die Wertschöpfung in der Region nachhaltig gesteigert werden.
Sutterlüty ist stolz auf seine 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – ob jung oder älter, ob Lehrling oder Führungskraft, egal welcher Nationalität – und ist stolz, Inklusion einfach jeden Tag zu leben. Dass Sutterlüty ein mehrfach ausgezeichneter Lehr- und familienfreundlicher Betrieb ist, versteht sich in diesem Kontext von selbst. Aus- und Weiterbildung sind eine Herzensangelegenheit und letztlich das Kernstück der Unternehmensphilosophie. Deshalb hat Sutterlüty in den Jahren 2019 und 2020 bei der Verleihung von „Vorarlbergs Beste Marke“ bei der Mitarbeiter*innenbefragung für kollegiale Zusammenarbeit und Freude an der Arbeit Bestnoten erhalten, worauf das Unternehmen besonders stolz ist.
Sutterlüty ist in Vorarlberg beheimatet und bleibt es auch; dazu ist das Unternehmen weiterhin bemüht, seinen Kund*innen immer näher zu kommen. 1952–2022
Wenn man 70 wird, darf man schon mal innehalten. Sutterlüty schaut mit Stolz und Dankbarkeit auf das, was uns in Vorarlberg b’sundrig macht. Und wir versprechen, weiter dafür anzupacken.
Über 1.500 Partner aus der Region beliefern die Sutterlüty Ländlemärkte mit über 3.000 „Ländle“- und „Ländle pur“-Produkten und je nach Saison bis zu 200 b’sundrigen Sutterlüty’s Geheimtipps aus der Region. Deshalb ist Sutterlüty der Lieblingsmarkt der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger für regionale Produkte. Mehr als ein Drittel des Umsatzes erwirtschaften die regionalen Lebensmittel der vielen Partnerbetriebe, die oft auf eine jahre- oder gar jahrzehntelange, verlässliche Partnerschaft auf Augenhöhe zurückblicken können. Mit diesen regionalen Partnern wird intensiv zusammengearbeitet, um den Umwelt- und Klimaschutzgedanken weiterzutragen – letztlich bis zu den Kund*innen. Krisensichere Arbeitsplätze und eine sinnstiftende Arbeit – das heißt auch Zukunft gestalten und gemeinsam wachsen.
Sutterlüty arbeitet seit mehr als sechs Jahren zu hundert Prozent klimaneutral, und das war noch nicht das letzte Ziel. Mit den Märkten ist Holz als Baumaterial der Region zu einem Identitätskern geworden; ästhetische Ansprüche repräsentieren als umgesetzte Entwürfe erfahrener Architekt*innen einen vielbeachteten Teil der Vorarlberger Holzbaukunst.
Eine Auswahl:
* Medaillen bei Käseprämierungen | in Wieselburg und in Schwarzenberg sind fast jährlich wiederkehrende Ereignisse
* Goldene Waage 2005 | des MMM-Club (Moderne Markt Methoden) gemeinsam mit der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich an verdiente Unternehmerpersönlichkeiten für besondere Leistungen
* Vorarlberger Holzbaupreis 2011 | für den Ländlemarkt Hohenems in der Kategorie Gewerbebau
* Lukullus-Auszeichnung 2011 | für den Ländlemarkt Schwarzach für die beste Fleischabteilung Österreichs in der Kategorie „Lebensmitteleinzelhandel bis 800 m² Verkaufsfläche“. Die Fisch- und Fleischwarenabteilung des Ländlemarktes im Citypark belegte in der Kategorie bis 2.000 m² Verkaufsfläche den zweiten Platz.
* Familienfreundlicher Betrieb | 2011, 2013, 2014, 2016, 2018, 2022
* Sutterlüty ist der Lieblingsmarkt der Vorarlberger 2013
* Goldener Merkur 2013 | für den Ländlemarkt Lochau
* Lukullus-Auszeichnung 2013 | für die beste Fleischtheke Österreichs bis 900 m² Verkaufsfläche für den Sutterlüty Ländlemarkt Kehlerpark in Dornbirn
* Beste Herkunftsmarke und bestes Gütesiegel 2013 | Der Verein für Konsumenteninformation prämiert die Marke Sutterlüty’s und die Sutterlüty Ländleherzen beim Gütesiegeltest als beste Herkunftsmarke und bestes Gütesiegel Österreichs in der Kategorie „Auslobungen Herkunft“.
* Goldener Merkur 2014 | für das KDW in Egg
* Ausgezeichneter Lehrbetrieb | viele Märkte in mehreren Jahren
* Vorarlbergs Beste Marke 2019, 2020 und 2021 | mit dem weltweit größten regionalen Sortiment
* VN-Klimaschutzpreis 2020 | für das Sutterlüty Projekt „10:0 fürs Klima“
* Regional Star 2022 | für Sutterlüty und den Martinshof für den Anbau und die erfolgreiche gemeinsame Vermarktung der Vorarlberger Urdinkelprodukte in der Kategorie „Kooperation“
* Unternehmer des Jahres 2022 | Jürgen Sutterlüty erhält den VN-Wirtschaftspreis
* Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich | Dieses wurde Jürgen Sutterlüty im Jahr 2022 von der Präsidentschaftskanzlei des Bundespräsidenten Alexander van der Bellen verliehen und vom amtierenden Bundeskanzler Karl Nehammer überreicht.
Dieses Buch beginnt mit
einer tragischen, richtungsweisenden Episode aus dem jungen Leben meines Vaters, und doch wurde dieses Leben eine Geschichte, die von Erfolg begleitet war und meinen Vater in seiner ganzen Persönlichkeit ausmachte. Es war Hansores Ulrich, der diese Geschichte schrieb.
Ich durfte dieses Erbe mitsamt dem Schönen, dem Erfolg, den Anerkennungen, aber auch dem Belastenden und der Verantwortung weitertragen und habe das aus eigenem Antrieb und – meist – mit großer Freude getan. Motiviert haben mich dabei immer meine Familie, oft meine Freunde, unsere Partner, vor allem meine Mitarbeiter*innen und besonders unsere Kund*innen. Letztlich haben nämlich unsere Kund*innen bewiesen, dass ihnen unsere Region mit all ihren Schönheiten und Schätzen genauso am Herzen liegt wie uns. Sie sind diesen Weg mit uns als Händler gemeinsam mit unseren Partnern mitgegangen.
Es ist der Lauf der Zeit, dass die nächste Generation schon an die Türe klopft, sie wird mit neuen Erfahrungen und einer eigenen Geschichte die Pfade betreten und neue Wege suchen und gehen. Manches sollte bleiben: die Liebe und die Treue zu unserer Region, zu unseren Mitarbeiter*innen, zu unseren Partnern und wiederum zu unseren Kund*innen, die das Regionale und B’sundrige schätzen. Wenn ich meine Kinder und meine Partnerin hier, am Schluss des Buches, noch vorstelle, sprechen daraus der väterliche Stolz, aber auch die Hoffnung und die Zuversicht für eine gute Zukunft unseres Unternehmens.
Florian Sutterlüty, geb. 1992, hat ein Studium der Volkswirtschaft abgeschlossen und war viele Jahre im Ausland, um in unterschiedlichen Unternehmensbereichen Erfahrungen zu sammeln, in Handelsunternehmen, aber auch im Consulting. Er wird 2023 in das elterliche und großväterliche Unternehmen einsteigen.
Theresa und Laura Sutterlüty, geboren 1994 und 1996, haben am Borg in Egg maturiert, die Tierliebe des Vaters im Blut, sind beide erfolgreiche Pferdesportlerinnen und in Norddeutschland in einem renommierten Gestüt in der professionellen Pferdezucht und als Berufsreiterinnen tätig.
Constantin Sutterlüty, geboren 2001, der Jüngste der Familie, studiert Technische Physik in Wien im fünften Semester.
Elena Sutterlüty, die Frau an meiner Seite, ist Innenarchitektin mit einem eigenen Designbüro in Berlin. Sie ist international in Beratung und Planung tätig und seit 2017 auch bei Sutterlüty für Ladendesign verantwortlich.
An dieser Stelle möchte ich
einigen Menschen im Besonderen Danke sagen. Es sind jene Menschen, die ihr Tun, ihr Wirken, Mitdenken und Gestalten nie vor den Vorhang gestellt haben. Sie haben aus Überzeugung für die Sache gehandelt, weil es für sie selbstverständlich war, für jene Werte einzustehen, die sie von der Vor- und teilweise sogar noch von der Vorvorgeneration mitbekommen haben.
Richard Feurstein – alias Richi oder Ricardo, wie ihn Alwin nannte – war mir von Beginn an ein treuer Begleiter und Unterstützer. Auf ihn konnte ich auch in den schwierigen Zeiten setzen, als die Stimmung zwischen mir und meinem Vater endgültig zu kippen drohte. Selbst als er zwischen die Fronten geriet, hat er mir den Rücken gestärkt.
Josef Sohler, ein Kämpfer vor dem Herrn. Immer wenn es „gebrannt“ hat, war Josef zur Stelle. Egal zu welcher Zeit oder an welchem Ort – Josef hat nie gefragt, warum, er hat gehandelt und war da, wenn er gebraucht wurde. Sein praktisches Wissen, seine Zähigkeit und Konstitution, verbunden mit seinem Pflichtbewusstsein verkörpern Werte, wie sie heute wohl nur mehr in Geschichtsbüchern beschrieben werden.
Dr. Eduard Tschofen – unser langjähriger Steuerberater als „BDO Tschofen“, heute „HLB Vorarlberg“ –, „Edi Tschofen“ habe ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort getroffen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir ohne ihn das Unternehmen, so wie es heute ist, vorfinden würden. In der unternehmerisch schwierigsten Zeit, nach der kostspieligen Trennung von drei Familienstämmen, in einer Phase mit großem Reorganisationsbedarf, hat mich Edi mit seiner Expertise, seiner Ruhe und seiner scharfsinnigen unternehmerischen Fachkenntnis durch die stürmische See begleitet. Ich bin ihm zu großem Dank verpflichtet!
Dkfm. Wolfram Steinwendtner – unser langjähriger Vorsitzender des Aufsichtsrates – hat mich mit seiner weisen und ruhigen Art über viele Jahre unserer Entwicklung fast väterlich begleitet. Beinahe wäre ich sein Nachfolger als Geschäftsführer der Teekanne in Salzburg geworden, aber das ist eine andere Geschichte …
Dr. Christian Hopp: Seit dem Tag der Gründung unseres Aufsichtsrates ist er – das inzwischen längstdienende – Mitglied dieses Gremiums. Es gibt wohl keine externe Person, die mehr Einblick in unser Tun, unsere Gedanken und Überlegungen hat als Christian. Als Jurist mit Weitblick, als Stratege und guter Freund ist er meine Ansprechperson, mit der ich mich vertrauensvoll über jene Dinge unterhalte, bei denen ich Austausch, Feedback oder Expertise brauche.
Den größten Dank möchte ich allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit meinem Co-Geschäftsführer Alexander Kappaurer und dem Team der erweiterten Geschäftsleitung Daniel Drechsel, Klaus Schwärzler und Stefan Benda an der Spitze für ihren großartigen Einsatz und ihre Leidenschaft für das B’sundrige aussprechen. Sie sind es schließlich, die dafür verantwortlich sind, ob die Kund*innen nach dem Kaufabschluss an der Kassa die Entscheidung treffen: „Ich komme wieder.“
Herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben, im Besonderen an Jessica Oberhauser-Purin und Katharina Rehm aus unserem Haus, Martin Caldonazzi für die wunderschöne Gestaltung und – last but not least – Kurt Bereuter, mit dem mich seit mehr als vier Jahrzehnten eine treue Freundschaft verbindet.
Abschließend danke ich meinen tollen Kindern und meiner Frau Elena. Und ganz zum Schluss: „Danke, Mama.“
Verwendete Literatur
* Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, Bregenzerwälder Alp- und Bergkäse, von https://info.bmlrt.gv.at/themen/lebensmittel/trad-lebensmittel/kaese/bregenzerw_alpkaese.html, abgerufen am 21.12.2021
* Feurstein, Christian / Wirtschaftsarchiv Vorarlberg (Hrsg.), Kauflust, Vorarlberger Handel in historischen Bildern, Feldkirch 2013
* Franz, Anton / Ratz, Sylvester / Behmann, Richard (Hrsg.), ’s Wöartôrbuo – Sprachschatz Bregenzerwald, Egg 2011
* Fürhapter, Ingrid / Thaler, Jürgen (Hrsg.), Franz Michael Felder, Gedichte, Libelle, Lengwil 2021
* Gemeinde Egg (Hrsg.), Heimatbuch Egg, Verlag Eugen Ruß, Bregenz 1974
* Gemeinde Egg (Hrsg.), Heimatbuch Egg, Vorarlberger Verlagsanstalt, Dornbirn 2008
* Metzler, Jürgen / Theaterverein Bizau (Hrsg.), Ey wio ischt as ou gango, 150 Jahre Theaterverein Bizau, Bezau 2016
* Niederstätter, Alois, Wäldar ka nüd jedar sin!, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2020
* Sutterlüty Handels GmbH, Fotobücher mit Bildbeschreibungen, 1 bis 5, Egg o. J.
Impressum
Herausgeber: Sutterlüty Handels GmbH, Egg, 2022
Projektleitung: Jessica Oberhauser-Purin und Katharina Rehm
Konzept und Gestaltung: Martin Caldonazzi, Frastanz
Recherche und Archivleitung: Richard Feurstein
Texte: Kurt Bereuter, Vorholz-Institut, Alberschwende, und Carmen Jurkovic-Burtscher, freie Redakteurin, Nüziders
Lektorat: Merle Rüdisser, Innsbruck
Fotos: wenn nicht anders bezeichnet von der Familie Sutterlüty und aus dem Fotoarchiv der Sutterlüty Handels GmbH
Druck: Thurnher Druckerei, Rankweil
Dieses Buch wurde nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben, aber nicht nach strengen wissenschaftlichen Kriterien erarbeitet. Der Inhalt entstammt einem Firmenarchiv und vor allem den Erinnerungen vieler Menschen, die mit dem Unternehmen Sutterlüty in den letzten siebzig Jahren in Verbindung standen. Sollten sich Fehler eingeschlichen haben, freuen sich das Unternehmen Sutterlüty und die Autor*innen über Ihre Kontaktaufnahme. Wir sind auch für etwaige Ergänzungen dankbar – und wünschen eine spannende Lektüre.