Stadtanzeiger Olten Ausgabe 11 (15. März 2018)

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Olten, 15. März 2018 | Nr. 11 | 86. Jahrgang | Auflage 35 001 | Post CH AG

Irène Dietschi Halbe-halbe

IRÈNE DIETSCHI, Journalistin.

M Sowohl die Nachwuchsläuferinnen (v.l.) Greta Ponzio, Laura Baumann und Sina Salzmann als auch ältere Mitglieder des Eislaufclubs Olten werden an der Eisgala 2018 vom kommenden Samstag, 17. März ihr Können präsentieren. (Bild: S. Furter / Archiv)

«Eiskunstlauf ist eine der härtesten Sportarten» EISGALA 2018 Unter dem Motto «Legends» präsentieren an der Eisgala vom Samstag, 17. März wieder Klein und Gross vom Eislaufclub Olten ihre Pirouetten und Sprünge. Trainerin Karin Brunner schaute vorab auf 39 Jahre im Kleinholz zurück. VIVIANE WEBER

B

ei der Trainerin Katharina Brunner passt das diesjährige Eisgala-Motto «Legends» perfekt. Denn auch sie stellt in der Eishalle Kleinholz mittlerweile eine Legende dar. Seit 39 Jahren trainiert die gebürtige Baslerin die Eiskunstläuferinnen und -läufer aus der Region und konnte die Veränderung des Sportes hautnah miterleben.

Aus Minimum Maximum herausholen

Besonders die Anzahl der Stunden auf dem Oltner Eis hätten sich während ihrer Tätigkeit drastisch reduziert. «In den 90er-Jahren trainierten meine Läuferinnen bis zu 18 Stunden. Heute kann sich der Club eine so grosse Anzahl an Zeit auf dem Eis rein finanziell nicht mehr leisten», so Brunner. Sowieso seien die verfügbaren Stunden für den Eislaufclub Olten begrenzt. «Wir können jeweils über den Mittag und Donnerstag- sowie Freitagabend im Kleinholz trainieren», erklärt sie. Früher hätten ihre jungen Schützlinge die Mittagpause rege für das Training genutzt, mittlerweile stellt sich dies schwieriger dar. «Viele Schülerinnen haben nunmehr knapp eine Dreiviertelstunde Schulpause über den Mittag - für ein intensives Training viel zu wenig.» Die Zu-

sammenarbeit mit den Schulen sei deshalb etwas schwieriger geworden. «Die Kantonsschule hilft zwar gut mit, dennoch sind für die Nachwuchsläuferinnen maximal zehn Stunden pro Woche auf dem Eis möglich.» Dies entspreche einem Minimalpensum im Leistungssport. «Wir müssen quasi aus einem Minimum das Maximum herausholen.»

Vielversprechender Nachwuchs

eine Sache trotz allem nie verändert. «Wer im Eiskunstlauf erfolgreich sein will, muss sich quälen, Disziplin zeigen und durchbeissen», so die langjährige Trainerin. Doch woher nehmen die Sportlerinnen ihre Motivation? «Die Sportart ist eben nicht nur eine der härtesten, sondern auch der schönsten», meint Katharina Brunner und zählt auf: «Die Symbiose zwischen Athletik, Eleganz und musikalischem Gespür ist einmalig.» Nur die wenigsten Läuferinnen würden die optimale Mischung aus all diesen Elementen mitbringen.

In den 90er-Jahren sei die Ausgangslage in dieser Hinsicht noch anders gewesen. Mit Läuferinnen wie Janine Bur, die 1995 Schweizer Meisterin wurde und gar an der Europa- Eisgala mit Gastläufer Naoki Rossi meisterschaft in Dortmund teilnehAm Samstag, 17. März stellen über men durfte, erreichte Brunner ihre 60 Läuferinnen und gar ein 65-jähribislang grössten Erfolge als Trainerin. ger Läufer des ELC Olten ihr Können Doch auch die Läuferinnen unter Beweis. «Die traditionelle EisgaSandra Kistler oder Vera Achana la ist das Jahreshighlight für Gross begleitete Kathaund Klein», so rina Brunner bis Brunner. Am Anzu den nationalass unter dem len Goldtests. Motto «Legends» «Damals war ich werden Einzelnoch stärker auf und Gruppenden Spitzensport nummen zu Hits fokussiert. In dievon Céline Dion, ser Hinsicht bin Michael Jackson, ich ruhiger geQueen oder Bon worden. Ich unJovi gezeigt. «Da terstütze auch unser geplanter Plauschoder Gastläufer Lukas «Eiskunstläuferinnen lernen, Britschgi Erwachsenenläuverletsich durchzubeissen.» ferinnen», meint zungs-bedingt KATHARINA BRUNNER, TRAINERIN EISLAUFCLUB OLTEN Brunner lächelnd. ausfällt, konnten Bei «Plausch» ist wir den zehnjähein Trainingspensum von zwei bis rigen Zürcher Naoki Rossi für unsere viermal in der Woche gemeint - also Show gewinnen», so Brunner begeistrotz allem ein ordentlicher Zeitauf- tert. Rossi ist amtierender Schweizer wand. Im aktuellen Nachwuchs Meister der Nachwuchskategorie und schlummere dennoch Potenzial für wird als Nachwuchshoffnung gehanden nationalen Leistungssport. delt. «Generell trainiere ich momentan ein EISGALA 2018 gutes Läuferinnenteam.» Eishalle Kleinholz Sa, 17. März, 18.30 Uhr

Harte Lebensschule

In all ihren Trainerjahren habe sich

www.eislaufclubolten.ch

ein Gatte und ich sitzen spätabends vor dem Fernseher und staunen. «Das sind ja die 90 Jahre!», kommentiert mein Gatte, «die haben wohl unterm Stein gelebt.» Es ist eine Talkshow, die wir am Bildschirm verfolgen. Gast ist der ehemalige Diplomat und Noch-Nationalrat Tim Guldimann. Guldimann, der in Berlin lebt, gibt nach nur zweieinhalb Jahren sein NR-Mandat ab – er habe zu wenig Zeit für seine Familie. «Wie ist es denn», fragt der Talkmaster, «wenn man seine Zeit zwischen politischer Karriere und der Familienarbeit aufteilen muss?» Mein Gatte schüttelt den Kopf. «Der Mann will sich um seine Töchter kümmern – was ist daran so Besonderes?» Das Besondere ist, dass der 67-jährige Guldimann und seine Frau ein partnerschaftliches Familienmodell praktizieren. Die Eheleute teilen sich Berufsund Familien- bzw. Hausarbeit halbe-halbe. Paare mit egalitärer Rollenteilung sind in der Schweiz eine Minderheit – doch das Modell findet immer mehr Zuspruch. Und: Es ist ein Erfolgsmodell. So das Fazit der Sozialforscherin Margret Bürgisser, die eine Langzeitstudie über «Rollenteilungspioniere» verfasst hat. Bürgisser sagt: «Die Paarbeziehungen sind stabil, die Karrierechancen intakt, und beide Partner sind in diesem Modell zufrieden.» Mein Gatte und ich können die Ergebnisse aus eigener Erfahrung bestätigen: Auch wir haben alle Aufgaben immer gleich aufgeteilt. Allerdings zeigt Bürgissers Studie auch, dass die Schweiz zu wenig tut für eine vereinbarkeitsfreundliche Familienpolitik. Es bräuchte etwa günstigere Kitaplätze oder eine Elternzeit nach europäischem Modell, findet die Forscherin. So gesehen, ist es vielleicht doch schade, dass Familienpolitiker Guldimann den Bettel hinschmeisst.


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