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Schwimmbad Ilanz: Wo man sich zum Wasserspass trifft

Ilanz/Glion

Der umtriebige Wassermann und das «Meer»

Seit 20 Jahren lebt der Tunesier Aziz Cheikh in der Surselva. Als langjähriger Betriebsleiter des Schwimmbads Fontanivas in Ilanz kennen ihn alle Wasserratten.

Aziz ist 5- oder 6-jährig, als ihn seine Cousins einfach ins Meer werfen. Wie ein Hund habe er im Hafen von Kraten auf der tunesischen Insel Kerkennah an Land schwimmen müssen, erzählt Aziz Cheikh, der Betriebsleiter des Schwimmbads Fontanivas in Ilanz. Aber seitdem könne er schwimmen. Als Sohn eines Fischers war Aziz jedoch schon vorher mit Wasser und dem Meer vertraut. «Ich war früh fasziniert von Schiffen und Booten aller Art und habe selbst Schiffsmodelle gebaut», berichtet der 45-Jährige und erinnert sich dabei an die vielen Touristenboote, welche seine Heimatinsel angelaufen haben. «Gelegentlich ist auch eines auf einer Sandbank steckengeblieben und wir mussten es wieder auf die offene See schleppen», erinnert er sich. Schon als Kind kommt der kleine Aziz also mit Touristen ins Gespräch. Und später, als Gymnasiast mit Sprachkenntnissen in Englisch, Französisch und Arabisch habe er oftmals als Dolmetscher und Auskunftsperson für die Feriengäste gewirkt. Seine Sprachkenntnisse kommen ihm noch heute zugute, wird er doch immer wieder von verschiedenen Amtsstellen im Kanton als Übersetzer aufgeboten.

Aziz der Wasser-Alleskönner

Leuten zu helfen und sie zu retten, habe er wohl im Blut, sinniert Aziz. Nicht zuletzt darum nimmt er nach der Matura verschiedene Stellen im Bereich Tourismus an. 2001 besucht er erstmals die Surselva und nur ein Jahr später übersiedelt der Tunesier definitiv nach Ilanz, wo es ihm vom ersten Moment an gut gefällt. Zuerst arbeitet er in einer Garage und macht das Schweizer Brevet als Badmeister.

Ilanz: wechselvolle Geschichte am jungen Rhein

Ilanz, die erste Stadt am Rhein, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Im Jahre 765 wird die kleine ursprüngliche Siedlung in einem Testament von Bischof Tello erstmals erwähnt. Wobei es im tiefen Mittelalter drei Siedlungen respektiv grosse Höfe sind: Ober-Ilanz im Bereich der Kirche St.Martin, dann Unter-Ilanz im heutigen Städtli und Sankt Nikolaus auf der anderen, linken Rheinseite. 1289 taucht die Stadt Ilanz unter dem Namen Illiande auf. Nach wechselvollen Jahren mit Machtverschiebungen und unterschiedlichen Einflussnahmen der herrschenden Familien wachsen die drei Teile mehr und mehr zusammen. Im späteren Mittelalter gewinnt Ilanz als Markt-, Gerichts- und Tagungsort sowie dank seiner zentralen Verkehrslage immer grösseren Einfluss in der Region. Eine gewisse Bedeutung erlangt Ilanz auch im Zuge der Reformation. Im Jahre 2017 wird der Stadt vom Evangelischen Kirchenbund das Etikett «Reformationsstadt» verliehen. Eine grosse Bedeutung für die Entwicklung von Ilanz wird der Familie Schmid von Grüneck zugeschrieben. Sie ist jahrhundertelang politisch sehr aktiv und hat verschiedene Entwicklungen angestossen. Als 1803 der Kanton zur Eidgenossenschaft stösst, verliert Ilanz seine Bedeutung als Hauptort des Grauen Bundes und Tagungsort der Drei Bünde.

Ilanz/Glion, eine reizvolle Gemeinde

Seit dem 1. Januar 2014 besteht die Gemeinde Ilanz/ Glion aus der Stadt Ilanz und den Fraktionen Castrisch, Duvin, Ladir, Luven, Pigniu, Pitasch, Riein, Rueun, Ruschein, Schnaus, Sevgein und Siat. In der Gemeinde leben heute über 5000 Personen. Die Fraktionen und Dörfer der Gemeinde sind schwergewichtig von Land- und Alpwirtschaft geprägt und bieten schöne Ortsbilder und intakte Naturerlebnisse. In der Stadt Ilanz angesiedelt sind ein Regionalspital und Bildungsinstitutionen. Ebenso haben diverse Dienstleistungs-, Gewerbe- und Handwerksbetriebe mit ihren rund 300 Arbeitsplätzen Sitz in der Stadt. Das herzige Städtli mit seinen stattlichen Gebäuden ist zu jeder Jahreszeit ein Besuch wert und das Museum Regiunal Surselva lädt ebenso zum Verweilen und Staunen ein. Dauer- und Sonderaustellungen sowie interessante Sammlungen erzählen u.a. Geschichten aus frühe(re)n Zeiten und machen Lust, die Region zu entdecken. Aber auch in den modernen und attraktiven Detailhandelsgeschäften und Einkaufszentern lässt es sich herrlich stöbern und stets Neues finden. Wer auf seinen Entdeckungstouren hungrig wird, dem bieten sich mehrere Gelegenheiten, kulinarische Spezialitäten kennenzulernen. Ilanz, die erste Stadt am Rhein, und die Fraktionen laden ein. Aziz Cheikh leitet seit vielen Jahren die Badi Ilanz.

Aziz, mittlerweile 27-jährig, sieht in diesem Jahr zum ersten Mal Schnee mit eigenen Augen und lernt Ski fahren. Schnee – als eine andere Form von Wasser – begleitet ihn dann viele Jahre in seinem Job. Acht Winter zwischen 2005 und 2012 arbeitet er bei den Bergbahnen in Laax als «Gondelfahrer». Während der Sommermonate ist er Angestellter im Ilanzer Schwimmbad. «Ja, das Wasser ist mein Element», sagt Aziz, der nach und nach weitere Ausbildungen abschliesst – zum Fachangestellten und zum Badfachmann inklusiv einer Samariterausbildung. «Das waren strenge Zeiten und ich musste das Vertrauen vieler Leute gewinnen», so Aziz. Ob er denn oft Einsätze als Samariter leisten müsse? «Hie und da gibt es Stürze, kleinere Unfälle oder gelegentlich gesundheitliche Probleme bei älteren Personen, die nach einem Einsatz verlangen», erzählt er. Viel mehr ist der Betriebsleiter des Bads jedoch mit der Wasseraufbereitung, mit technischem Support für Heizsysteme, mit Hygienevorschriften, mit diversen Pumpen, Düsen und Lüftungen, mit Kassasystemen und natürlich auch mit der Führung des Schwimmbadteams beschäftigt.

«Die Badi ist meine Leidenschaft»

Aziz liebt es, Verantwortung zu übernehmen und mit Leuten zusammenzuarbeiten. Dass er ein initiativer Betriebsleiter ist, beweist er 2019, als das «Fontanivas» das 50-Jahr-Jubiläum feiert. Auch sonst ist die Frohnatur nie um Ideen verlegen. Ob Nachtschwimmen, Flamencoabende, Kulinarikanlässe u.a., Aziz weiss, wie die Badi mit einem attraktiven Angebot im Gespräch bleibt – und er hätte da noch die eine oder andere Idee, um das Ilanzer Bad in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dabei hofft er auf die weitere Unterstützung durch die Stadt und auch der umliegenden Gemeinden – «denn die Badi ist meine grosse Leidenschaft». Aber auch während der kälteren Jahreszeit lässt ihn das Wasser nicht los. «Als Gemeindeangestellter arbeite ich im Winter für die Wasserversorgung und mache Pikettdienst bei der Abwasserreinigungsanlage ARA.» Wasser sei halt sein Element und dieses erfülle die verschiedensten Anforderungen, philosophiert Aziz. «Ohne Wasser gibt es kein Leben, aber Wasser ist auch Spass und wird für die Reinigung und die Hygiene genutzt.» Sagts und hofft auf einen guten Sommer mit vielen Wasserratten im Ilanzer Schwimm- und Vergnügungsbad.