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Ein Zweirad-Talent aus der Val Lumnezia macht von sich reden

Lumnezia

Vital Albin im Element.

Mit aufgeladenem Motor Spitzenplätze anvisieren

Ein junger Biker aus der Val Lumnezia auf der Überholspur.

Tersnaus ist wie manch ein anderes Örtchen in der Val Lumnezia ein eher unauffälliges Dorf. Trotzdem hat es in Sportkreisen eine gewisse Berühmtheit erlangt. Dies dank eines Zweiradsportlers, der im Dorf aufgewachsen ist, einige Mountainbikerennen gewonnen und sowieso mehrere Titel geholt hat: Nino Schurter. Und ein nächster Tersnauser, welcher dereinst Schurter beerben könnte, wartet schon in den Startlöchern. Die Rede ist von Vital Albin, dem Junioren-Vize-Welt-, Vize-Europameister und Schweizer Meister von 2016. Aber auch bei den U23 ist der Radkünstler immer wieder auf den vorderen Plätzen und sogar auf dem Podest anzutreffen. Es müssen also besondere Voraussetzungen oder Faktoren bestehen, welche die Tersnauser Raderfolge erklären könnten. Die Gene sind es wohl weniger, seine Eltern haben keinen Bezug zum Bikesport. Aber vielleicht das perfekte Trainingsgelände im Tal, der zähe Walserkopf, das richtige Tierkreiszeichen (Vital ist Löwe) oder ganz einfach nachahmenswerte Vorbilder.

Ein «bike-versessenes» Umfeld

«Ja, Nino Schurter ist neben dem Snowboarder und Künstler Iouri Podladtchikov sowie dem australischen Tenniscrack Nick Kyrgios mein Vorbild», erzählt Albin bei einem Treffen zwischen zwei Trainingseinheiten. Zudem habe der Bruder von Schurter seinem Bruder das Velofahren beigebracht – wie es halt so läuft unter Nachbarn. «Und ich als kleiner Bruder musste immer mit meinen ‹bike-versessenen› Geschwistern mitfahren, anfänglich mit wenig Begeisterung», erinnert sich der 23-Jährige. Aber als 16-Jähriger habe ihn dann das Fieber gepackt und erste Profigedanken hätten sich in seiner Gedankenwelt breitgemacht. Zu dieser Zeit besuchte Vital das Gymna-

… gemütlich und entspannt

Das Bikenetz in der Surselva ist riesig. Die Täler und die lauschigen Dörfer sind über die verschiedensten Wegstrecken miteinander verbunden. Besonders attraktiv ist das Streckennetz in der Val Lumnezia zwischen Cumbel und Lumbrein – und weit darüber hinaus. Ob durch die Val Miedra oder über Sogn Carli nach Cuolm Sura, ob von Lumbrein über den Sezner nach Trun auf der anderen Bergseite oder auf einem Rundkurs im Tal selber: Überall warten landschaftliche Trouvaillen und reizvolle Gewässer. Das gut unterhaltene und attraktive Wegnetz kennt verschiedene Schwierigkeitsstufen und ist für Gross und Klein erfahrbar.

Mit E-Power auf der Mountainbikestrecke die eigenen Batterien aufladen

Ein besonderes mittelschweres Highlight ist die Val-LumneziaRundtour, die bestens mittels E-Mountainbike bewältigt werden kann (mittlerweile stehen in der ganzen Surselva über 30 Ladestationen zur Verfügung). Die 37,4 km lange ValLumnezia-Rundtour ist ein locker zu bewältigender Fahrspass über Wiesen und Felder. Ein Batterieaufladefeeling ist garantiert. Das Abenteuer führt die E-Radler von Vella über das Gelände des Open Airs Lumnezia runter nach Peiden Bad. Der lange, aber angenehme Anstieg durch die untere Val Lumnezia endet im Wakkerdorf Vrin. Schmucke Dörfer und andere Sehenswürdigkeiten stehen entlang der Strecke Spalier und sorgen für interessanten Gesprächsstoff. Ein Meilenstein ist die 67 Meter lange Hängebrücke über die Val da Silgin. Schwindelfreie wagen einen Blick ins 45 Meter tiefe Tal. Nach Vrin geht es weiter über die Senda Lumneziana bis nach Lumbrein. Auf Feldstrassen und Pfaden «biked» es sich munter retour zum Badesee Davos Munts und anschliessend auf einem schönen Pfad zurück zum Ausgangspunkt der Tour.

Schwierigkeitsgrad: mittel Dauer: rund 4,5 Stunden Länge der Strecke: 37,4 km Auf- und Abstieg: 1292 Meter Niedrigster Punkt: 819 mü.M. Höchster Punkt: 1562 mü.M. Anzahl Ladestationen: 3 Standorte der Stationen: www.surselva.info/ladestationen Bike-Motorensysteme: Yamaha, Bosch, Brose Kulinarik: entlang der Strecke locken verschiedene Anbieter mit Spezialitäten

www.surselva.info/Rundtour-E-Mountainbike sium an der Klosterschule in Disentis. «Es wurde aber zunehmend schwieriger, Schule und Sport unter einen Hut zu bringen», erklärt er. Darum hat er ab dem 4. Gymi an die Kantonsschule nach Solothurn gewechselt, wo er eine Sportklasse besuchen und 2018 die Matura absolvieren konnte. Nach einer Auszeit und der Spitzensport-RS ist Albin seit 2019 als Profi bei Thömus RN Racing Team unter Vertrag, dem Racing Team des ehemaligen Bikeprofis Ralf Näf. Neu gehört er dem Kader National U23 an und bestreitet Elite- und Weltcuprennen, vor allem in Europa, aber auch in Kanada und in den USA.

Trainieren, trainieren und nochmals trainieren

Vor Kurzem ist Vital Albin von einem Trainingslager in der Toskana zurückgekehrt. Aber schon vorher hat er Trainingswochen in Tenero, in der Toskana und auf Gran Canaria absolviert. «Während des Winters erarbeiten wir die Grundlagen, arbeiten primär an der Ausdauer und laden mit Sprints und Intervallübungen den Motor auf», erklärt er. Im Kraftraum sei er weniger anzutreffen, dafür jogge er mehr oder gehe gelegentlich auf die Langlaufpiste. «Ich setze eben gerne auch andere Trainingsreize». Die Technik sei bei diesen Vorbereitungen weniger ein Thema, höchstens an Finessen werde geschliffen, so Albin, der bislang von gröberen Verletzungen verschont geblieben ist. Aktuell hat der zielstrebige Biker die EM Mitte Juli in Serbien und die WM Ende August in Italien im Visier. «Es wird eng, denn nur die besten werden für diese Rennen qualifiziert», weiss Albin, er habe nur Aussenseiterchancen. Sein grosses Ziel ist jedoch Olympia im Sommer 2024 in Paris. Das heisst trainieren, trainieren und nochmals trainieren. «Mein Arbeitstag beinhaltet in der Regel zwei Trainingseinheiten, eine am Morgen, eine am Nachmittag. Das heisst, dass ich pro Woche rund 30 Stunden mit dem Velo unterwegs bin.» Im letzten Jahr habe er 380000 Höhenmeter auf seinen Lieblingsstrecken am Mittenberg, auf Brambrüesch, im Raum Flims, auf der Lenzerheide oder in der Val Lumnezia abgespult. Das dokumentiert peinlichst genau seine Uhr, die alle Parameter eines Trainings aufzeichnet.

Die akribische Vorbereitung auf ein Rennen

Was nützt jedoch das beste Training, wenn man die Leistung im Rennen nicht umsetzen kann, es entscheidet eben nicht nur die Muskelmasse. «Die Fähigkeit, sich gedanklich auf den Tag X und ein Rennen einzustellen, können viele Fans nicht erkennen», erklärt Albin. Neben dem Training und den sportlichen und medizinischen Vorbereitungen auf ein Rundkursrennen von circa eineinhalb Stunden hat mo-

mentan kaum viel anderes Platz in seinem Leben. «Ich gehe kaum in den Ausgang, schlafe viel, um mich zu erholen und achte streng auf eine ausgewogene und ausreichende Ernährung», so der 63,5 kilo schwere Spitzensportler mit Ruhepuls 38. Vor einem Wettkampf sei es eben von Vorteil, Gewicht zu verlieren, aber trotzdem für eine optimale Energiezufuhr zu sorgen. Dass auch das eingesetzte Material, vom Helm bis zu den Pneus und vom Sattel bis zum Schaltgetriebe, eine bedeutende Rolle spielt und Wartung respektiv Pflege braucht, dürfte ebenso klar sein. «Mein High-TechFully-Rennvelo kostet gut 10000 Franken», weiss Albin und erwähnt, dass er noch andere Velos im Stall habe … ein gut gefedertes Enduro für den Downhill-Spass, ein Hardtrail für einfachere Strecken, ein Rennvelo für das Training auf der Strasse, ein Querfeldein-Cyclo-Cross-Velo mit dickeren Pneus für den Winter und ein Dirt-Bike mit hohem Spassfaktor für die Pump-Tracks.

Ein Masterplan wartet auf die Umsetzung

Neben seinem Leben als Bikeprofi plant Albin auch (s)eine Karriere nach der Zeit als Sportler. «Natürlich möchte ich so lange wie möglich Profi bleiben, aber mein berufliches Ziel ist es, Anwalt zu werden», bekräftigt der Politinteressierte. Seit Herbst des letzten Jahres ist er darum an einer Fernuniversität für ein Jusstudium eingeschrieben. In vier bis fünf Jahren will er den Bachelor absolvieren. Und wenn dann neben Biken und Studium noch etwas Zeit bleibt, frönt er seinem Lieblingshobby – abzuheben und mit dem Gleitschirm durch die Lüfte zu segeln.

www.rnracingteam.ch/ vital-albin

Vital Albin: ein Meister auf zwei Rädern.

«Über Berge zu kraxeln gibt mir ein gutes Gefühl»

Mit der jungen Mountainbikerin Chiara Solèr aus Lumbrein unterwegs auf dem Bikemarathon Lumnezia-Obersaxen … Ein Livebericht: siehe online

www.surselva.info/Chiara-Soler

Neuer Cross-Country-Trainingsparcours Val Lumnezia

Auf einem attraktiven Trailnetz trainieren und an der Technik feilen

Der neu gebaute 1,4 Kilometer lange Cross-CountryTrainingsparcours befindet sich oberhalb von Cumbel in der Val Lumnezia, der Einstieg zum Parcours liegt beim Spielplatz Plaun Rueun. Die Trainingsstrecke besteht aus zwei unterschiedlich schweren Downhilltrails, einem Uphilltrail sowie zwei Traversen. Zusammen mit weiteren Wegen und Trails in der Umgebung können Runden von bis zu 3,8 Kilometer Länge gefahren und auch für Cross-CountryRennen genutzt werden. Der Fahrbelag der Strecke besteht aus Wald- und Erdboden sowie aus Holzwegen und ist auch versetzt mit geschlämmtem Kies oder Brechsand. Weiter verwendete Naturmaterialien für die Pistengrundlage sind Stein- und Wurzelfelder. Zusätzlich im Trail eingebaut sind Steilwandkurven, Spitzkehren, Sprünge, Drops und wilde North-Shores. Der vielseitig gestaltete Parcours ermöglicht beste Übungs- und Trainingseffekte. Die Breite des Rundkurses beträgt auf der ganzen Länge rund einen Meter, was es auch weniger geübten Fahrern erlaubt, die Strecke problemlos zu bewältigen.

Einstieg:

In der Nähe von Cumbel beim Spielplatz Plaun Rueun mit Feuerstelle.

Die Strecke

Auf dem Trainingsparcours befinden sich diverse Hindernisse mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Eine Besichtigung der gesamten Strecke ist vor dem Befahren des Trails Pflicht. Die Trainingsstrecke kann mit der Asphaltauffahrt nach Badugns und anschliessender Trailabfahrt bis zum Einstieg des Parcours verlängert werden.

Ausrüstung

Auf dem Parcours gilt eine generelle Helmtragpflicht. Weiter empfohlen werden Handschuhe und eventuell Knieschoner, gutes Schuhwerk, Brille, Regen- und Sonnenschutz, Trinkflasche sowie ein Reparatur- und Erste-HilfeSet.

Haftung

Das Befahren der Strecken erfolgt ausschliesslich auf eigenes Risiko und aufgrund der realistischen Selbsteinschätzung des persönlichen Fahrkönnens.

Anfahrt zum Cross-Country-Parcours

Mit PW: Von Norden her über die A13 bis Reichenau. Via Hauptstrasse 19 geht es weiter über Flims bis nach Ilanz. Anschliessend führt die Strasse in Richtung Vella, Ziel ist die Ortschaft Cumbel. Vor der Posthaltestelle Cumbel rechts abbiegen und bis zum Spielplatz Plaun Rueun fahren. Parkmöglichkeiten sind vor Ort vorhanden. Mit ÖV: Ab Chur geht es mit der Rhätischen Bahn im Stundentakt in lediglich 36 Minuten durch die spektakuläre Ruinaulta nach Ilanz. Beim Bahnhof wartet die Postautolinie 90.441 in Richtung Vrin. Bei der Haltestelle Cumbel ist das Ziel erreicht. siehe www.sbb.ch

www.surselva.info/Trainingsparcours-Cumbel