Surprise Strassenmagazin 280/12

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Verkäufer antworten Was spielen Sie?

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Peter «Alok» Fechner, 60, ChristoffelPassage Bern «Ich glaube, Spielen ist der Sinn des Lebens. Spielen ist der Weg, um Glück zu erreichen – und nicht etwa Ernsthaftigkeit und Profit. Wir blochen jedoch genau in die falsche Richtung: Wir bräuchten heute schon zwei oder drei Planeten, um unsere materiellen Bedürfnisse zu befriedigen und gehen trotzdem unbeirrt weiter in diese Richtung. Es ist wie bei der Titanic, die gegen einen Eisberg fährt. Als Einzelner kann man dagegen nichts machen. Deshalb ist es besser, das Leben als Spiel zu betrachten.»

Lars Bernet, 34, Migros, Zofingen «Im Wohnheim gibt es ein paar Leute, mit denen ich gern UNO spiele. Und vor wenigen Tagen habe ich mir einen Fahrsimulator für den PC gekauft. Gesteuert wird das Spiel über die Maus und die Tastatur. Es funktioniert wie in der Wirklichkeit: Wenn du zu schnell fährst, gibt es eine Busse. Ausser Autos gibt es auch einen Bus und einen Abschleppdienst. Wenn ein Auto kaputt ist, bringe ich es in die Garage.» BILD: ZVG

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Reda Melake 25, Turbenthal «Ich schaue Fussball am Fernsehen und bin Fan von Arsenal London. Mit meinen Arbeitskollegen habe ich in Bern und Basel schon beim Strassenfussball mitgespielt. In Eritrea, wo ich herkomme, rennen die Kinder vor allem viel herum, wenn sie spielen. Meine eigene Tochter wohnt noch nicht lange bei mir in der Schweiz; ich hatte noch gar nicht viel Gelegenheit, mit ihr zu spielen.»

Kurt Brügger, 58, Spalenberg, Basel «Jetzt im Sommer gehe ich gerne Minigolf spielen. Es gibt eine schöne Anlage am Allschwiler Weiher. Die einzelnen Bahnen sind abwechslungsreich und die Umgebung ideal: Rasenflächen wechseln sich ab mit einem Weiher und einem kleinen Wäldchen. Früher ging ich oft mit meinem Vater spielen. Heute begleitet mich manchmal ein Kollege, aber ich spiele auch gerne allein.»

Marlis Dietiker, 62, Bahnhof Olten «Ich jasse. Jeden Sonntag spiele ich ButzJass mit meinem Sohn – da wird man bestraft, wenn man unter 26 Punkten bleibt, mit einem Hardöpfel. Und je mehr man davon hat, desto schwieriger wird es zu gewinnen. Manchmal spiele ich mit Kollegen auch einen Schieber. Am Jassen gefällt mir das Zusammensein mit anderen und dass man denken und rechnen muss. Mein Grossvater hat es mir beigebracht, als ich so acht, neun Jahre alt war. Mir macht es nichts, wenn ich verliere oder Fehler mache: Hauptsache ich kann jassen!» BILD: ZVG

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Hans Peter Meier, 54, Bellevue Zürich «Früher habe ich Kartenspiele gespielt. Unterdessen habe ich aber gemerkt, dass die Leute oft falsch spielen, auch wenn nicht viel auf dem Spiel steht. Ich würde es ja noch verstehen, wenn es um existenzielle Fragen ginge. Aber dass die Leute unehrlich sind, sieht man in allen Bevölkerungsschichten. Das ist ein psychologisches Muster des Menschen, viele tun es sogar unbewusst. Ich denke, zu lernen nicht zu schummeln, bedeutet auch, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein.»

BILD: DOMINIK PLÜSS

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Surprise-Verkäuferinnen und Verkäufer erzählen, was und warum sie spielen – und weshalb das ganze Leben ein Spiel ist.

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