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«Die Tür steht offen»: Iris Schelbert-Widmer in ihrem Büro im fünften Stock vom Oltner Stadthaus. (Bild: Franz Beidler)
«Weil es wichtig ist» IRIS SCHELBERT-WIDMER Während 28 Jahren politisierte Iris Schelbert-Widmer in Olten, die letzten zwölf als Stadträtin. Und sie wird es weiterhin tun, auch ohne Amt. FRANZ BEIDLER
V
om Lift geradeaus, die Tür steht offen, beschreibt Iris SchelbertWidmer den Weg zu ihrem Büro im fünften Stock des Oltner Stadthauses. Während den letzten zwölf Jahren arbeitete die 65-Jährige hier als Oltner Stadträtin. Ende Juli tritt sie ab. An der offenen Bürotüre hängen Programme von aktuellen Oltner Kunstausstellungen. Die habe sie in all den Jahren immer aufgehängt, bemerkt SchelbertWidmer, als sie in ihr Büro eintritt. «Weil es wichtig ist.» Ein Satz als Essenz von Schelbert-Widmers politischem Engagement. Das begann 1993 im Oltner Gemeindeparlament, führte sie zweimal in den Solothurner Kantonsrat und 2009 eben in die Oltner Exekutive. Auch war sie die erste Kantonalpräsidentin der Grünen. Daneben arbeitete sie bis vor wenigen Jahren noch als Lehrerin. Ganz zu Beginn habe ihr Vater sie gewarnt: «Die Politik ist eine Hure, pass auf!» Bis heute habe sie nie vor dem Amt, sondern immer vor dem Menschen, der es ausfüllt, Respekt gehabt. Weil das wichtig ist. Diese Haltung wurde prompt auf die Probe gestellt. Als frisch gewählte Stadträtin übernahm Schelbert-Widmer 2009 die damalige Direktion Ordnung und Sicherheit. Damit war sie auch Chefin der Oltner Stadtpolizei. «Nicht gerade meine Stammwählerschaft», kommentiert die Grüne lachend. In der Oltner Stadtbibliothek lieh sie ein Buch aus: «Die schönsten Polizeiautos der Welt». Das brachte sie auf den Posten mit der Notiz: «Nur anschauen, nicht bestellen.» Die Polizisten antworteten mit einer Fotomontage: ein Porsche in Oltner Farben. «Danach konnten wir zusammen arbeiten.»
Das Ende der Stadtpolizei
Ausgerechnet mit der Stadtpolizei erlebte Schelbert-Widmer ihre grösste Enttäu-
schung als Stadträtin. Ende 2014 beschloss das Gemeindeparlament, die Stadtpolizei aufzulösen und in die Kantonspolizei zu überführen. «Ich war traurig», erinnert sich Schelbert-Widmer, «und allein mit meiner Überzeugung.» Sie, die Fahnengotte der Stadtpolizei, fühlte sich ihren Leuten verpflichtet und hatte sich gegen das Geschäft ausgesprochen. Nun wurde ihr die Fahne der Stadtpolizei zurückgegeben. Für die Übergabefeier kaufte sie sich ein schönes Kleid. «Mein Beerdigungskleid», witzelt sie heute. Zum Ende ihrer Rede warnte sie damals: «Daran werden wir noch zu beissen haben.» Die Bemerkung liess sie sich nicht nehmen. Auch, weil ihr das eben wichtig war. «Contre coeur musste ich sonst aber eigentlich nie politisieren», sagt Schelbert-Widmer. Sie sei sich immer bewusst gewesen: «Im Stadtrat gibt es kein Ich, nur ein Wir.» An die Arbeit im Kollektiv denkt sie denn auch gerne zurück, obwohl die immer in schwierigen Situationen besonders intensiv war. Zum Beispiel als Olten 2013 plötzlich die Steuermillionen der Alpiq fehlten. «Wir haben tagelang jede Kostenstelle ausgebeint», erinnert sich Schelbert-Widmer. «Danach wussten wir, was uns wie viel wert ist.» Oder die Coronapandemie: «Den 13. März 2020 vergesse ich nie mehr.» Schelbert-Widmer – inzwischen stand sie der Direktion Bildung und Sport vor – wurde an diesem Freitag um 15.30 Uhr mitgeteilt, dass der Kanton ab Montag die Schulen schliesse. «Die Schulleitungen zusammen mit der Direktionsleitung haben bis in die Nacht hinein organisiert.» Mit Erfolg: Am Montag tauchte kein einziges Kind in einem Oltner Schulhaus auf, Mitte der Woche stand ein Ersatzprogramm. «Das schweisste uns zusammen», meint Schelbert-Widmer.
Schulhaus Kleinholz: «Toller Schluss»
2017 übernahm Schelbert-Widmer die Dirketion Bildung und Sport. «Sport war mir fast so fremd wie die Polizei», sagt sie schmunzelnd. «Die Vielfalt an Sportvereinen in Olten ist phänomenal», findet sie heute. Als «tollen Schluss» ihrer Amtszeit betrachtet Schelbert-Widmer den Entscheid des Oltner Stimmvolks, ein neues Schulhaus im Kleinholz zu bauen, «sogar
mit Dreifachturnhalle». Das sei ein Generationenprojekt und eine Errungenschaft. Ähnlich das neue Parkleitsystem, das Olten nun endlich erhält: «Das war mein letzter Vorstoss im Gemeindeparlament, bevor ich Stadträtin wurde», erzählt Schelbert-Widmer. «Was lange währt, wird endlich gut», freut sie sich. Der fehlende Anschluss von Olten Südwest ans Hammerquartier hingegen bringt sie auf: «Wenn ich auf der Brache dort Hagebutten sammle, dann könnte ich mich schwarz ärgern.» Das Einkaufszentrum Hammer ist in Blick-, nicht aber in Gehdistanz. «Eine Unterführung wäre auch Wirtschaftsförderung.»
«Gebe etwas auf, das ich liebe»
Schelbert-Widmer ist also noch immer angriffslustig. «Mit dem Rücktritt gebe ich etwas auf, das ich liebe», stellt sie klar. Deshalb werde sie sich hie und da als Gast in die Sitzungen des Gemeindeparlaments setzen. «Ich liebe diese Diskussionen.» Aber teils sei sie eben auch müde. Schliesslich geht sie dieses Jahr ihre 28. Oltner Jahresrechnung durch, «dicke Bücher mit Zahlen. Aber ich lese sie immer noch.» Die geistige Auseinandersetzung, die ihr die Politik bot, die werde ihr fehlen. «Aber vor allem der Kontakt zu den Leuten.» Zurücktreten falle ihr aber leicht. «Weil tolle Leute nachkommen.» Damit spielt sie nicht nur auf ihren Nachfolger im Stadtrat an. «Die Klimajugend lebt sehr bewusst und verfügt über grosses Fachwissen.» Ein Sesselkleber, das habe sie sich vorgenommen, wolle sie nie sein. Auf den Schluss ist Schelbert-Widmer bestens vorbereitet: «Das Ende kommt ja nicht überraschend.» Schrank und Sideboard im Büro hat sie bereits geleert, und schon Listen erstellt, wem sie alles eine Karte schreiben will. «Es sind viele Karten», sagt sie. «Besonders auch wegen der Pandemie.» Ein Essen mit dem Stadtrat und ein Pizzaessen mit der Direktion steht noch aus. «Dann ist aber auch mal gut.» Nun freue sie sich darauf, keinen Stundenplan mehr zu haben, auch unter der Woche mal einen Ausflug unternehmen zu können. Obwohl: «Zweimal pro Woche kommen die Enkel zum Mittagessen.» Auch das, weil es wichtig ist.
I
ch trete aus dem Hinterausgang der Stadthalle in die Sonne. Natürlich «tenue korrekt», den Reissverschluss der olivgrünen Jacke bis zum Orange hochgezogen, das Hemd in der Hose, das Schuhwerk schwarz. Mit einem Kaffee in der Hand setze ich mich zu den drei anderen Zivilschützern. «Natürlich ihr zwei!», lache ich, «wenn wer weiss, wie Pause machen, dann die Lehrer!» Im Zivilschutz treffen die unterschiedlichsten Menschen (beziehungsweise Männer) aufeinander. Aktuell zum Beispiel im Oltner Impfzentrum im Einsatz: ein Metzger, ein Medizinstudent, ein Treuhänder, ein Software-Entwickler, ein Spediteur. Oder ein Marketing-Mensch, der bei einem Supermarkt-Riesen für die Schaufenster-Deko zuständig ist und darum weiss, was LEDSchneemann auf Französisch heisst. Oder ein Metallbauer, der in seiner Freizeit auf seiner Handorgel serbische Volkslieder spielt und es damit auf nicht weniger als 40 000 Likes auf Facebook geschafft hat. Und eben Lehrer. «13 Wochen Ferien und immer noch am Jammern!», ruft der Spediteur, als die beiden Pädagogen sich zu verteidigen beginnen. Sie erzählen von Vorbereitungszeit, davon, dass ein Aufsatz zu korrigieren pro Schülerin, pro Schüler gut und gerne eine Stunde dauere, von Eltern, die um 23 Uhr auf Whatsapp nervten, von Schulen, in deren Arbeitsvertrag stehe, dass E-Mails innerhalb von 24 Stunden beantwortet werden müssten – auch am Wochenende. Nichts Neues für mich mit meinen mindestens dutzend Lehrpersonen als Freunde. Der Spediteur aber scheint ehrlich entsetzt. «Drum braucht ihr also so viel Ferien», sagt er, und ich denk mir: In der Stadthalle bringt der Zivilschutz nicht nur die Pandemie Dosis für Dosis zu Ende, sondern die Gesellschaft auch Kaffee für Kaffee ein bisschen mehr zusammen.