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Olten, 6. Dezember 2018 | Nr. 49 | 86. Jahrgang | Auflage 35 001 | Post CH AG
Rhaban Straumann Ein Mehr für Alle
RHABAN STRAUMANN, Schauspieler, Satiriker und Autor. (Bild: Remo Buess)
R Die EM-Medaille fest im Griff: Die Badminton-Spielerin Cynthia Mathez in ihrer Wohnung in Olten. (Bild:
Franz Beidler)
Die Unaufhaltbare CYNTHIA MATHEZ Zu Beginn des Novembers krönte sich Cynthia Mathez im südfranzösischen Rodez zur Europameisterin im Para-Badminton. Am Mittwoch, 12. Dezember wird sie an der Sportlerehrung der Stadt Olten für den Triumph gewürdigt.
FRANZ BEIDLER
A
m Vortag erst sei sie von einem Turnier in Australien zurückgekehrt und ringe noch mit der Zeitverschiebung, erzählt Cynthia Mathez munter lächelnd. Nun sitzt sie am Esstisch in ihrer Wohnung in Olten und gibt geduldig Auskunft über ihren Triumph. Am 4. November krönte sie sich im südfranzösischen Rodez zusammen mit ihrer Spielpartnerin Karin SuterErath zur Europameisterin im ParaBadminton in der Kategorie Doppel WH1. WH steht für «Wheel Chair», Englisch für Rollstuhl. In WH1 treten Sportlerinnen mit schwacher bis schlechter Rumpfmuskulatur an. Für den Titel wird sie von der Stadt Olten am Mittwoch, 12. Dezember in der Schützi geehrt. «Ich wäre gerne dabei, wie letztes Jahr», sagt Mathez. «Die anderen Sportler kennenzulernen, habe ich genossen», blickt sie zurück. Nun reist sie jedoch in der Adventszeit nach Florida, um ihrem Hobby nachzugehen: dem Tauchen. «Im Dezember finden keine Badminton-Turniere statt, deshalb mache ich dann jeweils Ferien.» Cynthia Mathez ist 33 Jahre alt und lebt mit ihrem langjährigen Partner in Olten. Die gelernte kaufmännische Angestellte bestreitet rund acht internationale Turniere pro Jahr. Vier Mal die Woche trainiert sie bis zu drei Stunden mit dem Badminton Klub beider Basel. Dazu kommen noch zwei Stunden Krafttraining, zu
dem sie sich bevorzugt mit klassischer Rockmusik von AC/DC, Guns ’n’ Roses oder Metallica motiviert. Der Trainings- und Turnierbetrieb kostet die Spitzensportlerin rund 20’000 Franken pro Jahr, die sie durch Sponsorengelder aufbringen muss. Aufgewachsen ist Mathez mit ihrem älteren Bruder Michel und ihrem Zwillingsbruder Olivier in Tramelan im Berner Jura. Ihre Muttersprache ist Französisch, Deutsch lernte sie, als sie in Zürich wohnte. «Ich lerne immer wieder neue Worte», sagt sie in einwandfreiem Schweizerdeutsch.
«Ich wusste gar nicht, was MS ist»
Mathez leidet an schubhafter Multipler Sklerose. Der erste Schub traf sie vor sieben Jahren. «Ich wusste damals gar nicht, was MS ist», erzählt sie. «Zuerst hatte ich schwere Gleichgewichtsprobleme.» Nach der Diagnose habe sie sich in Rehabilitation begeben und dort plötzlich schreckliche Schmerzen in den Beinen gekriegt. Am Tag darauf konnte sie nicht mehr gehen. Seither musste sie noch weitere MS-Schübe erleiden, «sieben bis zehn», winkt sie ab. «Die MS ist eine Wundertüte: Man weiss nie, was es trifft», sagt sie mit schallendem Lachen und fügt sachlich an: «Klar ist jeder Schub eine Niederlage, aber wenn der nächste kommt, bin ich bereit.» Er werde kommen, daran bestünde kein Zweifel. Vor der Erkrankung wohnte und arbeitete Mathez in Zürich, machte Judo und fuhr Autorennen. «Rennen fahren könnte ich noch immer, ich müsste nur das Auto umbauen», sagt sie. Sie habe damals teilweise 15 Stunden am Tag gearbeitet. «So viel, wie ich damals jeden Tag arbeitete, schlafe ich heute», sagt sie schmunzelnd und spricht damit die ständige Müdigkeit an, die sie seit der Erkrankung begleitet. «Das ist das Schlimmste», erklärt sie in ernstem Ton.
Unter den Top-5 der Welt
Nachdem sie zur Rollstuhlgängerin geworden war, zog Mathez nach Olten
und machte sich auf die Suche nach einer neuen Sportart. Basketball, Tennis und Tischtennis mochte sie schon vor dem Rollstuhl nicht. Mit Rugby hätte sie sich anfreunden können. «Weil ich Blutverdünner nehmen muss, waren die Ärzte aber dagegen», erzählt sie. Vor dreieinhalb Jahren ging sie erstmals ins Badminton-Training des Badminton Klubs beider Basel. «Die Leute waren sympathisch und der Sport gefiel mir.» Badminton erfordere schnelle, taktische Entscheidungen, das fasziniere sie: «Die Bälle fliegen schneller als im Tennis», weiss Mathez. Wegen der ständigen Müdigkeit spiele sie aber lieber im Doppel. Das Duo Mathez/Suter-Erath liegt auf Platz fünf der Weltrangliste. Während Mathez ihren ersten EM-Titel feierte, konnte Suter-Erath ihren letztjährigen Titel verteidigen. Auf ihre routinierte Doppel-Partnerin angesprochen hält Mathez fest: «In diesem Doppel zu spielen, ist eine super Erfahrung.»
Zwei Krisentage pro Jahr
«Wegen der MS habe ich zwei Tage im Jahr eine Krise», kennt sich Mathez. Dann fände sie ihr Leben jeweils doof. Davon würden die Schmerzen und die Müdigkeit noch schlimmer. Um da wieder rauszufinden, müsse sie sich aber nicht zwingen. Sie sei mit einem lebenslustigen Naturell geboren. «Da kann ich auch nichts dafür.» Der Rollstuhl habe auch Vorteile: So dürfe sie an Konzerten immer in die erste Reihe und zahle manchmal auch keinen Eintritt. «Behinderten-Bonus» nennt sie das. Hinter der Belustigung steckt ihr Ehrgeiz, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. «Mein Leben ist genau gleich, wie das eines Fussgängers.» Sie putze ihre Wohnung, koche, gehe aus, reise in der Welt herum. «Nur bin ich bergab viel schneller», sagt sie und lacht vergnügt. SPORTLERINNEN- UND SPORTLEREHRUNG DER STADT OLTEN Mittwoch, 12. Dezember, 19 Uhr Schützi, Schützenmattweg 15, Olten
www.cynthia-mathez.ch
echts will Sicherheit, Links Kultur, die Mitte den Sport. Oder andersrum. Die Unpolitischen wollen geniessen. Einfach nur leben. Nichts davon ist gratis. Alle drei Richtungen und diejenigen ohne Plan spiegeln vage die Bevölkerung unserer Stadt. Drum hat jede Partei Recht. Ein bisschen. Gemessen an der Wahlbeteiligung ist das ziemlich bescheiden. Rührend drum, wie sich manche gebärden als stünden sie tatsächlich für Mehrheiten. Niemand steht für ein Mehr. Aber alle stehen für etwas, das mehr kostet. Und da alle – ausgenommen die Unpolitischen – jeweils nur für einen kleinen Teil der Meinungen stehen, lassen sich Ziele nur erreichen, wenn die Mehrheit der von einer Minderheit Gewählten zusammensteht. Ob der ständige Kampf gegen höhere Steuern dabei wirklich der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln. Wenn doch alle mehr wollen. Wovon auch immer. Gespart wurde bereits schmerzhaft viel. An den Kapazitäten der Stadt zum Beispiel derart, dass Kompetenzen leiden. Wie sehr lassen sich Werterhaltung und Investitionen hinauszögern, ohne an Attraktivität einzubüssen? Sollen Sportund Kulturangebote wirklich auf der Strecke bleiben? Die Folgen übermässigen Sparens werden sich in Jahren zeigen. Derweil überlege ich mir, weshalb und wie lange noch ich mich in dieser Stadt engagieren soll. Beruflich und ehrenamtlich. Die Gesten aus dem Stadthaus, die Zeichen aus dem Parlament wirken nicht motivierend. Meine Ansprüche an das Schaffen der Politik sind inzwischen erschreckend tief. Ich wäre dankbar für ein deutliches Miteinander. Für mehr Gestaltungswillen jenseits der Parteipolitik. Bitte rauft euch zusammen. Für ganz Olten. Ist das zu viel verlangt?