Stadtanzeiger Olten Ausgabe 9 (1. März 2018)

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Olten, 1. März 2018 | Nr. 9 | 86. Jahrgang | Auflage 35 001 | Post CH AG

Daniel Kissling Wintergäste, häufig

DANIEL KISSLING, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

O Andreas Wyss im heimischen Studio freut sich, mit «Stiller Has» am kommenden Samstag auf der Bühne zu stehen. (Bild: mim)

«Die Musiker sollten sich nicht beklagen» STILLER HAS Am Samstag, 3. März steht Endo Anaconda mit «seinen Hasen» auf der Oltner Schützi-Bühne. Wir haben mit dem jüngsten Mitglied, dem Oltner Musiker Andreas Wyss, über sein Jahr mit «Onkel Endo», sein Studium und seine Meinung, dass Musiker ihr Schicksal selbst in der Hand haben, gesprochen. MIRJAM MEIER

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or einem Jahr hat Endo Anaconda sowohl sein Album «Endosaurusrex» als auch seine neuen Bandmitglieder präsentiert. Dazu zählen Andi Pupato, Boris Klecic sowie der Oltner Andreas Wyss und dessen Vater Roman Wyss. Mit Letzterem war der Wort-Poet aus dem Emmental, über den gemunkelt wird, dass er bald in die Region umzieht, bereits vor seiner Tournee im Duo unterwegs.

Isst keine Schoggiosterhasen mehr

Der 19-jährige Andreas Wyss ist mit Abstand der Jüngste in der «HasenFormation», was ihn jedoch nicht sonderlich beeindruckt. Auf die Frage, inwiefern das Tourneejahr mit «Stiller Has» und Auftritten in der Schweiz und im nahen Ausland sein Leben verändert habe, meint er spitzbübisch: «Ich esse kein «Küngel» und auch keine Schoggiosterhasen mehr.» Fügt dann aber ernst an: «Es ist schön, mit «Stiller Has» auf den Bühnen im In- und Ausland stehen zu dürfen, trotzdem hat sich mein Leben deshalb kaum verändert.» Ihm bereite jedoch die Zusammenarbeit mit Endo, der ihn fördere und genau wisse, was das Publikum möchte, grossen

Spass. «Ich lerne viel von «Onkel Endo», zudem ist es spannend zu sehen, wie das Publikum in der ersten Reihe an seinen Lippen hängt», so Wyss, der seinen Chef als grosszügig sowie gutherzig bezeichnet. «Wenn man ihn versteht und weiss, wie er denkt, funktioniert alles bestens.» Bereits von Kindesbeinen an sind die unterschiedlichsten Musikgrössen im Hause Wyss ein- und ausgegangen, was vielleicht dessen Unaufgeregtheit im Bezug auf berühmte Personen erklärt.

Jeder Musiker entscheidet selbst

Nach einem zweijährigen Vorstudium an der «Ecole de Jazz et de Musique Actuelle» in Lausanne studiert Wyss seit eineinhalb Jahren in der Popabteilung der Zürcher Hochschule der Künste. Bereits mit drei Jahren hat er begonnen das Schlagzeug zu spielen. «Da das Instrument jedoch nicht melodisch ist, fasste ich Cello-Unterricht ins Auge. Im Glauben, es handle sich um das favorisierte Instrument, hatte ich dann aber einen winzigen Kontrabass in den Händen.» So kam es, dass Wyss zuerst den Kontra- und dann den E-Bass spielte. Die Liebe zum Rhythmusinstrument halte sich jedoch in Grenzen. In erster Linie bezeichnet sich Wyss nicht als Bassist, sondern als Musiker. Schliesslich spielt er noch Klavier sowie Schlagzeug. Ein Bühnenmensch ist er aber nicht. «Ich lege mehr Wert auf ein korrektes Spiel, als auf grosse Showeinlagen.» Sowieso hat der Oltner Musikstudent eine nüchterne Meinung über die Musikbranche. «Sie befindet sich seit längerem im Umbruch, weshalb es bei den zunehmend schwindenden CD-Verkäufen wichtig ist, neue Ideen zu entwickeln. Ich finde es falsch, dass die Branche jammert. Jeder Musiker entscheidet selbst darüber, in welcher Sparte er Musik machen möchte. Somit ist er auch selbst verantwortlich, ob sein eingeschlagener Weg rentabel ist oder eben nicht.»

Vergleiche mit dem Vater nerven

Wie seine berufliche Zukunft aussehen wird, weiss der 19-Jährige noch nicht. Es gebe die Möglichkeit, das Masterstudium anzuhängen, um später unterrichten zu können. Eher sehe er sich im Moment jedoch im Hintergrund als Produzent oder Mitarbeiter bei einer Plattenfirma. «Ich finde es entspannend, alleine und kreativ im Studio zu arbeiten», so der Student, der den britischen Musikproduzenten Trevor Horn als sein grosses Vorbild bezeichnet. Neben der Musik lese er viel und interessiere sich für geschichtliche und weltpolitische Themen, weshalb er sich auch vorstellen könnte, ein Geschichtsstudium anzuhängen. Für die Zukunftsgedanken bleibt dem 19-Jährigen noch etwas Zeit. Nun steht erstmals der Auftritt auf der Schützi-Bühne am Samstag, 3. März bevor. «Ich freue mich auf das Heimspiel, doch hoffe ich nicht wieder den Satz «ganz der Papa» hören zu müssen, das nervt!» Dies sei denn auch der einzige Aspekt bei «Stiller Has», den er nicht möge. Der ewige Vergleich mit dem Vater. «Meine Eltern haben mich in allem unterstützt, was ich machen wollte. Den eingeschlagenen Weg jedoch, den musste ich selbst gehen», betont Andreas Wyss.

TICKETVERLOSUNG

«Stiller Has»

Der Stadtanzeiger verlost 3x2 Stehplatztickets für das Konzert von «Stiller Has» am Samstag, 3. März in der Schützi in Olten. Senden Sie bis Freitag, 2. März um 17 Uhr eine E-Mail mit dem Betreff «Stiller Has» und Ihrer vollständigen Adresse an: redaktion@stadtanzeiger-olten.ch Wir wünschen Ihnen viel Glück!

lten ist nicht gerade bekannt für seinen Winter-Tourismus. Es ist oft grau, schneit selten und wenn, dann ist der Schnee bald so grau und ungastlich wie der Himmel darüber. Auch meine italienischen Gäste kamen letzte Woche nicht der Stadt wegen zu Besuch, sondern weil sie ein Konzert in Zürich gespielt, dort aber kein Bett hatten. Also übernachteten die drei Römer bei mir und als wir am Sonntag Nachmittag der Aare lang Richtung Bahnhof spazierten, mussten sie lachen, lachten über ein Wort, das gross an der Fassade prangte: «lungomare». Entlang des Meeres heisse das, aber wo sei da bitte ein Meer? Der Fluss sei ja ganz schön, schöner als der Tiber, diese ewige Schlammlawine, aber... Ich verteidigte den Umstand, erzählte vom Restaurant und dessen Speisekarte. Und dass wir Schweizer uns halt doch sehnen würden nach Strand, Küste und unendlichem Horizont. Wenigstens fliesse die Aare in den Rhein und dieser ins Meer. Und: Bei uns gibt es Möwen. Kamen die Möwen immer schon nach Olten? Mag sein. Aufgefallen sind sie mir erst vor ein paar Jahren. Wie sie nervös vor meinem Wohnzimmerfenster herumflattern. Wie sie in gekonnter Flugstaffel über der Aare kreisen, um sich dann auf ein von Menschen unerkanntes Kommando auf der Alten Brücke niederzulassen. Wie sie einfach so dasitzen, im kalten Wasser und die Bezeichnung «Strandbad» für die Badi ein bisschen weniger übertrieben wirken lassen. Als ich meine italienischen Freunde verabschiedet hatte, hielt ich auf dem Heimweg bei der verwitterten Info-Tafel gleich neben der Wildsau. «Tiere des Aareraums» stand drauf und unter Nummer 6 auf der Liste: «Lachmöwe. Wintergäste, häufig.»


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