OBERFRANKEN UND BAYERN
Montag, 6. August 2012
Seite 3
Umschau
Leserbriefe
Zwei Schwerverletzte auf der A 70
Missstände Zum Artikel „Eine Kindheit wie ein Albtraum“ vom 21. Juli
Viereth-Trunstadt – Bei einem Unfall auf der A 70 sind am Samstagabend zwei Autofahrer schwer verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, war eine Frau zwischen den Anschlussstellen Viereth-Trunstadt und Bamberg-Hafen mit ihrem Auto von der Fahrbahn abgekommen. Dabei überfuhr sie einen 44-Jährigen aus dem Raum Hof, der sein wegen einer Panne auf dem Standstreifen stehendes Auto absichern wollte. Der Mann erlitt schwere Verletzungen. Schließlich prallte das Fahrzeug der Frau mit voller Wucht auf den parkenden Wagen. Die Fahrerin musste aus ihrem völlig demolierten Auto befreit werden. Sie ist lebensgefährlich verletzt.
„Der Bericht hat mich sehr betroffen gemacht. Ich selbst war damals ein Kind und einige Jahre jünger als der Beschriebene und wohnte in Naila. Wir Kinder und auch die Erwachsenen wussten, dass es den Kindern im ‚Rettungshaus‘ nicht gut ging, ‚Rettungshaus‘ nannte man damals das Haus Martinsberg. Einige Kinder gingen in dieselbe Klasse. In der Pause gaben wir ihnen oft unser Pausenbrot, denn sie hatten keines. Sie taten uns immer sehr leid. Die Erwachsenen damals waren durch den Krieg noch sehr verängstigt und trauten sich nicht, gegen den zuständigen Verantwortlichen zu klagen. Es wundert mich sehr, dass in den letzten Jahrzehnten von den Missständen des damaligen Kinderheimes in Naila nichts berichtet wurde.“ Kathrin Möbius, Hof
Tödlicher Unfall beim Frankenwald-Radmarathon Saalfeld – Beim Frankenwald-Radmarathon durch Bayern und Thüringen ist am Sonntag ein 46 Jahre alter Radfahrer tödlich verunglückt. Der Mann aus Hessen war am Morgen auf einer Abfahrt bei Leutenberg in Thüringen mit seinem Rennrad in einer Kurve auf die Gegenfahrbahn geraten und mit voller Wucht auf ein wartendes Auto geprallt. Er starb noch an der Unfallstelle. Das Auto hatte angehalten, um den Radfahrer vorbei zu lassen. Die sehr steile und kurvenreiche Straße ist laut Polizei fahrerisch anspruchsvoll. Der Frankenwald-Radmarathon beginnt in Stockheim im Kreis Kronach, tangiert Teile Thüringens und führt zurück nach Stockheim.
Glück fordert bessere Schmerztherapie Passau – Sterbehilfe sollte nach Ansicht des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, durch eine bessere Schmerztherapie überflüssig werden. Statt über eine gesetzliche Ausweitung der Sterbehilfe zu diskutieren, müsse die Gesellschaft Alternativen zur Sterbehilfe anbieten – etwa durch einen massiven Ausbau der Palliativund Schmerzmedizin, sagte Glück „Die größte Debatte, die wir führen müssen, Alois Glück ist, dass in Deutschland nach wie vor unendlich viele Menschen in der letzten Lebensphase mehr leiden müssen, als nach dem heutigen Stand der Palliativmedizin und Schmerztherapie sein müsste, weil die Möglichkeiten weithin noch nicht konsequent angewandt werden“, sagte Glück.
Unfall mit Segler bei Helmbrechts Helmbrechts – Glimpflich ist am Sonntagnachmittag ein Unfall mit einem Motorsegler bei Helmbrechts im Kreis Hof verlaufen. Der Schaden ist aber hoch: Er beträgt 40 000 Euro. Die zwei Insassen kamen mit dem Schrecken davon. Der 47-jährige Pilot aus dem Landkreis Hof hatte den Segler gegen 13.45 Uhr auf der Landepiste aufgesetzt, als das Flugzeug ausbrach und in einer Böschung neben der Piste einschlug. Der Pilot und sein Fluglehrer kamen mit dem Schrecken davon.
Kasperle-Theater Zum Artikel „Rettungsschirm ohne Limit“ vom 1. August
Was es hier nicht gibt, das gibt es vielleicht gar nicht mehr: Viele Besucher des Porzellanflohmarkts kommen nach Selb, um zerbrochene Teile ihres Service zu ergänzen. Zum Ausbruch der Sammlerleidenschaft ist es dann nicht mehr weit. Weitere Fotos im Internet unter www.frankenpost.de Fotos: Joachim Dankbar
Geschirr und Geschichten Von Joachim Dankbar Selb – Die Profis erkennt man an den rollbaren Einkaufstaschen. Wer mit solch einem Trolley oder gar einem Rollkoffer anreist, der ist auf dem Selber Porzellanflohmarkt schwer im Vorteil. Locker kann er seine Beute durch die Zehntausende von Käufern manövrieren oder am Abend zum Auto rollen. Denn einmal im Jahr sind selbst im überschaubaren Selb die Wege zwischen Einkauf und Kofferraum etwas länger. Aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland kommen an diesem Wochenende mehr Porzellanfreunde nach Selb, als die Stadt Einwohner hat. Da können die Parkplätze schon einmal knapp werden. „Aber als Porzellan-Fan musst du einfach hier sein“, sagt Christine Schwägerl aus Weiden. „Ich habe extra meinen Urlaub verschoben, um wieder nach Selb zu kommen.“ Ihre Tochter Anja Sontheim hat einen besonderen Grund, um keinen Porzellanflohmarkt auszulassen. Sie ist Goldschmiedin und immer auf der Suche nach neuen Ideen. An diesem Vormittag hat sie sich bislang einige Sammeltassen gesichert. „Ganz ideal, um Schmuckkreation stilvoll zu präsentieren“, erklärt sie. Mutter Christine Schwägerl ist begeistert vom handgefertigten Neugablonzer Weihnachtsschmuck, den sie an einem Stand gefunden hat: „Den lasse ich mir fassen und einen tollen Schmuckanhänger daraus machen.“
Handel zufrieden mit dem Schlussverkauf München – Zum Abschluss des Sommerschlussverkaufs am Samstag haben sich die bayerischen Einzelhändler zufrieden gezeigt. „Der Sommer kam rechtzeitig zum Start des SSV. Ein großes Dankeschön an den Wettergott“, sagte Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern in München. Neben den Klassikern wie Kleidung, Bademode und Sandalen seien auch reduzierte Gartenmöbel und Grillartikel gut verkauft worden. „Die Sommerware ist weg und die Lager sind geräumt.“ Jetzt habe der Handel Platz für die Herbstartikel. Bislang ist das Jahr für die Geschäfte in Bayern gut gelaufen: Im ersten Halbjahr legte der Umsatz um 3,3 Prozent zu, viele Händler stellten neue Mitarbeiter ein. Insgesamt beschäftigen die rund 60 000 Geschäfte in Bayern etwa 300 000 Menschen.
ren; nicht nur für das Geschirr, sondern auch für seine Geschichte.“ Viele Besucher kommen auch, um die Lücken im geliebten Service zu ergänzen, die die Zeit oder Unachtsamkeit gerissen haben. „Heute Morgen war eine Dame hier, die hat sich eine Tasse an einer Schleife um den Hals gehängt, um nach Ergänzungen zu suchen“, lacht Karin Bonitz. Wer in Selb nicht fündig wird, der hat ganz schlechte Chancen. Über 300 Anbieter breiten hier Porzellan auf vielen Hundert Standmetern aus. Dazu kommen noch ungezählte Höfe und Garagen, die die Selber für ein Wochenende in Stände umwandeln. In einer Porzellinerstadt sammelt sich über die Jahrzehnte eben so einiges an. Und manches kehrt nur für ein Wochenende dahin zurück: Das „Prinzenpaar“ zum Beispiel, das der Bildhauer Gerhard Schliepstein vor
Sammler und Liebhaber stürmen Selb zum größten Porzellanflohmarkt Europas. Die meisten Kunden und Anbieter sind Stammgäste.
„ Ich habe extra meinen Urlaub verschoben, um wieder nach Selb zu kommen
“
Besucherin Christine Schwägerl
Tim Eisenbart aus Leutkirch belädt einmal im Jahr sein Wohnmobil mit Porzellan und fährt nach Selb. „Für mich ist das einfach ein schöner Urlaub“, sagt der Schwabe, der heuer Katzen von Rosina Wachtmeister mitgebracht hat. Nicht nur für die Käufer, sondern auch für etliche Verkäufer ist der Selber Porzellanflohmarkt der Höhepunkt des Jahres. Für viele ist es der einzige Markt, den sie besuchen. Ein ganzes Jahr lang sind sie damit beschäftigt, die Ware für dieses Wochenende aufzutreiben. So zum Beispiel auch Karin Bonitz aus Stollberg im Erzgebirge. Sie ist schon zum siebten Mal in Selb. „Ich habe da-
mals viel Porzellan von meiner Oma bekommen, und Bekannte rieten mir, es einmal in Selb zu probieren“, erinnert sie sich. Seitdem kommt sie jedes Jahr, um das anzubieten, was sich seit dem letzten Porzellanmarkt so alles von Bekannten und Freunden angesammelt. „Mir gefällt vor allem das Publikum“, sagt Karin Bonitz. „Es sind so viele Leute hier, die sich wirklich für Porzellan interessie-
fast 100 Jahren für Rosenthal entwarf. „Eine absolute Rarität“ versichert Händler Bernd Müller, über dessen Stand das „Prinzenpaar“ thront. 8900 Euro möchte der Mannheimer für die beiden Figuren. Er besucht mehrere Flohmärkte, aber der Selber ist ihm der liebste. „Hier sind nicht nur sehr viele Besucher, sondern auch echte Kenner darunter“, sagt Müller. Das erhöht die Chance, auch sehr wertvolle Stücke an den Mann oder die Frau zu bekommen. Müller versichert: „Eigentlich bin ich das ganze Jahr über beschäftigt, um ein richtiges tolles Angebot für dieses eine Wochenende zusammenzubekommen.“
So wenig Feinstaub wie nie Auto-Abgase und Winterdienst mit Streusalz – das lässt die Feinstaubwerte in der Luft in die Höhe schnellen. Doch die Verschmutzung nimmt dennoch ab. Von Christiane Gläser Augsburg/Würzburg – Die Menschen in Bayern können aufatmen: Die Feinstaubbelastung nimmt dem Landesamt für Umwelt zufolge seit Jahrzehnten ab und lässt bereits seit fünf Jahren nicht mehr die Alarmglocken schrillen. „Auch das Jahr
2011 zeichnet aus, dass wir an allen Messstellen die Jahresgrenzwerte unterschritten haben“, sagte der Präsident des Amtes, Claus Kumutat, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die Werte seien so gering wie nie zuvor gewesen. Das sei ein sehr erfreuliches Ergebnis. Modernere Autos und Heizungen seien der Hauptgrund für die positive Veränderung, sagte der 55-Jährige. Die Europäische Union erlaubt einen Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft. In Bayern wird an mehr als 50 Stellen die Konzentration von Feinstaub in der Luft gemessen. Hauptursache von Feinstaub sind Auto-Abgase und das Streusalz im Winter. Feinstaub kann zu Asthma und Bronchi-
tis führen. Die größten FeinstaubProbleme haben – trotz der positiven Jahreswerte – die Städte Würzburg, Augsburg und München. In Würzburg wurde der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft an 36 Tagen überschritten. Die Europäische Union erlaubt 35 Tage im Jahr. Für München und Augsburg war wegen einer Fristverlängerung noch bis Mitte Juli ein Tagesgrenzwert von 75 Mikrogramm erlaubt. Über das Jahr gesehen liegen die bayerischen Städte aber unter dem EU-Jahresgrenzwert. Derzeit bestünde die größte Herausforderung darin, auf den künftig noch zunehmenden Verkehr zu reagieren. „Die Mobilität ist in unserer Gesellschaft ein sehr hohes Gut. Nie-
mand möchte darauf verzichten und im Grunde genommen leiden sehr viele Menschen darunter – unter Lärm und unter Feinstaub.“ Doch Städte und Bürger könnten aktiv etwas gegen den Feinstaub tun, sagte Kumutat. „Die Straßenreiniger sollten – insbesondere im Frühjahr, wenn der Winterdreck noch auf den Straßen liegt und aufgewirbelt werden kann – häufiger nass reinigen und nicht nur aufsaugen. Das hat auch schon einen entscheidenden Einfluss auf die Feinstaub-Werte.“ Bürgern gibt er einen einfachen Tipp: „Beschränken Sie sich bei Ihren Fahrzeugfahrten auf das Notwendigste, setzen Sie auf moderne Abgastechnik bei Autos und investieren Sie in moderne Heizungsanlagen.“
„Monti möchte einen Rettungsschirm ohne jede Schamgrenze. Entweder unsere Regierung weiß nicht, was im ESM-Vertrag drinsteht, oder sie spielt uns Bürgern ein blumenreiches Kasperle-Theater vor: Laut Artikel 32 Absatz 9 des Vertrages ist der ESM von jeglicher Zulassungs- und Lizenzierungspflicht für Kreditinstitute in den jeweiligen ESM-Mitgliedsländern befreit. Faktisch kann der ESM eine Bank eröffnen, ohne daran gehindert werden zu können. Hoffentlich werden die Euro-Fanatiker vom Verfassungsgericht gestoppt.“ Paul Göths, Arzberg
Lehrreich Zu „Der Druck auf Deutschland wächst“ „Warum wächst der Druck auf uns und nicht auf die verschuldeten Länder wie Griechenland oder Spanien? Es ist doch klar, dass ein Land, das überzeugt ist, dass andere die Schulden übernehmen oder dafür bürgen, keine großen Anstrengungen macht, um von selbst aus der Krise zu kommen. Die ganze Welt ist anscheinend der Überzeugung, dass es „Deutschland schon richten“ wird. Das ist doch grotesk. Diese Erwartungshaltung an unser Land muss endlich einmal aufhören. Es hat für alle EuroStaaten eine Zeit vor dem Euro gegeben, vielleicht wäre es für das eine oder andere Land einmal lehrreich, wenn es eine Zeit nach dem Euro geben würde.“ Marlen Schnurbus, Nagel
Gesetz stoppen Zum Meldegesetz „Wie kann es sein, dass ein Gesetz verabschiedet wird, das meine Daten frei zum Verkauf stellt und ich keinerlei Einfluss mehr habe, welchem Ganovenunternehmen die Kommune diese verkauft? Ich hoffe sehr, dass im Herbst der Bundesrat an einem Tag entscheidet, an dem kein wichtiges Fußballspiel läuft, und das Gesetz stoppen wird. Erfreulich ist auch, das viele Politiker inzwischen diesen Fauxpas eingesehen haben. Der bittere Nachgeschmack bleibt, denn man sieht: So schnell kann es vorbei sein. Mit der Freiheit und der Selbstbestimmung.“ Stefan Schnabel, Marktredwitz
Wenig Relevanz Zu Verfassungsschutz und Bundespolizei „Bitte die Sache tiefer hängen, heißt das Gebot in der Diskussion um den Personalwechsel an der Spitze der beiden Sicherheits-Behörden. Denn für die Sicherheitsarchitektur in Deutschland ist die sogenannte Bundespolizei wenig relevant. Zuständigkeit und Verantwortung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung liegen bei den Ländern.“ Dieter Hasselbacher, Röslau Leserbriefe sind keine Stellungnahme der Redaktion und können nur mit Anschrift des Absenders veröffentlicht werden. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzung vor. Online-Zuschriften sind möglich unter: leserbriefe@frankenpost.de