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Olten, 4. April 2019 | Nr. 14 | 87. Jahrgang | Auflage 31 786 | Post CH AG
Irène Dietschi Bravo Jugend!
Am Sonntag, 7. April tritt das Stadtorchester wieder gemeinsam mit dem ProjektChor Olten auf. (Bild: Archiv/ZVG)
125 Jahre das Instrument im Mittelpunkt STADTORCHESTER OLTEN Mit seinem Frühlingskonzert am Sonntag, 7. April um 17 Uhr im Stadttheater startet das Stadtorchester Olten mit viel Italianata in sein Jubiläumsjahr. MIRJAM MEIER
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otenständer werden auseinandergeklappt, ein Musiker versucht, sich mit seinem grossen Kontrabass im Flur des Musiktrakts der Kantonsschule Olten einen Weg zwischen den Stühlen hindurch zu bahnen, während andere noch ihre Instrumente aus den Koffern schälen. «Durch den Kanti-Umbau finden wir anlässlich unserer wöchentlichen Proben am Mittwoch stets neue Spielorte vor», erklärt Marga Leuenberger, Vorstandsmitglied und seit neun Jahren Teil des Stadtorchesters.
Das Miteinander mit anderen Vereinen
Das Stadtorchester Olten kann heuer auf 125 Jahre zurückblicken. Erstmals wurde 1894 ein Orchesterverein aus der Taufe gehoben, welcher sich zehn Jahre später wieder auflöste. Doch bereits 1909 wurde ein neuer Verein mit dem Namen Stadtorchester gegründet. Kurz darauf schloss sich mit der Einweihung des neuen Stadttheaters mit Personen aus dem Gesangsverein und der Stadtmusik ein Ad-hoc-Orchester zusammen, aus welchem sich schliesslich der Orchesterverein entwickelte. 1914 wurden die beiden Orchester - Stadtorchester und Orchesterverein - zusammengeführt. «Das Stadtorchester Olten bezweckt die Pflege, Hebung und Förderung der Instrumentalmusik sowie freundschaftlicher Beziehungen und froher Geselligkeit seiner Mitglieder», so ein Ausschnitt aus den Vereinsstatuten. «An einigen dieser Punkte wie der Musik und Zusammenarbeit halten wir noch heute fest», so Franziska Schumacher, die erstmals während ihrer Kanti-Zeit mitmusizierte, seit 2007 als Mitglied und seit fünf Jahren als Präsidentin dem Stadtorchester angehört. Während in den
früheren Jahren des Orchesters gemeinsame Projekte mit dem Gesangsverein und der Dramatischen Gesellschaft bestritten wurden, wird auch heute von Zeit zu Zeit das Miteinander mit anderen Vereinen gepflegt, was sich im aktuellen Jubiläumsprogramm zeigt.
Drei Konzerte im Jubiläumsjahr
Jährlich präsentiert das Stadtorchester drei Konzerte, so auch im Jubiläumsjahr. «Aufgrund der Feierlichkeiten ist bereits das Frühlingskonzert mit insgesamt 120 Musikern fulminant», erzählt Schumacher, die als Musiklehrerin an der Kanti Olten tätig ist und im Stadtorchester die erste Flöte spielt. «Mit den drei Konzerten thematisieren wir die verschiedenen Epochen Barock, Klassik und Romantik», erklärt Dirigent André Froelicher, der das Programm unter Berücksichtigung der Wünsche der Solisten und nach Absprache mit Konzertmeisterin Josephin Peemöller zusammenstellt. Das Frühlingskonzert startet am Sonntag, 7. April um 17 Uhr im Stadttheater Olten im italienischen Stil mit Ouvertüren, Chören, Arien und Intermezzi aus italienischen Opern von Verdi bis Puccini. Ebenfalls mitwirken wird der ProjektChor Olten sowie die Solisten Michaela Gurten (Sopran) und Matthias Aeberhard (Tenor). Am Dienstag, 25. Juni wird eine Serenade in Zusammenarbeit mit den Oltner Pontonieren im Strandbad Olten stattfinden und Werke mit dem Thema Wasser von Händel und Telemann zur Aufführung kommen. Das abschliessende Sinfoniekonzert im November mit Werken von Ludwig van Beethoven ist einem weiteren Jubiläum gewidmet, so kann Froelicher auf 20 Jahre als Dirigent des Stadtorchesters zurückblicken. Am Sonntag, 24. November tritt er deshalb auch als Solist am Klavier in Erscheinung.
Aufwändige Organisation
Neben einem anspruchsvollen Programm erschwert der administrative Aufwand dem sechsköpfigen Vorstand, der grösstenteils selbst musikalisch im Orchester vertreten ist, die Durchführung der Konzerte. Da sich das rund 20-köpfige Stammorchester vor allem aus Laienmusikern zusammensetzt und damit längst nicht alle
Instrumente abgedeckt sind, müssen für die verschiedenen Konzerte ProfiMusiker engagiert werden. «Jedes Konzert ist projektartig organisiert, für welches sich die Vereinsmitglieder einzeln verpflichten können», erklärt Schumacher. «Dies zwingt uns, jeweils ein Programm festzulegen, ohne zu diesem Zeitpunkt zu wissen, wer schliesslich am Konzert mitwirken wird. Das ist jedoch eine Situation, die auch in Orchestern in grösseren Städten nicht anders ist», weiss Froelicher. Neben dem Aufwand stellen die Konzerte auch aus finanzieller Sicht eine grosse Belastung für das Stadtorchester dar. «Tatsächlich reichen die Beiträge von Vereinsmitgliedern, Gönnern, Sponsoren, dem Kuratorium und der Stadt Olten nicht aus, um alle Ausgaben zu decken», bestätigt Schumacher und fügt an: «Momentan zehren wir noch von einer Spende durch einen Geigen-Verkauf, doch diese Reserve neigt sich dem Ende zu.»
Durch Musik Energie gewinnen
Manchmal fehle es auch etwas an Engagement, wobei die Vorstandsmitglieder betonen, dass das Stadtorchester auf viele langjährige und treue Mitglieder zählen darf, wie beispielsweise den einstigen Präsidenten und heutiges Vorstandsmitglied Jonas Burki, der dem Stadtorchester seit 60 Jahren die Treue hält: «Ich bin damals mit Franz Hohler im Alter von 14 Jahren dem Orchester beigetreten.» Auf die Frage, was angesichts dieser nicht einfachen Ausgangslage die Motivation für die Beteiligten sei, lacht Dirigent Froelicher herzhaft und meint knapp: «Die Musik!» Marga Leuenberger fügt an: «Das Konzerterlebnis ist etwas sehr Schönes, aber manchmal bin ich müde und muss mich für eine Probe motivieren. Danach ist jedoch meine Müdigkeit verflogen und ich habe neue Energie gewonnen.» Ein Repertoire von beispielsweise Beethoven zu spielen belebe aus dem Inneren und die Amateure würden neben den Profis über sich hinauswachsen, bestätigt der Dirigent und fügt an: «Das Konstrukt ist spannend, schliesslich müssen die Amateure und Profis innerhalb kurzer Zeit zu einem Ganzen zusammenwachsen.»
www.stadtorchester-olten.ch
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IRÈNE DIETSCHI, Journalistin.
(Bild: Daniela Friedli)
Hast du’s auch gelesen?», fragt die Jüngste atemlos und hält mir ihr Smartphone vor die Nase. «Klimanotstand», kann ich gerade noch entziffern. Aber ich habe es schon vorher vernommen: Das Oltner Parlament hat letzte Woche den Klimanotstand ausgerufen. Angestossen von 30 engagierten Jugendlichen, die dafür Unterschriften gesammelt haben. Die Jugendlichen verfolgten die hitzige Debatte im Saal – und waren dann fast selbst überrascht, als ihr Vorstoss durchkam. «Das haben die toll gemacht, nicht wahr?», antworte ich der Jüngsten. Tatsächlich: Selten hat mich in letzter Zeit eine Nachricht so gefreut wie dieser Erfolg der Oltner Klimajugend. Kreuzen die mir nichts, dir nichts mit einer dringlichen Forderung im Parlamentssaal auf und bringen den Stadtrat in Verlegenheit! Das Gremium muss nun überlegen, wie Olten bis 2030 zur CO2-neutralen Stadt werden könnte. Gefreut hat mich der Erfolg deshalb, weil die Politik der Oltner Jugend in den letzten Monaten so übel mitgespielt hat. Kinder und Jugendliche durften am 24. März nicht abstimmen, doch sie sind es, die vom Nein zum Budget die meisten Nachteile zu spüren bekommen: vorläufiger Stopp der Jugendarbeit; vorläufig keine Beiträge für Kultur- und Sportanlässe, keine Gebührenerlasse; keine neuen Bücher für die Jugendbibliothek. Doch den Oltner Klimajugendlichen, das muss ich zugeben, geht es ja nicht darum, den elenden Budget-Spiess umzudrehen. Es geht ihnen ums Klima. Die 15-jährige Sprecherin Aline Temperli sagte im Zeitungsinterview, sie hätten im Parlamentssaal viele unnötige PET-Flaschen und Plastikbecher gesehen. Keine Frage: Mit diesen Jugendlichen muss die Stadt künftig rechnen.