Stadtgeflüster Mai 2020

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1DEINS! | Ausgabe 05 -| Season 15 im Mai 2020 Das Interviewmagazin vom

NACH DER PANDEMIE gleich links? kevin kĂźhnert


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ichtbar #unverzrtn er vor Or t. Ein starker Pa

„Krise oder nicht: Wir sind für Sie da. Darauf ist Verlass.“

Zuhören, verstehen, kümmern – dafür stehen die mehr als 19.000 Apotheken. Egal was kommt.

Meine Apotheken in Münster.

www.einfach-unverzichtbar.de


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Fast Forwort

Liebe Leserin, lieber Leser, ich freue mich, dass wir es geschafft haben, diese Ausgabe zu produzieren, etwas dünner, dafür doppelt schön. Zunächst an alle, die mitgearbeitet haben und an unsere geliebten Werbepartnerinnen und -partner: DANKE SCHÖN. Zur Zeit ist es nicht gerade leicht an Anzeigengelder zu kommen – ach, wir könnten durchdrehen! Aber was tun wir? Wir fragen uns, ... ... ob wir eine tieftraurige Coronaausgabe herausbringen oder – neee, das passt nicht zu uns, unterbreche ich mich mal selber. Lasst uns lieber endlich mal mit dem Erfinder der Rettungsgasse sprechen, das wollen die Leute lesen. Oder unser Gespräch mit dem Herrn Kühnert von der SPD, das ist spannend. Genau wie die Frau, die uns erzählte, dass sie keine Mode, sondern Tarnkappenkleidung entwirft, für den unsichtbaren Alltag. Mehr davon? Mehr davon: Erkan Ular will Bürgermeister werden. Denn die Welt geht den Bach runter und da bleiben nicht viele weitere Möglichkeiten für einen geborenen Politiker wie Erkan. Außer die Zeiten werden besser, die Bars füllen sich wieder, genauso wie die Kirchen. Kirchen? Fragen wir doch mal den Bischof Genn, wie Kirche zur Zeit läuft. War das eine exzellente Überleitung? Ich weiß ja nicht. So, nicht ganz unwichtig zum Schluss: bleibt gesund Thorsten P.S.: Aus Kostengründen haben wir leider auf das finale Lektorat verzichten müssen – darum bitten wir, Fehler zu verzeihen. Die können jedem passieren, auch dir lieber Christoph – mein Segellehrer weiß, was ich meine ;)

Inhaltsverzeichnis

NACH DER PANDEMIE GLEICH LINKS ............................................. Seite 04 Kevin Kühnert

JA ER KAN ..................................................... Seite 10 Erkan Ular

EKKI ................................................................ Seite 15 Alles Bongo!

MR. RETTUNGSGASSE ............................... Seite 16 Karl-Heinz Kalow

HASTE SCHON GESEHEN? NÖ! .................................................................. Seite 22 Nicole Scheller

RUHE BEWAHREN, VERTRAUEN SCHENKEN, WEITERMACHEN ......................................... Seite 28 Bischof Dr. Felix Genn


Illustration: Thorsten Kambach

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Tom feuerstacke und Kevin Kühnert im Krisengespräch Covid-19 hat uns im Griff. Heilen können wir es nicht und einzig Kontaktsperren scheinen gewissen Schutz zu bieten. Das Pflege- und Krankenhauspersonal kriecht auf dem Zahnfleisch und einmal mehr wird klar, dass Banken bei Krankheit nicht heilen.

NACH DER PANDEMIE gleich links? Kevin, COVID-19 hat die Welt im Griff. Verändert das die Gesellschaft? Ja, aber wie ist noch nicht abzusehen. Es geht zunächst darum, den gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Schaden der Gesellschaft zu begrenzen. Dann, wenn die Krise langsam abklingt, werden wir uns gesellschaftliche Sinnfragen stellen müssen, einen neuen Kurs finden. Ist unser Gesundheitssystem darauf ausgerichtet, so eine Krise bewältigen zu können? Es ruckelt schon gewaltig und wir sollten uns nicht davon blenden lassen, dass es vielerorts auf der Welt schlimmer ist. Auch bei uns zeigt sich, dass die Verbetriebswirtschaftlichung von Gesundheit nicht funktioniert – zu normalen Zeiten fällt das vielleicht nicht ganz so sehr auf, jetzt aber umso mehr. Ein Gesundheitssystem, in dem Pflegekräfte Kostenfaktoren sind, ist selbst nicht gesund. Allerdings habe ich den Eindruck, dass unsere Demokratie insgesamt recht gut reagiert auf diese gewaltige Situation, Parlamente und Verwaltungen sind handlungsfähig und die Gesellschaft diskutiert kontrovers. Es gibt also einen gesunden demokratischen Kern.

Dass Teile des Gesundheitssystems wirtschaftlich sein sollen, ist nicht erst seit gestern so. Wurden Risiken, die damit einhergehen, ignoriert oder waren die nicht bekannt? Diese Diskussion ist nicht neu.Zurzeit arbeiten wir ja alle daran, die Gesellschaft am Laufen zu halten, gemeinsam, lösungsorientiert und schnell. Und das funktioniert vergleichsweise gut. Weniger gut läuft es im medizinischen Bereich, dort stößt das System schon arg an seine Grenzen. Genauer? Wir sollten nicht nur auf die Intensivbetten schauen, von denen aktuell noch viele leer sind. Ich meine eher die medizinische Ausrüstung. Wenn man als Staat davon abhängig ist, die auf dem freien Markt beziehen zu müssen, liegen Bezugsquellen häufig auch im Ausland. Da wird die Beschaffung spätestens bei einer Pandemie schwierig. Wir sehen ja, wie die Preise explodieren. Auch weil wir teilweise von den Launen privater Marktteilnehmer abhängig sind. Daraus werden wir Konsequenzen ziehen müssen.


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Ich habe den Eindruck, dass uns nicht nur Gerät, sondern auch Personal fehlt. Richtig. Wir können kurzfristig Bettenkapazitäten erweitern und auch neue Beatmungsgeräte anschaffen, aber ja, Betten und Geräte schmeißen nicht den Krankenhausbetrieb. Es fehlt massiv an Pflege- und medizinisch-technischem Personal. Vielleicht wäre da angemessenere Bezahlung eine Idee – so schwer ist das doch nicht. (lacht) Wir alle wissen, dass die Bezahlung im Pflegebereich zu schlecht ist. Nicht erst seit Corona. Das muss sich dringend ändern. Mit dem Pflegemindestlohn ist immerhin eine Grenze nach unten gesetzt und somit ist ein bisschen was geschehen. Das reicht aber nicht. Das lassen wir dann mal so stehen … Wir müssen vor allem bei der Ausbildung ganz massiv vorankommen. Nach Beendigung der Ausbildung bleibt das Pflegepersonal im Schnitt nur sieben Jahre im erlernten Beruf. Warum? Weil die physische und psychische Belastung die Leute kaputt macht. Viele flüchten in Teilzeitverträge, um dann in der Realität regelmäßig die Stundenzahl eines Vollzeitvertrages abzuleisten. Das ist inakzeptabel. Wir verpulvern gut ausgebildetes Personal, indem wir sie zu hoher Belastung aussetzen. Woran liegt das? Pflege und Gesundheit sind kein profitabler Bereich im klassischen Sinne. Es handelt sich halt nicht um eine Autowerkstatt und trotzdem betreiben wir Krankenhäuser ganz ähnlich. Operationen werden so pauschal abgerechnet wie ein Reifenwechsel, dabei brauchen Patienten unterschiedlich viel Zeit und Zuwendung. So wird gute Pflege zum Verlustgeschäft. Hier sind Politik und Gesellschaft gefragt. Die Politik mit der Frage, welche Mittel sie zur Verfügung stellt. Wo setzt sie Prioritäten? Aber auch wir, die Gesellschaft, müssen uns fragen, wie viel wollen wir solidarisch beitragen? Ich bin da skeptisch. Wir posten zwar gerne Solidaritätsaufrufe, aber wenn es

drauf ankommt, sitzt das Hemd näher als die Hose. Der Wert der Solidarität ist einer, der auf Gegenseitigkeit basiert. Das ist das Prinzip. Ich bin solidarisch und weiß, dass im Gegenzug mit mir solidarisch umgegangen wird, wenn es drauf ankommt. Mit dem Neoliberalismus ist in den letzten 20 bis 30 Jahren dieses Prinzip in Teilen aufgekündigt worden. Was war anders davor? Davor galt das Prinzip, dass eine Gesellschaft dann stärker wird, wenn sie Absicherung schafft. Wenn es Systeme gibt, die sich um Notlagen kümmern. Wenn es Regelungen in den sensiblen Bereichen des Zusammenlebens gibt. Krankenhäuser, um beim Thema zu bleiben, durften keine Gewinne machen. Dann änderte sich die Richtung. Es hieß, stärker Eigenverantwortung zu übernehmen. Das heißt aber auch, jeder schaut zuallererst auf sich selbst. Denn man will niemandem zur Last fallen, also versucht man erst mal, sich selber und seine Familie abzusichern. Das klingt zunächst nicht negativ – wenn sich alle selber absichern, fehlt keinem was … aber das klingt doch zu gut. (lacht) Genau. Man kann diese Geschichte total positiv erzählen, indem man von Eigenverantwortung spricht und dadurch Freiheit und Selbstbestimmtheit vorgaukelt. Die ganze Geschichte gerät leider schnell ins Schlittern, wenn wir in eine Notsituation geraten. Notsituationen – das gibt es tausende von. Nicht nur eine Pandemie. Leider gibt es unzählige, ja. Eine Notsituation kann bedeuten, dass wir erkranken, dass wir pflegebedürftig werden, oder arbeitslos. Dann geraten wir schnell in eine wirtschaftliche Schieflage. Zu verlangen, dass sich da jeder doch selber wieder herausarbeiten kann, ist zynisch. Schlimmer: Durch die Erzählung von vermeintlicher Freiheit und Eigenverantwortung ist es den Leuten unangenehm geworden, wenn sie Hilfe annehmen. Viele Menschen fühlen sich dann bedürftig und glauben, dass ihnen überhaupt keine Hilfe


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oder Unterstützung zustehe. Die Solidarität der Gesellschaft in Anspruch zu nehmen, ist vielerorts ein mit Scham behaftetes Gefühl geworden. Und das schlimmste: Weil viele nicht wissen, dass es mal anders war, dass der Sozialstaat nämlich aus Rechtsansprüchen und nicht aus Almosen besteht, ist dieser Status Quo für junge Menschen normal. Wir haben uns also entwickelt von einer Gesellschaft, die dafür gekämpft hat, dass niemand auf der Strecke bleibt, zu einer, die die Stärke des Einzelnen verlangt. Die Gesellschaft der sechziger und siebziger Jahre, die des Wirtschaftswunders, des starken Sozialstaates – maßgeblich von der SPD mitgeprägt – hat viele soziale Rechte erkämpft. Sie ist aber mindestens bis 1968 und auch darüber hinaus eine individuell nicht besonders freie Gesellschaft gewesen. Man kann also sagen, es gab damals ein Bedürfnis nach Freiheit und Individualität. Das war auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene total verständlich. Diese Individualität und Freiheit unterstütze ich auch heute noch, mit anderen Worten: man soll man selbst sein, und Minderheiten werden nicht nur geschützt, sondern unterstützt.

Was ist schiefgelaufen? Wie so häufig: das Maß. Diese Entwicklung ist so weit übertrieben worden, dass die Eigenverantwortung auf den sozialen Bereich ausgeweitet wurde. Als Gerhard Schröder seine Agenda vorstellte, sagte er, dass er die Leistung des Staates kürzen und die Eigenverantwortung stärken würde. Das klang wie eine Gebrauchsanweisung für die Gesellschaft. Kurz danach sprach man von „Fördern und Fordern“. Das bedeutete, dass es Hilfe vom Staat nur im Austausch gegen eine bestimmte Art von Leistung gab. Und dabei sind einige unappetitliche Dinge hinzugekommen. Was hat dir den Appetit zu verdorben? Die Einführung von Hartz IV ist maßgeblich darüber betrieben worden, dass Leistungsempfänger gegen Geringverdiener ausgespielt wurden. Also arm gegen arm? Genau. Es galt nicht: Wer zu einem Hungerlohn arbeitet und kaum über die Runden kommt, braucht höhere Löhne, also lasst uns dafür kämpfen. Stattdessen sind diese Leute teils angestachelt worden, gegen die Menschen zu polemisieren, die Leistungen


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vom Staat erhalten. Gefordert wurde, deren Leistungen zu kürzen und mit Bedingungen zu versehen, damit sich der niedrige Lohn für Geringverdiener besser anfühlt – auch wenn das den eigenen Kühlschrank kein bisschen voller macht. Das ist ein Moment der Entsolidarisierung gewesen. Kevin, nochmals zu den Sozialberufen: die sind doch allesamt zu schlecht bezahlt, also auch Polizei und Feuerwehr. Vor allem wenn man dann das hohe Maß an Überstunden nimmt. Das, was in den letzten Wochen passiert ist, also dass die Gesellschaft bestimmte Berufe als systemrelevant erkennt, ist eine gute Entwicklung, auch wenn ich den Begriff nicht mag. Wir lernen, dass Pflegekräfte, Ärzte, Erzieher, aber auch Verkäufer im Supermarkt essenziell für unsere Gemeinschaft sind. Dem kann wohl niemand mehr widersprechen. Und was haben die nun davon, dass die relevant sind – Applaus um neun Uhr abends? Für mein Verständnis heißt es, dass Menschen aus allen Berufsgruppen so abgesichert gehören, dass sie durch ihre Arbeit vernünftig über die Runden kommen. Auch im Alter. Dann sicher mal ab … wie geht das? Wir sagen zunächst mal: Mindestlohn auf 12 Euro erhöhen. Wir müssen wo nötig auch über branchenspezifische Mindestlöhne sprechen, die deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen. Aber das beste Mittel sind immer noch Tarifverträge und dafür braucht es starke Gewerkschaften. Das liegt weniger in den Händen der Politik, sondern eher in denen der Beschäftigten selbst. Das müssen die Firmen aber auch dann wiederum erwirtschaften. Aber zurück in die Gegenwart: wenn ich aktuelle Umfragewerte lese, steht ihr noch immer da – unten – wo ihr vor der Krise schon angelangt seid. Die CDU-Wählergunst hingegen steigt und steigt. Besonders ärgerlich: die Ministerien, die relevant sind in dieser Krise, besetzt die SPD.

Erst mal passiert zur Zeit, was immer passiert, wenn eine so große Krise da ist: Sie stärkt die führende politische Kraft. Damit hast du unseren Lesern aber nicht erklärt, was mit der SPD passiert? Die Frage war ja, warum wir nicht von der Krise in Umfragen getragen werden. Aber die SPD-geführten Ministerien machen derzeit den Großteil der Arbeit. Wenn die Krise abflacht und nicht mehr alles im Eiltempo entschieden werden muss, wenn sich also der Nebel der Krise lichtet, dann werden viele zurückblicken und bewerten, wer wie gut und vorausschauend seinen Job gemacht hat. Und wer stattdessen nur im Scheinwerferlicht glänzen wollte. Als Sozi habe ich vor dieser Zeit keine Angst. Kevin, lieben Dank für das Gespräch bis hierher. Leider reicht der Platz nicht für mehr. Eins allerdings muss ich noch loswerden im Sinne des investigativen Journalismus – leider. (lacht) Leider? Nur zu, ich bin gespannt … (lacht) Leider, weil du gleich wohl ein paar Münsteraner weniger haben wirst. Du hast eine Dauerkarte für Arminia Bielefeld. (lacht) Gute Arbeit, Tom, das stimmt. Da müsst ihr jetzt alle durch, tut mir leid. . Ein letztes zum Schluss. Wir wissen, dass wir nächstes Jahr Angela Merkel auf keinem Wahlplakat mehr sehen werden. Werden wir dich auf SPD-Plakaten sehen? Als Kanzlerkandidaten sicher nicht. Das steht schon mal fest. ◊◊◊

INFO

Kevin Kühnert Der 1989 in West-Berlin geborene Bundesvorsitzende der Jusos, hat ein Studium abgebrochen ein weiteres Studium ruht. Er liebt Fußball und wohnt in einer WG. Er bezeichnet sich als Sozialist. Als dieser kämpft er für Mindestlöhne und bekämpft die Leiharbeit.


Illustration: Thorsten Kambach


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Thorsten Kambach spricht mit Erkan Ular Schon vor Corona war Erkan Ular die ganze Welt ein Dorn im Auge. Darum beschloss er in die Politik zu gehen und die Welt zu retten. Das ist beides nicht ganz so leicht wie es bei Merkel und Co. aussieht, aber das kann Erkan nicht aufhalten, schließlich ist sein großes Vorbild nicht Merkel oder Lindner, sondern er selbst – wie sagte Obama so passend? Yes We Can. Klar, was wir daraus machen …

JA ER KAN Erkan, in absehbarer Zeit wirst du unser aller neuer Oberbürgermeister sein. Wenn du es heute schon wärst, was würdest du tun, um diese einmalige Krise zu bewältigen? Erstmal hallo Münster. Danke Thorsten, dass du mich als Oberbürgermeister in den Raum stellst – es ist tatsächlich meine Intention, in den nächsten Jahren zu kandidieren, egal für welche Partei. Jetzt aber zunächst zu deiner Frage. Ich kann nur für meine Szene sprechen, die Gastronomie. Die letzten Wochen fühlen sich an wie ein Fallschirmsprung, wo der Fallschirm nicht aufgeht. Wir haben sehr viel von der Politik zugesichert bekommen, ich kann mich dran erinnern, dass ich jeden Abend selber vor Mairbitt Illner saß und mich informiert habe. Was dort alles versprochen wurde! Dort saßen die lieben Herren Altmeier und Scholz und äußerten sich so, dass wir alle gerettet werden, dass wir uns bloß keine Sorgen machen sollen. Das ist jetzt bestimmt fünf Wochen her – so langsam landen wir ohne Fallschirm auf dem Boden. So vergleiche ich das ja im Moment immer. Die gebeultete Szene der Gastronomen ist zur Zeit sehr gebeutelt, die leiden. Ich sage euch, es ist noch schwerer, wenn man der erste ist, der zumacht und gar keinen Umsatz mehr hat und dann der letzte sein wird, der wieder aufmachen darf. Das ist schwer. Sehr schwer.

Aber so geht es ja allen zur Zeit. Ja. Aber in der Gastronomie auf jeden Fall auch. Viele andere haben seit ein paar Tagen eine Perspektive bekommen und wissen, dass es langsam weitergeht. Du meinst den Einzelhandel. Ich meine den Einzelhandel, ganz genau. Ich weiß nicht, ob die so einen großen Grund zur Freude haben. Die ganzen Touristen bleiben doch weg. Sollen wegbleiben. Die bleiben weg. Ja. Das kommt noch erschwerend hinzu. Wenn wir also wieder a ufhaben dürfen, egal in welcher Form, vielleicht nur jeden zweiten Platz belegt – wobei ich mich natürlich schon frage, wie das überhaupt gehen soll … Wieso? Die Leute haben doch nach der Quarantäne ein psychischen Schaden. Alle. Die werden sich fragen, OK, habe ich da überhaupt noch Lust drauf, bei Erkan oder von mir aus auch Axel auf der Terrasse zu sitzen und mir da ein Bierchen zu schrauben mit den Freunden? Selbst die ganzen Holländer werden nicht mehr kommen. Und wir fahren nicht mehr dort hin, das wird in den Ländern genauso sein, dass der Münsteraner da nicht mehr hinkommt.


Hast du eine Lösung? Nicht direkt eine Lösung – eher hoffe ich, dass alle Münsteraner dieses Jahr hierbleiben und hier ausgehen.

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Sagen wir mal, du wärst nicht nur Bürgermeister von Münster, sondern Chef von Deutschland. Was wäre dein Plan nach der Pandemie? Steuererleichterungen für den Gastronomen. Und für den Handel. Wow – auf so was muss man erstmal kommen. Nicht schlecht, Erkan. Was machst du außerdem? Das jeder Gast eine zusätzliche Flasche trinkt und so mehr Umsatz macht.

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» Die Leute haben doch nach der Quarantäne ein psychischen Schaden. alle. « Jetzt lass doch mal die Gastronomie außen vor. Es gibt noch ein Leben außerhalb von Kneipen. Ja, ich weiß, aber das ist schwierig. Wenn ich jetzt was sage, ist es morgen schon wieder anders. Eine Lösung wäre, dass sich alle an die Abstandsregeln halten. Das ist ein guter Vorschlag. Mach doch noch einen. Mir fällt nur noch Grundeinkommen ein. Aber da bin ich ja kein Freund von. Leistung muss sich lohnen? Ja! Genau.

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Aber dann könnten alle angstfrei leben. Dann können die ihre Miete zahlen, ins Cafe gehen … Dann kommt jetzt meine Gegenfrage: Wie willst du denn das Grundeinkommen



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zahlen, wenn wir in so einer schweren Zeit sind? Wir schaffen die Arbeitslosenversicherung ab. Und die Rentenversicherung. Und alles, was Geld kostet. Das ist spart immens. Dafür kriegt jeder 2.000 Euro. Darüber hinaus kann jeder verdienen, was er möchte. Guter Plan. Da du ja meine rechte Hand bist, machen wir das genau so. Das wird die meisten Münsteraner aufbauen. Das finde ich nicht schlecht. Und da du ja weißt, wie unsere Politik eh arbeitet, also Spahn hat ja sehr viele rechte und linke Hände, die ihm gegen gutes Geld Tipps geben, Ursula von der Leien sowieso, die hat das genauso gemacht. Warum sollte ich das also anders handhaben?

Gromball, nächste Woche hinsetzen, um zu gucken, ob ich mich aufstellen lasse. Denn wenn das alles hier weiter so den Bach runter geht, bin ich eh am Ende, arbeitslos, finito. Was habe ich zu verlieren? Dann kann ich besser heute als morgen kandidieren und übermorgen im Amt meine Rettung feiern. Was verdient denn so ein Oberbürgermeister? Da muss ich mal den Markus fragen – ach, ich werde, ich meine, ich habe ja gestern noch groß rumgeprahlt, dass die Politiker mal auf ihre Diäten verzichten sollen. Als Zeichen an die Leute, die um ihre Existenz kämpfen. Ich wäre also ein Oberbürgermeister, dem es genügen würde, abends mal schön essen gehen zu können. Du möchtest das Essen statt Gehalt? (lacht) Ja. Oder wäre das dann Schwarzgeld?

» am ende, Arbeitslos, finito. «

Erkan, zum Schluss: wir haben in dieser Ausgabe auch den Kevin Kühnert im Gespräch. Du kannst ihn jetzt quasi über einige Seiten hinweg eine Frage stellen – ist das ein Vorschlag? Oh, wie schön. Mich würde interessieren, warum er in die SPD gegangen ist. So viel ich weiß, hat der nicht studiert, ist kein Akademiker, nichts. Im Grunde wie ich. ◊◊◊

Zu wann lässt du dich aufstellen? Durch diese blöde Zeit gerade versuche ich tatsächlich gerade erstmal, meine Familie und mich zu festigen und zu retten. Aber wie du ja weißt, war ich vor der Pandemie tatsächlich mit Überlegungen beschäftigt, wie ich in die Politik einsteigen sollte. Es ist darüber hinaus so, dass es in Münster aktuell eine Partei gibt, die einen Oberbürgermeisterkandidaten sucht – diese Partei hat drei Buchstaben. (Lacht) Ach die mit den drei Buchstaben. (lacht) Ja, genau die. Auf jeden Fall möchte ich mich mit einem meiner Anwälte, Oliver

INFO

ERKAN ULAR ist einer der wenigen Münsteraner, die eigentlich aus Ostfriesland stammen. Im Grunde ist er ein guter Kerl, der versucht, seine Familie über Wasser zu halten – bisher war dazu der stetig gut laufende Verkauf von Wein eine gute Idee. Das ist aber schwierig, wenn keiner mehr in Bars rumhängen darf. Da bleibt ja nur noch die Politik … Go Erkan Go. Sonstiges über Erkan findet ihr hier: www.google.de und da dann Erkan Ular eintippen und schauen.


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WILLST DU MICH VERARSCHEN?

Pssst, Ekki arbeitet – trotz corona.

PASS MAL AUF, WENN DU NICHT SOFORT AN DEIN verschissenes TELEFON GEHST, komm ich vorbei, reiss dir den kopf ab und steck ihn dir falsch rum in den Arsch. ist das deutlich genug für dich …?

Maaaaaama, du sollst doch nicht um deinen juuuuungen weinen

ICH WEISS GENAU, DASS DU DA BIST.

JETZT BIST DU STILL?

EKKI, LASS MICH ENDLICH IN RUHE - ICH VERKLAGE DICH.

DU BLUFFST DOCH NUR.

OK, WAR NUR EIN SCHERZ. ICH BUCHE JA.

Hehe, war klar, DANKE. ICH WUSSTE NATÜRLICH NICHT, DASS DAS EIN BLUFF WAR, ABER IS MAL WIEDER KLAR: ICH BIN DER KÖNIG DES BLUFFENS. Egal wie krank die Welt auch ist. Ich bleibe einfach cool wie n bongo. Vohrdsähdzuung folkt


Illustration: Thorsten Kambach

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Ruth Kirschbaum unterhält sich mit Karl-Heinz Kalow Karl-Heinz Kalow ist der Mann, der vor 57 Jahren die Rettungsgasse erfunden hat. Kein Scherz. Vorher hieß es zwar „den Rettungskräften sei der Weg freizumachen“, aber eine Regelung gab’s nicht. Ich habe mich gefragt, wer das ist, der Mensch hinter der Rettungsgasse. Oben, in seinem Arbeitszimmer unterm Dach bewahrt er die Erinnerungen an seine Zeit als Polizist auf. Obwohl der Münsteraner schon lange pensioniert ist, redet er immer noch von „Wir“, wenn es um die Polizei geht. Und ist stolz auf sein Werk, die Rettungsgasse.

mr. RETTUNGSGASSE


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Jetzt haben Sie mir gerade Ihr Gesellenstück gezeigt – das müssen Sie mir jetzt aber mal erklären. Ich dachte, Sie sind Polizist gewesen? Das bin ich auch für die längste Zeit meines Lebens. Früher wollte ich immer Reichsbahnbeamter werden, weil mein Vater und Großvater das auch schon gewesen sind. Tja – wir hatten aber nun mal in der DDR eine Planwirtschaft und die brauchten Handwerker. Und da war dann nur eine Stelle frei, beim Tischler im Nachbarort. Dann bin ich eben Tischler geworden. Und waren nicht besonders glücklich damit? Mein Vater hat immer gesagt: Sei nicht traurig drüber, das ist ein guter Beruf. Da kannst du immer was mit anfangen. Und da hat er Recht gehabt. Meine halbe Lehrzeit habe ich in der DDR und, nach der Flucht 1953, habe ich in Münster meine Gesellenprüfung gemacht. Unser ganzes Haus habe ich selbst ausgebaut, von oben bis unten. Ist tatsächlich eine gute Sache. Da bin ich schon stolz drauf. Aber Polizist sind Sie doch noch geworden. Im Tischlerhandwerk war das im Winter immer schwierig. Wegen der Kälte gibt es weniger Baustellen, wir haben keine Aufträge gekriegt und ich bekam dann eine vorsorgliche Kündigung. Da habe ich mir gesagt: So. Jetzt wird’s Zeit. Ich wollte sowieso nicht Tischler bleiben. Und dann habe ich mich beworben. Überall. Überall, wo es Behörden gab. Wieso ist es denn ausgerechnet die Polizei geworden? Die hat sich als erstes gemeldet. So einfach war das. (lacht) Und da habe ich erstmal gedacht: Ach du meine Güte. Ich bin nicht der Typ, der sich gerne mit Leuten schlägt. Na, ob das tatsächlich der PolizeiRealität entspricht. Ne. Aber ich habe immer dieses Bild vor Augen gehabt, wie ich allein mit meiner Uniform auf dem Prinzipalmarkt stehe und es kommen zwei Betrunkene, die aggressiv werden. Da

dachte ich immer: Dafür bist du nicht geeignet. Da kriegst du die Jacke voll. (lacht) Aber am Ende habe ich es doch gemacht. Millionär bin ich nicht geworden. Aber das wollte ich auch gar nicht. Ich bin ganz zufrieden, so, wie es ist. Am Ende haben Sie ja mit der Rettungsgasse auch was ziemlich Großes geschaffen. Ich konnte mir jedenfalls überhaupt nicht vorstellen, dass es so eine Regelung nicht schon immer gab. Erzählen Sie doch mal, wie sind Sie darauf gekommen? Die Idee ist mir nach einem Unfall gekommen. Ein Lastzug hat am Stauende nicht rechtzeitig gebremst und hat versucht in die Lücke mittig zwischen zwei Autoreihen zu fahren, damit es keinen Unfall gibt. Den gab es trotzdem, weil die Lücke viel zu eng war. 14 Fahrzeuge wurden beschädigt. Aber die Idee, die war da. Und dann? Was fängt man mit so eine Idee dann an? Ich habe ein paar Zeichnungen angefertigt, das Ganze aufgeschrieben und an den Interministeriellen Ausschuss für das behördliche Vorschlagswesen geschickt. Und sieben Jahre später war’s dann zum Gesetz geworden. Ja. Das musste erstmal noch ein paar Jahre bei mir in einem Aktenordner schlummern. Würden Sie heute irgendetwas ändern wollen an „Ihrem“ Gesetz? Heute würde ich noch eine vierte Begründung hinzufügen. Nämlich für die Egoisten. Die müssen einmal bedenken: Je schneller die Rettungsfahrzeuge durchkommen, desto schneller können sie selbst weiterfahren. Aber so weit denken die ja gar nicht. Was waren denn die anderen drei Begründungen? Dass die Einsatzkräfte schnell zum Unfallort kommen, dass die Gefahr für Auffahrunfälle am Stauende herabgesetzt wird, und, dass der Verkehr auch bei einer unfallfreien Stauung durch eine Notgasse gut überwacht und geleitet werden kann.


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(Er holt ein dickes Fotoalbum aus dem Schrank und zeigt mir Erinnerungen – von ihm und seinen Kollegen, im Dienst und beim Feiern.) Schauen Sie, so haben wir damals Dienst gemacht. Einfach mit Uniform und Mütze. Gucken Sie sich mal die Kollegen heute an, wie die in der Stadt rumlaufen. Als würden sie in den Krieg ziehen. Und die Menschen merken das nicht. Da hat sich doch viel in der Gesellschaft getan. Und nicht zum Guten. Sie glauben also, die Polizei ist nicht mehr das, was sie mal war? (seufzt) Anders. Ich glaube, die sind besser. Also einerseits, nämlich was die Theorie angeht. Aber ich habe auch eine Menge gelernt auf dem Kommissarslehrgang. Da erzähle ich heute noch von. Vor allem, was das Staats- und Verfassungsrecht angeht. Viele Bürger wissen gar nicht, was für eine Ausbildung wir haben. Viele „mündige Bürger“ meinen ja, wir entscheiden frei nach Schnauze. Mit Sicherheit nicht. Und andererseits? Wir haben viel gefeiert damals. Heute machen die das nicht mehr so, die Kollegen. Ist alles so … anders geworden. Kalt, hätte ich fast gesagt. Das ist vielleicht ein bisschen zu happig. Am Arbeitsumfeld generell hat sich doch sicher auch eine ganze Menge geändert.

Natürlich. Wir waren zum Beispiel ziemlich autark damals. Es gab eine Tischlerei, eine Kfz-Werkstatt, eine Waffenwerkstatt, eine Wäscherei. Wir hatten Ärzte, Sanitäter und selbst in der Küche – der Koch, der Einkäufer – waren alles Polizeibeamten. Die hätten echt die Tür abschließen können und der Betrieb hätte weiterhin funktioniert. Jetzt waren Sie ja Verkehrspolizist. Das ist doch irgendwie die B-Mannschaft, oder? Das Straßenverkehrsrecht, das wird immer so abgetan. Viele meinen, wir wissen nicht mehr, als ein Führerscheinprüfling. Das ist ein großer Irrtum. Viele Kollegen sagen sogar, das Verkehrsrecht ist das schwierigste Recht, das es gibt. Weil das so umfassend ist, so breit. Das müssen Sie mir jetzt aber erklären. Was umfasst das denn so alles? Wenn zum Beispiel ein Tankzugfahrer sagen wir mal Öl fährt, dann weiß er, was für sein Ölfahrzeug gefordert wird. Was da gilt. Diesen engen Bereich. Aber wir müssen das über alle wissen. Alle Fahrzeugklassen. Alle Bereiche. Das ist wirklich ne ganze Menge. Wenn wir rausfahren, die Uniformierten, dann ist das ja so: Wir werden mit allem konfrontiert. Alles was kommt müssen wir draußen sofort entscheiden. Erst zur weiteren Bearbeitung geben wir das dann eventuell in die Fachbereiche.


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Das vergisst man als jemand, der mit Polizei nicht viel am Hut hat, tatsächlich schnell. Wenn ich an Polizei denke, dann denke ich halt an Kommissionen und Kripo und so. Ja, hervorgehoben wird oft die Mordkommission. Dabei sagt das Wort ja schon: Die sitzen nicht rum und warten auf einen Mord. Wenn ein Mord passiert, dann wird ein Leiter bestimmt und der sucht sich dann aus allen Bereichen seine Kommission zusammen. In der restlichen Zeit arbeiten die auch ganz normal. Gucken Sie denn dann Tatort? Nicht gerne. Warum? Da kommen dann die ganz wichtigen Kriminalhauptkommissare – ich bin selbst einen Dienstgrad höher – und der Uniformierte hält das Flatterband hoch, damit die Herrschaften drunter durch gehen können und die schimpfen dann auch noch, weil er angeblich irgendwas falsch macht – so was Blödes. Dabei hätte ich den Tatort immer für eine der realistischeren Krimi-Serie gehalten. Oder bei der Vernehmung: Da steht dann ein Schutzpolizist an der Tür und guckt immer ganz stur und stupide auf einen Punkt, wie so ein Wachposten bei der Queen in England. Der bewegt sich nicht und guckt nicht nach links und nicht nach rechts. Und wenn die Herrschaften dann mit der Verneh-

mung fertig sind, dann sagen die „Abführen“. Und dann rennt der Schutzpolizist hin und schnappt sich den und führt den ab – das passiert in der Realität anders. Muss eben spannend sein. Ja, der Krimi muss spannend sein. Aber nicht auf Kosten des Betriebsklimas. Das Blöde ist eben, dass es viele Menschen gibt, die glauben das. Die halten das für wahr. Dabei ist so viel mehr dabei. Kennen Sie die ganzen Verordnungen und Gesetze eigentlich immer noch? Wenn ich irgendetwas im Radio höre über ein neues Gesetz, und es wird diskutiert, ob das rechtens ist, oder nicht – so grob kann ich das noch sagen, aus dem Kopf. Ich habe immer zu meiner Frau gesagt: Ich glaube, das geht nicht gut mit dem Gesetz. Und meistens hatte ich auch Recht. (lacht) Dann sagen Sie doch mal was zu der aktuellen Corona-Situation! Es heißt ja immer wieder, das Kontaktverbot und die ganzen Einschränkungen seien rechtlich nicht okay. Ich weiß nicht, ob das von den Medien vielleicht auch falsch dargestellt wird. Das geht ja eigentlich gar nicht. Alle Verordnungen müssen aufgrund eines Gesetzes verordnet werden. Ich kann denen natürlich nicht in die Papiere gucken. Deswegen kann ich da gerade auch nicht wirklich was zu sagen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer auf Bundesebene eine Verordnung erlässt ohne eine gesetzliche Ermächtigung. Das wäre ja schon ein grober Fehler. Herr Kalow, ich danke Ihnen für dieses Gespräch! Sehr gerne! ◊◊◊

INFO

Karl-Heinz Kalow Er kommt ursprünglich aus der DDR. 1953 floh er nach Münster, wo er heute noch lebt. Mit nur 26 Jahren kam ihm die Idee der Rettungsgasse. Seit diese Idee 1970 zum Gesetz geworden ist, hat sie unzählige Menschenleben gerettet.


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Illustration: Thorsten Kambach

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- 23 NICOLE SCHELLER UND DOMINIK IRTENKAUF VERSUCHEN, IM RAUM UNSICHTBAR ZU WERDEN Es ist so schön einfach: Das GPS aktivieren und die Kartensysteme finden in Sekundenschnelle die richtige Adresse. Laufe ich in die falsche Richtung, zeigt mir der Bewegungspunkt, dass ich vielleicht doch umdrehen sollte. Unsere kleinen mobilen Computer begleiten uns überall. Aber nicht nur sie begleiten uns – da interessieren sich auch eher dubiose Leute für unser Verhalten. Nicole Scheller entwickelt Kleidung, die der Überwachung im öffentlichen Raum einen Strich durch die Rechnung macht. Für ihre Bachelorarbeit begann die Beschäftigung mit dem Textildesign. Nun perfektioniert sie die elektronischen Bestandteile und strebt eine erste Produktion an.

haste schon gesehen?

NÖ!

Grundmotivation war, etwas gegen die Totalüberwachung zu setzen? Genau. Vor allem neuere Entwicklungen wie die automatische Gesichtserkennung. Wenn man den Blick nach China schwenkt, dann sind die da gerade ziemlich kreativ, neue Technologien in dieser Richtung zu entwickeln. Gerade mit dem System des Social Crediting kann das ziemlich gefährlich werden. Je mehr Daten zu unseren persönlichen Eigenschaften geschaltet werden, desto mehr kann man natürlich über uns lesen. Desto sensibler werden auch die Daten. Könnte man das dann als Schutzkleidung für den öffentlichen Raum bezeichnen? Könnte man so sagen, genau. Oder Kleidung für mehr Privatsphäre im öffentlichen Raum. Da gibt es mittlerweile so viele Bezeichnungen. Für mich wichtig ist es, dass man die Identität des Einzelnen wieder schützt. Das ist ein sehr wichtiges und schützenswertes Gut. Deine Kleidung ist nun aber nicht Schutzkleidung in dem Sinne, dass man sofort sieht, hier sind Leute als Lebensretter oder als Katastrophendienst im Einsatz.

Das wollte ich auf jeden Fall auch vermeiden. Die Menschen, die meine Kleidung tragen, sollen wenig auffallen. Am effektivsten wäre es natürlich, wenn man sich komplett einhüllen würde. Aber es soll ja auch für den öffentlichen Raum funktionieren. Und gerade in einer Stadt möchte niemand komplett verhüllt herumlaufen und gerade, wenn das Gesicht komplett eingehüllt wäre, dann würde sich der Einzelne auch nicht wohl fühlen. Das wäre dann eher Zwang? Ja. Mir geht es natürlich auch um den Wohlfühlfaktor. Die Kleidung funktioniert auf anderer Ebene. Das Gesicht soll immer erkennbar bleiben. Das war mein Credo. Deshalb auch der modische Aspekt. Die Leute sollen das auch anziehen. Das Muster ist sehr auffällig. Für unser Auge wirkt das sehr auffällig, beim Maschinenauge, dem Algorithmus, geht man jedoch praktisch unter. Für den Algorithmus sind sie dann praktisch „unsichtbar“. Wie ausgereift ist das schon? Das sind bislang noch Prototypen. Man verschwindet jedoch vor einer Erkennungs-


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kamera nicht total. Ich habe aber Strategien gefunden, um solch eine automatische Gesichtserkennung zu verwirren. Es geht darum, Daten zu produzieren, die eine Gesichtserkennung schwerer auswerten kann, um uns zu identifizieren. Die Gesichtserkennung muss uns anhand der biometrischen Daten erstmal als Menschen erkennen, danach werden die Daten analysiert und ausgewertet, und später kann sie uns anhand der biometrischen Daten identifizieren. Wie gehst du vor? Ich versuche, den 1. Schritt zu manipulieren, damit eine eindeutige Identifikation quasi erschwert wird. Die Kleider sind extra so weit geschnitten, damit die menschliche Form chiffriert wird. Hierbei handelt es sich auch um biometrische Daten: Ist man männlich, weiblich, Größe, wie bewegt man sich?

» Jetzt fängt die ganze Technologie eigentlich richtig krass an! « Modisch ist das auch. Manche Leute lieben ja weite Kapuzenpullis! Aber wie ich dich verstehe, ist das bei deiner Kollektion funktional? Es geht letztlich um Mensch gegen Maschine. Wie kann ich die Maschine austricksen? Das ist eigentlich die Hauptaufgabe. Der modische Aspekt spielt nochmals mit rein: Leute, die dieses Muster sehen, meinen: Krass, was ist das denn für ein Muster? Was hat das für einen Hintergrund? So kommt man halt auch ins Gespräch. Hat auch einen Austausch miteinander. Du hast die Kleidung auch schon im Feldversuch ausprobiert?

Die Kollektion ist noch aus meiner Bachelorarbeit entstanden. Mittlerweile arbeite ich mit einem Informatiker zusammen. Wir wollen die ganzen Ansätze jetzt ein wenig verfeinern. Das ist noch ein langer Weg. Es müssen auf jeden Fall noch weitere Tests erfolgen, damit ich sagen kann: Okay, es funktioniert wirklich. Im Ausstellungskontext funktioniert es sicher schon, wenn du es „nur“ präsentierst. Aber ab wann ist es technisch so gereift, dass du in die Produktion gehen könntest?


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Ich möchte natürlich, dass es funktioniert. Das ist der ganze Witz an der Sache. Deshalb möchte ich es so ausfeilen, dass es tatsächlich funktioniert. Ich muss auch dahinterstehen können. Das ist mir wichtig. Der Mantel funktioniert auf jeden Fall. Ich hatte noch einen LED-Mantel in der Kollektion, da kann man vor die Nachtsichtkamera treten und das Gesicht ist total überstrahlt. Bei dem Mantel geht es vor allem darum, wie integriere ich die ganze Technologie, dass es auch klappt.

Hast du dann Zugriff auf Nachtsichtkameras gehabt? Ja. Also, man kann sich inzwischen ja überall solch eine Außenkamera erwerben. Die meisten haben eine Nachtsichtfunktion. Damit habe ich das aufgezeichnet und gleich ausgetestet. Ich habe ausreichend Videomaterial, um nachweisen zu können: Es hat funktioniert! (Lacht) Du gehst auf deiner Webseite auf die politischen Begründungen für die Überwachung ein. Denkst du, dass die entsprechenden


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Sicherheitsdienste auf deine Tarnkleidung reagieren werden, sobald diese käuflich erwerblich ist? Ich denke schon. Ich habe jetzt zum Beispiel gehört, dass es in der technischen Entwicklung auch eine Forschung zu einem Algorithmus gibt, der erkennen soll, wenn man versucht, sich zu verhüllen. Ich muss natürlich immer gucken, welche Entwicklungen gibt es momentan und wie kann ich darauf reagieren? Es wird ein technologisches Wettrüsten werden. Jede Technologie hat so eine kleine Backdoor. Und diese Backdoor muss ich halt immer finden! Das ist dann auch ein längerfristiges Projekt? Höre ich da raus? Genau. Gerade dadurch, dass sich das ständig ändert, ist da natürlich der Ehrgeiz da: Okay, das schaffe ich auch noch! (Lacht) Das bekomme ich ausgetrickst! Für mich ist es auf jeden Fall ein längerfristiges Projekt, weil ich finde, jetzt fängt die Technologie erst richtig an. Vor 2013 gab es auch einige Designer, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Damals gab es auch den NSA-Skandal mit Edward Snowden. Wann hast du angefangen? 2017 habe ich mit dem Projekt angefangen und habe zunächst mich gefragt: Warum kommt jetzt eigentlich nichts Neues? Jetzt fängt die ganze Technologie eigentlich richtig krass an! Wenn man nach China guckt, wird es Realität. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, anzusetzen. Ich habe das auf einer Messe in Barcelona zum Smart City-Modell mitbekommen, wie stark auch Sicherheit und Überwachung im Fokus der Firmen und Akteure dort steht. Wir zahlen ja mit der Benutzung der Apps und der Teilnahme an Smart Cities mit unseren Daten. Das muss eigentlich jedem klar sein. Diese Daten verraten natürlich viel über uns. Wir gehen dieses Risiko ein, weil es auch bequem ist. Es ist halt bequem, zu sagen: Leute, räumt jetzt mal den Müll auf, ich schreibe euch eine WhatsApp oder so was. Man muss

abwägen, ob der Nutzenfaktor wirklich sinnvoll ist. In Bezug auf deine Kleidung hast du dich sicher informiert, seit wann diese Digitalisierung von Kleidung voranschreitet und welche Möglichkeiten es überhaupt gibt? Ich beschäftige mich gerade mit Smart Textile Wearables, weil ich den angesprochenen LED-Mantel weiterentwickeln möchte. Wie kriege ich diese Elektronik da rein, wie ist der ganze Mantel dann wetterfest, wie kann man ihn waschen und dies und das. Das sind gerade Probleme, die auf mich zukommen. Es ist ein recht neues Gebiet. Es nimmt gerade jedenfalls sehr viel Fahrtwind auf. Da gucke ich gerade, welche Möglichkeiten sich anbieten.

» Ich klebe zum Beispiel überall meine Kameras ab. « Nochmals auf die Markttauglichkeit zu kommen: Unsere Leser sind jetzt vielleicht ganz angetan und wollen unbedingt auch solch einen Mantel oder vielleicht auch eine Weste. Wie lange wird das noch dauern, bis sie zugreifen können? Ich bewerbe mich gerade für ein Gründerstipendium, das innovative Ideen fördert. Da bin ich gerade in der Antragstellung mit meinem Informatiker und wir suchen noch einen BWLer. Wir hoffen, dass wir den Antrag in den nächsten Monaten stellen können. So dass wir nächstes Jahr mit der Entwicklung anfangen können, so dass ich schätze, dass es ungefähr 2022 so weit sein könnte. Das ist aber nur daumengepeiltes Maß. Da sind noch viele Faktoren, die abgewogen werden müssen! Kannst du uns denn für die Zeit bis dahin noch Tricks & Tipps geben, wie man sich gut „verstecken“ kann?


Was immer noch sehr effektiv ist, ist das Basecap! Möglichst mit einem Basecap auf den Boden schauen. Ich habe auch immer verglichen: Was passiert, wenn du deine Kollektion auf den Markt bringst und es kommt in komische, d.h. auch kriminelle Hände? Grundlegend ist es so einfach, wenn man weiß, wo die Kameras sind, und das wissen kriminelle Organisationen sowieso. Sie wissen, wie sie sich verhalten müssen. Ein Hoodie, ein Basecap ist schon ein relativ sicherer Weg, um nicht erkannt zu werden. Allgemein sollte man auch den Umgang mit Smartphones überdenken: Ich klebe zum Beispiel überall meine Kameras ab. Das ist mir halt sehr wichtig. Ich benutze zum Beispiel auch keine WhatsApp – es gibt mittlerweile so viele Messengersysteme, die auch in der Privatsphäre einen guten Stand haben: Threema, Signal. Da gibt es schon coole Sachen.

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Zum Schluss noch eine konkrete Frage: Wie teuer wird es denn? Es wird in der Preisklasse schon etwas höher sein. Durch die Technologie und die Sachen, die in der Kleidung enthalten sind. Irgendwann werden diese Zusätze sicher einfacher produziert werden können. PCs waren ja zunächst auch unerschwinglich. Danke fürs Interview. Gerne.

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◊◊◊

Info

Nicole scheller Modedesignerin aus Leipzig, die Kleidung entwirft und entwickelt, die uns vor den Kameras im öffentlichen Raum schützt, indem die Erkennung unserer Gesichter verschleiert wird. Die Muster scheinen abstrakt, etwas verrückt, ungewohnt für menschliche Augen, schützen die Träger jedoch vor Nachtsichtkameras, Überwachungskameras und vielleicht auch vor Ortung. Scheller ist derzeit mit der Entwicklung der ersten Kollektion beschäftigt. Politische Defizite und soziale Strukturen werden immer wieder zum Thema ihrer Kunst. nicole-scheller.com

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Illustration: Thorsten Kambach


- 29 Tom Feuerstacke und Bischof Dr. Felix Genn besprechen die momentane Situation Haben Sie sich vor ein paar Wochen vorstellen können, dass wir so schwere Einschränkungen hinnehmen müssen, wie wir es jetzt tun? Wir nicht. Zurzeit scheinen sie alternativlos, auch wenn sie ständig diskutiert werden. Aber: Die Kontaktverbote sind für alle in der Republik verbindlich, auch für die Kirche. Der Bischof hat da seine ganz eigene Sichtweise und wird trotzdem Ostern feiern. Allerdings etwas anders.

RUHE BEWAHREN, VERTRAUEN SCHENKEN, WEITERMACHEN Herr Bischof, wir leben in schwierigen Zeiten, wie erklären Sie, was gerade passiert? Ich glaube nicht, dass wir das überschauen können, wir müssen sehen, dass wir das von Tag zu Tag gut bewältigen. Und zwar so gut, dass nicht zu viele dabei durch das Raster fallen, sei es durch Krankheit oder soziale Not. Das gilt es zu verhindern. Wie können wir das verhindern? Am wichtigsten scheint, dass wir uns an die Regeln halten, weiter solidarisch sind. Dieses unsichtbare „Etwas“ kann jeden treffen, da gilt es Rücksicht zu nehmen. Aber ich habe Vertrauen in unsere politischen Verantwortlichen und auch die wirtschaftlich Verantwortlichen, dass sie die Menschen nicht durch das soziale Netz hindurchfallen lassen – das ist aber eine große Herausforderung. Woran machen Sie die Verlässlichkeit der handelnden Personen fest und dass sie denen vertrauen können? Die Politikerinnen und Politiker machen auf mich den Eindruck, dass sie sehr verantwortungsbewusst mit ihrer Aufgabe umgehen. Es ist weise, von Woche zu Woche zu schauen und nicht in langfristige Überlegungen zu verfallen. Das zeigt, dass sie im Augenblick auf Sicht fahren, und das ist wohl auch angemessen. Es werden Schirme aufgezogen, die die soziale Not mindern sollen, was auch wichtig ist. Die Europäische Union ist bemüht, Rege-

lungen zu finden, was allerdings nicht einfach ist, aber immerhin gibt es Bemühungen. Wie wird sich die Gesellschaft in Deutschland verändern, wie wird die Welt nach Corona? Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass ich darauf selber gespannt bin. Zudem weigere ich mich, zu dem Thema Prognosen und Prophezeiungen anzustellen. Ich hoffe, dass wir dann genauso wach und sensibel sind, wie wir es im Moment sein möchten. Wenn Sie sich Deutschland anschauen, gebe es etwas, das sich gesellschaftlich auf jeden Fall ändern muss? Ich weiß nicht, ob und was sich ändern muss. Es kann sein, dass das, was wir jetzt erleben, in sich einen Lerneffekt hat, dass man gar nicht mehr von müssen sprechen kann, sondern spüren wird, dass wir auch anders können. Obwohl der jetzige Zustand nicht von Dauer sein muss. Das möchte ich nicht ewig haben. Für die Kinder und Jugend-lichen ist es… …total schrecklich. Was vermuten Sie, wie groß ist der Atem, den wir haben, um diese wirtschaftliche Herausforderung meistern zu können? Tja, das fragen Sie besser die Experten. Ich kann dazu nichts sagen. Ich habe aber das


Gefühl, dass im Augenblick damit vernünftig umgegangen wird. Und wir werden mal schauen was nach dem 19. April sein wird. Ich hoffe, dass es dann etwas Entspannung gibt. Im Moment müssen wir uns total zusammenreißen. Egal, wie schwer das ist.

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Wie funktionieren im Moment Gottesdienste? Wir übertragen täglich im Internet Gottesdienste aus dem Dom und aus St. Lamberti. Auch viele Pfarreien machen das. Für mich ist es schon ein merkwürdiges Gefühl, in der leeren Kirche zu stehen. Das ändert aber nichts an meiner inneren Haltung und dem Gebet. Mich motiviert das Wissen, dass ich über die Kameras, die die Messe übertragen, viele Menschen anspreche, die in dieser großen Zahl vielleicht gar nicht direkt in den Gottesdienst gekommen wären. Insofern erreiche ich in dieser schwierigen Zeit sogar mehr Menschen als vorher direkt im Dom. Die Kirche betreibt Krankenhäuser und die sind gerade im Dauerstress. Wie stehen Sie im Kontakt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wie können Sie diese unterstützen? Ich bin da nicht immer unmittelbar involviert. Man sagt gerne, dass die katholische Kirche Krankenhäuser hat. Das stimmt so nicht ganz. Katholische Träger sind auch Träger von Krankenhäusern. Da habe ich als Bischof kein direktes Zugriffsrecht. Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass ich darauf vertraue und fest überzeugt bin, dass dort vor Ort genauso verantwortungsvoll mit den Menschen umgegangen wird, wie das auch in nicht katholischen Einrichtungen geschieht. Ich bin den Menschen, die hier im Einsatz sind, sehr dankbar. Wenn ich zur Zeit beruflich unterwegs bin oder einkaufen muss, wundere ich mich da-rüber, wie viele gerade ältere Menschen unterwegs sind. Wie erklären Sie, dass gerade die Älteren auf sich wenig Rücksicht nehmen? Ich hoffe ehrlich, dass man das nicht so pauschal sagen kann. Es wird in allen Bevölkerungsgruppen Personen geben, die sich


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sagen: Das ist alles nicht so schlimm. Das ist wirklich so. Habe ich gestern noch gesehen, dass jemand im Fernsehen behauptet, diese Vorgaben würden nur gemacht, um Kontrolle über die Menschen zu erhalten. Da muss ich mir an den Kopf greifen. Ich kenne aber auch genug ältere Menschen, die sagen, dass sie sich von einer Risikomöglichkeit fernhalten. Sie beachten die Vorgaben und nutzen die Hilfe, die ihnen geboten wird, um das tägliche Leben zu meistern.

» Ich bin den Menschen, die hier im Einsatz sind, sehr dankbar. « Wenn ich Hilfe von der Kirche suche, wie finde ich die in Zeiten von Corona? Wenn jemand in eine Kirche kommt und den Wunsch äußert, wird er immer einen Ansprechpartner finden. Vielleicht sitzen wir dann mit etwas Abstand zueinander. Zudem gibt es von Pfarreien, der Caritas, unseren Beratungsstellen viele digitale oder telefonische Hilfe- und Beratungsangebote. Was fehlt dem Bischof von Münster am meisten in dieser jetzigen Situation? Es ist der Kontakt zu den Menschen, den ich vor allem entbehren muss. Als ich letzten Sonntag im leeren Dom gepredigt habe, sagte ich mir, dass das wirklich nicht zu lange anhalten darf. Wie vertreiben Sie sich die Zeit und den langen Tag? Ich brauche keinen wirklichen Zeitvertreib. Ich habe so viel Arbeit, mein Schreibtisch ist voll. Ich habe viele Dinge, die ich aufarbeiten und vorbereiten möchte. Was möchten Sie als Erstes tun, wenn die Ver-

haltensvorgaben wieder gelockert werden? Ich werde meinem vollen Terminkalender nachgeben müssen und die Eintragungen abarbeiten – den müssten Sie sich mal anschauen im Moment. Haben Sie Kontakt zu Ihren italienischen Kollegen? Ich habe von einem Kardinal aus Italien einen Brief erhalten. Er bat mich, für die Menschen dort zu beten. Durch meine Kontakte nach Rom wurde mir schon deutlich, dass es in Italien im Moment ein sehr abgestorbenes Leben ist. Die Bilder sprechen ihre eigene Sprache. Wenn ich die vielen Särge in Norditalien sehe, dann verschlägt es mir den Atem. Eine Frage, die Ihnen vermutlich nun schon häufiger gestellt wurde, ist: Sind wir schuld? Ich arbeite weder mit den Begriffen Schuld noch Strafe, halte das nicht für richtig. Wir leben in dieser Zeit und Welt, müssen mit den vielen Gegebenheiten umgehen, die uns hier begegnen. Wäre es anders, würde es nach dem alten Prinzip gehen „Suche nach dem Schuldigen, bestrafe den Unschuldigen“. Herr Bischof, danke sehr, dass wir so kurzfristig dieses Gespräch mit Ihnen führen durften. Sehr gerne. Ich wünsche ihnen trotz allem schöne Ostern und danke Ihnen für das Vertrauen. Und das eine sage ich Ihnen: Bleiben Sie gesund. ◊◊◊

INFO

Bischof dr. Felix Genn Der Rheinländer, der in unser Bistum kam und Bischof wurde, verbreitet hier seine Maxime aus dem ersten Johannesbrief: „Wir verkünden das Leben.“ Er verkündet aber noch vieles mehr und steht mit beiden Beinen mitten im Leben. Als einziger Bischof ist er in die „Kongregation für die Bischöfe“ berufen in Rom, die sich um die Belange der Bischöfe kümmert. In dem härtesten Kampf der Kirche fordert er, die Verjährung für sexuellen Missbrauch abzuschaffen, und spricht sich für eine härtere Bestrafung der Täter aus.



Stadtgeflüster Münster – das Interviewmagazin wird herausgegeben von der Stadtgeflüster GmbH & Co. KG Rothenburg 14-16, 48143 Münster Telefon 0251 48168-43, Telefax 0251 48168-40 stadtgefluester-muenster.de info@stadtgefluester-muenster.de Herausgeber, Chef- und Schlussredakteur: Redaktion: Editorial Design:

Buschy/Sabrina Averbeck

Lektorat:

Bernhard Trecksel

Thorsten Kambach Jana Nimz, Tom Feuerstacke, Arndt Zinkant, Claudia Maschner, Jonas Wintermantel, Chiara Kucharski, Dominik Irtenkauf, Julia Körtke, Ruth Kirschbaum

Verteilung: Stadtgeflüster Fotografie: Maren Kuiter, Buschy www.shutterstock.com, Pressefotos Anzeigenvertrieb: Ekki Kurz, Horst Stronk Veranstaltungen und Interviewanfragen: redaktion@stadtgefluester.de info@stadtgefluester.de Büro: Irene Kötter Druck: Lensing Druck Ahaus Webseite: Mark Grotegerd Stadtgeflüster liegt zur kostenlosen Mitnahme an über 300 Stellen in Münster aus. Sie haben Interesse an unseren Mediamöglichkeiten? Dann rufen Sie uns an oder schreiben Sie eine Mail, wir freuen uns!

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Jede Generation hat ihre Krise – jetzt haben wir unsere. Einfach surreal. Fuck. Oscar Fokkema 2020


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