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während des COVID-19-Lockdowns und deren urbane Schlussfolgerungen* fßr die Zukunft

LearninG from Quarantine

40 historische Geschehnisse



*Der Begriff ‚Urban‘ wird konsequent und aufgrund der weitreichenden COVID-19-Folgen auf eine ganze Reihe thematischer Berührungspunkte ausgeweitet. Somit entstehen Wechselwirkungen zum Gesellschaftlichen, zum Politischen, zum Ökonomischen, zum Digitalen und vor allem zum Bevorstehenden.


Ausleihtitel ‘Learning from…’ 4 40 Tage 5 Vorwort 6 01 Rückgang der CO2-Emissionen (für kurze Zeit) 8 02 Delfine in den Kanälen Venedigs gesichtet (Resilienz?) 10 03 Soziales Interaktions-modell (nur temporär?) 12 04 Balkon wird zum öffentlich-privaten Raum 14 (insbesondere in diesen Zeiten) 05 New York sperrt Straßen für den Autoverkehr 16 (Social-Distancing-Maßnahmen) 06 Momentaner Aktivitätsradius (ausdrücklich empfohlen) 18 07 ‚Die vernetzte Gesellschaft‘ (es funktioniert doch...) 20 08 Kampfmodus: ON! (gegen das Virus) 22 09 Hide and Seek 2020 (inspiriert von 1984) 24 10 100% geräuschloser blauer Himmel (zumindest in Wien) 26 11 Smarte soziale Interaktion (temporäres urbanes Leben) 28 12 Aktuelles Must-Have (Neue Kultur) 30 13 Öffentliches wandert ins Private (Umkehrreaktion) 32 14 Rückgang urbaner Mobilität (gesamter Modal Split) 33 15 Bleib zu Hause (~50% der Weltbevölkerung) 35 16 Drohnen spüren Bürger auf (robotische Überwachung) 37 17 Schließung öffentlicher Parkanlage (Gesundheitsvorkehrungen?) 38 18 Entscheidungsfreiheit (gilt auch für mobile Applikationen) 40 19 Non-humane Rechtsdurchsetzung (Zukunft oder Gegenwart?) 42 20 Erstes virtuelles Design Festival (adaptierte Kultur?) 44 21 Technologieunternehmen bekämpfen Fake-News 46 (zukünftige Angewohnheit?) 22 Erste Donut-City (Amsterdam NLD) 48 23 Vorstellung von Hammer und Tanz (nach COVID-19?) 50 24 Zukünftige Knigge (adaptierte Kultur?) 52 25 Im selben Boot… ‘Zuhause’ (3,8 Mrd. Zuhause) 54 26 Kontaktlose Umgebung (planerischer Aufruf?) 56 27 Warteschlangen-System! (Neue Kultur) 58 28 Soziale Isolation (Folgen des Social Distancing) 60 29 Resilientes Mobilitätsdiagramm (während des Lockdowns) 62 30 Physisch-kulturelle Leere (voraussichtlich bis Juni) 64 31 Co-Working in Abgeschiedenheit (Arbeitsmodus der Zukunft) 66 32 Allgemeine Isolation (gleiche Regeln, unterschiedlicher Umgang) 68 33 Social Distancing Protest (ungebrochene Demokratie) 70 34 Bezahlt, um konsumiert zu werden (Massenproduktion) 72 35 Ein weiter Weg (auch im Postpandemischen) 74 36 Food Distancing (gestörte Versorgungsketten) 76


37 Generationale Benachteiligung 78 (Erwachsene entscheiden, Heranwachsende passen sich an) 38 Durchwachsener Tourismus (Fluch oder Segen?) 80 39 Richie Rich schlägt wieder zu (lukrative Pandemie) 82 40 Exklusive Räume (befugte Nutzung) 84 Epilog 87 Quellenverzeichnis 88 Autoren 90 Impressum 91


‚Learning from Quarantine‘ bedient sich einer architekturtheoretischen Streitschrift, die 1974 von Denise Scott Brown und Robert Venturi, mit dem Titel ‚Learning from Las Vegas‘, verfasst wurde. Eine Reflexion der Stadtentwicklung, in der die gebaute Umgebung und der Einfluss auf die gesellschaftliche Wahrnehmung erörtert wurde. Eine Abhandlung, die den Anspruch auf Stadt als Erlebnisort der Masse erkennen lässt. Dennoch legen die Betrachtungen von Scott Brown und Venturi ein kommerziell reduziertes Produkt frei, das sukzessive von der städtebaulichen historischen Qualität sowie Konzeption getrennt erscheint. Anhand dieses Argumentationsstranges wird, bezogen auf das Praxisbeispiel Las Vegas, der ‚Strip‘ als sinnstiftendes Element städtebaulichen Ausdrucks und gesellschaftlicher Identifikation behandelt.

Ausleihtitel ‘Learning from…’

Aus pandemischer Sicht betrachtet, könnte der ‚Strip‘ bzw. unsere urbane Umgebung zum erörternden Anhaltspunkt aktueller Stadtgestaltungstendenzen dienen. Produkte physischer sowie gesellschaftlicher Prägung, die überwiegend aus neoliberalen Entscheidungen entstanden sind und in ihrer Nutzung in einer Kontinuität mit dem Las Vegas der 70er Jahre stehen. Eine Stadtlandschaft, die zum Produkt von Investitionsportfolio sowie Austeritätsmaßnahmen wurde und an die sich Gesellschaft teilweise anpassen musste bzw. muss.

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Die Pandemie, erzeugt durch das COVID-19-Virus, setzte bisherige Nutzungsschemen des urbanen Raumes, des gesellschaftlichen Zusammenlebens, der digitalen Interaktion und letztlich der Architektur außer Kraft. Temporäre Einschränkungsmaßnahmen, die über kurze Zeit appliziert wurden, jedoch den Betrachtungsraum auf das postpandemische Handeln lenken. Wie soll es weitergehen? Was haben wir daraus gelernt? Überlegungen als mögliche Antworten, die ‚Learning from Quarantine‘ zum Anlass nimmt, um weiterzudenken und zu agieren. Demzufolge eine weitere theoretische Reflexion nach dem ‚Learning from Las Vegas‘-Vorbild zwar notwendig erscheint, aber im aktuellen Kontext obsolet wirkt. Unsere Publikation, die Sie in den Händen halten, möchte das Hauptaugenmerk auf das zeitnahe Erkennen, Umsetzen und Handeln richten.

40 Tage

Vom 19.03.2020 bis 27.04.2020 wurden 40 Tage lang Nachrichten auf Ihre Einzigartigkeit und nie dagewesene Manifestation geprüft. Eine abgeänderte Form von Quarantäne, die uns eine tiefere Auseinandersetzung mit Inhalten ermöglichte. Schlussfolgerungen sowie Überlegungen, die uns geholfen haben, das Heute einzuordnen, um anhand von Leitgedanken ein besseres Morgen zu zeichnen. Leider ist uns das nicht immer gelungen.

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Während des Lockdowns sahen wir uns mit einer Flut an Informationen und Nachrichten konfrontiert. Rund um die Uhr wurde berichtet, kommuniziert und aufgeklärt. Inmitten dieses Nachrichtenorkans erkannten wir einmalige, nie dagewesene Benachrichtigungen, die wir als historische Ereignisse identifizierten. Wir wollten diese Ereignisse veranschaulichen, weshalb wir kurzerhand mithilfe von abstrahierten Grafiken ein Nachrichtenabbild schufen. Ausgerüstet mit einem Beamer, konnten wir diese Grafiken vom Büro aus auf die gegenüberliegende Feuerwand projizieren. Letztere sehen wir als verlorene urbane Ressource, die unter den Lockdown-Maßnahmen, mit dem leeren städtischen Raum im Hintergrund, zu einer neuen Funktion vermengt wurde. Ein idealer Ort für einen 99-minütigen #wallup.

Vorwort

Aus diesen anfänglichen Screenings entwickelten sich kurzerhand Schlussfolgerungen, die den einzelnen historischen Ereignissen zugewiesen wurden. Überlegungen, die eine Reflexion der Nachrichtenflut zulassen und den Blick in das Postpandemische lenken. ‚Learning from Quarantine‘ soll zu einer Dokumentation dieses Gedankenganges beitragen und den Versuch, urbane Betrachtungen sowie deren interdisziplinäre Zusammenhänge zu erkennen, darstellen. Leitbilder, die Notwendigkeiten offenlegen, um die vielzitierte Normalität zu überdenken. Für uns alle, aufgrund einer kollektiv zu tragenden Last.

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Stadtgestaltung ist eine unmittelbare Folge gesellschaftlicher Interaktion. Gesellschaftliche Interaktion sich wiederum durch Verhaltensregeln ausdrückt, weshalb der menschliche Maßstab zum Anlass für Planung genommen wird bzw. werden sollte. Somit würde ein Überleben der Social Distancing Verhaltensstruktur eine Adaptierung des öffentlichen Raumes mit sich ziehen. Chancen, den Menschen mit Nachdruck in den Fokus von Planung zu rücken und eine oftmals fehlgeleitete Stadtplanung zu re-adaptieren.

Videos und Posts von musizierenden Menschen auf Balkonen und Fenstern gehen um die Welt. Der Balkon wird während der Ausgangsbeschränkungen zum Austragungsort verschiedenster Aktivitäten. Weltweit zeigt sich ein einheitliches Bild: Menschen treten auf ihre Balkone, aber auch ans Fenster, um eine vermisste Gemeinschaftlichkeit auszudrücken.

Neue Ordnung

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Balkon wird zum öffentlichprivaten Raum (insbesondere in diesen Zeiten) 22.03.2020 https://www.bbc.com/news/ av/world-asia-india-51997699/ coronavirus-indians-bang-potsand-pans-to-support-fight

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Es wird musiziert, gesungen und auf verschiedenste Weise interagiert.

Anmerkung

Der Balkon wird zum privat-öffentlichen Transitionselement und zum baulichen Symbol einer neu gedeuteten Nutzung während des Lockdowns. Die Verbindung des Öffentlichen mit dem Privaten verschmilzt innerhalb des Privatraumes. Aktivitäten tragen zur Belebung des Öffentlichen sowie auch des Privaten bei.

Verschmelzer

Öffentlich einsehbare Elemente der privaten Wohneinheit werden zu einer analogen Kommunikationsschnittstelle mit der Umgebung. Die öffentliche Bespielung von Fenstern und Balkonen zeugt von einer konvertierbaren Interaktionsplattform. Die Botschaften und Aktivitäten finden aufgrund der mehrfach geteilten ‚feel-good‘ Nachrichten eine digital-virale Ausbreitung in sozialen Medien.

Analoge Plattform

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Abseits eines psychologischen Ventils, einer privatöffentlichen Schnittstelle und einer analogen ‚feel-good‘ Plattform befeuert der Balkon eine privat-strukturelle Ungleichheit. Aneignungspraktiken und informelle Erweiterungen abseits baulicher Regelwerke bieten Diskussionsraum für private Aneignungszonen im ‚Freien‘.

New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio schließt im Zuge des exponentiellen Wachstums an COVID-19-Infektionen und angesichts der erlassenen Social-DistancingMaßnahmen einige Straßen für den Autoverkehr.

Recht auf Balkon?

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New York sperrt Straßen für den Autoverkehr (Social-DistancingMaßnahmen) 23.03.2020 https://www.nytimes. com/2020/03/23/nyregion/ coronavirus-nyc-crowds-density. html

Die temporär geschlossenen Straßen sollen mehr Bewegungsraum für die lokale Bevölkerung bieten und die Einhaltung des Mindestabstands garantieren.

Anmerkung

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Urbanität sowie effiziente Nutzung des Bodens folgen dem städtebaulichen Credo einer sinnvollen Dichte. Stadtgestalterische Leitbilder, die im Zusammenhang mit der Ausbreitung des COVID-19-Virus zu einer Neubetrachtung von Dimension und Struktur führen. Dichte wird differenziert betrachtet und sorgt für einen Paradigmenwechsel in der Planung.

Allheilmittel Dichte

Die Lockdown Maßnahmen machen räumliche Relationen sichtbar. Erzwungene Sicherheitsabstände zwischen Personen zeigen eine unmittelbare Auswirkung auf die verkehrstechnische Aufteilung des öffentlichen Raumes. Räumliche Kompositionen, die zur Überdenkung des Maßstabes sowie der korrespondierenden Nutzerverhältnisse führen. In diesem Zusammenhang wird auch eine differenzierte Betrachtung des Mobilitätsverhaltens zum belegten Raum lauter.

Entdeckte Verhältnismäßigkeit

Radikale Adaptierung von Straßenquerschnitten und Neuausrichtung von Straßenabständen schafften es

Neue Fairness 17


Der urbane Raum beinhaltet die strukturelle

Digitale Stadt des

Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Demnach die westliche Stadt in der wir leben auf einer Struktur des 19. Jahrhunderts, mit fragwürdigen städtebaulichen Entwicklungen während des 20. ruht und mit digitalen Technologien aus dem 21. Jahrhundert kontinuierlich ergänzt wird. Unterschiedliche Anforderungen an Stadt, die sich in der Corona-Krise zuspitzen und auf einer physisch-analog unvorbereiteten Infrastruktur lasten.

21. Jh.?

Maßnahmen, die einen Rückzug in den privaten Haushalt anordnen, werden ausgeweitet. Straßen sind leergefegt, der menschliche Maßstab im öffentlichen Raum reduziert sich. Der private Raum wird zum notwendigen Rückzugsort im ‚Kampf‘ gegen die COVID-19-Ausbreitung. Manche Politiker beschreiben die Heimquarantäne als ‚Kampfmodus‘.

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Kampfmodus: ON!

(gegen das Virus) 26.03.2020 https://www.bbc.com/news/av/ health-52008673/coronavirusupdate-why-does-staying-athome-help

Das Zuhausebleiben wird zur obersten Maßnahme in der Eindämmung der Pandemie ernannt. Die Beziehung

Anmerkung 22


zum Privaten wird zum ‚Kampfmodus‘, der Bezug zum Öffentlichen eine potenzielle Gefahr. Die anfänglich breite Annahme der Verhaltensregeln zur Eindämmung der Pandemie werden als zivilgesellschaftliche Pflichten akzeptiert. Der Appell an die Eigenverantwortung koppelt sich mit Anordnungen. Regierungsmaßnahmen vermischen sich mit individuellem Pflichtbewusstsein. Je nach Auslegungsart verstärkt oder schwächt die bedingungslose Akzeptanz der Maßnahmen das demokratische Bewusstsein.

Persönliche Verantwortung vs. demokratische Belastung

Innerhalb des Haushalts verstärkt oder divergiert der Zusammenhalt. Privates Konfliktpotential nimmt zu, öffentliche Auseinandersetzungen nehmen ab.

Öffentlich-private Ambiguität

Der privaträumliche Besitz sowie dessen Nutzungsmöglichkeit wird zur Sicherheitssphäre.

„Sicherer“ Ort 23


Fool.com berichtet über die exponentiellen Wachstumsraten von Videokonferenz-Anbietern während des Lockdowns. Beispielsweise steigen die Nutzerzahlen der Video-Plattform ZOOM im Vergleichszeitraum 2019 um 500%. Der Lockdown verlagert alltägliche Gespräche aus Beruf, Bildung und Freizeit in die digitale Sphäre.

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Smarte soziale Interaktion

(temporäres urbanes Leben) 29.03.2020 ttps://www.fool.com/ investing/2020/03/26/theres-abig-problem-with-zoom-stock. aspx

Die rapiden Zuwächse gehen mit einer Überforderung digitaler Infrastruktur und Sicherheit einher. Die Dienste weisen gravierende Sicherheitsbedenken hinsichtlich Privatsphäre auf, weshalb Videokonferenzsysteme subsequent in die Kritik von Datenschützern geraten.

Anmerkung

Bewusstes digitales Handeln sowie Kompetenzen wachsen und sind Voraussetzung für grundlegende Kommunikationsprozesse. Der wissentliche Umgang

Digitales Handeln

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mit digitalen Tools stellt eine neue Herausforderung fßr digitale Interaktion dar. Das Nutzerverhalten, aber auch die technologische Prädisposition passen sich an.

Postpandemische digitale Handlungsweisen weiten sich zunehmend auf die Bereiche des Arbeitens, der Bildung und der Freizeit aus. Die rigiden Formen der organisierten sowie nach Zeit geregelten Arbeit werden hinterfragt und vermehrt individuell gestaltet.

Digitale Durchdringung

Die digitale Kommunikation wird um die individuelle Wahrnehmung erweitert. Interagierende nehmen sich selbst Ăźber das digitale Medium intensiver wahr und adaptieren auch die reale Umgebung des Bildausschnitts. Ein Prozess der Entsubjektivierung kommt ins Rollen.

Entsubjektivierung

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Die österreichische Bundesregierung verkündet die Maskenpflicht in Supermärkten und Apotheken. Die anfänglich von Vertretern der Bundesregierung abgelehnte Maske wird als Pflichtelement für Teile des öffentlichen Lebens eingeführt.

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Aktuelles Must-Have (Neue Kultur) 30.03.2020 https://edition.cnn.com/ world/live-news/coronavirusoutbreak-03-30-20-intlhnk/h_562c3627a29a40d 434c7dae9ba9e4c93

Die Maske dient zur Vermeidung der Tröpfcheninfektion, die bei Husten, Niesen und intensiverem Atmen an die Umgebung abgegeben wird. Der Mund- und Nasenschutz dient zum Schutz des Nächsten.

Anmerkung

Die Maske wird zum Accessoire des Schutzes. Weiters suggeriert das non-verbal ausgesendete Signal der Maske die Einhaltung von Social Distancing Regeln. Die persönliche Zu- oder Unzugänglichkeit wird gegenüber anderen unmissverständlich kommuniziert.

Non-verbale Mitteilung

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Während der historische Kontext der Maske im Bereich des Gesichtsschmucks, der verborgenen Erotik sowie der Gesichtsverschleierung zu verorten ist, wird der Mund-Nasenschutz in der jüngeren Geschichte zum Sicherheitstool für öffentliche Interaktion. Die individuelle Gestaltung trägt zur persönlichen Identifikation sowie umgedeuteten Signalwirkung bei und dehnt die kulturelle Annahme aus.

Kulturelles Zubehör

Produktionsengpässe und Qualitätsmängel zeugen von einer Fragilität und mangelnden Responsivität des Versorgungssystems.

Fragilität

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Die Beschränkung auf den privaten Raum und der Fortschritt des Lockdowns dokumentiert eine exponentielle Abwanderung von öffentlichen Aktivitäten in den digital erweiterten privaten Raum. Die Anpassbarkeit an den Lockdown zeichnet sich durch eine veränderte Fortführung des Alltages aus. Ein digitaler Alltag, der die Betrachtung von öffentlichen und privaten Relationen umkehrt.

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Öffentliches wandert ins Private

(Umkehrreaktion) 31.03.2020 https://www.technologyreview. com/2020/04/07/998552/ why-the-coronavirus-lockdownis-making-the-internet-betterthan-ever/

Das Öffentliche wandert mitunter in das Digitale und das Digitale wiederum in das Private.

Anmerkung

Öffentlich/privat verschwimmende Grenzen sowie eine partielle Inversion wurden bereits mit dem fortschreitenden digitalen Zeitalter erkannt. Verlagerte physisch/digitale Räume, die während des Lockdowns eine Abwanderung öffentlich ausgetragener Aktivitäten in den Privatraum ergeben. Das Private integriert ein öffentlich, digital erweitertes Wohnzimmer. Das Wohnzimmer wird zur mobilen App und zum Endgerät.

Subsequente Inversion

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Der Aufruf zur architektonischen Flexibilität sowie zum anpassbaren privaten Raum ist eine natürliche Konsequenz öffentlich/privater Aktivitätenverlagerung. Der multifunktionelle Anspruch und die individuelle Gestaltbarkeit werden zur gestalterischen Herausforderung. Insbesondere die Aufnahme von Zusatzfunktionen in bestehenden Grundrissen stellt neue Herausforderungen dar.

Angepasste Flexibilität

Digitale Plattformen sorgen für einen vielschichtigen Influx von außen nach innen. Beispielsweise sind Lieferservices Inseln der digitalen Responsivität und deren Frequenz ein Indikator für reale Nachfrage.

Plattform Influx

Das allgemeine Mobilitätsaufkommen in urbanen Räumen bricht um 85% ein, so der österreichische derStandard in der Onlineausgabe am 01.04.2020. Lediglich notwendige Bewegungsradien werden zurückgelegt. Öffentliche Verkehrsmittel garantieren eine Aufrechterhaltung ihrer Dienste, verzeichnen jedoch auch einen starken Nutzerrückgang.

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Rückgang urbaner Mobilität (gesamter Modal Split) 01.04.2020 33


https://www.derstandard. at/story/2000116411484/ coronavirusbewegungsanalysen-zeigenstabilen-mobilitaetsrueckgang

Der Rückgang während des Lockdowns ist mit einer drastischen Veränderung des Modal Splits gekoppelt. Die Daten wurden anhand anonymisierter Mobilfunkdaten ermittelt.

Anmerkung

Mit dem Rückgang der Mobilität kristallisiert sich ein verändertes Transportverhalten heraus. Fahrradfahren und das Zufußgehen als Fortbewegungsmittel verzeichnen die geringsten Einbrüche. Der urbane Raum erfährt zeitgleich, aufgrund der geschwindigkeitsreduzierten Transportmittel, eine neue Maßstäblichkeit.

Verlässlicher Transport

Der öffentliche Verkehr benötigt aufgrund der psychologisch tief verankerten SocialDistancing-Regeln eine veränderte Gestaltung. Die Sicherheitswahrnehmung für die Gesundheit nimmt bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ab.

Öffentliches Distancing

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Urbane Distanzen werden nicht nur differenziert

Lokale Urbanität

wahrgenommen, sondern auch planerisch überdacht. Das Aufkommen der lokalen Urbanität fördert die slow-mobility. Der emissionsbelastende motorisierte Individualverkehr wird im urbanen Raum mit drastischen Umstrukturierungen konfrontiert.

Die Hälfte der Menschheit befindet sich im Status einer gesetzlich angeordneten Quarantäne. Das Zuhausebleiben wird zum Inbegriff der COVID-19-Maßnahmen. Das Recht auf Wohnen, ein Menschenrecht zweiter Generation, stößt an seine Grenzen. Der Rückzugsraum zur Sicherheitszone, über den nicht alle verfügen.

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Bleib zu Hause (~50% der Weltbevölkerung) 02.04.2020 https://www.dw.com/en/ coronavirus-latest-globalcoronavirus-infections-top-1million/a-52987648

Am Höhepunkt der Corona-Krise befanden sich 3,9 Milliarden Menschen im Lockdown.

Anmerkung

Gleichheit gilt für jene, die in den eigenen vier Wänden die Krise aussitzen müssen (dürfen). Ungleichheit widerfährt jenen, die keinen privaten Rückzugsraum haben.

Gleiche Ungleichheit

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Das Grundrecht auf Wohnen scheitert an der Prädisposition bzw. Verteilung von Bodenressourcen sowie der Umverteilung von bebautem Raum. Leerstand wird zum Möglichkeitsraum, wenn eine Nutzung, die gegebenenfalls auch temporär sein kann, einzieht. Strategien, die eine Zurverfügungstellung von ungenützten Raumressourcen ermöglichen und somit das Grundrecht auf Wohnen bestärken.

Grundrecht der räumlichen Nutzung

Die soziale Bewertung von Lebensflächen sowie deren sukzessive Nutzung garantieren einen Gleichheitsanspruch abseits von wirtschaftlicher Spekulation.

Fragiles Gut

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04.04.2020 https://www.derstandard.at/ story/2000116462368/einestadt-im-lockdown-gaertenhinter-gittern

Auf großes Unverständnis stößt diese Maßnahme bei der Bevölkerung. Politisch erzeugt das Vorgehen eine breit angelegte Debatte, die schließlich zur Öffnung der Parks am 14.04.2020 beiträgt.

Anmerkung

Öffentliches Gut wird als nicht-so-öffentlich angesehen. Privatisierungen sowie Zutrittsbeschränkungen öffentlicher Räume kommen offensichtlicher zum Vorschein.

Öffentlich-nichtöffentlich

Als Grünoase wird der städtische Park als Erholungszone und Ausgleichsraum eingestuft. Der gesundheitliche sowie psycho-soziale Aspekt wird in Krisenzeiten zum Gefahrenort umgedeutet.

Oh, Park!

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Die Stadt Amsterdam verkündet am 08.04.2020 die Umsetzung des ‚Donut-Models‘. Das Konzept soll das urbane Handeln in postpandemischen Zeiten erleichtern sowie ein nachhaltig-politisches Aktionsfeld begünstigen.

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Erste Donut-City (Amsterdam NLD) 09.04.2020 https://www.theguardian.com/ world/2020/apr/08/amsterdamdoughnut-model-mend-postcoronavirus-economy

Der Donut-Ansatz wurde seit 2012 von der britischen Ökonomin Kate Raworth an der Abteilung für Umweltveränderung der Universität Oxford entwickelt. Der ökonomische Grundsatz des Modells sieht ein Zusammenspiel von Markt, Staat, Gesellschaft und Gemeinwohl vor. Die Form des Donuts soll dabei helfen, dieses Zusammenspiel zu verorten. Demnach sollen sich im geschützten Kreis gesellschaftliche Fundamente wie Bildung, leistbares Wohnen, Gleichstellung und

Anmerkung

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politische Teilhabe befinden. Geschützt wird dieses Loch im Donut von einem kreisförmigen Rahmen, der die ökologischen Grenzen des Planeten hinsichtlich lokaler Konsumketten, nachhaltiger Raumproduktion und Förderung nachhaltiger Energiequellen symbolisiert. Ein frittiertes Gebäck, das in einfacher Form die urbane Balance zwischen Ökologie und gesellschaftlichem Anspruch darstellt. Die Krise offenbart die Fragilität unserer städtischen Entwicklung. Eine Folge von Austeritätsmaßnahmen, die zur Minderung des Urbanen führen. Eine Konsequenz portfolioorientierter Wirtschaftsinvestitionen, die vom eigentlichen Nutzen des Urbanen ablenken.

Urbaner Rabatt

Belebte urbane Räume ergeben sich kaum aus puren Wirtschaftsinteressen. Veränderungen durch rigide gesetzliche Entwürfe verlaufen ebenfalls reaktionsarm, weshalb eine urbane Flexibilität sowie Ad-HocGovernance unter Einbezug städtischer Balancefaktoren nötig erscheint.

Ad-Hoc-Urbanismus

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Die gesamtgesellschaftliche Kooperation ermöglicht die Beeinflussung globaler Umstände. Die sickernde Erkenntnis einer derartigen Handlungsform weitet sich auf weitere Ebenen des alltäglichen Lebens aus.

Das Händereichen wird von der Begrüßungsgeste zur Biowaffe. Das Nachrichtenportal BBC reflektiert Umgangsformen in Corona-Zeiten.

Kooperative Erweiterung

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Zukünftige Knigge

(adaptierte Kultur?) 11.04.2020 https://www.bbc.com/worklife/ article/20200413-coronaviruswill-covid-19-end-the-handshake

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Besonders in die Kritik geraten westliche Begrüßungsformen wie das Händeschütteln.

Anmerkung

Ehemals freundschaftliche und vertrauensvolle Gesten werden in verantwortungsloses Handeln umgedeutet. Emotionale Entfremdung erfolgt mit einer schrittweisen Implementierung neuer Umgangsformen.

Westliches Verhaltensprotokoll

Verhaltensregeln, die während der COVID19-Maßnahmen befolgt wurden, legitimieren ein Weiterbestehen von Umgangsformen im Postpandemischen. Die Kultur des zwischenmenschlichen Austausches verändert sich.

Adaptierte Kultur

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Weitsichtige und umfassende Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie erfolgen durch Kooperation. Konkurrenz verstärkt eine asymmetrische Krisenbewältigung.

Wird unsere Umgebung von nun an über das Smartphone bedient? Diese Frage stellt sich Architekturkritiker Oliver Wainwright im TheGuardian hinsichtlich der menschlichen Interaktion mit Architektur. Eine Frage, deren Antworten noch offen sind und die das Verhältnis von Planung zum Raum grundlegend beeinflussen wird.

Kooperation und Konkurrenz

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Kontaktlose Umgebung (planerischer Aufruf?) 13.04.2020 https://www.theguardian.com/ artanddesign/2020/apr/13/ smart-lifts-lonely-workers-notowers-architecture-after-covid19-coronavirus

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Bei der Planung der Firmenzentrale ‚Bee’ah Waste Management‘ in Sharjah/Vereinigte Arabische Emirate wurden von Zaha Hadid Architects kontaktlose Erschließungswege entworfen. Der Aufzug wird über das Smartphone bestellt und Türen öffnen sich mithilfe von Sensoren und Gesichtserkennungssystemen.

Anmerkung

Unsere Umgebung sowie unsere gesellschaftlichen Beziehungen basieren auf physischem Kontakt als Hauptinteraktion. Kontaktlose Maßnahmen sehen einen Neuentwurf unserer persönlichen und öffentlichen Sphäre vor. Der urbane und der private Raum bekommen eine kontaktfreie Hülle.

Kontaktlose Ebene

Die Materialität sowie die Stofflichkeit der Umgebung werden als potenzielle Träger des Unsichtbaren identifiziert. Die Zusammensetzung des Haptischen und des Gefühlten bekommt eine neutrale Patina.

Inerte Materialität

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Kontaktlose Schnittstellen mit dem Physischen ermöglichen die Interaktion mit dem Raum, übergeben jedoch der Technologie die Kontrolle über die Bedienung der Umgebung. Die menschliche Komponente riskiert, von der zunehmenden technologischen Umgebung chauffiert zu werden, ohne über Geschwindigkeit und Wegrichtung entscheiden zu können. Urbaner und privater Raum werden zum automatisierten Apparat, der unidirektionale Einfluss durch die Benutzer nimmt ab.

Nach den Osterfeiertagen werden in sämtlichen Ländern die Lockdown-Maßnahmen gelockert. Auch nichtsystemrelevante Geschäfte dürfen, unter Einhaltung bestimmter Social-Distancing-Regeln, ihren Betrieb aufnehmen.

Automatisierte Chauffierung

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WarteschlangenSystem! (Neue Kultur) 14.04.2020 58


https://www.politico.com/ news/2020/04/14/europebegins-tentative-easing-ofcoronavirus-lockdown-185429

Kunden müssen Mundschutz tragen, Abstandsregeln befolgen und vereinzelt in die Geschäftslokale eintreten. Warteschlangenbildungen unter Wahrung des Mindestabstands sorgen mitunter für bizarre Verhaltensweisen.

Anmerkung

Die Abstandsregeln stülpen sich subsequent über alle öffentlichen Aktivitäten. Grenzen des Einhaltbaren werden gesprengt und erfordern kreative Lösungen sowie einen differenzierten Umgang mit Räumlichkeiten.

Social Distancing – Struktureller Stress

Die Kultur des Abstandes führt zu einem Neuentwurf der Umgebung. Der psychisch-physisch wahrgenommene Abstand ergänzt den geplanten/entworfenen.

Geplante Kultur

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Der erste Protest unter Einhaltung der Social-DistancingMaßnahmen wird in Israel/Tel Aviv ausgetragen. Demonstranten praktizieren ihr Recht zu demonstrieren, indem Abstand gehalten und der Mundschutz getragen wird. Das Demonstrationsrecht wurde in Israel im Zuge der COVID-19-Einschränkungen nicht beeinträchtigt.

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Social Distancing Protest (ungebrochene Demokratie) 20.04.2020 https://nypost. com/2020/04/20/israelispractice-social-distancing-at-telaviv-protest/

Der Protest richtet sich gegen eine exzessive digitale Überwachung des Staates sowie die überzogenen Maßnahmen von Seiten der Polizeiorgane zur Einhaltung der Social-Distancing-Regelungen.

Anmerkung

Die Wege, das demokratische Recht des Protests auszuüben, verändern sich. Der digitale Protest als Ausweichraum wächst und die analoge Manifestation bleibt, trotz Rückgang, präsent.

Protestverlagerung

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Demokratische Rechte, die sich im Zuge eines erstarkten Staates empfindlich reduzieren, werden mit Nachdruck eingefordert. Auch aus Angst, diese zu verlieren.

(Ein-)geforderte Konstante

Der Blick in eine demokratisch fragile Zukunft stellt das politische Wirken vor neue Herausforderungen. Massivere zivilgesellschaftliche Ă„rgernisse sind zu erwarten. Insbesondere hinsichtlich veränderter digitaler Handhabe und Nutzungszwängen.

Zunehmender Zorn

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Erstmals in der Geschichte der Ölwirtschaft fällt die Entwicklung des Barrelpreises ins Negative. The Guardian berichtet, dass Produzenten -40$ bezahlen, um Erdöl aus den Lagerstätten zu schaffen.

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Bezahlt, um konsumiert zu werden

(Massenproduktion) 21.04.2020 https://www.theguardian.com/ business/2020/apr/20/over-abarrel-how-oil-prices-droppedbelow-zero

Der negative Ölpreis bezieht sich auf den USamerikanischen Markt. Die Erholung des Marktpreises soll kurzfristig erfolgen.

Anmerkung

Produktionen aufgrund spekulativ-wirtschaftlicher Zuwächse sind störungsanfällig, da sie auf einer konstanten Nachfrage basieren. Ein nachhaltiger Absatz minimiert Massen- sowie Überproduktion.

Fragwürdige Massenproduktion

Unterbrochene Produktionsketten führen zu einer Neubewertung des Notwendigen. Im Zusammenhang

Erkannte Notwendigkeit 72


mit der individuellen Verbrauchskultur führen Verknappungen zu einer Erkenntnis des Überflüssigen.

Die Wertschätzung des nachvollziehbar Gefertigten steigt im Zusammenhang mit dem lokal Produzierten. Schlanke Produktionsprozesse vom Notwendigen bis zum Überflüssigen erfahren eine erweiterte Annahme und subsequent auch eine Legitimation mikroökonomischer Prozesse. Dezentrale urbane Produktionsketten wachsen.

‘Schlanke‘ Wertschätzung

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Die WHO kündigt langwierige Folgen der Pandemie auf globaler Ebene an. Im Zuge der Pressemeldung wird auch auf die problematischen, aber notwendigen Entwicklungen des langanhaltenden Lockdowns aufmerksam gemacht. Die Meldung der WHO basiert auf wissenschaftlichen Studien, die unter Einbeziehung global agierender Forscher erarbeitet wurden.

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Ein weiter Weg

(auch im Postpandemischen) 22.04.2020 https://www.theguardian. com/world/live/2020/apr/22/ coronavirus-live-news-un-warnsof-biblical-famine-as-whitehouse-prepares-immigrationhalt

Kontinuierliche Abstandhaltung und Kontaktreduzierung garantieren laut WHO die Vermeidung einer fortwährenden Ausbreitung sowie wiederholten Zunahme der COVID-19-Infektionen.

Anmerkung

Populistische Strömungen und Fake-News, die zum politischen Repertoire bestimmter Politiker gehören, stehen argumentationslos wissenschaftlichen Erkenntnissen gegenüber. Die Rückkehr zur Seriosität politischer Mitteilungen und das damit zusammenhängende Vertrauen in Expertenmeinungen nehmen zu. Science is great again.

Isolierter Populismus

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Die staatliche Leitung während der Corona-

Erstarkter Staat

Krise verdeutlicht ihre komplexe Rolle in der Entscheidungsfindung. Durch die zahlreichen Pressekonferenzen und Maßnahmenverkündungen tritt der Staat präsenter an die Öffentlichkeit. Allgemein betrachtet, wird mit dieser nach außen getragenen Wahrnehmung die Rolle des Staates positiv erkannt und verstärkt eingefordert. Ein erstarkter Staat bedeutet auch eine intensivere Präsenz des Öffentlichen in Wirtschaft, Gesundheit und Bildung.

Öffentlich-private Bestrebungen erhalten einen Aufschwung unter veränderten Bedingungen. Die bereits gemachten Erfahrungen mit PPP-Modellen offenbaren Schwächen, die durch eine erstarkte Rolle des Staatlichen ausgeglichen werden. Die Kooperationsmethode richtet sich, aufgrund der veränderten Umstände, mehr nach Gemeinwohl als Profit.

PPP reloaded

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Aufgrund der COVID-19-Restriktionen sind Lebensmittelketten sowie Lebensmittelproduktion in ihrem Ablauf gestört. Frankreich berichtet von Verknappungen und Engpässen, die sich besonders auf einkommensschwache Gesellschaftsschichten auswirken. Städtische Essensausgaben verzeichnen eine exponentiell wachsende Nachfrage.

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Food Distancing

(gestörte Versorgungsketten) 23.04.2020 https://www.euronews. com/2020/04/23/unresthunger-and-hardship-in-frances-locked-down-suburbs

Die Pariser Tafel meldet eine Steigerung der Besucherfrequenz von 200%. Eine Folge der zunehmenden Arbeitslosenzahlen.

Anmerkung

Unterbrochene Versorgungsketten bestätigen die systemische Fragilität und legen Abhängigkeitsverhältnisse offen. Die Grundversorgung mit alltäglichen Lebensmitteln rückt in den Fokus von Umverteilungsstrategien. Ärmere Bevölkerungsschichten sind empfindlich getroffen.

Gefährdete Notwendigkeit

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Lokale Lebensmittelproduktion wird überdacht

Lebensmittelbewusstsein

und rapide ausgebaut. Sogenannte Grass-root Bewegungen wie Urban Gardening verzeichnen einen erhöhten Zuspruch sowie eine Steigerung der Teilnahme. Lebensmittelproduktion und die damit zusammenhängenden Prozesse rücken in das Bewusstsein städtischer Bewohner.

Urbane Lebensmittelproduktion und deren Anbaumethoden werden vorangetrieben. Städtische Nahrungsketten zum wesentlichen Bestandteil von Stadtplanungsprozessen erkannt und sukzessive in Entwicklungskonzepten integriert.

Urbane Lebensmittel

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‚Learning from Quarantine‘ zeichnet ein nüchternes, manchmal positiv anmutendes Bild des Postpandemischen. Die genannten Schlussfolgerungen unterstreichen dieses Bild und setzen stark auf einen dringend notwendigen Umdenkprozess sowie sukzessiv umsetzbare Handlungen. Ausblicke, die einmal mehr den städtischen Raum als Ausgangspunkt für Veränderung nehmen und das Urbane als ein Sammelsurium an gesellschaftlichen, sozialen, politischen, ökologischen, ökonomischen, digitalen sowie planerischen Beziehungen identifizieren. Ein Ort, der sich des Öfteren aus Krisen entwickelt, jedoch auch zur Schaffung von Krisen beigetragen hat.

Epilog

‚Learning from Quarantine‘ äußert Tendenzen als Schlussfolgerungen, die eine kooperative Handlungsweise sowie eine differenzierte Umgangsform mit der Umgebung voraussetzen. Die Erkenntnisse aus der COVID-19 Berichterstattung verdeutlichen die Fragilität unserer Umgebung, weshalb sozialromantische Züge obsolet wirken und in der Publikation ausgespart wurden. Vielmehr wird eine facettenreiche und möglichst zeitnahe Antwort auf unseren Lebensraum beabsichtigt, wodurch eine Rückkehr zur vormals herrschenden ‚Normalität‘ (hoffentlich) vermieden wird.

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https://www.bbc.com/news/science-environment-51944780 (19.03.2020)

Quellenverzeichnis

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Studio Calas ist ein Architekturkollektiv, dessen Handlungsrahmen soziokulturelle Praktiken auslotet. Die Projekte zeugen von Berührungspunkten zu Architektur, Theorie, Urbanismus, Kunst, Digitalisierung, Design sowie Kuratierung von Ausstellungen. Der theoriebasierte, jedoch praxisorientierte Zugang ermöglicht ein ergebnisoffenes Navigieren zwischen den Disziplinen. Die kooperative Arbeitsweise begünstigt, forciert durch Dialog und Diskurs, die Suche nach einem kontinuierlichen Mehrwert im kreativen Prozess.

Autoren

David Calas Als Architekt, Lehrbeauftragter, Autor und Kurator konfrontiert sich David mit fließenden Übergängen zum Urbanismus, zur Architektur, zur Kunst und zum Politischen. Handlungsfelder, die anhand von Mitgestaltungsstrategien unter Einbeziehung digitaler Betrachtungsweisen erweitert werden. Sven Wuttej Fotograf, Architekturschaffender und Grafiker. Architektur und Design ist für Sven nicht stilgebunden, sondern eine relationale Antwort auf die Identität der jeweiligen Umgebung. Die Einbettung sozialer, kultureller sowie lokaler Strategien bilden das Hauptaugenmerk und die Motivation seiner Arbeit. Clemens Horvath Architekturschaffender mit Augenmerk auf algorithmische Prozesse und digitale Implementationen. Clemens konzentriert sich auf die digitale Interpretation architektonischer Gestaltung und Realisierung, wodurch Entwurfssensibilität mit pragmatischen Ansätzen zu einem Mehrwert kombiniert wird.

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Herausgegeben von Studio Calas GbR © 2020 Studio Calas, Wien

Impressum

ISBN 978-3-200-06973-2

Konzeption und Redaktion: Studio Calas Autor: David Calas Grafiken/Schaubilder: Clemens Horvath, David Calas, Sven Wuttej Buchgestaltung und Bildaufbereitung: Sven Wuttej Lektorat: Raphaela Brandstetter Schrift: Heebo Verlags- und Herstellungsort: Druck.at, Leobersdorf, AUT © Text und Grafiken Studio Calas Studio Calas Helblinggasse 1-3/35 1170 Wien Österreich www.studio-calas.net

Alle Rechte vorbehalten: Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form ohne vorherige schriftliche Genehmigung von Studio Calas (office@studio-calas. net) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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COVID-19 hat uns empfindlich getroffen und unsere wohlbehütete ‚Normalität‘ beeinträchtigt. Dieses kleine Buch möchte den Blick nach vorne richten. Dazu werden Nachrichten, die während des Lockdowns um die Welt gingen, als Ausgangspunkt für sogenannte ‚Learnings‘ verwendet. Schlussfolgerungen, die einen Handlungsbedarf erkennen lassen und uns ein Verlassen der Komfortzone suggerieren. 40 News mit jeweils drei Schlussfolgerungen bilden eine quellenbasierte, grafische und textliche Abhandlung. Die rosarote Brille ist abgelegt und bedachtes Handeln wird als dringende Notwendigkeit erkannt. Der Abschied von der ‚Normalität‘ wird schwerfallen.

€ [EU] 12,-


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