Weißbuch Arbeiten 4.0 - Diskussionsentwurf

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Gestaltungsaufgaben

Im Kern geht es darum, dass die bisherige Förderung neu justiert und Haushalte gezielt bei der Erfüllung von Arbeitgeberpflichten unter­ stützt werden. Dafür könnten die bestehenden Möglichkeiten steuer­ licher Abzüge in ein Haushaltsdienstleistungskonto überführt werden, das beispielsweise von der „Minijob-Zentrale“ in Ergänzung der bereits bestehenden Haushaltsjob-Börse verwaltet werden könnte. Alternativ könnten auch private Dienstleister beauftragt werden. Von der Einrich­ tung eines Guthabens würden auch Haushalte mit niedrigen Einkom­ men und Unterstützungsbedarf stärker profitieren als von der aktuellen Möglichkeit des steuerlichen Abzugs im Rahmen der Steuererklärung. Aus dem jeweiligen Guthaben könnten die Sozial­versicherungsbeiträge bzw. die Pauschalabgaben bezahlt werden. Bei Einkauf einer Dienst­ leistung über Agenturen könnte ein Anteil der Aufwendungen aus dem Konto bestritten werden. Beschäftigt der Haushalt Personen im Rah­ men eines sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisses, könnte der beauftragte Dienstleister im Sinne einer modernen digitalen Verwaltung die Meldepflichten sowie die Abführung der Sozialver­ sicherungsbeiträge und gegebenenfalls auch der Lohnsteuer für den Haushalt organisieren. Die Beschäftigung von Solo-­S elbstständigen wird unter der Voraussetzung gefördert, dass sie sozialversichert ist. Der Beitragseinzug erfolgt dann über den Dienstleister. Dies gilt auch für Plattformen, die selbstständige Arbeit ver­m itteln. Sinnvoll wäre es, dieses Modell zunächst in einer Großstadt oder einer Region modell­ haft mit Blick auf Arbeitsmarkteffekte und fiskalische Wirkungen zu erproben. ZUSAMMENFASSUNG Die Digitalisierung erfasst in besonderer Weise die Dienstleistungs­ branchen. Dabei geht es nicht nur um die Tätigkeiten an sich, sondern auch um ihre zunehmende Vermittlung über Plattformen. Kritisch dis­ kutiert wird der Trend zur Monopolbildung in diesen Dienstleistungs­ märkten.

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Für Kunden können Plattformen einen erheblichen Nutzen haben. Zugleich liegt dabei das Risiko in der Verschlechterung von Arbeits­ bedingungen. Diesem „Kundendilemma“ sollte u. a. durch eine Verstän­ digung zwischen Wirtschaft, Verbraucherinstitutionen, Gewerkschaften und Politik über soziale Standards begegnet werden.

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