German - Museum guide

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Hexerei und Magie in Island

Eine ungewöhnliche Museum in der Region Strandir

Strandagaldur ses - 2008 Galdrasýning á Ströndum - galdrasyning@holmavik.is - www.galdrasyning.is



1.

Zu Beginn des 17. Jhs. ging in Island die Zeit der Reformation zu Ende. Danach begann eine Epoche, der die Historiker bis kurzem wenig Beachtung geschenkt haben. Etwa ein Jahrhundert lang beherrschten Ahndungen für Zauberkünste und Hexerei die Gerichtsversammlungen, und es wurde allgemein geglaubt, dass der Teufel selbst sich auf der Erde herumtreibe und sich aktiv in das Leben der Menschen einmische. Viele der geistlichen und weltlichen Oberhäupter, von denen in erster Linie die Verfolgung ausging, hatten in Dänemark und Norddeutschland studiert und waren in ihrer Gesinnung völlig abgekehrt von dem alten Volksglauben, den sich das einfache Volk beim Überlebenskampf in dieser rauhen und in vielerlei Hinsicht primitiven Umwelt zu Hilfe nahm. Seit den Verfolgungen und Verbrennungen für Hexerei wurde die Region Strandir im Volksmund als die Heimat der List bezeichnet, und wir hoffen, dass Sie an diesem Museum über das einzigartige Erbe des Volksglaubens, der Volksbräuche und der Geschichte des 17. Jhs. Ihre Freude haben werden. Dieses ist das erste von vier geplanten Museen, die zur Zeit in Strandir entstehen. Drei weitere Museen sollen innerhalb der nächsten Jahre in verschiedenen Teilen der Region Strandir eingerichtet werden.

2.

Das Wappen für den Bezirk Strandir zeigt das magische Symbol Ægishjálmur (Ægirs Helm). Dieses Zauberzeichen wird schon in der Edda-Liedern erwähnt und findet sich in verschiedenen Formen in alten Zauberbüchern. “Ritze den Ægishjálmur in ein Stück Blei und presse ihn auf deine Stirne zwischen die Augenbrauen. Das wird dir den Sieg über jegliche Widersacher bringen. Auch ist dieses Zeichen ein sicherer Schutz gegen den Zorn der Obrigkeit.”


3.

Seit jeher haben Menschen erstrebt, sich unsichtbar zu machen, und es existieren Berichte über Leute, denen dies sogar gelang. Manche benutzten einen Zauberstein, der aus dem Ei eines Raben gemacht war. Andere ritzten das magische Symbol Hulinhjálmur in ein Stück surtarbrandur (Braunkohle; das isländische Wort bedeutet “Fackel des Feuergottes Surtur”). Die Herstellung der Tinte war dabei der komplizierteste Schritt: “Sammle drei Tropfen Blut vom Zeigefinger deiner linken Hand, drei vom Ringfinger deiner rechten Hand, zwei von deiner rechten Brustwarze und einen von deiner linken. Mische das Blut mit sechs Blutstropfen vom Herz eines lebenden Raben und koche alles mit dem Gehirn des Raben und Stücken eines menschlichen Magens. Ritze das Zeichen auf die Braunkohle mit magnetischem Stahl, der dreimal in menschlichem Blut gehärtet wurde.”

4.

Island stand immer in loser Verbindung mit der europäischen Geschichte. Prozesse gegen Hexerei und Magie fanden fast ausschließlich im 17. Jh. statt und erreichten ihren Höhepunkt zwischen 1654 und 1680. Die verzeichneten Fälle sind mit einem roten Punkt markiert und Fälle, die auf dem Scheiterhaufen endeten, mit einem Feuer. Auf der linken Seite werden einige Ereignisse aus der europäischen Geschichte gezeigt, auf der rechten Seite isländische Ereignisse.


5.

Ein Blick auf die Karte Islands zeigt, daß die meisten Fälle, die mit Hexerei zu tun hatten, in den Westfjorden verzeichnet sind. Das ist besonders interessant in Verbindung mit der Ahnentafel im oberen Stockwerk.

6.

In früheren Zeiten konzentrierte sich isländischer Reichtum auf Grundbesitz, und in den Westfjord-en besaß eine einzige Adelsfamilie fast das gesamte Land. Das gemeine Volk hatte fast gar keine Chance, zu Reichtum zu gelangen, es sei denn, mit Hilfe von übernatürlichen Mitteln. Die Hexerbücher nennen dafür viele verschiedene Techniken, u.a. den Fang des Borstenwurmes “Seemaus” (Aphrodita aculeata).

“Ritze das Zeichen Hringhjálmur (Ringhelm) auf die Haut eines schwarzen Katers mit dem Monatsblut einer Jungfrau. Fange einen Borstenwurm aus dem Meer mit Hilfe eines Netzes, das aus den Haaren der Jungfrau gefertigt ist, und bewahre ihn auf den Haaren in einer hölzernen Kiste auf. Das Zeichen Hringhjálmur muss über den Wurm gelegt werden, um zu verhindern, dass er entkommt. Legt man eine gestohlene Münze in die Kiste, wird der Borstenwurm Geld aus dem Meer ziehen. Falls der Wurm aber entkommt, wird er ins Meer tauchen und einen Sturm verursachen, der besonders gefährlich und zerstörerisch sein und viele Menschenleben fordern wird.”


77..

Viele Menschen wurden für Heilungsversuche vor Gericht gebracht. Es existiert ein Manuskript auf Pergament aus dem 17. Jh., das zu diesem Zweck verwendet wurde. Auf ihm stehen verschiedene Bittgebete auf isländisch und lateinisch, einige mit christlichem Hintergrund, andere ohne. Der Hautstreifen wurde um das kranke Körperteil des Patienten gelegt.

8.

Eine der schwierigsten Künste, die in isländischen Zauberbüchern und Volkssagen erwähnt werden, ist zweiffellos die nábrók (wörtlich: Leichenhose). Dies ist ein weiteres Verfahren, mit Hilfe übernatürlicher Kräfte Reichtum anzuhäufen. Zunächst muss der Zauberer mit einem noch lebenden Menschen einen Pakt schliessen und die Erlaubnis bekommen, noch dessen Tod den Leichnam auszugraben und ihn von der Taille an abwärts zu häuten. Die Haut muss völlig intakt sein und darf keine Löcher oder Risse enthalten. Der Zauberer steigt in die Haut, die sofort eins mit seiner eigenen wird, und stiehlt sodann eine Münze von einer alten Witwe, entweder an Weihnachten, Ostern oder Pfingsten, und bewahrt sie im Hodensack auf. Die Münze wird dann Geld von lebenden Personen einziehen, und der Hodensack wird niemals leer sein, wenn der Zauberer nachsieht. Allerdings ist sein Seelenheil gefährdet, falls er sich nicht der Leichenhose entledigt, bevor er stirbt, denn dann wird er direkt nach seinem Tod von Läusen befallen werden. Der Zauberer muss deshalb jemanden finden, der bereit ist, sein Bein in das rechte Hosenbein zu stecken, bevor er selbst aus dem linken Hosenbein fährt. Die Leichenhose wird so weiterhin Generationen von Besitzern Geld einbringen.


Die n谩br贸k


9.

Methoden, um Stürme herauf-zubeschwören, sind in isländischen Zauberbüchern weit verbreitet; und Geschichten über jene, die solches taten, gibt es viele in der isländischen Folklore. Plötzliche schwere Stürme waren besonders gefährlich für die Fischer auf See in ihren kleinen Booten und einige Männer wurden Anfang des 18. Jahrhunderts verfolgt, da man dachte, sie hätten versucht, solche Stürme heraufzubeschwören. Diese Magie beinhaltet laut Zauberbücher gewöhnlich den Kopf eines Leng (lat. Molva molva), eines schmackhaften, aber bösartig aussehenden Fisches. Der Zauber wird wie folgt beschrieben: “Nimm den Kopf eines Leng und ritze darauf das magische Symbol Vindgapi, dann trage mit der Feder eines Raben Blut deines rechten Fußes auf das magische Zeichen auf. Spieße den Kopf auf einen Pfahl und richte ihn auf, wo das Land auf die See trifft. Drehe das Maul in jene Richtung, aus der der Wind wehen soll und je höher das Maul zeigt, desto stärker wird der gerufene Sturm sein.” Gegen 1800 wurde ein Mann aus der Region Strandir verbannt, nachdem zwei Boote in einem schweren Sturm verloren gingen. Unter den an der Küste angeschwemmten Trümmern war auch der Kopf eines Leng mit einem magischen Symbol darauf, sowie ein Stück Holz, in das einige Runen geritzt waren. Dies wurde als Tat eines Mannes namens Hermann angesehen, der ohne Verhandlung der Gegend verwiesen wurde.


10.

Die traditionelle Ansicht, dass die Leute von Strandir listiger seien als andere Isländer, spiegelt sich in diesem Vers aus einem der benachbarten Bezirke wider: Auf den Kopf fiel der Held, seine Glieder schmerzten. Unklug ist´s zu ringen mit den Zauberern von Strandir.

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Der erste Mann, der in Island wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, war Jón Rögnvaldsson aus dem Svarf-aðardalur in Nordisland. Er wurde angeklagt, einen Toten aus dem Grab erweckt und zu seinem Feind geschickt zu haben, damit er diesem Unheil bringe. Dieser Mann schwor, dass Jón die Ursache all seines Unglückes sei, und als man einige Papiere mit Runen und magischen Zeichen in Jóns Bett fand, hielt man seine Schuld für erwiesen. Der Amtmann im Eyjafjord war ein junger Mann, der gerade vom Studium in Kopenhagen und Hamburg zurückgekehrt war. Er verwendete keine Zeit auf weitere Prozesse und ließ Jón sofort verbrennen. Der Fall war nie vor die Gerichtsversammlung in Þingvellir gekommen. In den isländischen Volkssagen finden sich zahlreiche Geschichten über das Auferwecken von Toten. Die Leute von Strandir scheinen überragend darin gewesen zu sein, mit Geistern umzugehen und hatten auch das Wissen, Tote aufzuerwecken. Einer der berühmtesten Zauberer in Strandir im 18. Jh. führte sogar seinem Amtmann vor, wie das gemacht wurde. Vielleicht benutzte er die folgende Formel – auch andere Zeichen und andere Verfahren sind zum selbem Zweck bekannt:


“Dieses Zeichen sollst du in Eiche ritzen und dann mit Blut färben. Das Blut muss vom großen Zeh deines rechten Fußes und vom Daumen deiner linken Hand stammen. Lege das Zeichen auf das Grab und gehe dann dreimal im und dreimal gegen den Uhrzeigersinn um die Kirche herum. Drei Ladungen Erde werden dann von dem Grab sprühen, und bei der letzten muss der Zauberer bereit sein, den Toten zu empfangen. Packe den Geist beim Nacken und drücke solange zu, bis er um Gnade bittet. Erst dann sollte der Geist unter Kontrolle für seine Aufgaben vorbereitet werden. Wenn es große und viele Aufgaben sind, werden mehr Vorbereitungen und mehr als ein Zauberer benötigt.”

12.

Der Hexenbesen war in Island nicht bekannt, ebensowenig Geschichten über den Hexensabbath. Eine zukünftige Abteilung des Museums wird den Einfluss der Hexenverfolgung in Europa auf Ereignisse in der Geschichte Islands behandeln.


13.

Erstaunlich ist, wie wenig isländische Frauen in die Hexerei und in die Verfolgungen im 17. Jh. involviert waren. Es muss angenommen werden, dass Zauberkunst und Hexerei Männerberufe waren. Einen tilberi oder snakkur herzustellen und zu benutzen, war eine der sehr wenigen magischen Praktiken, die ausschließlich von Frauen angewendet wurden.

Um einen tilberi zu bekommen, muss die Frau in den frühen Morgenstunden des Pfingstsonntages eine menschliche Rippe vom Friedhof stehlen, sie in graue Wolle einwickeln und zwischen ihren Brüsten aufbewahren. Die nächsten drei Male, wenn sie das Heilige Abendmahl empfängt, muss sie den Messwein auf das Bündel spucken. Die dritte Ladung des heiligen Weines wird den tilberi zum Leben erwecken. Wenn der tilberi grösser wird und die “Mutter” ihn nicht länger in ihrem Busen verstecken kann, muss sie ein Stück Haut von der Innenseite ihres Oberschenkels losschneiden und eine Zitze formen, an die sich der tilberi hängt und Nahrung aus ihren Körperflüssigkeiten saugt.


Das Wesen bewegt sich sehr schnell über die Felder und stiehlt Milch von Schafen und Kühen und erbricht sie in das Butterfass der “Mutter”. Butter aus dieser Milch erkennt man daran, dass sie in kleine Stücke zerfällt, sobald man das Zauberzeichen smjörhnútur (Butterknoten) einritzt. Ein Mann aus Strandir, der kurz vor 1900 geboren wurde, behauptete, solche Überreste oben in den Bergen gesehen zu haben. Wenn die “Mutter” älter wird, wird der tilberi eine zu grosse Last für sie, und sie kann nicht länger sein Saugen an der Oberschenkel-Zitze ertragen. Dann muss sie ihm befehlen, den gesamten Lämmermist von drei Bezirken aufzusammeln. Das wird den tilberi vor Erschöpfung bersten lassen, denn er hat keine Selbstbeherrschung und ist in stetiger Hast, zu seiner Zitze zurückzukehren. Die andere Möglichkeit, ihn auszumerzen, besteht darin, mit einem Silberknopf, in den der Butterknoten geritzt ist, auf ihn zu schießen. Eine Quelle erwähnt die Hinrichtung für das Tragen eines tilberi im späten 16. Jh., und 1635 ging in Südwestisland das Gerücht um, eine Frau trage einen tilberi, den sie von ihrer Mutter geerbt habe. Wegen des Gerüchtes wollten die ansässigen Geistlichen die beiden Frauen nicht am Abendmahl teilnehmen lassen. Als die Amtmänner und Bischöfe der Sache nachgingen, kamen sie jedoch zu dem Schluss, dass es für das Gerücht keinerlei Beweise gäbe.

14.

In Zauberbüchern und Volkssagen gibt es viele Abschnitte darüber, wie man mit Dieben umgehen soll und wie man herausfinden kann, von wem man bestohlen wurde. Während des Höhepunktes der Verfolgungen im 17. Jh. gaben etliche Personen zu, zu diesem Zweck Zaubersprüche verwendet zu haben. Eine Möglichkeit, einen Dieb auszumachen, besteht darin, mit einem Basalt-Splitter in den Boden eines Waschzubers ein Zauberzeichen zu ritzen. Sodann streut man Asche von verbrannter Erde in die Ritzen und füllt den Zuber mit Wasser. Diese Technik war in Strandir auch im späten 19. Jh. noch bekannt, wie ein zeitgenössischens Dokument bezeugt. Der Thorshammer war ein noch mächtigeres Zeichen gegen Diebe, denn die korrekte Anwendung garantierte, dass man die gestohlenen Dinge zurückbekam. “Der Thorshammer muss aus dem Kupfer einer Kirchenglocke gemacht werden, das dreimal gestohlen wurde. Härte den Hammer in menschlichem Blut während der


Messe am Pfingssonntag. Dann mache eine scharfe Spitze aus demselben Material und schlage sie in den Hammer, dabei müssen folgende Worte rezitiert werden: “Stich in das Auge von Vígfaðir, stich in das Auge von Valfaðir (das sind beides Namen für Odin), stich in das Auge des mächtigen Thor.” Das wird einen furchtbaren Schmerz im Auge des Diebes verursachen. Falls er die gestohlenen Dinge nicht zurückbringt, wiederhole den Prozess, und der Dieb wird ein Auge verlieren. Ist ein dritter Versuch notwendig, wird er sein zweites Auge verlieren.”

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Über die Anzahl der Isländer, die im 17. Jh. für Hexerei verbrannt wurden, wird noch diskutiert. Diese 21 Menschen fanden zweiffellos den Tod auf dem Scheiterhaufen, wobei auffällt, dass nur eine Frau unter ihnen ist (Nr. 18). Die Liste zeigt das Jahr der Hinrichtung, wo die Leute verbrannt wurden und wofür. Beachten Sie, dass abgesehen von der ersten Verbrennung 1625 die Flut der Hinrichtungen auf dem Scheiterhaufen mit drei Männern in Trékyllisvík, der nördlichsten Gemeinde Strandirs, beginnt. Die meisten Leute auf der Liste bekannten sich zu irgendwelchen Straftaten; Besitz und/oder Gebrauch von magischen Runen und Symbolen kamen am häufigsten vor. Andere waren niemals geständig und endeten dennoch auf dem Scheiterhaufen.


Verbrannt in Þingvellir nach einer Gerichtsverhandlung im Landkreis Ísafjarðarsýsla.


der die Tochter von Pรกll und Helga in Selรกrdalur litt.


16.

Þorbjörn Sveinsson wurde 1672 für Diebstahl ausgepeitscht und gebrandmarkt. Fünf Jahre später begann ein neuer Amtmann seinen Dienst im Bezirk Mýrarsýsla in Westisland. Dieser Amtmann hatte während seines Studiums an der Kirchenschule in Skálholt einen Priester der Hexerei angeklagt, wobei der Hintergrund der ganzen Sache Rivalität um eine Frau gewesen war. Im Frühjahr 1677 durchsuchte derselbe Amtmann Þorbjörn und fand bei ihm ein Säckchen, das drei kleine Zauberbücher und Hautstreifen mit seltsamen Schriftzeichen und Bildern enthielt. In einem der Zauberbücher fand sich ein Stück Tau mit magischen Symbolen. Weitere Objekte derselben Art fand man in Þorbjörns Bett, und somit war sein Schicksal besiegelt. Das Beweismaterial wurde vor die Gerichtsversammlung in Þingvellir gebracht, wo Þorbjörn wiederholt gestand, dass er versucht habe, herauszufinden, wer ihn bestohlen hatte, und außerdem einen Zauberspruch benutzt habe, um ein Schaf zu zähmen. Dafür wurde Þorbjörn am 4. Juli 1677 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

17.

Hexerei und Magie waren als Straftaten definiert, und im Ortsgericht berief der Amtmann 12 Leute in die Gerichtsversammlung. Gewöhnlich hatte der Angeklagte die Möglichkeit, freigesprochen zu werden, indem er 12 Leute gehobenen Standes dazu brachte, auf seine Unschuld zu schwören. Gelang ihm das nicht, galt seine Schuld als erwiesen. In einem derartigen Rechtssystem hatten unbeliebte Leute mit schlechtem Ruf kaum eine Chance auf Freispruch. Die häufigste Strafe für die Beschäftigung mit Okkultem war die Auspeitschung, und in einigen Beispielen wurden Leute “nur für den Fall, dass” gepeitscht, ohne dass irgendwelche Beweise gegen sie vorgelegen hätten. Aller Wahrscheinlichkeit nach verwendete man in Island Weiden- oder Birkenruten. Manche der Verurteilten wurden so schw-


er gepeitscht, daß sie es nur knapp überlebten, oft zweimal, zuerst auf dem Allthing, und dann später in ihrer eigenen Gemeinde noch einmal. Jón Pálsson aus Kaldradanes nördlich von Hólmavík wurde ausgepeitscht, weil er ein Zauberbuch von neun Seiten Umfang besaß. Während die Rute auf seinen Rücken niederfuhr, wurden die illegalen Schriften vor seinen Augen verbrannt, um weiteren Zauberversuchen vorzubeugen. Gegen des 17. Jhs. hatten die Angeklagten die Möglichkeit, der Auspeitschung zu entgehen, indem sie eine Geldbuße zahlten.

18.

Der schwerste Urteilsspruch, den man für eine Straftat bekommen konnte, der Tod auf dem Scheiterhaufen, wurde 21 mal verhängt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden diese Menschen, 20 Männer und eine Frau, bei lebendigem Leibe verbrannt. Dreimal wird in den Quellen erwähnt, dass Angeklagte versuchten, dem Feuer zu entkommen, weil die Fesseln schon durchgebrannt waren, bevor sie das Bewusstsein verloren. Einer von ihnen schrie immer wieder durch die Flammen: “Seht meine Unschuld!” Eine Quelle aus dem 18. Jahrhundert besagt, dass 20 Pferdelasten Buschwerk notwendig gewesen seien, um eine Person in Þingvellir zu verbrennen. Ein Geistlicher in den Westfjorden, der 1656 einen Vater mit seinem Sohn verbrennen ließ, schreibt, dass alles Feuerholz aus dem Heim der Verurteilten stammte. Bei den drei Hinrichtungen in Trékyllisvík im Jahre 1654 wurde vermutlich Treibholz benutzt.

19.

Die Urteilssprüche wurden von einem Scharfrichter vollstreckt, dessen Aufgabe es war, die Verurteilten auszupeitschen, zu hängen, zu köpfen oder zu verbrennen. Am Ortsgericht war es Sache des Amtmannes, für diese Arbeit den passenden Mann zu finden, aber ziemlich bald wurde es Brauch, leichter Straffällige die Hinrichtung durchführen


zu lassen, als Ersatz für deren eigene Strafe. In Island scheinen ausschließlich Männer diese Arbeit gemacht zu haben, und aus den Quellen ergibt sich deutlich, dass nicht alle für diese Aufgabe geschaffen waren. Die Chroniken beschreiben die Enthauptung von Rittmeister Jón Jónsson folgendermaßen: Mehr als dreißig Schläge waren nötig, bevor sein Kopf rollte, weil die Klinge der Axt immer stumpfer wurde, so als ob sie auf Stein schlüge. Die Scharfrichter mussten vor jeder Hinrichtung einen heiligen Eid schwören.

20.

Ahnenforschung ist in Island stets eine beliebte Wissenschaft gewesen. Die Namen der Personen, die im 17. Jh. in Fälle von Hexerei verwickelt waren, teilen sich in zwei Kategorien: Auf der einen Seite die weltlichen und geistlichen Oberhäupter, über die Genaueres überliefert ist, und auf der anderen Seite Personen der Unterschicht, die nur namentlich in den Quellen auftauchen. Die Genealogie der Erstgenannten ist seit langem bekannt, und die meisten Isländer heutzutage können entfernte Verwandtschaft zu diesen Personen nachweisen. Einige Amtmänner, deren Gerichtsprotokolle die wichtigsten Quellen dieser Epoche darstellen, schrieben auch Chroniken, die von denselben Ereignissen berichten. Diese Ahnentafel soll zeigen, dass die meisten derer, die sich im 17. Jh. bei Gerichtssachen hervortaten, derselben Adelsfamilie angehörten. Das trifft vor allem auf die Westfjorde zu, wo Magnús Jónsson der Höfliche im späten 16. Jh. Amtmann wurde. Er hatte sechs Söhne und sechs Töchter, und die Mehrheit seiner männlichen Nachkommenschaft diente als Amtmänner im 17. Jh.. Seine Töchter heirateten Amtmänner entweder in den Westfjorden oder in anderen Teilen Islands. Die Ahnentafel umfasst die Mehrzahl derer, die über Fälle von Hexerei richteten, einige Kläger und die meisten derer, die Schriften gegen Hexerei und Magie verfassten. Die Symbole neben den Namen zeigen, wie die Personen mit der Verfolgung der Hexerei in Island in


Verbindung standen: Die orangene Faust bedeutet, dass die Person in einem Fall von Hexerei Amtmann und Richter war, oder gleichrangige Stellung innehatte. Der blaue Zeigefinger weist darauf hin, dass die Person in einer Sache mit Hexerei Kläger war. Der rote Ægishjálmur zeigt, dass die Person der Hexerei angeklagt wurde. Der grüne Ægishjálmur bedeutet, dass die Person den Quellen nach gerüchteweise okkultes Wissen besaß. Das graue Dreieck zeigt an, dass die Person in die Familie einheiratete. Ihr Name kann zweimal auf der Tafel erscheinen. Es ist interessant, dass fast alle männlichen Angehörigen der Familie vor 1600 praktizierende Zauberer gewesen sein sollen, und dass die Linie bis zu Egill Skalla-Grímsson zurückführt, einem isländischen Saga-Helden, der u.a. Magie gegen seinen Feind, den König von Norwegen, verwendete. Weiterhin auffällig ist, dass viele, die in Island im Kampf gegen die Hexerei hervortraten, in Dänemark und Norddeutschland studiert hatten, bevor sie sich in Island den Verfolgungen widmeten.

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Jón Guðmundsson wurde 1574 im nördlichen Teil von Strandir geboren. Er war der Sohn eines gewöhnlichen Bauern, Autodidakt und bekannt für seine Kritik an zeitgenössischen Ereignissen, ein vielseitiger Mann, der alte Manuskripte und Bücher studierte, Künstler und Maler, angesehen für seine Schnitzereien aus Walzähnen, und zutiefst im alten Volksglauben verhaftet. Wenige seiner Zeitgenossen verfassten soviel und über so unterschiedliche Themen wie er. Seine Spezialität waren Natur und Heilpflanzen, und erwiesenermaßen war er bis zu einem gewissen Grade praktizierender Heiler. Jón wuchs im Ófeigsfjord auf und verbrachte seine Jugend zum Teil dort, zum Teil in der Gegend von Hólmavík, wo er im Jahr 1600 heiratete. Unter den Geschichten, die


er über die Region erzählt, findet sich eine über einen Jungen namens Árni, der zu einer Schäre hinausschwamm, um Eier zu sammeln. Die Schäre ist heute Teil des Hafens von Hólmavík. Auf dem Weg wurde Árni von einem Seehund angegriffen und schwamm noch auf einen Strand, bevor er dort starb. Das Gebäude, in dem Sie sich im Augenblick befinden, steht exakt an dieser Stelle. Jón wurde berühmt, als es ihm gelang, Geister zu verjagen, die die Farm Snjáfjöll fast unbewohnbar gemacht hatten. Zu diesem Zweck verfasste er gegen die Geister lange Gedichte, die heute noch existieren und zu den eindrucksvollsten ihrer Art in der isländischen Literatur gehören. Das machte ihn beliebt beim gemeinen Volk. Als er jedoch den mächtigen Amtmann Ari von Ögur für den Totschlag an baskischen Walfängern kritisierte, die in einem Sturm im Jahr 1615 ihre Schiffe verloren hatten, wurde er aus den Westfjorden verbannt. Jón zog nach Snæfellsnes, aber schließlich schrieb ein dort ansässiger Geistlicher eine Schrift gegen Jón und seine Lehren der Medizin, und später wurde Jón der Hexerei angeklagt. Sein Fall kam vor das Parlament in Þingvellir, wo man ihn für schuldig erklärte. Das Urteil lautete auf Verbannung außer Landes; Jón segelte daraufhin nach Kopenhagen und erlangte einen Schutzbrief vom König. Sein Fall wurde noch einmal aufgenommen und endete mit dem gleichen Ergebnis, aber eine Anzahl einflußreicher Leute, darunter der Bischof und Gelehrte Brynjólfur Sveinsson, sorgten dafür, dass er seinen Lebensabend friedlich in Ostisland verbringen durfte. Die Liste der Schriften, die von Jón bekannt sind, zeigt, wie vielseitig seine Interessen waren. Abgesehen von den schon erwähnten Beschwörungsgedichten und seinen medizinischen Büchern schrieb er eine Chronik über die Geschichte Grönlands, seine eigene Version über den Totschlag an den baskischen Walfängern, Erläuterungen zur


Snorra-Edda und eine illustrierte naturhistorische Abhandlung mit Zeichnungen von verschiedenen Walarten. Die Abbildung des Friedhofes ist eine Miniatur aus einem Buch, das er als etwa Zwanzigjähriger kopierte.

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Páll Björnsson (1621-1706), Pfarrer im Selárdalur im Arnarfjord, galt als einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit. Er verfasste berühmte Predigten, eine Abhandlung über Navigation, schrieb außerdem fließend Griechisch und Latein und korrespondierte mit Gelehrten in Europa. 1674 verfasste er eine Abhandlung über Magie mit dem Titel Charakter bestiae, in der er sich stark auf den Malleus malleficarum bezog. Isländer konnten von nun an die Teufelslehre der europäischen Kirche studieren und sich mit den Vorstellungen über Hexerei vertraut machen, die sehr wenig mit isländischer Zauberkunst gemeinsam hatte. Pálls Halbbruder wurde später Amtmann im Bezirk Barðastrandarsýsla und war bekannt dafür, Fälle von Hexerei mit mehr Vehemenz zu verfolgen als seine Zeitgenossen. Im Jahre 1669 bekam Pálls Ehefrau Helga eine seltsame Krankheit und war sechs Monate lang bettlägerig, während zur selben Zeit ein Geist im Haus sein Unwesen trieb. Helga entschied, dass die Ursache all dessen ein junger Mann namens Jón Leifsson gewesen sei, dem sie die Hand einer ihrer Töchter verweigert hatte. Er wurde sofort vom Amtmann festgenommen, und nachdem er zugegeben hatte, okkultes Wissen zu besitzen, und einen Mann namens Erlendur aus Strandir als seinen Lehrer angegeben hatte, wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Danach schrieb Páll an die Obrigkeit und behauptete, Erlendur sei des Teufels Mantel und die Quelle allen Übels in der gesamten Gemeinde. Pálls Worte wurden natürlich ernst genommen, und so fand auch Erlendur noch im gleichen Jahr den Tod auf dem Scheiterhaufen. Fünf Jahre später erkrankte Helga von neuem, und mit ihr zwei ihrer Söhne. Daraufhin verbrannte man zwei Männer. Der eine von beiden wurde allgemein als unschuldig betrachtetet, aber Helgas Schwager, der Amtmann, setzte das Urteil bei der Gerichtsversammlung in Þingvellir durch . Als Helga im Jahr 1678 noch einmal krank wurde, endeten zwei weitere Menschen auf dem Scheiterhaufen, darunter die einzige Frau, die in Island diesen Tod starb. 1683 wurde noch ein weiterer Mann, Sveinn Árnason, verbrannt, nachdem er von


derselben Familie angeklagt worden war. Zu dieser Zeit war Helgas und Pálls Tochter erkrankt; zeitgenössische Quellen beschreiben sie als nervös und extrem trunksüchtig. Dies sollte die letzte Hinrichtung wegen Hexerei in Island gewesen sein.

23.

Ein Fall, der damit endete, dass 1656 Vater und Sohn auf demselben Scheiterhaufen verbrannt wurden, ist vermutlich der bekannteste in der isländischen Geschichte. Der Pfarrer von Eyri (heute die Stadt Ísafjörður) klagte sie an, sie hätten eine seltsame Krankheit verursacht, unter der er litt. Nachdem sie viele Monate in Haft gehalten worden waren, gestanden sie, einiges Wissen über Hexerei zu besitzen. Nach deren Hinrichtung erhielt Pfarrer Jón Magnússon all ihre Habe als Schadensersatz. Das stellte den Pfarrer allerdings nicht zufrieden, und er begann, gegen die Tochter derselben Familie vorzugehen. Wie es scheint, hatten die lokalen und nationalen Obrigkeiten jedoch genug von dem hysterischen Geistlichen und erlaubten der Tochter, ihre Unschuld zu schwören. Pfarrer Jón schrieb daraufhin ein Buch, in dem er seine Sicht des gesamten Prozesses aufzeichnete. Daher ist der Fall so gut bekannt. Die Schrift ist von bedeutendem literarischen Wert und die Beschreibungen seiner Krankheit machen das Buch zu einem einzigartigen Dokument, aber als historische Quelle muss es mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Für die Krankheit, die von Pfarrer Jón beschrieben wird, haben moderne Wissenschaftler die verschiedensten Erklärungen herangezogen. Eine davon ist Unterernährung, eine andere eine spezielle Grippe, und eine dritte ist der Genuss von Getreide, das von halluzinogenen Pilzen befallen war.

24.

Im Jahr 1652 kamen Berichte über eine seltsame Krankheit in Umlauf, die die Leute in Trékyllisvík, der nördlichsten Gemeinde von Strandir, heimsuchte. Eine zeitgenössische Chronik beschreibt einen bösen Geist oder Dämon, der besonders in der Kirche während der Messe Aufregung verursachte. Während der Predigt würde er Frauen die Kehle zuschnüren und viel Aufstoßen und Blähungen verursachen. Jungfrauen


waren am empfänglichsten für diese Symptome, und manchmal mussten bis zu 12 Frauen mit Schaum vor dem Mund aus der Kirche getragen werden. Im selben Jahr begann ein neuer Amtmann, Þorleifur Kortsson, seinen Dienst in Strandir. Er war gerade von einer Schneiderlehre in Hamburg zurückgekehrt und hatte in die mächtigste Familie der Westfjorde eingeheiratet. Im Frühjahr 1654 kam er nach Trékyllisvík, um der Sache auf den Grund zu gehen und fand bald heraus, dass ein Mann namens Þórður Guðbrandsson verdächtigt wurde, die Krankheit verursacht zu haben. Im Sommer erkundigte sich Þorleifur beim Parlament in Þingvellir, wie er reagieren sollte, wenn die seltsamen Vorkommnisse in Trékyllisvík anhielten und Þórður nicht genügend Zeugen zusammenbrächte, die auf seine Unschuld schwörten. Im September ritt er zurück nach Trékyllisvík, wo Þórður schließlich zugab, den Teufel in Gestalt eines Fuchses gesehen und ihn nach Trékyllisvík geschickt zu haben. Ein anderer Mann, Egill Bjarnason, behauptete, durch Zauberkraft ein Schaf getötet zu haben, und fähig zu sein, den Teufel zu allem zu bringen, was er wünsche. Diese beiden Männer wurden am 20. September auf demselben Scheiterhaufen verbrannt. Währenddessen war ein dritter Mann als möglicher Zauberer in Verdacht geraten und wurde nun vor Gericht gebracht. Dieser gab u.a. zu, mit Hilfe magischer Runen den Anwohner vom Hof Reykjarfjörður vertrieben zu haben. Er wurde am 25. September verbrannt. Die Hinrichtungsstätte befand sich an der Küste von Trékyllisvík zwischen den Höfen Litla-Ávík und Finnbogastaðir in einer seltsam geformten Bucht mit dem Namen Kistan (Sarg). Trotz der Verbrennungen erfuhren die Leute von Trékyllisvík keine Linderung. Die nächste Person, die angeklagt wurde, war Margrét, die Tochter des bereits erwähnten Þórður. Sie floh aus der Gemeinde, wurde aber dazu verurteilt, durch einen Schwur ihre Unschuld zu bezeugen. Nach langer Verzögerung gelang ihr das schließlich im Jahre 1662, allerdins hatte sie in der Zwischenzeit von einem Geistlichen, der sie in einer anderen Gemeinde in den Westfjorden versteckt gehalten hatte, ein Kind bekommen. Margrét wurde von vielen Leuten für unschuldig gehalten, aber in späteren Volkssagen erscheint sie als Archetyp des teuflischen Weibes. Den Leuten von Trékyllisvík widerfuhren weiterhin die gleichen seltsamen Ereignisse während des gesamten Jahrhunderts.


Berichte über Störungen während der Messe finden sich in den Chroniken, bis extrem harte Winter gegen Ende des 17. Jhs. alle anderen Nachrichten in den Hintergrund drängten.

25.

Zauberbücher oder magische Symbole erscheinen in etwa einem Drittel der Fälle, die in Island vor Gericht kamen. Obwohl allein schon der Besitz solcher Schriften im 17. Jh. als Kapitalverbrechen galt, sind etliche von ihnen bis zum heutigen Tag erhalten. Andere wurden abgeschrieben und existieren in Manuskripten aus dem 19. oder auch frühen 20. Jahrhundert. Die Inhalte dieser Zauberbücher variieren. Einige der frühen Schriften weisen kaum Unterschiede zu den medizinischen Büchern des späten Mittelalters auf. Ein Großteil von ihnen ist eine Sammlung magischer Zeichen und Symbole, einige importiert, während andere gewisse Verwandtschaft zu den alten Runenalphabeten aufweisen, und viele stellen eine Anbetung der altnordischen Götter Thor, Odin und anderer dar. Bisher wurden diese alten Zauberbücher nie systematisch erforscht und kaum eines ist veröffentlicht worden. Auf dem Display sehen Sie Fotos einiger Beispiele. Die ältesten sind Manuskripte auf Pergament von ca. 1600; die jüngsten sind Abschriften, die im frühen 20. Jh. erstellt wurden.

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Klemus Bjarnason lebte in der Gegend von Hólmavík. Er wurde 1690 der Hexerei und anderer Übeltaten beschuldigt und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Vom verfügbaren Material her zu urteilen war Klemus kein besonders beliebter Mann, und die ursprüngliche Anklage betraf ein Stück Treibholz, das er angeblich gestohlen hatte. Klemus kümmerte sich nicht um die Anklage und schwor im Beisein von Zeugen, dass er sich rächen würde, falls er für schuldig befunden würde. Seine Nachbarn sahen den Beweis für seine Macht in der Tatsache, dass zwei Frauen krank wurden,


nachdem er die Drohung ausgesprochen hatte, und Klemus wurde sofort der Hexerei angeklagt. Erst nach seinem Schuldspruch rezitierte Klemus auf dem Weg nach Þingvellir vor dem Amtmann einen Zauberspruch, der verhindern sollte, dass Schafe vom Fuchs gerissen werden. Dafür wurde er zum Tode verurteilt. Sein Glück war, dass der König, während er auf sein Urteil wartete, verfügte, dass alle Kapitalverbrechen vor dem neu eingerichteten Obersten Gerichtshof in Kopenhagen zu verhandeln seien. Folglich wurde das Urteil in Verbannung außer Landes umgewandelt, und Klemus starb ein Jahr später im Gefängnis in Kopenhagen. Formeln und Zaubersprüche gegen den Polarfuchs finden sich zahlreich in Zauberbüchern und Volksbräuchen. Diese Reihe von Schriftzeichen wurde in ein Stück Eichenholz geritzt, das entweder an der Wolle im Nacken des Schafes befestigt oder unter die Schwelle des Schafstalls gelegt wurde. Erwiesenermaßen waren Füchse eine wahre Bedrohung für den Lebensunterhalt der Leute in Strandir und spielten insofern eine bedeutende Rolle bei etlichen Fällen in dieser Region. Die Karte zeigt, wie die Leute auf den Höfen rund um den Steingrímsfjord in den Fall verwickelt waren, einige saßen im Gericht, andere dienten als Zeugen. Die heutigen Einwohner haben keine Schwierigkeiten, ihre Stammbäume bis zu einigen dieser Personen zurückzuverfolgen.

27.

In einem gesonderten Raum gegenüber der Rezeption der Ausstellung wird ein einzigartiger Stein präsentiert, das einzige je gefundene Objekt, das mit Blutopfern für die alten Vikinger-Götter in Verbindung gebracht werden kann. Es handelt sich um eine Steinschale, die in einem abgelegenen Tal in Bjarnarfjörður gefunden wurde, einem Fjörd nördlich von Hólmavík, wo der Legende nach die alte Religion noch lange nach der Einführung des Christentums auf Island praktiziert wurde. Ein Poster erzählt in englisch von der Entdeckung und den forensischen Tests, die nachgewiesen haben, dass sich noch immer Überreste von Blut in der Schale befinden.


28.

2005 wurde der zweite Teil der Ausstellung Hexerei & Magie in Klúka (Bjarnarfjörður) eröffnet, 25 km nördlich von Hólmavík. Er heißt Kotbýli kuklarans oder auch des Hexers Landhaus, (Englisch: The Sorcerer’s Cottage) und ist den armen Pächtern des 17. Jahrhunderts gewidmet, wie sie in traditionellen Torfhäusern lebten und der Magie, die sie anwandten, um das Leben in der feindlichen Umgebung erträglicher zu machen. Der Großteil derer, die der Hexerei angeklagt waren, stammte aus dieser Gruppe. Ein Besuch im Cottage gibt Ihnen einen Gefühl dafür, warum die Leute Hilfe in der Magie suchten. Das sollten Sie nicht verpassen. Vielen Dank!



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