Drifting Identidy Station

Page 1

Drifting Identity Station

Das Ausstellungsprojekt drifting identity station basiert auf dem Modell ehemaliger sowjetischer Polarstationen. In den 1950er Jahren war die Erkundung der arktischen Umgebung und die damit verbundene extreme Kälte ein Trend. Die Station operiert in einem rauen Klima, assoziiert mit „politischem Winter”, während die ForscherInnen, die sich für das sozio-politische Umfeld interessieren, verschiedene Geräte und Methoden einsetzen, um die im aktuellen Kontext relevanten Daten zu sammeln und zu überprüfen. Während der Erkundung der gefrorenen Landschaft analysieren sie alte Trajektorien (aus dem Land des ehemaligen politischen Konstrukts – der UdSSR) und die Europäische Union (eine neue, in Entwicklung begriffene Formation) im Hinblick auf Staatenbildungen und Entwicklung von Identitäten. Sie versuchen, Intensität, Klima und Temperatur der politischen Diskussionen zu bestimmen, die mit dem gegenwärtig fortdauernden Prozess der EU-Erweiterung einhergehen. Denn der Prozess der Bildung der Europäischen Union hat sowohl die Identität von Staaten als auch die ihrer Angehörigen in bestimmten Kontexten polarisiert.

Die zugrundeliegende Idee der Arbeit Nationaltracht der Europäischen Union, entwickelt von Kristaps Gulbis, ist Ausgangspunkt einer Diskussion, welche das Thema Identität in einem europäischen Kontext verhandelt und die Anpassungsfähigkeit der EU-Direktiven und Richtlinien an ihre historisch und mental sehr unterschiedlichen Regionen. Weißrussland in Zahlen von Marina naprushkina hingegen ist Teil der größeren Initiative „Office for Anti-Propaganda“ und befasst sich kritisch mit der Gegenwart des Staates Weißrussland, der autoritär von Alexander Lukaschenko regiert wird. Die Opposition wird unterdrückt und marginalisiert, die Medien vereinheitlicht. Aufgrund dieser Tatsachen steht Weißrussland exemplarisch dafür, wie eine moderne Diktatur etabliert wird und wie sich die westlichen Demokratien damit auseinandersetzen. Verlorenes Denkmal von stefanos tsivopoulos basiert auf einem umstrittenen Denkmal, der Statue des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman, die im Zentrum Athens steht. Sie wirkt wie ein noch immer nicht identifiziertes, archäologisches Fundstück. Die Truman Doctrine verlagerte die amerikanische Außenpolitik auf die Sowjetunion, und HistorikerInnen datieren mit ihr oft den Beginn des Kalten Krieges. société réaliste (Ferenc Gróf und Jean-Baptiste naudy) zeigen zwei Karten, die der Sammlung „London View” entnommen sind. Auf der einen Karte werden politische Grenzen eingefügt, die an der Wende eines jeden Jahrhunderts zwischen dem Jahr 0 und 2000 auf der europäischen Halbinsel und in ihrer Umgebung existiert haben. Die andere Grafik zeigt eine kolorimetrische Karte europäischer Segmentierungen, auf der jeder Landesteil, der zwischen diesen Grenzen liegt, mit einer spezifischen Färbung assoziiert wird, wodurch umliegende transhistorische Grenzen verdeutlicht werden. Versüßungsmaßnahme von tilmann Mayer-Faje untersucht, wie Menschen heutzutage in einem kolossalen Skelett des industrialisierten Urbanen leben, das noch in sowjetischen Zeiten entstand. Er analysiert, wie die Funktionen des Mikrodistrikts in das gegenwärtige Leben und die Bedürfnisse der EinwohnerInnen übertragen werden. Während die Arbeit die Ornamente reproduziert, die in die Häuser geprägt wurden, um eine lokale Identität zu indizieren, spielt der Künstler mit dem Versagen dieser Maschinerie. Das Ausstellungsprojekt drifting identity station wurde als Forschungsplattform ins Leben gerufen, um Daten zu examinieren und zu erhalten, die Bezug nehmen auf eine sich entwickelnde Identität in einem gegebenen Kontext - hier im Kontext der Europäischen Union, der Ostseeregion und der benachbarten Länder der Östlichen Partnerschaft (Weißrussland, Ukraine, Moldawien, Georgien, Armenien und Aserbaidschan). Visuelle Kunstprojekte und andere Beiträge, die in der Station ausgestellt werden, kommentieren die Entwicklung des Social-Engineering-Projekts der Europäischen Union als politisches Konstrukt „in progress“ und die gegenwärtige politische Identität der Nachbarländer. Gleichzeitig nehmen die KünstlerInnen die Haltung von FeldforscherInnen ein. Sie sammeln Beispiele, Proben, Nachweise um die noch existierenden Spuren der post-sozialistischen Strukturen der jüngsten EU-Mitglieder zu bewahren und zu re-artikulieren. Zuletzt wurde der Forschungsbereich auf das Gebiet um das Mittelmeer erweitert, das in jüngster Zeit zum fruchtbaren Boden für den Export europäischer Demokratie geworden ist.

Drifting Identity Station 12. Oktober – 5. November 2011 ERÖFFNUNG: 11. Oktober, 19.00 Uhr

Seminar und Workshop 11.-18. Oktober 2011 driFtinG identitY station von Gülsen Bal und stefan rusu Sprache: English institut für Kunst und Gestaltung, tu Wien Karlsgasse 11, Hochparterre, Seminarraum 2, 1040 Wien

Gespräch am runden Tisch / Diskussion 3. November 2011 19.00-20.30

Drifting Identity Station 12. Oktober – 5. November 2011

de-linKinG, de-colonialitY von Marina Gržinic´ open space, open systems Ein Projekt unterstützt von: bm:ukk Ma 7 - interkulturelle und internationale aktivitäten erste Foundation european cultural Foundation (ecF), step beyond Mondriaan Foundation

Mit freundlicher Teilunterstützung von: institut für Meteorologie und Geophysik, iMGW Wien cyberlab - digitale entwicklungen Gmbh In Kooperation mit dem: institut für Kunst und Gestaltung, tu Wien

Teilnehmende KünstlerInnen: Marina Naprushkina Kristaps Gulbis Stefanos Tsivopoulos Société Réaliste (Ferenc Gróf und Jean-Baptiste Naudy)

Tilmann Mayer-Faje Lassingleithnerplatz 2 1020 Wien Austria

tel. +43 699 115 286 32 Email: office@openspace-zkp.org http://www.openspace-zkp.org

Open Space, Open Systems - Zentrum für Kunstprojekte will einen Ort grundlegender, zeitgenössischer Kunstpraxis schaffen, der sich als Beitrag zu einer neuartigen und ständig weiterentwickelten Modellstrategie für grenzüberschreitende, interregionale Projekte begreift. Öffnungszeiten: Freitag u. samstag 13.00–18.30 uhr, zusätzlich an Werktagen nach Vereinbarung. Freier eintritt

Projektkurator: Stefan Rusu


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.