Stadtanzeiger Olten Ausgabe 5 (31. Januar 2019)

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Olten, 31. Januar 2019 | Nr. 5 | 87. Jahrgang | Auflage 35 001 | Post CH AG

Urs Bloch Schritt für Schritt

URS BLOCH, Mediensprecher.

Das «International Female Musicians Collective» mit der Starrkircher Saxofonistin Fabienne Hoerni (r.) tritt nächste Woche auf der Vario-Bühne auf. (Bild: ZVG)

Frauen-Big Band auf Tour FABIENNE HOERNI spielt am Donnerstag, 7. Februar mit dem zwölfköpfigen «International Female Musicians Collective» IFMC in der Vario Bar. Die Saxofonistin erzählt von ihrem Leben als Musikerin, vom Gedränge auf der Bühne und wieso die Zusammenarbeit mit Frauen nicht besser, aber anders ist. MIRJAM MEIER

D

er Starrkicher Saxofonistin Fabienne Hoerni wäre es lieber, wenn sie nicht über ihre Rolle als weibliche Musikerin sprechen müsste. Es wäre ihr lieber, wenn dies alltäglich und selbstverständlich wäre. Hoerni ist jedoch noch immer ein Exot in der Schweizer Musikerszene. Dies war ein Grund, wieso sie vor vier Jahren gemeinsam mit der Aargauer Saxofonistin und Jazzmusikerin Sarah Chaksad das «Cloud Cluster Collective» gründete: die erste weibliche Big Band mit 14 Jazzmusikerinnen aus der ganzen Schweiz. «Wir wollten die Instrumentalistinnen für die Öffentlichkeit sichtbar machen, die im Gegensatz zu Sängerinnen kaum eine Plattform haben», erzählt Hoerni.

Gedränge auf der Vario Bar-Bühne

Das «Cloud Cluster Collective» stand während eines Jahres für monatliche «Steady Gigs» auf der Bühne des Dampfschiffs in Brugg. «Aufgrund des stetigen Personalmangels wurde das Projekt Ende 2016 auf Eis gelegt. «Es war schwierig, Frauen aus der Schweiz zu finden, die auf dem gewünschten Niveau spielten», erklärt Hoerni. Das Projekt liess den beiden Frauen jedoch keine Ruhe. «Wir überlegten uns, mit einer internationalen Besetzung weiterzumachen, die uns eine grössere Vernetzung und damit auch mehr Personal beschert. Uns war jedoch klar, dass wir ein solches Projekt nicht alleine stemmen können. Deshalb gründeten wir im Jahr

2017 einen Verein mit einem inzwischen siebenköpfigen Vorstand, um die verschiedenen Arbeiten besser verteilen zu können. Dennoch ist es ein enormer organisatorischer Aufwand, so eine Tour zu organisieren», betont Hoerni. Ihre erste Tour mit zehn Konzerten spielte das neu gegründete «International Female Musicians Collective» IFMC im Jahr 2017 in der Schweiz. «In der damaligen Besetzung standen jeweils 16 Musikerinnen auf der Bühne. Ein ziemliches Gedränge, insbesondere in der eher kleinen Vario Bar», erzählt Hoerni lachend.

Seine Passion leben

Das IFMC, das von Organisationen und Stiftungen getragen wird, soll ein bewegliches Konstrukt bleiben, in dem auch die Besetzung wechseln darf. Auf die Frage, ob die Zusammenarbeit mit weiblichen Musikern besser sei als mit männlichen, betont Hoerni: «Nicht besser, einfach anders. Vielleicht, weil ich mit den Mitmusikerinnen das Geschlecht und somit ähnliche Themen teile.» Eigentlich wollte die einstige Aarburgerin, die in einem kulturinteressierten Elternhaus aufgewachsen ist, Tierärztin oder Pferdetrainerin werden. «Meine ersten Jazz-Einflüsse habe ich in der LPSammlung meiner Mutter durch Saxofonist Cannonball Adderley gefunden. Später kam der Funk hinzu und ich wurde als Jüngste des Öfteren ins damalige Moonwalker geschmuggelt», erzählt sie lachend. Unmittelbar nach der Rückkehr aus dem Auslandaufenthalt in Schottland ging es für sie an die Aufnahmeprüfung zum Vorkurs und schliesslich an die Jazzschule in Basel. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die 44-Jährige, die an der Musikschule Olten unterrichtet, in verschiedensten Formationen mitgewirkt. Momentan ist Hoerni insbesondere mit dem Quartett «Lily Horn is born» und «The James Brown Tribute Show» unterwegs. Sie habe sich bewusst dieses Leben als Musikerin ausgewählt und empfinde es als Privileg, dass sie ihre Passion leben könne. «Abgesehen von der finanziellen Seite, liebe ich die Freiheit, mein eigener Chef zu sein. Musik zu ma-

chen ist für mich eine Dringlichkeit. Ich schätze es mit Musikern mit derselben Leidenschaft auf der Bühne zu stehen und gemeinsam zu kreieren.»

Internationale Besetzung

Das zwölfköpfige IFMC startet morgen mit dem Programm «Two» im Gepäck ihre zweite Tour in Dänemark. Gestern haben sich alle Musikerinnen in der Schweiz für eine gemeinsame Probe getroffen. «Ich freue mich riesig, dass diese Konzerte durch unsere ausländischen Mitmusikerinnen möglich sind», so Hoerni. Neben ihr und Komponistin und Saxofonistin Sarah Chaksad werden mit Julie Fahrer (Gesang), Rahel Thierstein (Piano), Sonja Huber (Vibrafon), Sandra Merk (Bass) und Ines Brodbeck (Percussion) bekannte Musikerinnen der Schweizer Jazz- und Popszene auf der Bühne stehen. «Dank der Beziehung zur dänischen Schlagzeugerin und Perkussionistin Marilyn Mazur konnten wir zudem die norwegischen Trompeterinnen Hildegunn Øiseth und Gunhild Seim, sowie die dänische Schlagzeugerin Benita Haastrup für das Projekt gewinnen. Die Dänin Lis Wessberg ergänzt uns neu an der Posaune und für die zweite Tour ist mit der spanischen Bass-Klarinettistin und Bariton-Saxofonistin Christina Miguel Martinez auch der Süden Europas vertreten», erzählt Hoerni erfreut. «Auf unsere Anfrage, ob einige Musikerinnen aus dem Norden bei uns im IFMC mitwirken würden, waren einige zuerst etwas skeptisch: Eine reine Frauen-Big Band? Ist das heute noch nötig? Im Norden sind Frauen als Musikerinnen anzahlmässig weit stärker vertreten, weshalb es für die Gesellschaft auch nichts Spezielles mehr ist.» Während auf der ersten Tour das gesamte Programm von Sarah Chaksad geschrieben wurde, wird es auf der «Two»-Tour auch Arrangements von Mitmusikerinnen dabei haben. Dabei wartet das IFMC mit viel Groove, abwechslungsreichen Klangfarben und poppigen Melodien auf. Konzert des IFMC Do., 7. Februar, 20 Uhr, Vario Bar Olten

www.ifmcollective.com

N

ach dem letzten Ton gab es ein verschmitztes Lächeln und die Hand zum Gruss von der Empore der grossen Orgel herab. Ende Jahr spielte Hansruedi von Arx als Organist der Oltner Martinskirche nach weit über 30 Jahren Berufstätigkeit offiziell den letzten Ton. Mit dem selbst gewählten Stück am Ende des Gottesdienstes zog er noch einmal alle Register dieses imposanten Instruments und seines Könnens. Die wenigsten Menschen nehmen in einer Kirche Abschied, meist ist es profaner: Nach dem Apéro im Kreis von Arbeitskollegen geht es mit ein paar Habseligkeiten in der Papier-Tragtasche aus dem Gebäude, in dem man jahrelang seinen Werktag verbrachte. Vielleicht gibt’s noch einen Blick zurück und einen Kloss im Hals. Dabei kommt das Abschiednehmen nicht erst im Pensionsalter. Kaum sind wir auf der Welt, werden wir abgenabelt und schon bald trinken wir ein letztes Mal von Mutters Brust. Von da an wird das Abschiednehmen zum Schatten, der Zeit unseres Lebens nicht von uns weicht. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. So manchem Abschied wohnt eine Trauer inne. Doch nicht immer tippt uns «das letzte Mal» auf die Schultern. Häufig ist uns gar nicht bewusst, dass wir etwas zum letzten Mal machen, weil wir den Weg nicht kennen, der vor uns liegt. Zum letzten Mal seinen Nächsten küssen, zum letzten Mal als Kind draussen spielen, den letzten Schluck Rotwein trinken, einen letzten Blick auf die Weiten des Meeres werfen. Hätte der Mensch ein Bewusstsein für solche Momente, es wäre eine sehr grosse Last. Doch das Leben lehrt uns seit dem ersten Schritt, dass es immer wieder einen nächsten gibt. Ist der letzte Ton verhallt, folgt der Auftakt zum nächsten, vielleicht sehr wohlklingenden, Stück.


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