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Olten, 14. Juni 2018 | Nr. 24 | 86. Jahrgang | Auflage 35 001 | Post CH AG
Rhaban Straumann Unterschätzte Gesten
RHABAN STRAUMANN, Schauspieler, Satiriker und Autor. (Bild: Remo Buess)
Doris Schweizer (vorne links) mit ihrem Team Veloconcept Women Anfang Jahr im Trainingscamp. (Bild: Mikkel Groth)
«Ich fokussiere mich auf den Giro Rosa» DORIS SCHWEIZER Am Sonntag, 29. Juli findet der Grand Prix Olten und mit ihm erstmals der Frauen-Cup im Bifangquartier statt. Ein Rennen, das auch im Kalender der Profiradrennfahrerin Doris Schweizer steht. Wir haben mit ihr über ihr schwieriges vergangenes Jahr, Missstände im Radrennsport und ihre Liebe zum Giro Rosa gesprochen. MIRJAM MEIER
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A
uf der Suche nach einem sportlichen Ausgleich fand die damals 17-jährige Hägendörferin verhältnismässig spät zum Radrennsport. Der vierte Rang an der Europameisterschaft im Zeitfahren verschaffte ihr im 2012 den Einstieg ins italienische Profi-Team. Mit dem Unterbrechen ihres Philosophie und Germanistik-Studiums an der Uni Bern setzte die damals 23-Jährige alles auf die Karte ProfiKarriere. Seither konnte Schweizer, die über die Jahre unterschiedlichen Teams in Italien, der Schweiz und Amerika angehörte, zahlreiche Siege und Medaillen von Schweizer-, Europa- und Weltmeisterschaften mit nach Hause nehmen.
Eine herbe Enttäuschung
Mit dem Schweizermeistertitel in Strasse und Einzelfahren in der Tasche endete für Schweizer als Mitglied des amerikanischen Cyclance Pro Cycling-Teams die Saison 2016 höchst erfolgreich, aber gleichzeitig auch enttäuschend. «Trotz der gezeigten Leistung am Giro Rosa und meiner Topform wurde ich vom Schweizer Verband nicht für die Olympischen Spiele 2016 aufgestellt, was für mich eine grosse Enttäuschung war. Schliesslich war eine Teilnahme mein
grosses Ziel», erzählt sie rückblickend und fügt nachdenklich an: «Ich bin einige Einsätze für die Nationalmannschaft nicht gefahren, da es zeit- und kräftemässig schwierig war, das Rennprogramm des Teams und die Einsätze für die Nationalmannschaft unter einen Hut zu bringen». Cyclance Pro Cycling bot der Profi-Fahrerin einen neuen Vertrag an, setzte in der Ausrichtung jedoch nicht auf die von Doris Schweizer bevorzugten Bergrennen. Da ihr eine Rückkehr zum ehemaligen italienischen Team angeboten wurde, lehnte die 27-jährige die Vertragsverlängerung ab. Ende November kam die Nachricht aus Italien, dass eine zusätzliche Fahrerin doch nicht bezahlt werden könne. Auf den letzten Drücker unterschrieb Schweizer schliesslich beim dänischen Veloconcept Women Team einen Vertrag, der sie im Folgejahr auch finanziell unter Druck setzen sollte.
Alles auf Anfang
Mit einer Achillessehnenentzündung begann das 2017 alles andere als rosig. Die Ruhepausen und der Wiederaufbau reichten gerade, um am nächsten Rennen starten zu können, bis die Entzündung wieder da war. Schliesslich folgte am Etappenrennen Emakumeen Bira in Spanien der vollständige Zusammenbruch. Diagnose: Chronische Überlastung. «Rückblickend möchte ich das vergangene Jahr nur noch vergessen», erzählt die zierliche junge Frau und fügt an: «Andererseits zeigt mein Beispiel auf, wie der Profi-Radsport funktioniert. Ich fuhr ständig über dem Limit.» Im Nachhinein sei sie wütend über die Gleichgültigkeit, auch vonseiten des Teams, das ihre Beschwerden, solange nicht ernst genommen hatte, bis es zu spät war. Zudem stiegen nach einer erfolgreichen Saison wie derjenigen im 2016 die Erwartungen von aussen und auch die eigenen Ansprüche. «Es war zu diesem Zeitpunkt für mich sehr wichtig, einen Schlussstrich zu ziehen und mich vom Radsport zu distanzieren», betont die 29-jährige Profiradrennfahrerin.
Ein Übergangsjahr
Seit 2018, das sie als Übergangsjahr bezeichnet, nimmt Doris Schweizer wieder an Rennen insbesondere mit ihrem Team im Ausland teil. Sie hat für ein weiteres Jahr beim dänischen Veloconcept Women Team unterschrieben. «In der Zwischenzeit wurde das gesamte Management ausgewechselt, weshalb das Klima heute deutlich besser ist», erklärt die 29-Jährige. Ganz fit und belastbar sei sie noch nicht. Es sei denn auch schwierig zu sagen, ob sie wieder zu alten Leistungen zurückfinden werde. «Ich habe gelernt effizienter, also am Limit aber nicht darüber zu trainieren, damit auch die Erholungszeit ihren Platz hat», so Schweizer, die seit letztem Jahr halbtags im Logistikbereich arbeitet. «Meine Faszination für den Radsport ist ungebrochen. Den Profisport allerdings betrachte ich heute mit anderen Augen. Nach so vielen Stürzen bin ich vorsichtiger geworden, ausserdem konzentriere ich mich nur noch auf Personen, mit welchen ich gerne zusammenarbeiten möchte.» Rückblickend würde sie vieles gleich machen, aber sich auf jeden Fall früher Hilfe suchen. Doch gerade das sei im Profi-Sport schwierig. Deshalb setzt sich Schweizer für die «Cyclist Alliance» ein, die erfahrene Fahrerinnen mit jüngeren zusammenbringen soll. «Es geht darum, dass diese eine Ansprechperson haben», so Schweizer und rät, sich frühzeitig Gedanken über eine Zukunft neben dem Radsport zu machen. «Ich habe das nicht getan und stand im vergangenen Jahr plötzlich vor dem Nichts.» Inzwischen hat die 29-Jährige ihre Gedanken geordnet und ihre Erfolge Revue passieren lassen. «Ich habe viel erreicht und gelernt, es gelassener anzugehen. In diesem sowie im nächsten Jahr liegt mein Fokus auf meinem Lieblingsrennen, dem Giro Rosa, das im Juli stattfindet. Daneben könnte ich mir vorstellen, mit einem Studium eine Trainerlaufbahn einzuschlagen», so Schweizer.
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J
e besser es Mensch geht, desto grösser die Gefahr, dass kleine Dinge untergehen. Das soll keinesfalls verallgemeinernd gemeint sein; es lässt sich ganz allgemein so erleben. Unter Prämisse dieser nicht für die Allgemeinheit gültigen Gemeinheit, geht es der unsrigen Stadtverwaltung wahrlich gut. Was wiederum angesichts des bedrohlich ausgeübten Spardrucks widersprüchlich anmutet. Dennoch – ohne die gute Arbeit vieler Angestellten mindern zu wollen – es mangelt an oft entscheidenden, stets unbezahlbaren kleinen Gesten. Zu beobachten zum Beispiel am Wochenmarkt auf der Oltner Kirchgasse. Viel Gitter und mächtige Tribünen für einen sandigen Volleyball-Event beanspruchen viel Raum. Der Markt hingegen scheint auf eine nicht einladende Grösse geschrumpft zu sein. Was nicht stimmt. Eine Vielzahl an Marktständen musste auf den Munzingerplatz weichen. Möchte nicht wissen, wie viel Kundschaft unerledigter Einkäufe und/oder ohne legendären Kaffee von dannen zog. Gemessen an der Irritation während meiner Anwesenheit müssten es Unzählige gewesen sein. Weil ersichtlich war nicht, dass viel Markt sich hinter den Museen versteckte. Zu viel Zaun und Baustelle. Zu wenig Information. Ist keine Katastrophe. Genauso wenig ist es Zeichen des Respekts für den Markt. Ein Plakat wäre schon eine schöne und vor allem wirkungsvolle Geste. Müsste auch nicht von langer Hand vorbereitet werden. Das bedarf keiner Studie. Kommunikation kann günstig sein ohne billig zu wirken. Mich dünkt, es sind genau diese Gesten von Seiten Stadthaus, die aktuell gehäuft fehlen. Menschliche Zeichen, die sich angesichts einengender Sparmassnahmen als umso wertvoller erweisen würden.