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Olten, 9. Mai 2019 | Nr. 19 | 87. Jahrgang | Auflage 31 786 | Post CH AG
Rhaban Straumann Klingende Osterglocken
RHABAN STRAUMANN, Schauspieler, Satiriker und Autor. (Bild: Anthony Troy)
O Nessi Tausendschön kommt an die Oltner Kabarett-Tage: Am Freitag, 17. Mai um 20 Uhr spielt sie zusammen mit dem Gitarristen William Mackenzie ihr Programm «Knietief im Paradies» in der Vario Bar. (Bild: ZVG)
Nessi, die Allrounderin NESSI TAUSENDSCHÖN Ab Mittwoch, 15. Mai präsentieren die Oltner KabarettTage während zehn Tagen ein abwechslungsreiches Programm mit vielen bekannten Gesichtern. Nessi Tausendschön ist in Olten allerdings erstmals zu erleben.
FRANZ BEIDLER
S
ie freue sich sehr darauf, in Olten aufzutreten, erzählt Annette Maria Marx alias Nessi Tausendschön. Sowohl die Kabarettistin Tina Teubner, eine Freundin von ihr, als auch die Kollegen des Duos Pigor & Eichhorn hätten ihr schon einen Besuch der Dreitannenstadt empfohlen. Nun leistet die deutsche Kabarettistin dem Tipp Folge: Am Freitag, 17. Mai wird Nessi Tausendschön um 20 Uhr in der Vario Bar auftreten. Begleitet wird sie vom Gitarristen William Mackenzie. «Wir fahren früh los, damit wir noch durch Olten spazieren können», berichtet Marx. Lange zu verweilen, liege aber leider nicht drin. «Ich hätte mir gerne noch den einen oder anderen Kollegen angesehen.» Doch bereits am Abend nach dem Oltner Auftritt steht das Duo wieder in Deutschland auf der Bühne. Wie in Olten spielen sie auch da das Programm «Knietief im Paradies».
Was ist das Paradies?
«In diesem Programm gehe ich der Frage nach, wie der Mensch zum Glück findet», erklärt Marx, «und was das Paradies überhaupt ist.» Globalisierung und Digitalisierung verunsichere die Menschen. Da könne sie nachvollziehen, dass die Sehnsucht wachse nach einer unschuldigen Zeit,
«wo wir noch nicht alles immer gleich wussten.» Die Beschleunigung unserer Zeit sei ein Umbruch, der mit dem Buchdruck vergleichbar sei. «Mit Humor ist das viel besser zu ertragen», sagt die Kabarettistin lachend. «Denn es ist viel zu spät, um Pessimist zu sein.» Das Paradies liegt demnach in der Zuversicht, «dass die Wolken immer wieder aufbrechen». Dass «Knietief im Paradies» aus nachdenklichem Boden spriesst, hält Marx nicht davon ab, das Thema auf der Bühne kabarettistisch umzusetzen. Als skurril-poetisches Musik-Theater-Kabarett-Varieté bezeichnet sie den Stil und verweist damit auch auf ihre Vielfältigkeit: Nessi Tausendschön erzählt, singt, tanzt, musiziert oder wütet, manchmal auch alles gleichzeitig. In einem Programm schwere Themen zu behandeln, muss sie ohnehin nicht scheuen, denn sie kann auch anders: «Ich schäme mich nicht, auch einfach albern zu sein», eröffnet die Kabarettistin heiter.
«Auf der Bühne muss man machen»
Dazu setzt sie auch ihr Improvisationstalent ein. «Ich lasse kommen», beschreibt Marx ihre Herangehensweise. «Wie gut das gelingt, hängt auch davon ab, wie die biologische Kurve am jeweiligen Abend verläuft.» Um zu improvisieren, müsse man wach sein, um schnell auf das Publikum reagieren zu können. «Auf der Bühne muss man machen, ohne in dem Moment an sich zu zweifeln», fasst Marx die Mischung aus Aufmerksamkeit und Temperament zusammen, die das gekonnte Improvisieren ausmachen. Neben den spontanen Einlagen passe sie ihr Programm aber auch schon von vornherein lokalen Gegebenheiten oder dem aktuellen Geschehen an. Den Song «Angela, warum lullst du uns so ein?» wolle sie zum Beispiel noch möglichst oft spielen, schliess-
lich sei Merkel nicht mehr ewig Bundeskanzlerin. Ob spontan oder festgeschrieben, für sie steht die Interaktion mit dem Publikum im Zentrum. «Auf der Bühne kriege ich alles sofort zurück», erklärt Marx die direkte Resonanz. «Nichts ist schöner, als wenn die Leute lachen und applaudieren. In jungen Jahren hat mir das wohl eine Therapie erspart», mutmasst Marx lachend.
Die Edelform des Gänseblümchens
Um aufzutreten, müsse man ein wenig grössenwahnsinnig und selbstverliebt sein. «Im Privaten bin ich das nicht», zieht Marx eine Trennlinie zwischen ihrer Person und Nessi Tausendschön. «Auch wenn wir auf der Bühne eins sind, ist Nessi sicherlich die quirligere von uns beiden.» Ihr Alter Ego habe sich über die Jahre zu einer Kunstfigur entwickelt. «Tausendschön nennt sich die veredelte Form des Gänseblümchens, eine robuste Blume, die überall wächst», erklärt Marx, die sich vor ihrem Kabarettistinnendasein und Studien in Theaterwissenschaften und Germanistik zur Zierpflanzengärtnerin ausbilden liess. Vor über dreissig Jahren, als sie ihre ersten Erfahrungen auf der Bühne machte, hat sie sich den Namen gegeben. «Damals fand ich das witzig.» Inzwischen sei daraus eine Marke geworden. Als sie in den 90er-Jahren unter ihrem richtigen Namen auftreten wollte, kannte den niemand. So blieb sie für die Bühne Nessi Tausendschön. «Das Gänseblümchen ist eine Allrounder-Pflanze» sagt sie. Darin spiegelt sich sowohl Marx Person, als auch ihre vielfältige Bühnenkunst: «Ich kann machen, was ich kann.» Nessi Tausendschön: «Knietief im Paradies» Freitag, 17. Mai, 20 Uhr Vario Bar, Solothurnerstrasse 22, Olten
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stern auf dem Mont Racine. Tannen und Steinmauern zieren die Hügel, Schneeresten und Spuren wühlender Mäuse die Wiesen. Etwas östlich der Creux du Van, wo Dank nahem Parkplatz Massen in Turnschuhen die mit tapferen Krokussen übersäten Matten platt trampeln. Vor uns die Alpen. Die Natur empfängt mit offenen Armen. Eine Gruppe junger Mountainbiker platziert sich ganz in der Nähe. Bald lässt sich feststellen, sie orientieren sich anhand einer App. «Bis zum Creux du Van geht es nur noch runter», sagt A. Sagt ihnen die App. Was nicht ganz stimmt. Es liegt ein Tal dazwischen. Könnten sie sehen, würden sie sich in der Landschaft orientieren. Beim Blick auf die unter uns liegenden Seen entdecken sie den Kanal. «Das ist die Aare», behauptet B. Soso. Ich schmunzle. Sie fliesse vom Neuenburgerin den Murtensee. Ich horche auf. Sie komme von Bern, sagt C. «Das kann nicht sein», widerspricht B, «die Aare kommt aus dem Aargau.» Logisch. Ich höre die Osterglocken klingen. «Weil die Aareschlucht liegt bei Aarau», schliesst der junge Mann mit Dialekt aus dem Mittelland. Genau. Meine Zurückhaltung verliert ihren Halt und ich sage in Richtung Alpen weisend: «Die Aare kommt von dort, fliesst via Aareschlucht und Bern in den Bielersee.» Ist natürlich grob vereinfacht, aber zu reichlich analoge Information könnte überfordern. Um die Irritation zu steigern schiebe ich nach: «Vom Bielersee fliesst sie nach Grenchen, via Oberaargau nach Olten und durch den Aargau in den Rhein.» Voilà. Während sie mittels Smartphone das Gesagte verifizieren, ziehe ich mit einem freundlichen «gute Fahrt» von dannen und denke, in der Natur wird schlicht zu viel Empfang geboten.