Stadtanzeiger Olten Ausgabe 26 (25. Juni 2020)

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Olten, 25. Juni 2020 | Nr. 26 | 88. Jahrgang | Auflage 34 402 | Post CH AG

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Finja Basan, Wahloltnerin und Marketingmitarbeiterin. Vor einigen Tagen bestätigte die Schottische Regierung, dass ab Mitte Juli auch die Gästehäuser wieder geöffnet werden dürfen. Nun sind Sarah und Daniel Muccio daran einen Massnahmenkatalog zu erarbeiten. (Bild: ZVG)

«Hoffen auf die Briten» LEBEN IM AUSLAND Der Trimbacher Daniel Muccio, der in Schottland sein eigenes Guesthouse betreibt, erzählt von seiner ersten Saison und den Herausforderungen rund um das Coronavirus.

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igentlich hätte im April wieder die Urlaubsaison beginnen sollen. Doch auch im Norden Schottlands hat das Coronavirus für Stillstand gesorgt. «Nach neun Wochen Ausgangssperre, bei welcher jedoch ein täglicher Spaziergang empfohlen wurde, hat die Schottische Regierung vor rund drei Wochen die Auflagen schrittweise gelockert. Aktuell dürfen sich bis zu acht Personen im Freien treffen», erzählt Daniel Muccio. Der Trimbacher mit italienischen Wurzeln ärgerte sich zuerst über diese Freiheitsberaubung. Die Schotten lebten ihm schliesslich einmal mehr die Unaufgeregtheit vor. «Für die Einheimischen ist völlig klar, dass man sich ruhig und respektvoll verhält. Einzig beim Toilettenpapier war auch hierzulande Hamstern angesagt», erzählt Muccio. Der gelernte Sanitär bildete sich in den Bereichen Sicherheit und Bewachung sowie Marketing weiter und war Inhaber einer Sicherheitsfirma in Trimbach. Vor mehr als einem Jahr erfüllte er sich seinen Traum und eröffnete mit seiner Ehefrau Sarah das «Garden Park Guesthouse» mit seinen sechs Zimmern im schottischen Städtchen Grantown on Spey.

Polster dank gutem Start

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«Während England noch auf die Strategie der Herdenimmunität setzte, hatte die Schottische Regierung längst das Social Distancing proklamiert», erzählt Muccio. «Ich muss der Schottischen Regierung für ihr Handeln ein Kränzchen winden. Natürlich ist die Gegend dünn besiedelt, doch es leben auch viele ältere Personen hier und die Spitalversorgung ist auch nicht gerade üppig.» Doch auch wenn die Regierung rasch und unkompliziert finanzielle Hilfe geleistet habe, schätzt der 39 Jährige, dass in Schottland ein Fünftel der Gastronomen die

wirtschaftlichen Folgen nicht überleben werden. Sie selbst hätten nun seit Januar Zwangsferien. «Wir haben nach einer anstrengenden ersten Saison die freie Zeit sehr genossen. Auch wegen des vierbeinigen Familienzuwachses, der Dalmatiner-Hündin Lucy», erzählt Muccio. Ausserdem gebe es im und ums Haus immer etwas zu tun. «Natürlich sind aber durchaus Ängste vorhanden, schliesslich leben wir seit nicht allzu langer Zeit in einem fremden Land und unser Business ist gleichzeitig unser Zuhause», wendet Muccio ein und fügt an: «Wir können uns jedoch im Gegensatz zu vielen hiesigen Betreibern nicht beklagen. Dank des erfolgreichen Starts und Erspartem, das wir zwar in Renovationsarbeiten investieren wollten, können wir uns noch gut einige Monate über Wasser halten.»

Seinen Stil einbringen

Dieser geglückte Start sorgte dafür, dass über die Wintermonate das Zimmer 7 im hinteren Teil des Guesthouse für Gäste, welche mit ihrem Hund reisen, renoviert werden konnte. Natürlich sei auch eine Eingewöhnungszeit nötig gewesen und jeder habe seinen Tätigkeitsbereich finden müssen. «Auch wenn ich nicht ungern in der Küche gestanden habe, musste ich einsehen, dass ich nicht annähernd so gut kochen kann, wie Sarah», so Muccio rückblickend und schwärmt vom Morgenessen mit selbst gemachtem Brot, Shakes und Konfitüre. Hingegen sei er mit seinem Hang zum Perfektionismus fürs Anrichten sowie Servieren und die Konversation mit den Gästen zuständig. «Das liebe ich», erzählt der Hausherr schmunzelnd, der sich seiner kommunikativen Art bewusst ist. Die Reinigungs- und Gartenarbeit teilt sich das Ehepaar. «Die erste Saison in Schottland hat unsere Erwartungen mit einer 52 Prozent Auslastung übertroffen.» Das habe verschiedene Gründe. Bereits die drei vorherigen Besitzer betrieben seit den 1970er-Jahren in der viktorianischen Villa ein Guesthaus, weshalb es sich bei 15 Prozent um wiederkehrende Gäste gehandelt hat. Zudem hat das Ehepaar ein paar Veränderungen im Haus vorgenommen, wie beispielsweise die Teppiche in den Badezimmern entfernt und damit ein Stück Schweizer Qualitätsbewusstsein eingebracht. Ausserdem versucht es, das Haus Schritt für Schritt zu ihrem

Guesthouse zu machen. Ein Spagat, der Feingefühl erfordert. «Wir haben mit dem Haus auch die komplette Einrichtung unserer Vorgänger übernommen. Diese ist stilistisch etwas in die Jahre gekommen. Nun gilt es neben dem schottisch-britischen Stil unseren Geschmack einzubringen», so Muccio. Es wird wohl ein Mix aus diesen Faktoren sowie ihre Liebe zum Detail gewesen sein, die dem seit 2018 verheirateten Paar eine Auszeichnung von «Green Tourism UK Ltd.» sowie aufgrund der Gast-Bewertungen den Award einer ihrer Buchungsplattformen eingebracht hat.

Start Mitte Juli

Doch auch von den Einheimischen sind die Schweizer mit offenen Armen empfangen worden. Konkurrenzdenken sei kaum vorhanden, man helfe einander, so Muccio. Rückblickend auf die letzten Monate erzählt der 39-Jährige schmunzelnd von seinem ersten Neujahr in Grantown on Spey. «Dieses wurde mit Ständen und Musik auf dem Hauptplatz gefeiert. Ich habe noch nie so viel getanzt, aber es blieb einem überhaupt keine Wahl, denn man wurde einfach aufgefordert.» Demnächst soll das «Garden Park Guesthouse» aus dem Jahr 1868 auch eine Erwähnung auf einem Geschichtstrail erhalten. «Dessen Initiator trat an uns heran und wir erfuhren, dass unser Haus einst der Schwester des Stadtgründers James Grant gehört haben muss», erzählt das Ehepaar nicht ohne Stolz, das momentan sogenannte «key workers» beispielsweise aus dem Gesundheitswesen, vergünstigt bei sich wohnen lässt. Mitte Juli darf das Ehepaar seine Türen nun auch wieder für Touristen öffnen. «Leider nur mit maximal vier Zimmern wegen der Abstandsregeln», bedauert Muccio. Trotzdem freue er sich, dass sie wieder starten dürften. «Momentan sind wir daran einen dafür erforderlichen Massnahmenkatalog zu erarbeiten.» Mit der Öffnung hofft der Gastgeber, dass die umstrittenen Einreisebestimmungen, die eine zweiwöchige Quarantänezeit festlegen, doch noch fallengelassen werden. «Wir können aktuell nur hoffen, dass immerhin die Schotten und Briten kommen und die Saison noch halbwegs retten», betont Daniel Muccio.

www.garden-park.co.uk

(Bild: Nathanael Frank)

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um ersten Mal nach sechs Monaten geht es für mich zurück in den Norden. Mit der Tram über die Grenze. Der Flieger darf nicht und ist jetzt auch preislich da angekommen, wo er vielleicht schon lange hätte sein sollen. Die Zugfahrt ist in jedem Fall die günstigere Alternative. Auch wenn sie nicht günstig ist. Hinter der Grenze: Maske auf. So geht es sieben Stunden Richtung deutscher Küste. Die Tage in der Heimat, am Wasser, sie vergehen wie im Flug. Ich spüre den Ostseestrand unter meinen Füssen, den Drachen in der Hand und die Nichte dicht neben mir. Dazwischen Frühstück und Abendessen mit Freunden und Familie. Die gastronomische Vielfalt ist riesig und die U-Bahn bringt mich von A nach B. Im Vergleich zu den vier Tagen vor Ort vergeht die Rückfahrt wie in Zeitlupe. Im Flugzeug nahm bisher die längste Strecke die kürzeste Zeit der Reise in Anspruch. Eine Stunde im Flugzeug und schon hatte ich Schweizer Boden unter den Füssen. Im Zug sitze ich nun sieben und spüre jeden Kilometer. Jeder Kilometer lässt mich spüren, was ich vor drei Jahren zurückgelassen habe. Freiwillig und gern. Aber auch nach drei Jahren wird das Herz in Momenten wie diesen manchmal ein klein wenig schwer. Und während ich durchs flache Grün fahre, kommt mir ein Gedanke: Es war meine eigene Entscheidung zu gehen. Doch da draussen gibt es Menschen, die ihre Heimat und ihre Familien auch verlassen: unfreiwillig. Wie fühlt sich wohl dann jeder einzelne Kilometer an? Wenn er zu Fuss, übers Wasser oder unter LKW’s auf sich genommen werden muss? Ich bin auf einmal sehr dankbar - dass ich jederzeit für einen Besuch heimkommen darf.


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