Stadtanzeiger Olten Ausgabe 9 (2. März 2017)

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Olten, 2. März 2017 | Nr. 9 | 85. Jahrgang | Auflage 45 786 | Post CH AG

Rhaban Straumann Applaus (III)

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RHABAN STRAUMANN, Schauspieler, Satiriker und Autor.

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TEXT UND BILD: MIRJAM MEIER

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ekannt habe er den Oltner Musiker Roman Wyss vom Hörensagen, erzählt Endo Anaconda von Stiller Has am Wohnzimmertisch der Familie Wyss sitzend. Persönlich lernten sich die beiden Musiker anlässlich der Oltner Nachtfiebershow im 2007 kennen, bei welcher Roman Wyss Mitgründer und Bandleader ist. «Seither hatte ich es im Hinterkopf mit Roman Wyss zusammenarbeiten zu wollen», so Anaconda. «Ich bin ein Geschichtensänger und übergebe deshalb gerne die musikalische Leitung an kompetente Personen», erklärt er und weist mit einer Handbewegung in Richtung Roman Wyss. Zudem inspiriere es ihn, mit unterschiedlichen Musikern zusammen zu arbeiten, so der Stiller Has-Frontmann, der sich stilistisch nie in eine Schublade stecken liess.

Alter Hase im neuen Pelz Seit mehr als einem halben Jahr ist Endo Anaconda gemeinsam mit Roman Wyss im Duo unterwegs. «Dabei steht der Text im Vordergrund, weshalb sich die Zusammenarbeit mit Roman Wyss am Piano anbietet», hält er fest. Doch nicht nur das: «Während ich meine Texte von Hand schreibe und daneben mit dem Kassettenrecorder hantiere, bieten sich in Roman Wyss vollausgestattetem Highendstudio unzählige Möglichkeiten», so der 61-jährige Wortakrobat schmunzelnd. Als bereichernd bezeichnet er die gute und intuitive Zusammenarbeit mit Roman Wyss und Mario Batkovic. Der

Akkordeonist und Multiinstrumentalist wirkte auch als Produzent beim Album «Endosaurusrex» mit. «Wie bisher werde ich mir jedoch die Freiheit nehmen, mit verschiedenen Musikern zusammenzuarbeiten. Dies war auch in der vorherigen Formation, die acht Jahre bestand, nicht anders», so Anaconda und erzählt, dass kreative Gründe zur Trennung von der alten Band geführt hätten. «Es gibt kein Abo, um mit mir Musik zu machen. Gerne möchte ich aber zu einem späteren Zeitpunkt wieder Projekte mit Schifer Schafer realisieren», betont der dreifache Vater. Die neue Band zeigt schon altersmässig deutliche Unterschiede: Roman Wyss’ Sohn Andreas am Bass ist mit seinen 18 Jahren mit Abstand das jüngste Hasen-Mitglied. Daneben wirken neben Roman Wyss am Keyboard, Andi Pupato an der Perkussion und Boris Klecic an der Gitarre, Tambura und Banjo mit. «Jeder darf sich einbringen, es herrscht keine Diktatur bei Stiller Has», so der 61-Jährige. Aber klar - die treibende Kraft ist und bleibt seit 27 Jahren Anaconda.

Vielschichtig wie das Leben Wie zufrieden ist der Musiker mit dem neuen Album «Endosaurusrex», das Ende Februar erschienen ist? «Nach nun mehr als 14 Studioalben hört sich das neueste sehr gut an und gehört sicher zu den besseren Dingen, die bisher produziert wurden», antwortet Anaconda frei heraus. «Wir machen einfache Musik, die schwierig zu spielen ist. Dabei besteht die Schwierigkeit darin, die grosse Sensibilität rüberzubringen», weiss der Musiker. «Die Texte für das neue Album habe ich bereits vor längerer Zeit geschrieben, doch die Arbeit an den Lyrics sind zeitraubend, schliesslich sind sie so vielschichtig wie das Leben», erklärt der Wort-Poet und fügt etwas lauter sowie wild gestikulierend an: «Ich könnte nicht Liebeslieder

schreiben wie Ritschi, selbst wenn ich es möchte.» So schreibt Endo Anaconda zwar von der Liebe, aber auch von seinem Unverständnis der heutigen Welt gegenüber: «Wir haben kein globales Schmerzempfinden mehr.»

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Der Letzte seiner Art Auf die Frage, ob sich Anaconda Gedanken mache, wie die neue Band beim Publikum ankommen wird, deren Tournee mit der Plattentaufe am Donnerstag, 16. März im Bierhübeli in Bern beginnt, meint er: «Kunst ist immer ein Risiko und grundsätzlich ist es in der Schweiz so, dass die Leute noch nach 50 Jahren jubeln, wenn Lauenensee gespielt wird. Ich möchte mich jedoch weiterentwickeln und mich als Künstler auch neu erfinden dürfen, sonst geht es mir nicht gut.» Der Songtitel und Albumname «Endosaurusrex» beschreibt Anaconda, der in sehr einfachen Verhältnissen im Emmental lebt, mit Kassettenrecorder arbeitet und es begrüsst, die Zeitung noch in der Hand zu halten, vortrefflich. «Ich fühle mich in dem ganzen Pop-Betrieb als einer der ersten und letzten. Zudem pflege ich mit meiner Musik seit je ein populäres Nischenprodukt. Es war mir immer wichtig, Musik zu machen, hinter der ich stehen kann», betont er. Die Frage nach zukünftigen Projekten mag Anaconda nicht. «Sicherlich sind aber die Konzerte im Duo eine Sache, die ich auch in Zukunft machen möchte. Nun gehen wir aber erstmals auf Tournee und spielen bis Frühling 2018. Allzu weit im Voraus plane ich nicht, schon aus Alters- und Gesundheitsgründen», erklärt der 61-Jährige und fügt sinnierend an: «Meine Musik ist das Einzige, was ich kann. Naja, ich kann auch gut Auto fahren, ein gutes Zitronenpoulet zubereiten, wunderbar Gute-Nacht-Geschichten vorlesen und... mich durch die Texte raspeln.»

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ald darf man sagen: Applaus zur geglückten Wahl! Was für eine Chance! Zudem Danke, dass sie das während der Probezeit schier unentgeltlich tun. Klingt in diesem Zusammenhang ziemlich absurd, ist andernorts Realität. Wo? Logisch, in der Kultur. Zum Beispiel an gemischten Abenden, wo sich mehrere Künstler die Bühne teilen. Meistens nacheinander. Das mag für das Publikum reizvoll sein, für Auftretende gilt das nur bedingt. Weil gearbeitet wird oft für ein Spesengeld. Es sei eine Chance, heisst es in Bern, Basel, Solothurn, Winterthur und anderswo. Weil, andere Auftritte würden folgen. Und mehr Publikum. Ist das so? Kaum. Man macht es trotzdem, weil das mit der nimmer lebensmüden Hoffnung doch irgendwie gilt. Weil es sich Dank gut bestücktem Tourneekalender quer subventionieren lässt. Weil man die Veranstalterin trotz gestauchtem Budget schätzt. Musik, Tanz und Schauspielerei sind Berufe wie die sogenannt anständigen auch, sogar Schreiben kann einer sein. Doch wer wäre bereit während der Probezeit im neuen Job für einen Praktikantenlohn zu malochen? Ausser Praktikanten? Weil es eine Chance ist? Niemand – weil Existenz. Einzig einige Politiker und vor allem Verwaltungsräte müssen nicht davon leben können, was viele im Nebenamt tun wofür sie dennoch mehr kriegen als manch eine mit Vollzeitstelle. Welcher Verwaltungsrat, welche Politikerin ist bereit die erste Amtsperiode ehrenamtlich zu bestreiten? Weil, eine Chance? Sparpolitiker, geht voran! Unser Glück, ihr Pech, dauert die zu probierende Amtszeit vier Jahre. Zwingen sollte man Politiker in Verwaltungsräten der Krankenkassen, weil, das wäre eine echte Chance, dort die Kosten zu senken.

STILLER HAS Mit dem neuen Album «Endosaurusrex» und neuer Band - mit zweifacher Oltner Unterstützung - meldet sich Endo Anaconda mit Stiller Has zurück.

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«Ich kann keine Liebeslieder schreiben wie Ritschi»

(Bild: Remo Buess)

Pflegen eine inspirierende Zusammenarbeit: Stiller Has-Frontmann Endo Anaconda (l.) und der Oltner Musiker Roman Wyss.

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www.stillerhas.ch

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