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Veranstaltungen

Bern «auawirleben», Theaterfestival, Mi, 5. bis So, 16. Mai, verschiedene Spielorte in Bern und online. auawirleben.ch

Die Bühnenkunst wird wieder zum Leben erweckt, und in Bern erst noch gleich mit einem Theaterfestival. Silke Huysmans und Hannes Dereere nehmen uns mit auf Recherchereise. Das Duo geht in seiner Arbeit von realen Situationen, Begebenheiten oder Orten aus und erstellt daraus theatrale Collagen. Die Destination heisst diesmal «Pleasant Island» oder offiziell Nauru, eine kleine Insel im Pazifischen Ozean. Nach der Entdeckung riesiger Phosphatvorkommen wurde Nauru zu einem der reichsten Länder der Erde. Bis die natürlichen Ressourcen der Insel erschöpft und die Landschaft völlig zerstört waren. Huysman und Dereere bringen Interviews mit den Einwohner*innen in Bühnenform. Auch das Kollektiv La tristura arbeitet an der Grenze von Theater-Poesie und dokumentarischem Text. Für «Future Lovers» haben die Theatermacher*innen mit Jugendlichen gemeinsam das Skript entwickelt: Es handelt von sechs jungen Menschen, alle ums Jahr 2000 geboren. Sie erleben ihre Zeit des

Aufbruchs, in der persönliche Weichen gestellt werden. Ihre Gedanken und Entscheidungen sind von der Multioptionsgesellschaft ebenso geprägt wie von der Sorge um die Umwelt und der Sehnsucht nach etwas Dauerhaftem. Anderes am Festival wurde streng coronakompatibel aufgegleist. Zum Beispiel «aua in box». Die Box bestellt man bis am 2. Mai, dann bekommt man sie per Post zugeschickt und dazu tägliche Anleitungen via die App Signal. Die Theatertruppe machina eX wiederum setzt mit «Homecoming» ein Live-Theater-Game für zuhause um. DIF

Bern

«Death and Birth in My Life»,

Ausstellung/Langzeitprojekt, bis So, 30. Mai, Di bis So 10 bis 17 Uhr, Museum für Kommunikation, Helvetia strasse 16. mfk.ch

Mats Staub hat sich mit seinen Arbeiten zwischen Theater, Journalismus und Ausstellung einen Namen als Reisender in Sachen Erinnerungen gemacht. Und nun also Geburt und Tod – Anfang und Ende. Staub nimmt die Eckpunkte des Lebens als Anstoss zum Nachdenken darüber, was uns wichtig ist. Die Geburt eines eigenen Kindes: ein aufwühlendes Erlebnis, das nicht selten das eigene Leben auf den Kopf stellt. Genauso wie der Tod einer nahestehenden Person – etwas, das mit Corona leider an Aktualität gewonnen hat. Der Tod seines Bruders konfrontierte den Künstler 2014 unerwartet persönlich mit dem Tod. Daraus entstand ein Langzeitprojekt, zu sehen jetzt als Installation im Spannungsfeld zwischen Video und Ausstellung. Über mehrere Jahre lud Staub auf der ganzen Welt Menschen zu einem Dialog über ihre Erlebnisse zu Geburt und Tod ein. Die Gespräche wurden zum gemeinschaftlichen Ort der Reflexion. Ein Raum, der es ermöglicht, dem Leben und dem Tod ganz nahe zu kommen, ohne sich dabei selbst allzu verletzlich zeigen zu müssen. Genau solche Orte hat Mats Staub nach dem Tod seines Bruders vermisst. DIF Olten

«Infinite Deep: The Photographic World Of David

Lynch», Fotoausstellung, bis So, 27. Juni, Mi/Do 14 bis 18 Uhr, Fr 11 bis 21 Uhr, Sa/So 11 bis 17 Uhr, Haus der Fotografie, Kirchgasse 10. ipfo.ch

David Lynchs Filme kennen viele von uns, «The Elephant Man» (1980), «Blue Velvet» (1986), «Lost Highway» (1997) oder «Mulholland Drive» (2001). Aber der Mann malt, fotografiert und komponiert auch (wenn er nicht meditiert), seine künstlerischen Wurzeln liegen in der bildenden Kunst. Lynchs rätselhafte Bildsprache prägt also nicht nur seine ikonischen Filme. Seit den 1980er-Jahren hat er ein beeindruckendes fotografisches Werk entwickelt. Da ist zum Beispiel die Faszination für Industriearchitektur. Sie ist auf der Locationsuche für «The Elephant Man» entstanden, als er in England Fabrikgelände besuchte. Wie in seinen Filmen herrscht auch in Lynchs fotografischem Werk eine bedrohliche Atmosphäre. Die im Winter fotografierten Familien-

häuser aus der Serie «The Snowmen» wirken von aussen beunruhigend: Man erahnt kein häus- liches Glück hinter den geschlossenen Vorhängen. Und selbst ein scheinbar unschuldiges Motiv wie der Schneemann steht düster und ahnungsvoll da. Auch wenn Lynch Körper fotografiert, verschiebt er sie ins Unheimliche. Als würden sie uns einladen, in die Tiefen des Unbewussten einzudringen. Es ist das Gefühl, das wir schon auf dem Lost Highway hatten. DIF Aarau

«Sammlung im Fokus: Sophie Taeuber-Arp in unbekannten Fotografien»,

bis Mo, 24. Mai, Di bis So, 10 bis 17 Uhr, Do bis 20 Uhr, Aargauer Kunsthaus, Aargauerplatz. aargauerkunsthaus.ch

Während im Kunstmuseum Basel die grosse Sophie-Taeuber- ArpAusstellung «Gelebte Abstraktion» noch bis am 20. Juni zu sehen ist, zeigt das Aargauer Kunsthaus zurzeit ausgewählte Fotografien der Künstlerin, die sehr persönliche Einblicke in ihr Leben geben. Das Aargauer Kunsthaus kaufte vor fünf Jahren 98 Fotografien von

Taeuber-Arp (1889–1943) für die Sammlung an. Von ihrer Kindheit in Trogen (AR) bis zu den Jahren in Zürich dokumentieren die zwischen 1891 und 1942 entstandenen Aufnahmen sowohl das Leben der Künstlerin als auch ihre unablässige Auseinandersetzung mit den gestalterischen Möglichkeiten des Kunsthandwerks. Und zwar gern beides auf einmal. Da sind zum Beispiel die von der Mutter aufgenommenen Fotos, in denen Taeuber-Arp in zahlreichen selbst angefertigten Verkleidungen posiert: Inspiriert von den Gewändern der indigenen Bevölkerung Nordamerikas oder der orientalischen Textilkunst, verfolgte die Künstlerin spielerisch und experimentell ihre Faszination fürs Kostümieren. Die Aufnahmen zeigen ihre Persönlichkeit, ihre Vielseitigkeit und das interdisziplinäre Denken in ihrer künstlerischen Praxis. DIF