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Olten, 18. April 2019 | Nr. 16 | 87. Jahrgang | Auflage 31 786 | Post CH AG
Daniel Kissling Betreff
DANIEL KISSLING, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
Schottland-Kennerin Lesley Zaugg führt mit «Die Wurzeln Schottlands» in dessen mystische Landschaft und Kultur ein. (Bild: ZVG)
Mit Wichteln und Feen Schottland entdecken LES SANDAY Die Autorin Les Sanday alias Lesley Zaugg bringt mit zwölf mystischen Kurzgeschichten und darin verpackten Reisetipps Schottland in die heimische Stube. MIRJAM MEIER
Neueröffnung Restaurant Thai Buffet seit 9. März 2019
Öffnungszeiten Montag bis Freitag, 9–14 Uhr, Mittagsbuffet, Fr. 17.50, 17–24 Uhr Freitag bis Sonntag Seafood-Buffet, Fr. 30.–, 11–24 Uhr Montag und Donnerstag à la carte, 17– 24 Uhr Gerne begrüssen wir Sie im Thai Buffet Fam. Zimmerli Bernstrasse 50 | 4923 Wynau Tel. 062 292 24 21
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lles begann vor einigen Jahren mit einer Adventsgeschichte. «Meine Trauzeugin hat für mich eine Geschichte auf 24 Zettel geschrieben, sodass bis Weihnachten täglich ein Teil gelesen werden konnte. Ich fragte sie an, ob ich die Idee kopieren dürfte», erzählt Lesley Zaugg, die gefühlsmässig ihre Wurzeln in Schottland hat. Für die leidenschaftliche Schreiberin war klar, dass sie eine eigene oder zumindest umgeschriebene schottische Geschichte verwenden möchte. Für ihren Ehemann und einige Freunde verpackte sie die erste Schottische Adventsgeschichte in 24 Holzschubladen. Diese Idee sprach sich herum und Jahr für Jahr kamen neue Anfragen hinzu. «Schliesslich entschloss ich mich, die Geschichte mit eigenen Fotos zu illustrieren und in 24 Teilen auf meiner Webseite zu veröffentlichen. Die Geschichten von vergangenem Dezember habe ich erstmals gelesen und als Audiodatei angeboten, die von 100 Personen gehört wurde.» Den seit langem gehegten Wunsch, aus den zusammengetragenen Geschichten ein Buch zu machen, setzte Zaugg nun mit «Die Wurzeln Schottlands» um.
Von Fabelwesen und schwarzem Humor
Mit dem Schutzengel Hamish beginnt die etwas andere Rundreise durch Schottland. Zwölf Kurzgeschichten führen den Leser in ebensoviele mystische Ortschaften und Gegenden, die auch auf der SchottlandKarte zu Beginn des Buches festgehal-
ten sind. Das Märchen «Das Binsenmädchen» dürfte dem Leser bekannt vorkommen, so wäre es hierzulande das Aschenputtel. «Das Binsenmädchen, ein schottisches Märchen, habe ich an einem Ort eingebettet und ein neues Ende geschrieben», erzählt Zaugg, die in der Region aufgewachsen ist und in Olten die Schulen besucht hat. Daneben bringt sie dem Leser bekannte schottische Fabelwesen, wie beispielsweise die «Brownies» näher. «Diese wichtelartigen Geschöpfe sind in Schottland geläufig. Ich habe nun rund um ihr bekanntes Wesen eine Geschichte erfunden.» Den schwarzen Humor der Schotten thematisiert die Wangnerin mit der Geschichte über das HaggisTier, von welchem in Schottland allerlei Touristenartikel erhältlich sind. Schotten erklären gerne, dass sie das Tier jagen, um es schliesslich zum Nationalgericht Haggis zu verarbeiten. «In Tat und Wahrheit gibt es das Tier nicht und das Nationalgericht besteht aus Innereien vom Schaf», klärt Zaugg schmunzelnd auf.
Das Gefühl von Heimat
Neben den Geschichten waren für die Autorin auch die Rundreise und die in die Geschichten eingeflochtenen Reisetipps wichtige Aspekte im Buch. «Es soll nicht nur ein Märchenbuch, sondern auch ein Reiseführer sein», erzählt die Neuautorin mit dem Pseudonym Les Sanday. Auch wenn einige Teile Schottlands touristisch gut besucht sind, gibt es gemäss Zaugg noch immer Orte, an denen die Ruhe und Magie bewahrt werden konnten. Wie beispielsweise die Inselkette Äussere Hebriden. Dass es in Schottland immer regne, sei hingegen ein Ammenmärchen, betont sie, aber auf jeden Fall sei es möglich alle vier Jahreszeiten an einem Tag zu erleben. «Als ich als Teenager erstmals nach Schottland reiste hatte ich das Gefühl nach Hause zu kommen», erzählt die Wangnerin, die als Englischlehrerin und Wegbegleiterin tätig ist. «Damals wäre ich beinahe nach Schottland
ausgewandert, doch dies hat schliesslich doch nicht geklappt. Zum Glück, sonst hätte ich meinen Ehemann nicht kennen gelernt», meint die 39-Jährige lächelnd. Seit über zwanzig Jahren reist sie nun jährlich in das nördlichste Land Grossbritanniens und erhält dort von Land und Leuten Inspirationen für neue Geschichten. «Diese Zeit ist notwendig für mein Seelenheil, sonst werde ich ungeniessbar», meint Zaugg lachend. Sie selbst gehe mit ihrem Aussehen, dem hellen Teint und der rauen englischen Aussprache problemlos als Schottin durch und werde auch von den Einheimischen nicht als «bloody tourist» wahrgenommen. Neben der mystischen Landschaft liebt Zaugg die Herzlichkeit der Leute.
Ein Damen-Kilt im Schrank
Auch wenn die Liebe zu Schottland gross ist, reichen inzwischen auch Zaugg’s Wurzeln in der Schweiz tief. Es sei aber durchaus denkbar, dass ihr Ehemann und sie vielleicht im Pensionsalter nach Schottland auswandern würden. Trotz der Liebe zu Land und Leuten gibt es jedoch ein paar Punkte, wie die hohe Arbeitslosigkeit, der insgesamt niedrigere Lebensstandard und das raue Klima im Winter mit sehr wenig Sonnenschein, welche man sich bewusst sein müsse. Lesley Zaugg, die selbstverständlich einen Damen-Kilt im Schrank hängen hat, und ihr Ehemann Daniel haben einige Jahre nach ihrer Hochzeit nochmals eine traditionelle schottische Hochzeit mit dem Ritual des Knoten bindens gefeiert und sind Mitglieder der Scotch Malt Whisky Society Schweiz. Die Zeit bis zur nächsten Schottland-Reise überbrücken die beiden mit Dudelsack-Konzerten und holen sich mit gebackenen Scones Heimatgefühle in die Küche. Das Buch kann in der Stadtbibliothek Olten ausgeliehen, in der Buchhandlung oder direkt bei der Autorin bestellt werden:
www.les-sanday.ch
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m Montag brannte es in Paris. Am Montag brannte Notre Dame und dass dieser Name schon ein Bild in uns weckt, zeigt die kulturelle Wichtigkeit dieses Gebäudes. Die Jahrhunderte überdauert, in unzähligen Büchern und Filmen verewigt und auf noch mehr Urlaub-Fotos festgehalten. Letzteres auch von mir, letzten Herbst. Es war Abend, ein Strassenmusiker spielte eine nachdenkliche Melodie und trotz all der SelfieSticks lag ein Hauch von Ewigkeit in der Luft. Als die Oltner Holzbrücke vor einem Jahr brannte, war es Mittag, nicht Abend, und CNN brachte keine Live-Schaltung. Paris ist nicht Olten. Und trotzdem: Ich hatte damals zum Mittagessen abgemacht, wartete beim Springbrunnen, schaute zu wie der Rauch über die Aare wehte und konnte es nicht fassen. Konnte nicht fassen, wie es sein würde, wenn die Brücke nicht mehr sein würde. «Die ganze Welt beweint ein altes Gebäude, während im Mittelmeer täglich Menschen sterben», kommentierte ein Freund von mir die allgemeine Bestürzung über Notre Dame. Seine Bitterkeit kann ich durchaus nachvollziehen. Es ist gleichzeitig beeindruckend und beschämend, wie gut wir Menschen darin sind, die einen Tragödien zu ignorieren und uns von den anderen erschüttern zu lassen. Betroffenheit ist subjektiv. Betroffen macht, was mich betrifft. Der selbe Mensch, der beim Tod seiner Grossmutter mit den Schultern zuckt, meldet sich beim Ableben seines geliebten Hundes für eine Woche krank und stellt eine rührende FotoSlideshow vom Vierbeiner auf Facebook. Hunde können mehr als «nur» Hunde sein, genauso ein Gebäude mehr als nur ein Gebäude sein kann und beides ist nicht verkehrt. Jetzt müssen wir es nur noch hinkriegen, dass die einen Menschen nicht weniger sein können als die anderen.