Streifband 17

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STREIFBAND 17 AUSGABE 17 | 2011 | KOSTENFREI

Zeitschrift für Auszubildende in Verlag und Buchhandel Projekt des Studiengangs Buch- und Medienproduktion der HTWK Leipzig

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Editorial

»Ein Augenblick ist wenig, ein Blick ist viel.« Bei etwa 90.000 neuen Buchtiteln pro Jahr auf dem deutschen Buchmarkt hat es das einzelne Buch wahrlich nicht leicht, sich in der breiten Masse zu behaupten. Der Gang durch die Buchhandlung oder das Surfen durch den Onlineshop ist einer Fülle von Werbebotschaften ausgesetzt. Um in dieser medialen Reizüberflutung hervorzustechen und einen besonderen Blick des Kunden zu gewinnen, müssen Konzeption und Herstellung sowie Vertrieb und Marketing von Titeln neu überdacht werden – »Besonderes braucht die Branche« – vor allem in Zeiten von zunehmendem elektronischen Konsum verlegerischer Substanz. Streifband hat für euch recherchiert und die aktuellen Entwicklungen sowie Trends für die Zukunft zum Thema der aktuellen Ausgabe gemacht. Ihr erfahrt, wie enhanced E-Books den Weg in die Branche finden, wie sich Zeitschriften in Zukunft behaupten müssen und welchen Marktwert kunstvoll gearbeitete Faksimiles in Zeiten digitaler Durch­brüche einnehmen. Wir betrachten u.a. Besonderheiten im Bereich Druck und Weiterverarbeitung und haben in Erfahrung bringen können, was das Publizieren im Eigenverlag bedeutet. In alter Tradition ist auch diese Ausgabe 17 gespickt mit branchenbezogenem Infotainment. Neben Lexikon, Preisrätsel und Buchvorstellungen erwartet euch neuerdings auch ein Tutorial. Sicher habt ihr schon gemerkt, dass Streifband in neuem Gewand erscheint. Wir konnten den Schriftdesigner Jürgen Weltin dafür gewinnen, den Prozess der Schriftgestaltung näher zu beschreiben und uns eine neue Hausschrift zur Verfügung zu stellen. Wir hoffen, dass wir euch mit dieser Ausgabe neue Einblicke eröffnen können und ihr auch weiterhin treue Streifband-Leser bleibt! Euer Streifband-Team 17

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Das Streifband-Team 1 Verliert auch in brenzligen Situationen nicht die Kon­trolle: Christina Klenke | 2 Beschafft die redaktionelle Substanz: Sarah Mackowiak | 3 Hauptsache, die Kohle stimmt: Florian Theilig | 4 Mit dem besonderen Draht zu Lieferanten und Abonnenten: Elisabeth Sturm | 5 Zeigt uns, wie der Hase in der Druck­vorstufe läuft: Julia Stechemesser | 6 Hat ganz neue Layout-Seiten aufgezogen : Franziska Creutzburg | 7 Überlässt mit dem Cover den ersten Eindruck nicht dem Zufall: Iris Kochinka | 8 Bringt euch durch ein kniffliges Rätsel ins Schwitz­en: Maria Niemann

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Einblicke

4 Enhanced e-books –

Gewusst wie

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Thesen, Regeln, manifeste

neue Wege in einer

Christina Klenke

digitalisierten welt

Annika Hartmann | Soeren-Elias Kittler

22 Die Zukunft der ZeitschrifT – Gibt es noch Nischen?

8 Über neue Arbeitsformen zum

Ulrich Spiller

ich-verlag Interview mit Markus Albers

24 Worauf es beim Relaunch gestalterisch ankommt

10 alternative buchformen

Martin Schöllhorn

28 ich mach was mit kinder­büchern! Stefanie Leo

34 faksimiles – bibliophile kostbarkeiten versus e-book? Clarissa Rothacker

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Eva-Maria Waas


Inhalt ÜBER DEN TELLERRAND

12 Das Chamäleon unter den

20 Veredelungslexikon –

Druckfarben Karin Weigelt

In eigener Sache

Ideen, die beeindrucken

Jasmin Kerstner

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Human League

Jürgen Weltin

26 Das Streifband-layout im Wandel

Franziska Creutzburg

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Impressum /Danksagung

16 Type on Demand – Wie Webfonts das Internet verändern

Jan Fromm

30 »Leibniz« – Barrierefreie Buchaufbereitung

Julia Dobroschke | Matthias Leopold

Kaffeepause 20 Was war das Nochmal? Das Lexikon 21

Frisch auf Den Tisch

27 Rekordverdächtiges Rätsel 29

Tutorial

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Wer, Wann, Wohin?

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ENhanced

E-Books

– Neue Wege in einer digitalisierten Welt Seit jeher produzieren Verlage Inhalte und verbreiten sie über verschiedenste Medien. Mit dem Aufkommen elektronischer Medien haben sie Konkurrenz bekommen. Besonders das Buch wird alle Jahre wieder für tot erklärt. Zuerst hinderte das Radio die Menschen am Lesen, dann das Fernsehen. Die Entwicklung und stärkere Verbreitung der digitalen Medien versetzten die Branche in den letzten Jahren endgültig in Panik.

1 Der iPad iBookstore als elektronisches Bücherregal

Dabei stellt sich gerade bei den digitalen Medien die Frage: Geht es ums Buch oder geht es ums Lesen? Und, um noch weiter zu gehen: Geht es ums Lesen oder geht es um Inhalte? Denn diese werden immer noch vermittelt und Geschichten werden immer noch erzählt. Und viel­leicht lassen

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sich gerade durch diese Medien ganz neue Zielgruppen erreichen und Zielgruppen, die die Verlage schon längst verloren geglaubt hatten, können wieder zurückgewonnen werden? Es gab schon viele Versuche, digitale Inhalte und Bücher zusammenzubringen. Doch die Lesegeräte und Plattformen zur Verbreitung der Inhalte bzw. die Art deren Darbietung wurden den Anforderungen der Leser bzw. User bisher nie ge­recht. Das Ergebnis der ersten Versuche, Bücher digital verfügbar zu machen, waren Dateien, deren Rezeption für den Leser wenig attraktiv war. Auch die Distribution der E-Books war anfänglich wenig komfortabel, denn die Verbreitung erfolgte hauptsächlich über Diskette und CD. Es fehlten die Kanäle, die dem Medium durch ihre schnelle und allgegenwärtige Verfügbarkeit heute ihren Reiz geben. Erste kommerzielle Erfolge der E-Books wurden im Bereich der Fachliteratur verzeichnet. Hier lag der Fokus auf der Funktionalität statt der Ausstattung. Das Fachbuch stellte eher ein Nutzals ein Kulturgut da, seine elektronische Verbreitung war aus diesem Grund nicht so ideologisch auf­geladen. Mit der Verbreitung von Smartphones und Pocket PCs, mit Kindle und Sony Reader etablierten sich komfortablere Bezugs- und Bezahlstrukturen. Zum großen kommerziellen Durchbruch kam es in Deutschland im Mai 2010, als Apple sein iPad auf den Markt brachte. Das Tablet und die Möglichkeit, digitale Bücher, die mit ihrem Layout und ihrer Umblätterfunktion den herrschenden Lese­


2 Das enhanced E-Book zur Verfilmung von »Die Säulen der Erde« bietet zahlreiche multimediale Hintergrundinformationen und Extras

gewohn­heiten entsprachen, über den iBookstore überall und sofort zu vertreiben, eröffnete für Verlage neue Möglichkeiten und führte bei den Lesern zu neuer Akzeptanz des E-Books. Durch die technische Ausstattung des Endgeräts war es nun möglich, den Inhalt des Buches mit Film, Musik und Bildern anzureichern und einen medialen Mehrwert zu bieten. Als Begriff für diese Art der Veröffentlichung setzte sich enhanced E-Book durch. Im Moment gibt es zwei technische Möglichkeiten, enhanced E-Books zu produzieren: die App und das enhanced ePub. Diese unterscheiden sich hinsichtlich Technik und Ver­ triebsweg. Beim enhanced ePub sind die technischen Möglichkeiten beschränkt. Als multimediale Elemente sind Film, Animation und Ton möglich, aufwendige Spiele und die Nutzung der TabletFeatures wie dem Lagesensor oder GPS jedoch noch nicht. Aber die Titel sind mit den meisten Lesegeräten kompatibel und können über die gängigen Buchplattformen wie z.B. den iBookstore vertrieben werden. Dort hält sich die lese­ affine Community auf und der direkte Kontakt zu Menschen, die auf der Suche nach Büchern sind, ist gewährleistet.

Das enhanced E-Book als App bietet technisch weit mehr Möglichkeiten als das enhanced ePub, ist aber um einiges kostenintensiver. Wie beim ePub ist die Anreicherung mit Bild und Ton möglich. Zusätzlich können auch Spiele eingebaut und der Lagesensor genutzt werden. Gerade im Bereich des Kinderbuchs eröffnen diese Features neue Welten: Man kann die Bücher nicht nur lesen und vorlesen lassen, es kann auch in der App gepuzzelt, gemalt und gespielt werden. Bastei Lübbe begann im Juli 2010 mit der Konzeption des enhanced E-Books zu Ken Folletts »Sturz der Titanen«. Das Genre des historischen Romans bot es an, Geschehnisse multimedial zu veranschaulichen und Hintergründe zu erklären. So wurden Zusatztexte zu den historischen Personen, Orten und Fakten geschrieben, Karten gezeichnet und Bilder gesucht. Diese Informationen wurden so in den Text eingebunden, dass sich beim Klick auf Schlüsselbegriffe Pop-Up-Fenster mit Informationen öffnen. Zusätzlich wurden ein Grußwort und Interviews mit Ken Follett sowie ein Hintergrundtext aus der Zeitschrift PM History integriert. ▶

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3 Historische Romane gewinnen mit Zusatztexten, Bildern und Videos an Authentizität

Dieses erste enhanced E-Book in Deutschland erschien als App und als enhanced ePub zeitgleich mit dem Buch kurz vor der Frankfurter Buchmesse. An den Absätzen ließ sich relativ schnell feststellen, dass die strategische Ausrichtung auf zwei Vertriebsschienen die richtige Entscheidung war: Die Verkäufe im iBookstore lagen weit über denen im App-Store: Die User hatten das Buch an den Stellen gesucht, die ihnen bekannt waren.

»Enhanced E-Books müssen einen sinnvollen Mehrwert bieten, um den Kunden auch dauerhaft zu über­ zeugen.« Das zweite enhanced E-Book war wieder ein Follett, »Die Säulen der Erde«. Mit Unterstützung von Tandem Entertainment, Sat 1 und Universum wurde die amerikanische »Pillars of the Earth«-App

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für den deutschen Markt adaptiert. Das Ergebnis sind die deutsche Version der App mit Videos aus dem TV-Mehrteiler, Interviews mit Ken Follett sowie Cast und Crew des Films und ein enhanced ePub, das es in dieser Form im iBookstore wohl noch nicht gab. Die Entwickler der App, die Firma Kiwitech aus New York, lassen den Long­seller zu einem neuen digitalen Lese­erlebnis werden. Nächste Schritte wurden im Bereich des Kinderbuchs gemacht. Tablet-PCs ermöglichen einen intuitiven, spielerischen Umgang mit Inhalten und sind daher für die Umsetzung von Kinderbüchern sehr spannend. Hier gibt es auch in pädagogisch-didaktischer Hinsicht Potential. Zu Weihnachten wurden vier erste Titel als enhanced ePubs produziert. Die Bücher wurden leicht animiert und der Text des Buches eingesprochen, so dass die Kinder sich das Buch vorlesen lassen und dabei die Bilder betrachten können. An welchem Punkt die Entwicklung von E-Books im Moment steht, ist schwer zu sagen, denn alles


bewegt sich rasant und es kommen ständig neue Möglichkeiten dazu. Immer mehr Entwickler und Produzenten von enhanced E-Books strömen auf den Markt. Es heißt, kreativ zu sein und das Potential der neuen Technik auszuschöpfen. Der digitale Mehrwert muss dabei aber Sinn ergeben: Einfach etwas zu animieren oder ein Spiel einzubauen, nur weil man es kann, wird den Leser auf Dauer nicht für das Produkt begeistern. Die digitalen Möglichkeiten und die neuen technischen Geräte sind kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Geschichten können neu erzählt werden und Menschen können in ganze Buch-Erlebniswelten eintauchen. Neue Leser können gewonnen und routinierte Leser neu begeistert werden. Die neuen digitalen Möglichkeiten sind wohl eher die Renaissance als der Untergang des Buches. Autoren Annika Hartmann (32) hat nach ihrer Ausbildung zur Verlagskauffrau Medienwissenschaft studiert. | Soeren-Elias Kittler (22) hat erst ein Volontariat und dann eine Ausbildung zum Medienkaufmann gemacht. Beide arbeiten heute bei Bastei Lübbe in der Abteilung Bastei Entertainment, die für crossmediale Verwertung und E-Publishing zuständig ist. Bilder Bastei Lübbe GmbH & Co. KG

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Über neue Arbeitsformen zum

Ich-Verlag

Markus Albers ist Journalist und Buchautor, der u.a. für das SZ-Magazin, den Spiegel und den Stern geschrieben hat, abwechselnd angestellt und freiberuflich. In seinem aktuellen Buch »Meconomy«, das vorerst nur als E-Book erschien, geht es um neue, mobile und flexible Arbeitsformen. 1 Auswahlfreiheit des Kunden – die Dynamik des elektronischen Covers

Mit STREIFBAND hat er sich über geläufige und besondere Publikationswege unterhalten und welchen Stellenwert gedruckte Bücher in Zukunft haben werden. Hallo Herr Albers. Dass Sie Ihr Buch »Meconomy« im Eigenverlag zunächst nur als E-Book herausgebracht haben, hat viel Aufmerksamkeit erregt. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen? Ich wollte das Buch bei dem Verlag herausbringen, bei dem auch mein erstes Buch erschienen ist. Die Buchbranche arbeitet aber in HalbJahres-Rhythmen und die Veröffentlichung sollte nach der Fertigstellung des Manuskriptes noch ein halbes Jahr herausgeschoben werden. Dies schien mir gerade bei einer so aktuellen Thematik falsch. Ich habe mich schon immer ein bisschen für die Technik interessiert und, weil die E-Book-Reader mehr und mehr akzeptiert wurden, dachte ich mir, dass das alles ganz gut zusammenpasst. Ich habe vom Verlag die Rechte zurückerbeten und es selbst gemacht. Redaktion, Satz, Vertrieb und Marketing selbst in die Hand nehmen. Wie kann man sich das vorstellen?

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Sehr viele der klassischen Verlagsfunktionen lassen sich heutzutage entweder mit Freiberuflern oder mit Hilfe von Technik umsetzen. Ich habe eine Grafikerin für die Covergestaltung und einen professionellen Lektor zum Lektorieren und Korrekturlesen beauftragt. Sicherlich hatte ich den Vorteil als Journalist, Fachleute schon zu kennen. Aber prinzipiell kann das jeder und es gibt zunehmend technische Services und Dienstleister, die einem dabei helfen. Die Berliner Firma textunes hat für mich eine Ausnahme gemacht und für die iPhone-App mit mir als Autor direkt zusammengearbeitet, da sie das Projekt sehr spannend fanden. Bei der Pressearbeit hatte ich das Gefühl, dass ich das ganz gut selbst kann, da ich als Autor das Thema am besten kenne. Als Marketing-Partner konnte ich Sony-Deutschland für mich gewinnen. Und bei der Papierversion über Print-on-Demand arbeite ich mit epubli zusammen. So habe ich mir das mit Hartnäckigkeit und Neugierde zusammengepuzzelt. Viel Eigenleistung, einige Freunde, die mir geholfen und Experten, die ich dafür bezahlt habe. Der Verlag hätte das Erscheinen des Buches herausgezögert, sagten Sie. Wieviel Zeit haben Sie im Vergleich dazu benötigt? Im Verlag wäre das Buch im Herbst 2010 erschienen, ich habe es im Januar geschafft. Wahrscheinlich habe ich trotzdem zu viel Zeit investiert, wenn man es rein ökonomisch betrachtet. Bloggen und Twittern – auch das kostet Zeit. Ich habe aber viel dabei gelernt und das wird mir in meinem zukünftigen Berufsleben zu Gute kommen. Ich halte Vorträge zu dem Thema oder kann bei meiner journalistischen Arbeit davon profitieren. Bücher müssen auffallen, damit sie wettbewerbsfähig sind. Haben Sie diesen Aspekt bei ihrer anfänglichen Entscheidung des Publikationskanals be­rück­sichtigt? Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet, dass dieses elektronische Veröffentlichen zu so viel Auf­


merksamkeit führen würde, wie es dann der Fall war. Es war schön, aber für mich war eigentlich wichtiger, dass ich meinen eigenen Zeitplan einhalten kann und ich eine gewisse künstlerische Freiheit habe. Und eigentlich geht es in dem Buch um genau das. Wir können heute ganz viel selbst machen und wenn ich das Buch selbst herausbringe, dann trete ich den Beweis meiner eigenen These an. Ihr Buch gibt es mittlerweile auch als Printversion. Ja, ich habe immer gesagt, dass ich auf möglichst vielen Plattformen publizieren möchte, damit die Menschen es sehen können, egal wie und wo. Wer es kaufen möchte, soll es kaufen können. Und da wäre es letztendlich absurd zu sagen: »Aber nicht auf Papier!« Ich habe aber etwas gewartet, bis die Konditionen für Print-on-Demand besser waren und biete es jetzt auch an. Was verkauft sich eigentlich am besten und konnten

3 Markus Albers nutzt die neuen digitalen Wege

Sie allein durch das E-Book schon Ihre Kosten decken? Inzwischen ist es tatsächlich die Papierversion. Gefolgt vom pdf und der iPhone-App. Das PDF hat sich lange deutlich am besten verkauft. Ich weiß nicht genau warum. Vielleicht weil die Menschen es kennen und wissen, dass es geht. Quasi: ein sicherer Kauf. Aber das Papierbuch holte ganz stark auf. Man merkt, viele Menschen wollen doch lieber auf Papier lesen. Aber ja, ehrlich gesagt, habe ich durch das E-Book allein die Kosten einspielen können, wenn man meine Arbeitszeit nicht mit einberechnet. Nur für die Produktion an sich habe ich kalkuliert, dass bei 200 - 300 verkauften Exemplaren die Kosten gedeckt sind. Ab 400 - 500 fange ich an, nett Gewinn zu machen. Und bei 1.000 Exemplaren gibt es ein Glas Champagner. Jetzt bin ich bei knapp 2.000. Aber den Break-Even hatte ich schon erreicht, bevor die Papierversion kam. Diese Art der Veröffentlichung war Ihr erstes Mal. Würden Sie im Nachhinein etwas anders machen?

eine enhanced Version geplant? Ich denke, dass Bücher heutzutage ganz anders gedacht werden müssen und sehr viel stärker auch mit Videos, bewegten Bildern und Animationen vorstellbar sind. Aber das sind erhebliche Produktionskosten, die die Verlage in der Regel scheuen. Es sei denn, es handelt sich um einen Bestsellerautor. Aber das kann ich alleine als Autor wahrscheinlich nicht stemmen. Dafür braucht man schon noch Verlage. Nicht nur für enhanced Books allein, aber da sind sie auf jeden Fall sehr stark gefragt. Abschließend noch die Frage nach der Zukunft für Autoren. Wo sehen Sie sich? Es wird viele Formate geben, die gleichberechtigt nebeneinander stehen werden. Als Autor wird es nicht mehr so eindimensional sein. Ich werde nicht nur noch im Selbstverlag E-Books herausbringen. Ich werde aber auch nicht nur für Zeitungen arbeiten oder für klassische Verlage Bücher schreiben, sondern ich werde bei dem jeweiligen Projekt schauen, was gerade passt. Das ist ja das Schöne. Man kann sich aus der breiten Palette etwas aussuchen und sich bei verschiedenen Werkzeugen und Plattformen bedienen. Das ist die Zukunft für Autoren. Und wer weiß, was noch kommt! Herr Albers, vielen Dank für das Interview!

2 Neben elektronischer Version, Printausgabe und Hörbuch ist nun auch eine englische Übersetzung in Arbeit

Man kann viel falsch machen. Es ist ein unerforschtes Territorium, weil man kaum Erfahrungswerte hat. Wenn ich es wieder machen sollte, würde ich einfach den technischen Fortschritt noch weiter nutzen und die Produktion über ein oder zwei Dienstleister konzentrierter abwickeln. Gerade sind die Hörbuchversion und die englische Übersetzung des Buches erschienen. Ist auch noch

Interview mit dem Journalist und Autor Markus Albers (41) führte Christina Klenke Bilder 1 Martin Mai | 2 Katrin Hoffmann | 3 Thomas Dashuber Links www.meconomy.me | www.markusalbers.com

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Alternative

Buchformen Der Einfluss von Krisen und die daraus resultierende Kaufzurückhaltung ist bei Festbänden deutlich größer als bei Taschenbüchern. Das Taschenbuch ist von Krisen weniger stark betroffen, steht aber an einer Preisgrenze, die mancher Verlag und auch Buchhändler gerne überschreiten würde. 1 Der »Flexband«, hat ein besseres Aufschlagverhalten als ein Festband

Diese Grenzen sind für Verlage kaum oder nur schwer beeinflussbar. Mit der Wahl der Ausstattung sind diese praktisch schon vorgegeben. In die Diskussion über höhere Verkaufspreise und der Frage, ob wir uns in Deutschland so viel Ausstattung noch leisten wollen, kommt ein neuer Aspekt: Eine neue Buchart zwischen Broschur und Festband, die die Möglichkeit bietet, das Taschenbuch hochwertiger oder den Festband günstiger und damit wirtschaftlicher zu machen. Seit mehreren Jahren werden Festbände mit flexiblen Decken für Verlage im Bereich Belletristik und Fachbuch produziert und es wurden zwischenzeitlich auch neue Verfahren und Patente entwickelt. Das Motiv war in der Vergangenheit meist, dass sich die Verlage von ihren Mitbewerbern abheben und ihren Lesern etwas Besonderes bieten wollten. Der Leser nimmt unsere Produkte mit flexiblen Decken als dem Festband gleichwertig wahr. Im Gegensatz dazu wirken die normalen Flexcover,

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auch Integralband genannt, minderwertig. Die Herstellkosten unterscheiden sich nicht wesentlich von denen eines Festbands. Das ist der Grund, warum sich das Flexcover nicht in der breiten Anwendung am Markt durchsetzt. Der Markt sucht nach dem Mittelweg zwischen Broschur und Festband. Dabei lassen sich die Verlage von mehreren Aspekten leiten. Zum einen ist es der Wunsch, sich in der Flut von Neuerscheinungen abzuheben oder hochwertige Reihen ansprechend auszustatten. Zum anderen, eine Ausstattung zu finden, die es erlaubt, die Preisgrenze der Broschur deutlich über zehn Euro zu heben. Auch gibt es den Anspruch, das ein wenig angestaubte Image des Festbandes hinter sich zu lassen und eine wirtschaftlichere Ausstattung zu finden. Für diesen Markttrend hatte bisher kein Buchhersteller eine echte Antwort zu bieten. Außer der Klappenbroschur, mit der es einigen Verlagen tatsächlich gelungen ist, sich preislich am Markt neu zu positionieren. Die Firma Kösel in Altusried-Krugzell hat ein Team von Mitarbeitern, das mit Spaß und Ideenreichtum an der Entwicklung von neuen Büchern und Verfahren arbeitet. So wurden auch schon in der Vergangenheit neue Produkte zur Marktreife gebracht. Innerhalb von drei Monaten wurde mit vorhandenen Aggregaten nun ein völlig neues Produkt geschaffen. Der »Flexband« hat die Buchdecke und die Funktion des Festbands, ist aber deutlich günstiger als dieser. Durch eine neue Technik ist es Kösel gelungen, auf einen Fertigungsschritt im Herstellprozess komplett zu verzichten und so die Kosten zu senken. Im Aufschlagverhalten ist der Flexband dem klassischen Festband sogar überlegen. Die verwendete Buchdecke kann sehr weich und damit broschurähnlich sein oder auch aus festerem Ma­


terial, so dass eher der Eindruck eines Festbandes entsteht. Die Bücher wirken wesentlich hochwertiger als eine Broschur, sind innovativ, aber deutlich günstiger als ein Festband. Die neue Buchart wird in einer Musterkassette, der Kösel »reflexBOX«, präsentiert. In ihr steckt aber nicht nur der Flexband, sondern auch noch weitere Muster, die Aufschluss auf die KöselBuchphilosophie geben: Ein Buch ist nicht nur Datenträger. Es ist glaubwürdig und nachhaltig. Ein großer Teil der Glaubwürdigkeit entsteht durch die sinnliche Wahrnehmung. Wichtig sind dabei aber nicht nur die Gestaltung und der Klappentext, sondern auch die Haptik des Umschlags, den ein Kunde sehr bewusst wahrnimmt und damit kaufentscheidend ist. Und es gibt unterbewusst wahrgenommene Qualitätsmerkmale. Dazu gehören der Satz, das Papier oder auch das Aufschlagverhalten. Diese Merkmale eines Buches schätzt der Leser. Die Vorteile des gedruckten Buches müssen stärker in den Vordergrund gestellt und Assoziationen zur Qualität des Inhalts hergestellt werden. Ein Buch ist für den Leser »begreifbar«. Und das hat viel mit dem sinnlichen Erlebnis Buch zu tun. Diese Vorteile kann kein elektronisches Buch bieten. Die Bereitschaft, für ein E-Book aus rein inhaltlicher Qualität das gleiche Geld zu bezahlen, wird sich auf einen geringen Teil der Kunden beschränken. Wenn wir uns auf die Vorteile und die Qualität des Buches stärker besinnen, wird der Leser noch lange bei dieser Form

Mit der Einführung neuer Binde-Varianten ist die exakte Begriffsbestimmung in der buchbinderischen Verarbeitung schwieriger geworden. In der Praxis wird das Buch zumeist als Festband, Hardcover oder Deckenband bezeichnet. Der Broschur begegnet man unter der Bezeichnung Softcover, Paperback oder Taschenbuch. Zwischen diesen Buchformen bestehen Anwendungen wie z. B. Integralbände und Flexbände. Diese werden als Flexcover bezeichnet. Hier lohnt es sich, genauer auf die Verarbeitungsmöglichkeiten zu schauen, da es inzwischen eine Fülle innovativer und praxisorientierter Lösungen in diesem jungen Segment gibt.

2 Die Kösel »reflexBOX« mit der neuen Buchart »Flexband«

bleiben und für diese Qualität auch Geld bezahlen. Die Kösel »reflexBOX« gibt einen Überblick über haptisch ansprechende bedruckbare Materialen, die sowohl für Festbände als auch für den neuen Flexband einsetzbar sind. AUTOR Martin Schöllhorn (37) ist Drucktechniker und arbeitet im Vertrieb des Buchherstellers Kösel in Altusried-Krugzell. Bilder Kösel GmbH & Co. KG LINK www.koeselbuch.de

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Das

Chamäleon

unter den Druckfarben Hatte die Druckindustrie in der Vergangenheit vor­ rangig die Aufgabe der Informationsvervielfältigung, gab es in den letzten Jahren innovative Entwicklun­gen in der Branche, die vielfältige Effekte auf Druck­ produkten ermöglichen. 1 Ob die Schokolade zum Vernaschen die richtige Temperatur hat, sieht man bei dieser Verpackung auf den ersten Blick. Ist die perfekte Temperatur von 22°C erreicht, erscheint der mit thermoaktiven Druckfarben aufgedruckte Kreis.

unter 19 °C

genau 22 °C

über 25 °C

Die Bandbreite ist groß und reicht von Druckfarben, die erhabene Strukturen erzeugen und den Tastsinn fordern, über Duftlacke, die den Geruchssinn ansprechen, bis hin zu fluoreszierenden Farben, die nachleuchten. Eine weitere Variante der Effektfarben sind die thermoaktiven Farben, die bei Erreichen einer bestimmten Temperatur ihre

»Durch thermoaktive Farben kann ein Zusatznutzen generiert werden.« Farbe ändern. Mit diesen temperatursensitiven Farben sind viele mögliche Anwendungen denkbar. So kann beispielsweise dem Etikett auf der Weinflasche entnommen werden, ob der Wein die optimale

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Trinktemperatur hat. Im Sicherheitsbereich werden Etiketten zur Warnung vor hohen Temperaturen eingesetzt. Die Funktionsweise thermochromer Farben basiert vorrangig auf dem Umbau chemischer Bindung­en. Es existieren sowohl Farben, die bei Erreichen einer bestimmten Temperatur ihre Farbe ändern, als auch Systeme, die sich entfärben. Der Farbumschlag kann reversibel, d. h. umkehrbar, oder irreversibel sein. Irreversible Farbsysteme kommen z. B. zur Überwachung der Kühlkette zum Einsatz. Wurde das Produkt kurzzeitig über einer vorher spezifizierten Temperatur gelagert, schlägt die Farbe um und zeigt die Unterbrechung der Kühlkette an. Reversible Farben eignen sich gut als Indikator für die aktuelle Temperatur eines Produktes oder auch als berührungssensitive Farben, die sich durch die mensch­liche Körpertemperatur beim Berühren entfärben und damit z. B. ein darunter befindliches Druckbild erscheinen lassen. Prinzipiell sind diese Farbstoffe in verschiedenen Lieferformen erhältlich und werden beispielsweise Kunststoffen beigemischt. Eine bekannte Anwendung sind wärmeempfindliche Babylöffel, die ihre Farbe ändern, wenn die Nahrung zu heiß ist. In der Druckindustrie kommen vor allem reversible, thermochrome Siebdruckfarben zum Einsatz. Dabei handelt es sich um UV-härtende oder löse­ mittelbasierende Farben, die sich bei Erreichen einer bestimmten Temperatur entfärben. Diese Druckfarben sind in verschiedenen Farbtönen und Um­schlagstemperaturen im Bereich zwischen – 15 °C und 65 °C erhältlich. Außerdem können die thermochromen Farben sowohl untereinander als auch mit Standard-Farben gemischt werden.


Damit kann eine große Bandbreite verschiedener Effekte und Farbverläufe realisiert werden. Im Alltag begegnen uns diese Farben aktuell noch recht selten. Ein Einsatzgebiet ist die Abdeckung von Motiven, die beim Überschreiten einer bestimmten Temperatur, z. B. bei Berührung oder Erhitzung, sichtbar werden. Da Thermochromfarben generell eine geringe Deckfähigkeit aufweisen, wird für das Überdrucken schwarze Thermochromfarbe empfohlen. Bei kontrastreichen Motiven sind ggf. auch mehrere Schichten zur vollständigen Abdeckung nötig. Darüber hinaus sind einige Getränkeflaschen und -dosen in Deutschland auf dem Markt, die dem Konsumenten Aufschluss über die richtige Trinktemperatur geben. Insgesamt ist der Markt der thermochromen Farben aktuell als klein einzuschätzen. Die Druckindustrie im Allgemeinen zeigt jedoch Trends hin zu kleineren Auflagen, individualisierten Produkten und zunehmender Vielfalt im Bereich der Druckveredelung. Diese Entwicklungstendenzen stellen

gute Voraussetzungen für eine zukünftige positive Entwicklung der thermochromen Druckfarben dar. Zudem bietet der Einsatz thermoaktiver Farben, insbesondere im Verpackungsdruck, dem Endverbraucher einen Mehrwert und kann einen Kaufanreiz darstellen. Thermochromfarben stellen somit eine interessante Möglichkeit dar, Druckprodukte zu veredeln oder mit zusätzlichen Funktionen auszurüsten.

Autorin Karin Weigelt (30) hat an der TU Chemnitz Mikrotechnik / Mechatronik mit der Studienrichtung Print- und Medien­ technik studiert (1999 – 2005). Sie arbeitet bei der printechnologics GmbH in Chemnitz im Bereich »print technology development«. Bilder Privat

Die eigenen Stärken optimal nutzen! ks für ein Tipps und Tric dium gelungenes Stu

Wie ist die Flut an Fakten aus Vorlesungen, Seminaren und Lehrbüchern zu bewältigen? Wie wird der Lernstoff langfristig im Gedächtnis verankert? Wie setzt man seine persönlichen Ressourcen bestmöglich im Studium ein? Der beliebte Ratgeber erläutert Lernstrategien wie die Mnemotechnik und zeigt Wege zum erfolgreichen Selbstmanagement. In der 2. Auflage mit dem Planungs- und Visualisierungswerkzeug „STUDPLAN-Memo-Board“. „Mit diesem Buch fällt die Bewältigung des Lernstoffs bedeutend leichter.“ STUDIUM 2., überarb. und erweiterte Auflage 2009. 220 S., 43 Abb., 25 Tab. Kart., 2-farbig. € 12,95 ISBN 978-3-7910-2880-4

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Human

League Statisch oder gewachsen? Grotesk oder mehr menschlich? Nachfolgend spiegelt sich die persönliche Erforschung lesefreundlicher, serifenloser Textschriften des Schriftgestalters Jürgen Weltin nach humanistischem Vorbild wider.

1 Das g der Agilita – Die Schriftfamilie entstand aus Überzeichnungen auf Transparentpapier

UNTER EINER humanistischen Serifenlosen, versteht man eine Schrift, die wie die ersten Druckschriften aus der Renaissance von einem ausgeprägten Kontrast der waagrechten und senkrechten Buchstabenformen lebt. In den letzten zwanzig Jahren sind sehr viele neue serifenlose Schriften (Sanserifs) auf den Markt gekommen. Bis dahin waren weitgehend die Nachfolger der frühen Groteskschriften bekannt, mit ihren

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aus den klassizistischen Antiqua-Schriften heraus geformten statischen Modellen: die überall präsente Helvetica, die etwa gleichzeitig entworfene, aber besser lesbare und feiner an Strichstärken und Weiten ausgebaute Univers sowie die amerikanischen Trade-, News- und Franklin-Gothic Schriften. Erst Eric Gill, der Kalligraphie bei Edward Johnston lernte, entwarf mit der Gill Sans eine Groteskschrift, die ein wenig Anklänge an die humanistische Formensprache hatte. Ziemlich wenig beachtet war die etwa zur gleichen Zeit entstandene Goudy Sanserif von Frederic W. Goudy. Eine sehr symphatische Schrift, die viel an geschriebenen Formen in sich birgt. In den späten 1960er Jahren wurde die Schrift Syntax des Schweizers Hans Eduard Meier aufgelegt, dessen sämtlichen Druckschriften das Schriftschreiben zugrunde liegt. Adrian Frutiger schuf mit seiner Frutiger in den 1970er Jahren eine neue, sehr offene und klare Sanserif. Unbedingt zu erwähnen sind noch die von Sumner Stone geschaffene Stone Sans, als Teil einer Schriftsippe zusammen mit der Stone Serif und der Stone Informal sowie die bemerkenswerte Formata von Bernd Möllenstädt (1984). Meine allerersten Versuche eine Textschrift zu entwickeln, bestanden aus Überzeichnungen eines Modells einer Renaissance-Antiqua, woraus eine serifenlose Schrift entstand. Mit Transparentpapier und schwarzen Filzstiften begann ich einige Worte zeichnerisch zu bearbeiten, unter Weglassung der Serifen und Angleichung der Strichstärken. Ich strebte zu möglichst vereinfachten Formen hin, was sofort dazu führte, wie denn leichte und fette Versionen davon aussehen könnten. Diese Zeichnungen sahen recht vielversprechend aus, beim späteren Digitalisieren jedoch erschien mir alles zu steif. Ein vollkommen neuer Ansatz, nach gründlicheren Untersuchungen, warum die alten Antiqua-


Agilita

2 Die Agilita, Yellow, Finnegan und Mantika Sans – eine Auswahl an Schriften von Jürgen Weltin

Yellow

Finnegan

Mantika Sans

Schriften so gut lesbar sind, ergab ein viel lebendigeres Schriftbild. Das Resultat daraus war die als Diplomarbeit angelegte Schrift Finnegan, die unverkennbar einen handschriftlichen Duktus hat, deutlich zu sehen in der Form der Strichführung zum Beispiel des kleinen n, die sich von links oben nach rechts unten bewegt. An- und Abstriche haben Serifenansätze, die vertikalen Striche haben einen konischen Verlauf und es gibt einen deutlichen Strichstärkenkontrast. Durch diese span­ nungsreiche Strichführung erhielt die Finnegan einen sehr lebendigen Charakter, der auch gerade in den Kursiven eine gute Mischung aus Neutralität und Lesefreundlichkeit erzeugt. 2001 erlangte diese Schrift ein Certificate of Excellence in Type Design. Eine humanistische Sanserif muss also nicht zwangsweise direkt aus einer Renaissance-Antiqua abgeleitet sein, wie ich in meinem zweiten Schriftdesign, einer Telefonbuchschrift für die britischen Yellow Pages (die mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde) auszuloten versuchte. Aus diesen Erfahrungen heraus fertigte ich um das Jahr 2000 herum Zeichnungen für eine neue humanistische Sanserif an, die aber klarer und neutraler wirken sollte. Mein Konzept sah vor, ein Alphabet zu schaffen, das Potenzial für eine Schriftfamilie haben sollte mit einer großen Bandbreite an Schriftschnitten. Allerdings waren die insgesamt 32 Schriftschnitte nicht von Anfang an geplant, sondern sie ergaben sich während den Entwurfsphasen. So sind nur wenige Schnitte durch automatische Interpolation

entstanden, was bei der extremen Bandbreite an Strichstärken auch nicht funktioniert hätte, sondern sie sind einzeln gezeichnet worden. Bei einer Interpolation erzeugt das Schriftprogramm selbständig durch vorher festgesetzte Parameter gewünschte Zwischenschnitte, die aber oft noch nachkorrigiert werden müssen. Die drei dünnsten Schriftschnitte Hairline, Ultra Thin und Thin sind für den Displaybereich vorgesehen und eignen sich nur in wirklich großen Schriftgraden. Ab 40 Punkt Schriftgröße entwickeln die feinen, sehnigen Linien auch erst ihren Reiz. Im Jahr 2006 erschien Agilita bei Linotype, nachdem sie soweit ausgebaut wurde, um in sämtlichen lateinischen Sprachen gesetzt werden zu können – inklusive einer Reihe von OpenType-Features, wie u. a. Kapitälchen, angepasste @-Zeichen für Versal- oder Gemischt-Satz, unterschiedliche Ziffern. Zwei Jahre später folgte mit der punktierten Agilita Dot ein weiterer Displayschnitt. Was die Agilita von den meisten anderen Sanserifschriften unterscheidet, sind ihre relativ großen Ober- und Unterlängen, was sie angenehm lesbar macht. Sie wirkt modern, aber nicht hart und technisch, sondern menschlich. Zur selben Zeit als ich die Agilita entwarf, arbeitete ich an einer anderen Schrift mit Serifen, die über Jahre unberührt blieb. Bevor ich an ihr weiterarbeitete, versuchte ich aus ihr wiederum eine Sanserif herzuleiten, welche auch bald bei Linotype erscheinen wird, und die bereits im Oktober mit einem Preis beim internationalen Schriftdesign-Wettbewerb Granshan ausgezeichnet wurde: Mantika Sans. Diese ist mehr für kleine Textschriftgrößen konzipiert, sie ist etwas schmallaufender und hat eine größere Kleinbuchstabenhöhe. Sie ist weniger sachlich als die Agilita, was man besonders in der lebendigeren Kursive sehen kann, und daher eine interessante und konsequente Fortsetzung meiner humanistischen Suche auf dem Gebiet des Schriftdesigns.

AUTOR Jürgen Weltin (41), seit dreizehn Jahren als freiberuflicher Kommunikations- und Schriftdesigner tätig, lebt und arbeitet in Pullach bei München. Bild Silvia Werfel

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Type on demand – Wie Webfonts das Internet verändern In der Vergangenheit sind Webdesigner bei der Schrift­­wahl sehr schnell an ihre Grenzen gestoßen. Da eine Web­ seite nur Schriften anzeigen kann, die auf dem Rechner des Nutzers installiert sind, musste man sich auf Systemfonts wie Arial, Verdana oder Georgia beschränken. Während für Printmedien eine riesige Schriftenvielfalt zur Verfügung steht, erstarrte das vermeintlich fortschritt­ liche Medium Internet in typograf­ischer Tristesse. Doch die Zeit der Langeweile ist vorbei: Die kleine, aber mächtige CSS-Anweisung »@font-face« hat die Behandlung von Schriften im Web grundlegend verändert. Mit diesem Befehl kann man auf eine externe Schriftdatei verlinken, die beim Aufruf der Webseite heruntergeladen und direkt im Browser dargestellt wird. Der auf diese Weise formatierte Text bleibt indexierbar, kopierbar und kann ohne Qualitätsverlust skaliert werden. Dabei ist die »@font-face«-Technik gar nicht neu, der Internet Explorer unterstützt sie bereits seit 1997. Dass sie sich damals nicht schon durchgesetzt hat, liegt einerseits an dem Mangel an bildschirm­ optimierten Schriften und andererseits an der limitierten Übertragungsgeschwindigkeit – das Herunter­ 1 Inwieweit Web­­fonts die Gestaltung von zukünftigen Web­sites prägen werden, bleibt abzuwarten. Jedoch steckt ein riesiges Potential in der noch relativ jungen Technik.

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laden eines Webfonts mit einem 56k-Modem hätte sich wohl kein Internetnutzer zumuten wollen. Diese Voraussetzungen haben sich mittlerweile geändert. Heute verfügen wir flächendeckend über DSL-Breitbandverbindungen und sind mit Flachbildschirmen ausgestattet, die eine bessere Schriftdarstellung ermöglichen. Aus diesem Grunde stattete Apple 2008 seinen Safari-Browser mit der Unterstützung für »@font-face« aus und ebnete so den Weg für die Webfonts. Die anderen modernen Browser wie Firefox, Opera und Chrome zogen nach und unterstützen seit Anfang 2010 allesamt diese Technik. Während der Internet Explorer für die Einbettung mit »@font-face« das proprietäre Schriftformat EOT (Embedded OpenType) benutzt, können in den modernen Browsern auch native TrueType- oder OpenType-Fonts verwendet werden, wogegen die Schrift­hersteller heftig protestierten: Sie forderten für die »@font-face«-Einbettung ein sicheres Format, welches ausschließlich für Webbrowser lesbar ist. Und was normalerweise mehrere Jahre dauert, vollzog sich innerhalb weniger Monate: Das von Schriftentwicklern und Browserherstellern gemeinsam entwickelte, nur für Browser lesbare Format WOFF (Web Open


Font Format) respektiert die Lizenzbestimmungen der Schriftenhäuser und ist damit auf dem besten Wege, das Standard­format fĂźr Webfonts zu werden. Webfonts verändern die Arbeitsweise von Webund Typedesignern grundlegend. Webdesigner kĂśnnen sich in Zukunft aus einer reichhaltigen Palette von Schriften bedienen und ohne technische HĂźrden typografisch anspruchsvollere Internetseiten gestalten als jemals zuvor. FĂźr Unternehmen besteht erstmals die MĂśglichkeit, ihre Hausschriften auch im Internet zu benutzen – auf diese Weise kann der Unternehmensauftritt medienĂźbergreifend konsistent gestaltet werden. Auch die Schriftgestalter stehen vor neuen Aufgaben: Sie mĂźssen nun ihre Fonts durch einen aufwändigen Prozess, der ÂťHintingÂŤ genannt wird, fĂźr die Bildschirmdarstellung optimieren. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich ein vĂśllig neuer Markt etabliert, der Vertriebsformen nutzt, die dem unverbindlichen Wesen des Internets entsprechen. Statt dem herkĂśmmlichen Erwerb einer Lizenz kann man bei Webfont-Dienstleistern wie Typekit, WebINK oder Webtype die gewĂźnschten Schriften mieten. Gegen Zahlung einer regelmäĂ&#x;igen GebĂźhr kĂźmmert sich der Dienstleister um das Hosting der Fonts und um eine reibungslose Lieferung an den Browser. Dieser Markt boomt: Der grĂśĂ&#x;te Anbieter Typekit hat derzeit ca. 80 Millionen Nutzer. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Nutzung von Webfonts selbstverständlich ist, bis sich das Vertrauen in die Âť@font-faceÂŤ-Technik gefestigt hat und sich die Browserhersteller auf ein verbindliches Standardformat fĂźr Webfonts geeinigt haben. Doch die Weichen fĂźr ein typografisch schĂśneres Web sind bereits gestellt.

Autor Jan Fromm (34) studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Potsdam und arbeitet heute als freiberuflicher Schrift- und Grafikdesigner in Berlin. Links typekit.com | www. extensis.com/en/WebINK | www.janfromm.de

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Thesen,

Regeln,

Julia Burda

ManifestE Ein eigenes Buch machen! Und zwar von der Ent­wicklung des Konzeptes und dessen gestalterischer Um­setz­ung bis hin zu Materialauswahl, Cover­gestaltung und Pro­ duktion einer Kleinstauflage: Diese einmalige Gelegenheit bot das Sommersemester 2010 den Studieren­ den der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leip­zig und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Projektarbeit verlangt einen regen Meinungsaustausch, und so visierten Ulrike Stoltz (HBK Braunschweig) und Christian Ide (HTWK Leipzig) eine intensive Zusammenarbeit der Studierenden beider Hochschulen an. Unter dem Motto »Thesen, Regeln, Manifeste« war es Ziel des Semesters, sich mit unterschiedlichsten typografischen Manifesten von Paul Renner über Iwan Tschichold bis Kurt Weidemann oder dem Forum Typografie auseinanderzusetzen. Es sollte aber nicht allein bei der Konfrontation mit den theoretischen Inhalten bleiben: Die Studie-

»Vom Crashkurs Typografie zum eigenen Manifest« renden mussten im Laufe des Semesters ihre eigene Position zum Thema erforschen und daraufhin ihr eigenes typografisches Manifest – in einer Kleinstauf­ lage von 6 Exemplaren – selbst produzieren. Aller Anfang ist schwer, und so vergingen die ersten Wochen und Monate damit, die Regelwerke zu durch-

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Anne Krähling

Carolin Noack

Sebastian Thieme

Jenny Kupschis


Christina Klenke

Norma Höer

dringen und konzeptionelle Ansätze für die eigene Umsetzung zu entwickeln. Der Austausch zwischen den Studierenden – Kommunikationsdesign in Braunschweig bzw. Buch- und Medienproduktion in Leipzig – ergab konstruktive Kritik und neue Sichtweisen. Verlagsherstellerinnen und -herstellern wird manchmal nachgesagt, die Produktion von Büchern ausschließlich nach technischen Gesichtspunkten zu bewerten; von Design-Studenten hingegen erwartet man Ideenreichtum und gestalterische Kreativität, aber wenig Sinn für eine realistische, industrielle Umsetzung.

»Typografie ist vor allem Arbeit, Erfahrung, Handwerk und Können«

Tim Brachert

Astrid Stieler

Dina Hoffmann

Anita Lüders

Katrin Krengel

Marie Schröter

Franziska Creutzburg

Florian Lange

So pauschal hat sich dieses Schubladen­denken natürlich nicht durchsetzen können. Besonders durch die gegenseitigen Besuche der jeweils anderen Studieneinrichtung wurde der Blick dafür geschult, was der Wirkungsbereich der anderen Berufsgruppe eigentlich beinhaltet. Diese Zusammenarbeit zeigte aber vor allem auch die Notwendigkeit der Vernetzung innerhalb der Branche auf. Das hochschulübergreifende Seminar konnte als Simulation der Arbeit im späteren Berufsleben, d.h. die Kooperation verschiedener Interessengruppen innerhalb eines Projektes, verstanden werden. Einerseits wurden neue Kontakte geknüpft, andererseits wurde die offene Kommunikation und Auseinandersetzung miteinander geübt sowie das Hineindenken in die Ideengänge des Gegenübers verfeinert. Diese sozialen Kompetenzen stellen eine wichtige Grundlage für den späteren Berufseinstieg dar und bekräftigen, dass Teamarbeit und gegenseitiges Verständnis eine ebenso besondere Rolle spielen wie das theoretische Grundwissen. Auf diese Weise wurde, mit intensiven Konsultationen und Seminaren, konsequent das eigene Buchprojekt vorangetrieben und realisiert. Trotz detaillierter Vorgaben zu Format, Thema und Inhalt sind schlussendlich 32 komplett unterschiedliche Bücher entstanden, von denen jedes durch seinen individuellen Charakter besticht. Ob klassisch zurückhaltend oder hervorstechend laut, mit komplexem Konzept oder einer Portion Raffinesse – die Arbeiten beweisen, dass Typografie ein spannendes und vielseitiges Thema ist und bleibt!

AUTORIN Christina Klenke (23) studiert seit 2008 Buch- und Medienproduktion an der HTWK Leipzig. Bilder Esra Özen

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Lexikon

Was war das nochmal? Eckenbrüller schreien geradezu danach, dem Leser ins Auge zu fallen. Sie bezeichnen den kurzen Beitrag, welcher auf der Titelseite einer Zeitung prominent oben links positioniert wird. Das »Streiflicht« in der Süddeutschen Zeitung ist ein bekanntes Beispiel für diesen Ruf nach Aufmerksamkeit. Wahlweise kann der Eckenbrüller auch oben rechts angeordnet werden.

beschrieben worden ist. Fortgesetzt mit der dunkelbraunen Verfärbung der Rückseite, erreicht er sein Ziel im finalen Durchbruch der Seiten und dem Hinterlassen von Löchern. Natürlich nicht grundlos: Hydrolyse und Oxidation der Cellulose im Papier sind die Ursache dafür. Durch eine spezielle Behandlung kann diese vernichtende Erscheinung jedoch entscheidend verlangsamt werden.

FarbfraSS, auch Tintenfraß, ist der Feind eines jeden Bibliothekars oder Buchrestaurators. Er wird anfangs sichtbar durch eine Verbräunung des Papiers oder Pergaments, welches mit Eisengallustinte

Klischee ist eine eingefahrene Bezeichnung aus der Druckersprache. Es beschreibt die Hochdruckform im Flexodruck oder Tiefdruckform im Tampon­druck.

VEREDELUNGSLEXIKON – IDEEN, Die beeindrucken In allen Branchen herrscht ein großer Wettbewerb um Kunden. Hier bestehen zu können, heißt, auf ver­edelte Werbemittel zu setzen, um die Aufmerksamkeit poten­ tieller Kunden zu erhalten. Zunehmender Vermarktungsdruck steigert das Interesse an Veredelungsmöglichkeiten, was sich in der Buchbranche in Form veredelter Cover nieder­schlägt. Um einen Überblick über die vielfältigen Veredelungsmöglichkeiten zu bieten, haben wir – das sind sieben Studenten im 3. Semester des Studienganges Buch- und Medienproduktion an der HTWK Leipzig – es uns im Modul Projektmanagement zur Aufgabe gemacht, ein Veredelungslexikon zu erstellen. Das Projekt wurde von uns in Eigeninitiative entwickelt. Zunächst erscheint das Lexikon als Webseite für Hersteller, Facharbeiter und Studenten mit Fokus auf

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die wissenschaftlichen, praxisbezogenen Mög­lich­ keiten. Unterstützt werden die Inhalte durch Fotos entsprechender Muster. Um auch die haptischen Effekte vieler Veredelungstechniken vermitteln zu können, soll ergänzend zur Website im Sommer 2011 eine zugehörige Musterbox des Lexikons erscheinen. Betreut wird das Projekt von Prof. Inés Heinze. Wir konnten außerdem schon einige Projektpartner gewinnen u. a. Vogt Foliendruck, Flock-Tec, WDS Pertermann, Kama und Achilles. Gerne sind wir auch für weitere Unterstützer offen. Die Präsentation des Projektes findet auf der Leipziger Buchmesse am 19.03.2011, 1100 Uhr am Stand der HTWK Leipzig statt (Halle 5, Stand B 506). AUTORin Jasmin Kerstner (24) studiert an der HTWK Leipzig Buch- und Medienproduktion und ist stellvertretende Projektleiterin.


Frisch

Auf den Tisch im Neuromarketing-Wegweiser von Haufe gewähren zahlreiche namhafte Neuro-Experten faszinierende Einblicke in die Chancen, die die Hirnforschung dem Marketing von heute und morgen eröffnet. Der menschliche Verstand ist ein Wunderwerk der Evolution und steht doch unter der Fuchtel des Irrationalen. In dem in vier Teile gegliederten Buch erfährt der Leser, welchen Beitrag die Hirnforschung liefern kann, um dieses Zusammenspiel von Emotionen und Verstand zu entschlüsseln. In insgesamt 13 Fachbeiträgen und Interviews wird eine Standortbestimmung des Neuromarketings aus der Perspektive der Marketingwissen­ schaft gegeben, die Nutzungsmöglichkeiten der Hirnforschung gezeigt, viele unterschiedliche Bereiche der Marketingpraxis erläutert und Ausblicke auf das Neuromarketing sowie die Forschung gegeben. Ein wissenschaftliches Glossar und die Darstellung der für das Neuromarketing wichtigsten Gehirnbereiche runden das Buch ab. Die allesamt erhellenden und gut geschriebenen Beiträge aus Wissenschaft und Praxis zeigen, mit welchen Problemen sich die Hirnforscher herumschlagen und wie wenig die Werber mit deren Erkenntnissen in der Praxis noch anzufangen wissen. Kurzum: ein sehr informatives Buch für jeden Marketing-, Verkauf- und Werbe-Interessierten.

Neuromarketing Erkenntnisse der Hirnforschung für Markenführung, Werbung und Verkauf Dr. Hans-Georg Häusel (Hrsg.) 300 Seiten, EUR 39.80 ISBN 978-3-448-08056-8

Type A Visual History of Typefaces and Graphic Styles, 1901-1938 Cees W. de Jong, Alston W. Purvis, Jan Tholenaar 360 Seiten, EUR 39.99 ISBN 978-3-8365-1514-6

ErKENNE Deine Typo! Diese illustrierte Geschichte der Schriftarten und grafischen Stile bietet dem Liebhaber einen Überblick über das Design von Schrifttypen und widmet sich den elegantesten Schriftarten der Druckgeschichte. Die auf einer angesehenen niederländischen Sammlung basierende umfangreiche Ausgabe in zwei Bänden zeichnet die Entwicklung des Druckbuchstabens anhand von ausnehmend schönen Katalogen nach und zeigt Typenproben in mageren, kursiven, fetten, halbfetten, schmalen und breiten Fonts. Enthalten sind auch Bordüren, Ornamente, Initialen und Verzierungen sowie exemplarische Lithografien, Briefe von Schildermalern, Inschriftenschnitzern und Kalligrafen. Enthalten sind Werke von Typendesignern wie William Caslon, Fritz Helmuth Ehmcke, Peter Behrens, Rudolf Koch, Eric Gill, Jan van Krimpen, Paul Renner, Jan Tschichold, A. M. Cassandre, Aldo Novarese und Adrian Frutiger. Dieser zweite Band deckt die Phase von 1900 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ab und enthält einen geschichtlichen Abriss von Alston W. Purvis. Die beiliegende TASCHEN-Keycard erlaubt unbegrenzten Zugang zu einer Online-Bilddatenbank: Über 1.400 hochauflösende Scans von Schriftmustern können zur uneingeschränkten Verwendung heruntergeladen werden.

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Die Zukunft der

Zeitschrift

– Gibt es noch Nischen?

1 Mit ihren sach­kundigen Beiträgen rund um die schönsten Seiten des Landlebens, aus dem die Leser einen praktischen Nutzwert ziehen, erreicht die Landlust eine unverwechselbare Natürlichkeit und eine einzigartige Au­thentizität. Diese Mischung schafft ein »geerdetes« Konzept, das die Leserschaft als wohltuend anders und unverwechselbar empfindet.

Zweifelsohne durchzieht die Medienwelt ein Wandel. Kaum jemand wagt es, konkrete Prognosen dahin­ gehend zu stellen, wie lange es das Medium Print noch geben wird. Besonders Zeitungs- und Zeitschriften­ verlage haben darunter zu leiden, denn der Endkunde liest und lebt zunehmend kostenfrei im Internet. Für Verlage gilt es, die besondere Zielgruppe zu finden, glücklich zu machen und auszubauen. Will man neue Zeitschriften auf den Markt bringen, steht am Anfang immer ein Gefühl, eine Idee: Hier fehlt etwas, da könnte es eine Marktnische

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geben, dort entstehen neue Informations- oder Unterhaltungsbedürfnisse. Während ein Launch in den meisten Fällen nach außen hin positiv wahrgenommen wird, verhält es sich beim Relaunch eher umgekehrt: Er wird als Zeichen der Schwäche ver­standen. Dies ist insofern falsch, als dass ein Relaunch nicht nur die Reaktion auf eine Schwächephase sein muss, son­dern – wie auch eine Neueinführung – ein permanenter Prozess innerhalb des Marketings sein sollte. Verlage be­schäftigen sich aktuell mehr mit Relaunches als mit Neueinführungen, also sei zunächst einmal die Frage beantwortet: Was ist ein Relaunch? In der Verlagsbranche gibt es darauf viele


2 Marktsegmente verschiedener Zeitschriften

Country

multithematisch Living at Home

Homes & Gardens

Wohnen & Garten Nutzwert,

Livestyle, inszeniert

authentisch

Meine Mein schöner Garten

Familie & ich

Essen & Trinken monothematisch

Schöner Wohnen

 Marktsegmente verschiedener Zeitschriften

Antworten. Demnach könnte es sich um einen modischen Gag handeln, mit dem Verleger ihre Publikationen aufpolieren. Es könnte auch das liebste Instrument neuer Chefredakteure sein, mit dem sie ihre Durchsetzungskraft demonstrieren. Oder es handelt sich um einen hektisch zusammengezimmerten Maßnahmenkatalog der Marketing- und Vertriebsabteilung, damit die Zahlen wieder steigen. Ursachen für einen Relaunch sind meist sinkende Auflagen und ein zurückgehendes Anzeigenvolumen. Um die Gründe hierfür festzustellen, ist eine umfassende Analyse des relevanten Marktes, der eigenen Positionierung, des Standpunktes der Wettbewerber sowie der in diesem Markt vorhandenen Zielgruppenpotentiale notwendig. Aus diesen Informationen ergibt sich dann als strategische Maßnahme möglicherweise die Chance einer Neueinführung oder Neu­positionierung. Manchmal ergibt das Ergebnis einer solchen Analyse, dass es besser wäre, die Einführung nicht zu wagen bzw. die Zeitschrift einzustellen oder sich mit einer neuen Zeitschrift ei-

Ob dabei die Eingrenzung auf das Medium »Zeitschrift« von Anfang an richtig ist, sollte im Zeitalter elektronischer Medien stark hinterfragt werden, da bei informierenden Publikationen auch andere Informationsvermittler (Internet, Seminare), bei unterhaltenden Publikationen andere Medien (Fernsehen, Radio, Internet), Unterhaltungsveranstaltungen (Theater, Konzerte) oder ganz andere Aspekte eine Rolle spielen können. So kann etwa aufgrund des begrenzten Taschengeldbudgets eines Jugendlichen der Kauf eines Comics auch mit dem Verschicken von SMS oder dem Besuch einer Disco konkurrieren. Diesem Aspekt wird zum Teil noch zu wenig Bedeutung beigemessen. Eine differenzierte Betrachtung der Märkte erfordert eine Zerlegung des relevanten Marktes in kleinere Teileinheiten. Als Marktsegmentierung wird eine Aufspaltung des »relevanten Marktes« in homogene Segmente bzw. Teilmärkte bezeichnet. Die Marktabgrenzung kann nach den verschiedensten Merkmalen erfolgen, wie z. B. nach Pro-

nem anderen, vielversprechenderen Marktsegment zuzuwenden. Hierfür ist es zunächst wichtig, den relevanten Markt näher zu beschreiben, zu identifizieren, abzugrenzen und deutlicher zu charakterisieren. Diese Abgrenzungen können nach sachlichen, räumlichen, personellen oder zeitlichen Kriterien erfolgen. Anders formuliert: nach Produkten oder Leistungen, Absatzgebieten, Zielgruppen und der Saison, in der das Produkt erscheinen soll. Da es sich bei Verlagspublikationen in der Mehrzahl um saisonunabhängige, nationale Verbreitungen handelt (mit Ausnahmen von u.a. lokalen oder regionalen Tageszeitungen), kommt in den meisten Fällen nur eine sachliche oder personelle Abgrenzung in Frage.

dukt- bzw. Leistungsmerkmalen, Bedürfnismerkmalen bzw. Funktionen und der Verhaltensrelevanz, wobei die Kriterien einen unmittelbaren Bezug zum Kaufverhalten haben sollten. Beispiele dafür sind demografische oder sozioökonomische Kriterien und die Messbarkeit, da Marktsegmente durch vorhandene Methoden der Marktforschung erfassbar sein müssen. Die zeitliche Stabilität besagt, dass die Marktsegmente für einen längeren ZeitKolumne raum stabil bleiben sollen.  Zudem müssen die Marktsegmente differenziert bearbeitet werden können, ein hinreichendes Potential aufweisen und mit den Marketinginstrumenten ansprechbar und zugänglich sein. ▶

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Zurück zur (Neu-)Positionierung. Es handelt sich dabei um den Versuch, das eigene Leistungsangebot hinsichtlich der von Kunden subjektiv wahr­ge­nom­ menen Produkteigenschaften von den Wett­bewerbs­ angeboten abzugrenzen. Es gilt also, für einen relevanten Markt in einem zweidimensionalen Raum (mehr­dimensionale Abbildungen sind möglich, aber meist schwer zu handhaben) zwei Kriterienpaare zu finden, die die Leistungen des eigenen Produktes und die der Wettbewerber voneinander abgrenzen. Als Beispiel sei eine erfolgreiche Neueinführung der jüngeren Zeit gewählt (entnommen aus einem Vortrag von Karl-Heinz Bonny auf dem Zukunftsforum Zeitschriften am 9. Dezember 2009 in München): Mit diesem Ansatz hat es die Landlust geschafft, sich in einer für Verlage wirtschaftlich schwierigen

Zeit nicht nur zu etablieren, sondern ihre verkaufte Auflage auch noch permanent auszubauen (von 76.420 im 3. Quartal 2006 auf 749.655 im 3. Quartal 2010, IVW-Angaben). Das zeigt zum einen, dass es möglich ist, Nischen zu finden und zu testen, zum anderen ist das Schaubild ein gutes Beispiel dafür, wie man die Umsetzung einer Idee durch systematisches Herangehen im oben beschriebenen Sinn unterstützen sollte. Es gibt sie also – die Nischen! Es liegt alleinig an den Verlagen, sie aufzuspüren und diese Chance zu nutzen.

Autor Ulrich Spiller (60) ist Geschäftsführer der Heinold, Spiller & Partner Unternehmensberatung GmbH sowie Lehrbeauftragter der HTWK Leipzig. Bilder Landwirtschaftsverlag GmbH, 2010

Worauf es beim Relaunch Gestalterisch ankommt Der Blick auf einen Zeitungskiosk oder den Pressestand im Kaufhaus ist verwirrend. Wer kann angesichts dieser Vielzahl von Printmedien noch ein bestimmtes Magazin finden?

1 Vor dem Relaunch hatte die Stuttgarter-Zeitung kein Foto auf der Titelseite und die fünf gleichmäßigen Spalten wirken starr und wenig aufregend. Eine Änderung erfolgte durch ein großes Bild passend zum Hauptthema und verschieden lange Artikel.

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Der Blick auf einen Pressestand ist verwirrend. Doch mancher entdeckt »sein« Blatt schon auf den ersten Blick – das typische Erscheinungsbild macht‘s möglich. Vor allem die Gestaltung des Zeitungs­ kopfs mit Titel, Ausgabenummer, Datum und Preis. Die Titelseite ist also der »Hingucker«, hat einen hohen Wiedererkennungswert und führt zur Kaufentscheidung. Wenn ein Verlag sich zum Relaunch entschließt, werden zunächst Inhalt, Ausrichtung, Zielgruppe usw. in Frage gestellt. Doch nicht nur der Inhalt soll verbessert werden, sondern auch die »Verpackung«. Achtung: Hände weg vom Zeitungskopf – es muss wegen des Wiedererkennungswerts schon sehr gute Gründe geben, ihn zu ändern! Durch genaue Untersuchungen weiß man viel über das Leseverhalten: Wo schaut der Leser zuerst hin? Was fesselt, langweilt und stört ihn? Fazit: Das Blatt muss dem Leser entgegenkommen – die Aufgabe des Grafikers. Er entwirft das Design und legt verbindliche Gestaltungsrichtlinien fest. Ein lesefreundliches Produkt zu gestalten, heißt, dem Leser Lust aufs Lesen zu machen, ihn auf der Seite


2 Auch die DATZ (Die Aquarienund Terrarienzeitschrift) ist nach ihrem Re­launch deut­licher gegliedert und hinterlässt einen spannenderen Eindruck.

festzuhalten und in die Thematik hineinzuziehen. Das setzt auch Grenzen, denn nicht alles Mögliche, dient der Lesefreundlichkeit. Wichtig sind klare Gliederung der Seiten, unterschiedliche Gewichtung der Artikel und insbesondere Größe und Platzierung der Bilder. Das Format gibt den Rahmen für jede Ausgabe: Aufbau und Komposition der Seiten. Da vom Format alle weiteren grafischen Möglichkeiten abhängen, wird es zuerst ausgewählt. Beim Relaunch ist man damit allerdings vorsichtig. Das Raster einer Seite unterstützt durch Spalten, Grundlinienraster und Hilfslinien, die Texte, Bilder und andere grafische Elemente genau zu platzieren. Die meisten deutschen Zeitungen haben vier oder fünf Spalten. Sie sind ein Charakteristikum und sorgen für Ordnung, ohne grafische Finessen zu sehr einzuschränken. Bei der Auswahl der Typografie sind zwei Krite-

In aller Regel werden beim Relaunch sowohl inhaltliches Konzept als auch Layout zur Disposition gestellt. Das ist immer eine Herausforderung. Schreiber und Gestalter stehen sich gegenüber und fragen: Was ist wichtiger – Aussage oder Form? Inhalt oder Verpackung? Funktionalität oder Ästhetik? Nur wenn hier einvernehmlich ein nachhaltiger und tragfähiger Kompromiss erreicht wird, ist der Relaunch gut gelungen.

rien wichtig: Die Schrift muss gut lesbar und soll nicht langweilig sein. Auch verschiedene Größen und Schnitte bringen Abwechslung. Doch hier ist weniger mehr, sonst wirkt die Seite unruhig und verwirrt den Leser.

AUTORIN Eva-Maria Waas (44) ist Geschäftsführerin der Werbeagentur »DIE WERBER, Marketing und Dentaltechnik GmbH« und hat für zahlreiche namhafte Institutionen, Verlage und Wirtschaftsunternehmen verschiedenste Publikationen entworfen, relauncht und produziert. Bilder Privat

10.01.2011 Streifband re Seite _Streifband rechte Seite 10.01.11 12:29 Seite 1

Edition Buchhandel –Kompetenz und Fachwissen Das Standardwerk in vierter Auflage

Wirtschaftsunternehmen Verlag Ein umfassender und fundierter Einblick in die Arbeits- und Denkweisen moderner Verlage. Für Studenten, Medienkaufleute Digital und Print, wie auch für Manager, die sich dem Strukturwandel der Zeit stellen müssen. Neu: Englisch-Deutsches Fachwörterverzeichnis Neu: Kapitel ›Herstellung‹, gedruckt auf sechs verschiedenen Papiersorten »Den Autoren ist es gelungen, ein Buch zum Lesen vorzulegen, das zugleich Nach schlagewerk ist. Es bietet keine Rezepte, sondern Basisinformationen in selten zu findender Komplexität. […] « (Helmuth Baur-Callwey in einer Rezension zur ersten Auflage)

Edition Buchhandel erklärt Basics, Trends und Zusammenhänge. Band 13 Band 22 Band 23

Michael Schickerling, Birgit Menche u. a: Bücher machen Ralf Laumer (Hg.): Verlags-PR – ein Praxisleitfaden Petra Hardt: Buying, Protecting and Selling Rights (dt. Ausgabe)

Verlag und Beratung Bramann info@bramann.de www.bramann.de

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DAS Streifband-LAYOUT IM

Wandel 1 Streifzug durch die Streifband-Geschichte:

Ausgabe 1 (1996) mit schwarz / weißem Innenteil – Ausgabe 9 (2004) als Streifband.Print verwendet erstmals eine Sonderfarbe – ab Ausgabe 14 (2009) kehrt man zum Namen Streifband zurück und verwendet wechselnde Sonderfarben – Ausgabe 17 (2011) verwendet die Sonderfarbe auch in den Bildern des Innenteils

In der 15-jährigen Geschichte der Zeitschrift wurde bereits zweimal ein Redesign gewagt. Nun folgte der dritte Streich und Streifband zeigt sich ab der 17. Ausgabe in neuem, frischen Layout. Das REDESIGN eines bestehenden, allseits anerkannten Gestaltungskonzeptes ist nie eine leichte Aufgabe. Man sieht sich mit vielen Erwartungen konfrontiert: Die wichtigste ist die des Lesers. Aber bei einem studentischen Projekt will man auch Professoren, Kommilitonen, den Teammitgliedern, aber nicht zuletzt auch den eigenen Ansprüchen gerecht werden. Trotzdem legten wir in der Planungsphase des Projektes, sehr optimistisch, ein Redesign als Projektziel fest. Wir einigten uns darauf, für die Ausgabe 16 das bestehende Design beizubehalten und unsere Erfahrungen aus dem Satz in die Neugestaltung einfließen zu lassen. Und so waren unsere Erwartungen schnell formuliert: Das Layout sollte flexibler, die Überschriften auffälliger und einprägsamer werden. Trotzdem wollten wir die bewährten Elemente von Streifband beibehalten und die Strukturierung weiterentwickeln. Auch

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die Erstellung eines neuen Rasters mit Marginalspalte, in die Einleitung und Zitate ragen, ging leicht von der Hand. Die Schriftauswahl gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet: serifenlos und modern sollte sie sein; OpenType-Funktionen waren ein Muss. Schlussendlich baten wir Jürgen Weltin, den Autor unseres Artikels zum Thema Schriftgestaltung, um die Option auf Schriften aus seinem Repertoire. Seine neuste Schrift Agilita überzeugte mit ihren vielfältigen Sonderzeichen und dem extra­vaganten Dot-Schnitt so sehr, dass wir sie als neue Hausschrift verwenden wollten. Jürgen Weltin schlug unsere Bitte nicht aus und sicherte uns die Verwendung auch für kommende Ausgaben zu. Letztendlich konnten wir unser Team sowie André Göhlich, der uns bei der Erstellung des Layouts mit Rat und Tat zur Seite stand und unseren Auftraggeber Prof. Heß für das neue Design begeistern. Wir hoffen, euch, unseren Lesern, geht es ähnlich! Autorin Franziska Creutzburg (23) absolvierte eine Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin und studiert seit 2008 an der HTWK Leipzig Buch- und Medienproduktion. Bilder Steifband-Archiv


Rekordverdächtiges

Rätsel

Es gibt Bücher, die durch außergewöhnliche Rekorde beeindrucken. Von welchen ist hier die Rede? Mit ein bisschen Glück könnt ihr tolle Gewinne abstauben!

Vor 94 Jahren lieh sich der Vormieter von Eve Lettice, aus Victoria, ein Buch aus der örtlichen Bibliothek aus. Dessen Strafgebühren betragen heute 7200 Kanadische Dollar. Nun ist es bekannt als das am längsten ausgeliehene Buch.

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Bis heute ist niemand in der Lage, seine Schrift zu entziffern oder seine Zeichnungen zu interpretieren. Es weiß auch keiner, wann und wo dieses Werk entstanden ist. Ebenso ist der Verfasser gänzlich unbekannt. Es ist das wohl geheimnisvollste Buch der Welt.

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Die gröSSte überlieferte Handschrift entstand im Mittelalter im Jahre 1229. Jeder Buchstabe wurde mit Federkiel und Rußtinte bei dämmrigen Licht auf teuer hergestellten Tierhäuten gezeichnet.

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Es ist ein vom Papst Johannes XXIII. gesegnetes Kunstwerk, welches im Auftrag des Verlegers Joseph Forêt und durch das Zusammenwirken von sieben Künstlern erstellt wurde. Es hat heute den Ruf, mit seinen 210 kg, das schwerste Buch der Welt zu sein.

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Dieser Vierbändige Bildband beinhaltet über 400 eindrucksvolle, von Hand gezeichnete Abbildungen und gilt, aufgrund seines hohen künstlerischen Wertes, als wahrer Kunstschatz. Es wurde 1827 veröffentlicht und im Jahre 2010 für einen Preis von 6,5 Millionen Pfund versteigert.

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Lösungswort:

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Schickt die Lösung mit eurer Adresse bis zum 30.09.2011 an Streifband, Gutenbergplatz 2-4, 04103 Leipzig. oder per E-Mail an streifband@gmx.de.

www.verlagsherstellung.de Die Website des Studiengangs Buch- und Medienproduktion der HTWK Leipzig

BUCH

Studieninformationen Fachartikel Veranstaltungen Stellenangebote Projekte …

UND

MEDIEN PRODUKTION

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Ich mach was Mit

Kinderbüchern! Im August 2009 startete Leander Wattig, ein ehemaliger HTWK-Student der Buchhandels- und Verlagswirtschaft, die Initiative »Ich mach was mit Büchern«. 1 Die FacebookGemeinde erfreut sich großer Beliebtheit und erweitert sich rasant.

Obwohl Bücher enormes Potential haben, Menschen zu verbinden, ließ die Vernetzung von Buchmenschen, egal ob Buchhändler, Verlagsmitarbeiter, Autoren etc. in seinen Augen noch zu wünschen übrig. Besonders im Bereich des Social Web (Twitter, Facebook, Xing u.a.) waren bibliophile Menschen bis dato nur selten zu finden. Seit 15 Monaten stellt Wattig nun schon seine Grafik »Ich mach was mit Büchern« zur Verfügung, um auf Webseiten oder Blogs die Zugehörigkeit zur Buchbranche zu signalisieren. Und auch im Web 2.0 ist er nicht untätig. Seine Facebook-Seite zählt mittlerweile über 6.000 Fans und auch bei Twitter interes­­sieren sich rund 4.000 Followers für seine maximal 140 Zeichen umfassenden Infor­mationen. Seit Mitte März 2010 gibt es nun auf Facebook eine weitere Fan-Seite, die von mir betreut wird. »Ich mach was mit Kinder-Büchern« wendet sich an all diejenigen, die beruflich oder privat mit Kinder- und Jugendbüchern zu tun haben: Leser, Vorleser, Autoren, Illustratoren, Verlage etc. Durch die CC-Lizenz, mit der

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Wattig sein Logo ausgestattet hat, konnte ich dieses – mit der kleinen Ergänzung »Kinder« – verwenden und die Vernetzung der Buchbranche ebenfalls vorantreiben. Mittlerweile »gefällt« rund 1.000 FacebookUsern die Seite, die von mir mit News rund ums Kinderund Jugendbuch, aber auch mit Infos über iPad, eReader und Co. gefüllt wird. Natürlich wird die Pinnwand auch von der Fan-Gemeinde rege genutzt. Doch erfüllt die Vernetzung ihre Erwartungen auch wirklich? Kommt zusammen, was zusammen gehört? Ich kann diese Frage nur mit einem ausdrücklichen JA beantworten. Das Netzwerk bietet mir z.B. die Möglichkeit auf schnellstem Wege Kontakt aufzunehmen. Für meine Interview-Reihe »13 Fragen an …« konnte ich so in kürzester Zeit viele Kinderbuch-Autoren gewinnen. Manchmal entsteht daraus sogar lebhafter E-Mail-Kontakt, der dann zu weiteren Beiträgen führt. Viele meiner virtuellen Kontakte konnte ich zudem auf der Buchmesse ins »Real Life« übertragen. Deshalb auch auf diesem Wege einen herzlichen Dank an Leander Wattig, der in der Buchbranche einen kleinen Stein ins Rollen brachte und eine Lawine auslöste.

Autorin Stefanie Leo (40) betreibt die Website www.buecherkinder.de, auf der Kinder und Jugendliche ihre Meinung zu aktuellen Büchern abgeben. Die gelernte Schriftsetzerin kam 2005 als Quereinsteigerin zum Buch­ handel. Seit 2010 ist sie im Social Web aktiv u.a. mit der im Artikel beschriebenen FanSeite. Bilder Privat


Nachmachen erwünscht!

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Nachdem Name und Speicherort festgelegt wurden, öffnet sich eine neue ④ Palette. Diese stellt das neue Buchdokument, in unserem Fall »Streifband17.indb« dar. Über ⑤ Dokumente Hinzufügen werden Cover.indd, Inhalt.ind und Artikel.ind in das Buchdokument eingefügt. Sind alle Dokumente eingefügt, können sie in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Dazu wird das Cover mit der Maus ausgewählt und von der 2. Position an die 1. gezogen. ⑥ Die Paginierung aktualisiert sich automatisch.

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Über einen Klick auf das ⑩ Menü der Palette können nun die Änderungen im Buchdokument über Buch speichern gespeichert werden. Soll nun das gesamte Buch »Streifband17.indb« exportiert oder gedruckt werden, werden alle Dokumente über Umschalt + Klick ausgewählt und die Aktionen im Menü Buch in pdf exportieren... oder Buch drucken durchgeführt. Über die Aktion Buch für Druck verpacken… werden alle verwendeten Dokumente, Schriften und verknüpften Bilder in einen Ordner gespeichert.

Tutorial

Die Buchfunktion in Adobe InDesign erlaubt die Zusammenstellung von mehreren Dokumenten zu einem Buch. Dies ist vor allem von Vorteil, wenn mehrere Personen gleichzeitig an einem Projekt arbeiten. In unserem Beispiel soll die Zeitschrift Streifband aus 3 Dokumenten – ① dem Cover, ② dem Inhaltsverzeichnis und ③ den Artikeln – entstehen. Um ein neues Buchdokument anzulegen, wählt man: Datei > Neu > Buch.

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Nun befinden sich alle Dokumente in der vorgesehen Reihenfolge, die Seitennummerierung von Artikel.indd beginnt allerdings immer noch bei Seite 2 ⑦. Um dies zu beheben, muss das Dokument mit einem Doppelklick ausgewählt werden. InDesign öffnet nun automatisch Artikel.indd. Innerhalb der Palette werden über einen Klick auf Artikel.indd die ⑧ Nummerierungs­ optionen für das Dokument aufgerufen. ⑨ Die auto­ matische Seitennummerierung im oberen Teil des Fensters muss ausgewählt und die Eingabe mit OK bestätigt werden.

4

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»Leibniz«

Barrierefreie Buchaufbereitung Durch die Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) wird in der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) seit etwa einem Jahr intensiv am Projekt »Leibniz« gearbeitet. Im Rahmen dieses Projektes soll bis Sommer 2012 ein universelles Werkzeug entwickelt werden, um später jedem Nutzer der DZB dringend benötigte Fach­ informationen so zur Verfügung zu stellen, wie es seinen individuellen Bedürfnissen und Wünschen entspricht. Aufgrund der hohen Kosten übertragen die zehn deutschen Anbieter von Informationen für blinde und sehbehinderte Menschen bislang lediglich 2.000 der über 100.000 jährlichen Neuerscheinungen auf aufwendige Weise. Darüber hinaus ist der Hauptanteil der bisher zugänglichen Werke vor allem belletristische Literatur. Um aber selbstständig und bewusst in der Gesellschaft agieren zu können, werden Publikationen mit entsprechendem Fachwissen

benötigt. Bildung – sei es in der Schule, während des Studiums oder auch in der Berufsausbildung – braucht vor allem Zugang zu den entsprechenden Informationen. Um diesen zu ermöglichen und zu erweitern, wurde das Projekt »Leibniz – Sach- und Fachbuchaufbereitung für blinde und sehbehinderte Menschen« in der DZB Leipzig initiiert. Mit Einberufung eines fachkundigen Beirates, welcher immer halbjährlich tagt, startete das Leibniz-Team offiziell am 10. Februar 2010 seine Entwicklungsarbeit. Mit Experten, wie Rainer Just, dem geschäftsführenden Vorstand der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort), Patrick Temmesfeld, dem Direktor des Bildungszentrums für Blinde und Sehbehinderte in Nürnberg, und Hans-Joachim Krahl, Mitglied des Präsidiums des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Verbandes, konnten engagierte Persönlichkeiten aus den Bereichen Verlag sowie Blinden- und Sehbehindertenwesen für die Mitwirkung im Projektbeirat gewonnen werden.

poly ALUMNI

… verbindet

Das Netzwerk für Absolventen und Studenten am Fachbereich Medien.

www.htwk-alumni.de/hs-poly

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Onlinekatalog

Nutzer

nein

Aurag zur Übertragung des Titels

Anfrage

Anfrage nach PDF- oder Satzdaten Analyse und Auereitung der Daten

Recherche, ob Titel vorhanden ist

Exemplar

DZB Leipzig

Zugang zu den Daten kommerzieller Verlag (über Libreka!)

Transponierung in sehbehindertengerechte Formate

ja

Anfordern des Titels

Online-Distribution bzw. Braille und Großdruck on Demand

Exemplar

1 Der Workflow des Projektes »Leibniz«

SERVER

Im Vordergrund von »Leibniz« steht die Entzur Aufbereitung gedruckter Publikationen in Quellen Clients wicklung von IT-Verfahren für individuelle Übersehgeschädigtengerechte Formate etwas effektitragungsdienstleistungen von Sach- und Fachbüver gestaltet werden. Die größte Herausforderung Verlagsdaten Editor (PDF) chern für blinde und sehbehinderte Menschen. Ziel besteht dennoch in der strukturellen Analyse eines ist eine Software, die in der Lage ist, automatisch Buches, die derzeitig sehr aufwendig und durch Editor Strukturinformationen in einem Buch, zum Beispiel spezifischeServer Anforderungen mit viel Handarbeit verÜberschriften, Absätze, Tabellen Fußnoten, zu bunden ist. Darüber hinaus wird der Zugang zu BibBuch oder oder Scann-Datei Editor erkennen. Diese Informationen sind die entscheiliotheksausleihangeboten und -dienstleistungen für dende Grundlage für die danach erfolgende medienblinde und sehbehinderte Nutzer in den geeigneten spezifische Aufbereitung in sehgeschädigten-­ge­ Formaten Braille, DAISY und Großdruck forciert. Die rechte Formate, wozu unter anderem Groß­druck, Einbindung der Projektergebnisse von Leibniz in be­ Blindenschrift (Braille-Schrift) oder auch das navistehende nationale und internationale Aktivitäten gierbare Hörbuch im XML-basierten DAISY-Format zielt schließlich auf die Realisierung der Vision einer gehört. Aufgrund des Paragrafen 45a des Urheberdigitalen Bibliothek für Menschen, die gedruckte rechtsgesetzes ist die Übertragung eines Werkes in Informationen nicht lesen können. barrierefreie Form seit 2003 erheblich vereinfacht. Während man als Blindenbücherei vor der Ände»Ziel ist eine Software, die automatisch 1. Segmentierung 2. OCR 3. Auszeichnung 4. Strukturierung 5. Linearisierung rung des Urheberrechtsgesetzes jeden Verlag nach Strukturen wie Überschriften, Absätze der Genehmigung zur Übertragung eines Werkes FineReader/ Tesseract, und Tabellen erkennt. Diese sind die Prüfungentfällt interaktive Bewertung in barrierefreie Form Interaktion, fragen musste, nun eventuell Kombination die Genehmigungspflicht. Grundlage für navigierbare Hörbucher.« Parallel dazu unterstützen verschiedene Partner 1. Auswerten der automatischen Verfahren fließen in zukünige ein aus der kommerziellen Verlagsbranche die DZB bei 2. Bewertungen Wenn die Entwicklung derVerbesserungen Software abgeschlos(automatisches Lernen) Testverfahren oder tauschen Erfahrungen auf dem sen ist, kann der blinde oder sehbehinderte Nutzer Gebiet der Barrierefreiheit aus. Die Zusammenarbeit relativ einfach und schnell seinen benötigten Titel mit der Branchenplattform »Libreka« war eine der erhalten. Die Recherche von Informationen und Büersten Ideen, um den Transfer bereits digitalisierter chern aus der DZB-Produktion wird zukünftig über Publikationen zu erleichtern und zeitnah sichereinen Online-Katalog unterstützt. Automatisiert zustellen. Größtenteils liegen hier elektronische wird abgefragt, ob der entsprechende Titel bereits Daten vor, sodass der Vorgang des Einscannens übertragen worden ist. In diesem Fall kann der Titel erspart bleibt. Dadurch können Arbeitsabläufe sofort angefordert werden. Sofern er noch nicht ▶

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SERVER

1. Segmentierung

2. OCR

Interaktion, Prüfung

FineReader/ Tesseract, eventuell Kombination

3. Auszeichnung

4. Strukturierung

5. Linearisierung

interaktive Bewertung

1. Auswerten der automatischen Verfahren 2. Bewertungen fließen in zukünige Verbesserungen ein (automatisches Lernen)

2 Arbeitsschritte bei der Datenverarbeitung

übertragen wurde, erfolgt die Anfrage bei einem Verlag oder Dienstleister, der die Verlagsdaten, z. B. PDF-Dateien, bereithält. Wenn die Genehmigung zur Nutzung der Daten vom Verlag vorliegt, erhalten die DZB-Mitarbeiter Zugang zu den Daten und die semi-automatisierten Prozesse werden eingeleitet, indem die Satzdaten analysiert und aufbe-

schrift ist auch die Strukturierung der Daten. Letztendlich wird eine logische Lese­reihenfolge hergestellt und die Übertragung kann erfolgen. Um die XML-Datei zu bearbeiten und ggf. zu korrigieren, wird parallel dazu ein barrierearmer Editor entwickelt, der zukünftig auch von blinden und sehbehinderten Mitarbeitern bedient werden

reitet sowie in das gewünschte Format übertragen werden. Anschließend erhält der Kunde den Titel in der von ihm gewünschten Form. Um eine Titelanfrage zu automatisieren, könnte »Libreka« die technische Schnittstelle für eine solche Abfrage zur Verfügung stellen. Das Buch oder die Information wird dem Nutzer in dem beauftragten Umfang in einem seinen Bedürfnissen entsprechenden Format aufbereitet. Durch Verträge und geeignete technische Verfahren wird die Wahrung der Urheber- und Ver­

kann. Damit die Kollegen nicht mit den reinen XML-Strukturen arbeiten müssen, wird der Editor eine einfachere LaTeX-ähnliche Eingabesprache benutzen. Intelligente Menüs und ein durchdachtes Bedienkonzept werden dafür sorgen, schnell und effektiv mit den strukturierten Daten arbeiten zu können. Nach erfolgreichem Projektabschluss wird damit ein großer Schritt in eine Richtung gemacht, die für den Großteil der Bevölkerung als selbstverständlich

wertungsrechte sichergestellt.

angesehen wird – sich das anzueignen, für das man sich interessiert: egal ob Kochbuch, Reiseführer oder ein Handbuch zum Umgang mit Computersoftware. Die aufbereiteten Medien sind für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich und tragen damit maßgeblich zur Integration von sehbehinderten Menschen in die Gesellschaft von heute und morgen bei.

»Die aufbereiteten Medien tragen sehr zur Integration von sehbehinderten Menschen in die Gesellschaft bei.« Basis für die Übertragung sind eingescannte Buchseiten oder PDF-Druckdaten, deren Layout automatisch auf einem zentralen Server analysiert wird. Automatisch werden Vorarbeiten, wie Entdrehen, Entwellen und Entrastern der Seiten von der Software vorgenommen. Dadurch werden Effekte, die durch das Scannen selbst entstanden sind, vermindert. Textteile, Flächen, Bilder usw. werden segmentiert, während eine Texterkennungs-Software Texte analysiert. Danach werden Überschriften, Absätze und Tabellen ausgezeichnet. Wichtig für die Herstellung logischer Zusammenhänge zwischen den ausgezeichneten Elementen wie Bild und Bildunter-

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AutorEN Matthias Leopold (32), Dipl.-Informatiker, ist technischer Leiter des Projektes. | Julia Dobroschke (28), Dipl.-Ing. (FH) für Verlagsherstellung, koordiniert das Projekte Leibniz Bilder DZB Leipzig Link www.dzb.de


WEr, Wann,

wohin? Auch dieses Jahr ist der Kalender wieder mit branchenbezogenen Höhepunkten gespickt. Hier steht, was ihr nicht verpassen solltet. Veranstaltungen Leipziger Buchmesse . ................................................................ 17.03. – 20.03.2011 Swiss Online Marketing Zürich................................................... 30.03. – 31.03.2011 digi:media................................................................................... 07.04. – 09.04.2011 Mainzer Minipressen Messe ...................................................... 02.06. – 05.06.2011 Druck + Form.............................................................................. 12.10. – 15.10.2011 Frankfurter Buchmesse............................................................... 12.10. – 16.10.2011 Drupa.......................................................................................... 03.05. – 16.05.2012 Leipziger Buchmesse . ................................................................ 15.03. – 18.03.2012 Jubiläen Jakob Michael Reinhold Lenz (260. Geburtstag)........................ 23.01.2011 Wilhelm Carl Grimm (225. Geburtstag).....................................24.02.2011 Heinrich Mann (140.Geburtstag)...............................................27.03.2011 Ernest Hemingway (50. Todestag).............................................02.07.2011 Jean de la Fontaine (390. Geburtstag)........................................ 08.07.2011 Franz Liszt (200. Geburtstag).....................................................22.10.2011

UND

BUCH

PRODUKT ION w w w . ver lag s h erstellun g . de

Studium rund ums Buch

Leipziger Buchmesse 2011 17. – 20. März Stand B 506 in Halle 5

Auch 2011 präsentiert der Studiengang »Buch- und Medienproduktion« Infos zum Studium der Verlagsherstellung auf der Leipziger Buchmesse. Wir freuen uns auf zahlreiche interessierte Besucher und haben wieder ein attraktives Programm für Euch zusammengestellt! Wir präsentieren: 17. 03. 14.00

Jour Fixe Special: Open Access in Wissenschaftsverlagen mit Dr. David M. Hoffmann.

18. 03. 14.00

Vorstellung des neuen Masterstudiengangs Medienmanagement (Prof. Reiche).

18. 03. 15.00

Alumni-Treffen. Alle Ehemaligen, Professoren und Studenten sind hierzu herzlich eingeladen.

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Faksimiles

– bibliophile Kostbarkeiten versus E-Book? 1 Die Faksimile-Edition des Flämischen Stundenbuchs der Maria von Medici mit einem Replikat des bestickten Samteinbands aus dem 16. Jahrhundert.

Originalgetreue Faksimile-Editionen erlauben den direktesten Zugang zu den Handschriftenschätzen des Mittelalters. Extrem kostenintensiv in der Herstellung, je nach Verlag ein bis zwei Neuerscheinungen im Jahr – hat dieser Buchtyp im Zeitalter elektronischer Bücher und der Massendigitalisierung noch Chancen?

Kostbar ausgestattete mittelalterliche Bilderhandschriften gehören zu den Kulturgütern ersten Ranges und sind der Stolz jeder Bibliothek. Was Jahrhunderte zwischen Buchdeckeln geschützt war, ist heute eine schier unerschöpfliche Quelle an Informationen über die geistige und künstlerische Welt unserer Vorfahren. Nirgendwo ist das Fundament unserer heutigen Kultur in Text und Bild so klar und unverwechselbar überliefert wie in diesen Kunstwerken in Buchform, besser und unmittelbarer als in allen anderen Bereichen der bildenden Kunst, seien es nun Wandmalereien, Gemälde oder Werke der Bildhauerei. Allerdings ist dieser Wissensschatz nur den wenigsten in extenso zugänglich. Dagegen ermöglichen Faksimile-Editionen die wirkungsvolle öffentliche Präsentation wertvoller und fragiler Hand­ schriften. Nur in Faksimile-Editionen kann der Inter­ essierte unbesorgt vor- und zurückblättern, kann der Forscher an einem einzigen Ort Handschriften

Bachelor-Studiengang Buch- und Medienproduktion Unsere Schwerpunkte » Aufbau von Kompetenzen in Workflowgestaltung und Prozessökonomie » Erwerb gestaltungstechnischer Fähigkeiten und Fertigkeiten » Vermittlung kommunikativer Fähigkeiten » betriebswirtschaftliche Kompetenz Bewirb Dich bis 30. Mai

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Unser Angebot » zukunftsorientiertes Studium der Buch- und Medienproduktion, Bachelor of Engineering » individuelle Schwerpunkte wählbar » Studium im Ausland möglich » Vermittlung von Abschlussarbeiten mit der Wirtschaft

Unser Standort » moderner Campus in der Studentenstadt Leipzig » Kneipen, Bars, Supermärkte, Buchläden u. v. m. in unmittelbarer Umgebung » gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel

Unsere Stärken » spannende und innovative Projekte » kreative Teamarbeit » intensive Zusammenarbeit mit der Verlagsbranche » vielseitiges Modulangebot » enger Kontakt zu Professoren und Hochschulmitarbeitern

Informationen zum Bachelor-Studiengang Buch- und Medienproduktion findest Du unter www.verlagsherstellung.de oder www.fbm.htwk-leipzig.de


2 Die Faksimile-Edition des Gebetbuchs der Claude de France: Von Hand werden die Bogen zum Buchblock (69 × 49mm) geheftet.

vergleichen, die sonst in den Bibliotheken der ganzen Welt verstreut liegen oder zu denen selbst ihm der Zugang verwehrt ist. Die Faksimile-Editionen des Quaternio Verlags Luzern sind ein Beitrag zum aktiven Kulturgüterschutz: Sie sind ein vollwertiges und verfügbares Äquivalent für ein einzigartiges, nur allzu oft unzugängliches Original, das nach der Faksimilierung unter optimalen Bedingungen für die Zukunft konserviert werden kann. »Originalgetreu« heißt, dass das Faksimile den aktuellen Erhaltungszustand wiedergeben muss, incl. aller Benutzungs- und Alterungsspuren (oxidiertes Silber, Patina auf den Goldpartien) und eventuellen Beschädigungen, z. B. Löcher in den Seiten. Gleichzeitig garantieren Faksimile-Editionen durch die sie begleitenden Kommentarbände die wissenschaftliche Aufarbeitung und geben wichtige Impulse für die Forschung. Wie stellt sich nun der Buchtyp Faksimile zu den heute so heftig und kontrovers diskutierten elektronischen Büchern? Zunächst einmal ist nach den heutigen Maßstäben eine Faksimilierung ohne Digitalisierungstechniken nicht mehr denkbar. Handschriften werden mit einem speziellen Equipment Seite für Seite digital fotografiert, Buchdeckel mit plastisch hervortretenden Schmuckelementen aus getriebenem Edelmetall oder Elfenbein werden mittels 3D-Scanning abgenommen. Die digitalen Daten werden nach Abschluss der Faksimilierung der Bibliothek zur Verfügung gestellt, die damit entweder die hauseigene Fotostelle entlastet, ihre Bestände auf ihrer Homepage präsentieren oder in Ausstellungen interaktiv erfahrbar machen kann. Wozu braucht es dann noch das aufwendige Prozedere von Andruck, Originalvergleich, LithoKorrektur, erneutem Andruck bis schließlich die Druckfreigabe für die Auflage erteilt werden kann? Ein Blick auf die Zielgruppe kann vielleicht am

besten Aufschluss darüber geben, warum man im Faksimilebereich das Virtuelle nicht gegen das Haptische ausspielen sollte. Seit den 80er Jahren hat sich das Verhältnis von institutionellen zu privaten Käufern von Faksimile-Editionen radikal umgekehrt. Selbst international renommierte Bibliotheken wie die Bayerische Staatsbibliothek leiden unter so dramatischen Einbußen, dass der Ankauf von Faksimile-Editionen nur noch in seltenen Fällen in Frage kommt. Heute machen Bibliotheken nur noch 5 % bis höchstens 10 % des Kundenstamms aus, der Rest sind Privatpersonen: Sammler, Wissenschaftler, Bibliophile, an mittelalterlicher Kunst Interessierte. Dem bibliophilen Buch als Sammlerstück, seien es nun Faksimile-Editionen oder Handpressendrucke, wird das E-Book nichts anhaben, weil beide Buchformen völlig unterschiedliche, sich nicht konkurrierende Bedürfnisse befriedigen. Wer Faksimile-Editionen kauft, sucht das sinnliche Erlebnis »Buch«: einen Ledereinband oder bestickten Samt in der Hand spüren, die Faszination strahlenden Goldes in Bild und Schrift, das Blättern können wie vor Jahrhunderten der ursprüngliche (fürstliche oder vermögende) Besitzer der Handschrift. Dass hingegen zukünftig der das Faksimile begleitende Kommentarband eine elektronische Zweitverwertung erfährt, vielleicht zum Download angeboten oder durch Apps ergänzt wird, ist durchaus denkbar und kein Widerspruch, vielmehr ein möglicher Zusatznutzen. Autorin Clarissa Rothacker (40) war zehn Jahre in der Redaktion des Faksimile Verlags Luzern, ehe sie 2009 zusammen mit drei ehemaligen Kollegen den Quaternio Verlag Luzern gegründet hat. Bilder Quaternio Verlag Luzern Link www.quaternio.ch

3 Seite für Seite werden die Faksimileblätter mit dem Original verglichen, um auch kleinste Farbabweichungen zu korrigieren.

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Impressum

Danksagung

Mit viel Herzblut haben wir nun in gleicher Weise die 17. Streifband-Ausgabe ins Leben gerufen. Aber auch diese zweite Hälfte wurde keinesfalls im Alleingang bestritten. Ein großes Dankeschön geht an all diejenigen, die uns bis hierher begleitet haben und uns zur Seite standen.

260 g / m2 Brillanca von Büttenpapierfabrik Gmund

Streifband ist ein Projekt des Studiengangs Buch- und

GmbH & Co. KG, Gmund am Tegernsee

Medienproduktion der Fakultät Medien an der HTWK

Schriften Agilita®, Agilita® Thin Dot (Jürgen Weltin)

Leipzig.

Auf­lage 3500 Exemplare

»Was lange währt, wird endlich gut.«

Druck Roger Troks, Hausdruckerei HTWK Leipzig Weiterverarbeitung Drahtrück­stich­heftung von Messedruck Leipzig GmbH Papier Inhalt: 115 g / m2 Drive Silk (FSC-zertifiziert) von Deutsche Papier Vertriebs GmbH, Krostitz | Umschlag:

Erscheinungsweise halbjährlich jeweils zur Leipziger und Frankfurter Buch­messe Anmerkung Für Beiträge ist ausschließlich der Autor

Herausgeber Hochschule für Technik, Wirtschaft und

ver­antwortlich. Geäußerte Meinungen spiegeln nicht

Kultur Leipzig | Studien­gang Buch- und Medienproduktion

unbedingt die Meinung der Redaktion wider.

| Gutenbergplatz 2 - 4, 04103 Leipzig | Telefon und Fax 0341 - 21 70 450 | E-Mail streifband@gmx.de |

Unser Dank geht an alle Autorinnen und Autoren, dem

www.streifband.de

Sponsor unserer Sonderdruckfarbe HKS 15 K – Sun

Projektleiterin Christina Klenke

Chemical, dem Sponsor der Druckplatten – Kodak, dem

Redaktion Sarah Mackowiak, Florian Theilig, Christina Klenke

Sponsor der Weiterverarbeitung – Messedruck Leipzig

Layout/Satz Julia Stechemesser, Maria Niemann, Iris

GmbH sowie allen, die uns technisch und inhaltlich

Kochinka

unterstützt haben, insbesondere Prof. Dr. Thomas Heß,

Bild Franziska Creutzburg

Dipl.-Ing. André Göhlich, Dipl.-Ing. Martin Kraetke,

Anzeigen Florian Theilig

Dipl.-Ing. Dietmar Kropf, Dipl.-Ing. Thomas Schulze,

​Herstellung Iris Kochinka

Roger Troks.

Sponsoring Elisabeth Sturm Vertrieb Elisabeth Sturm Redesign Franziska Creutzburg Cover Iris Kochinka, Maria Niemann

GRATIS STREIFBAND-ABO Ja, ich möchte zukünftig ein kostenloses Abonnement der Zeitschrift Streifband beziehen. Bitte schicken Sie mir ...... Exemplar(e) der nächsten Ausgabe zu. Name / Firma Straße, PLZ, Ort E-Mail Unterschrift Ausgefüllten Coupon an: Redaktion Streifband, HTWK Leipzig, Fakultät Medien, Gutenbergplatz 2 – 4, 04103 Leipzig oder streifband@gmx.de

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Seitenweise Praxiswissen Fachbücher für die Medienbranche

Visuelle Mediengestaltung 5. Auflage, mit CD-ROM Susanne P. Radtke, Patricia Pisani, Walburga Wolters 320 Seiten, Festeinband € (D) 39,95 ISBN 978-3-589-23729-6

Standardwerk für Ausbildung und Studium sowie Nachschlagewerk für Berufspraktiker. Es vermittelt visuelle Kompetenz und die dafür notwendigen Grundlagen. Auf CD-ROM: kommentierte Gestaltungsübungen mit vielen Beispielen.

Erscheint im April

Kursbaustein Werbetext und Kommunikation Dominik Pietzcker ca. 128 Seiten, kartoniert € (D) 12,95 ISBN 978-3-589-23927-6

Vom Text über das Konzept bis zur Kampagne – Grundlagen zur Kommunikation unter werblichen Gesichtspunkten.

Erscheint im Mai

Stoffentwicklung in der Medienbranche Annette Koschmieder ca. 160 Seiten, kartoniert € (D) 16,95 ISBN 978-3-589-23912-2

Von Idee über Storyboard und Drehbuch bis Pitch (Wettbewerbspräsentation) – hier alles zum Ablauf einer Medienentwicklung mit vielen Fallbeispielen. Berücksichtigt Film, Spiel, interaktive Medien, Mobile Werbung.

Erscheint im April

Digitale Bildkompetenz und Kommunikation Erol Gurian ca. 192 Seiten, kartoniert € (D) 19,95 ISBN 978-3-589-23919-1

Grundlagen der Bildgestaltung und Bildbearbeitung mit konkreten Anwendungshinweisen und zahlreichen Expertentipps.

Alle Titel im Buchhandel erhältlich. Weitere Infos unter www.cornelsen.de/berufskompetenz | Cornelsen Verlag | 14328 Berlin

Für m Studiu is! ax und Pr Erscheint im August

Angewandte Werbepsychologie in Marketing und Kommunikation Peter Fischer und Daniela Wiessner ca. 192 Seiten, kartoniert € (D) 18,95 ISBN 978-3-589-23922-1

Wie wirkt Werbung auf welche Kunden? Werbepsychologie im Anwendungskontext: Lehrbuch und Praxisleitfaden zugleich.

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Schnettler/Wendt Kommunikationspolitik für Werbe- und Kommunikationsberufe

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19,95

Schnettler/Wendt 34 Fallbeispiele Werbung und Kommunikation

23822-4

18,95

Wolters Wirkungsvoll schreiben für digitale Medien

23718-0

12,95

Titel


A4 / KUVERTS / GROSSBOGEN / MUSTER / GMUND.COM


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