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Rück- un d Ausbl ick von Sta dtpräsid ent Martin Wey
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Olten, 22. Dezember 2016 | Nr. 51/52 | 84. Jahrgang | Auflage 45 786 | Post CH AG
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Irène Dietschi Die Geister
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IRÈNE DIETSCHI, Journalistin.
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Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben», rezitiert mein Vater, die Rhythmik der berühmten Worte geniessend. Er hat eine dichterische Ader, schmiedet selber Verse, trägt gerne klassische Gedichte vor – wie an diesem Abend Goethes «Zauberlehrling». «Walle! Walle manche Strecke, dass, zum Zwecke, Wasser fliesse...». Ich bin müde, und beim Zuhören wandern meine Gedanken. Ausgerechnet zu Olten SüdWest, das dieser Tage wieder einmal in den Schlagzeilen ist: Die Idee, den neuen Stadtteil durch eine Unterführung beim Hammer zu erschliessen, ist in Oltens Parlament durchgefallen. «SüdWest, Geister, Geisterstadt», geht es mir durch den Kopf. Auch der Stadtrat ist ja unzufrieden. Er will dem Areal ein neues Gesicht verpassen, ein «Masterplan» steht an, um auszubrechen aus der Monokultur, die bis jetzt die Siedlung beherrscht. Zwei Planungsbüros sind an der Arbeit. Ihr Ziel ist Vielfalt statt Eintönigkeit. Variierende Gebäudehöhen und –formen, Grünflächen, Einfamilienhäuser. Damit im neuen Stadtteil dereinst auch Alte und Kinder leben. «Ach! Nun wird mir immer bänger!», höre ich Goethes Verse. Mir wird auch bang. Und in meiner Phantasie sehe ich in Olten SüdWest die immer gleichen Häuser und Wohnungen entstehen, ein Albtraum der ewigen Fortsetzung, nicht zu stoppen. Ein Fluch. Wie der zum Leben erweckte, pausenlos Wasser schleppende Besen des Zauberlehrlings, bis dieser nach dem Meister ruft: «Herr die Not ist gross! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.» «SüdWest braucht keinen Meister, sondern kluge, off’ne Köpfe und Herzen – Freigeister!», rufe ich. Mein Vater schaut mich fragend an.
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Stolz präsentiert Oswin Fürst seine heimische Krippe. Die Figuren stammen von seiner Ehefrau. (Bild: B. Beyeler)
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Fürst hegt und pflegt die Weihnachtstradition
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OSWIN FÜRST Seit seiner Jugend widmet sich der Oltner dem Bau von Krippen.
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BÉATRICE BEYELER
E
r sei schon immer ein Weihnachtsmensch gewesen, erzählt Oswin Fürst. Er erinnere sich immer wieder gerne an die Weihnachtsfeiern seiner Kindheit und Jugend. «Meine Mutter hatte eine wunderschöne Stimme und hat an Weihnachten stets gesungen. Und ich durfte sie jeweils begleiten», schwärmt der heute 85-Jährige. Bereits in dieser Zeit entdeckte der gebürtige Gunzger seine Leidenschaft für ein aussergewöhnliches Hobby: den Bau von Krippen. «Ich finde das eine sehr schöne und wichtige Tradition», erklärt der rüstige Rentner, und fügt an: «Es ist mir ein Bedürfnis, den Leuten meine Krippen und somit die Geburt vom Jesuskind zu zeigen.»
präzisiert: «Nur die Scheune und die drei Heiligen Könige sind vom Licht umgeben. Die Hintergrundszenerie mit den Bauern befindet sich im Dunkeln.» Und Rösli Fürst ergänzt: «Wir haben eine Zeitschaltuhr eingebaut. Jeden Tag um 23.15 Uhr, wenn wir zu Bett gehen, erlöscht die Krippe.» Beide würden sie abends oft vor der Installation sitzen und ihren Gedanken
«Am 1. Adventssonntag stellen wir die Krippe zusammen auf. Das dauert einen ganzen Tag.» OSWIN FÜRST
nachhängen. Jeweils am Dreikönigstag nimmt das Leuchten sein Ende. Dann verstauen die Fürsts ihre Krippe traditionsgemäss wieder.
Was die Natur hergibt Krippe statt Baum
Die feine Art zu wohnen.
In seiner Wohnung befindet sich ein wahres Prachtsexemplar. Die grosszügige Krippe besteht aus mehreren Hölzern und Wurzeln, die den Stall darstellen, in dem Jesus Christus geboren wurde. Die Schwarzenberger Krippenfiguren stammen aus den geschickten Händen seiner Gattin Rösli. Vor einigen Jahren hat sie diese in einem Kurs liebevoll hergestellt. Und der Hintergrund, eine Seidenmalerei, hat er von einer Bekannten geschenkt bekommen. «Die Krippe bedeutet für mich und meine Frau Weihnachten», erklärt der Lebemensch Oswin Fürst. Auf einen Christbaum verzichten sie schon seit mehreren Jahren. Jeweils am ersten Adventssonntag stellen die Beiden die Szenerie geduldig und liebevoll zusammen. «Das dauert einen ganzen Tag», sagt Fürst. Das Ehepaar beleuchtet die Krippe. Oswin Fürst
Oswin Fürst stellt seine Krippen mit Hölzern und Wurzeln zusammen. Gerade mit dem, was er in der Natur findet. Er achtet dabei auf die Strukturen der Hölzer. «Es ist doch faszinierend, was die Natur alles produzieren kann», schwärmt der Oltner. Sein Fundus stammt vor allem aus dem Gäu - seiner Heimat - aber auch aus dem Bünderland, wo Fürst und seine Frau regelmässig ihre Ferien verbringen. Dem nahegelgenen Hardwald kann er nicht allzu viel abgewinnen. Der 85-Jährige betont, dass er die Hölzer weder verschraubt noch verleimt oder sonst auf eine Art und Weise künstlich verbindet. Der Krippenbauer kann seine Schätze so proplemlos mit schönen Naturschätzen erweitern. Wie viele Krippen er in seinem Leben bisher angefertigt hat, kann er nicht genau sagen. Wahrscheinlich handle es sich um rund ein Dutzend,
die in der ganzen Schweiz verteilt sind. Er habe sich schon immer mit der Natur und insbesondere mit dem Wald verbunden gefühlt. Ja, einmal verkörperte er diesen sogar höchstpersönlich. Als Mitglied der Theatergruppe «die Friedauer» schlüpfte er anno 1976 in die Rolle des Waldes. «Zur 600-Jahr-Feier von Fulenbach spielten wir die Gründungsgeschichte nach», erhält Oswin Fürst. Ein Satz aus dem Theaterstück ist im bis heute besonders in Erinnerung geblieben: «Im Wald leisten sich die Bäume Gesellschaft.» Das sei doch ein sehr schöner Gedanke, findet der aktive Rentner.
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Menschen eine Freude machen
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Nicht nur in der Wohnung des ehemaligen SBB-Angestellten und seiner Gattin befindet sich eine «fürstliche» Krippe, sondern auch im Eingangsbereich ihres Wohnhauses. Wenn auch kleiner und filigraner, ist sie nicht weniger beeindruckend. «Ich liebe es, Menschen eine Freude zu machen», erklärt der 85-Jährige seine Beweggründe, eine Krippe für alle Hausbewohner aufzustellen. Dies kommt auch in einer weiteren Tätigkeit von Oswin Fürst zum Ausdruck: Seit vielen Jahren verfasst er für seine Familie und Freunde alljährlich einen Weihnachtsbrief. Dafür nimmt er sich jeweils einen Nachmittag lang Zeit. «Das mache ich ausschliesslich für meine Liebsten», betont der Lebemensch. Und so fühlt man sich geehrt, wenn man mit einem wunderschönen Brief in der Tasche die Wohnung des sympathischen Rentnerpaars verlässt. Und die Weihnachtsstimmung lässt einem so schnell nicht wieder los.
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