Stadtgeflüster Juni 2017

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Fotos: Larissa Schwedes

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Kennt den Unterschied zwischen „Aufschieberitis“ und Prokrastination ohne Nachschlagewerk: Stephan Förster Ich hätte eher Surfen im Internet erwartet. Das gehört dazu. Wichtig bei den Alternativen ist, dass sie angenehmer sind, man ein kleines Erfolgserlebnis hat. Das können klassische Mini-Spiele auf dem Handy sein – aber eben auch Dinge, die zumindest irgendwann erledigt werden müssten. Das nennt man Erlaubnis erteilende Kognitionen.

Problem wird, ist es oftmals behandlungswürdig. Wenn Sie sagen: Ich komme zwar nicht voran mit meinen Sachen, aber das gefällt mir eigentlich ganz gut – dann würde ich das nicht als pathologische Prokrastination einschätzen. Was sind gängige Ursachen für das Phänomen? Prokrastination ist meistens ein erlerntes Verhalten. Wir verfolgen einen verhaltenspsychologischen Ansatz, mit dem wir das gut behandeln können.

Die kann man besser vor sich selbst rechtfertigen. Exakt. Ein anderes wichtiges Symptom von Aufschieben ist, dass man längerfristig unter seinem eigenen Potenzial bleibt. Das führt zu Unzufriedenheit. Oder zu Selbstvorwürfen. Insgesamt treten nicht nur psychische, sondern auch physische Symptome auf – Magen-Darm-Beschwerden, Kreislaufprobleme, Verspannungen oder Schlafstörungen, die den Alltag beeinträchtigen.

Wer bringt einem Prokrastination bei? Oder wo erlernt man das aus Versehen? Schwierig. Erfahrungen aus der Schulzeit oder dem Studium können eine Rolle spielen. Besser lässt sich erklären, wie die Prokrastination aufrechterhalten bleibt – durch die Befriedigung von Bedürfnissen.

Ab wann wird das zum Problem? Das muss man subjektiv betrachten. Meine Parole ist: Wenn Sie den Eindruck haben, Sie leiden darunter, wenn es für Sie zum

Welche denn? In dem Moment, in dem ich prokrastiniere, fällt alles Negative ab. Wenn ich vor meinen Unterlagen zum Lernen für eine Abschluss-


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