style in progress 1/2020 – Deutsche Ausgabe

Page 158

SO LÄUFT’S

The Future – Why?

WHAT’S YOUR PURPOSE?

Ladensterben, fehlender Nachwuchs, gesättigte Märkte, übermächtige Player – dies sind nur wenige Schlagworte, die turnusmäßig neue Prognosen über den Einzelhandel pointieren. Den drückenden Vorhersagen zum Trotz haben sich in den letzten Jahren Konzepte etabliert, die oftmals weniger den Regeln des klassischen Handels, sondern vielmehr ihrem eigenen WARUM folgen. Was macht diese Generation an Gründern anders und was treibt sie an? Text: Stefanie Buchacher. Fotos: Gesprächspartner

DAS MODE-MIET-MODELL STAY AWHILE Hamburg und Magdeburg/Deutschland

Das Modell, Kleidung zu mieten, brachte Thekla Wilkening gemeinsam mit einer Geschäftspartnerin bereits 2012 mit der Kleiderei auf den Markt. Trotz der sechs Jahre später folgenden Insolvenz – oder vielmehr gerade deswegen – startete die 32-Jährige Ende 2018 erneut mit einem Mode-Miet-Modell. Stay Awhile ist dabei an Kilenda, einen Mietservice für Kinderkleidung, Spielsachen und Erstausstattung, angeschlossen und kooperiert mittlerweile mit Marken wie Armedangels, Lana, Shipsheip, Jan’n June oder Lanius – allesamt Labels, die fair und weitestgehend in Bioqualität produzieren. Stay Awhile folgt dem Prinzip „Leih dir deinen Look“. Nach einer persönlichen Abstimmung der individuellen modischen Vorlieben erhalten die Abonnentinnen eine kuratierte Auswahl. Liebgewonnene Stücke können später gekauft werden. Die restlichen Teile werden nach Ablauf der Frist zurückgesendet, gereinigt, aufbereitet und wieder in den Leihkreislauf geschickt. Derzeit werden 60 bis 70 Prozent aller Abos individuell kuratiert, die restlichen Abonnentinnen wählen selbst aus dem gesamten, wie in einem Onlineshop präsentierten Sortiment aus. „Ich glaube, das Modell ‚Mode zum Kaufen‘ ist überholt. Es kann nicht sein, dass wir Mode als Müll produzieren“, sagt Thekla Wilkening. Ihrer Meinung nach ist es an der Zeit, die Verantwortung von Besitz neu zu denken und nachhaltiger zu agieren. Für die nächsten Jahre sieht sie eine Trendwende im Kleiderschrank kommen: „Ich denke, wir werden in Zukunft höchstens 50 Prozent unserer Kleidung besitzen. Der Rest wird geliehen, gemietet oder als Investment zum Tragen und Weiterverkaufen gekauft.“ Wilkenings Traum: Irgendwann soll der Träger ausschließlich für die Nutzung eine Miete bezahlen, während der Produzent für das Teil die Verantwortung trägt. „Wir teilen unsere Betten bei Airbnb und nutzen Hotelzimmer, in denen die Gäste Nacht für Nacht wechseln. Die Hemmschwelle, Kleidung mit anderen Menschen zu teilen, ist nur in unseren Köpfen.“

156

style in progress

„Es ist an der Zeit, die Verantwortung von Besitz neu zu denken.“ Thekla Wilkening

ER MARKTPLATZ FÜR D ÖKOFASHION UND GREEN LIFESTYLE AVOCADOSTORE Hamburg/Deutschland

Mit dem zehnjährigen Bestehen gehört Avocadostore zu den Wegbereitern des nachhaltigen Konsums und ist heute Deutschlands größter Marktplatz für Ökofashion und Green Lifestyle. Was die Initiatoren Philipp Gloeckler und Stephan Uhrenbacher auf den Weg gebracht haben, führt Mimi Sewalski, die in der Gründungsphase dazustieß, seit 2013 als Geschäftsführerin fort: „Wir wollten etwas schaffen, was es bis dahin noch nicht gab – eine Art grünes Amazon. Entstanden ist ein Marktplatz, um fair produzierende Händler zusammenzubringen“, sagt die 38-Jährige, die eher durch Zufall zu Avocadostore stieß. Zuvor arbeitete die studierte Soziologin und Kriminologin in Israel für Hightech-Start-ups und in Hamburg für eine Werbeagentur. Als sie sich nicht


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Komm Raus. Deru/München

1min
page 231

Hanf im Trend. 53cc/Stuttgart

1min
page 230

Phantasiewelt im Glockenbachviertel. Phasenreich/München

1min
page 227

Die Stiloase. Comptoir 102/Dubai

2min
pages 228-229

Nische erkannt und besetzt. Die Weste ist Millimeter

2min
page 213

Alle auf Kurs. Bei North Sails greifen Produkt, Marketing

3min
page 212

Next Level Outdoor Fashion. Wolfskin Tech Lab ist eine

2min
page 209

Wir stehen für aufrichtige Werte“ National Geographic

4min
pages 210-211

Seit 25 Jahren mit voller Kraft voraus. RRD hat

2min
page 208

Masterplan Nachhaltigkeit. Mel und Dirk Nienaber über

2min
page 207

Vom Mut, anders zu sein. Airfield schreitet in seiner

2min
page 205

Lauter werden. Eine saubere Marke, die Wachstums

2min
page 206

Zeichen auf Wachstum. Ulli Ehrlich will es wissen

4min
pages 202-203

Zurück in die Heimat. Holubar hat sich radikal entwickelt

2min
page 204

Perfekt sitzende Hosen aus 100 Prozent Naturfasern

2min
page 200

Inspiration Wildnis. Vom Gummistiefel zur nachhaltigen

2min
page 201

Die Profis. Die Brüder Emanuel und David Dufour

2min
page 199

Fully made in Italy. Ein Hidden Champion der italienischen

2min
page 198

Es geht um die Leidenschaft für Rennsport“ Sacha

2min
page 195

Von der Achtsamkeit. Bei Frauenschuh wird bedacht der

4min
pages 196-197

Man muss für Smartphone-Bildschirme designen“ Der

12min
pages 190-193

Das schöne Geschäft. Mode und Beauty? A perfect

12min
pages 182-189

Das Ernten tief hängender Früchte. International

5min
pages 176-179

What’s your Purpose? Diese Gründer haben eine Mission

8min
pages 158-161

Better Self. Wie Beauty und Holistic Lifestylemarken den

1min
pages 180-181

Der Store von heute hat morgen erst geöffnet

18min
pages 162-175

Bye, bye Besitzerstolz. Nachhaltig und so unglaublich

2min
pages 154-155

Die Akzeptanz wächst täglich“ Volle Kleiderschränke

2min
pages 156-157

Inspirational Shopping. Wie führende Multibrandhändler

6min
pages 140-143

Neuer Konsum, neue Konzepte? Welche neuen Konzepte

7min
pages 147-153

THE FUTURE: WHY?

1min
page 146

Digitale Effizienz. Die Premium Group und Joor machen

3min
pages 144-145

Mode, wie wir sie kennen, ist tot“ Die Retail-Visionärin

11min
pages 136-139

Man muss rechnen können“ Smec-Gründer Jan

2min
pages 134-135

Klare Differenzierung schaffen“ Marc O’Polos

1min
pages 130-131

Der Wettbewerb war immer verzerrt“ Wie myclassico

2min
pages 132-133

Es braucht nicht nur Kapital, sondern auch Können

4min
pages 128-129

David vs Goliath? Nein, nur Digitalökonomie. Ist das

1min
page 127

Am Anfang war der Stoff“ Steiner1888 investiert massiv

2min
pages 124-125

THE FUTURE: WHERE?

1min
page 126

Das ist doch bitte keine Saisonware“ Für Markus

2min
pages 120-121

Brandlove. Die neue Monogamie: Was Marken durch ihren

7min
pages 112-119

Die Hose hat Macht“ Marco Lanowy über das vielleicht

3min
pages 122-123

Ort der Faszination. Zukunftsfähige Kundenbeziehungen

2min
pages 110-111

Wir sind die Stimme der Kunden“. Was Net-a-Porter

3min
pages 106-107

Wenn das Gute wächst. Save the Duck präsentiert

2min
pages 102-103

Was hilft den Menschen am PoS am meisten?“ Clara

2min
pages 108-109

400 Prozent Mehrverkauf und halb so viele

3min
pages 104-105

Die Zukunft ist jetzt. Ein hoher Anteil Straight-to

2min
pages 100-101

On Demand. Die Anti-Overproduction-Brands

2min
pages 92-94

Es gibt (keine einfachen) Anworten! Warum das

2min
pages 80-81

Die Superlative als Ziel. Besessen vom perfekten

5min
pages 96-99

Wir wollen noch viel mehr als Mode

8min
pages 70-79

Individualisierung als Chance? Haben Massenprodukte

4min
pages 84-87

THE FUTURE: WHO?

1min
pages 82-83

Innovation als Antrieb. AlphaTauri hat die Feuertaufe

2min
page 95

Mode ist Architektur im kleinsten Maßstab“ Julia Körner

2min
pages 88-91
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
style in progress 1/2020 – Deutsche Ausgabe by style in progress - Issuu