Stadtgeflüster Mai 2019

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DEINS! | Ausgabe 05 -| 1 Season 14 im mai 2019 Das Interviewmagazin vom

carla reemtsma Ein Raues Klima


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Fast Forwort

Inhaltsverzeichnis RAUES KLIMA .............................................. Seite 04 Carla Reemtsma

90 MINUTEN ECHTE GEFÜHLE .............. Seite 12 Ralf Richter

Liebe Leserin, lieber Leser, werter Münsteraner, es ist soweit, wir haben die Reserven verbraucht, die unser Planet innerhalb eines Jahres wiederherstellen kann. Das machen wir inzwischen einige Jahrzehnte so, aber bis vor vier Jahren war dieser Moment erst ab Mitte August erreicht. Darum: Machen wir weiter wie bisher, kann bald jeder erleben, was exponentielles Wachstum bedeutet. Ab 2030 brauchen wir nämlich Erde Nummer 2. Aber das ist nicht alles, denn wir verbrauchen nicht nur wie die Weltmeister, sondern verschmutzen auch wie die Bekloppten und basteln uns fröhlich aus der Erde ein Gewächshaus der richtig großen Art – wer schon mal erlebt hat, wenn im Sommer bei geschlossenen Fenstern die Klimaanlage in einem Auto ausfällt, wird wissen, wie schnell aus schönen 25 Grad Außentemperatur im Wagen über 50 werden. Und wer wissen will, wie sich das anfühlt, sollte einfach nur an seinen geliebten Hund denken, den man nur zurücklässt in so einem Auto, wenn man es wirklich eilig hat und nicht lange bleibt (Achtung, Sarkasmus). Und gleichzeitig machen wir uns über die „Friday for Future“-Kids lustig, die erkannt haben, was wir tun. Schämen sollten wir uns. Darum haben wir uns mit einem dieser schulschwänzenden Jugendlichen getroffen … Leider habe ich hier nicht mehr Platz – darum schaut rechts im Inhaltsverzeichnis, was es noch so gibt … liebe Grüße dafür hier: Liebe Grüße Thorsten

DAS LEBEN IST EIN HARTES BROT UND MUSS GEGESSEN WERDEN ................................... Seite 22 Ilka Bessin

LIEBER VOM LEBEN GEZEICHNET ALS VON PICASSO GEMALT .................... Seite 28 Claus Steinrötter

AUSGESPIELT – NOCH LANGE NICHT .............................................. Seite 36 Dietrich Schulze-Marmeling

VERBRANNTE WÖRTER ............................ Seite 42 Matthias Heine

LEUTE MACHEN KLEIDER ........................ Seite 54 Reinhard Maas und Gisela Kaufmann-Maas

GESUNDHEIT ............................................... Seite BIERGARTEN-SAISON ................................ Seite FREIZEIT-TIPPS ........................................... Seite RUND UM DIE LEEZE ................................. Seite TIPPS & TERMINE ....................................... Seite UMWELT ........................................................ Seite WOHNEN IM ALTER ................................... Seite

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Fotos: Maren Kuiter

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ARNDT ZINKANT BEFRAGT DIE „FRIDAYS FOR FUTURE“-AKTIVISTIN CARLA REEMTSMA Eine „Gretchenfrage“ ist dem Adressaten meist unangenehm, da sie ihn zu einem Bekenntnis bewegen soll, das er bisher nicht abgegeben hat. So steht’s bei Wikipedia. Der Begriff geht auf das Gretchen aus Goethes „Faust“ zurück. Aber selbst dieses kann wohl mit der 16-jährigen Greta Thunberg in puncto Bekanntheit nicht mehr konkurrieren. Deren Schulstreiks für Klimaschutz haben internationale Jugendproteste zu Hunderttausenden nach sich gezogen. In Münster ist das „Gesicht“ dieser Proteste die 21-jährige Studentin Carla Reemtsma – und weit darüber hinaus. Beim Talk von Maybritt Illner hat sie ollen Skeptikern ordentlich Contra gegeben. Dass sie mittlerweile sehr interview-erfahren ist, merkt man ihr auch im Stadtgeflüster-Talk an.

RAUES KLIMA Wie sind Sie in das Klima-Thema hineingekommen – schlagartig oder so langsam wie das Klima selbst? Ein Grundbewusstsein hatte ich immer. Meine Oma war ebenfalls sehr umweltbewegt, für Atomausstieg und so weiter. Außerdem war ich bereits bei „Fossil free Münster“ dabei, der Initiative, welche die staatlichen Geldanlagen aus fossilen Energie-Unternehmen wie RWE herausziehen will. Jetzt betreibe ich das quasi in Vollzeit. Das ging Schlag auf Schlag. Organisieren Sie die gesamten Münster-Aktivitäten? Nein, wir sind mindestens ein Dutzend Leute, die tief im Thema drinstecken. Ich bin allerdings auch für die bundesweite Vernetzung zuständig und helfe dort bei der Pressearbeit, schreibe beispielsweise Pressemitteilungen und zeige anderen, wie das geht. Wurde da gesagt: „Hey, wir brauchen ein Gesicht, das uns nach außen vertritt?“ Nein, absolut nicht. Wir versuchen außerdem, mehr Diversität reinzubringen, weil eine Bewegung, die 300.000 Leute auf die Straße bringt, nicht durch eine Person repräsentiert werden kann. Die Medien rufen aber leider immer wieder dieselben Leute an (Lacht).

Ist Ihnen schon das Etikett „Deutsche Greta Thunberg“ angeklebt worden? Nein, es wurde allerdings schon vom „Münsteraner Gesicht“ geschrieben, was gerade noch vertretbar ist. Haben Sie von Luisa Neubauer gehört? Die ist deutschlandweit überall zu sehen, in jedem Medium . Aber wir in Münster versuchen, da mehr Vielfalt hineinzubringen – ich bin ja bereits Studentin, doch viele andere sind noch ganz jung und ohne jede Erfahrung. Leute, die nie ein Interview gegeben haben – denen wollen wir das Nötige beibringen. Aber Sie sind Greta schon begegnet. Ich war beim Streik in Berlin dabei. Wir hatten dort eine Menschenkette von 50 Leuten vor dem Frontbanner, damit die Presse das nicht alles überrennt. Total krass! Dann kommen da 5.000 Menschen und wollen Greta etwas in die Hand drücken – und das ist so ein kleines Mädchen, ganz zerbrechlich! Und außerdem kein Fan von Menschenmassen. Kann man das, was Sie tun, überhaupt lernen, oder machen das automatisch Leute, die ein Talent dafür haben? Ja, grundsätzlich machen sowas logischerweise Menschen, die eine gewisse Affinität


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» Ein Grundbewusstsein hatte ich immer. « Was sind die wichtigsten zwei oder drei? Übergeordnet immer: Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und des 1,5-Grad-Ziels. Außerdem: klimaneutral in Deutschland bis 2035, was deutlich früher ist, als andernorts so geschrieben wird. Denn wir haben die technische und historische Verantwortung. Hier ist es möglich. Länder wie in Afrika können das nicht leisten – deswegen müssen wir schneller sein, um denen Zeit zu verschaffen, ihre Technologien umzurüsten. Außerdem drängen wir auf eine CO2–Steuer von 180 Euro pro Tonne – das, was das Bundesumweltamt als Folgekosten veranschlagt. Für Steuern sind die da oben immer zu haben. Was aber Energie insgesamt teurer macht, oder? Die Schweiz hat das schon erprobt – es heißt CO2-Bepreisung, und dort ist das direkt an eine Umlage gekoppelt. Denn die Leute mit großem CO2-Fußabdruck sind auch jene, die

viel Geld haben: große Wohnung, viele Fernreisen usw. Diese Leute zahlen viel, bekommen aber weniger von der Umlage zurück. Der Staat profitiert also nicht direkt, sondern alle Bürgerinnen und Bürger. Durch diese Bepreisung werden sozial Schwache nicht benachteiligt, im Gegenteil. Sind wirklich nur die mit dickem Geldbeutel betroffen? Nehmen wir die „Gelbwesten“ in Frankreich – den Protestlern geht es doch um hohe Benzinpreise. Aber dort gab es die erwähnte Umlage ja gerade nicht! Vor allem sollte die CO2–Steuer bei Fernreisen und bei der Industrie greifen. Momentan sind klimaschädliche Technologien günstiger als klimafreundliche, obwohl diese bereits existieren. Wenn wir nun das CO2 bepreisen, ist es für die Unternehmen sinnvoller, zu investieren und die besseren Technologien zu nutzen. Der Slogan der Gelbwesten lautet: „Ihr redet vom Ende der Welt – wir reden vom Ende des Monats“. Verstehen Sie das? Solche Fragen kommen oft auf. Es wird in den Medien teils fälschlich kommuniziert, Klimaschutz sei nur etwas für Reiche, und das stimmt schlicht nicht. In der Schweiz hat es funktioniert, und dies wurde nicht berichtet, weil es für die Bürger dort keinen Anlass zu Unmut gab. Sobald man auf erneuerbare Energie umsteigt, wird der Strom langfristig billiger, denn man hat ja Ursprungskosten von quasi null. Ein oder zwei Länder in Südamerika setzen fast komplett darauf. Die Kosten für

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und Erfahrung haben, aber man kann jedem Tipps und Tricks an die Hand geben. Wir haben jetzt etwa unsere Forderungen herausgegeben, auch um den Leuten zu erklären, warum wir genau diese Punkte gewählt haben.

Cinema & Kurbelkiste


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Würde die Politik so stark handeln wie sie labert, wären wir einen ganzen Schritt weiter Photovoltaik sind stark gesunken, und das hat vielen Menschen überhaupt erst eine Stromversorgung gebracht. Nun finden es manche seltsam, dass die Jugend auf der Straße genau fordert, was die Regierung auch sagt. Die Regierung sagt viel, aber macht nichts. Das Klimaziel für 2020 wurde ja gekippt! Mit dem Kohlekompromiss 2038 ist das Klimaziel für 2030 auch nur mit Müh und Not zu halten. Ich lese auf euren Plakaten immer nur so allgemein: „Ihr klaut uns die Zukunft!“ Warum steht dort keine Merkel-Kritik? Die Richtlinienkompetenz des Kanzlers ist im Grundgesetz festgeschrieben. Trotzdem ist es ja nicht nur Merkel. Unser Protest richtet sich vielmehr gegen ihr ganzes Kabinett. Wenn man sich Andi Scheuer anschaut, dessen Verkehrskommission nicht mal ein schlechtes Ergebnis herausbringt, sondern gar keins! Oder Peter Altmaier, der nichts tut, außer mit Industriekonzernen zu kuscheln.

Ich verstehe die Merkel-Schonung, die ich auch im Kabarett beobachte, trotzdem nicht. Sie wurde früher „Klima-Kanzlerin“ genannt – und regiert nun schon über 13 Jahre. Diese Kritik sehe ich. Wenn Merkel uns lobt, liest man anschließend auf Social-Media-Plattformen: „Entschuldigung, Frau Merkel: Sie können uns nicht loben und trotzdem untätig bleiben!“ Da hat es durchaus schon Twitter-Storms gegeben. Die Problematik aber auf eine Person zu konzentrieren, ist falsch, weil es ein komplexes Problem mit vielen Stellschrauben ist. Wie beurteilen Sie die Grünen? Muss man denen nicht vorwerfen, dass sie die CO2-Emissionen stark nach oben getrieben haben? Letztlich geht das Abschalten der Kernkraftwerke – der sichersten der Welt – auf sie zurück. Wir sind in Deutschland in einer so privilegierten Position, dass wir die AKWs abschalten und trotzdem unsere Versorgung solide halten können. Das sagt die Bundesnetzagentur. Kernkraft ist eine superteure Energie, deren hohe Kosten sich kaum einpreisen lassen. Und


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Wir haben viel zu viel gepennt und müssen jetzt etwas tun auch bei den sichersten Kernkraftwerken kann immer noch etwas passieren. Was man den Grünen durchaus vorhalten kann: Dass sie oft so tun, als wären sie die Klimaschutzpartei, aber auf Landesebene zu wenig machen. Als Deutschland Klimaziele gekippt hat, hätten sie viel lauter werden können. Glauben Sie nicht, dass Deutschland nach dem Kohleausstieg Strom einkaufen muss? Nein! Das sagt die Bundesnetzagentur auch. Wir exportieren ja jetzt bereits Strom. Weil wir Überkapazitäten haben, wenn viel Wind weht – wenn aber keiner weht, hat man wieder Unterdeckung. Aber wir planen ja nicht ausschließlich mit Windenergie. Wir müssen insgesamt dezentraler werden und nicht beispielsweise nur auf zwei große Kraftwerkparks setzen. Warum halten wir uns nicht an die Vereinbarungen,

die wir getroffen haben? Natürlich wird damit dann auch ein Strukturwandel einhergehen. Sogar die Ikone Greta Thunberg hat die Kernenergie nicht ganz verteufelt. Man solle das als Übergangsmodell durchaus machen. Das sehen Sie anders? Nein, Greta Thunberg sagt: „Hört endlich der Wissenschaft zu!“ Sie bezieht sich auf den IPCC-Report. Der besagt, dass Kernkraft in bestimmten Ländern eine Übergangslösung sein kann. Aber das sind Länder, die nicht in der privilegierten Situation wie Deutschland sind. Greta hält die Kernenergie für zu teuer und zu gefährlich. Wir als jugendliche Bewegung können auch nicht die fix und fertigen Lösungen präsentieren. Dafür haben wir 23.000 Wissenschaftler allein in Deutschland und Österreich, die die Lösungen erarbeiten müssen. Das von Jugendlichen zu verlangen, ist absurd.


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Wie einig sind sich denn diese Wissenschaftler? Sehr einig. Über 30.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben den „scientist for future“-Aufruf in deutschsprachigen Ländern gestartet. Die sagen a) die Anliegen sind berechtigt b) wir haben viel zu lange geschlafen, und c) wir müssen endlich was tun! Vor zwei Jahren erschien in der „Welt“ ein Artikel von Björn Lomborg, einem dänischen Wissenschaftler. Dort stand, die Uno hätte ausgerechnet, das Pariser Klima-Abkommen würde für das 1,5-Grad-Ziel niemals ausreichen. Selbst wenn sämtliche Länder sich daran halten würden. Zu diesem Artikel kann ich nichts sagen. Das Pariser Abkommen sieht vor, dass die teilnehmenden Staaten sich selbst Ziele stecken, die dann sukzessive immer weiter verschärft werden. Durch Anpassungsmechanismen, die auch die technologischen Entwicklungen der Zukunft berücksichtigen.

Das Fazit des erwähnten Artikels war, dass die Klimaziele keinesfalls nur durch CO2-Einsparungen erreichbar seien – stattdessen solle man sich möglichst auf technische Innovationen konzentrieren. Wir brauchen eine Menschheit, die weniger Fleisch isst, die weniger fliegt, die weniger Auto fährt. Außerdem brauchen wir natürlich auch technische Innovationen, die CO2 einsparen helfen. Zum Beispiel ist die Zement- und Betonherstellung sehr CO2-intensiv. In Technologien muss investiert werden. Gleichzeitig muss das alltägliche Leben so klimafreundlich wie möglich sein – und zwar so, dass ich nicht bei jeder meiner Entscheidungen darüber nachdenken muss. Sehen Sie die Hauptlast bei der Bevölkerung oder der Politik? Ganz klar bei der Politik. In Industriestaaten ist es eben schwierig, klimafreundlich zu leben. Wenn ich zum Beispiel in einem Dorf vor Müns-


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Mit den Stadtteilautos wird schon jede Menge an Umweltschutz bewegt ter wohne, brauche ich nur dann kein eigenes Auto mehr, wenn ausreichend Busverbindungen vorhanden sind. Wir müssen strukturell umdenken. Ich erlebe bei den jungen Menschen auf den Straßen ein sehr hohes Bewusstsein. Die rennen bei ihren Eltern teils vernagelte Türen ein: „Hey, warum essen wir so viel Fleisch?“ Trotzdem: Allein über den privaten Konsum können wir das Ganze nicht regeln. Immerhin war das Kyoto-Protokoll bereits vor Ihrer Geburt – und seitdem sind die Emissionen gestiegen. Das Bewusstsein war aber damals schon durchaus vorhanden. Ja, aber es wurde eben nichts gemacht. Eine kognitive Dissonanz! Die Politik ist stark von Konzerninteressen geprägt. Wir haben seit Jahrzehnten geschlafen. Im Jahr 2000 wäre das alles noch viel einfacher gewesen. Durch ein paar Einsparungen im Energie- und Verkehrsbereich hätte sich eine CO2-Einsparung von 4 Prozent

erreichen lassen. Weil das nicht geschehen ist, brauchen wir nun viel mehr: um die 18 Prozent. Aber es hilft nichts, darauf herumzureiten. Die Größenverhältnisse sind ja unglaublich: Wenn Deutschland morgen komplett auf null Emissionen runterginge, wäre das durch den Rest der Welt im Handumdrehen ausgeglichen. So gering ist der deutsche Anteil global gesehen. Natürlich funktioniert Klimaschutz insgesamt nur global. Irgendwo muss man ja anfangen – denn wir haben kein globales „Gericht“ oder eine Weltregierung. Aber wir haben das Pariser Abkommen, das so viele Staaten unterschrieben haben wie kein anderes Abkommen zuvor. Da hat sich auch eine deutsche Bundesregierung dran zu halten, egal wie gering unsere Emissionen sind. Was halten Sie übrigens von dieser Lehrerin, die vom Kinderkriegen abrät, weil Kinder ein zu hoher CO2-Faktor seien?


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Dieses Buch ist ziemlich krass und auch nicht zielführend. Überbevölkerung ist in Deutschland ganz sicher nicht unser Problem.

machen werde – daher studiere ich Wirtschaft und Politik, weil man sich damit viele Türen offenhält.

Das Wachstum in Afrika ist aber so eklatant, dass man diesen Faktor nicht einfach rausrechnen kann, oder? Man muss schauen, dass dort nicht wie in Indien zu stark auf Kohlekraft gesetzt wird, sondern von Anfang an auf erneuerbare Energien. Die Staaten, die am meisten CO2 verbrauchen, sind nicht die mit der Überbevölkerung. Wir müssen nicht ein Planet mit weniger Menschen werden, sondern ein Planet, dessen Bevölkerung weniger Ressourcen verbraucht.

Was gibt Ihnen Hoffnung? Die Massen junger Menschen auf der Straße. Wenn mich zum Beispiel eine zwölfjährige Lisa anruft und sagt: „Ich hab am Freitag Mathe-Test, aber ich würde trotzdem gern zur Demo kommen.“ So etwas gibt mir Hoffnung.

» Aber wir planen ja nicht ausschließlich mit Windenergie. « Wo sehen Sie sich in zehn Jahren – immer noch als Aktivistin? Ich glaube nicht, dass das Klima-Thema dann keine Rolle mehr spielen wird. Ich weiß aber noch nicht genau, was ich dann

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INFO

CARLA REEMTSMA Umweltbewegt war Carla Reemtsma (nur um „36 Ecken“ verwandt mit Jan Philipp Reemtsma) schon immer. Über „Fossil free Münster“ kam die 21-Jährige zur münsterischen Klimaschutz-Szene. Sie organisiert mit einem Team in Dutzendstärke die „Fridays for Future“ in Münster und darüber hinaus. Seit sie im Talk von Maybritt Illner auftrat, ist die Studentin (Wirtschaft und Politik) einem breiteren Publikum in Deutschland bekannt.

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Classic – Thorsten trifft Ralf Richter Bei Ralf Richter denkt jeder an Kalle Grabowski, Bang-Boom-Bang und die Frage, was hat der Typ meine Alte zu ficken? Darüber sprachen wir mit ihm aber gar nicht, zum Glück. Denn so dauerte die Unterhaltung nicht zehn, sondern über neunzig Minuten – wir sprachen über Omas, die sich freiwillig in den Tod stürzen, wenn es draußen zu kalt wird, über coole Typen wie Joschka Fischer, die ganz plötzlich zu Arschlöchern werden und über die selbsterteilte Gehaltserhöhung bei den Dreharbeiten zum Boot. Also:

90 MINUTEN ECHTE GEFÜHLE Ralf, was hast du heute noch vor? Ich gehe ins Krankenhaus, besuche meinen Sohn. Der wird morgen operiert, hat die Achillessehne gerissen. Und da ich selber Angst vor Operationen habe, bin ich losmarschiert und habe extra einen Film für ihn besorgt; obwohl, es geht meistens gut, nicht wahr? Wovor hast du dabei Angst? Vor dem Einschlafen, dem kleinen Tod. Und da habe ich mir einen Trick ausgedacht: Immer wenn ich dalag, habe ich an was gedacht, das mich fesseln konnte, an eine Kinoszene etwa. Bei meinem Sohn ist das ähnlich, deswegen der Film. Vielleicht wäre aus dir ein guter Arzt geworden … Wäre ich ehrgeiziger gewesen, schon. Kinderarzt ist ein schöner Beruf. Ich habe oft gedacht, wie blöd, dass ich so faul war in der Schule. Ich kann mich an nichts erinnern aus der Zeit! Manchmal denke ich, ich habe die mir nur eingebildet; das liegt so weit zurück, darüber bin ich selbst ein bisschen erschrocken.

Tja, Kinderarzt wird man nicht, wenn man ständig mit Claude Oliver Rudolph abhängt. (Lacht) Stimmt. Da muss man diszipliniert sein, da muss man kämpfen, ohne geht´s nicht. Gut, letztendlich ist es so, wie es ist und … Hattest du einen anderen Berufswunsch? Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, habe immer gedacht, das wird schon, alles wunderbar. Das ist typisch für Jungs, die sagen sich, es wird schon, die Mädchen sind da anders. Meine Tochter, wenn die eine Idee hat, ist „direkt alles hergerichtet“, wie sie es nennt. So ist das. Deshalb habe ich mir früher keine Gedanken gemacht, was ich werden will. Glaubst du an Gott? Oder an ein Leben nach dem Tod? Ich denke schon, dass es das gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Seele einfach wegstirbt, die schwebt ja so um dich rum, ummantelt dich. Nee, die stirbt nicht. Was macht die Seele nach dem Tod?


Fotos: Stefan Reimer

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„Schön wäre, wenn man in Erinnerung bliebe“ – Ralf Richter Ich weiß nicht, wird man noch mal geboren? Immer wieder passiert es, dass man denkt, hey, das habe ich schon erlebt! Das sind vielleicht so Punkte, die du noch nicht erledigt hast. Und solange musst du halt wiederkommen. Das ist eine beruhigende Vorstellung. Aber auch, falls da nichts mehr käme, sinnlos wäre das Leben nicht. Wenn man überlegt, dass Kinder der Mittelpunkt der Welt sind! Naja, trotzdem will ich halt nicht glauben, dass man einfach verfault und zack: alles weg. Schön wäre, wenn man in Erinnerung bliebe … Ich fände es schön, wenn da noch was kommt, ein weiteres Leben. Oder sieben! Wie bei einer Katze! Eh, genau. Dann könnte man ´ne Menge von der Zukunft sehen. Wie es wohl in hundert Jahren ist? Hm, weiß nicht, kann mir nicht vorstellen, dass das gut ausgeht, ist doch alles kaputt. Wo du auch hinguckst; gestern sah ich ein Magazin im Fernsehen, Thema war, dass jeder seinen Müll auf der Autobahn rausschmeißt – worüber sich die Müllmänner beschweren, die das wegmachen müssen. Aber was machen die? Auch nur Müll! Alles, was die einpacken,

wird wieder in Plastiktüten gepackt. Ich habe auch schon zwei, dreimal etwas aus dem Auto geworfen. Ich habe das auch gemacht, noch häufiger! Aber irgendwann wird´s einem klarer und heute ist es so, dass ich so ´n Ding hier nehme. (Ralf zeigt seine Jutetasche, die neben ihm auf der Bank liegt.) Hübsche Tasche! Ja, zuhause habe ich noch drei richtige Plastiktüten, aus alten Zeiten, zur Mahnung. Fällt es dir schwer, etwas wegzuwerfen? Pass auf, letztens habe ich irgendwas bestellt, dann haben sie mir das gebracht … Was bestellt? Was zu Essen. Da war die Salatsauce in einem Plastikding drin, mit einem Deckel drauf. Da habe ich überlegt, was ist effektiver? Den Mist einfach in den Müll zu schmeißen oder das Zeug ins Spülbecken zu kippen? Dann hätte ich den Dreck im Wasser, da muss der auch wieder raus. Also, was ist effektiver? Bin ich bisher nicht draufgekommen; steht noch bei mir rum, die Sause.


Das klingt pathologisch. Das bedrängt mich alles in zunehmendem Maße. Ich habe einen Kumpel; wir fahren auf der Landstraße, da macht der sein Fenster auf, schmeißt was raus. Ich frag, hast du ´se noch alle? Du kannst doch nicht, geht doch nicht! Wieso, sagt der, machen doch alle – das ist natürlich ein guter Grund … Wir hausen in einem Dreck, der nicht mehr zu bereinigen ist. Sogar in Grönland. Das wusste ich nicht. Ich dachte, da sei die Welt noch in Ordnung. Nix. Ich war dort zum Arbeiten für einen Film. Als wir so zwischen den Eisbergen durchfahren, denke ich begeistert, so sah´s hier vor hunderttausend Jahren schon aus! Aber dann merke ich, irgendwas stimmt nicht. Die Eisberge sind ja gar nicht weiß … Sondern abgetaut? Nein, das nicht, aber grau und schmutzig.

» ICH WILL NICHT GLAUBEN, DASS MAN EINFACH VERFAULT. «

STREET SCENE

AMERIKANISCHE OPER VON KURT WEILL Wovon? Von dem Ozonloch. Das ist inzwischen so gewaltig, da kommt der ganze Dreck aus Europa und Asien runter. Und das hat Folgen. Du musst dir vorstellen, die Mütter dort sind gehalten, ihre Kinder nicht zu stillen – wegen der Drecksbelastung! Das war früher besser? So gesehen schon, aber dafür hatten die andere Probleme: Als wir da durch die Gegend gewandert sind, hatten wir einen Führer dabei. Wir liefen in großer Höhe über eine Schlucht, auf schmalen Holzstegen mit einem Geländer – nix für Leute mit Höhenangst. An einer Stelle, so ziemlich über dem höchsten Punkt, fiel mir auf, dass das Geländer noch neu schien. Ich fragte den Führer: „Sach´ ma,

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ist das kaputt gewesen?“ Meint der: „Ne, das ist schon siebzig Jahre so, der Rest ist einfach noch älter.“ Aber an dieser neuen Stelle war früher absichtlich kein Geländer. Warum? Damals war es so, dass es in der Gegend im Winter kaum was zu essen gab, es wurde eng. Alte, gebrechliche und kranke Leute waren gehalten, da runterzuspringen. Die sind da freiwillig runtergesprungen!? Ganz genau, um der Gemeinschaft nicht zur Last zu fallen; die mussten das nicht machen, wären dann aber geächtet, sind also runtergesprungen. Als sie diese „Tradition“ abgeschafft haben, wurde daraus eine alljährliche Festivität. Da wird gefeiert, bis selbst die Omas im Straßengraben liegen, lustig besoffen – ich habe selber fünf gesehen, die waren zum Schreien. Ich meine, dieses Ursprüngliche ist beeindruckend, aber selbst da ist alles kaputt. Das ist nicht mehr zu begradigen.

» JOSCHKA FISCHER? DAS IST so EIN WICHSER GEWORDEN. « Klingt trotzdem nach einer glücklichen Gemeinschaft. Hier hingegen … Ist´s noch schlimmer: In Köln gab´s früher zwei, drei neue Obdachlose pro Monat. Heute sind es dreißig, jeden Tag ein neuer! Ich meine, wenn du oder ich obdachlos würden, könnten wir immer noch zu ´nem Kumpel. Ich könnte sogar, obwohl ich dich kaum kenne, dich anhauen – wenn´s hart auf hart kommt, könnt´ ich mal ´ne Nacht bei dir schlafen, oder? Sehr gerne sogar … Aber: Wenn ich eine Familie mit Kindern dabeihätte, ginge das nicht, die wirst du nicht alle unterbringen. Die müssen sich also als Einzige sofort bei der Stadt melden. Dadurch kennt man die und so sind von diesen ganzen

neuen Obdachlosen achtzig, neunzig Prozent Familien. Das ist keine gute Entwicklung. So ist es, überall Endzeitstimmung. Ob das ein Flüchtling ist, der hier keine Grüne Karte ziehen kann oder ein Deutscher, der vom Sozialamt ausgelacht wird, scheißegal. Die Gefahr wächst, weil wir mit den Leuten umgehen wie mit einem Stück Scheiße. Die sind nicht nur unzufrieden, sondern verzweifelt. Das ist halt eine Welt für Etablierte, für reiche Menschen. Klingt gefährlich. Das ist gefährlich. Dadurch rasten Menschen aus. Hinzu kommt, sie sehen das überall. Das ist nicht mehr nur Columbine, die Einschläge kommen näher. Irgendwann sagt sich jemand, das kann ich auch – wenigstens einmal berühmt sein. Was hältst du von der Idee, in den Zeitungen keine Fotos von Attentätern mehr abzudrucken, damit die nicht zu „Helden“ werden? Das ist Quatsch. Ich meine, jemand, der sich sagt, ich will mit so etwas berühmt werden, der stellt sich doch was Anderes vor als eine Tageszeitung. So richtige Mörder sehen das aus ihrem eigenen verdrehten Blickwinkel. Keiner von denen tut das, damit in einer Tageszeitung ein Foto abgebildet wird. Die wollen in die Geschichtsbücher eingehen. Das passiert aber nicht. Das kann aber dazu führen, dass so einer wie Donald Trump gewählt wird, weil er sagt, er sei die Lösung. Wenn so ein bizarrer Vollidiot wie Trump wirklich Präsident werden sollte, würden auf jeden Fall die Grenzen geschlossen und eine Mauer gebaut. Auch die Angst vor der Atombombe käme zurück. Trump sagt, Moslems seien per se verdächtig. Das ist hier nicht anders. Wenn es ständig heißt, unter den Flüchtenden seien Terroristen, wenn man davon dauernd berieselt wird, ist der Gedanke nicht richtig, aber vielleicht


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„Da wird gefeiert, bis die Omas im Straßengraben liegen.“ – Ralf Richter nachvollziehbar, dass es besser sei, wenn die gar nicht erst hier wären. Die waren früher schließlich auch nicht hier, und früher gab´s nicht so viele Attentäter – das muss also zusammenhängen in den Augen der Leute. Wenn du jetzt mal, ohne eitel zu sein, davon ausgehst, dass die meisten der Menschen nicht so intelligent sind wie du oder ich, ist die Gefahr groß, dass die sagen, jau, wir wählen Trump, oder hierzulande eben die Afd. Hass oder Wut sind schlechte Ratgeber. Wenn wochenlang ein Kindermörder sein Unwesen triebe, und die Medien ständig darüber berichten würden – was würde passieren, wenn man kurze Zeit später eine Volksabstimmung zur Wiedereinführung der Todesstraße abhalten würde? Die würde eingeführt, ganz bestimmt. Die Leute wollen, dass sich irgendjemand kümmert – und das mit harter Hand. Schrecklich. Am Ende kommt hier der Stoiber nochmals zurück. Aus der bayrischen Reserve … Buah!

Ich bin sehr skeptisch und äußerst gespannt. Du siehst doch, wie die alle zu Arschlöchern werden. Hier, wie heißt der noch mal, der mit den Turnschuhen? Joschka Fischer? Genau. Was hat der sich um hundertachtzig Grad gedreht! Das ist solch´ ein Wichser geworden. Wo man vorher noch dachte, jetzt kommt mal ´n richtiger Typ! Und das war der auch, ´ne Zeitlang, doch kaum hatte der die Macht gespürt, hat er sich in einen arroganten Machtmenschen verwandelt. Den Eindruck macht Angela Merkel nicht. Liegt das vielleicht daran, dass sie eine Frau ist? Eher daran, dass sie aus der DDR ist, die waren da ein bisschen anders. Ich glaube, die DDR-Leute haben mehr Verantwortungsgefühl. Für die Gemeinschaft? Das habe ich oft gemerkt. Als wir einst in Babelsberg gedreht haben, war ein Maskenbildner dabei, der sollte mir einen Bart kleben. Der kam aus der DDR, die gerade aufgelöst


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Das sind die Leute drüben immer gewohnt gewesen. Ist das im Ruhrpott ähnlich? Ja, ´n bisschen. Innerhalb Deutschlands ist das wohl die Region, wo die Menschen am ehrlichsten sind. Weil die nicht reich sind, haben die nicht viel zu verstecken. Die sagen, was sie denken, das ist so.

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Die hat er einzeln auf dein Gesicht geklebt? Quasi! Der hat da einen Hauch Klebstoff drangemacht und mir die Dinger einzeln ins Gesicht geworfen. Geguckt, wieder ein bisschen Kleber dran und geworfen.

Und? 4 so richtig aus wie ´n Bart. rDas20sah1mal a u r b e F Seit t! war gut, hatte die Der Mann war dorder nanders, ta S n e r e ß ö r g n Verantwortung für meinen Bart – und dem am neue war scheißegal, wie lange das dauert. Obwohl - Höltenwderegdas9mit9 kleinsten Mitteln gemacht hat!

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worden war. Da hat er mir nicht einfach grob einen beschissenen Plastikbart drangeklatscht – der hatte echte Haare dabei, geschnittene Barthaare!

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» DIE HABEN UNS UM GELD BESCHISSEN. « Du stammst aus Bochum. Wann bist du da weg, als junger Mann schon? Hm, ja, das war schon … da haben wir gerade „Das Boot“ gedreht, da bin ich da weg, nach Hamburg. Danach München, wo mein Sohn geboren wurde. Also schon lange her. Bist du in Bochum ähnlich beliebt wie Herbert Grönemeyer? Ich glaube, inzwischen bin ich der bekannteste Darsteller aus Bochum.

4 1 0 2 r a u r b e F t i Se ! t r o d n a t S n e r e am neuen größ - Höltenweg 99 So viele Darsteller aus Bochum kenne ich nicht …


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Die Rohde-Brüder zum Beispiel. Armin Rohde kennen zwar nicht ganz so viele, er hat nicht so viele Mainstreamsachen gemacht, aber der ist richtig gut, ein besonders guter Darsteller. Aber ich habe eben, das ist mir aufgefallen, in den meisten Kultfilmen aus dieser Zeit mitgemacht. Ob das jetzt „Das Boot“ war oder „Rote Erde“ oder so; da war mal der eine dabei, mal der andere, aber ich, ich war da immer drin. So bin ich dann selber zum Kultdarsteller geworden – eigentlich nur deswegen. Beim Boot warst du noch ganz jung, ist ewig her. Was hast du damals für eine Gage bekommen? Gar nichts – tausend Mark habe wir gekriegt! Insgesamt? Am Tag. Nicht so schlecht. Naja. Ich hatte vierzig Drehtage über neun Monate. Wenn ich davon hätte leben sollen … und das, wo du sowieso viel mehr ausgeben

musst als sonst, denn du bist ja unterwegs in einer fremden Stadt, musst häufiger Essen gehen. Dann brauchst du da ´ne extra Wohnung. Die wird mit Sicherheit teurer sein als deine Wohnung, wo du richtig wohnst. Also war das ein Verlustgeschäft. Das kann man wohl so sagen. Aber immerhin ist der Film ein Meisterwerk geworden, was für die Ewigkeit. Aber es war es trotzdem so, dass die uns ums Geld beschissen haben. Ja? Ja klar. Die hatten zwanzig oder dreißig Millionen für das Ding zur Verfügung. Doch davon haben die nichts gesagt. Irgendwann sind wir sind einfach rein, zur Kasse und haben uns ein Akonto auf die Gage geholt. Das ging so: Ich habe die Frau mit irgendwelchen Fragen bombardiert, bis die völlig abgelenkt war. So lange, bis sie nur noch an meine Sachen denken konnte. Hier was ausfüllen und da was ankreuzen. In dem Moment kam


alten Filme? Kann ich nicht sagen, aber Antworten hat ja auch was mit Höflichkeit zu tun. In der Tat interessiert´s mich überhaupt nicht, wenn mich jemand Wildfremdes anspricht und erzählt, welchen meiner Filme er am besten fand. Aber es ist so, du musst höflich bleiben; also fragste: Echt? Dann erzählen die davon, aber ich? Ich habe keine Lust, darüber zu reden. Das habe ich zu oft getan und bei meinen Filmen interessiert´s mich von vorneherein nicht. Was sind denn Themen, die dich interessieren, vielleicht Astronomie, Chemie oder Physik? Ich beobachte gerne Menschen. Wie die so sind, warum sie jenes oder dieses tun. Fragst du dich dann, was derjenige beruflich macht? Da kann ich mich drüber amüsieren. Manche Dinge merke ich mir und denke, die kann ich schön nachmachen. So geht die Zeit dahin. Stundenlang könnte ich so sitzen und mir die Leute angucken.

Thorsten und Ralf, so long Claude ganz hektisch rein und wollte fünftausend Mark haben. Das ergab so ein Durcheinander, dass die Dame dem Claude schnell „sein“ Geld gab. So habt ihr euch also eigenständig eine Gehaltserhöhung gegeben. Eine? Mehrere! Hinterher hatten wir alle dann zehn–zwölftausend Mark Schulden. Aber da hat kein Mensch jemals nachgefragt – die wussten ja, sie haben uns eh beschissen. Das wäre heute nicht mehr möglich. Doch zu den Zeiten war alles lockerer. Sprichst du eigentlich gerne über deine

Weitere Hobbys? Videospiele! Weil früher, wenn ich irgendwo gearbeitet habe, war das im Grunde genauso, als sei ich auf Montage – mit einem besseren Hotel. Aber wo ich hinkomme, kenne ich Menschen. Dann heißt es, gut, dass du kommst, da machen wir noch einen drauf! Das hat dich zum Videospieler werden lassen? Ich musste mir was überlegen. Denn die anderen können am nächsten Tag ausschlafen, ich nicht, ich bin der Idiot, der arbeiten muss. Da habe ich mir gedacht, das bringt nichts. Und habe mit Videospielen angefangen. So richtig Ballerspiele? (Lacht) Nein, ich spiele eher Adventures. Da kann ich jederzeit Pause machen, abspeichern, mir so viel Zeit lassen, wie ich will; kann aufhören und an der gleichen Stelle weitermachen.


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Als Schauspieler bist du viel unterwegs, hast du deine Playstation dabei? Ich bitte sogar meine Agentin, vorher im Hotel anzurufen, so dass die den AV-Kanal oder wie das heißt, freischalten, sodass ich die anschließen kann. Ich bleibe im Hotel und lass mich da bedienen. Übst du im Hotelzimmer deine Rollen, spielst du die so richtig durch, mit Heulen, Schreien, Schlagen? Damit ich mir die Emotionen merken kann? Nein. Ich halte das für Gequatsche. Schauspielen ist leicht. Ein Beispiel: Denk mal an eine Zitrone – so richtig! (Beide verziehen wir unsere Gesichter – fast wie beim Schweppes-Gesicht, nur etwas zitroniger.)

Stimmt nicht, war ein Trick. Eine ganze Zigarette kriegt kein Mensch in seine Lunge rein, das würde nicht gehen. Aber so hat‘s funktioniert: Wir haben einen Draht genommen, nicht zu dick, damit der Tabak nicht direkt runterfällt und die Zigarette eine gewisse Stabilität bekommt. Der hat die Asche gerade so gehalten und erst am Ende fiel die runter. Um den Draht hatten wir ein bisschen Tabak gelegt, ganz vorsichtig und dann ein Blättchen drum. Das war so wenig Knaster, dass du nur zweimal ziehen musstest: zum Anzünden und zum Runterrauchen – war zwar nicht gerade wenig Rauch, aber es ging. Nach ´n paarmal probieren, hat´s geklappt. Ungesunde Proben also… Das ganze Leben endet eh ungesund. Da fällt mir ein, du musst doch los … … ins Krankenhaus, meinen Sohn besuchen.

Merkste?

» DAS LEBEN ENDET UNGESUND. « Ja, ich bin nun Schauspieler! Genau. Aber jeden Schritt und jeden Furz planen und üben? Das ist doch Blödsinn. Die meisten Dinge erledigen sich doch von allein, wenn man‘n bisschen was erlebt hat – oder nicht erlebt hat, oder so. Darstellerei ist keine Mathematik! Bei dir macht viel deine Stimme aus, findest du die selber schön? Schön würde ich die jetzt nicht nennen. Aber sie ist auffindbar. Ich werde häufiger gefragt, ob die vom Trinken kommt – offensichtlich assoziiert man solche rauen Stimmen gleich mit rauen Getränken. Wo wir schon bei Drogen sind: Es hält sich das Gerücht, du hättest den Joint in „Bang Boom Bang“ wirklich in nur einem Zug geraucht, das sei keine Trickaufnahme gewesen. Stimmt das?

Welchen Film hast du eigentlich besorgt? Den „Revenant“ mit DiCaprio. Der hat große Bilder, die kann man für eine Narkose gut nehmen, die vergisst man nicht. Gute Besserung von hier aus. Danke sehr! ◊◊◊

INFO

Ralf Richter

Obwohl der Mann schauspielert, indem er sich vorstellt, in Zitronen zu beißen, studierte er tatsächlich zwei Jahre lang an der Schauspielschule in Bochum. In eben dieser Stadt wuchs er übrigens mit sieben Geschwistern auf – richtig gelesen, sieben – und spielte dort am Theater, bevor er Anfang der 80er nach München ging. Inzwischen betreibt er neben der Schauspielerei zwei Restaurants in Köln. Und trifft sich zum Klönen mit uns vom Stadtgeflüster. Mehr zu Ralf findet ihr auf hb-management.info


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Tom und Ilka in der Maske beim Abschminken Zwei Möglichkeiten gibt es, wenn einen das Leben nicht so gut mitspielt. Sich in sein Schicksal ergeben und in Selbstmitleid zerfließen oder die Ärmel hochkrempeln, sein Schicksal anpacken und es versuchen zum besseren zu wenden. Dass das nicht einfach ist, versteht sich von selbst. Es ist allerdings alternativlos. Aus der Not eine Tugend machen. Und manchmal wird aus der Tugend eine Idee, die so rund läuft, dass sie dich weit nach vorne spült. Wenn der Motor dann Wiedererwartens etwas stottert, helfen Muttis Sprüche die Spur wieder zu finden.

Das Leben ist ein hartes Brot und muss gegessen werden Ich habe dich vor einiger Zeit bei Lanz gesehen, als die Frau, die ‚Cindy aus Marzahn‘ war. Puh, du warst total verändert. Oder besser gesagt: verwandelt. Zum ersten Mal habe ich diese Talk-Sendung zu Ende geschaut … … nettes Kompliment, dass du Markus Lanz meinetwegen zu Ende geschaut hast … … von jetzt auf gleich verschwindet Cindy, die Dame im Jogginganzug mit Perücke und Gold-Diadem – und zurück bleibt Ilka Bessin? So ganz von jetzt auf gleich war das nicht. Ich habe mich mit vielen Menschen in meinem Umfeld gesprochen. Da hing ja doch mehr dran, als man vermuten mag. Vielleicht kennst du die Situation, dass eine Geschichte zu auserzählt ist und dann ist gut gewesen. Ein Witz, den man 12-mal erzählt, verliert am Ende seine Pointe. Trotzdem, es gibt Comedians, die Jahrzehnte mit der gleichen Kunstfigur durch die Lande ziehen. Warum du nicht? Ich hatte für mich den Wunsch, Dinge zu probieren und das war mit Cindy, die in ihrem Charakter festgelegt ist, nicht möglich. Ich wollte erleben, ob Ilka Bessin auch lustig sein kann. Bei Cindy haben die Zuschauer Cindy erwartet.

Das war der einzige Grund, dass du sehen wolltest, ob du als Person lustig sein kannst? Ich wollte natürlich der Cindy ein würdiges Ende bereiten. Meine Sorge war zu groß, dass es heißen würde, wir können „die Olle aus Marzahn“ nicht mehr sehen. Welchen Rahmen hatte Cindy bei ihrer Verabschiedung? Immerhin hast du die Kunstfigur 16 Jahre verkörpert. Da musste ja ordentlich was rausgehauen werden? Überhaupt nicht. Ich wollte kein Riesen-Trara für meine Cindy. Es war emotional – aber auch kurz und schmerzlos. Am Ende der letzten Show habe ich alle, die mitgewirkt haben, auf die Bühne geholt und wir haben tschüss gesagt. Kaum aus dem Rampenlicht habe ich die Klamotten ausgezogen, in eine Truhe gepackt und die steht nun bei mir in der Kammer. Irre, wenn man überlegt, dass Cindy aus der Not der Arbeitslosigkeit entstanden ist, um Geld zu verdienen, – und sich fast zwei Jahrzehnte erfolgreich über die Bühnen der Nation witzelte? Ganz so war das nicht. Ich wollte eigentlich im Quatsch Comedy Club kellnern, hatte


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Pommes statt Botox könnte ja auch ein Trend sein ein telefonisches Bewerbungsgespräch mit einem Thomas. Ich bin durchgedreht, weil ich dachte, dass es Thomas Hermanns wäre. Ich verfiel direkt in einen Redeschwall und wurde unterbrochen und aufgeklärt, dass ich mit der Talentschmiede spreche – ob ich mir wohl vorstellen könnte aufzutreten. Das war der eigentliche Startschuss für Cindy. Und es wurden erfolgreiche Jahre, die dich auch finanziell gut gebettet haben? Dass ich Cindy eingestellt habe, hatte nichts mit dem Geld zu tun. Ich hätte ebenso aufgehört, wenn mein Kontostand 378,50 Euro ausgewiesen hätte. Ilka, wann hast du das letzte Mal deinen Namen gegoogelt? Habe ich mir abgewöhnt. Als Cindy habe ich das schon häufiger gemacht. Aber nee. Eigentlich mache ich das nicht mehr.

Wenn man Ilka Bessin eintippt, was glaubst du, welche Themen die Suchmaschine als Erstes ausspuckt? ‚Cindy aus Marzahn‘? Nö, nö. Hatte ich auch gedacht, ist aber nicht. Zuerst kommt ‚Mode‘. Was kommt als Zweites? Jetzt ‚Komikerin‘ und ‚Cindy‘? Nö, ‚schwanger‘. Als Drittes kam ‚Freund‘, gefolgt von ‚Tour‘, ‚Buch‘ und ‚verlobt‘. Okay. Mode passt, die hast du ja gemacht. Auf Tour gehst du. Ein Buch hast du geschrieben – mit dem Titel „Abgeschminkt“. Die Tour heißt „Abgeschminkt und trotzdem lustig“. Wie steht es mit den restlichen Treffern? (Lacht) Darüber reden wir nicht. Leute, ich bin 48 – wie kommt man da auf ‚schwanger‘? Ich habe eh schon genug mit mir rumzuschleppen. Ich bin glücklich, habe einen Hund


und es mir geht gut. Das ist doch eine rundum hübsche Antwort dazu. Von dir wurde eine erfolgreiche Biografie veröffentlicht. Wie kam es jetzt zu der Idee, das Ganze als Hörbuch in die Regale zu bringen? Ich höre gerne Bücher. Im Urlaub lese ich. Aber sonst mag ich es, Hörbüchern zu lauschen. Und wir haben uns überlegt, dass es viele Menschen gibt, die lieber zuhören, als zu lesen – deshalb kommt jetzt das Hörbuch. Warst du beim Einlesen des Hörbuchs sehr überrascht von dem, was du geschrieben hast? Die Aufnahmen waren hochemotional, da die ganzen Themen als Erinnerungen wieder gegenwärtig sind. Alle Unsicherheit, die vor dem Einlesen aufkam, nahm mir der sehr charmante Techniker.

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Inwiefern? (Lacht) Für mich stand die Frage im Raum, wie ich das ganze Buch einlese – in meinem Dialekt, oder auf Hochdeutsch. Da schaute mich der Techniker an und fragte, wieso in Hochdeutsch. Darüber habe ich mir Gedanken gemacht. Dass die Leute mich nicht verstehen, war meine größte Sorge. Aber ich rede nun mal so. Wie läuft sowas eigentlich ab? Sprichst du den Verlag an mit der Idee eines Hörbuches, oder kommt der auf dich zu? Der Verlag hatte das angestoßen. Da ich Hörbücher super finde, war ich von dem Vorschlag direkt angetan. Was erfahren die Zuhörer über dich, was sie nicht eh schon wissen?

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Wenn du mal richtig auf der Straße liegst, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Aufstehen oder überfahren werden Dass ich vor allem ein emotionaler Mensch bin. Beim zweiten Hinhören werden sie feststellen, dass ich genauso Höhen und Tiefen durchgemacht habe, wie jeder andere Otto-Normal-Verbraucher.

… aber so ein bisschen Wehleidigkeit … … auch ich kann mal ein Wochenende auf dem Sofa liegen und rumheulen. Aber irgendwann geht es weiter. Da schaut man aus dem Fenster und sieht, dass die Sonne scheint. Und die Reise wird schon weitergehen.

Bist du wirklich der Auffassung, dass dein Leben so verlaufen ist, wie das eines jeden anderen? Doch. Es gibt eine Menge Menschen, die haben dieselben Glücksmomente und Sorgen. Als mein Vater im Krankenhaus lag und ich auf der Bühne stand, bereitete mir das enorme Sorgen. Da ich diese Emotionen nur schwer verbergen konnte, kamen Besucher im Anschluss bei der Autogrammstunde zu mir und sagten, dass es ihnen im Moment privat genau so geht. Also alles völlig normal. Auch wenn einem die eigenen Sorgen als besonders belastend vorkommen. Jeder Einzelne muss durch Tiefen gehen, um die Höhen zu erreichen.

Aus einer gesicherten Position heraus lässt sich natürlich super über Päckchen und Bündel referieren … Stimmt. Aber es brauchte eine Menge Päckchen, um diese Position zu erreichen. Ganz im Ernst. Wenn du auf der Straße liegst, gibt es bloß zwei Optionen: Du stehst auf und gehst weiter – oder du wirst überrollt. Mein Rat: immer aufstehen. Das Leben ist zu wunderbar. Und eines kann ich sicher sagen, ein Stromkasten oder eine Laterne steht auf deinem Weg bisweilen trotzdem da und sorgt für die eine oder andere Beule.

Wenn man dich so erlebt, wirkt es nicht, als hättest du Päckchen getragen, die dich beinahe erdrückt hätten. Du musst für dich einen Weg finden, wie du dein Bündel trägst und es dann bald ablegst. Denn die Folge kann ja das Zusammenbrechen unter der Last sein. Du musst das Leben nehmen, das da ist – und kannst dir ein dauerhaftes Versinken im Selbstmitleid gar nicht leisten …

Wenn du Leuten begegnest, die deine Biografie gelesen haben, hast du den Eindruck, dass sich deren Blick auf dich geändert hat? Auf meinen Lesungen lege ich regelmäßig das Buch zur Seite und spreche mit dem Publikum. Es werden mir Fragen gestellt, anhand derer man feststellen kann, dass der Blick über den Tellerrand hinausgeht und sich die Richtung deutlich verändert.


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Verwunderlich, dass einen mehr interessiert als Jogginganzug und Perücke? Doch, die Zuhörer und Leser finden alles spannend. Meine Zeit mit Mutti im Garten genauso, wie ich beobachtet werde, welches Hundefutter ich im Supermarkt kaufe. Nicht selten fragt man mich im Geschäft, ob ich auch hier einkaufe. Ich entgegne dann gerne mit einem: „Ja, wo denn sonst? Mein Hund hat Hunger und ich brauch nachher noch Tüten, wenn er sein Geschäft verrichtet.“ Der Titel deines Buches, „Abgeschminkt: Das Leben ist schön – von einfach war nie die Rede“, ist dir wo eingefallen? Soll ich ehrlich sein?

» Dass ich Cindy eingestellt habe, hatte nichts mit dem Geld zu tun. «

Du findest das echt nicht störend? Ich saß letztens mit einer spastischen Bronchitis beim Arzt, da wollte eine andere Patientin ein Foto mit mir machen. Da habe dann auch ich abgelehnt. Das hätte uns beide nicht in bester Verfassung gezeigt. Danke Ilka, dass wir das Interview verschieben und dadurch miteinander sprechen konnten. Nicht üblich nach einem langen Pressetag. Toi, toi, toi für die weiteren Vorhaben. Alles gut. Es gibt kurze und lange Interviews. Dieses war ein gutes langes Gespräch. Hat Spaß gemacht. Alles Gute und Gesundheit für euch und eure Familien. Eine Frage habe ich doch noch. Werden wir Cindy nochmal sehen? Ich sage mal so: Da müsste schon wer mit einem wirklich dicken Portemonnaie kommen, vielleicht würde ich dann darüber … … lassen wir das mal einfach so stehen. ◊◊◊

Gerne. Ich habe den mal auf einer Postkarte gelesen. Ich sammle Postkarten mit Sprüchen und Weisheiten. Diese Leidenschaft teile ich mit meiner Mutter. Ich glaube, dass so ein Satz auch aus ihrer Richtung kommen könnte. Wenn dich Menschen auf der Straße sehen, völlig abgeschminkt. Sprechen die dich an und sagen: „Sie sind nicht …?“ Es gibt schon Leute, die laufen um mich herum wie um eine Litfaßsäule. Das dauert und dauert, der Groschen fällt wirklich langsam. Nach einer Weile kommt dann dieses „Ahh“. Viele quatschen dich dann an. Aber am Ende ist das meistens sehr süß. Die Leute trauen sich, dich anzusprechen? Wenn du im Fernsehen bist, bist du im Wohnzimmer der Leute, in deren Komfortzone. Also sprechen sie dich auch an – mich stört das nicht.

INFO

Ilka Bessin Die Frau, die Cindy aus Marzahn war, wurde als Tochter eines LKW-Fahrers und einer Näherin 1971 in Luckenwalde geboren. Trotz vieler Jobs drohte die Langzeitarbeitslosigkeit, die eine der größten weiblichen Kunstfiguren hervorbrachte.


Gemälde: Johannes Grützke

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Thorsten Kambach lässt mit Claus Steinrötter 50 Jahre revue passieren Ein Bild sagt angeblich mehr als tausend Worte – in diesem Interview spricht jedoch der Galerist anstelle seiner Bilder. Von einbeinigen Künstlern, Drogen und Besessenen. Von den Giganten, dem Geldadel und Picassos für 300 Mark. Von dem Ende und dem, was danach kommt. Eingewebt in die Historie der Galerie Steinrötter, die 2017 ihr fünfzigstes Jubiläum feierte. Claus fasziniert uns seit mehr als einem halben Jahrhundert. Mit Geschichten, die daherkommen wie gemalt.

LIEBER VOM LEBEN GEZEICHNET ALS VON PICASSO GEMALT

Vervollständige den Satz: Ende der Sechziger Jahre war Münster … … sehr spießig.

welches dafür. Also habe ich die Sache in die Hand genommen und seine Kunst ambulant verkauft.

Und du? Mitte Zwanzig.

Ambulant? Ich habe seine Bilder auf Partys mitgebracht und den Leuten gezeigt. Das ging ganz gut … war aber etwas unseriös. Dann erfuhr ich, dass ein kleiner Schusterladen auf der Bergstraße einen Nachmieter suchte – so kam ich zur ersten Galerie.

Warst du schon Claus, der Galerist? Eher Claus, der Kellner – neben meinem Studium habe ich im Schwarzen Schaf gearbeitet. Das war damals an der Königsstraße und die Hochburg der Revolte! Und alle, wirklich alle, die damals auch nur ansatzweise kreativ waren, trafen sich dort. Und du hast sie mit Bier versorgt? Auch. Aber viel interessanter: Nebenan im Hinterhof hatte der Troschke sein kleines Atelier. Ich habe ihm häufig geholfen, war vollkommen fasziniert. Wobei geholfen? Siebdrucke zu machen und zu verkaufen. Denn die verschenkte er regelmäßig – Geld verlangen war einfach nicht seine Art. Außer, wenn er wirklich Geld brauchte, dann nahm er

Galerie Steinrötter? Bist du verrückt? Die hieß Galerie 67. Ergibt Sinn. Ja, denn eröffnet haben wir im Jahr ’67 und die Adresse lautete Bergstraße 67. Doch schon bei der ersten Ausstellung sagte mir Ali Schindehütte, dass die Galerie besser meinen Namen tragen sollte – das weckt Vertrauen. Na ja, jedenfalls haben wir dann diesen Schusterladen umgemodelt und die Bilder von Troschke ausgestellt. Die Kunstszene stelle ich mir in den 60ern


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Ein besinnlicher Abend in wilden Zeiten ziemlich drogenaffin vor, liege ich richtig? „Affin“ ist untertrieben; Münster war eine Drogenhochburg! Am Lambertibrunnen war die Hölle los, da standen alle Dealer. Du musst wissen, zu der Zeit wusste man über Rauschgift noch nicht so viel. In dieser Szene passierten die schlimmsten, manche würden sagen, aufregendsten Dinge. Wir hatten im Grunde eine hochkriminelle Situation. Das kann man sich heute gar nicht vorstellen. Meinst du die gesamte Stadt oder nur deine Galerie? Die ganze Stadt. Die Partyszene war ganz anders als die heutige. Die haben irrsinnig gefeiert. Kanntest du zu dem Zeitpunkt eigentlich schon Antje, deine heutige Ehefrau und Inspiration? Wir liefen uns dann und wann über den Weg. Eines Tages musste ich nach Wien, als sie zufällig in die Galerie kam. Da habe ich

gefragt: „Haben Sie Lust, mit nach Wien zu fahren?“ (Lacht) Warum wolltest du sie mitnehmen? Allein wäre so anstrengend gewesen. Nach Wien fährst du immerhin acht Stunden und das gleiche auch nochmal zurück. Also fuhren wir zu zweit. Romantisch. Und natürlich praktisch, so konnten wir uns beim Fahren abwechseln. Aber dann kam ein ziemlicher Hammer … Na los, mach’s nicht so spannend! Ich wollte den Künstler Eric Harter besuchen und Bilder mitnehmen – der hatte nur ein Bein und hüpfte da in seinem Atelier herum. Na ja, jedenfalls sagte er, Hundertwasser sei am Abend vorher dagewesen und habe ihm gesagt, er solle bloß nichts weggeben, alle Bilder müssten in Österreich bleiben. „Um Him-


mels willen“, sagte ich, „Eric, jetzt komme ich die weite Fahrt hierher und alles umsonst?“ Tja, dann sind wir halt so ein bisschen durch Wien gegondelt und dann wieder zurück. Hast du dich dabei in Antje verliebt? Nein, aber wir fanden einander schon sympathisch. Nach der Wienreise habe ich sie zur Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen und da ist es dann passiert. Ihr habt euch geküsst? Genau. Das musste ja in einer Ehe enden … Für die hat sozusagen unser Sohn gesorgt. Als Antje mit ihm schwanger war, habe ich gesagt, alles muss seine Ordnung haben – lass uns heiraten.

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» Münster war eine Drogenhochburg! « Klingt nicht sonderlich romantisch. Doch. Nur anders. Ich bin sicherlich nicht unromantisch, aber eben auch Pragmatiker. So gehört sich das für meinen Beruf. Liebe und Verständnis allein bringen dich bei der Arbeit mit Künstlern nicht weit. Die wollen berühmt werden – und wohlhabend natürlich. Wie du das als Galerist erreichst, ist deine Sache. Deswegen: Romantisches Schwärmen reicht nicht aus. Und selbst als guter Galerist wirst du dabei nicht reich. Außer an Kunstwerken …

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Was ist mit Galeristen wie Henry Kahnweiler? Der war ein Besessener. Hatte eine Riesenahnung, aber eben auch den notwendigen Pragmatismus. Im Grunde war er ein kunstkennender Banker. Kahnweiler war der wichtigste Picasso-Händler … da verdient sich das Geld doch beinahe von selbst oder?

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Heute ist es einfacher, aber damals … In den 50ern gab es hier in Münster eine Ausstellung der Galerie Clasing, da kostete ein Picasso tatsächlich nur 300 Mark; selbst da hat bloß eine Hand voll Leute gekauft. Picasso war nicht unterzubringen. Wenn einer sagte, er habe sich am Wochenende moderne Kunst von Picasso angesehen, haben alle herzlich gelacht. Der war der Innbegriff von schräg. Damals gab es den Satz: Lieber vom Leben gezeichnet, als von Picasso gemalt. Der war in den 50ern doch schon weltberühmt! In Münster aber nicht. Wenn hier der normale Geldadel von guter Kunst sprach, meinte man Ölbilder aus Holland. Hast du wenigstens zugeschlagen, und ein, zwei Picassos gekauft für diese überaus günstigen 300 Mark? Damals war ich froh, über die Runden zu kommen.

» Ich bin sicherlich nicht unromantisch, aber eben auch Pragmatiker «

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„Bleiben“ die Werke wie die von Picasso – so wie die Mona Lisa vom alten Da Vinci? Hoffentlich. Denn wie sollten nachfolgende Generationen sonst unsere Zeit beurteilen? Es ist wichtig, dass wir Spuren hinterlassen. Wenn du beispielsweise in Rom bist und durch die Ruinen spazierst, denkst du: Wie geil ist das denn bitte? Du stellst dir vor, wie es wohl war – im alten Rom vor zweitausend Jahren. Doch bleibt von uns ein Reihenhaus, das in fünfhundert Jahren Schaulustige anzieht? Nein. Genau. Die werden nicht mehr da sein. Gemälde und anderweitige Kunst aber vielleicht schon.

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Ustinov: „Darauf soll stehen: Betreten verboten!“ Wenn man sich in die Geschichte anschaut, fallen einem pro Jahrhundert nur wenige Künstler ein, wenn überhaupt. Und dabei gab es Tausende! Wie bei den Beatles – obwohl sicher hunderte Bands genauso gut waren wie sie, sind sie es, die bleiben. Das ist in der Kunst ähnlich. Ich vermute also, dass Picasso uns erhalten bleibt. Er steht für ein ganzes Jahrhundert. Wie Da Vinci oder Michelangelo. Aber ansonsten bleiben nicht viele, oder? Eher nicht, nein. Aus dem 20. Jahrhundert bleiben meiner Meinung nach Picasso, Warhol, aber auch Matisse … Danach wird es schon dünn. Salvador Dali wahrscheinlich auch noch. Aber sonst? Damit hätten wir vier – und natürlich Otmar Alt. (Lacht) Ja, genau! Deine Galerie feierte ihr fünfzigstes Jubiläum – bist du traurig, dass so viele Jahre bereits rum sind? Nein. Meine Arbeit ist noch genauso

faszinierend wie zu Beginn. Kunst ist immer in Bewegung, verändert sich in der Zeit. Das habe ich an den Jahren besonders genossen. Es ist so: Wenn du ein Glas Wein getrunken hast, kennst du Wein – bist aber noch lange kein Weinkenner. Und wenn du ein Bild gesehen hat, kennst du Kunst, bist aber kein Kunstkenner. Manchmal fühle ich mich selbst nach fünfzig Jahren noch so. Was ist dein wichtigster Ratschlag, wenn es um Kunst geht? Ich hatte mal einen Freund, der inzwischen leider verstorben ist, was in meinem Freundeskreis immer häufiger vorkommt. Jedes Mal, wenn er ein Bild kaufte, nahm er das seiner Meinung nach stärkste Bild aus seiner Sammlung von der Wand und stellte es neben das neue Objekt der Begierde – das ist ein wichtiger Punkt in der Kunst, um Qualität zu erkennen: der Vergleich. Gibt es auch unvergleichliche Bilder? Du meinst die Giganten. Die gibt es. Und wenn du davorstehst, möchtest du auf die Knie fallen.


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50 Jahre Galerie Steinrötter, 50 Jahre Faszination Nenn mal einen Giganten. Die Nachtwache. Die Nachtwache ist die Nachtwache und selbst wenn ich die tausend Mal gesehen habe, ist sie großartig. Eine der Besonderheiten der Nachtwache ist, dass Rembrandt so frech war und die Figuren unterschiedlich groß gemalt hat – Skandal!

Und? Der, der nur klein in der linken Ecke abgebildet wurde, sagte direkt: „Das bezahle ich nicht!“ So ist das Bild auf einem Dachboden gelandet und erst nach Jahrhunderten wieder aufgetaucht. Man muss Kunst auch immer im zeitlichen Kontext sehen.

Warum war das so schockierend? Es war damals so, dass „Kunden“, die Bilder in Auftrag gaben, sich oftmals bei einem Bild mit mehreren Figuren die Kosten teilten. Dafür erwarteten sie aber auch, dass alle gleich wertig, gleich groß auf dem Bild zu sehen sind.

Wer sind die heutigen Giganten? Ich glaube, solche Kaliber haben wir nicht mehr. Es herrscht zu viel Beliebigkeit. Was unterscheidet den heutigen Claus Steinrötter von dem vor fünfzig Jahren? Ich bin inzwischen gelassener, jammere nicht und belle den Mond nicht mehr an. Ich


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bewahre Ruhe, egal in welcher Situation. Ich muss nicht mehr alles gleichzeitig tun.

mir das auch egal. Mir gefällt allerdings so manche Theorie dazu, weil sie so witzig ist.

Hast du schon über einem Nachfolger nachgedacht? Der witzige Timm Ulrichs, weißt du, was der gemacht hat?

Welche? Besonders die der Wiedergeburt. Ich finde diese Idee recht verwunderlich – um nicht zu sagen: absolut daneben.

Nein. Der hat auf seine beiden Augendeckel das Wort „Ende“ tätowieren lassen – wenn er die also zumacht, ist Ende. Und weißt du was auf seinem Grabstein steht? „Denkt immer daran, mich zu vergessen.“

Ich verstehe auch nicht, warum sich die so lange hält. Also, du glaubst nicht an Gott, meinst aber, dass es trotzdem einen Sinn gibt? Für mich sind solche Vorstellungen, dass da einer mit ’nem langen Bart sitzt, zu einfach. Das sind eher Märchen, die Leute zum Nachdenken anregen sollen – und mit diesem Hintergrund akzeptiere ich sie auch. Ansonsten … ich sehe das eher so wie dieser bärtige Mann, der mit seinen Freunden am Kreuz hängt und dieses ganz wunderbare Liedchen pfeift.

» Es ist wichtig, dass wir Spuren hinterlassen. « Besser als „ungebraucht zurück“. Ustinov wollte ein Stückchen Rasen vor seinem Grab haben mit einem Hinweisschild, auf dem stehen sollte: „Rasen betreten verboten“.

Brian. Genau! Brian. (Lacht) Jeder nur ein Kreuz. And always look on the bright side of life. Wunderbar, oder? ◊◊◊

Hast du Angst vorm Tod? Ich habe Grützke im Hospiz besucht, wir haben so viel gelacht in den letzten Monaten. Ich sage dir, wenn du sowas erlebst, wie er das gemeistert hat … unglaublich. Er sagte, er habe noch nie eine bessere Zeit gehabt als jetzt. Im Hospiz? Das kam natürlich durch das Morphium. Aber auch ohne ist es möglich, deine Angst zu steuern. Andererseits ist das vielleicht auch nicht so wichtig, denn Sterben kann so schwer nicht sein, weil es bisher doch alle geschafft haben. Glaubst du, danach kommt noch was? Da sind wir beim Sinn und Unsinn. Ich kann mir alles Mögliche vorstellen, aber ob ich wirklich mal im Paradies auftauche? Andererseits kann ich auch nicht glauben, dass alles ohne Sinn ist – doch im Grunde ist

INFO

Claus steinrötter Claus Steinrötter kommt eigentlich aus dem allseits bekannten Gelsenkirchen-Horst. Doch schon zu Schulzeiten zog es ihn nach Münster und hier begann er auch 1963 sein Studium der Soziologie und Volkswirtschaft. Aber dann entdeckte er seine wahre Liebe, die Kunst. Und so eröffnete er 1967 seine erste Galerie.


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Tom und Dietrich mit einem kritischen Blick auf den Fußball Wie überall im Leben macht der tiefe Fall von Helden keinen Halt vor dem Lieblingssport der Deutschen. Wer gestern noch auf den Schultern einer ganzen Nation getragen wurde, kann sich bei Niederlagen eine Wüste suchen, in die er geschickt wird. Selbsternannte Fachleute schütten ohne Bedenken Spott und Häme über Spielern und Verantwortlichen aus, die uns kurz davor noch in Freudentaumel versetzt hatten. Gut, wenn da jemand ist, der das Ganze sachlich und nüchtern betrachtet.

Ausgespielt – noch lange nicht Dietrich, ich zähle um die 20 Fußballsachbücher, die du geschrieben hast. Eines ist über den Fußballer schlechthin: George Best. Da gibt es verschiedene Facetten, über die man schreiben kann: seine Eskapaden, seine Frauen oder seinen Fußball. Vermutlich könnte man mit jedem der Themen für sich ein Buch füllen. Worüber hast du geschrieben? Über den Fußballer George Best. Das Ganze im Kontext der nordirischen Situation. Ich habe anderthalb Jahre in Nordirland gelebt und stellte fest, dass Best, der selber als Protestant im Osten von Belfast lebte, in beiden irischen Communities ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Alle sprachen über diesen genialen Fußballer – und er hat vermutlich zum richtigen Zeitpunkt das Land verlassen. Welcher wäre das? Zu dem Zeitpunkt, als die Konflikte ausbrachen. Aus dem puritanischen Osten Belfasts in die Partystadt Manchester zu ziehen, war die richtige Entscheidung für ihn. Wenn du dir die Fußballer von heute anschaust, gibt es für dich noch jemanden, den du mit Best vergleichen würdest? Wenn es um den Fußball an sich geht, den

Mut, die „Eins zu Eins“-Situation zu suchen, kann man sicherlich Messi nennen. Wobei der kleine Argentinier bei Barcelona als Typ im Gegensatz zum extrovertierten George Best eher wie ein Autist wirkt. Im Schatten eines Lebemanns wie Best hat das sicher gute Gründe. Es war eine völlig andere Zeit, viel härter. Es waren eine Unmenge Schlächter auf dem Spielfeld unterwegs, die solchen Spielern mit Vorliebe die Beine weggesäbelt haben. George bereite es eine enorme Freude, solche Kontrahenten zu düpieren. Heute wäre ein solcher Spieler viel mehr geschützt – und das zu Recht. Nochmal zurück zur Eingangsfrage: Warum schreibt man ein Werk über den Fußballer Best, in der heutigen Zeit? Es war reiner Zufall, dass das Buch zu einem Zeitpunkt erschien, wo man wieder stärker über fehlende Spieler im deutschen Fußball diskutiert hat, die das Dribbling suchen, wie vielleicht ein Sane. Spieler, die aus diesem Passmodus und der Positionstreue ausbrechen. Am Ende hat Barcelona ja nicht seine Titel nicht nur aufgrund des genialen


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Glück bei Fußballspielen gehört natürlich mit dazu Passspiels gewonnen – Barca lebte auch von der Genialität und dem Egoismus eines Messi. Über George Best würden wir nicht sprechen, wäre er nicht der Hedonist gewesen, der genialen Fußball spielte? Ich würde es anders herum sagen: Die genießerische Seite Bests sah man, weil er ein begnadeter Spieler war. Das eigentliche Interessante ist doch, dass seine Karriere mit drei, vier guten Jahren ziemlich kurz war … … dann anders herum gefragt: Würde dir Messi, den du als fußballerischen Autisten bezeichnest, Stoff für ein geschriebenes Werk liefern? Erst einmal ist es einfacher, über jemanden zu schreiben, dessen Leben vorbei ist – nicht nur die Karriere. Über Messi und Barcelona im Kontext Taktik zu Papier zu bringen, wäre sicherlich immer möglich. Aber seine Biografie käme im Moment nicht in Betracht. Cruyff bei Barcelona ist eine Person, die interessiert, – und über die man schreibt. Einer, der als Spieler und Trainer Einfluss auf den Weltfußball genommen hat.

Johan Cruyff. Ein echter Visionär des modernen Fußballs … Der hat diesen Sport revolutioniert. Auch die aktuelle Ausbildungsdebatte im Fußball ist geprägt von seinen Ideen. Ein anderes deiner Kernthemen ist die Nationalmannschaft, die Auswirkungen ihrer Ergebnisse auf den deutschen Fußball. Nach dem katastrophalen Abschneiden der Elf bei der WM 2018 in Russland erschien dein Buch „Ausgespielt – Die Krise im deutschen Fußball“. Was beschäftigt dich dabei? Die Debatte um die WM 2018 wurde sehr populistisch geführt, wie momentan fast alle Diskussionen in unserem Land. Das Ganze fand in völlig unterschiedlichen Räumen statt. Hast du dafür ein Beispiel? Ich saß in Wolfsburg im Stadion beim Spiel gegen Dortmund und sah in der Pause auf der Anzeigetafel eine Sky-Fußballdiskussion, da sitzt ein Mensch, der wie Claus Strunz vom Sat.1-Frühstücksfernsehen aussieht. Ich google und stelle fest: Das stimmt, das ist der Strunz. Und ich denke mir, dass das nicht wahr sein darf, weil der Mann schlicht keine


Ahnung vom Fußball hat. Das Einzige, was er vertritt, sind populistische Ansichten. Was sind dabei die „verschiedenen Räume“, von denen du sprichst? Ganz einfach: In der nächsten Talkshow sitzt Pocher, in der darauf der Basler. Am Ende taucht dann Neururer auf. Mal spielt sich das in den Öffentlich-rechtlichen, mal in den Privaten ab. Da wird in verschieden Räumen nur unterschwellig und nicht zielführend über Fußball gesprochen. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben es bis heute nicht geschafft, eine Alternative zu diesen manchmal unterirdischen Fußball-Talks der Privaten zu entwickeln.

» Es waren eine Unmenge Schlächter auf dem Spielfeld unterwegs. «

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Wenn du in deinem Buch im Titel das Wort Krise verwendest, ist das nicht auch eher eine populistische Wortwahl? Mal nüchtern betrachtet: Was war die Weltmeisterschaft für die DFB-Elf? 270 Minuten Fußball. Drei Spiele, in denen viel schiefgelaufen ist. Deshalb war mir das Wort „Krise“ im Titel gar nicht so recht – ich habe das im Vorwort entsprechend relativiert. Im Spiel gegen Mexiko kommen Brandt und Gomez ins Spiel. Wäre das Dingen von Brandt nicht an den Pfosten und Gomez‘ Chance reingegangen, hätten am Ende alle gesagt, dass der Jogi genial gewechselt hat … … und das sagen sie jetzt nicht … … das sage ich jetzt nicht. Letztendlich haben sie scheiße gespielt. Aber wir wissen auch, wie wichtig Glück in einem Fußballspiel ist. Spiele werden immer vom Ergebnis her diskutiert. Was fällt dir denn so negativ auf, wenn eine Ergebnisdebatte im Fernsehen oder wo auch immer geführt wird?

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Dass man sich nicht im Mindesten mit Fakten beschäftigt. Da sagen Fachleute: obwohl zehn Confedcup-Sieger im deutschen WM-Kader standen, dass kaum einer von denen bei der WM dabei war. Neulich meinte jemand zu mir, das Spiel gegen die Niederlande habe gezeigt, dass Löw zur WM aus dem Confed-Kader den Sane, Gnabry und Kehrer hätte mitnehmen sollen. Ich stellte die Gegenfrage, ob er wisse, dass die drei Spieler beim Confedcup gar nicht im Kader der Nationalmannschaft standen. Es ist schon ein Kreuz mit dem Fußball und 80 Millionen Bundestrainern. Besonders schwierig wird es, wenn man nach dem Basler-Prinzip verfährt, der wörtlich sagte, dass ihn Fakten nicht interessieren. Ich will keine andere Meinung hören, ich schalte einfach ab. Das war der Grund, dieses Buch zu schreiben – sich sachlich mit der Situation im Fußball von 2010 bis 2018 auseinanderzusetzen. Durchaus auch mit Kritik an Jogi Löw. Mir ging halt nur die Art und Weise auf den Geist, wie diese bis dahin vorgebracht wurde. Ich wollte mich mit den tieferliegenden Problemen, etwa der Ausbildung im Fußball, auseinandersetzen. Wie zeigt man die denn auf? Nimm das Beispiel Bayern München: Wenn ich mir die Liste der Spieler anschaue, die Bayern geholt hat und noch holen will, steht ist da kein deutscher Spieler auf der Liste. Das gleich gilt für den BVB. Auch die haben sich mit Hilfe von ausländischen Talenten erneuert, dafür muss es ja einen Grund geben. Löw hatte ja bereits nach der WM 2014 angemerkt, dass sich die Gegner künftig gegen uns tiefer stellen und wir perspektivisch Probleme bekommen würden, dieses System zu knacken. Das ist Thema des Buches. Ein spannendes Thema. Etwas völlig wertfrei zu betrachten und auf sachlicher Ebene zu diskutieren, ist ja heute kaum noch möglich. Alleine die sozialen Medien bieten genügend Raum, jeden noch so unqualifizierten Müll zu äußern. Noch dazu in völliger Anony-


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Jogi Löw wird sich sicherlich nicht den ganzen Mist in den sozialen Netzwerken durchlesen mität, wenn man will. Anders als noch vor zwanzig Jahren, wo die Diskussionsblase die Eckkneipe oder der Arbeitsplatz war. Sicherlich. Ich glaube aber, dass Jogi Löw sich nicht die Mühe macht, sich den ganzen Mist in den sozialen Netzwerken zu Gemüte zu führen. Dazu fehlt dem vermutlich die Zeit. Was mich viel nachdenklicher stimmt: Über Jahre haben wir erfolgreichen Fußball präsentiert. Nicht immer schön, aber von Erfolg gekrönt – 2014 holen wir den Titel. Aber es gibt nichts Vergänglicheres, bereits 2018 ist die Nationalmannschaft der größte Sündenbock, den es im Fußball gibt. Auch mit dem Wissen, dass sich jeder Gegner gegen den Weltmeister doppelt ins Zeug wirft? Wenn wir nochmal auf 2014 zurückblicken, so haben sie seinerzeit völlig verdient gewonnen. Das Ganze wurde aber völlig überbewertet durch das 7:1 gegen Brasilien. Dieser Sieg passiert, gelingt aber nicht am Mittwoch und am Sonntag drauf. Bis auf die Turniere gegen Brasilien und Portugal waren die Spiele knapp im Ergebnis – vor allem gegen Algerien stand es auf Messers Schneide. Im Übrigen erlebt jeder Weltmeister eine solche Begegnung in der K.O.-Phase eines Turniers. … trotzdem wurden wir Weltmeister … … und das verdient. Waren wir 1990 aber auch. Später kommen immer die Stimmen, die sagen, dass man nun über Jahre nur schwer zu schlagen sei. Deshalb folgt alle vier Jahre nach einem gewonnenen Turnier die Ernüchterung, die alles in Frage stellt?

Dabei passiert doch etwas ganz Normales. Nach einem Titel kannst du dich nur schwer von deinen Helden trennen. Das ist verständlich. Was passiert? Du scheiterst. Warum auch immer. Aber rein spekulativ gefragt: Was wäre denn gewesen, wenn er die Helden von 2014 aussortiert hätte und in Russland gescheitert wäre? Wie würden wir die Diskussion führen? Genauso, wie wir sie jetzt führen – bloß umgekehrt. Egal wie Jogi entschieden hätte, es wäre falsch gewesen. Das ist klar. Die Euphorie, die der DFB mit der Marke Nationalmannschaft in der Bevölkerung geschürt hat, war von an Anfang an also mehr Fluch als Segen? Keine Frage. Die Vorgabe fünfter Stern war schon strategisch sehr fragwürdig. Am Ende reichte der Blick ins „Kicker“-Sonderheft zur WM 2014, um zu erkennen, dass daraus nichts wird. Welch Schlusswort, Dietrich. Jetzt haben wir zwei Themenfelder von fünf bearbeiten können und sind auf Betriebstemperatur. Das schreit nach Verlängerung. Die sollst du haben. Melde dich, ich bin dabei. ◊◊◊

INFO

Dietrich Schulze-Marmeling Der 1956 in Kamen geborene Sachbuchautor ist Verfasser von über 20 Büchern zum Thema Fußball. Das Mitglied der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur verfasste 2011 das Werk „Bayern und seine Juden“, das zum Fußballbuch des Jahres gekürt wurde.


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MATTHIAS HEINE BESPRICHT MIT DOMINIK IRTENKAUF NAZI-VOKABULAR – UND WO ES HEUTE NOCH ANZUTREFFEN IST Asozial? Eintopf? Entrümpeln? Krise? Kulturschaffende? Von manchen Begriffen vermutet man gar keine Verbindung zum Unrechtsregime. Bei anderen ist die Denkrichtung klar. Es sind verbrannte Wörter. Der Berliner Journalist Matthias Heine bietet in seinem Buch beim Dudenverlag eine Fülle an Ausdrücken, die ihren Ursprung oder zumindest bedeutsame Umdeutung in der Nazizeit haben. Im Gespräch gibt der WELT-Kulturredakteur viele Einschätzungen, was den heutigen Gebrauch von Naziwörtern angeht. Klar ist, dass es vom jeweiligen Kontext abhängt, wie verbrannt ein Wort ist.

VERBRANNTE WÖRTER Was hat Sie bewogen, Ihr Buch zu schreiben? Sie haben das sicher nicht nur für die Kollegen verfasst? Das Buch richtet sich allgemein an Sprachinteressierte. Laien können sich da gut reinfinden. Es gibt sehr gute Werke aus den letzten sechzig Jahren, die sich mit NS-Sprache beschäftigen – aber die sind wissenschaftlich geschrieben und auch recht teuer. Mit welchen Preisen muss man da denn rechnen? Das beste Buch aus der jüngeren Zeit kostet fast 100 Euro. Ich habe die wissenschaftliche Literatur gelesen, aber mein Buch ist relativ unterhaltsam und lesbar geschrieben. Man darf sicher nicht von jeder hart arbeitenden Verkäuferin und dem schwer ackernden Amazon-Boten erwarten, dass sie bei jedem dieser Wörter den historischen Hintergrund kennen. Aber Leute, die sich professionell mit Sprache beschäftigen oder die sich auf Stil und Ausdrucksweise berufen, die können sich mit meinem Buch etwas Hilfe holen. Interessanterweise weisen Sie bereits im Klappentext auf die Sprachpolizei hin, die Sie nicht sein wollen. Manche Leser werden

Ihr Buch aber gerade als eine solche bezeichnen. Ich kann mir vorstellen, dass Sie da bereits eine Art Shitstorm erlebt haben? Erstaunlicherweise bislang nicht. Das Buch ist aber erst seit März auf dem Markt. Das wird sicher auch daran liegen, dass ich mich eines relativ neutralen Tons befleißige. Ich begründe meine Ausführungen. Den Leuten sage ich klar, dass sie mit den Konsequenzen rechnen müssen, wenn sie ein solches Wort benutzen. Wer unbedingt noch von „Herrenrasse“ oder „Rassenschande“ reden will, der darf sich eben nicht wundern, wenn er für einen Nazi gehalten wird. Klar. Wie ist das bei den anderen Wörtern? Bei anderen Sachen sage ich nicht: Sie dürfen das nicht mehr sagen. Ich sage nur: Da und da sollten Sie es sich dreimal überlegen, vor dem historischen Hintergrund, wenn Sie keinen Shitstorm entfesseln wollen – den Sie sich vielleicht zumindest verdient haben, weil Sie sich damit als ahnungslos outen. Ich habe versucht, mich da etwas zurückzuhalten. Ich finde den Begriff „Sprachpolizei“ sowieso bescheuert. Ist ein starker Begriff! Für mich völlig unzutreffend, da ich keiner-


Foto: Bundesarchiv/Bild 133-295

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Öffentliches Eintopfessen zugunsten des NS-Winterhilfswerks lei polizeiliche Verfügungsgewalt habe. Es geht ja um Takt, Höflichkeit und Stilbewusstsein. Im Zusammenhang mit dem Begriff Sprachpolizei finde ich es immer wieder erstaunlich: Leute, die jedes falsch gesetzte Komma, jeden Rechtschreibfehler für den Ausdruck von Schwachsinn bei anderen halten, können sich darüber wahnsinnig erregen, dass es auch im Bereich der Wortwahl Dinge gibt, die man lieber nicht machen sollte. Eben, weil man sich sonst im Ton vergreift und weil es zumindest den Regeln der Höflichkeit und des guten Stils widerspricht. Doch da wird ein Hinweis auf einmal nicht akzeptiert. Da wird Sprache sicher als etwas Natürliches empfunden, aber sie ist nie natürlich, sondern von Menschen benutzt. Manche der Naziwörter sind bekannter, andere weniger. Kann man da eine Tendenz erkennen? Jenseits der Alltagssprache gibt es Wörter, die durch Rechtspopulisten wieder massiv in Gebrauch gekommen sind. „Umvolkung“, „Gleichschaltung“, „Volksverräter“, „Überfremdung“. Das sind alles Begriffe, die schon zur Nazizeit eine Rolle gespielt haben und die jetzt in dem ganzen Gerede um Bevölkerungsaus-

tausch, Migration und Flüchtlinge eine große Rolle bei Rechtspopulisten spielen. Das ist einer der Gründe gewesen, warum ich mich an das Buch gesetzt habe. Gibt es auch „alltäglichere“ Wörter? Auf der anderen Seite gibt es natürlich nicht ganz harmlose Alltagsbegriffe, von denen viele gar nicht wissen, dass sie aus der Nazizeit stammen. Meine zwei Lieblingsbeispiele sind „entrümpeln“ und „Eintopf“. Die beiden sind in der NS-Periode mit Verwaltungsanordnungen aufgekommen. Interessant. Eintopf war ein neues Wort? Eintopf kannte man wirklich zuvor so gut wie nicht. Das gab’s nur in der Notküche des Ersten Weltkriegs. Das Wort wird erst dann richtig bekannt, als man Anfang der 30er Jahre in Deutschland diesen Eintopfsonntag verordnet. Einmal im Monat sollten sie Eintopf essen statt des Sonntagsbratens – und das gesparte Geld dem Winterhilfswerk spenden. Die Zeitgenossen berichten damals auch darüber, dass sie das Wort als neu empfunden haben. Haben Sie da ein Beispiel?


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In der „Weltbühne“, die damals schon in Prag im Exil erschien, gab’s den Kalauer, dass der Einkopfstaat offenbar den Eintopf hervorgebracht habe. Und wie war das mit „entrümpeln“? Ende der 30er Jahre wird angeordnet, dass die Dachböden von Gerümpel zu befreien seien und von Zeitungen und was sonst noch in Dachgeschossen herum lag. Das war natürlich bereits eine kriegsvorbereitende Maßnahme und erst in dem Zusammenhang kommt das Wort „entrümpeln“ auf, das vorher nur selten im Gebrauch war. Es lässt sich jedenfalls nicht nachweisen. Das wird von den Zeitgenossen als neues Wort beschrieben, das in der Nazizeit aufgekommen ist. Beide Wörter haben sich ja gehalten, wenn auch nicht alle Eintopf lieben. Ich gebe in dem Buch kleine Empfehlungen, ob man die Wörter noch benutzen kann. In gefühlt neunzig Prozent der Fälle sage ich: Ja, Sie müssen nur auf den Kontext achten. Es gibt

nur ein paar Wörter, die überhaupt nicht von der rassistischen Ideologie zu befreien sind. Entrümpeln und Eintopf bezeichnen Vorgänge, die es heute noch in unserem Alltag gibt, es sind keine zentralen Vokabeln, die geholfen haben, den Massenmord vorzubereiten. Allenfalls in indirekter Weise. Da gibt es noch andere Kaliber. Genau, bei Wörtern wie „Herrenrasse“, „vernegern“ und „Rassenschande“ kann man sich niemals vorstellen, dass die je wieder neutral außerhalb ihrer faschistischen Ideologie benutzt werden können, weil sie den ideologischen Gehalt des Nationalsozialismus schon in ihrer ganzen Semantik transportieren. Die kann man ja nicht wertfrei benutzen. Ihr Buch kann man also zur Hand nehmen, um Unsicherheiten beim Vokabular auszuschließen? Ja, durchaus. Ich habe das Buch geschrieben, um Aufklärung zu leisten. Ich kann mir vorstellen, dass auch ein gemäßigter AfD-Po-

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litiker, der nicht unter Nazi-Verdacht geraten möchte, das Buch zur Hand nimmt. Er schaut da vielleicht auch mal rein, welche Vokabel er vermeiden müsste, um nicht gleich von vornherein als Faschist verschrien zu werden.

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Der Effekt wäre, dass seine Partei salonfähiger werden würde. Ich denke eher, dass die AfD die Sprache verroht, auch wenn sie vermeintlich „bürgerliche“ Wörter benutzt. Verrohung der Sprache ist das eine, aber die Rohheit in den letzten zehn Jahren ist sicher nicht allein durch die AfD verursacht. Das geschieht allgemein. Was aber durch die AfD und Rechtspopulisten zustande gekommen ist, ist die Wiederkehr bestimmter Nazi-Vokabeln, also: Die reden von der „gleichgeschalteten Presse“, weil die Medien nicht so positiv über sie berichten, wie sie sich das erhoffen. Das wird zugleich als Synonym für „Lügenpresse“ gebraucht, weil sie angeblich nicht ausreichend über Kriminalität von Migranten berichten.

» Wer unbedingt noch von Herrenrasse oder Rassenschande reden will, darf sich dann eben nicht wundern, wenn er für einen Nazi gehalten wird. « Die Rechtspopulisten definieren das Wort für sich um. Das Interessante dabei ist, dass „Gleichschaltung“ für die Nazis ein positiv besetzter Term war. Sie wollten ja Gleichschaltung – und für die Rechtspopulisten von Heute ist es ein Wort, mit dem sie sich als Opfer inszenieren. Ähnlich ist es auch bei „Umvolkung“: Die Nazis wollten Umvolkung, die haben den Begriff in Verbindung mit bestimmten Bevölkerungsgruppen in Osteuropa gebraucht. Zum Beispiel in Bezug auf Weißrussen und Tschechen.


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Diese Posen sieht man leider im heutigen Deutschland wieder häufiger Und heute? Heute ist Umvolkung ein Begriff, der mit diesen paranoiden Verschwörungstheorien verbunden ist, dass das Staatsvolk in Deutschland ausgetauscht werden soll. Da hat es einen weiteren Bedeutungswandel gegeben: Jetzt sieht man sich eher als Opfer von Umvolkung, während die Nazis das eben aktiv betrieben haben. Das zeigt, wie in den Wörtern häufig eine Ambivalenz liegt. Das Wort „asozial“ wird heutzutage auch noch viel benutzt. Asozial war eine eher unklare Kategorie, mit der man Leute ins KZ steckte, die nicht den Konventionen genügten: Das konnten Kleinkriminelle oder alleinerziehende Mütter mit mehreren Kindern sein, aber auch Menschen, die ein gesellschaftlich unstetes, ja vielleicht schwieriges Leben führten. Wir sprachen ja gerade noch über die Gleichschaltung. Das spielt auch im sozialen Gefüge der Nazizeit eine zentrale Rolle.

Das kann in einem totalitären System ja beinahe schon eine Form des Widerstands sein, also die Verweigerung der gesellschaftlichen Norm. Die Edelweißpiraten in Köln wurden zum Beispiel auch als Asoziale bezeichnet, was bei ihnen darin bestand, sich der Hitlerjugend und überhaupt dem staatlichen System zu entziehen. Wer als „asozial“ stigmatisiert wurde, der war schnell – das lesen Sie auch in zeitgenössischen Quellen – im KZ oder oft sterilisiert. Sollte man das Wort heute also nicht mehr benutzen? Wenn man heute diesen Begriff gebraucht, sollte man gut überlegen, in welchen historischen Kontext man sich da stellt. Man liest es ja bei alltagssprachlichen Formulierungen immer wieder: „Das ist aber asozial von dem.“ Bis hin zu facebook-kritischen Geschichten, die a-sozialen Medien als kleines Wortspiel auf soziale Medien. In meiner eigenen Zeitung hat das neulich auch in der Form gestanden.


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Ein anderes häufig benutztes Wort ist „Betreuung“, besonders im pflegerisch-karitativen Kontext. Ziemlich makaber, wenn man die Geschichte des Wortes bedenkt! Das ist sogar in den juristischen Sprachgebrauch eingegangen, durch „Betreuungsregeln“ und „Betreuungsgesetz“. Das ist natürlich die Ironie: Dass heutzutage in der Sprache der Bürokratie und Gerichtsbarkeit der Umgang mit Behinderten oder sonstwie gehandicapten Menschen mit einem Begriff geregelt wird, der in der Nazizeit benutzt wurde, um den Mord an eben diesen zu verschleiern.

» Das Wort Eintopf wurde erst richtig bekannt, als man während der NS-Zeit diesen Eintopfsonntag verordnete. « Wie kommt das? Das hat damit zu tun, dass dieses Wort im Gegensatz zur Herrenrasse nicht so leicht dingfest zu machen ist und dass es eben eine Schnittmenge gibt zwischen der NS-Sprache und der Sprache der Bürokratie. Im NS-Jargon hat Betreuung nicht nur den Mord bezeichnet, sondern es hat in der Parteiorganisation auch eine zentrale Rolle gespielt. „Betreuen und erfassen“, das waren die Aufgabe der Parteizellen und unteren Parteiorganisationen.

Ich erinnere mich an meine Zeit als Volontär bei der Braunschweiger Zeitung Ende der 80er Jahre. Damals habe ich noch eingebläut bekommen, dass wir das Wort „betreuen“ in Texten nicht benutzen sollen, weil da Leute saßen, ältere Redakteure, die anscheinend „Aus dem Wörterbuch des Unmenschen“ – diesem berühmten Sammelwerk aus der Nachkriegszeit – gelesen haben, dass betreuen ein NS-Wort war. Aber dennoch nutzen es mehrere Institutionen des gesellschaftlichen Lebens? Ich glaube, dieser Kampf ist verloren. Ich finde es jetzt nicht so schlimm, weil Betreuung spielt nicht in derselben Liga wie Herrenrasse. Der Aufstieg der AfD und der Rechtspopulisten ist nicht gekommen, weil wir das Wort „betreuen“ zu oft benutzt hätten. Das ist kein Wort, wenn Sie das aussprechen, von dem Sie sofort braun im Hirn werden! Andererseits sind Wörter wie Überfremdung oder Umvolkung mit nur etwas historischer Bildung als Nazi-Terme erkennbar. Die AfD nutzt diese sicher zur Provokation. Ja, sicher. Aber nicht bewusst. Ich glaube, niemand in der AfD, nicht mal Herr Höcke, benutzt das Wort Herrenrasse, aber diese etwas schwammigeren Begriffe werden gerne aufgegriffen. „Überfremdung“ soll natürlich gewisse Ängste ausdrücken, dass zu viele Fremde ins Land kommen.

Was hieß dort „betreuen“? Betreuen hieß in diesem Kontext, die Leute aufzufangen und politisch zu indoktrinieren und auszurichten. Offenbar hat es die Bürokratie nach 1945 gerne weiter benutzt, weil sich dahinter unklare Vorgänge verbergen, die sich in einem kafkaesk bürokratischen System abspielen. Und eigentlich ist jedes bürokratische System kafkaesk.

Wie war das damals in der Nazizeit? Das Interessante bei Überfremdung im NS-Sprachgebrauch ist, dass damit gar nicht Fremde oder Ausländer gemeint waren. Bei den Nazis war mit dem Begriff sehr häufig der Anteil von Juden in einem Berufszweig gemeint. Man sprach von der „Überfremdung des Anwalts- oder Arztberufs“, von der „Überfremdung des Leihhauswesens“ – um auszudrücken, dass in diesen Berufen besonders viele Juden tätig waren, die aber deutsche Staatsbürger waren, deren Familien seit Jahrhunderten bereits hier lebten. Das ist der feine Unterschied.

Seltsam wirkt das schon.

Inwiefern?


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Man hat sich nicht vor Überfremdung durch Migration gefürchtet, weil es diese in dem Sinne nicht gab. Man wollte eine Gruppe, die schon länger in Deutschland lebte, stigmatisieren und dehumanisieren. Man dämonisierte sie. Das Gegenteil von Dämonisierung wäre die Ironisierung: Sie bringen einige Beispiele, wie zum Beispiel den „inneren Reichsparteitag“, den die Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein damals bei einem Fußballspiel verwendete. Da gab es ziemliche Empörung. Die war insofern ein wenig unverdient, weil diese Formulierung wirklich nicht aus dem NS-Sprachgebrauch stammt, sondern weil sie eher eine ironische Reaktion war auf den ganzen Pomp der Reichsparteitage. Sie lässt sich in der Umgangs- und Schülersprache der 30er Jahre nachweisen, wo Leute gesagt haben: „Das ist mir ein innerer Reichsparteitag.“ Okay, das wusste ich nicht. Das ist von älteren Sprachwissenschaftlern, die diese Zeit noch erlebt haben, beschrieben worden: Es kam in der Schülersprache als ironische Reaktion auf offizielle politische Vorgänge auf. Das war nicht unbedingt systemverherrlichend, sondern mit etwas ironischer Distanz. Man sah die Leute bei Reichsparteitagen, die da vor Ergriffenheit glühten. Ich kann mir schlecht

Stadtgeflüster Münster – Das Interviewmagazin wird herausgegeben von der Stadtgeflüster GmbH & Co. KG Rothenburg 14-16, 48143 Münster Telefon 0251 48168-30, Telefax 0251 48168-40 stadtgefluester-muenster.de info@stadtgefluester-muenster.de Herausgeber, Chef- und Schlussredakteur: Thorsten Kambach Redaktion: Jana Nimz, Stefan Reimer, Tom Feuerstacke, Arndt Zinkant, Claudia Maschner, Jonas Wintermantel, Chiara Kucharski, Dominik Irtenkauf, Julia Körtke Editorial Design: Buschy

vorstellen, wie Adolf Hitler sagt: „Das ist mir ein innerer Reichsparteitag.“ Das hat stets eine spöttische Komponente. War dann die Empörung ungerechtfertigt? Der Sportmoderatorin damals ist gar nicht so sehr vorzuwerfen, dass sie Naziwörter verwendet hat. Vielmehr sollte sie, als Person, die im Fernsehen redet, ein bisschen mehr darauf achten, wie sie Stil- und Sprachebenen einhält. Zudem benötigt gerade diese Metapher viel Kontext und bedarf oft der Erläuterung, wie Sie ja selbst gesehen haben. Danke, Herr Heine, für die guten Ratschläge. Bitte, gern geschehen. ◊◊◊

INFO

MATTHIAS HEINE Schreibt seit 1992 für DIE WELT, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, taz, Cicero, Neon und Theater heute. Derzeit Kulturredakteur bei der WELT. Beschäftigt sich heute vorwiegend mit Sprache.

Lektorat: Bernhard Trecksel Verteilung: Flyerwehr UG (haftungsbeschränkt) flyerwehr.net Fotografie: Thomas Schmitz – FXcommunication.com, Buschy Buschmeyer, Maren Kuiter www.shutterstock.com, Pressefotos Anzeigenvertrieb: Ekki Kurz, Horst Stronk Veranstaltungen und Kleinanzeigen: Jana Nimz Büro: Irene Kötter Druck: Lensing Druck Ahaus Webseite: Mark Grotegerd Stadtgeflüster liegt zur kostenlosen Mitnahme an über 300 Stellen in Münster aus. Sie haben Interesse an unseren Mediamöglichkeiten? Dann rufen Sie uns an oder schreiben Sie eine Mail, wir freuen uns!


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- 55 Thorsten und David sprechen mit Reinhard Maas und Gisela Kaufmann-Maas über Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Türkei und die fabelhafte Welt der Designerei Mode machen, das ist kreativ. Mode herstellen, das ist politisch! Herr Maas meint, zunächst sei es ein Unterschied, Natur oder Künstliches auf der Haut zu tragen. Doch sei das trotzdem Kunst! Aktivisten schreien „Wir wollen fair!“, wenn es um die Arbeit in der Modeindustrie und um die politische Lage in der Türkei geht. Einen Spagat machen in einer aussichtslosen Situation? Maas plädiert dafür, weise zu handeln. Das bedeute, mit den richtigen Partnern zusammenzuarbeiten.

Leute machen Kleider David: Herr Maas, was feiern wir heute? Herr Maas: Ja, wir feiern unsere Erweiterung im Standort Biele ... Ehh Münster. Thorsten: (Lacht) Bielefeld. Das heisst ‚ökologisch‘ und ‚fair‘ kommt so gut an, dass man den Laden auch mal ausbauen kann. Herr Maas: Das – und unsere Art von Kleidung ist natürlich auch viel angenehmer zu tragen. David: Inwiefern angenehmer? Herr Maas: Ich glaube, das muss man einfach selber mal erfahren. Wenn sie Naturtextilie anziehen, dann ist das ein Temperaturausgleich und da schwitzen Sie nicht so, als wenn Sie Synthetik vom Billigdiscounter anziehen.

Herr Maas: Made in Germany, ja. In Ostwestfalen sogar. Der Rest überwiegend in der Türkei. Wir haben sechs zertifizierte Firmen, die regelmäßig geprüft werden und die wir persönlich kennen. Thorsten: Wenn Sie sagen ‚Fair‘ und Sie schreiben das auf den Laden drauf, dann muss es ja auch so sein. Herr Maas: Wir haben eine eigene Qualitätskontrolle. Und wir fliegen und fahren in die Türkei. Dazu eine Mitarbeiterin, die ist immer vor Ort. Das gibt uns eine relativ gute Sicherheit, dass das auch vernünftig ist. Es ist ein Vertrauensverhältnis. Die sitzt nicht hinter jedem Kleidungsstück dahinter und schaut, dass das richtig passt.

Thorsten: Ah, okay. Die Herstellung ‚Fair‘ bedeutet bei Ihnen was? Dass das hier in Deutschland produziert wird? Herr Maas: Wir haben vier Designer. Davon designen 60 Prozent hier im Hause.

Thorsten: Ist das eine Frage der Größe? Ich habe mal gehört, dass große Modekonzerne gar nicht mehr nachhalten können, dass das wirklich fair ist ... Herr Maas: Nee, die wollen das auch nicht. Das ist denen zu aufwendig.

Thorsten: Die schneidern selber auch? Herr Maas: Nein, nein. Wir machen die Ideen und Muster. Und produziert wird unter anderem von deutschen Schneidern.

Thorsten: Und politisch kein Problem in der Türkei? Herr Maas: Politisch gesehen ist das natürlich schon ein Problem, wenn man sich die Situation gerade in der Türkei ansieht ...

David: Made in Germany – Ein schönes Siegel! Und wo sonst noch?

Thorsten: Vor allem als Außenstehender ist es schwer zu verstehen, was da los ist.


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Beste Verbindungen, auch zu lagerfeld Herr Maas: Wenn ich unsere Lieferanten so sehe, dann stimmen die auf keinen Fall mit der politischen Meinung überein. Die denken da anders. Diese Situation ist fatal. Es passt mir auch nicht, aber ich kann sie nicht ändern. Wenn wir jetzt so reagieren würden, dass wir sagen: Wir beziehen keine Waren aus der Türkei! Dann würde man eher die Firmen bestrafen, also die falschen. Thorsten: Und vermutlich auch eine Stimmung forcieren, die das verstärkt, oder? Das heisst, Sie würden jetzt keine Reisewarnung aussprechen. Außer für Journalisten vielleicht. M: Wir fliegen da schon hin. Und natürlich gibt’s dann auch Vorbehalte. Man kann da ohne Bedenken noch hinfliegen, aber ... ja ... Thorsten: Ich war 2015 da. Ich finde, es ist ein tolles Land. Die Leute sind mega. Also ich habe da keine Ängste gehabt ... Herr Maas: Also, wenn ich Zeitung lese und sehe, was dann auch an politischer Änderung passiert ist, dann dreht sich natürlich mein Magen um. Das kann eigentlich nicht sein. Thorsten: Kommen wir mal zu den schönen Themen. Ich war ja bei Ihnen. Die Designerabteilung ist wahrscheinlich die mit den bunten Möbeln,

Betten, Couches und Nachdenkgebieten. Herr Maas: So bunt sieht es bei uns nicht aus, aber die Mode ist natürlich bunt. Aber wir bauen als Naturtextiler nicht alles ein, was bei Mode normalerweise sonst so reinkommt.

» Ich habe nie Design gelernt – ich bin Lehrerin. « Thorsten: Was denn nicht? Frau Maas: Es gibt bestimmte Materialien, die verbieten sich. Also wir verzichten eigentlich auf recyceltes Polyester, weil selbst wenn es recycelt ist, hilft es nicht, die Plastikflut einzudämmen. Thorsten: Das habe ich auch mal gehört. Aber ‚recycelt‘ überzeugt erstmal – ganz platt gesagt. Frau Maas: Jaja, recycelt hört sich erstmal gut an. Bloß das verhilft dem Ganzen zu einer Art Alibi. Wir versuchen überall so wenig wie möglich Kunststoff einzusetzen. Manchmal ist es unabdingbar. Wenn Sie, zum Beispiel, eine Hose haben, dann müssen Sie etwas Elastan drin haben, so


- 57 unsere Wohnung war voll von Stecknadeln und ewigem Fadenzeugs. Frau Maas: Das haben wir weniger. Also das passiert ja heute alles im Computer. Wir haben die Ideen dazu. Also die anderen sind ausgebildete Designer. Einschließlich unserer Tochter, die das auch gelernt hat. Thorsten: Und, war die geschockt, dass Karl Lagerfeld jetzt tot ist? Ich finde den ja toll muss ich sagen. Frau Maas: Die war nicht geschockt. Das ist natürlich eine Ikone gewesen. Die Frau, bei der unsere Tochter Schnitt gelernt hat, das war eine ehemalige persönliche Assistentin von Karl Lagerfeld. Thorsten: Wahnsinn. Ich habe den auch so gern in Talkshows gesehen, weil der einfach so eine Schnauze hat. Frau Maas: Ja, wir auch. Herr Maas: Leute mit Charakter! zwei Prozent. Weil Metallreißverschlüsse einfach einen größeren Verschleiß mit sich bringen. Das ist in jedem Fall ein Nachhaltigkeitsargument. Thorsten: Also es ist gar nicht so leicht, den ökologischen Fußabdruck klein zu halten? Frau Maas: Nein, das ist es nicht. Aber man muss dann immer abwägen, was besser ist. Wenn was schnell kaputt geht, bringt das ja auch viel Aufwand und da hat keiner Lust zu. Und es ist teuer ... Thorsten: Das ist nachvollziehbar! Sie arbeiten im Unternehmen seit 34 Jahren. Sie designen? Frau Maas: Habe ich früher gemacht. Ich habe Design nicht gelernt. Ich bin Sonderschullehrerin. Jetzt mache ich den Einkauf. Thorsten: Toller Job! Meine Mutter war Schneiderin! Frau Maas: (Lacht herzlich) Thorsten: Und ich fand das immer toll im Atelier rumzulaufen als Kind. Herr Maas: Und Sie mussten immer die Muster anprobieren? (Lacht) Thorsten: Nee, das nicht. Aber ich weiß noch,

Thorsten: Ja. Wenn der redet, dieses „bssssss “ ... (Fuchtelt wie wild vorm Mund rum) ... das ist oder besser gesagt, war einfach er. Gisela M: Also unsere Tochter hat in Berlin studiert, an der Universität der Künste. Und das war ein sehr abgehobenes Studium und für sie war sehr bald klar, dass sie den normalen Modezirkus nicht möchte. Auf gar keinen Fall. Thorsten: Das ist wirklich Zirkus. Vielen Dank, dass wir vorbeikommen durften. ◊◊◊

INFO

Reinhard Maas und Gisela Kaufmann-Maas Möchten mit ihren Kleiderwaren soziale und ökologische Veranwortung zeigen – und leben. Dazu soll es bunt sein! Und erst recht gemütlich. Das seit über 30 Jahren existierende Unternehmen Maas Naturwaren GmbH kooperiert zusammen mit der IVN, dem Internationalem Verband Naturtextilwirtschaft, welches ein Bewusstsein für ganzheitliches Denken in der Modewirtschaft schaffen will.


Freizeit-Tipps

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Don Camillo & Peppone Wenn zwei Sturköpfe in Streit geraten, ist eine ganze Kleinstadt dabei. Selbst die Stimme Jesu kann den aufgebrachten Pfarrer Don Camillo nicht besänftigen, wenn er an die Pläne seines Gegners Peppone denkt, des kommunistischen Bürgermeisters. Eigentlich wollen beide das Gleiche, nur die Wege sind anders. Der Filmklassiker wird zum lebenE IN MUSIC AL VO N MICHAE L K UN ZE UND DA RIO FARINA NACH „IL MONDO PICCOLO“ VON GIOVANNINO GUARESCHI

digen und oft komischen Musical. Mit Balladen, rebellischen Chorpassagen und auch lyrischen Momenten. Eben typisch Italien. Neben aller Leichtigkeit gibt es eine Botschaft: Starrheit verhindert den Blick auf den Menschen. Wie Don Camillo und Peppone aus dieser Geschichte herauskommen, das sollten Sie erleben. Auf der Bühne in Tecklenburg, wie immer mit Spitzenbesetzung und großem Chor und Orchester. Mehr Infos auf freilichtspiele-tecklenburg.de


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! e z e e L f Alles ataudt Münster

F

Rund um die Leeze

Alles auf Leeze! Ausstellung im Stadtmuseum Münster 200 Jahre nach der Erfindung des Fahrrads ist die Leeze aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken.

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Münster hat doppelt so viele Fahrräder wie Einwohnerinnen und Einwohner. Die Ausstellung widmet sich der Geschichte der Fahrradstadt von den Anfängen bis heute. Es geht um das Rad im Sport, im Alltag als Verkehrsmittel, als Nutz- und Lastenrad oder in der Freizeit. Interaktive Stationen rund um das Thema Fahrrad lassen den Besuch zu einem Erlebnis werden. Terminals informieren über Sicherheitsthemen, Entwicklungen Illustration: bitteschön.tv

und Trends. Und natürlich gibt es auch jede Menge

Ausstellung Stadtmuseum Münster bis 8. September 2019

Fahrräder zu sehen. Außerdem einen Blick in die Zukunft! Noch bis zum 2. September 2019. Mehr Infos zur Ausstellung, Führungen und zum museumspädagogischen Begleitprogramm auf stadt-muenster.de/museum

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Tipps & Termine

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90 Jahre Gasometer Oberhausen – seit 25 Jahren Ausstellungshalle „Der Berg ruft“ heißt die aktuelle Erfolgsausstellung im Oberhausener Industriegiganten, verlängert bis Ende Oktober. Zu sehen ist die imposante Vielfalt der Berge. Die Ausstellung erzählt von ihrer ewigen Faszination auf uns Menschen. Im 100 Meter hohen Innenraum des Industriedenkmals sieht man den Höhepunkt der Ausstellung: Eine 17 Meter hohe Nachbildung des Matterhorns, die seitenverkehrt im riesigen

DER BERG RUFT bis 27.10.2019 er t ve r l ä n g Gasometer Oberhausen

Raum schwebt und sich im Boden spiegelt. Die Besucher haben damit die einmalige Gelegenheit, aus der Vogelperspektive herabzublicken auf den bekanntesten Gipfel der Alpen. Noch bis zum 27. Oktober 2019. Infos – auch zum umfangreichen Begleitprogramm – gibt es unter: gasometer.de

10.-12.MAI 21. FOLKFEstIVAL InternatIonaler Folk Folkrock IrIsh MusIc Plattdeutsche lIeder sInger-songwrIter gItarre Kunsthandwerkermarkt rund um den Kirchplatz kartenvorbestellungen + Informationen: www.folkfruehling.de Venne im Osnabrücker Land zwischen Bramsche und Bad Essen lIgurIanI ann rInn schnaPs IM sIlbersee kIlkenny band weIherer vIvIane kudo toM McconvIlle Jens koMMnIck von weIden Peter FInger lIederJan wIPPsteert allan taylor trIo wolskI devIl stone dancer sParen auF kautIon la keJoca FabIan von wegen katrIn reMMert tIcket to haPPIness tanzgruPPe watkIns laway looPIng brothers löFFelPIraten sonÍa MetaJoule gerd schInkel trIo bluM & FrIends Ian sMIth Folklaw Peter kerlIn cIúnas glIn aMar der wahre Jakob Änderungen vorbehalten


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Tipps & Termine

HANS STRATMANN KONZERTBÜRO

Götz Alsmann … DEIN in Rom – R E N PL A

E V E NT

ABSOLUT LIVE

BETWEEN THE EARTH & THE STARS LIVE 2019 17.05.19 Osnabrück · OsnabrückHalle

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den 7.12.19, in der Halle Münsterland

BRIT FLOYD

40 Years of the Wall and More! 14.10.19 Osnabrück · OsnabrückHalle

GÖTZ ALSMANN ...IN ROM 07.12.19 Münster · MCC Halle Münsterland

COMEDY BASTIAN BIELENDORFER

Lustig, aber wahr! 22.09.19 Münster · Bürgerhaus Kinderhaus Kap. 8

DITTSCHE

LIVE & SOLO 19.11.19 Osnabrück · OsnabrückHalle

KURT KRÖMER Stresssituation 2019 06.12.19 Münster · Congress-Saal

MUSICAL & BALLETT ELVIS DAS MUSICAL 06.05.19 Osnabrück · OsnabrückHalle

BEAT IT!

Das Musical über den King of Pop! 22.04.20 Osnabrück · OsnabrückHalle

SHOW MARTIN RÜTTER

Freispruch! 14.11.19 Osnabrück · OsnabrückHalle 29.11.19 Quakenbrück · Artland Arena 06.02.20 Münster · MCC Halle Münsterland TICKETS & MEHR EVENTS: WWW.KARTEN-ONLINE.DE WWW.ABSOLUT-LIVE.COM

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in Paris und auf dem Broadway in

New York geht die jazzmusikalische Reise nach Italien,

in das Mutterland der Tarantella, der Canzone, des mediterranen Schlagers. Mit diesem Album schließt die Götz Alsmann Band die Reise-Trilogie ab,

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Nach dem Halt

MUSIK BONNIE TYLER

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die sie in den letzten Jahren zu den

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historischen und entscheidenden Orten für die Geschichte der Unterhaltungs-

Für wen tun wir das denn alles?

musik geführt hat. Und endlich gehen

Die Sonderausstellung im Museum Industriekultur

Götz Alsmann und

in Osnabrück zeigt Leben und Arbeiten in den

seine eingeschwore-

60er Jahren.

nen Musikerfreunde mit ihren ganz indi-

Ob Stahlwerk, Karmann oder Hammersen: Die gro-

viduellen Fassungen

ßen Industriebetriebe Osnabrücks bestimmten das

unvergänglicher ita-

Bild der Stadt und das Leben vieler Bürger. Bis zur

lienischer Evergreens

Rezession Ende der 60er Jahre gab es fast Vollbe-

auf Tournee. Typisch

schäftigung. Steigende Einkommen sorgten dafür,

italienisch? Typisch

dass bald die Rede von der Konsumgesellschaft war.

Alsmann!

Arbeit war wichtig – aber längst nicht alles. Freizeit und Konsum rückten immer stärker ins Blickfeld.

Mehr Infos hier:

Mauerbau, Fußball-WM, Kuba-Krise, das Attentat auf

goetz-alsmann.de

John F. Kennedy, Vietnam-Krieg oder Mondlandung:

Tickets an allen

Filme, Fotos und Erinnerungsstücke lassen die 60er

bekannten Vorver-

Jahre lebendig werden.

kaufsstellen und im Internet unter:

Museum Industriekultur, Süberweg 50a, Osnabrück,

karten-online.de

industriekultur-museumos.de


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Tipps & Termine

SUPPORT ACT

31.05.19 DORTMUND WESTFALENHALLE 3A TICKETS: SPARKASSENPARK.DE

Schallplatten & CD- Börse Stadthalle Hiltrup

26.5.

Münsteraner Schallplatten-Börse am 26.05. Über 50 Aussteller bieten in der Stadthalle Hiltrup ein riesiges Angebot an Tonträgern. Ein Muss für alle „Vinylisten“, die noch nach Schallplatten suchen. Aber auch CD-Fans kommen voll auf ihre Kosten. Da gibt es Musikkonserven für kleines Geld, denn LPs und CDs bekommt man schon ab 50 Cent. Wie auch Platten-Raritäten, für die der Sammler auch schon mal einige 100 Euro anlegen kann. Jeder Musikfan wird hier fündig. Das ist natürlich auch im Börsenangebot: DVDs, Musik-Videos, Poster, Musikbücher, Sammlerzubehör und Fan-Souvenirs. Der Weg lohnt sich also in Münsters Süden. Daher unbedingt im Kalender vermerken: Sonntag, 26. Mai, 11–16 Uhr: Münsteraner Schallplatten-Börse in der Stadthalle Hiltrup, Westfalenstraße 197.


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Klimaschutz zahlt sich dreifach aus!

Umwelt

Die Strategie für klimafreundliche Gebäude und Quartiere ist eine zentrale Säule des „Masterplans 100 % Klimaschutz“ der Stadt Münster. Denn für den Klima-

Schön, dass Sie mitdenken:

schutz in Münster hat der umfangreiche Gebäudebestand auf dem Stadtgebiet eine große Bedeutung. Die

Klimafreundlich ausgeführte Sanierungen und Neu-

Etablierung hoher Energiestandards bei Neubauten

bauten rechnen sich dreifach. Bei gleichem Wohnkom-

und die sukzessive klimaoptimierte Sanierung von

fort können Sie nicht nur Kosten sparen und den Wert

Altbauten stellen wichtige Voraussetzungen für die

einer Immobilie nachhaltig erhalten, sondern auch

erfolgreiche Umsetzung der städtischen Klimaschutz-

das Klima nachhaltig schützen.

ziele bis zum Jahr 2050 dar.


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DOMICIL-AASEEHOF Pottkamp 15-19 in Münster Jeden 1. Freitag im Monat: Info-Nachmittag von 14 – 17 Uhr Informieren Sie sich unverbindlich! Komfortables Wohnen ...und da s für die Generation schon se it 20 Jahre „60plus“! n! Zusammenleben in guter Nachbarschaft – als Single, Ehepaar oder Wohngemeinschaft. Wir haben die geeignete Wohnung für Sie! Nur 500 m vom Aasee entfernt, mit abwechslungsreichen Spazierwegen. Nähe zur Universität und Innenstadt. Günstige 1-3 Zimmeraufteilung in barrierefreien Wohnungen von 56 bis 88 m2, mit Parkett und Naturholztüren, ebenso Einbauküchen mit Elektrogeräten, behindertengerechte Bäder. Eine Tiefgarage und Aufzüge sind vorhanden. Hoher Sicherheitsstandard. Die Vermietung erfolgt durch die Eigentümerin. Unser Servicepaket: n Hausnotruf n Empfangsbüro/Sozialmanagement n Vermittlung von Freizeitaktivitäten n Flexibler Hausmeisterservice n Dienstleistung von Blumengießen bis Paketdienst

Ihre Ansprechpartnerin: Frau Susanne Büsing Tel.: 0231 9578 - 336 Fax: 0231 9578 - 334 www.domicil-aaseehof.de Schwanenwall 11 44135 Dortmund

Besichtigungstermin über das Sozialmanagement Frau Martina Still Tel.: 0251 8570990 Fax: 0251 8570992


SERVICEDIENSTE - 65 -

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Papierpiraten und Füllerfreibeuter Wir suchen nach talentierten Autoren, die mit Können und Begeisterung für das Stadtgeflüster-Magazin schreiben möchten. Du liebst Interviews abseits des Mainstreams und fühlst dich in einer dieser Kategorien wohl: Kultur, Sport, Politik, Wissenschaft, Kurioses, Lokales oder Wirtschaft? Dann würden wir uns über einen Anruf unter 0251-4816857 und ein Kennenlernen mit dir sehr freuen; oder schreib eine Mail an: stefan@stadtgefluester-muenster.de


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Kraftstoffverbrauch (l/100 km) gemäß RL 80/1268/EWG: innerorts 7,5; außerorts 5,5; kombiniert 6,1. CO2-Emission (g/km): kombiniert 139. Effizienzklasse C ((EG) Nr. 715/2007). Euro 6d-TEMP

Verbrauch und Emissionen wurden nach WLTP ermittelt und zur Vergleichbarkeit mit den Werten nach dem bisherigen NEFZ-Prüfverfahren zurückgerechnet angegeben. Die Steuern berechnen sich von diesen Werten abweichend seit dem 01.09.2018 nach den oft höheren WLTP-Werten. 1

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