Stadttheater Gießen: Spielzeitheft 21|22

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die geschichte meiner einschätzung am anfang des dritten jahrtausends Schauspiel nach der Erzählung von PeterLicht | taT-studiobühne Inszenierung: Lukas Goldbach · Bühne und Kostüme: Alexej Paryla · Musik: Sascha Bendiks

„Es ging mir gut“, beginnt der Erzähler, und dafür hat er Belege: Er ist gesund, hat Geld, die Sonne scheint, die Gedanken sind hell. Na gut -- vielleicht hat er doch kein Geld und die Sonne ist eine ewige schwarze Nacht. Und vielleicht gibt es ein alles verschlingendes Loch im Wohnzimmerboden, so groß, dass man mehrere Waschmaschinen auf einmal hineinwerfen könnte. PeterLicht entwirft in seiner Erzählung einen Weltuntergang, der vielleicht so stattfinden wird oder bereits stattgefunden hat. Das bleibt abzuwarten. Denn das dritte Jahrtausend hat gerade erst begonnen.

die hamletmaschine

Multi-Media-Live-Umsetzung des Textes von Heiner Müller | taT-studiobühne Inszenierung, Musik und Video: Patrick Schimanski · Mitarbeit Regie und Video: Stefan Herfurth · Bühne und Kostüme: Thomas Döll Was wäre, wenn die DarstellerInnen von Ophelia und Hamlet sich ihren Rollen widersetzten? 1977 verarbeitete Heiner Müller Shakespeares HAMLET, den er gerade neu übersetzt hatte, weiter in DIE HAMLETMASCHINE. In fünf sprachstarken, grellen Szenen entreißt er Hamlet dem Zögern, lässt Ophelia zur Rächerin werden und stellt das berühmte Drama in Frage. Mit den Mitteln der Klangkunst, digitalen Bildern und Abstechern zu Shakespeare komponiert Patrick Schimanski eine heutige Version dieses Urtexts des postdramatischen Theaters.

traumspiel(e) (UA)

Überschreibung von Sophie Reyer nach August Strindberg | taT-studiobühne Inszenierung und Musik: Patrick Schimanski · Bühne und Kostüme: Lukas Noll im Rahmen FORUM NACHHALTIGKEIT am Stadttheater Gießen Eine junge Frau fällt vom Himmel. Sie will wissen, wie die Menschen leben. Was sie jedoch zu sehen, zu hören, zu riechen bekommt, lässt sie sich auf ihre Wolke zurückwünschen. Doch sie bleibt. Mutig und neugierig trifft sie Menschen, viele Menschen und erlebt neben all dem Leid auch das Schöne, das Glück, die Liebe. TRAUMSPIEL(E) sucht den „naiven“ Blick von außen, den „Alien“-Blick auf eine Welt im Wandel, eine Welt in Gefahr. Für das Stadttheater Gießen überschreibt die österreichische Autorin Sophie Reyer Strindbergs Werk und schärft den „Alien“-Blick im Kontext unserer medial geprägten Welt.

die brüder karamasow

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nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewski | in einer Fassung von Christian Fries | taT-studiobühne Inszenierung: Christian Fries Drei Brüder, ein Bastard, eine große Liebe und ein verschlagener Vater, der ermordet wird. Was klingt wie ein kolportagehafter Familien- und Kriminalroman, ist Dostojewskis letztes Monument. Noch einmal werden alle großen Themen verhandelt: die ewige Feindschaft der Brüder, der Konflikt zwischen Vater und Sohn, der Kampf der Geschlechter, das Ringen um Sinn und Moral. Die Menschen werden von Beziehungen und Situationen überrollt, denen sie nicht gewachsen sind. Im taT wird dieser -- laut Marcel Reich-Ranicki -- „beste Roman der Welt“ zu einem Konzentrat der menschlichen Abgründe.


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