Stadtanzeiger Olten Ausgabe 38 (20. September 2018)

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Olten, 20. September 2018 | Nr. 38 | 86. Jahrgang | Auflage 35 001 | Post CH AG

Daniel Kissling Sauberer Wechsel

DANIEL KISSLING, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

S Saxofonist Simon Spiess freut sich, bald wieder in der Region zu Hause zu sein. (Bild: mim)

Mit einem Jubiläum zurück in Olten SIMON SPIESS Mit der neuen CD «Towards Sun» im Gepäck steht das Simon Spiess Trio am Samstag, 29. September um 21 Uhr auf der Vario Bar-Bühne. Der Saxofonist erzählt von Auftritten in Ägypten und wieso es ihn zurück in Richtung Heimat zieht. MIRJAM MEIER

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uf die Frage, ob wir uns in Olten oder Aarau treffen, kommt die Antwort umgehend: Olten! Seit eineinhalb Jahren wohnt der gebürtige Aarburger mit seiner Ehefrau MarieLouise Nielsen in Aarau. Jedoch nicht mehr lange. «Ende Monat ziehen wir in die Hugi in Dulliken um», erzählt Simon Spiess strahlend. «In Dulliken wissen wir, dass es ausser einem tollen Naherholungsgebiet nichts gibt, aber wir sind rasch in Olten, das im Vergleich mit Aarau über eine grössere Barkultur verfügt. Ich freue mich sehr und sollte inzwischen genug Abstand von der Region gewonnen haben, dass es mir nun wieder Freude bereitet zurückzukommen», so Spiess schmunzelnd, der einst auszog um die Welt kennenzulernen. Fremde Luft schnuppern konnte der 31-Jährige so einige. Nach seinem Studium an der Jazzschule in Basel verbrachte er musikalisch inspirierende Auslandaufenthalte in New York und Berlin sowie ein halbjähriges Atelierstipendium in Paris. Zudem wohnte der Saxofonist einige Zeit im deutschen Mannheim.

Ein Jubiläen-Regen

Den Umzug in die alte Heimat und das 10-Jahr-Jubiläum des Simon Spiess Trios kann der Musiker gleich mit zwei Konzerten feiern. Einerseits in der Vario Bar am 29. September und andererseits mit einem Konzert im Bärechäller in Aarburg am 2. November. Mit seinen Mitmusikern Bänz Oester (Kontrabass) und Jonas Ruther (Schlagzeug) führe er sozusagen eine Dreierbeziehung, erklärt Spiess lachend. Vor zwei Jahren gab es einen Wechsel im Trio, nachdem Drummer Daniel Mudrack ein Engagement in Amerika erhielt und an dessen Stelle Jonas Ruther trat. «Ich wusste, dass das Trio zusammenpasst. Doch erst seit das musikalische Vertrauen ebenfalls vorhanden ist, kann ich mich während Konzerten «aus dem Fenster lehnen» mit der Sicherheit, dass mich einer der Mitmusiker auffängt», beschreibt Spiess das Miteinander im Trio und erinnert sich an die Situation vor zwei Jahren zurück, als er wegen einer Sehnenscheidenentzündung fast drei Monate ausgefallen war und einige Konzerte absagen musste. «Ich habe ein neues Horn bekommen und es wohl etwas übertrieben mit dem Üben. Das Jazz Festival in Zug wollte ich jedoch nicht absagen. Mit dem Wissen, dass wir das Konzert abbrechen könnten und aufgrund der wunderbaren Stimmung bekamen wir einen solchen Flow, dass wir ein Set ohne Pause durchspielten. Ein Schlüsselmoment für mich und die Band.» Doch nicht nur das Simon Spiess Trio begeht ein Jubiläum, auch der Verein Jazz in Olten feiert 30 Jahre Bestand. Dies mit dem Konzert von Spiess und dem Auftritt des Oltner Jazz-Musikers Michael Neuenschwander am kommenden Samstag, 22. September.

Im Übungsraum eingeschlossen

Auf Empfehlung eines befreundeten New Yorker Pianisten wurde das Trio vom ägyptischen Jazz Tales Festival im April für Konzerte nach Kairo und Alexandria eingeladen. Das Jazz unerfahrene Publikum der beiden Städte sei sehr unterschiedlich, aber aufmerksam. «In Alexandria zeigte es viel Reaktion, wenn Bänz eine orientalische Linie spielte», so Spiess lächelnd. Vom Land gesehen hätten sie jedoch kaum etwas. «Wir spielten gleich neben dem Nil, das war toll. Die Leute hegen jedoch eine romantische Vorstellung vom Musiker-Leben. In Wirklichkeit sehen wir ausser dem Hotel und dem Club vom jeweiligen Land nicht besonders viel.» Angesprochen auf die neue CD «Towards Sun» erzählt er: «Ich habe mich zwei Wochen vor der Aufnahme drei Tage in den Übungsraum eingeschlossen und durchkomponiert.» Insgesamt sind 21 Stücke entstanden, von welchen es mit zusätzlichen Kompositionen von Bänz Oester neun auf das von der Oltnerin Petra Bürgisser grafisch gestaltete Album geschafft haben. Das siebte Album des Trios wurde von Peter Bürli, Redaktionsleiter Jazz von SRF, mitproduziert. Im Stück «Family Karma» beschäftigt sich Spiess mit seiner Familiengeschichte. «Meine Ur-Grossmutter war Jüdin und überlebte den zweiten Weltkrieg. Ihr habe ich, obwohl ich sie nicht kannte, den Track 9 «Mrs. Israel» gewidmet. Wenn man seinen eigenen Weg gehen möchte, kommt man für gewöhnlich nicht darum herum, sich mit der eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen», weiss Spiess, der auf jedem seiner Alben einen Song einem Familienmitglied gewidmet hat.

www.simonspiesstrio.com

eit einigen Wochen stapeln sich in unserer WG die Kisten im Eingang. Einer zieht aus, ein anderer ein. Der Wechsel ging schnell. Während mein bisheriger Mitbewohner noch das Fenster in seinem Zimmer putzte, rollte der andere schon seinen frisch in der Brocki gekauften Teppich aus. Komplett verschwunden ist der Vorgänger noch nicht. Ein paar Pflanzentöpfe stehen von ihm noch rum, am Kühlschrank kleben seine Post-its. Den Staubsauger hat er dankenswerterweise bewusst noch dagelassen. Ob Töpfe, unerledigte Arbeiten oder Erinnerungen – bei jedem Wechsel bleibt was liegen. Im besten Fall kann es gebraucht, weitergegeben oder sonst möglichst bald entsorgt werden. Manchmal erkennt man erst beim Ausziehen, wie viel Unnötiges sich da eigentlich angesammelt hat. Ein Wechsel ist immer auch eine Gelegenheit, um aufzuräumen. Auch im Provi 8 wird derzeit aufgeräumt. Letzte Woche glich der Vorplatz einer Schrotthalde. Durchgesessene Stühle, ein alter Kühlschrank. Die neue Betreiberin der Jugendarbeit will nach vorne schauen, will alles zusammen mit und nach den Bedürfnissen der Jugendlichen in der Stadt neu ausrichten. Das sagt sie mir bei einem KennenlernKaffee. Doch vorher müsse sie entrümpeln und putzen – schliesslich habe sich seit einer Weile niemand richtig dafür verantwortlich gefühlt. Wechsel können eine Chance sein. Jedoch müssen sie (wortwörtlich) sauber vonstattengehen. Indem die Stadt das neue Mandat für die Jugendarbeit nicht ausgeschrieben hat, hat sie vielleicht nicht gegen Gesetze verstossen, aber «sauber» ist eben anders. Den neuen Betreibern vorwerfen kann man das aber genauso wenig, wie man einem neuen Mieter ein dreckiges Fenster vorhalten kann.


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