Wo sich Gottfried nicht über den Stutz ärgert,bin ich am richtigen Ort.
Olten, Donnerstag, 18. März 2021 | Nr. 11 | 89. Jahrgang | Auflage 34 383 | Post CH AG
Finja Basan Geschichten schreiben
Finja Basan, Wahloltnerin und Kommunikationsmitarbeiterin. (Bild: Nathanael Frank)
Helfer Max Moosberger (links) bespricht mit Initiant Bruno Waldvogel die Vorbereitungsarbeiten fürs Grossprojekt. (Bilder: AGU)
«Ein Wechselbad der Gefühle»
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CORONA PASSION Unter Federführung des reformierten Pfarrers Bruno Waldvogel ist nächste Woche in der Reformierten Kirche in Wangen die Passionsgeschichte zu erleben – auf einem Rundgang, der Augen und Ohren fordert.
ehe er sich mit Mitte 30 zum Pfarrdienst berufen fühlte. Er ist nicht nur Initiant der «Corona Passion», sondern auch deren Drehbuchautor, Produzent und Regisseur. Kulturprojekte habe er bereits viele gemacht. «Ich habe das ein wenig im Blut.» Und die Kirche, begründet er sein Projekt, trete ja seit 2000 Jahren als Kulturproduzentin auf. «Es gibt noch mehr, als einfach nur am Sonntagmorgen einen Gottesdienst abzuhalten – obwohl ich das natürlich auch gerne mache.»
ACHIM GÜNTER
«Weiterhin Begegnungen ermöglichen»
A
uf dem Vorplatz der Reformierten Kirche in Wangen wird an diesem Nachmittag fleissig gewerkelt. Der ehrenamtliche Helfer Max Moosberger sägt und bohrt und schleift. Er baut am Labyrinth, in dem ab nächstem Montag im Rahmen der «Corona Passion» in der Kirche interessierten Besucherinnen und Besuchern der Leidensweg Christi nähergebracht werden soll. Laut Flyer verbirgt sich hinter dem Begriff «ein sinnlicher Erlebnisweg für Auge und Ohr zu Ostern in schwierigen Zeiten». Der Name «Corona Passion» ist bewusst doppeldeutig gewählt. «Das Projekt erzählt die Passionsgeschichte. Und da sie jetzt in der Corona-Zeit dargestellt wird, heisst sie eben ‹Corona Passion›», erklärt Bruno Waldvogel, der Initiant des Projekts. «Und Corona heisst ja eigentlich Krone, Kranz. Ich habe den Begriff, der momentan sehr negativ gefüllt ist, umgedeutet in die Dornenkrone der Ostergeschichte.» Auf dem Erlebnisweg, der nächste Woche in der Reformierten Kirche in Wangen sinnlich erfahren werden kann, würden aber immer wieder auch Anspielungen auf die aktuelle Pandemie gemacht. Der Mann hinter dem Projekt wirkt seit 2015 als Pfarrer der Reformierten Kirchgemeinde Wangen bei Olten. Der heute 59-jährige Waldvogel war ursprünglich Primarlehrer, machte dann eine Ausbildung in Film- und Fernsehproduktionen,
Wegen seines seelsorgerischen Auftrages habe er ohnehin in der gesamten Corona-Zeit versucht, einen Weg zu finden, um den Kontakt zu den Leuten nicht abreissen zu lassen. «Wir wollen weiterhin gewisse Sachen anbieten, die Begegnungen ermöglichen.» Eigentlich hatte Waldvogel ursprünglich die Absicht, an die erfolgreiche Darstellung der Passionsgeschichte von 2018 anzuknüpfen. Damals wurde diese an fünf Abenden in der Tüfelsschlucht mit Schauspielern aufgeführt. «Das hätten wir gerne 2020 wieder gemacht. Aber Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung. Und 2021 erneut. Da habe ich gesagt: Jetzt verschieben wir nicht nochmals, sondern machen etwas Neues», so Waldvogel. Nun wird ab Montag in der verdunkelten Kirche an acht Stationen die JesusGeschichte von Palmsonntag bis Ostern dargestellt. Auf grossen Monitoren sind kurze Filmsequenzen zu sehen. Sieben
Pfarrer Bruno Waldvogel ist die treibende Kraft hinter der «Corona Passion».
Schauspieler sind beteiligt, Waldvogel übernimmt die Rolle eines Off-Sprechers. Die Installation ist technisch hochkomplex: Mittels Infrarotsteuerung werden die Schauspieler jeweils quasi von sich aus aktiv, wenn jemand den Raum betritt. Ein raffiniertes Audio-System mit Headsets ermöglicht mehreren Besuchergruppen das gleichzeitige Erleben der Passionsgeschichte Jesu Christi. Verschiedenste Wegbegleiter von Jesus kommen auf dem Rundgang zu Wort, aber auch Feinde und Gegner wie Pontius Pilatus oder der kritische Theologe Levi. «Es ist ein Wechselbad der Gefühle. Man wird aus verschiedenen Perspektiven mit der Passionsgeschichte konfrontiert», erläutert Waldvogel. Die «Corona Passion», deren Besuch gratis ist, wird von verschiedenen Kirchen gemeinsam getragen: von der reformierten, der katholischen, der christkatholischen und kleineren Kirchen. Aber auch Firmen, zahlreiche private Spender, die Kulturkommission Wangen und der ursprüngliche Initiant Förderverein Untergäu tragen zum Gelingen bei. Bis zu 16 Besucher dürfen sich coronakonform gleichzeitig auf dem labyrinthischen Rundgang befinden. Eine vorgängige Online-Anmeldung ist zwingend erforderlich. Angesprochen werden sollen gemäss Bruno Waldvogel all jene, «die Interesse haben, die Geschichte von Ostern mal auf eine neue, originelle Art zu erleben». Er zeigt sich überzeugt, dass wie schon 2018 längst nicht nur treue Kirchgänger, sondern sogar Personen anderer Konfessionen den Rundgang besuchen werden. In Zeiten kulturellen Darbens bestimmt eine berechtigte Hoffnung. «Corona-Passion» – Rundgang Montag, 22., bis Samstag, 27. März Ref. Kirche Wangen Jeweils von 9 Uhr bis 19.30 Uhr viertelstündliche Führungen bis zu 4 Personen Eintritt kostenlos, nur nach Anmeldung w w w. re f- o l te n . c h / kg / u n te rg a e u /
G
rau, verregnet, leer und ziemlich alle Türen geschlossen. Das war die Kirchgasse vor einem Monat. Ein paar Wochen später: Sonne über der Stadt, offene Türen und eine mit Gesprächen erfüllte autofreie Zone. Ich freue mich. «Oh, woher hast du das Kleid? Das ist mega schön!» Bernheim ist meine Antwort. Sie ist überrascht. Ja, da gibt es auch was für Mittzwanzigerinnen. In meinem Regal reihen sich die Bücher vom Schreiber und der Klosterbuchhandlung. Cachet, Brocki, Bonehead ist eine meiner liebsten Routen. Ich liebe Offline-Shoppen, gehe nur ungern und sehr selten online shoppen. Warum? Ich habe Angst. Angst, dass das Paket auf dem Weg verloren geht oder geklaut wird. Angst, dass die Kleidung, die ich über Stunden online zusammen gesucht habe, nicht passt, und Angst, dass ich dann zu beschäftigt bin, sie zurückzuschicken, mich umsonst auf das Paket gefreut und um die Entgegennahme gekümmert habe. Ich liebe es, dass mein Kleiderschrank Geschichten erzählt: «Das habe ich aus Olten, das aus meinem Lieblingsladen in Hamburg, und das Kleid habe ich in Montpellier in einer Boutique gefunden.» Zu jedem Teil eine Erinnerung, die ich beim Tragen wieder erlebe. Online mehr Auswahl? Vielleicht. Letztendlich hängt man aber auch hier bei den Grossen in der SuchmaschinenBubble fest und legt das nächste ähnliche, aber doch irgendwie andere Teil in den Warenkorb. In meiner Bubble gehe ich auf die Jagd nach kleinen Schätzen, die durch die Suche an Wert gewinnen. Und wenn auch diese liebsten Fundstücke irgendwann nicht mehr gefallen, ist das Schönste: ein Kleidertausch mit Freunden. Damit lassen sich Geschichten weitererzählen, anstatt sie zu beenden.