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Olten, 30. August 2018 | Nr. 35 | 86. Jahrgang | Auflage 35 001 | Post CH AG
Urs Bloch Ein grosses Wort
URS BLOCH, Mediensprecher.
Die Rollergirls sind am Samstag und Sonntag, 1. und 2. September am «Route 66» in Aarburg unterwegs, um den Besuchern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. (Bild: ZVG)
Rock ’n’ Roll, pinke Kleider und ein Lächeln MPower Gym & Fitness Oltnerstrasse 95 4663 Aarburg E-Mail: info@mpowergym.ch Web: www.mpowergym.ch Facebook: MPower Gym & Fitness Aarburg
ROUTE 66 AARBURG Das Old-Car-Festival «Route 66» versprüht dank ihnen das Lebensgefühl des Rockabilly: Die Rollergirls. Auch dieses Jahr rollen sie am Samstag und Sonntag, 1. und 2. September über das Festivalgelände in Aarburg und verzücken das Publikum. FRANZ BEIDLER
Konradstrasse 23, 4600 Olten
I
n ihren pinken Kleidern und auf Rollschuhen sind sie neben den Oldtimern die Hingucker des «Route 66»-Festivals: die «hauseigenen» Rollergirls, die dank dem originalen Look der 1950er-Jahre dem Publikum ein authentisches Rockabilly-Erlebnis bescheren. «Wir wollen den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern», beschreibt Jennifer Carneiro die Aufgabe der Rollergirls. «Allerdings muss sich bei uns niemand verstellen, wir sind von Natur aus eine lebensfrohe Truppe.» Carneiro ist offiziell für die Organisation der Rollergirls zuständig. Dieses Jahr koordiniert sie zwölf Frauen, fungiert hinter den Kulissen jedoch auch als Rollergirls-Mama. So kümmert sie sich darum, dass die Kleider gut sitzen, die Frisuren
TICKETVERLOSUNG
Route 66 Aarburg
Wir verlosen 2x2 Dreitagespässe für das Festival Route 66 Aarburg vom Freitag, 31. August bis Sonntag, 2. September. Senden Sie bis am Freitag, 31. August um 10 Uhr eine E-Mail mit dem Betreff «Route 66» und Ihrer kompletten Adresse an: redaktion@stadtanzeiger-olten.ch Wir wünschen Ihnen viel Glück!
halten und steht mit Schmink- und manchmal auch Lebenstipps zur Seite. «Ich betone immer, dass alle genug trinken sollen», fügt sie an. Gerade bei sonnigem Wetter werde das unterschätzt. «Ich will nicht, dass plötzlich jemand zusammenklappt.» Um ihre Aufgabe erfüllen zu können, müssten sich die Frauen rundum wohlfühlen. «Das ist mein eigentlicher Job», sagt Carneiro lächelnd, die selber auch als Rollergirl unterwegs ist.
sehr selten, in der Regel haben wir am Festival ein sehr freundliches Publikum», so Carneiro.
Auch Rollschuhfahren will geübt sein
Ein Rollergirl muss natürlich Rollschuhfahren können. Carneiro erzählt: «Jeweils rund zwei Wochen vor dem Anlass beginne ich das wieder zu üben.» Die Frauen seien jedoch alle sehr routinierte Rollschuhfahrerinnen. «Wir hatten noch nicht mal eine Schürfwunde», ist Carneiro froh, «obwohl wir im vergangenen Jahr auf Eine eingeschworene Truppe Carneiro führt die Rollergirls bereits nassem Boden fahren mussten.» Sie zum siebten Mal an. Als Inhaberin hoffe auch deshalb immer auf trockevon «Jenny’s Beauty Salon» in Aarburg nes Wetter. Jede der drei Rollergirlsist sie für die Aufgabe prädestiniert. Gruppen ist mit einem Kinderwagen «Vor unserem Einsatz frisiere ich alle», im Stil der 1950er-Jahre ausgestattet, sagt sie. Dieses Jahr sind das also elf der zur Kühlbox umfunktioniert wird. Frisuren, zusätzDaraus verkaufen lich zu ihrer eigesie Getränke und nen. «Zum Glück fungieren dabei als ist die Haarmode Maskottchen des der 1950er-Jahre «Route 66». «Viele nicht so aufwenBesucher wündig», sagt sie auschen sich ein Foto genzwinkernd. Die mit uns», erzählt Rollergirls seien Carneiro. Zudem über die Jahre zu würden sie oft einer eingeschwo«In die 1950er-Jahre einzutau- auch nach allgerenen Truppe zumeinen Informachen, macht Spass.» sammengewachtionen zum FestiJENNIFER CARNEIRO, ORGANISATORIN ROLLERGIRLS sen. «Bei uns sind val gefragt. «Wir aber alle willkomsind sozusagen men, die sich dafür begeistern», be- rollende Informationssäulen», fügt sie tont Carneiro. Da sich viele der Roller- lachend an. Wenn das Festival am girls nur einmal im Jahr am Festival Sonntag dann jeweils zu Ende sei, träfen, hätten sie sich jeweils viel zu dann falle sie in ein kleines Stimerzählen. «Für uns beginnt der Spass mungsloch. «Für ein Wochenende in schon in der Garderobe», gibt Carnei- die 1950ger Jahre einzutauchen, ro lachend zu. macht wahnsinnig Spass.» Sobald sie wieder im Alltag angekommen sei, freue sie sich schon wieder auf das Unter anderem Namen Haben sich die Rollergirls in ihre nächste Jahr. Montur geworfen und die Rollschuhe ROUTE 66 OLD CAR FESTIVAL AARBURG festgezurrt, stecken sie sich noch ihr Freitag, 31. August ab 16 Uhr Namensschild an. «Ich heisse übli- Samstag, 1. September ab 10 Uhr cherweise Amy», erzählt Carneiro. Der Sonntag, 2. September ab 9 Uhr Namenswechsel dient dabei nicht nur Weitere Informationen zu Rahmenprogramm dem Datenschutz, sondern lässt die und Konzerten sind zu finden unter: Rollergirls auch einfacher in ihre Rolle www.route66aarburg.com schlüpfen. «Lästige Anmachen sind
D
ie Heimat verlassen, für immer. Weil die Aussicht auf ein besseres Leben lockt oder weil Krieg, Repression und Umweltzerstörung zum Gehen drängen. Irgendeinmal steht der Entschluss fest und das Bündel ist geschnürt. Schon immer haben Menschen ihr Land verlassen und sich woanders niedergelassen, Migration ist eine Konstante der Menschheitsgeschichte. Berührend wird es, wenn abstrakte Fakten dank einer persönlichen Begegnung ein Gesicht erhalten. So wie diesen Sommer während den Ferien in Kühlungsborn, wo wir einem älteren Mann begegneten, der im Jahr 1962 vom selben Ort aus einen Fluchtversuch gestartet hatte. Mit einem Kollegen und dem Ruderboot ging es bei Nacht und Nebel aufs Meer hinaus, um die DDR zu verlassen und im Westen eine neue Existenz aufzubauen. Doch das Wetter machte den beiden jungen Männern einen Strich durch die Rechnung: Nach stundenlangem Rudern auf dem Meer landeten sie völlig entkräftet wieder auf Ostdeutschem Boden und wurden von DDRGrenzsoldaten aufgegriffen. Statt BRD gab es Straflager. Dort wurde der Kaffee mit Zusatz serviert, damit der Fluchtwillige später nie Kinder haben könnte, erzählt uns der inzwischen 79-Jährige, lächelt milde und wischt sich eine Träne aus den Augen. Ich denke an unser Land, an die vielen Möglichkeiten der gesellschaftlichen Mitwirkung und politischen Teilhabe. Und ich denke beschämt daran, wie wenig wir das nutzen, weil es uns ja ohnehin gut geht. Was man hat, schätzt man erst, wenn man es nicht mehr hat. Das ist eine Binsenwahrheit, aber sie wird mir an diesem Sommermorgen an der Ostsee wieder bewusst. Ergriffen von der Begegnung mit dem Zeitzeugen verabschiede ich ihn etwas überschwänglich mit einem «Auf die Freiheit!» Er drückt mir sanft die Hand und sagt: «Freiheit ist ein grosses Wort.»