Stadt
Nr. 7 | Donnerstag, 13. Februar 2020
«Die Fasnacht hebt Grenzen auf»
OLTNER FASNACHT Mit dem Naarestopf wird am Mittwoch, 19. Februar in Olten die fünfte Jahreszeit eingeläutet. Beim Gang durchs Fasnachts-Archiv erzählt Stadt- und Fukorätin Marion Rauber von Lieblingsstücken, der Fasnachtsfamilie und weiblichen Einflüssen.
mich durchsetzen, wenn es mal nötig ist. Ab und an bringe ich auch die weiblichen Aspekte ein und organisiere Ausflüge.» Dass kaum Frauen im Fuko-Rat vertreten sind, hat auch damit zu tun, dass es in Olten noch einige reine Männerzünfte gibt. Rauber findet das in Ordnung: «Das ist historisch gewachsen, wie beispielsweise ein Männerchor. Toll finde ich aber, dass wir mit der Sängerinnen-Clique Rätschwyber und der Oltner Läckerli zwei reine Frauenzünfte haben. Jetzt fehlt nur noch eine reine Frauengugge.» Früher habe der Fuko-Rat einen elitären Touch und deshalb auch einen abgehobenen Ruf gehabt, erzählt die Oltnerin. «Dies ist heute nicht mehr so. Die Fuko-Ratsmitglieder sind bodenständig und haben nicht das Gefühl wegen des roten Mänteli etwas Besonderes zu sein. Wir organisieren lediglich die Fasnacht», so Rauber, die für die Administration verantwortlich ist.
MIRJAM WETZSTEIN
A
m Mittwoch, 19. Februar wird die Fasnachtsgemeinschaft mit der Einkleidung des Obernaars und der anschliessenden Schlüsselübergabe von Stadtpräsident Martin Wey an Hilarius 100. die Herrschaft über die Dreitannenstadt übernehmen. Stadträtin Marion Rauber wird als einzige als Rätin des Fasnachts- und Umzugs Komitees Olten (Fuko) im roten Gewand weiterregieren. Mit dem Fasnachtsvirus sei sie bereits als kleines Mädchen infiziert worden, erzählt sie, während sie durch das im Jahr 1997 gegründete Fasnachtsarchiv in der Dachwohnung der «Schürmann-Villa» in Olten führt. «Mein Vater war Mitglied der SäliZunft zu Olten und als Sänger sowie im Wagenbau aktiv. Meine Mutter besass einen Coiffeurladen, in dem sich damals alle Frauen getroffen haben, um sich zu verkleiden und mit Glitzer sowie schönen Kostümen aufzubrezeln», erzählt Rauber, die als Kind das Hübelischulhaus besuchte und sich nicht nur aufgrund des zentralen Standorts stets mittendrin im Fasnachtstreiben befand. «Ich besuchte jedes Jahr die Kinderfasnacht und schloss mich der Säli-Kinder-Clique an. Später als Erwachsene blieb ich als Pfeiferin in der Zunft», erzählt die eingefleischte Fasnächtlerin. Während ihre beiden Geschwister die Zunft wechselten, wäre dies für Rauber «ein absolutes No-Go» gewesen. «Ich habe ein blaues Herz», meint Rauber in Anspielung auf die Zunftfarben lächelnd. Auch ihre erwachsenen Kinder sind aktive Fasnächtler.
Streifzug durchs Fasnachtsarchiv
Das Fasnachtsarchiv an der Baslerstrasse 57 besteht aus drei Räumen. Im Plakettenzimmer sind unter zahl-
Stadt- und Fukorätin Marion Rauber trägt den Fasnachtsvirus von Kindesbeinen an in sich. (Bild: mim) reichen anderen eine Kartonplakette aus dem Jahr 1929 und die erste metallene Plakette aus dem Jahr 1947 zu sehen. Das Zimmer nebenan ist dem Obernaar gewidmet. 1950 wurde mit Max Aeschbach alias «Max 1» der erste Obernaar von der Hilari-Zunft gestellt. Davor gab es bereits den «Prinz Carneval», der als eine Art Obernaar eingesetzt wurde. Neben den Proklamationen der Fasnachtsoberhäupter ist auch das Zepter «Mäni» zu sehen, das zur offiziellen Obernaaren-Ausstattung gehört. «Bei uns dürfen die Gegenstände auch angefasst werden, deshalb bezeichnen wir uns als Fasnachts-Archiv und nicht als Museum», erklärt Rauber. Der dritte Raum ist den Fotoalben und Dokumenten gewidmet. Zahlreiche Bildbände ab dem Jahr 1949 reihen sich aneinander. «Ich habe besondere Freude an den alten Fotos, die nicht nur die Geschichte der Fasnacht, sondern auch die der Stadt Olten zeigen. So sind beispielsweise Läden und Vereine zu sehen, die es längst nicht mehr gibt», erzählt Rauber begeistert, während sie durch das Album aus dem Jahr 1949 stöbert. «Früher sind verschiedenste Vereine am Umzug mitgelaufen», so die Fukorätin und zeigt auf schwarz-weiss Aufnahmen, wel-
IN MEMORIAM
che die Stadtmusik und verschiedenste Sportvereine zeigen. «Viele Zünfte sind aus Sportvereinen entstanden», erklärt die Oltnerin und blättert durch ein fein säuberlich geführtes Heft, in dem jeder Obernaar und verschiedenste Daten rund um die Oltner Fasnacht akribisch festgehalten sind. «Unser Ehrenfukoratsmitglied Kurt Stocker führt unser Archiv mit unheimlich viel Wissen und Engagement», erzählt Rauber dankbar. Jährlich finden rund zehn Führungen durchs Fasnachtsarchiv statt. «Wir freuen uns stets, wenn Dokumente, Fotos oder Fasnachtsgegenstände den Weg in unser Archiv finden und nicht einfach weggeworfen werden. Für uns haben die Gegenstände einen emotionalen Wert», betont die Fukorätin.
Der weibliche Aspekt
Im Jahr 2013 ist Marion Rauber als Vertretung der Säli-Zunft von ihrem Vorgänger Franco Tonet für den Fuko-Rat vorgeschlagen und schliesslich gewählt worden. «Ich war damit aber nicht die erste Frau im Rat, sondern die vierte», stellt Rauber, als einziges, weibliches Fukoratsmitglied klar. Auf die Frage, wie das so ist, meint Rauber lachend: «Das ist kein Problem und schliesslich kann ich
Sie schätze insbesondere die Geselligkeit an der Generationen verbindenden Fasnacht. «Viele Aussenstehende haben das Gefühl, dass dieses Fasnachtgefühl lediglich auf eine Woche komprimiert ist, dieser Eindruck stimmt jedoch nicht, denn die Fasnachtsfamilie trifft sich auch unter dem Jahr, wie beispielsweise an der Beachtour, der Kilbi oder an der MIO», erzählt Rauber. Dabei seien die Leute unter dem Jahr nicht weniger lustig als an der Fasnacht und auch die politischen Grenzen würden aufgehoben. «Ich sage es schon lange: die Fasnacht steht über der Politik», so Rauber, die sich auf den Naarestopf und den Umzug am Sonntag freut sowie darauf mit den Zunftfreunden unterwegs zu sein. «Selbstverständlich bin ich auch gespannt, was die Hilari-Zunft für Überraschungen für uns bereithält, denn auch wir wissen nur sehr wenig.» Plakette: bei den Fuko-Zünften, Cliquen und Guggen sowie an den meisten Kiosken in Olten erhältlich Fasnachtsstart: «Naarestopf», Mittwoch, 19. Februar, 20.30 Uhr: Ankunft Obernaar beim Schwanemätteli / Laternen warten auf, Fackeln neben der Brücke Weitere Informationen finden Sie diese und nächste Woche auf der letzten Seite in der Agenda oder unter:
TERMINE DONNERSTAG, 13. FEBRUAR Häckseln. Stadt Olten – Linke Aareseite.
Kartonsammlung. Stadt Olten – Rechte Aareseite. Häckseln. Stadt Olten – Rechte Aareseite. 7.00–11.30 Wochenmarkt. Kirchgasse.
FREITAG, 14. FEBRUAR
Häckseln. Stadt Olten – Linke Aareseite. Häckseln. Stadt Olten – Rechte Aareseite.
SAMSTAG, 15. FEBRUAR
7.00–11.30 Wochenmarkt. Bifangstrasse.
DIENSTAG, 18. FEBRUAR
Kehricht- und Sperrgutsammlung. Stadt Olten – Linke Aareseite.
MITTWOCH, 19. FEBRUAR
Kehricht- und Sperrgutsammlung. Stadt Olten – Rechte Aareseite.
DONNERSTAG, 20. FEBRUAR
Altpapiersammlung. Stadt Olten – Linke Aareseite. 7.00–11.30 Wochenmarkt. Kirchgasse.
Winterferien: Samstag, 1. Februar bis Sonntag, 16. Februar.
GEBURTSTAGE Der Stadtanzeiger gratuliert den folgenden Jubilaren herzlich zum Geburtstag: 14.02. Walter Amgwerd, 80 Jahre. 14.02. Hans Nünlist-Jordi, 90 Jahre. 17.02. Beda Scherer, 96 Jahre.
www.oltner-fasnacht.ch
POLIZEIMELDUNGEN
Sturmtief «Sabine» KANTON SOLOTHURN Zwischen Sonntagabend, 9. Februar und Dienstagmorgen, 11. Februar zog das Sturmtief «Sabine» über den Kanton Solothurn. In diesem Zusammenhang gingen bei der Kantonspolizei Solothurn rund 80 Meldungen ein. Die meisten betrafen umgestürzte Bäume, abgebrochene Äste, Gegenstände auf Fahrbahnen und vereinzelt Schäden an Hausdächern. Meldungen über grössere Ereignisse oder verletzte Personen gingen bis zur Stunde nicht ein. Am Montagmorgen, kurz nach 7 Uhr, fiel in Dulliken ein Baum auf
ein fahrendes Auto. Der Lenker blieb ebenso unverletzt wie ein Lastwagenchauffeur, welcher in der vergangenen Nacht auf der Autobahn A1, zwischen der Verzweigung Luterbach und Kriegstetten, mit einem auf der Fahrbahn liegenden Baum kollidiert ist. Seit Sonntagabend standen nebst der Polizei insgesamt 33 Orts- und Regionalfeuerwehren, die Firma NSNW (Nationalstrassen Nordwestschweiz), diverse Forstunternehmen, Stadt- und Gemeindearbeiter etc. im Einsatz. Zumindest im Kanton Solothurn darf von einem glimpflichen Verlauf dieses Sturmtiefs gesprochen werden. ZVG
GABRIELLE EGGER-BRON, Olten, gestorben 25. Januar, 95-jährig. ELISABETH BICKER-KÄSER, Olten, gestorben 30. Januar, 91-jährig. SERGE BAUMBERGER, Olten, gestorben 9. Februar, 70-jährig.
Nicht weniger lustig
3
Trotz umgestürzter Bäume darf im Kanton Solothurn von einem glimpflichen Verlauf des Sturmtiefs gesprochen werden. (Bild: ZVG)
Mann mit Stichverletzungen aufgefunden OLTEN Am Samstag, 8. Februar gegen 17 Uhr wurde der Kantonspolizei Solothurn gemeldet, dass in einer Wohnung am Fustligweg in Olten ein Mann aufgefunden wurde, welcher Stichverletzungen aufwies. Durch eine Ambulanz wurde der 33-Jährige in ein Spital gebracht und dort medizinisch versorgt. Gemäss aktuellem Kenntnisstand besteht keine Lebensgefahr. Polizei und Staatsanwaltschaft rückten mit einem grösseren Aufgebot vor Ort aus. Derzeit laufen Ermittlungen zur Täterschaft, zu den Hintergründen sowie zum Tatablauf. Ermittelt wird in alle Richtungen. Gemäss Aussagen des Opfers sei er im Freien von zwei derzeit unbekannten Männern attackiert und verletzt worden. Zeugen gesucht: In diesem Zusammenhang sucht die Polizei Zeugen. Personen, die am Samstagnachmittag in der Umgebung vom Fustligweg verdächtige Beobachtungen gemacht haben oder zur Klärung dieser Straftat beitragen können, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 062 311 80 80 mit der Kantonspolizei Solothurn in Olten in Verbindung zu setzen. ZVG www.polizei.so.ch
SIRENENTEST 2020
Erfolgreicher Sirenentest
Im Kanton Solothurn wurden vergangene Woche alle 173 stationären Sirenen getestet. Dabei haben 98% der Sirenen für den Allgemeinen Alarm und die Polyalert Sirenenfernsteuerung in der Alarmzentrale der Polizei Kanton einwandfrei funktioniert. Die drei mangelhaften Sirenen werden umgehend repariert. Durchgeführt wurde der Sirenentest 2020 vom Zivilschutz mit Unterstützung der Gemeinden und Feuerwehren. Die 19 Notfalltreffpunkte der regionalen Zivilschutzorganisation Olten konnten alle innert einer Stunde nach Alarmierung hochgefahren und betrieben werden. ZVG
www.so.ch.ch