SO LÄUFT’S 059 NEU DENKEN
„Multichanneling ist Realität.“
Susanne Lindner von Lindner Fashion in Dortmund ist bestimmt kein Digital Native – digitally addicted aber sicher zu einem gewissen Grad. Was auf Facebook, Instagram und Pinterest gepostet wird, hat die Chefin selbst gemacht. Text: Martina Müllner. Fotos: Susanne Lindner
Sowohl auf Fabeook als auch auf Instagram sind Sie sehr aktiv. Uns interessiert: Recherchieren Sie auch auf Instagram?
Das passiert unweigerlich. Ich bin generell ein Typ, der alles aufsaugt, der visuell und kreativ ist. Ich reise sehr viel – nicht nur in die Einsamkeit der Natur oder die Betriebsamkeit von Städten. Sondern eben auch im Kleinen – im übertragenen Sinne: Reisen gelingt auch auf dieses kleine Quadrat beschränkt. Und klar passiert es, dass auf mich Leute zukommen, dass ich Kollektionen und die Menschen dahinter entdecke. Versuchen Sie durch diese Art der Recherche, schneller als Mitbewerber zu sein oder Kollektionen zu bekommen, bevor sie in Deutschland präsentiert werden?
Nein, das ist eigentlich nicht die Intention. Aber zweifellos ist es ein anderes Gefühl, wenn man ein Label jagen kann, wenn man sich bewirbt, es anspricht und den Zuschlag bekommt. Das ist natürlich super – und anders, als wenn es in einem Showroom präsentiert wird, in dem es an einem Wochenende die ganze Branche sieht. Wie bedeutsam sind diese Entdeckungen auf Instagram?
Es sind kleine Ergänzungen des Sortiments, handgemachte Basttaschen aus Süditalien habe ich beispielsweise auf diesem Weg entdeckt, die Macherin kontaktiert und dann tatsächlich eine kleine Order gemacht. Aber das ist keine Fashionbrand, eben eine der Kleinigkeiten, die für Spannung im Sortiment sorgen. Beobachten Sie auch die Aktivitäten Ihrer Kollegen?
Nein, das würde mich nur verwirren. Ich nutze Instagram, um mich inspirieren zu lassen, folge Menschen mit einer coolen Gallery, Fotografen, Marken, Stores, ja, aber in allen Fällen merkt man schnell, wer Qualität bringt, wer das aus Lust und Spaß an der Präsentation macht – und wer nur for business. Vor allem gilt für mich in digitalen Medien das Gleiche wie im normalen Einkauf: Ich suche nicht immer den größten Hype, sondern Menschen und Marken, die anders an ihre Produkte herangehen. Nachhaltiger, werthaltig, gehaltvoll. Wie viel Zeit investieren Sie in Social Media und machen Sie alles selbst?
#followthebuyer Susanne Lindner teilt nicht nur Eindrücke ihrer Arbeit, sondern auch ihre Leidenschaften auf dem Lindner Fashion Instagram Account.
Ich habe diesen Bereich an mich genommen, weil ich es wirklich leidenschaftlich gerne mache – und eben auch 24/7. Für mich ist das keine Arbeit, wenn ich abends noch da sitze und Fotos bearbeite, im Gegenteil, das mache ich leidenschaftlich gerne. Der Lohn dafür? Zusatzverkäufe?
Selbstverständlich, auf Instagram haben wir, auch wenn wir nicht verrückt viele Follower haben, immer wieder Anfragen und verschicken dann in die ganze Welt. Facebook ist sehr viel regionaler – da stehen die Menschen, die einen Look gesehen haben, dann zwei Stunden später im Laden. Beides ist ein Weg, mit unseren Kunden in Kontakt zu bleiben, zu verkaufen, aber vor allem unseren Lifestyle zu teilen. style in progress 415