Stadtanzeiger Olten Ausgabe 3 (Donnerstag, 21.1.21)

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Wo sich Gottfried nicht über den Stutz ärgert,bin ich am richtigen Ort.

Olten, Donnerstag, 21. Januar 2021 | Nr. 3 | 89. Jahrgang | Auflage 34 383 | Post CH AG

Finja Basan Schon schön

KANTONSRATSWAHLEN 7. MÄRZ 2021

Finja Basan, Wahloltnerin und Kommunikationsmitarbeiterin. ÄU EINE B

(Bild: Nathanael Frank)

WAHL MIGE

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Die Mitte

Linda Winz (l.) und Sabine Eleganti vor dem Braukessel in ihrer Brauerei 47 Grad Nord in Winznau. (Bild: Franz Beidler)

Zusammen gebraut BRAUEREI 47 GRAD NORD Seit gut drei Jahren brauen Sabine Eleganti und Linda Winz Bier. Im vergangenen Jahr setzte ihre Winznauer Brauerei 47 Grad Nord den hundertsten Sud auf.

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FRANZ BEIDLER

I

n der Braui würden alle einander duzen, sagen Linda Winz und Sabine Eleganti. «Das ist ein Treffpunkt für alle: Vom Arbeiter bis zum Theaterdirektor», erzählen die beiden von der Atmosphäre im schmucken Lokal mit Bar und Tischen für 45 Gäste. Vor gut drei Jahren übernahmen sie die Brauerei 47 Grad Nord in Winznau. Seither stehen sie etwa alle zwei Wochen in der Brauküche, schroten, maischen, läutern und füllen Flaschen ab, alles in Handarbeit. Sechs bis sieben Wochen später ist Bier entstanden. Vier verschiedene Sorten führt die Brauerei 47 Nord im Sortiment. «Wir haben aber für alle etwas», betont Winz. Wer das hauseigene Bier verschmäht, bekommt in der Braui auch ein Glas Wein, einen Prosecco, eine Brause oder ein Mineralwasser. Dazu servieren die Betreiberinnen einen Happen: Bierwürste, Weisswürste und Brezeln oder Käse und Speck vom Plättli zum Beispiel. Auf etwa zwei Arbeitstage pro Woche schätzen Winz und Eleganti ihren Aufwand. «Einkaufen, entsorgen, die Webseite, die Wäsche», zählt Eleganti Dinge auf, die neben den drei Abenden anfallen, an denen die Braui offen ist. «Es ist ja ein Hobby», sagt sie dann und Winz nickt zustimmend. Eleganti arbeitet Teilzeit als Heilpädagogin, die gelernte Köchin Winz in der Bäckerei des Töpferhauses Aarau, einer sozialen Institution. Im vergangenen Jahr haben sie ihren einhundertsten Sud angesetzt. Aus einem entstehen etwa 160 Liter Bier.

Noch kein Sud verloren

Jeder Sud ist bisher gelungen, obwohl Winz und Eleganti vor drei Jahren noch keine Erfahrung mit Brauen hatten. «Wir mussten noch nie Bier wegschütten», hält Eleganti fest. Winz schmunzelt und

erzählt, wie sie ganz zu Beginn einmal vergass, die Heizung vom Braukessel im richtigen Moment auszuschalten. «Da begann der Zucker zu caramelisieren.» Nach einigem Überlegen fügten die Brauerinnen Zitronengras und Blüten vom Lindenbaum vis-à-vis der Braui bei. So entstand ein sommerliches Weizenbier. «Da merkten wir, dass wir experimentieren dürfen», erinnert sich Eleganti. Seither haben sie Biere mit den unterschiedlichsten Zutaten gebraut: «Ingwer, Rosmarin, Chili, Zimt, Vanille, Blaubeeren, Grapefruit», zählen Winz und Eleganti Beispiele auf. Während die beiden beim Brauen viel ausprobierten, blieben sie beim Betrieb vielem treu. «Eigentlich sind wir bedächtig am Werk», bemerkt Eleganti. So wäre die Anschrift aussen immer noch jene vom Vorgänger, wie auch die Trinkgläser. Neue Deckenlampen haben sie aus Bierflaschen selber gemacht. Winz’ Sohn zimmerte neue Bänke und Tischplatten. Ein Bekannter schreinerte Tische für den Aussenbereich. «Die Braui ist in eine Gemeinschaft eingebettet», erklären die beiden Frauen. Da finde sich immer jemand, der gerne aushilft.

«Wie geht es dem wohl?»

Diese Gemeinschaft ist Winz und Eleganti wichtig. «Wenn fast vier Jahre lang die gleichen Leute im Lokal sitzen, dann lernt man sie kennen und schätzen», sagt Winz. «Und wenn einer mal wegbleibt, dann fragt man sich, wie es dem wohl geht.» So geschah es im vergangenen Frühling, als die Braui wegen der Coronapandemie geschlossen war. Winz und Eleganti kamen auf einen Stammgast zu sprechen, von dem sie wussten, dass er alleine lebt. Kurzerhand statteten sie ihm einen Besuch ab. Schliesslich habe die Braui auch eine Welle der Solidarität erlebt. «Im Lockdown suchten wir nach Ideen, was wir jetzt tun können», erzählt Eleganti. Die Brauerinnen fragten beim Oltner Getränkehandel Wittich nach, ob er ihr Bier verkaufen würde. Seit Mai ist das Winznauer Bier im Sortiment. «Er stellte unsere Flaschen ganz vorne ins Regal», erzählt Winz, «das nützte uns sehr.» Auch die Landi Winznau verkaufe seither das ortseigene Bier. Ende Mai boten

Eleganti und Winz libanesisches Essen als Takeaway an. «Der Koch ist ein Bekannter von uns», erklären sie. «Ihm ging es auch nicht besser als uns, das war also eine Win-win-Situation.» Anfang Sommer konnte die Braui wieder öffnen, allerdings nur mit der Hälfte der Sitzplätze. «Draussen bei den Parkplätzen stellten wir noch ein paar zusätzliche Tische auf», erinnert sich Eleganti. Die Einbussen machte aber auch das nicht wett. Anstatt an drei, war die Braui von da weg nur noch an zwei Abenden offen.

Weder Kirchenchor noch Brassband

Etwa die Hälfte vom Umsatz sei weggebrochen. «Viele ortsansässige Vereine kommen nach dem Training oder der Probe in die Braui», erklärt Winz. Der Kirchenchor oder die Brassband treffen sich momentan aber nicht. «Also kommen sie auch nicht zu uns auf ein Bier.» Auch wurde die Braui vor der Pandemie oft für geschlossene Anlässe gemietet. «Etwa einmal pro Monat», erklärt Eleganti, «ein gutes Geschäft.» Das gehe im Moment auch nicht mehr. Mit Verständnis begegnete die Besitzerin der Liegenschaft der Braui. «Die Milchgenossenschaft reduziert den Mietzins jeweils, wenn wir nicht zahlen können», erzählen die Brauerinnen dankbar. Sie entflohen dem Frust indes in die Arbeit: Im Dezember gestalteten sie einen BierAdventskalender. Und an Silvester boten sie erneut das libanesische Takeaway an. «Wir verkauften neunzig Portionen in drei Stunden», berichten Winz und Eleganti erfreut. «Klar, jetzt ist die Braui wieder zu», sagt Winz. Das sei das eine. «Aber am Schlimmsten ist die Ungewissheit.» Ein Jahr lang werweissten sie, ob und wie viel Bier sie brauen oder Esswaren bestellen sollen. Die Vision, mit der Eleganti und Winz vor gut drei Jahren gestartet sind, haben sie inzwischen verwirklicht. «Mit Corona Pläne zu schmieden, ist aber schwierig», sagt Eleganti seufzend. Vielleicht ein eigenes Kochbuch, mit Bier- und Treberrezepten. «Ich bin sicher, sobald ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, kommen uns auch wieder Ideen.» w w w. b ra u i 47 n o rd . c h

I

ch schaue aus dem Tessiner Häuschen auf das weisse Bergpanorama. In der Ferne zieht der Nebel langsam in meine Richtung und im Kamin lodert leise das Feuer, das uns in diesen Tagen wärmt. Der Schnee fällt seit zwei Tagen glitzernd vom Himmel und hüllt die Umgebung in ein weiches Weiss. Hier bauen wir mannshohe Schneefrauen und sind damit nicht die einzigen. In den Instagram-Stories sehe ich meine Freunde und Bekannte Ski fahren, sie machen lange Spaziergänge, bauen Schneebars und Iglus und heizen mit den Boards über die Pisten. Die kalten Flocken schaffen es sogar nach Olten und stillen im Gheid während der Abenddämmerung das Fernweh. Lappland in Olten. Strahlende Kinderaugen auch beim morgendlichen Blick aus dem Fenster. Während sich die Kleinen aufs Schlittenfahren auf dem Hauen- oder Weissenstein freuen und sich in die Schneeanzüge werfen, würden die Blicke der Erwachsenen auch mal besorgt zum Fenster wandern: «Komme ich mit Bus, Bahn und Auto pünktlich zur Arbeit? Hoffentlich sind die Wege frei und gestreut und oh, ich sollte vielleicht fürs Grosi den Einkauf erledigen.» Nicht in diesem Winter. Die Home-Office-Empfehlungen und -Pflichten sorgen dafür, dass der Weg zur Arbeit für viele entfällt und nur bis zum eigenen Schreibtisch führt. Die Wege legen wir beim Spazieren ohne Zeitdruck und in Winterbekleidung zu Fuss zurück, und der Einkauf fürs Grosi ist schon länger Teil des Alltags. Nach allem, worauf wir im vergangenen Jahr gern verzichtet hätten, sorgt die aktuelle Situation also vielleicht doch für ein paar positive Lichtblicke: für ungetrübte Freude über das glitzernde Weiss in der Luft. Schon schön, dieser Winter.


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