BWgung 03/2025

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Magazin der Siebenten-Tags-Adventisten in Baden-Württemberg

28 Wenn Gott schweigt – Die tiefere Wahrheit hinter dem Gebet  6 Ein letzter Atemzug und die Frage, die danach bleibt

Leben mit Kind mit Behinderung „HollandItalien“statt 08

35 Prophetie, Politik und die Frage nach der Bedeutung

Großprojekte in der BWV 2025

Auch im Jahr 2025 sind wieder einige Projekte in unserer Vereinigung (BWV) geplant, die dank eurer Spenden überhaupt erst möglich geworden sind. Wir sind Gott und euch von ganzem Herzen dankbar für eure bisherige finanzielle Unterstützung und wollen euch an dieser Stelle Anteil nehmen lassen, was an Projekten aktuell in der BWV geplant ist, welche Ressourcen diesbezüglich bis Ende Mai 2025 schon vorhanden sind und welche noch benötigt werden. Anbei findet ihr dazu einen kurzen Überblick. Wir danken euch auch für eure Fürbitte, damit die Projekte zum Segen für andere Menschen werden können. Wer uns hier weiter unterstützen möchte, kann dies gerne tun. Bitte gebt bei euren Überweisungen im Feld „Verwendungszweck“ das entsprechende Projekt an, damit wir die Spenden auch richtig zuordnen können. Vielen Dank!

Helge Külls (Finanzvorstand der BWV)

3,2 Mio €

3,5 Mio € 2024/25

Schulprojekt Landshausen (Kauf & Renovierung eines neuen Schulgebäudes)

Status: Der Umbau läuft weiter in vollen Touren. Fertigstellung ist zum Herbst 2025 geplant.

Offene Finanzierung der BWV: 300.000 € in 2025

Status: Es werden Spenden gesammelt; Umsetzungstermin ist noch offen, da von Finanzierung abhängig.

Offene Finanzierung der BWV: 2.395.000 €

105.000 €

2,5 Mio €

Schulprojekt Murrhardt (Erweiterung Schul- und Fachräume)

Missionsprojekt Bolivien

Status: Es ist dieses Jahr geplant, ein Einflusszentrum in Santa Cruz zu gründen. Dafür müssen neue Räumlichkeiten angemietet und Personal bezahlt werden. Offene Finanzierung der BWV: 9.000 € in 2025

Youth in Mission Congress

Status: Das Spendenziel für den YIMC 2025 wurde leicht übertroffen.

Offene Finanzierung der BWV: 0 € in 2025 Kindergärten

Umbau-, Renovierungs- und Einrichtungskosten für 2 Neugründungen in 2025

Status: Es sind Zusatzkosten für einen Kita-Rundwagen in Höhe von 18.000 EUR zur ursprünglichen Planung entstanden, da der Hersteller leider Insolvenz angemeldet hat.

Offene Finanzierung der BWV: 178.000 € in 2025

Josia Missionsschule Schulbetrieb in Isny

Status: Ein Großteil der Personalkosten sind für 2025 noch nicht gedeckt.

Offene Finanzierung der BWV: 118.000 € in 2025

172.000 €

290.000 € 2025

Summe: 3.000.000 € offene Finanzierungen der BWV (von 8.530.000 €), davon betreffen 605.000 € Projekte in 2025

Spenden an: Freikirche der STA in BW KdöR; Volksbank Stuttgart eG; IBAN DE79 6009 0100 0227 3910 12; BIC VOBADESSXXX; Verwendungszweck: Projekt ...

02 Großprojekte in der BWV 2025

Ein Einblick in den Finanzierungsstatus

04 Aus der Vereinigung

Youth in Mission Congress – Mehr als ein Event /

Mit Gott mental stark durchs Leben – CARE25

06 Gedanken tanken

Ein letzter Atemzug und die Frage, die danach bleibt

08 Coverstory

„Holland statt Italien“

16 Mission

Mit Freunden die Bibel lesen

19 Ghana – in Gottes Mission

Berühren und selbst berührt werden

22 Familie, Bildung und Soziales Wähle dein „Schwer“!

24 Gesundheit

Die Kraft

26 Kinderzeit

Die schwere Last

28 Gesprächspartner nicht erreichbar ...

Wenn Gott schweigt – Die tiefere Wahrheit hinter dem Gebet

35 Ein amerikanischer Papst Prophetie, Politik und die Frage nach der Bedeutung

40 So kam ich zur Gemeinde

Barbara Devantier

42 Bibel und Glaube

Jesus erklärte alle Speisen für rein –oder doch nicht?

44 Rückblick

Aus den Gemeinden

48 Ausblick Kommende Veranstaltungen auf einen Blick

50 Buchtipp: Mein Leben, ein Gebet Einmal Nonne und zurück

Aus der Vereinigung

Youth in Mission Congress –Mehr als ein Event

„Und? was machst du an Ostern?“ – Diese Frage ist für viele Jugendliche in Baden-Württemberg und weit darüber hinaus leicht zu beantworten. Die einen fahren zum OLaF (Osterlager der Pfadfinder in Friedensau), die anderen zum YiMC (Youth in Mission Congress). Und egal, für welches Event sie sich entscheiden – sie haben eine gute Wahl getroffen.

Doch für viele der rund 1.500 Teilnehmer ist der YiMC weit mehr als nur ein Kongress zum Zuhören und Konsumieren. Sie packen mit an, helfen, organisieren und investieren unzählige Stunden ihrer Zeit vor und während des Kongresses. Wer einmal hinter die Kulissen blickt, erkennt schnell: Es ist jedes Jahr aufs Neue ein kleines Wunder, dass dieser Kongress funktioniert. Würde man die Arbeitsstunden der hunderten Volunteers, Mitarbeiter und Mitglieder des Arbeitskreises finanziell bewerten, wären die Kosten so hoch, dass der YiMC praktisch kaum realisierbar wäre. Doch genau das macht diesen Kongress so besonders – er lebt von der Hingabe und Leidenschaft der Menschen, die ihn tragen.

Links: Ty Gibson beim Gebet nach dem Taufaufruf.

Rechts oben: YiMC-Arbeitskreis und Organisationsteam 2025. Unten: „Fütterung“ – fleißige Helfer mit der Sabbatüberraschung für die YiMC-Teilnehmer.

Natürlich gibt es auch die Momente, in denen man sich selbst als Leiter fragt: „Warum tue ich mir das eigentlich an?“ Nachts kaum fünf Stunden Schlaf, tagsüber durchpowern, unzählige Herausforderungen meistern – doch dann begegnen uns diese entscheidenden YiM-Momente, die alle Anstrengungen wettmachen: Junge Menschen, die inspiriert werden, Begegnungen, die Leben verändern, Entscheidungen, die eine Ewigkeit bedeuten. Mein Moment beim diesjährigen Kongress war der Augenblick, als alle, die sich für die Taufe entschieden hatten, den Saal verlassen sollten, um sich mit Ty Gibson am Taufbecken für ein Nachgespräch zu treffen. In diesem Moment gingen 98 Jugendliche an mir vorbei! Es war eine unbeschreibliche Erfahrung, all diese freudigen Gesichter zu sehen, die von Gottes Geist berührt worden waren. Solche Entscheidungen sind der wahre Herzschlag des YiMC – und sie zeigen, wie wichtig dieser Kongress ist.

Neben dem geistlichen Wachstum gibt es aber auch praktische Herausforderungen. Eine davon: die Verpflegung der riesigen Teilnehmerzahl. Jedes Jahr schafft es das engagierte Küchenteam aufs Neue, die hungrige Menge mit gesunden und abwechslungsreichen Mahlzeiten zu versorgen. Doch gerade in den Bereichen Küche, Security und Sauberkeit fehlen uns regelmäßig helfende Hände. Wer also nicht nur teilnehmen, sondern aktiv mitgestalten möchte, ist herzlich eingeladen, sich als Volunteer einzubringen – denn der YiMC ist nicht nur ein Event, sondern ein gemeinsames Erlebnis, das durch jede helfende Hand noch wertvoller wird. Also, was machst DU nächstes Jahr an Ostern?

Sebastian Wulff, Abteilungsleiter Adventjugend BWV

Mit Gott mental stark durchs Leben –CARE25

In einer Welt, die zunehmend von Ängsten und Unsicherheit geprägt ist, gewinnt das Thema mentale Gesundheit immer mehr an Bedeutung. Um diesem wichtigen Anliegen Raum zu geben, steht CARE25 – die KleingruppenEvangelisation – in diesem Jahr unter dem Motto: Mit Gott mental stark durchs Leben.

In zwölf Themen werden wöchentlich seit dem 11. März unterschiedliche Facetten von mentaler Gesundheit beleuchtet. Ein typischer CARE-Abend beginnt mit einem unkomplizierten gemeinsamen Abendessen. Danach folgt per Video ein kurzer spannender Impuls von Fachleuten zum Thema des Abends. Anschließend tauscht man sich über einen Bibelabschnitt aus, der weitere Gedankenanstöße zum Thema aufwirft. Das Ziel dabei ist es, zu entdecken, welche Antworten Gottes Wort auf die Fragen des Lebens hat und wie eine christliche Sichtweise uns nachhaltig unterstützen kann, mentale Gesundheit zu erleben.

In diesem Jahr haben sich über 90 Gruppen für CARE angemeldet! 43 aus Baden-Württemberg, 28 aus Österreich, 18 aus anderen deutschen Bundesländern, 3 aus der Schweiz und je eine aus Portugal, Lettland und Ungarn. Im Durchschnitt besteht eine Caregroup aus sieben Personen, darunter idealerweise zwei Gäste. Insgesamt nehmen also ca. 630 Personen teil – sie erleben Gemeinschaft, tauschen sich aus, lernen Gott und sein Wort besser kennen, vertiefen ihr Wissen über mentale

Mentale Stärke ist die Fähigkeit, unter hoher physischer und psychischer Belastung dennoch kontrolliert und zielorientiert zu handeln. Sie basiert auf persönlichen Überzeugungen, Einstellungen und Überlegungen.

Gesundheit und kümmern sich umeinander. Teil davon sind auch ca. 180 Menschen, die von ihren Freunden oder Bekannten eingeladen wurden und so die Möglichkeit erhalten, den Segen einer solchen Gruppe wieder neu oder zum ersten Mal zu erfahren.

Was für eine Freude wäre es, wenn im kommenden Jahr bei CARE26 sogar 200 oder mehr Gruppen teilnehmen! Wir haben die große Hoffnung, dass eine CaregroupBewegung entsteht, in der viele Menschen aus unseren Gemeinden Gottes Ruf hören und sich mit Jesus erneut der schönsten und bedeutsamsten Aufgabe widmen: „Zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lk 19,10).

Ein wertvoller Tipp: Alle Materialien der vergangenen CARE-Evangelisationen stehen weiterhin zur Verfügung. Niemand muss daher auf CARE26 warten, um eine eigene Caregroup ins Leben zu rufen. Die Impulsvideos zu den Bibelabschnitten sind auf unserem YouTube-Kanal abrufbar: www.youtube.com/@Juengerschaft. Teilnehmerhefte können auf www.bw-gemeindeaufbau.de heruntergeladen oder kostenlos bei der Baden-Württembergischen Vereinigung bestellt werden. Einfach eine E-Mail an gemeindeaufbau.bw@adventisten.de schreiben. Lass dich inspirieren und werde Teil dieser Bewegung!

Thomas Knirr, Abteilungsleiter Gemeindeaufbau & Evangelisation

Gedanken tanken

Ein letzter Atemzug und die Frage, die danach bleibt

„Bitte beeilen Sie sich! Ich glaube, er hört bald auf zu atmen!“ Mit diesen Worten beendete ich das Telefonat mit der Notrufzentrale. Sekunden zuvor hatte der ältere Mann keuchend nach Luft gerungen – jetzt lag er reglos da, seine Lippen bläulich verfärbt, die Hände kalt. Dabei hatte alles so harmlos angefangen: ein gewöhnlicher Nachmittag, Regen, der leicht auf meine Haut tropfte, das Lachen meiner Kinder auf dem Weg vom Geigenunterricht nach Hause. Doch dann sah ich ihn, einen älteren Herrn, der zusammengesackt nach Luft rang. Eilends lief ich zu ihm hinüber und rief den Kindern noch zu: „Bleibt bitte hier stehen!“ Der Mann lag zusammengekauert auf dem nassen Boden, sein Gesicht blau angelaufen, die Augen geschlossen. Ich kniete neben ihm und versuchte, ihn anzusprechen: „Hören Sie mich?“ Keine Reaktion. Sein Puls war kaum noch zu spüren, ein schwaches, unregelmäßiges Flattern. Plötzlich stockte sein Atem. Ein langes, qualvolles Schweigen. Dann wieder ein keuchendes Luftholen. Ich griff nach dem Handy, um die Notrufnummer zu wählen. Nachdem ich dem Mitarbeiter in der Leitstelle die Situation erklärt hatte, bat ich um schnelle Hilfe, bevor ich wieder auf mich allein gestellt war. Wie sehr wünschte ich mir in diesem Moment, dass diese Situation nicht real und der Mann gesund bei seinen Lieben wäre! Wie sehr wünschte ich mir, dass sich seine Atmung wieder stabilisierte und dass der Rettungsdienst ihn doch bald ins Krankenhaus bringen würde, wo ihm weitergeholfen werden könnte! Doch leider kam alles anders – es blieb bei Wünschen. Nur wenige Minuten nach dem Telefonat setzte seine Atmung aus.

Mein Herz schlug schneller. Ich begann mit der Herzdruckmassage, während der Regen mir in den Nacken lief. Immer wieder blickte ich zur Straße: keine Sirene, keine Hilfe, nur meine Kinder, die sich aneinanderdrängten und sorgenvoll zu mir herübersahen. „Bitte, bitte, atme noch einmal“, flüsterte ich, während meine Hände auf seinen Brustkorb drückten. Doch sein Körper reagierte nicht mehr. Dann hörte ich endlich die näherkommenden Sirenen. Innerhalb von Sekunden übernahmen die

Rettungssanitäter. Volle zehn Minuten kämpften sie um sein Leben. Dann wurde es still, und der Wagen fuhr langsam ab, ohne Blaulicht. Die Polizei nahm meine Aussage auf, aber meine Gedanken kreisten nur um eine Frage: Hätte man für diesen Menschen noch mehr tun können?

Zu Hause konnte ich das Geschehene mit meinen Kindern aufarbeiten, doch diese Frage beschäftigte mich auch später noch. Während ich immer wieder darüber nachdachte, kam mir ein Gedanke: Geht es in der ganzen Erlösungsgeschichte nicht um genau diesen Punkt?

Schließlich stellen sich viele auch die Frage: „Hätte Gott für den Menschen noch mehr tun können?“ Manche stellen sie ratlos, andere anklagend, doch es wird der Tag kommen, an dem diese Frage ein letztes Mal das ganze Universum beschäftigen wird. Aber anders als ich an jenem regnerischen Tag wird niemand mit dieser nagenden Frage zurückgelassen. Wie in einer Panoramaschau werden alle den Ablauf des Erlösungsplans sehen. Dann wird es keine Unsicherheit oder Unwissenheit mehr geben. Dann wird niemand mehr im ganzen Universum sein, weder auf den ungefallenen Welten noch hier auf der gefallenen Erde, der behaupten könnte, dass Gott mehr für die Rettung des Menschen hätte tun können, als er tatsächlich getan hat (Ellen White, YI 17 Okt 1895). Die noch bessere Nachricht ist: Ich muss nicht erst auf jenen Tag warten, um eine Antwort zu finden. Solange ich atme, kann ich jederzeit im Wort Gottes danach suchen – und die einzige Person entdecken, die mich wirklich rettet. Selbst dann, wenn auf dieser Welt eines Tages mein letzter Atemzug kommt.

Eugen Hartwich ist Präsident der Freikirche der SiebentenTags-Adventisten in BadenWürttemberg.

„Bitte, bitte, atme noch einmal“, flüsterte ich, während meine Hände auf seinen Brustkorb drückten. Doch sein Körper reagierte nicht mehr.

Leben mit Kind mit Behinderung

„Holland statt Italien“

Ein kleines Wunder, von Gott erschaffen, macht sich auf den Weg – doch die Diagnose „Trisomie 21“ überschattet plötzlich die immense Vorfreude. Rabea und Christopher Kramp entschieden sich während der Schwangerschaft FÜR Leben und eine besondere Reise mit ihrem Titus. Das Leben läuft nicht immer nach Plan, aber es gibt eine andauernde Einladung, nicht die Hoffnung zu verlieren und mit Freude jedem neuen Tag zu begegnen!

Unverhoffte Neuigkeiten

Die Stimme der Stewardess aus dem Lautsprecher sagt: „Willkommen in Holland!“– „Holland?!? Was meinen Sie mit Holland? Ich habe eine Reise nach Italien gebucht! Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, nach Italien zu fahren!“ … – nein, buchstäblich haben wir einen solchen Schreckmoment im Flugzeug nie erlebt, und doch ist er unsere Erfahrung. Er illustriert den Moment, als sich unser Leben völlig auf den Kopf stellte.

Anfang Juli 2021 erhielten wir die Diagnose, dass unser noch ungeborenes Baby Trisomie 21 (Down-Syndrom) hat. Diese Nachricht traf uns wie ein Schlag. Einige Jahre hatten wir bereits für ein Kind gebetet und waren überglücklich über den positiven Schwangerschaftstest gewesen. Einige Wochen später, etwa in der Mitte der Schwangerschaft, haben wir dann diese Geschichte gelesen, die uns emotional „abgeholt“ hat. „Holland statt Italien“ beschreibt auf einzigartige Weise, wie Eltern sich fühlen, die ein Kind mit Behinderung erwarten bzw. bekommen haben.

Die Geschichte geht wie folgt ... „Wenn man ein Baby erwartet, ist es, als würde man eine wundervolle Reise nach Italien planen. Man deckt sich mit Reiseprospekten und Büchern über Italien ein und macht sich großartige Pläne: das Kolosseum, Michelangelos David, eine Gondelfahrt in Venedig. Man lernt vielleicht noch ein paar nützliche „Brocken“ Italienisch. Es ist alles so aufregend. Nach Monaten ungeduldiger Erwartung kommt endlich der langersehnte Tag. Man packt die Koffer, und es geht los. Einige Stunden später landet das Flugzeug. Die Stimme der Stewardess aus dem Lautsprecher sagt: „Willkommen in Holland!“ „Holland?!? Was meinen Sie mit Holland? Ich habe eine Reise nach Italien gebucht! Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, nach Italien zu fahren!“ Aber der Flugplan wurde geändert. Du bist in Holland gelandet, und da musst du jetzt bleiben. Wichtig ist, dass du nicht in ein schreckliches, dreckiges, von Hunger, Seuchen und Krankheiten

geplagtes Land gebracht worden bist. Es ist nur anders. Also musst du losziehen und neue Reiseführer besorgen. Und du musst eine komplett neue Sprache lernen. Und du triffst eine ganze Reihe anderer Menschen, die du in Italien nie getroffen hättest. Es ist nur ein anderer Ort, langsamer als Italien, nicht so glitzernd wie Italien. Aber nach einer gewissen Zeit an diesem Ort und wenn du dich von deinem Schrecken erholt hast, schaust du dich um und … du entdeckst, dass Holland Windmühlen hat … Holland hat auch Tulpen. Holland hat sogar Gemälde von Rembrandt. Aber alle, die du kennst, beschäftigen sich damit, nach Italien zu reisen oder aus Italien zu kommen … und alle prahlen damit, welch wunderschöne Zeit sie dort verbracht haben. Und für den Rest deines Lebens sagst du dir: „Ja, Italien, dorthin hätte auch meine Reise führen sollen. Dorthin hatte ich meine Reise geplant.“ Und der Schmerz darüber wird nie und nimmer vergehen, denn die Nichterfüllung dieses Traumes bedeutet einen großen Verlust für dich. Aber, wenn du dein Leben damit verbringst, dem verlorenen Traum der Reise nach Italien nachzutrauern, wirst du nie offen dafür sein, die einzigartigen und wundervollen Dinge genießen zu können … in Holland.“¹

Die Landung

Wir waren froh und dankbar, dass wir nicht erst bei der „Landung“ von der Behinderung erfuhren, sondern schon in der 14. Schwangerschaftswoche. Das machte uns die Landung etwas weicher, wenngleich der Flug von Turbulenzen geprägt war. Nicht zuletzt, weil alle Ärzte und Experten wie selbstverständlich davon ausgingen, dass wir die Schwangerschaft vorzeitig beenden würden. Tatsächlich werden in Deutschland ca. 90% aller so diagnostizierten Embryos abgetrieben.² Die meisten der heute zur Welt kommenden Kinder mit Down-Syndrom werden deshalb geboren, weil die Trisomie 21 im Mutterleib nicht erkannt worden ist. Tatsächlich hatten wir als Ehepaar im Vorhinein den für uns eigentlich unwahrscheinlichen Fall besprochen, was wir tun oder nicht tun würden, falls unser Kind eine Behinderung hätte. Wir waren uns einig, dass wir annehmen würden, was immer Gott uns schenken würde. Als die Diagnose Realität wurde, wurde uns erst bewusst, wie wichtig dieses Gedankenexperiment im Vorfeld gewesen war.

„Willkommen in Holland!“–„Holland?!? Was meinen Sie mit Holland? Ich habe eine Reise nach Italien gebucht!“

Wie reagiert man aber nun auf Situationen im Leben, auf die man nicht gefasst ist? Wie kann man die Bahn wiederfinden, aus der man geworfen wird?

Gott hat uns als Mann und Frau unterschiedlich geschaffen. Das wirkt sich auch auf den Umgang mit Herausforderungen aus. Ich (Rabea) hatte mehrere sehr traurige

BW GUNG
Titelstory
Rabea und Christopher Kramp „Holland statt Italien“
Die dunklen Wolken lichteten sich etwas und es war, als ob wir in eine neue, uns unbekannte Welt eingetaucht wären.

Wochen, die von Sorgen über die Zukunft und depressiven Gedanken geprägt waren, was mir eigentlich überhaupt nicht ähnlich sieht. Christopher dagegen hat wenige Tage nach der Diagnose damit begonnen, Fachliteratur über das Down-Syndrom zu bestellen. Wir haben diese Bücher mit zahlreichen Studien über die kognitive Entwicklung bei Kindern mit Trisomie 21 bereits in der Schwangerschaft gemeinsam gelesen, um uns auf das einzustellen, was uns erwarten würde. Mir hat dieser Zugang sehr geholfen, aus meiner Schwermut herauszukommen. Die dunklen Wolken lichteten sich etwas und gemeinsam ist für uns ein neues „Projekt“ entstanden. Es war, als ob wir in eine neue, uns unbekannte Welt eingetaucht wären

Sich nicht in den Emotionen zu verlieren, hat mir sehr gutgetan. Nur das Singen fiel mir unglaublich schwer. Ich

konnte einige Monate lang bestimmte Gemeindelieder nicht mehr mitsingen, und selbst heute erinnern mich manche Lieder oder Liedzeilen an diese Zeit, wie z. B. dieses: „Jeden Tag und Augenblick des Lebens find ich Kraft, die Prüfung zu besteh’n. Hab ich Jesus alles übergeben, kann durch Leid und Tod ich sicher gehen.“ (engl. Text von Lina Sandell-Berg)

Von starken Händen getragen

Was uns jedoch am meisten durch diese Zeit getragen hat, war unser Glaube, dass Gott es gut mit uns meint. Genau an dem Tag, an dem wir die Diagnose erhielten, hat Gott mir (Christopher) einen besonderen Bibelvers gezeigt. Rabea wollte mich zurückrufen, um mir mitzuteilen, was die genetische Untersuchung ergeben hatte. Zuvor habe ich mich niedergekniet, gebetet und die Bibel geöffnet. Folgender Satz sprang mir ins Auge: Und eine Straße wird dort sein und ein Weg; man wird ihn den heiligen Weg nennen; kein Unreiner wird auf ihm gehen, sondern er ist für sie; die auf dem Weg wandeln, selbst Einfältige, werden nicht irregehen (Jes 35,8 SCH 2000).

Er hat uns ermutigt, unser ungeborenes Kind mit Gottes Augen zu sehen: ein zukünftiger Bewohner der neuen

Christopher, Titus und Rabea Kramp: Gott schenkt Weisung, Ermutigung und Hoffnung durch sein Wort. Nach dem ersten Schrecken überwiegt die Freude!

Welt, der seinen Weg mit Gott gehen wird, wenn wir es ihm vorleben. Wir verstanden plötzlich auch Gottes Sicht auf uns Menschen ganz neu. Eines Morgens ist mir (Christopher) beim Gebetsspaziergang ein Gedanke gekommen, der mich wie ein Blitz getroffen hat. Seit Jahren hatte ich erlebt, wie frischgebackene Eltern davon berichteten, dass sie seit der Geburt ihres Kindes Gottes Liebe auf eine ganz neue Weise verstehen würden. Nun ging es mir so, aber ich wusste schon vor der Geburt, dass mein kleiner Titus niemals das Potenzial ausschöpfen würde, das er theoretisch hätte haben können. Und dann hat es Klick gemacht: So geht es Gott bei jedem Menschen! Seit Jahrtausenden sind wir aufgrund der Sünde weit davon entfernt, das Potenzial zu entfalten, das Adam und Eva im sündlosen Zustand hatten. Und Gott liebt uns trotzdem bedingungslos. Das wusste ich jetzt ganz neu, denn ich hatte Titus lieb – einfach, weil es ihn gab!

Wir haben irgendwann realisiert, dass wir zwar einige Probleme bekommen würden, die andere nicht kennen; dass wir aber auch viele Herausforderungen wohl nie

Titus hat beste Chancen, Gott zu lieben und ein fröhlicher, zufriedener Mensch zu werden!

In der 14. Schwangerschaftswoche erfuhren Rabea und Christopher von der Behinderung ihres Ungeborenen. Alle Ärzte und Experten erwarteten, dass sie sich für eine Abtreibung entscheiden würden.

erleben werden, mit denen sich andere Eltern herumschlagen müssen. Titus wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals mit uns brechen und hat beste Chancen, Gott zu lieben und ein fröhlicher, zufriedener Mensch zu werden. Auf der anderen Seite werden wir viel Zeit bei Ärzten und Therapeuten verbringen und unser Kind stark fördern müssen, um es zur Selbstständigkeit zu erziehen.

Tatsächlich war mein (Rabeas) allererster Gedanke am Tag der Diagnose, dass unser Sohn niemals ausziehen würde. Ein ziemlich verrückter erster Gedanke, oder? Vielleicht würden wir unser Kind für den Rest unseres Lebens um uns haben. Damals hat mich dieser Gedanke erschreckt. Heute empfinde ich Freude, wenn ich daran denke, dass Titus uns vielleicht nie komplett verlassen wird.

Was uns ebenfalls durch diese erste Zeit besonders getragen hat, war unsere Gemeinde Stuttgart-Wangen. Von allen Seiten haben wir sehr warmherzigen Zuspruch und oft ein aufmunterndes Wort bekommen. Das war Balsam für die Seele. Eine offene Umgangsweise mit dem Thema hat es nicht nur für uns, sondern auch für unser Umfeld leichter gemacht. Vielleicht kennst du solche Situationen, in denen du nicht weißt, wie man sich jemandem nähern soll, der eine erschütternde

Nachricht, wie eine schwere Krankheit, den Verlust eines geliebten Menschen oder eine folgenschwere Diagnose

BW GUNG
Titelstory
Rabea und Christopher Kramp „Holland statt Italien“
Unsere Gemeinde hatte keine Berührungsängste und hat uns auf wunderbare Art getragen.

bekommen hat. Wie geht man auf jemanden zu, der einen Schicksalsschlag zu verkraften hat? Unsere Gemeinde hatte keine Berührungsängste und hat uns auf wunderbare Art getragen. Dafür sind wir bis heute sehr dankbar.

Gott hört unser Flehen

Die Schwangerschaft war bis auf die Diagnose eine gute Zeit, die ich sehr genossen habe. Doch eine Sorge schwang die ganze Zeit mit: Was, wenn unser Sohn einen schweren Herzfehler hat, was bei etwa 50% der Kinder mit Trisomie 21 der Fall ist, oder eine Fehlbildung im Magen-Darm-Trakt? ³ Außerdem haben Kinder mit Trisomie 21 ein 10-mal höheres Risiko, an Leukämie zu erkranken.⁴ Was würde eine solche Einschränkung für unser Leben bedeuten? Könnten wir unsere Berufe, unsere Aktivitäten in der Gemeinde beibehalten? Jede Ultraschalluntersuchung in der Uniklinik Tübingen war aufreibend. Wir fingen an, uns in unser neues Leben hineinzudenken, aber vor allem dafür zu beten, dass Gott uns ein möglichst gesundes Kind schenken möge. Ein anderes Gebetsanliegen, das mir schon vor der

Diagnose in den Sinn gekommen ist, war, dass unser Kind ein sanftmütiges Wesen bekommt. Ich weiß nicht, warum ich auf diese Idee kam, aber tatsächlich haben wir die gesamte Schwangerschaft dafür gebetet. Und was soll ich sagen? Gott hat diese Gebete tatsächlich erhört.

Die Umstände, unter denen unser Titus im Dezember 2021 zur Welt gekommen ist, hätten wir uns ganz anders gewünscht. Wir hatten zwar eine wunderbar kurze Geburt, aber Christopher konnte wegen der damaligen Corona-Bestimmungen leider nicht dabei sein. Da ich (Rabea) zur Zeit der Entbindung selbst an Corona erkrankt war und Titus durch mein Fieber vier Wochen zu früh zur Welt kam, wurden wir für die ersten 12 Tage voneinander getrennt. Das war eine harte Zeit. Christopher fuhr täglich die Milch ins Krankenhaus nach Tübingen, aber zu Titus konnte er nicht. Unser kleiner Sohn lag 10 Tage auf der Isolationsstation, bis er endlich in ein normales Zimmer auf der Neugeborenen-Intensivstation verlegt wurde. Die erste Begegnung nach 12 Tagen war unbeschreiblich schön und unvergesslich. Wir haben versucht, all das nachzuholen, was wir in den ersten Tagen verpasst hatten. Nach fünf endlos erscheinenden Wochen konnten wir unseren kleinen Schatz endlich mit nach Hause nehmen.

Der Anfang mit Magensonde daheim ging besser als erwartet und zusammen mit unserem kleinen Titus

Durch Ablenkung, Spiel und Spaß kann man Kinder, die am Down-Syndrom leiden, dennoch dazu anleiten, eigentlich Ungeliebtes zu tun. Das macht das Leben lustig und heiter.

Rabea und Christopher beteten während der ganzen Schwangerschaft, dass ihr Kind ein sanftmütiges Wesen haben möge. Gott hat diese Gebete erhört.

Von meiner Mama habe ich eine wichtige Lebenseinstellung mitbekommen:
Das Glas ist halbvoll!

haben wir uns in das neue Leben gekämpft. Nach kurzer Zeit hatten wir einige Kontakte mit Eltern, die auch Kinder mit Trisomie 21 haben. Auf der einen Seite helfen solche Begegnungen. Man hat ähnliche Bedürfnisse, Sorgen und Herausforderungen. Der Austausch war hilfreich und wichtig. Auf der anderen Seite fiel es mir schwer, mich ausschließlich in Spielgruppen und Kreisen zu bewegen, in denen es nur Kinder mit Down-Syndrom gab. Ständig über Probleme zu sprechen, liegt mir nicht. Ich wollte Mütter treffen, die auch über „normale“ Dinge reden, die nichts mit Hörgeräten, Physiotherapie oder Trinkschwäche zu tun haben. Außerdem bemerkte ich, dass ich Titus ständig mit anderen Kindern mit DownSyndrom verglich und das war nicht gut. Wenn wir unter gesunden Kindern waren, kam ich kaum in diese Versuchung, weil jeder Vergleich ohnehin nicht sinnvoll war. Titus ist nun einmal entwicklungsverzögert. Punkt. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um das nicht nur verstandesmäßig, sondern auch mit dem Herzen zu verstehen und die Situation so anzunehmen. All die Therapien, ob Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie usw., können die Behinderung nicht in Luft auflösen. Aber sie helfen uns als Eltern zu verstehen, an welchem Entwicklungsschritt wir als nächstes arbeiten müssen,

und sie helfen vor allem Titus, gewisse Fähigkeiten und Fertigkeiten mit mehr Qualität zu entwickeln.

Gemeinsam mit frohem Mut Von meiner Mama habe ich eine wichtige Lebenseinstellung mitbekommen: Das Glas ist halbvoll! Sie hat uns auch in dieser schweren Phase unentwegt Mut gemacht. Die ersten Tage habe ich hauptsächlich überstanden, weil ihr Satz „Du bist stark und du schaffst das!“ ständig in meinem inneren Ohr nachhallte. Als Eltern eines behinderten Kindes braucht man starke Nerven – auch wegen mancher Ärzte, Therapeuten usw. Es ist nicht immer einfach, wenn andere das eigene Kind beurteilen. Nicht selten bin ich entmutigt von der Sozialpädiatrie (Bereich der Pädiatrie, der u. a. Kinder mit Beeinträchtigung bzw. Behinderung behandelt) heimgekehrt, weil mir vor Augen geführt wurde, was mein Titus alles NICHT kann. An solchen Tagen braucht man viel Kraft und einen Ehepartner, der auch ein halbvolles Glas sieht.

Wir sind heute sehr dankbar, dass unser Titus „nur“ Trisomie 21 hat. Es ist die am besten erforschte Behinderung. Das macht es auch den Ärzten und Therapeuten leichter. Trotz der Bandbreite in der Ausprägung von Trisomie 21 gibt es typische Merkmale und Verhaltensweisen, die fast allen gemeinsam sind. Menschen mit Down-Syndrom können sehr dickköpfig sein; was sie nicht wollen, wollen sie nun einmal nicht. Aber man kann diese Kinder durch Ablenkung, Spiel und Spaß doch dazu bringen, eigentlich Ungeliebtes zu tun. Das

Rabea und Christopher Kramp „Holland statt Italien“
Unser Titus ist ein echtes Wunschkind – auch wenn wir statt der gebuchten Italienreise im wunderschönen Holland angekommen sind!

macht das Leben auf eine wundervolle Weise lustig und heiter. Schimpfen bringt gar nichts – wir brauchen Humor, um Titus von etwas zu überzeugen. Diese Lebenseinstellung gefällt uns sehr.

Wir möchten allen Eltern Mut machen, ob sie nun ein gesundes oder ein beeinträchtigtes Kind erwarten, sich nicht zu vorschnell für die Beendigung einer Schwangerschaft zu entscheiden. Ungeborenes Leben ist in Gottes Augen sehr wertvoll.

David schrieb in Psalm 139,13-16:

Denn du hast meine Nieren gebildet; du hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl!

Mein Gebein war nicht verhüllt vor dir, als ich im Verborgenen gemacht wurde, kunstvoll gewirkt tief unten auf Erden. Deine Augen sahen mich schon als ungeformten Keim, und in dein Buch waren geschrieben alle Tage, die noch werden sollten, als noch keiner von ihnen war. (Schlachter 2000)

Unser Titus ist ein echtes Wunschkind. Auch wenn wir statt der gebuchten Italienreise im wunderschönen Holland angekommen sind, sind wir Gott jeden einzelnen Tag dankbar für unser kleines Wunder. Die Liebe, die er uns zurückgibt, ist unbezahlbar. Für nichts in der Welt würden wir ihn wieder eintauschen. Wir versuchen nicht, das Beste aus unserer nicht gebuchten Reise zu machen – nein! Wir sind in Holland heimisch geworden: God is good! (dt.: Gott ist gut)

Quellen:

1 https://www.liebenswert-anders.de/willkommen-in-holland/.

2 https://www.aerztezeitung.de/Politik/Trisomie-21-Diagnose-fuehrt-meistzur-Abtreibung-295904.html.

3 https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/die-organischen-facetten-des-down-syndroms

4 https://deximed.de/home/klinische-themen/paediatrie/patienteninformationen/erbliche-und-angeborene-erkrankungen/down-syndrom

Trotz der „Änderung in der Reiseplanung“ sind Rabea und Christopher Kramp Gott jeden Tag dankbar für ihr kleines Wunder und würden Titus für nichts in der Welt eintauschen wollen.

Rabea und Christopher Kramp sind nicht nur begeisterte Eltern ihres kleinen Titus, sondern engagieren sich leidenschaftlich für Gott und seine Gemeinde – er als Evangelist und sie als Musikerin.

Mission

Mit Freunden die Bibel lesen

Stell dir folgendes Szenario vor: Du sprichst mit einem Freund über Jesus und dir wird klar, dass dieser Freund offen dafür ist, mit jemandem zusammen die Bibel zu lesen. „Bibelstunden geben, das kann ich nicht!“, denkst du und rufst deinen Prediger an! Auf deine Frage, ob er deinem Freund Bibelstunden geben könnte, teilt er dir aber leider mit, dass er schon so viele regelmäßige Bibelstunden hat, dass er keine Zeit für einen weiteren Termin hat. Und dann sagt er noch etwas ganz Seltsames: „Eigentlich bist du in einer viel besseren Position, um mit deinem Freund die Bibel zu lesen. Denn ihr kennt euch schon und vertraut einander. Und das ist die wichtigste Voraussetzung, um Bibelstunden zu geben.“

Stimmt das? Kann es sein, dass es zielführender wäre, wenn einfache Gemeindeglieder mit ihren Freunden die

Bibel lesen, als ihre Prediger? Die Antwort darauf ist ein klares Ja, denn die persönliche Beziehung macht es leicht, sich zu öffnen und Gottes Wort gemeinsam zu entdecken. Und damit sind wir schon beim wichtigsten Punkt: Es geht darum, gemeinsam Bibeltexte zu lesen und sich von Gott zeigen zu lassen, was sie bedeuten. Denn der Lehrer bist nicht du, sondern Gott. Jesus sagte: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag. Es steht in den Propheten geschrieben: Und sie werden alle von Gott gelehrt sein“ (Joh 6,44.45). Weiter erklärte er die Aufgabe des Heiligen Geistes so: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten“ (Joh 16,13a). Wenn eine kleine Gruppe zusammenkommt, um unter Gebet die Bibel zu lesen, mit dem ehrlichen Wunsch zu verstehen, was Gott Wenn ein Freund/eine Freundin Interesse am Wort Gottes zeigt, dann kommt irgendwann der Punkt, an dem scheinbar ein Profi benötigt wird, der Bibelstunden gibt – aber stimmt das? Warum es eben nicht den „Profi“ braucht, wie wertvoll das gemeinsame Bibellesen ist und wie wir unseren Freunden Gottes Botschaft zu den unterschiedlichsten Themen näherbringen können, beschreibt Michael Dörnbrack – eine simple Einladung, das Wort Gottes mit unseren Freunden zu lesen.

„Der Plan, Bibelstunden zu halten, ist eine Idee, die aus dem Himmel stammt.“

sagt, dann ist Jesus mitten unter ihnen (vgl. Mt 18,20). Gott selbst wird sie lehren; der Heilige Geist wird ihnen das Wort erklären, das er selbst inspiriert hat. Und das ist die gute Nachricht. Wenn du zusammen mit Freunden die Bibel liest, dann bist nicht du der Lehrer, sondern Gott selbst. Er wird euch helfen, die Bibeltexte zu verstehen und in eurem Leben anzuwenden. Dieser Gedanke ist unglaublich befreiend, denn die Verantwortung für das Lehren liegt bei Gott. Mit Freunden auf diese Weise die Bibel zu lesen, ist die beste Möglichkeit, Gottes Wirken unmittelbar zu erleben.

Die gebräuchliche Formulierung „Bibelstunden geben“ klingt sehr lehrerhaft und kann suggerieren, dass man alle Antworten braucht. Dieser Gedanke hält viele davon ab, sich auch nur im Traum vorzustellen, mit Freunden die Bibel zu lesen. Sie denken, dass Fragen gestellt werden könnten, auf die sie keine Antworten haben. Und das

Wie bei einer gemeinsamen Wanderung in der Natur entdecken wir auch beim Bibellesen mit Freunden unterschiedliche Aspekte, die alle bereichern.

kann tatsächlich vorkommen, ist aber überhaupt nicht tragisch. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist schön, wenn die anderen Fragen stellen, auf die wir keine Antwort haben, weil es zeigt, dass sie mitdenken – und wir haben die Möglichkeit, dazuzulernen. Wir gehen also nicht mit dem Anspruch an den Start, dass wir unseren Freunden alle Fragen zur Bibel beantworten. Vielmehr entdecken wir gemeinsam mit ihnen, was die Bibel zu sagen hat, und lassen uns gemeinsam von Gott ansprechen. Dabei lernen wir nicht nur mit-, sondern vor allem auch voneinander, denn wir entdecken unterschiedliche Dinge im Bibeltext, die wir miteinander teilen. In der Summe lernen wir mehr, als würden wir nur allein die Bibel lesen.

Ellen White nannte diese Art der Bibelstunden schlicht „Bible Reading“ (dt.: Bibellesen) und sagte dazu: „Der Plan, Bibelstunden zu halten, ist eine Idee, die aus dem Himmel stammt.“¹ Und dann erklärt sie warum: „Menschen … werden dadurch angeregt zu lesen, zu forschen und selbst zu urteilen. Auf ihnen ruht die Verantwortung, ob sie die göttliche Erleuchtung annehmen oder nicht. Gott lässt diese wertvolle Arbeit für ihn bestimmt nicht unbelohnt. Jede demütige Bemühung, die in seinem Namen unternommen wird, krönt er mit Erfolg.“²

Wie funktioniert das nun ganz praktisch? Ganz einfach: Statt, dass einer alles erklärt, stellen wir gute Fragen an die Bibeltexte und suchen dann nach Antworten. Es gibt einfache Fragen, die man stellen kann, um gemeinsam zu entdecken, was in den Bibeltexten steckt. Hier sind einige davon:

BW GUNG Mission
Michael Dörnbrack Mit Freunden die Bibel lesen

• Was sagt dieser Bibeltext über Gott (oder Jesus)?

• Was sagt er über Menschen?

• Was sagt er über …? (ein Thema, das im Text angesprochen wird)

• Was sagt dieser Bibeltext über das Leben mit Gott?

• Was fällt euch beim Lesen auf?

• Was bedeutet …?

• Wie können wir zusammenfassen, was dieser Bibeltext sagt?

• Wenn ihr diesen Bibeltext lest, welche Fragen kommen euch?

Wir stellen natürlich nicht alle diese Fragen bei jedem Bibeltext. Sie sind vielmehr wie Werkzeuge in einem Werkzeugkoffer, die wir nach Bedarf verwenden, wo sie gut passen.

Die Bibelstundenserie „Schritte mit Jesus“ folgt genau dieser Methode. Statt alle Antworten zu geben, gibt es Bibeltexte und passende Fragen. Die Antworten kommen direkt aus den Bibeltexten. Als Hilfestellung und zur Vertiefung gibt es immer wieder auch Erklärungen, aber das Wichtigste sind die Bibeltexte mit den Fragen und den Leerzeilen für die Antworten.

Insgesamt gibt es 70 Themen, in denen die wichtigsten Fragen der Bibel behandelt werden: Erlösung, Gottesbild, Nachfolge, Gemeinde, Prophetie, Wiederkunft Jesu u. v. m. Sie möchten helfen, Gottes Liebe zu verstehen, die Erlösung durch Jesus Christus zu erfahren, im Glauben zu wachsen und die Botschaft Jesu zu verstehen. Man kann diese Themen in der persönlichen Andacht, in der Familienandacht und gemeinsam mit Freunden studieren.

Die Bibelstundenserie „Schritte mit Jesus“ möchte helfen, Gottes Liebe besser zu verstehen und zu Jesus hinzuwachsen. Statt alle Antworten zu geben, gibt es Bibeltexte und passende Fragen. Hier ein kleiner Einblick:

Die Bibelstunden können als PDF heruntergeladen oder auch als Ordner bestellt werden (www.jüngerschaft.info/ material/bibelstunden). Zusätzlich gibt es auf dem YouTube-Kanal „Bibelkompass“ einen Videopodcast zu den einzelnen Themen (https://youtube.com/@bibelkompass). Jedes einzelne Thema ist eine Einladung, den nächsten Schritt mit Jesus zu gehen und dadurch eine persönliche Erfahrung mit Gott zu machen. Darüber hinaus soll die Bibelstundenserie dazu dienen, eine ausgewogene, biblisch begründete adventistische Identität zu fördern, bei der Christus im Mittelpunkt steht.

Es ist ein Vorrecht, gemeinsam mit anderen Gottes Wort zu entdecken. Du musst nicht alles wissen oder jede Frage beantworten können – was zählt, ist dein offenes Herz und der Wunsch, Jesus näherzukommen. Gott verspricht, dass er selbst unser Lehrer ist, wenn wir ihn suchen. Wenn du dich darauf einlässt, wirst du staunen, wie er wirkt – durch dein Vertrauen, durch eure Gespräche und vor allem durch sein Wort. Du bist nicht allein. Jesus hat versprochen, mitten unter uns zu sein, wenn wir in seinem Namen zusammenkommen. Also hab Mut und geh diesen Weg im Vertrauen: nicht aus eigener Kraft, sondern mit Gott an deiner Seite. Er wird dich führen – Schritt für Schritt.

Quellen:

1 Diener des Evangeliums, S. 177. Im englischen Original heißt es „The plan of holding Bible readings was a heaven-born idea.”

2 Im Dienst für Christus, S. 177.

Michael Dörnbrack ist Pastor und Leiter der Josia-Missionsschule in Baden-Württemberg. Seine Leidenschaft ist es, junge Menschen zum Dienst für Jesus auszubilden.

Ghana – in Gottes Mission

Berühren und selbst berührt werden

Kümmert sich Gott um alle Menschen? Natürlich! Aber wie? Unsere Aufgabe ist es, ihm unsere Hände und Füße zur Verfügung zu stellen. Anfang März war eine Gruppe von fleißigen, missionsbegeisterten Menschen aus Baden-Württemberg in Ghana, um eben diese Hände und Füße für unseren Herrn zu sein. Besondere Situationen, die ihnen nicht nur im Herzen bleiben, sondern auch uns Hoffnung und Dankbarkeit schenken dürfen.

Vom Anfang bis zum Ende war es ein Abenteuer, mit vielen Möglichkeiten, die eigene Komfortzone zu verlassen und in einem anderen kulturellen Kontext das Wirken Gottes besonders zu erleben. Vom 26.02. bis 12.03.2025 waren wir mit insgesamt 33 Teilnehmern unterwegs in Ghana. Der Jüngste war 13, der Älteste 75 Jahre alt. Wahrscheinlich könnten wir eine komplette Ausgabe der BWgung mit all den Eindrücken und Erlebnissen füllen, die uns geprägt und unsere Sichtweise und unser Leben verändert haben. Hier sind vier kurze Einblicke von Schülern der Josia-Schule, die Teil unserer Gruppe waren:

Vereint durch die Hoffnung auf die Wiederkunft

(von Arthur Trippel, 15 Jahre)

Es war meine erste Missionsreise. Was mich besonders beeindruckte, war die weltweite Gemeinschaft der Adventisten. Trotz unterschiedlicher Kulturen und Lebensweisen verbindet uns alle der Glaube. Die Menschen in Afrika leben ihren Glauben mit großer Hingabe und wir spürten eine starke Einheit. Diese Reise zeigte mir, wie Adventisten weltweit miteinander verbunden sind, unabhängig von Ort und Sprache – alle vereint durch die Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu.

Die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi eint die weltweite Gemeinschaft der Adventisten, trotz unterschiedlicher Kulturen und Lebensweisen.

Eine Reise, die mein Herz veränderte

(von Miriam Emrich Tiba, 16 Jahre)

Die Erfahrungen in Ghana haben mir nicht nur die Augen geöffnet, sondern auch mein Herz berührt.

Unsere Reise nach Ghana war eine unvergessliche Erfahrung, die mein Leben auf viele Arten bereichert hat. Wir führten Evangelisationen an verschiedenen Orten durch. Die Menschen, die wir trafen, waren unglaublich offen, herzlich und dankbar für unsere Anwesenheit. Ich habe in dieser Zeit gelernt, keine Angst mehr davor zu haben, vor Menschen zu sprechen. Außerdem durfte ich hautnah erleben, wie stark der Glaube das Leben der Menschen verändern kann. Eine besonders eindrucksvolle Erfahrung machte ich, als eine Frau nach der Predigt zu unserem Team kam und berichtete, dass sie von einem Dämon befallen worden sei. Während des Gebets begann sie plötzlich zu zittern, ihre Augen wurden weiß, und sie fiel rückwärts zu Boden. Die Prediger hielten sie fest und beteten weiter, bis es der Frau wieder besser ging. Ich war

schockiert, doch die Einheimischen erklärten mir, dass solche Phänomene in Verbindung mit traditionellen Religionen vor Ort nicht ungewöhnlich seien. Es hat mich gelehrt, immer auf Gott zu vertrauen und ihn an die erste Stelle in meinem Leben zu setzen. Insgesamt hat diese Reise meinen Glauben gestärkt und meine Sichtweise auf die Welt erweitert. Ghana war wirklich wundervoll und ich werde die Erinnerungen an die Begegnungen und die herzliche Gastfreundschaft der Menschen für immer in meinem Herzen tragen.

Besuch in der Schule

(von Jamin Dörnbrack, 15 Jahre)

Während der Missionsreise nach Ghana hatten wir die Gelegenheit, die Valley View University zu besuchen. Dort sind auch eine Grundschule und eine weiterführende Schule angeschlossen. An einem Tag gingen wir in die Klassenräume, um dort die Kinder zu treffen. Sie waren sehr aufgeschlossen, sangen uns fröhliche Lieder vor und strahlten eine unbändige Lebensfreude aus – ihre Begeisterung war einfach nicht zu bremsen! Die Atmosphäre war von herzlicher Gastfreundschaft geprägt, und trotz der drückenden Hitze und des intensiven Schweißgeruchs, der in der Luft lag, war die Stimmung durchweg positiv. Besonders auffällig waren die Erziehungsmethoden der Lehrer, die sich deutlich von denen in Deutschland unterscheiden. Auf jedem Lehrertisch lag ein Stock, der offenbar nicht nur als abschreckendes Mittel diente, sondern auch als Teil der traditionellen Erziehung. Am Ende des Tages wurde mir einmal mehr bewusst, wie privilegiert ich bin, an der Josia-Schule in Deutschland zu lernen. Die guten Umstände, in denen ich aufwachsen durfte, und die wertschätzende Lernumgebung, die ich dort erfahre, sind Geschenke, für die ich zutiefst dankbar bin. Die

Insgesamt 33 Teilnehmer aus Baden-Württemberg waren bereit, sich für Menschen in Ghana als Gottes Hände und Füße gebrauchen zu lassen.

Erfahrungen in Ghana haben mir nicht nur die Augen geöffnet, sondern auch mein Herz berührt.

Begegnung im Kinderheim

(von Rebecca Emrich Tiba, 15 Jahre)

Im Rahmen unserer Missionsreise in Ghana haben wir auch ein Kinderheim besucht. Das war für mich einer der bewegendsten Momente unserer Reise. Dort gab es die Möglichkeit, mit Kindern zu sprechen, die unter schwierigen Bedingungen leben. Besonders beeindruckten mich ihre unerschütterliche Dankbarkeit und Aufrichtigkeit trotz ihres Schicksals. Obwohl unser Beitrag bescheiden war, spürte man deutlich, wie dankbar sie für unsere Hilfe waren, als wir ihnen Spielsachen und Lebensmittel überreichten. Ich erinnere mich an den Moment, als wir in einen kleinen Raum kamen und ein Mädchen im Rollstuhl ganz allein dort saß. Ihr Blick war traurig und verloren. Eine Teilnehmerin aus unserer Gruppe bemerkte sie und ging auf sie zu. Sie hatte ein hübsches, weißes Kuscheltier in der Hand, das sie ihr mit einem Lächeln überreichte. In diesem Augenblick verwandelte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie strahlte plötzlich, als hätte sich die Sonne in ihr Herz ergossen. Mit zitternden Händen nahm sie das Kuscheltier entgegen und umarmte es fest. Sie streichelte das weiche Fell und ihre Augen funkelten vor Freude. Es hat mich berührt zu sehen, wie selbst einfachste Dinge Glück und Trost bringen können, wenn sie mit Liebe und Zuneigung verbunden sind. Empathie und Mitgefühl haben die Kraft, Herzen zu verändern. Es sind solche Augenblicke, die uns lehren, die Welt aus einer anderen Perspektive zu

Selbst die einfachsten Dinge können Glück und Trost bringen, wenn sie mit Liebe und Zuneigung verbunden sind.

betrachten und die Wertschätzung für die kleinen Dinge im Leben zu stärken.

Soweit die Berichte von Teilnehmern unserer Missionsreise. Ungeachtet dieser Begeisterung höre ich manchmal Bedenken, ob es denn sinnvoll sei, in ein fremdes Land zu reisen, um dort den Menschen die Liebe Gottes in Wort und Tat sichtbar zu machen. Ja, es stimmt, auch hier bei uns gibt es genug Menschen, die Gott noch nicht kennen! Gleichzeitig ist eine Missionsreise für viele Teilnehmer ein Schlüsselerlebnis, das das Leben neu ausrichten und das Feuer der Mission (wieder neu) im Herzen entfachen kann. Wenn man erlebt, wie Menschen voller Freude auf das Evangelium reagieren, welche Bedeutung die Liebe Gottes für ihr Leben gewinnt und wie ein tiefer Friede in ihr Leben einzieht, dann lässt einen das nicht kalt. Und die Gewissheit wächst: Wenn Gott in Ghana die Herzen

Empathie und Mitgefühl haben die Kraft, Herzen zu verändern. Uns begegneten unerschütterliche Dankbarkeit und Aufrichtigkeit, auch bei Kindern, die unter schwierigen Bedingungen leben.

berühren kann, dann kann und will er das auch in Deutschland, in Baden-Württemberg, in meiner Nachbarschaft. In diesem Sinne ergänzen sich „Heimatmission“ und „Auslandsmission“. Darüber hinaus haben viele die Reise mit Sach- und Geldspenden und nicht zuletzt mit viel Gebet unterstützt und hatten auf diese Weise Teil an dem Wirken Gottes, wodurch der Segen wieder zu ihnen selbst zurückfließt. So gibt es einen Kreislauf des himmlischen Segens.

Durch die Opferbereitschaft konnten wir nicht nur 500 Bibeln kaufen, sondern auch wichtiges technisches Equipment für den neugegründeten Ghana-Nord-Verband. Zusätzlich wurde von den Geldern die Arbeit der sogenannten „Visitationteams“ (dt.: Besuchsteam) unterstützt, die während der Evangelisation tagsüber die Menschen besuchten, um sie zu den abendlichen Vorträgen einzuladen. Auch die neugegründete Gehörlosengemeinde und ein Kinderheim konnten mit Lebensmitteln und Sachspenden versorgt werden und viele hunderte Kinder an den Evangelisationsorten haben sich über Geschenke gefreut, die wir mitnehmen konnten.

Mit tiefer Dankbarkeit blicken wir auf eine Zeit zurück, in der wir nicht nur geben, sondern vor allem lernen und empfangen durften. Gott sei Dank!

Thomas Knirr ist Abteilungsleiter für Gemeindeaufbau und Evangelisation der BWV sowie Mitglied im Redaktionsteam.

Familie, Bildung und Soziales

Wähle dein

„Schwer“!

Es gibt immer wieder Dinge, die wir lieber anders gemacht hätten oder ändern würden –aber das ist schwer! Ist die gerade gelebte Alternative hingegen wirklich leichter?

Astrid Waniek beleuchtet mit einem kurzen Gedankenspiel nicht nur, wie wir mit solchen schweren Momenten im Leben umgehen können, sondern fordert uns auch mit einem unerwarteten Rat heraus.

Nehmen wir einmal folgende fiktive Situation an: Ich sitze mit den Kindern am Abendbrottisch. Nach einem langen Tag sind sie müde, überdreht und streiten um Kleinigkeiten. Ich hingegen gebe mir allergrößte Mühe, geduldig und liebevoll alle Bedürfnisse zu stillen und unsere Abendroutine zu meistern. Es gelingt mir nur stümperhaft, denn anscheinend gibt es heute tausend Gründe zum Meckern und irgendwann reicht es mir. Der Tag war auch für mich intensiv und ich habe einfach keine Nerven mehr für diesen Zirkus! Ich fahre aus der Haut, und in meinem Frust merke ich, wie ich überreagiere und ungerecht werde. Und jetzt wird es spannend: Wie geht es nach meinem Ausbruch weiter? Ich könnte tief Luft holen und mich bei den Kindern entschuldigen. Schwer. Ich könnte auch tief Luft holen, ruhiger werden und die Abendroutine wieder an der Stelle aufnehmen, an der sie unterbrochen wurde. Erstmal leichter. Aber vielleicht doch auch schwer, wenn ich merke, wie meine Überreaktion meine Beziehung zu den Kindern schmälert – und was ist, wenn sie mich

vielleicht in der Konsequenz imitieren und sich gegenüber ihren Geschwistern, so wie ich gerade eben, verhalten? Szenenwechsel und ein ganz anderes Vorhaben: Ich möchte gesund leben und richte meinen Lebensstil entsprechend aus: auf eine ausgewogene Ernährung achten, regelmäßig Sport treiben, ausreichend schlafen usw. Und dann passiert das Leben: Arbeit, Kinder, Haushalt, Verantwortlichkeiten, Termine, Stress, … Gesunder Lebensstil? Wer hat schon Zeit joggen zu gehen, wenn das eine Kind zur Klavierstunde muss, das andere Kind noch schnell ein Geschenk für einen Kindergeburtstag braucht und man selbst das Haus eigentlich nochmals dringend aufräumen muss, bevor die Schwiegermutter ankommt – es ist schwer, alles umzusetzen. Auch schwer ist es, als Folge eines nachlässigen Lebensstils krank zu sein.

Jocelyn und Aaron Freeman (Psychologen, Autoren und Eheberater) zitieren einen unbekannten Autor, der die herausfordernden Überlegungen aus diesen zwei Szenen prägnant auf den Punkt bringt:

Das Leben wird immer schwer sein. Aber wir können unser „Schwer“ wählen. Wähle weise.

„Ehe ist schwer. Scheidung ist schwer. Wähle dein Schwer. Übergewichtig sein ist schwer. Fit sein ist schwer. Wähle dein Schwer.

Schulden zu haben ist schwer. Finanziell diszipliniert sein ist schwer. Wähle dein Schwer. Kommunikation ist schwer. Nicht kommunizieren ist schwer. Wähle dein Schwer.

Das Leben wird nie einfach sein. Es wird immer schwer sein. Aber wir können unser Schwer wählen. Wähle weise.“ (Autor unbekannt)

Diese fast schon provokanten Gedanken setzen sie dann in den Kontext der Ehe:

Wähle dein Schwer in der Ehe

„Es ist schwer, Momente der Nähe zu priorisieren, wenn du mit Arbeit, Kindern und Haushalt beschäftigt bist. Es ist auch schwer, sich einsam und eher wie WG-Kollegen zu fühlen.

Es ist schwer, sich hinzusetzen und die zugrundeliegenden Schwierigkeiten anzugehen. Es ist aber auch schwer, die wachsende emotionale Distanz zu ertragen.

Es ist schwer, den Stolz beiseitezuschieben und sich nach einem Streit zu entschuldigen. Es ist auch schwer, nichts zu sagen und sich mit dem, den man liebt, nicht verbunden zu fühlen.

Es ist schwer, liebevoll und zärtlich zu sein, wenn das Leben gerade stressig oder schwierig ist. Es ist auch schwer, zu dem Punkt zu kommen, an dem beide sich ungeliebt und unbeachtet fühlen. Es ist schwer, meine Reaktionen zu kontrollieren, wenn ich mich beleidigt oder wütend fühle. Es ist auch schwer, zu sehen, dass man seinen Partner wirklich verletzt hat. Es ist schwer, sich hinzusetzen und die zugrundeliegenden Schwierigkeiten oder Herausforderungen anzugehen. Es ist auch schwer, zu wissen, dass es eine wachsende emotionale Distanz gibt.“

Wir haben die Wahl. Du und ich – wir können unser „Schwer“ wählen. Und wie schön ist es, dass wir Gott an unserer Seite haben und Er uns zusagt: „Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade, wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir“ (2 Kor 12,9 Hfa).

Vielleicht ist das ein lohnender Vorsatz für die kommenden Tage: Ich möchte mein „Schwer“ weise wählen. Nicht das schnelle, scheinbar leichtere „Schwer“, sondern das „Schwer“, das mich schlussendlich zu meinem wirklichen, langfristigen Ziel bringt oder mir hilft, dort zu bleiben, wo ich gerne sein möchte. Wähle dein „Schwer“.

Astrid Waniek ist glücklich verheiratet und Mutter dreier wunderbarer Kinder. Neben Gott und ihren Liebsten dürfen gute Bücher und genug Gründe zum Schmunzeln in ihrem Leben auf keinen Fall fehlen.

Gesundheit

Die Kraft der Entscheidung

Eins der wunderbarsten Geschenke, die wir als Menschen haben, ist der freie Wille. Mit diesem Geschenk einhergehend kommt jedoch auch die Verantwortung für unsere Entscheidungen, in allen Bereichen unseres Lebens. Jeden Tag müssen und dürfen wir die verschiedensten Entscheidungen treffen: wann wir aufstehen, was wir anziehen, welche Nahrung wir zu uns nehmen, wie wir unsere Zeit verbringen wollen, mit wem wir Beziehungen eingehen, welchen Job wir ausüben, welchem Hobby wir nachgehen, ob wir Kinder haben wollen, wo wir wohnen wollen, was wir uns anhören oder ansehen, bei was wir mitmachen und so vieles mehr! Bei so vielen Entscheidungen, von den kleinsten bis zu den größten, kann das manchmal ganz schön überwältigend sein. Laut gewisser Quellen treffen erwachsene Menschen im Durchschnitt schätzungsweise 35 000 Entscheidungen pro Tag.¹ Wenn wir annehmen, dass wir ungefähr sieben Stunden pro Nacht schlafen (wo wir natürlich keine Entscheidungen treffen), würde das bedeuten, wir treffen ca. 2 000 Entscheidungen pro Stunde, oder besser gesagt, eine Entscheidung alle zwei Sekunden!

Die Realität ist, dass wir viele Dinge völlig unreflektiert und reaktiv tun und zusätzlich dazu täglich mit viel zu

vielen Möglichkeiten bombardiert werden. Forscher der Cornell University fanden heraus, dass wir im Schnitt täglich bereits 226,7 Entscheidungen bezüglich des Essens treffen.² So bietet zum Beispiel allein die berühmte Kette „Starbucks“ eine schwindelerregende Vielfalt an Getränken an: mehr als 170 000 unterschiedliche Kombinationen! Je älter wir werden, desto mehr häufen sich die Entscheidungen, die Möglichkeiten für solche und somit auch das Potenzial für Überforderung. Dies kann unsere Gesundheit beeinträchtigen, sowohl im Sinne der Erschöpfung als auch im Sinne der falschen Entscheidungen, die uns dann schaden. Manche Entscheidungen fallen uns leicht und manche fordern uns heraus. Es gibt Entscheidungen, die uns keiner abnehmen kann. Andere Entscheidungen geben uns die Möglichkeiten zu wachsen, weiser zu werden oder eine neue Richtung im Leben einzuschlagen. Entscheiden bedeutet wählen

Aus meinen Erfahrungen der letzten 20 Jahre, in denen ich Menschen bei ihren ganzheitlichen und umfassenden Veränderungen begleiten durfte, kann ich versichern, dass die meisten täglich hunderte Entscheidungen unbewusst

Laut gewisser

Quellen

Menschen

treffen erwachsene
im Durchschnitt schätzungsweise 35 000

Entscheidungen pro Tag.

treffen. Vielleicht versuchen wir uns auch vor bestimmten Entscheidungen zu drücken, weil wir uns unsicher sind oder die damit verbundene Verantwortung nicht tragen wollen. Jeder von uns hat eine eigene Geschichte, die auch dazu beiträgt, wie wir uns verhalten und wovor wir Angst haben. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns ein paar konkrete Punkte einmal bewusst anschauen, die uns helfen können, unsere Prioritäten klarer zu setzen, um bessere Entscheidungen in unserem täglichen Leben zu treffen.

Wir werden uns wohler fühlen, wenn wir unsere Entscheidungen im Einklang mit unseren Motiven, Werten und Bedürfnissen treffen. Dazu ist es natürlich wichtig, sich einmal folgende Fragen zu stellen:

1. Was sind meine Werte?

2. Was will ich im Leben erreichen?

3. Was gibt meinem Leben Sinn?

4. Wie möchte ich das Leben anderer bereichern?

Manchmal müssen wir uns eine Auszeit nehmen, um zur Ruhe zu kommen und hinterfragen zu können, ob unsere Prioritäten noch im Einklang mit unseren Werten und Bedürfnissen stehen.

Was wäre, wenn wir Klarheit bezüglich dieser Fragen hätten? Vielleicht würden wir weniger Entscheidungen spontan aus einer Notsituation heraus treffen müssen und könnten vielmehr überlegt und im Voraus handeln. Diese bewussten Entscheidungen helfen uns, gesünder und besser zu leben, auf einer tragfähigen, belastbaren Basis.

Ich lade dich ein, dir heute einmal Zeit zu nehmen, um dir Gedanken darüber zu machen, was deine Werte sind, was der Sinn in deinem Leben ist, wie du andere Leben bereichern möchtest und was du in deinem Leben erreichen willst. Prüfe damit, ob deine jetzigen Entscheidungen wirklich im Einklang damit sind und ob dein Terminkalender mit deinen Prioritäten übereinstimmt. Des Weiteren lade ich dich ein, einmal ehrlich zu schauen, wie du deinen Alltag aufräumen kannst, um die Überflutung an Informationen zu begrenzen, damit du mehr Raum hast, Entscheidungen bewusster zu treffen. Es ist für jeden von uns möglich, die Freiheit des eigenen Willens zu nutzen, um lebendiger leben zu können!

Quellen:

1 Sahakian, B. J. & Labuzetta, J. N. (2013), „Bad Moves: How Decision Making Goes”.

2 Wansink, B. & Sobal, J. (2007), „Mindless Eating: The 200 Daily Food Decisions We Overlook”, in „Environment and Behavior”, 39:1, 106-123.

Dominique Thomsen ist „Lifestyle Medicine Expertin“ und hat ihren Doktor in Gesundheitswissenschaften gemacht.

Die schwere Last

„Hey, du lahme Schnecke! Du willst doch nicht wirklich den Berg hinaufkriechen! Das schaffst du nie! Auf deinem schleimigen Plattfuß kommst du ja in 10 Jahren nicht oben an!“, höhnt der Schmetterling, während er elegant seine bunten Flügel im Sonnenlicht schimmern lässt. „Bin ich froh, dass ich nicht auf dem dreckigen Boden kriechen muss! Pass nur auf, wenn die vielen Leute aus der Stadt kommen, dass sie dich nicht zertreten!“ Die kleine Schnecke ist schrecklich traurig. So tief sie kann, zieht sie sich in ihr Schneckenhaus zurück und dicke Tränen rollen heraus. „Warum hat mich der Schöpfer auch so hässlich gemacht? Die Kinder ekeln sich, die Gärtner werfen mich aus ihren Beeten, und zu allem Übel muss ich auch noch selbst mein Haus tragen! Kein anderes Tier muss das!“

Plötzlich bebt die Erde leicht. Vorsichtig streckt sie ihre Fühler zu ihrem Türchen hin und späht ängstlich hinaus. Der gemeine Schmetterling hatte recht: Eine große Menschenmenge kommt aus der Stadt den Berg hinaufgelaufen. Alte und Junge, vornehm und einfach Gekleidete; viele weinen, andere dagegen scheinen sich zu freuen. Aber warum? Da sieht sie ihn: Gebückt und voller Wunden läuft er inmitten der Menge, und auf seinem Rücken liegt – die Schnecke erschrickt – ein schweres, hölzernes Kreuz!

„Oh weh, der arme Mann! Das Kreuz ist ihm sicher viel zu schwer! Ich weiß, wie sich eine schwere Last anfühlt!

Warum hilft ihm denn keiner?!“ Die Schnecke hat ihren Gedanken kaum zu Ende gedacht, da fällt der Mann unter

der Last des Kreuzes zu Boden. Doch plötzlich bekommt er Hilfe von einem Mann aus der Menge. Voller Dankbarkeit schaut der Verwundete ihn an. „Ja,“ staunt die Schnecke, „es tut wirklich gut, wenn jemand einem die Last abnimmt!“

Sie kriecht über die Steine, das letzte Stück des Berges hinauf. Neugierig überlegt sie, was die Menschen da oben vorhaben. Als sie es endlich über den letzten Stein geschafft hat, hält sie entsetzt die Luft an. Der arme Mann, der das Kreuz nicht mehr tragen konnte, hängt nun daran. Sie haben ihn festgenagelt! Aber es kommt noch schlimmer: Vor ihm steht eine Gruppe gut gekleideter Männer. Sie zeigen mit dem Finger auf ihn und lachen ihn aus! „Wie kann man denn lachen, wenn es jemandem so schlecht geht?“ Einer wagt es sogar, ihn anzuspucken! Die Schnecke zuckt entsetzt zusammen. Sie erinnert sich an die gemeinen Worte des Schmetterlings. Er hat sie so traurig gemacht. Hoffentlich muss sie den blöden Falter nie wieder sehen!

Da versucht der Mann am Kreuz etwas zu sagen. Nur leise kommen seine Worte über die Lippen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Die Schnecke ist sprachlos. Wie kann er so etwas sagen? Das muss ein sehr besonderer Mensch sein, der sich für seine Spötter etwas Gutes wünscht. Die Schnecke ist so in Gedanken vertieft, dass sie gar nicht bemerkt, wie sich der Himmel

Kinderzeit
von Johanna Blanck

verfinstert. Verwundert blickt sie sich um. Es ist doch erst Mittag! Da beginnt die Erde zu beben. Ängstlich laufen einige Menschen weg. Doch ein Mann, der dicht neben der Schnecke steht, starrt unbewegt aufs Kreuz. „Das muss wirklich Gottes Sohn gewesen sein“, sagt er mit ernster Stimme. Gottes Sohn? Erstaunt blickt die Schnecke den römischen Mann in seiner Rüstung an. Der Mann am Kreuz war wirklich der Sohn Gottes! Es ist zu viel für die Schnecke. Sie will weg von dem schrecklichen Ort, wo unschuldige Menschen so fürchterlich behandelt werden.

Drei Tage später hat sie es endlich geschafft, den Berg hinunterzukriechen. Es ist früh am Morgen. Der Tau liegt noch auf dem frischen Gras. Plötzlich packt sie etwas am Häuschen. „Oh, nein! Bitte, bitte keine Krähe!“, denkt die Schnecke verzweifelt. Bis jetzt war sie den bösen Tieren, die es auf sie abgesehen hatten, immer entkommen. Doch es scheint kein hungriger Vogel zu sein. Zaghaft schaut die Schnecke aus ihrem Haus. Zwei große Augen blicken sie erfreut an. „Na, traust du dich endlich raus?“ Die Schnecke glaubt ihren Augen kaum. Träumt sie? Sie sitzt auf der Hand von dem Mann, den sie am Kreuz gesehen hatte! Aber unmöglich, er war doch tot! Der Mann streicht sanft über ihr Haus. „Weißt du, dass du etwas ganz Besonderes bist, kleine Schnecke? Du verstehst am besten, wie ich mich am Freitag gefühlt habe, als sie mir das schwere Kreuz auf den Rücken gelegt hatten! Du fühlst dich vielleicht nicht so toll wie andere Tiere, aber deswegen musst du dich nicht in deinem Schneckenhaus verkriechen. Schau, ich bin auch nicht im Grab geblieben. Vielleicht erinnern sich die Menschen, wenn sie dich sehen, daran, was ich für sie getragen habe!”

Wenn du eine Schnecke siehst, denke an die Geschichte. Jesus ist für dich gestorben, weil du etwas ganz Besonderes bist. Auch wenn andere über dich lachen, darfst du wissen, dass er dich liebt.

Wenn jemand böse zu dir ist, versuche es mal wie Jesus – weißt du noch, was er sagte? Krieche aus deinem Schneckenhaus heraus, dann weißt du es:

Lösungssatz:

Gesprächspartner nicht erreichbar …

Wenn Gott schweigt – Die tiefere Wahrheit hinter

dem Gebet

Obwohl die Bibel selbstverständlich und oft zum Gebet aufruft, bleiben vielen Menschen grundlegende Fragen dazu unbeantwortet. Gedanken wie „Warum beantwortet Gott mein Gebet nicht?“ oder „Warum muss ich überhaupt beten, wenn Gott schon alles weiß?“ drängen sich schnell auf. Was viele jedoch überraschen dürfte: Auf genau diese Fragen hat die Bibel erstaunliche Antworten. Bernd Sengewald macht deutlich, dass Gebet kein unergründliches „Mysterium“ ist. Er nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise zu den tieferen Gründen und Zusammenhängen des Gebets – und zeigt, wie erstaunlich lebensnah Gottes Antworten tatsächlich sind.

Gott ist Liebe! Er hat versprochen, dass er für uns da ist und uns hört, wenn wir ihn um Hilfe bitten (Ps 34,18; Mt 7,7 ff). Doch dann kann es sein, dass man betet, aber anscheinend kommt keine Antwort. Man betet immer wieder, aber von einer Erhörung der Bitten ist nichts zu sehen. Wie kann das sein?

Schnell kann man von anderen Gläubigen etwas in der Art hören, wie den Text aus Jesaja 59,1–2. Darin sagt Gott den Israeliten, dass ihre Sünden schuld sind, weswegen ihre Gebete nicht von Gott erhört werden. Und ja, es ist

wahr! Absichtlich und dauerhaft begangene Sünden trennen von Gott. Aber ist es so einfach? Ist das der einzige Grund, den es gibt, warum Gebete nicht erhört werden können? In der Bibel ist eine viel komplexere Antwort zu finden. Gott offenbart einiges zu diesem Thema. Fast mehr, als unser Verstand erfassen kann.

Darüber hinaus möchte ich noch zwei weitere Fragen in den Raum stellen, die zu dem Thema dazugehören: 1. Wenn Gott allwissend ist, warum muss ich dann überhaupt noch beten? Er kennt doch alle Nöte und weiß, was

Selbst Jesus Christus betet intensiv im Garten Gethsemane, und sein Gebet wird nicht erhört. Unsere üblichen Antworten (Sünde, kleiner Glaube, etc.) klingen hier aber sehr absurd.

wir Menschen brauchen (vgl. Mt 6,8). 2. Wenn Gott allmächtig und Liebe ist (vgl. Offb 1,8; 1 Joh 4,8.16), warum schafft er dann nicht von vorneherein alle Probleme und alles Leid aus der Welt? Probleme und Leid, die er sowieso schon kennt, bevor wir sie im Gebet vor ihn bringen.

Antworten bei einem Blick hinter die Kulissen Wenn diese Fragen aufkommen, bin ich froh über die tiefgehende biblische Einsicht, die uns als Adventisten anvertraut ist. Denn um Antworten auf die gerade gestellten Fragen zu finden, müssen wir bei einem Thema beginnen, an das man vielleicht nicht als erstes denkt. Im Epheserbrief (Eph 6,11–12) schreibt Paulus, dass böse Mächte über unsere Welt herrschen. Auch Jesus Christus spricht mehrfach vom Fürsten dieser Welt (Joh 12,31; 14,30; 16,11) und meint damit eindeutig Satan, den Gegenspieler Gottes. Christus widerspricht Satan hinsichtlich dessen Machtbereich nicht, als dieser ihn in der Wüste mit folgenden Worten versucht: „Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein“ (Lk 4,6–7). Man muss sich darüber hinaus die Frage stellen, warum der Gegenspieler überhaupt die Möglichkeit bekommt, Jesus Christus in Versuchung zu bringen.

Mit diesen Texten sind wir mittendrin im Thema des großen Kampfes. Seit Adam und Eva im Paradies der Versuchung Satans erlagen, gab es einen Herrschaftswechsel hier auf der Erde: Der allmächtige Gott und Schöpfer des Universums gab dem Gegenspieler nun offenbar einen gewissen Freiraum, um auf unserer Welt nach seinen eigenen Ideen zu agieren.

Besonders augenöffnend sind hierzu die zwei fast gleichlautenden Szenen am Anfang des Buches Hiob. Gott sitzt

in der himmlischen Ratsversammlung und wie selbstverständlich kommt auch Satan mit dazu. Als Gott ihn fragt, wo er herkommt, sagt dieser, dass er die Erde hin und her durchzogen hätte. Nämlich den Teil des Universums, den er als seinen Machtbereich ansieht. Auch die Herrscher zur Zeit der Patriarchen haben mit einem Gang zu Fuß angezeigt, dass sie die Herrschaft über ein bestimmtes Territorium beanspruchen.¹ In diesem Licht können wir gleichermaßen Abrahams Wanderungen durch das Land Kanaan als Besitzanzeige sehen, die etwa 430 Jahre später für Abrahams Nachkommen Wirklichkeit wurde (1 Mose 13,17). Dass Satan von der Erde als seinem Herrschaftsbereich spricht, zeigt sich auch in Gottes Entgegnung, in der im Gegenzug sein Besitzanspruch hervorgehoben wird: „Der Herr sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse“ (Hi 1,8). Daraufhin kommt eine Antwort von Satan, die Gottes Glaubwürdigkeit diskreditiert (Hi 1,9–11). Er behauptet mit dem, was er sagt, dass Gott nicht an sich liebenswert sei, lügt (was Hiob und seine Treue zu ihm betrifft) und damit offensichtlich auch nicht allwissend sein könne. Und diese Vorwürfe werden nicht unter vier Augen, sondern in aller Öffentlichkeit ausgesprochen.

An dieser Stelle geschieht das schier Unfassbare: Gott gibt Satan Zugriff auf Hiob (Hi 1,12) – einen Menschen, der als treu und gottesfürchtig beschrieben wird (Hi 1,1–5). Das bedeutet: Gott hält sich mit seiner Allmacht zurück und gibt Satan Macht, in einem bestimmten Rahmen seine grausigen Taten durchzuführen. Ein Muster, das wir in den Berichten der Bibel immer wieder finden und auch in unserem persönlichen Leben erfahren: Es geschieht Böses auf dieser Welt! Es gibt Schmerzen, Leid und Ungerechtigkeit! Und all das, obwohl Gott der Herr des Universums ist!

Zu diesen leidvollen Erfahrungen gehören auch (real oder scheinbar) nicht erhörte Gebete. Da ist zum einen Paulus: Er betete intensiv um Gesundheit, doch Gott erhört ihn nicht (2 Kor 12,7–9). Will Gott etwa nicht, dass Paulus gesund wurde? Paulus war doch nicht Irgendjemand! Er hatte eine direkte Begegnung mit Jesus Christus. Paulus bekam, zusammen mit Barnabas, eine persönliche Beauftragung durch den Heiligen Geist. Er gewann reihenweise Menschen für Jesus Christus. Er gründete unglaublich viele Gemeinden, schulte eine Menge von Mitarbeitern und seine Briefe machen neben den Evangelien einen Großteil des Neuen Testamentes aus.² Und trotzdem erhört Gott sein Gebet nicht!

Zum anderen ist da Jesus Christus selbst: Er betete intensiv im Garten Gethsemane, und sein Gebet wurde nicht erhört (Mt 26,39). Hatten persönliche Sünden sein Gebet verhindert? Hatte er nicht genug Liebe? Hatte er nicht im Namen Jesu Christi gebetet? ³ Das sind natürlich völlig absurde Annahmen. Allein schon sie auszusprechen oder aufzuschreiben schmerzt.

Es gibt also in der Bibel Beispiele, das auch Gebete von nahmenhaften Personen nicht erhört wurden. Dafür muss es wohl Gründe geben, selbst wenn wir sie nicht sehen und verstehen. Aber Fakt ist: Gott hat sich in seiner Allmacht Grenzen auferlegt. Im Fall von Jesus Christus in Gethsemane wissen wir sogar, warum Gott-Vater dieses unter Seelenqualen ausgesprochene Gebet nicht erhören konnte. Denn Jesus Christus musste sterben. So hatte er es mehrfach vorher seinen Jüngern gesagt.⁴ Er musste sein Leben geben, damit wir gerettet werden können.⁵

Somit gibt uns die Meta-Geschichte des großen Kampfes in der Bibel Anhaltspunkte, um zu verstehen, warum manchmal der Einsatz von Gottes Allmacht nicht erfolgt, wenn Menschen im Gebet etwas erbitten.

Aber hätte das nicht alles verhindert werden können?

Hätte Gott nicht einfach Satan tot umfallen lassen können, als dieser mit seinen Beschuldigungen kam? Stellen wir uns vor, Gott hätte Satan in der himmlischen Ratsversammlung öffentlich das Leben genommen, nachdem dieser seine Anschuldigungen vorgebracht hatte. Was wäre dann mit all den Zeugen gewesen? Wären sie allesamt überzeugt gewesen, dass die Beschuldigungen von Satan haltlos waren und dass Gott Liebe ist?

Manche Fragen, die wir Menschen uns stellen, finden hier auf dieser Erde noch keine Antwort. Gottes Perspektive als Schöpfer des Universums ist und bleibt eben anders als unsere. Dennoch erhalten wir aus seinem Wort manchen wertvollen Anhaltspunkt.

Damit kommen wir zu einem unglaublich wichtigen, aber oft übersehenen Knackpunkt: Wie die Geschichte zeigt, kann man auf ausgesprochene Beschuldigungen nicht mit einer Machtdemonstration reagieren, um andere geschaffene Wesen zu überzeugen. Dafür gibt es nur eine Möglichkeit: Es muss erfahrbar werden, was gelebte „satanische Regierung“ bedeutet und welche Folgen diese für andere Lebewesen hat. So schwer es ihm auch fiel, musste Gott Satan Regent sein lassen, damit sichtbar wurde, wohin dessen Herrschaft führte – und es gibt nur einen einzigen Planeten in diesem Universum, auf dem sich die Bewohner für den Gegenspieler als Regenten entschieden haben: Wir Menschen auf dieser Erde. Und so sind wir nun ein Schauspiel des Universums, wie Paulus schreibt (1 Kor 4,9).

Gebet – wichtig über die Grenzen unserer Welt hinaus „Gott ist Liebe!“ – schreibt der Apostel Johannes in seinem ersten Brief (1 Joh 4,8.16). Das bedeutet: Gott möchte das Beste für uns. Doch dabei hat er auch das gesamte Universum im Blick. Und er tut alles dafür, dass es das Böse – wie wir es jetzt erleben – nie wieder geben wird. Darüber hinaus müssen wir uns im Klaren sein: Gott ist der Einzige, der nicht nur anderen ins Herz schauen kann, er ist zudem der Einzige, der die Zukunft kennt (z. B. Jes 44,7–8). Und weil das so ist, ist Gott auch der Einzige, der weiß, welche Entscheidungen und Aktionen zum Ziel

Im Rahmen der „Regeln“ des großen Kampfes, ist es für uns als Menschen notwendig, Gott die moralische Berechtigung zu geben, dass er in das Herrschaftsgebiet des Gegenspielers eingreifen und uns erlösen darf!

führen – nämlich zu seinem Generalziel: Ein ganzes Universum ohne Sünde! Ein Universum, in dem jeder weiß: Das, was der Fürst dieser Welt will – sprich, was Satan will – ist furchtbar. Dagegen bringt alles, was Gott als Weisung gegeben hat und gibt, Liebe, Frieden und Wohlergehen mit sich. Für eine Liebesbeziehung braucht es aber eine freiwillige Entscheidung. Und zwar für alle Wesen im von Gott geschaffenen Universum. Für uns, die

Wenn wir beten, wenden wir uns mit unserem Dank und unseren Bitten an den großen, allmächtigen Gott. Wir bitten um sein Eingreifen im großen Kampf innerhalb der von ihm selbst gesetzten Regeln, damit seine Gerechtigkeit und Satans Missherrschaft deutlich werden.

wir auf dieser Welt leben, die vom Gegenspieler regiert wird, bedeutet das: Wir müssen uns aktiv dafür entscheiden, zu Gott zu gehören und nicht zu den Mächten der Finsternis, die diese Welt regieren. Deshalb wirbt Gott um uns. Er möchte gerne, dass jeder Mensch gerettet wird (2 Petr 3,9b; 1 Tim 2,4). Doch viele Menschen wollen nicht (z. B. Mt 23,37), und Gott zwingt nicht. Im Rahmen der „Regeln“ des großen Kampfes ist es für uns als Menschen notwendig, Gott die moralische Berechtigung zu geben, dass er in das Herrschaftsgebiet des Gegenspielers eingreifen und uns erlösen darf! (z. B. 2 Chr 7,14; Apg 2,37–38; 1 Joh 1,9) Das ganze Universum kann dadurch sehen, wie Menschen auf dieser Erde ihn aus freien Stücken lieben und sich für ihn entscheiden.

Auch für andere Bereiche braucht es unsere Erlaubnis und Bitte im Gebet, damit Gott auf dieser Erde innerhalb der Regeln, die er selbst gesetzt hat, eingreifen darf. Einen starken Hinweis darauf bekommen wir im Vaterunser (Mt 6,9–13). Drei Punkte sind, meines Erachtens, in diesem Vorbild-Gebet von Jesus deutlich zu sehen. Erstens: Gottes Name ist in Verruf und es braucht Wiederherstellung (V. 9). Zweitens: Es ist zurzeit nicht Gottes Reich hier auf der Erde und es ist wichtig, darum zu bitten, dass Gott seinen Willen hier auf der Erde umsetzen kann. Das beinhaltet auch Gutes zu tun, wie z. B. in Bezug auf unsere Grundversorgung (V. 10.11.13b). Drittens: Der aktiv ausgedrückte Wunsch, dass uns unsere Sünden vergeben werden und dass wir vor der Herrschaft des Bösen bewahrt werden möchten (V. 12.13a).

Gott tritt die Tür nicht ein, sondern er bittet um unsere Erlaubnis. Es liegt an uns, sowohl auf Gottes Werben zu reagieren, als auch ihm die Berechtigung zu geben, Herr in unserem Leben zu sein.

Einige biblische Regeln für Gebetserhörung Schauen wir uns ein paar der Regeln an, die im großen Konflikt zwischen Gott und Satan in Gottes Wort für uns erkennbar sind und die uns helfen zu verstehen, was wichtig ist, damit Gott unsere Gebete erhören kann –oder warum es eventuell keine Gebetserhörung gibt: ⁶

1. Wie am Anfang schon erwähnt: Unsere Bekehrung und damit die Abkehr vom bewussten Sündigen sind wichtig (2 Chr 7,14; Ps 66,18–19; Spr 28,9; Jes 59,1–2; 1 Petr 3,12).

2. Es ist grundlegend, daran zu glauben, dass Gott uns helfen kann und will (Mt 13,58; Mk 9,23–24; Lk 18,42).

3. Nicht selbstsüchtig beten (Jak 4,3).

4. Durchhaltevermögen im Gebet zeigen (Lk 18,1–5; 1 Thess 5,17).

5. In Übereinstimmung mit Gottes Willen bitten (1 Joh 5,14; 14,13–14).

Wie uns Jesus in der Offenbarung bittet, ihm die Tür aufzutun (Offb 3,20), so bittet auch Gott-Vater darum, für uns da sein und eingreifen zu dürfen – innerhalb des Herrschaftsgebietes des Gegenspielers. Gott tritt die Tür nicht ein, sondern er bittet um unsere Erlaubnis. Es liegt an uns, sowohl auf Gottes Werben zu reagieren, als auch ihm die Berechtigung zu geben, Herr in unserem Leben zu sein.

Oft beschenkt uns Gott mit Segen durch Gebetserhörung. Aber gerade ein vertrauensvoller Glaube lässt ihm freie Hand: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ (Lk 22,42).

6. Beim Gebet für andere bedenken, dass Gott nicht entgegen der freien Willensentscheidung von Menschen handelt (z. B. Mt 23,37). Dieser Punkt liegt weitgehend außerhalb unserer eigenen Einflussmöglichkeit.

7. Auch äußere Umstände im Heilsplan Gottes und bestimmte geistliche Prinzipien im Rahmen des großen kosmischen Kampfes spielen eine Rolle – Dinge, die wir nicht immer durchschauen, aber im Vertrauen akzeptieren dürfen (Mt 26,39; Mk 14,35: „Alles ist dir möglich“, vs. Mk 14,36: „Wenn es möglich wäre“).

8. Und darüber hinaus gibt es noch Umstände, die wir nicht sehen können, weil sie hinter den Kulissen der Weltgeschichte ablaufen und auf die wir nicht reagieren können, wie z. B.:

• Bei Erhörung des Gebets gibt es im Endresultat schlimme oder schlimmere Ergebnisse, die nur Gott mit seiner Weitsicht im Voraus erkennen kann.

• Oder es ist entgegen anderen Regeln innerhalb des großen Kampfes für Gottes Eingreifen, die wir nicht kennen.

Wie auch bei der Geschichte von Hiob, bekommen wir normalerweise keine Erklärung, warum in einem bestimmten Fall unser Gebet nicht erhört wird. Aber was Gott selbst uns in der Bibel offenbart, gibt uns Anhaltspunkte dafür, zu verstehen, dass es eine ganze Reihe nachvollziehbarer Gründe für eine Nicht-Erhörung geben kann. Auf jeden Fall wird verständlich, wie wir mit den folgenden Fragen umgehen können. Nämlich erstens: Warum wir überhaupt noch beten müssen, wenn Gott doch allwissend ist. Und zweitens: Warum er nicht von vornherein alle Probleme und alles Leid aus der Welt schafft, wenn er doch allmächtig und Liebe ist. Damit stehen wir alle vor einer wichtigen Entscheidung: Vertrauen wir Gott, unserem Vater, dem Schöpfer des gesamten Universums? Glauben wir, dass Gott uns liebt und dass er alles zum Besten führen wird?

Es gibt einen Zeitpunkt, an dem den Freiheiten der bösen Mächte ein Ende gemacht sein wird (Mt 8,29; Offb 12,12; 7,9–17; 21,1–5). Nur noch Schönheit, Frieden und Freude herrschen dann im Universum. Alle lebendigen Wesen wissen dann, dass Gott sie liebt und seine Regierung das Beste für sie bringt. Und Gott versichert uns: Dieses Versprechen ist wahrhaftig und gewiss (Offb 21,5)!

Auf jeden Fall ist es elementar, dass wir immer weiter am

Gottes Wesen steht unter Anklage – in diesem kosmischen Prozess kann aber keine Machtdemonstration, sondern nur die Darstellung seines Charakters die Anklage widerlegen. Das braucht Zeit.

Gebet festhalten, für uns und alle anderen Menschen und Belange, so wie Paulus schreibt: „Hört nie auf zu bitten und zu beten! Gottes Heiliger Geist wird euch dabei leiten“ (Eph 6,18 Hfa). Dazu fordert er auf, nachdem er die „Waffenrüstung Gottes“ beschreibt – schließlich besteht sie aus den Bestandteilen für ein Gebet, das Gott erhören kann. Dinge wie Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit, Glaube und das Wort Gottes, und in allem die Gewissheit, dass Jesus Christus uns gerettet hat (Eph 6,14–17). Unsere Gebete machen einen Unterschied und wir dürfen wissen: Gott hört uns! Und er erhört uns, wenn es zum Besten aller Bewohner des Universums dient.

Quellen:

1 Archaeology Study Bible. Study Bible, Crossway, Wheaton, Illinois, 2017; Anmerkung zu Gen. 13,17

2 Apg. 9,1-8; Apg. 13,1-3; Apg. 16,23.34; Apg. 20,4

3 Siehe Joh 14,13-14; 16,23-24

4 Mt 16,21 (1. Leidensankündigung); Lk 9,45 (2. LA); Mt 20,18 -19 (3. LA)

5 Siehe z. B.: Mt 16,21: „Seit der Zeit fing Jesus an, seinen Jüngern zu zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.“

6 Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Zum Vertiefen des Themas empfehle ich: John C. Peckham: Why We Pray – Understanding Prayer in the Context of Cosmic Conflict, Baker Academic, Grand Rapids, Michigan, 2024.

Bernd Sengewald studierte Theologie in Darmstadt und Newbold. Er ist Bezirkspastor in Ludwigsburg sowie Mitglied im Redaktionsteam.

Ein amerikanischer Papst

Prophetie, Politik und die Frage nach der Bedeutung

Ein Amerikaner wird Papst – ein historischer Paukenschlag mit möglicher prophetischer Tragweite. Ist das die Erfüllung biblischer Vorhersagen? Beginnt nun die enge Allianz zwischen Kirche und Staat, wie sie Offenbarung 13 beschreibt? Indem die Hintergründe sowie theologische Spannungen beleuchtet werden, rückt die eigentliche Frage in den Fokus: Was bedeutet dieser Moment wirklich – und wie bleiben wir bei aller Spekulation unserem Auftrag treu?

Ein historischer Moment

Das Konklave, das den neuen Papst kürte, ging erstaunlich schnell über die Bühne. Bereits nach weniger als zwei Tagen stieg der weiße Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle empor – das unmissverständliche Zeichen: Ein neuer Pontifex ist gewählt worden. Augenblicklich füllte sich der Petersplatz mit einer erwartungsvollen Menschenmenge. Kameras und tausende Augenpaare richteten sich gespannt auf die „Segnungs-Loggia“ des Petersdoms. Wer ist das neue Oberhaupt der Katholischen Kirche, der weltweit über 1,4 Milliarden Menschen angehören?

Als der Name verkündet wurde, war die Reaktion der Menge – zumindest zunächst – überraschend verhalten. Statt der erwarteten, unmittelbaren Euphorie sah man vor allem fragende Gesichter, ein Raunen ging durch die Reihen. Es dauerte einige Sekunden, bis sich erste Beifallsrufe und Applaus durchsetzten. Der Grund? Ein bedeuten-

der Moment hatte sich ereignet: Zum ersten Mal in der langen Geschichte der römisch-katholischen Kirche wurde ein US-Amerikaner zum Bischof von Rom gewählt: Kardinal Robert Francis Prevost. Historisch war das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und dem Vatikan lange Zeit angespannt. Im 19. Jahrhundert herrschte in den USA ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Papsttum, das als Bedrohung für Demokratie und Religionsfreiheit galt. Katholiken wurden häufig diskriminiert, und erst 1984 nahmen die USA und der Heilige Stuhl offizielle diplomatische Beziehungen auf. Die Wahl eines amerikanischen Papstes wäre vor 100 Jahren undenkbar gewesen. Heute allerdings gibt es in den USA ca. 50 Millionen Katholiken. Sie sind die größte Denomination im Land und eine der größten katholischen Gemeinschaften weltweit.

Aus biblischer Sicht dient Prophetie vor allem der Ermutigung und der geistlichen Orientierung inmitten tatsächlicher Entwicklungen – nicht der spekulativen Vorhersage.

Für viele protestantische Christen mit einem ausgeprägten Verständnis biblischer Prophetie ist diese Wahl mehr als nur eine kirchenpolitische Überraschung. Sie führt zurück zu den prophetischen Bildern aus Offenbarung 13, wo die Zuspitzung des kosmischen Kampfes zwischen Licht und Finsternis beschrieben wird: Das „Tier aus dem Meer“ und das „Tier aus der Erde“ – symbolische Darstellungen für das Papsttum und die Vereinigten Staaten – machen gemeinsame Sache. Kirche und Staat gehen Hand in Hand, und so kommt es zu einem finsteren Mittelalter 2.0, mit der Folge, dass kirchliche Forderungen mit staatlicher Macht umgesetzt und Abweichler verfolgt werden und die Gewissensfreiheit des Einzelnen unterdrückt wird. Das ist das große Bild, das die Bibel von diesem letzten Konflikt zeichnet. Vor diesem Hintergrund regt die Wahl eines amerikanischen Papstes bei vielen Gläubigen die prophetische Fantasie an und es scheint ausgemacht, dass jetzt die letzten Ereignisse dieser Welt eingeläutet werden

BW GUNG
Ein amerikanischer Papst
Thomas Knirr Prophetie, Politik

und die oben beschriebene Allianz unmittelbar bevorsteht. Das ist denkbar, gleichzeitig aber auch nicht zwingend. Bereits bei der Wahl John F. Kennedys zum ersten katholischen Präsidenten der Vereinigten Staaten im Jahr 1960 gingen in vielen protestantischen Gemeinschaften die „prophetischen Alarmglocken“ an. Die Vorstellung, dass jetzt ein Katholik, gewissermaßen ein Vertreter Roms, ein weltliches Spitzenamt in einem protestantisch geprägten Land einnimmt, wurde als ein Zeichen gedeutet, dass die biblisch prophezeiten Allianzen zwischen religiöser und politischer Macht sich nun formieren könnten. Der Anfang vom Ende schien gekommen. Das ist nun mehr als ein halbes Jahrhundert her, ein Zeitrahmen, der im Vergleich zu zwei Jahrtausenden unbedeutend erscheint.

Wer ist Leo XIV.?

Robert Francis Prevost stammt aus Chicago und war zuletzt Präfekt des einflussreichen Dikasteriums für die Bischöfe, das den Papst bei der Ernennung neuer Bischöfe weltweit berät. Er lebte den Großteil seines kirchlichen Lebens im Ausland, insbesondere in Peru, wo er viele Jahre als Missionar tätig war und unter anderem das Amt des Präsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika bekleidete. Seinen Ordensweg begann Prevost 1977 mit dem Eintritt in das Noviziat des Augustinerordens in St. Louis. Theologische Studien absolvierte er an der Katholisch-Theologischen Hochschule in Chicago sowie im Fach Kirchenrecht an der Päpstlichen Universität in Rom. 1982 empfing er die Priesterweihe. Er promovierte über den Augustinerorden und wurde schließlich zum Bischof von Chiclayo/Peru ernannt. Im Jahr 2023 wurde er von Papst Franziskus in das Kardinalskollegium berufen. Theologisch ist er eher im konservativen Spektrum zu verorten, doch seine diplomati-

Ein amerikanischer Papst – mehr als nur eine kirchenpolitische Überraschung? Werden mit ihm und durch ihn die letzten Ereignisse der Welt eingeläutet?

sche Erfahrung und sein Ruf als Vermittler haben offenbar viele Kardinäle überzeugt. Die Frage ist, wie „amerikanisch“ ist der neue Papst wirklich? Zumindest dürfte es in seiner Identität als Amerikaner und seiner Identität als Papst zu einem Konflikt kommen. Denn die amerikanische Verfassung und der Anspruch der römisch-katholischen Kirche stehen in einem grundsätzlichen Widerspruch zueinander.

Die religiös-politische Spannung

Die Vereinigten Staaten wurden auf den Prinzipien der Gewissens- und Religionsfreiheit gegründet. Ideale, die tief in der protestantischen Überzeugung verwurzelt sind und beinhalten, dass der Glaube eine persönliche Entscheidung zwischen dem Einzelnen und Gott sein muss, frei von staatlichem oder kirchlichem Zwang. Deshalb ist in der amerikanischen Verfassung, im ersten Zusatzartikel („First Amendment“), die Trennung von Kirche und Staat verankert. Diese Trennung war eine direkte Reaktion auf die blutigen Jahrhunderte Europas, in denen religiöse Abweichler verfolgt, gefoltert und verbrannt wurden. Auch wenn viele heute den Eindruck haben, dass dieser Zusatzartikel in jüngerer Zeit unterwandert oder relativiert wird, gehört er doch (noch) weiterhin zur Identität der amerikanischen Republik.

Die katholische Kirche hingegen hat ein anderes Verständnis. Sie zeigt sich zwar offiziell ökumenisch gesinnt und betont die Bedeutung des interreligiösen Dialogs, doch nicht selten entsteht der Eindruck, dass hinter dieser Offenheit ein exklusives Selbstverständnis fortbesteht. So wirkt etwa das antike Diktum des Bischofs Cyprian von Karthago „Außerhalb der Kirche kein Heil“ in der katholi-

Unabhängig davon, wie bedeutungsvoll oder unbedeutend die Wahl von Leo XIV. tatsächlich ist, ändert sich unser Auftrag nicht.

schen Theologie bis heute nach. Die katholische Kirche toleriert andere Religionen, aber ihr ultimatives Ziel hat sich nicht verändert: Als einzig wahre Kirche die gesamte Christenheit in ihrem Schoß zu vereinen. Eine solche Wiedervereinigung würde aus prophetischer Perspektive auf eine erneute Verflechtung von Kirche und Staat hinauslaufen – ein Zusammenspiel, das sich in der Geschichte des Westens immer wieder als problematisch und verhängnisvoll erwiesen hat.

Prophetische Ausgewogenheit

Stehen wir also tatsächlich an der Schwelle zu den in Offenbarung 13 beschriebenen Ereignissen? Haben wir ein neues prophetisches Kapitel aufgeschlagen? Möglicherweise – aber vielleicht auch nicht. Die Bibel fordert uns nicht dazu auf, in jedem Ereignis ein unmittelbares prophetisches Signal zu sehen. Als Jesus seine Jünger auf kommende Verfolgungen vorbereitete, sagte er: „Wenn dies aber geschieht, so sollt ihr daran denken, dass ich es euch gesagt habe“ (Joh 16,4). Auffällig ist, dass im Neuen Testament keine detaillierten Voraussagen darüber zu finden sind, wie sich diese Ereignisse im Einzelnen abspie-

len würden. Stattdessen berichten die Schriften von den tatsächlichen Geschehnissen und davon, wie die junge Gemeinde darauf reagierte. Es liegt nahe anzunehmen, dass die ersten Christen so stark mit der Verkündigung des Evangeliums befasst waren, dass sie sich nicht primär mit der Ausmalung zukünftiger Entwicklungen beschäftigten.

Wo Gott prophetische Einsicht schenkte, wurde sie mit der Gemeinde geteilt – aber im Allgemeinen herrscht im Neuen Testament eine bemerkenswerte Zurückhaltung gegenüber Spekulationen über den zeitlichen Ablauf der Zukunft. Aus biblischer Sicht dient Prophetie vor allem der Ermutigung und der geistlichen Orientierung inmitten tatsächlicher Entwicklungen – nicht der spekulativen Vorhersage. Sie ist dazu da, das Vertrauen in Gott zu stärken und sich fester an ihn zu binden.

Zu oft haben Christen versucht, konkrete Vorhersagen über die Zukunft außerhalb der allgemeinen prophetischen Aussagen der Bibel zu treffen – nur um dann festzustellen, dass die Ereignisse anders eintrafen als erwartet. Jesus selbst warnte uns davor, uns zu sehr auf Zeiten und Zeitpunkte zu fixieren (vgl. Apg 1,6.7). Stattdessen ruft er uns dazu auf, im Dienst treu zu sein, erfüllt mit dem Heiligen Geist – Tag für Tag.

Unser Auftrag bleibt derselbe Unabhängig davon, wie bedeutungsvoll oder unbedeutend die Wahl von Leo XIV. tatsächlich ist, ändert sich unser Auftrag nicht. Als Siebenten-Tags-Adventisten haben wir eine klare Berufung. Ellen White formulierte es eindrücklich: „In einem besonderen Sinn sind Siebenten-Tags-Adventisten als Wächter und Lichtträger in die Welt gesetzt wor-

Unser Blick soll die Zeichen der Zeit wahrnehmen. Dabei soll er aber nicht von Ereignissen gefesselt werden, die uns von Gottes Handeln oder seinem Auftrag ablenken – so erstaunlich sie auch sein mögen.

Die Adventbotschaft ist keine Botschaft der Panik oder Angst.

den. Ihnen ist die letzte Warnung für eine untergehende Welt anvertraut worden. Auf sie strahlt das wunderbare Licht des Wortes Gottes. Ihnen ist ein Werk von größter Bedeutung übertragen worden – die Verkündigung der ersten, zweiten und dritten Engelsbotschaft. Es gibt kein anderes Werk von so großer Bedeutung. Sie sollen sich von nichts anderem ablenken lassen“ (Testimonies for the Church, Band 9, S. 19).

Wer sich zu sehr mit der Deutung aktueller Ereignisse beschäftigt, läuft Gefahr, den Blick für die eigentliche Aufgabe zu verlieren: das Evangelium zu verkünden, Menschen für Christus zu gewinnen und auf seine baldige Wiederkunft hinzuweisen. Zu oft fangen Gläubige an, sich im Hinblick auf die kommenden Ereignisse nur noch um sich selbst zu drehen, um auf die bevorstehenden Entwicklungen vorbereitet zu sein. Ein „apokalyptischer Egoismus“, bei dem der Blick für die Bedürfnisse und das Heil der Mitmenschen verloren geht, um selbst gut durch die trübselige Zeit zu kommen. Aber wir sind nicht dazu berufen, uns zurückzuziehen oder abzuschotten. Im Gegenteil: Als Nachfolger von Jesus sind wir aufgerufen, Hoffnungsträger zu sein und Zuversicht zu vermitteln in einer oft verunsicherten Welt. Die Adventbotschaft ist keine Botschaft der Panik oder Angst. Ja, sie ist ein Weckruf – aber stets getragen von der Gewissheit, dass Gottes Plan Bestand hat, auch wenn die Welt ins Wanken gerät.

„In einem besonderen Sinn sind Siebenten-Tags-Adventisten als Wächter und Lichtträger in die Welt gesetzt worden. Ihnen ist die letzte Warnung für eine untergehende Welt anvertraut worden. Auf sie strahlt das wunderbare Licht des Wortes Gottes.“ (TC 9, S.19)

Prophetische Relevanz?

Ja, es gibt nun einen amerikanischen Papst – ein historisches Novum. Und ja, dies könnte durchaus prophetische Bedeutung haben. Doch das ist erstmal alles. All das darf uns nicht von unserer eigentlichen Aufgabe ablenken: Mehr denn je sind wir deshalb aufgerufen, das Evangelium nicht nur zu verkünden, sondern es auch im Alltag durch Wort und Tat erlebbar zu machen. In einer Welt voller Verunsicherung und Umbrüche sehnen sich die Menschen nach Orientierung, nach Hoffnung, nach einer tragfähigen Perspektive. Beobachten wir also wachsam die Zeichen der Zeit – aber behalten wir unseren Auftrag im Blick. Denn egal, was geschieht: Unsere Nachbarn, Kollegen und Freunde leben weiterhin ohne die rettende Botschaft von Jesus. Und das ist die wahre Dringlichkeit unserer Zeit.

Dieser Artikel basiert auf einer vertiefenden und inhaltlich erweiterten Übersetzung von Shawn Boonstras Artikel „An American Pope“, welcher unter https://adventistreview.org/perspectives/culture/an-american-pope/ nachgelesen werden kann.

Thomas Knirr ist Abteilungsleiter für Gemeindeaufbau und Evangelisation der BWV sowie Mitglied im Redaktionsteam.

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Von 14 bis 35 Jahren

Adventgemeinde Lahr

So kam ich zur Gemeinde …

Die Liebe hat gesiegt!

Barbara Devantier, Gemeinde Backnang

Mit Ende 37 steckte ich mitten in einer Midlife-Crisis. Völlig rat- und hilflos wusste ich nicht, wie es in meinem Leben weitergehen sollte. Ich hatte schließlich eines Nachts einen Traum, in dem ich eine Bibel erkannte, die ich zur Konfirmation von meinem Pfarrer geschenkt bekommen und seitdem 20 Jahre nicht mehr in den Händen gehalten hatte. Am nächsten Morgen nahm ich sofort diese alte Bibel, begann zu lesen und ließ mich ab diesem Zeitpunkt nur noch von Gott führen. 1996 kam ich in eine Brüdergemeinde, in der ich mich nach einem 3-monatigen Taufseminar taufen ließ. Es war mir ein dringendes Bedürfnis, Gott mein Leben zu übergeben, nach all dem Dreck, der sich in meinem Leben angehäuft hatte. Die Brüdergemeinde verließ ich allerdings etwas später, als ich den Sabbat für mich persönlich erkannte und dort keine zufriedenstellenden Antworten bekam.

Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen, Smartphones würde es erst viele Jahre später geben – ich konnte also nicht einfach googeln, wo es eine sabbathaltende Gemeinde gibt. Ich wusste zwar von einem christlichen Seniorenheim, in dem ich ab und zu mal Hausbesuche machte, aber dort kam ich leider mit niemandem tiefer ins Gespräch. Nach längerer Suche stieß ich zu einem Hauskreis, der regen Kontakt zu einer kleinen

jüdisch-messianischen Gemeinde in Israel pflegte. Dort lernte ich, wie man den Sabbat hielt; ich tat dies allerdings allein, da der Leiter des Hauskreises am Sonntag festhielt.

Berufliche Veränderungen verlagerten 2014 meinen Lebensmittelpunkt von Berlin nach Baden-Württemberg. In Ludwigsburg bekam ich 2017 von einer Kundin ein wunderschönes Buch geschenkt: Es hieß „Sieg der Liebe“ und der Titel traf mich mitten ins Herz. Dann aber fiel mein Blick auf den Namen der Autorin: Genau diese Person war in meinen christlichen Kreisen als falsche Prophetin verschrien! Ich erinnerte mich sofort an eine Glaubensschwester, die bei Nennung des Namens einmal fast hysterisch reagierte und warnte: „Finger weg, das ist eine falsche Prophetin und Irrlehrerin!“ Diese Stimme hatte ich nun im Ohr. Damals betete ich zudem zu Gott, dass er mich von solchen Dingen fernhielt, weswegen ich das Buch ungelesen in den Müll warf.

Ich fühlte mich sehr erleichtert und vergaß die ganze Geschichte, bis ich zwei Jahre später mit einer Kundin über Glauben und Gemeinde ins Gespräch kam. „Oh“, fragte ich, „in welcher Gemeinde sind Sie denn?“ – „Ich bin Adventistin.“ Ich selbst war damals seit ca. 10 Jahren Mitglied in einem Missionsbund und hörte nun überrascht zum ersten

Ich bekam von einer Kundin ein wunderschönes
Buch geschenkt. Der Titel traf mich mitten ins Herz.

Mal von den Siebenten-Tags-Adventisten. Ich fragte sie, inwiefern sich der adventistische Glaube von anderen christlichen Strömungen unterscheidet. Sie antwortete: „Wir glauben an den Sabbat.” „Ja“, erwähnte ich, „an den glaube ich auch schon lange!“ Daraufhin lud sie mich in ihre Gemeinde in Backnang ein, welche ich auch bald besuchte. Im Foyer stand ich plötzlich vor einem großen Bücherregal … und las wieder und wieder den Namen „Ellen White“ ... ich wäre am liebsten gleich wieder gegangen! Ich fasste jedoch meinen ganzen Mut zusammen und entschied mich, dem Ganzen eine Chance zu geben und am Gottesdienst teilzunehmen. Nach dem Gottesdienst kam ich mit einigen Geschwistern ins Gespräch über Ellen White, und meine Einstellung und Bedenken ihr gegenüber begannen langsam zu bröckeln. Fortan besuchte ich die Gottesdienste regelmäßig, auch unter der Woche hörte ich mir die Vorträge eines spannenden Offenbarungsseminars an, das zu dieser Zeit dort stattfand.

Und irgendwann, nach Monaten, schenkte mir die Kundin, durch die ich diese Gemeinde fand, ein schön verpacktes Buch. Auf dem Heimweg betete ich inständig, dass es nicht eins von Ellen White sein möge. Leider, so

empfand ich es damals, wurde das Gebet nicht erhört. Es war dieselbe Autorin und sogar derselbe Titel wie 2017! Jetzt hatte ich ein doppeltes Problem: Zum zweiten Mal wegwerfen konnte ich es nicht, denn ich wollte es mir nicht zur Gewohnheit machen, Bücher wegzuwerfen.

Zudem berührte mich noch immer der Titel „Sieg der Liebe“. Ich hatte allerdings sofort wieder die Stimme der einen Glaubensschwester im Ohr. So lag das Buch etliche Wochen auf meinem Tisch und immer, wenn ich daran vorbeikam, schickte ich ein Stoßgebet nach oben, weil ich mich nicht traute, das Buch einer „Irrlehrerin“ zu lesen!

Nach zwei Monaten las ich während meiner Morgenandacht folgenden Vers: „Die Weissagung verachtet nicht. Prüfet alles und das Gute behaltet“ (1 Thess 5,20–21).

Danach war der mich bremsende „Spuk“ vorüber und ich fühlte völlige Freiheit, das Buch zu lesen – was ich dann ausgiebig und mit großer Freude tat!

Ich las daraufhin noch andere Bücher von Ellen White und war erstaunt, dass ich genau das Gegenteil fand, vor dem mir immer gewarnt wurde: Ellen White stelle sich angeblich über Jesus und ihre Literatur über die Bibel. Nun las ich aber, dass sie sich selbst als das kleine Licht bezeichnet und in der letzten Generalkonferenz, in der sie anwesend war, die Bibel hochhielt und sagte: „Lest dieses Buch!“

Diese Erkenntnisse führten dazu, dass ich den Missionsbund vor drei Jahren endgültig verließ und mich der Adventgemeinde anschloss. Gott führte mich über Jahrzehnte hinweg zu den Siebenten-Tags-Adventisten. Er ist ein geduldiger, liebevoller Vater, der mich nicht aufgibt!

Schwester Barbara Devantier vor ihrer Gemeinde in Backnang. Sie zeigt auf das Buch, das sie in ihrem Leben zwei Mal geschenkt bekommen hatte: „Der Sieg der Liebe“.

Jesus erklärte alle Speisen für rein –oder doch nicht?

In Markus 7,19 treffen wir auf folgenden kleinen, aber erstaunlichen Nebensatz: „Damit erklärte er alle Speisen für rein.“ Diese Aussage ist nun für einige die glasklare und ultimative Bestätigung, dass die von Gott gegebenen alttestamentlichen Speisevorschriften (3 Mo 11) nicht mehr gelten. Löste Jesus tatsächlich die Speisegebote auf? Und wenn ja, warum halten wir als Siebenten-Tags-Adventisten weiterhin daran fest? Mit einem frischen Blick geht Sebastian Reichert diesen Fragen auf den Grund.

Schon als Jugendlicher stellte folgender Vers für mich eine Herausforderung dar: „Denn es geht nicht in sein Herz hinein, sondern in den Bauch, und es geht heraus in den Abort. [Damit] erklärte er alle Speisen für rein“ (Mk 7,19). Doch die Antwort, die ich damals auf meine Fragen bekam, ließ mich unzufrieden zurück. Lange Zeit konnte ich mir diese Aussage in Verbindung mit unserer Haltung zu den Speisegeboten nicht richtig erklären. Es ist bemerkenswert: Liest man die gesamte Passage (Mk 7,1–23), dann scheinen die Worte in Vers 19 so dominant, dass sie alles andere überstrahlen und in den Hintergrund drängen. Man ist schnell versucht, sich nur noch mit dieser einen Aussage zu beschäftigen und den restlichen Text zu vernachlässigen. Doch geht der Kontext verloren und

betrachten wir nur diesen einen Vers isoliert, wird unser Verständnis zwangsläufig einseitig.

So absolut die Worte „Damit erklärte er alle Speisen für rein“ auch klingen mögen – so wenig absolut sind sie, wenn wir sie näher untersuchen. Interessanterweise deuten wortgetreue Übersetzungen wie Luther und Elberfelder diesen Satz als eine direkte Aussage Jesu und geben ihn mit „Damit erklärte er alle Speisen für rein“ wieder. Die Schlachter-Bibel hingegen, ebenfalls eine wortgetreue Übersetzung, formuliert den Vers anders: „Denn es kommt nicht in sein Herz, sondern in den Bauch und wird auf dem natürlichen Weg, der alle Speisen reinigt, ausgeschieden.“ Hier fehlt der Zusatz, dass Jesus

Bibel und Glaube
So absolut die Worte
„Damit erklärte er alle Speisen für rein“ auch klingen mögen – so wenig absolut sind sie, wenn wir sie näher untersuchen.

alle Speisen für rein erklärt. Stattdessen wird der Verdauungsprozess als das reinigende Element beschrieben. Im griechischen Grundtext heißt es wörtlich „reinigend alle Speisen“ – mehr nicht. Die Frage stellt sich: Was genau ist damit gemeint? Ist es Jesus, der alle Speisen für rein erklärt? Oder bezieht sich der Ausdruck, den ganzen Vers betreffend, auf den Verdauungsprozess, der alles „reinigt“? Hätte Jesus wirklich die Absicht gehabt, die Speisegebote aufzuheben, wäre es doch höchst ungewöhnlich, dies nur beiläufig zu erwähnen – noch dazu in einer Formulierung, die so viel Interpretationsspielraum lässt, dass selbst wortgetreue Übersetzungen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Würden wir nicht vielmehr eine klare, unmissverständliche Aussage erwarten?

Schon mit diesen wenigen Beobachtungen erkennen wir, dass dieser Vers nicht als abschließende Aussage Jesu verstanden werden sollte, mit der er die Speisegebote aufhebt. Betrachten wir zusätzlich den gesamten Kontext, wird deutlich, dass es hier um etwas ganz anderes geht. In den Versen 1–2 lesen wir, dass die Jünger etwas essen, woran die Pharisäer und Schriftgelehrten erheblich Anstoß nehmen (V. 5), aber nicht wegen der Speise selbst – sie essen Brot, das keine unreine Speise ist (!) – sondern wegen der Art und Weise, wie sie es essen: mit ungewaschenen Händen. In den Versen 3–4 erklärt Markus seinen Lesern, dass es damals klare Vorschriften zur Waschung von Händen und Gefäßen gab. Diese Regeln sind uns bis heute überliefert: Zur Reinigung mussten die Hände zweimal mit einer kleinen Menge reinen Wassers begossen werden. Die erste Waschung reinigte die Hände, die zweite reinigte das durch die erste Waschung verunreinigte Wasser, das auf der Hand zurückgeblieben war. Dabei durfte das Wasser nicht über das Handgelenk hinausfließen,

da sonst die Hände erneut unrein werden konnten.¹ Wir erkennen hier bereits, wie kompliziert dieser Vorgang war. Diese Vorgaben waren menschengemacht – genau das kritisiert Jesus. In den Versen 6–13 beanstandet er die strenge Befolgung menschlicher Traditionen bei gleichzeitiger Missachtung der göttlichen Gebote. Für Jesus ist das ein ernstzunehmendes Problem – eines, das den Menschen tatsächlich verunreinigt.

Was unrein macht, ist also das, was aus dem Menschen herauskommt. Doch was meint er damit ganz praktisch?

Jesus nennt Dinge wie Unzucht, Diebstahl, Mord und Ehebruch (V. 16, 20–23) – das sind Sünden, die das göttliche Gebot brechen und den Menschen wirklich verunreinigen. Die Waschung der Hände hingegen schafft lediglich eine äußerliche Reinheit, aber keine Reinheit des Herzens. Während Markus 7,19 oft als eine absolute Aussage verstanden wird, mit der Jesus die alttestamentlichen Speisegebote aufhebt, ist seine eigentliche Absicht eine ganz andere. Der Parallelbericht in Matthäus 15,20 macht dies deutlich: „Diese Dinge sind es, die den Menschen verunreinigen; aber mit ungewaschenen Händen zu essen, verunreinigt den Menschen nicht.“ Jesus beantwortet hier die eigentliche Frage aus Vers 5: Verunreinigt es mich (vor Gott), wenn ich mit ungewaschenen Händen esse? Seine klare Antwort: Nein! Die Speise bleibt kultisch rein, auch wenn sie mit ungewaschenen Händen gegessen wird.

Aus hygienischen Gründen ist Händewaschen natürlich sinnvoll – das bringen wir schon unseren Kindern bei. Genauso stehen die Speisegebote hier nicht zur Diskussion. Um all das geht es hier nicht. Die Prinzipien, die Jesus hier aufzeigt, sind auch für uns heute noch relevant. Markus 7,1–23 fordert uns heraus, unseren Glauben nicht auf äußerliche Formen und gute Gewohnheiten zu gründen, sondern auf eine echte Herzensbeziehung zu Gott, die sich in der Achtung seiner Gebote zeigt. Gott sucht wahre Anbeter. Es geht um gelebten Glauben statt bloßer Traditionstreue – eine Botschaft, die auch heute noch von großer Bedeutung ist.

Quelle:

1 Hermann L. Strack und Paul Billerbeck, Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch (München: C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung Oskar Beck, 1922–1926), 698–699.

Sebastian Reichert studierte Theologie in Bogenhofen und betreute zuletzt als Pastor die Gemeinde Ravensburg. Aktuell macht er seinen MA an der Andrews University (USA).

BW GUNG Bibel und Glaube Sebastian Reichert Jesus erklärte alle Speisen für rein –oder doch nicht?

Aus den Gemeinden

Rückblick

Bericht zur Landesversammlung am 04.05.2025

Mit großer Dankbarkeit blicken wir auf die Landesversammlung Anfang Mai zurück, die in der Adventgemeinde Heilbronn stattfand. 171 von 175 Delegierten nahmen teil und erlebten einen von Gottes Führung geprägten Tag voller Gebet, Begegnung und richtungsweisender Entscheidungen.

Für die kommende Konferenzperiode wurde Eugen Hartwich mit überzeugenden 143 Ja- und 18 Nein-Stimmen erneut zum Präsidenten unserer Vereinigung gewählt. Seit 2018 leitet er bereits mit Herz und Hingabe unsere Vereinigung. Auch Thomas Knirr wurde mit 148 Ja- und 15 Nein-Stimmen als Vizepräsident bestätigt. Helge Külls erhielt ohne Gegenstimme (168 Ja-Stimmen) erneut das Vertrauen als Finanzvorstand

Weitere Leitungsämter wurden wie folgt besetzt:

– Thomas Knirr (Gemeindeaufbau & Evangelisation, 154 Ja / 8 Nein)

– Zsolt Halmi (Pastorenamt, 140 Ja / 18 Nein)

– Sebastian Wulff (Adventjugend, 152 Ja / 9 Nein)

– Markus Witte (Erziehung & Bildung, 154 Ja / 8 Nein) Wir danken unseren Brüdern für ihre Bereitschaft, unsere Gemeinden mit Engagement und geistlicher Klarheit zu begleiten!

Eindrücke von der Landesversammlung 2025 in Heilbronn. Links: Eugen Hartwich, unser Vereinigungspräsident. Oben: Ein Abstimmungsvorgang. Unten: Das alte und neue Leitungsteam der BWV.

Auch die Gremien für die kommende Periode wurden gewählt. Im Landesausschuss engagieren sich u. a.: Viktor Besmann, Daniel Capasso, Daniel Drexler, Benjamin Feinauer, Peter Fries, Siegfried Galkin, Willi Peters, Yvonne Ritter, Matthias Ströck und Karl Zeh. Der Schlichtungsausschuss wird von Ralf Seidel (Vorsitz) und Hedwig Noltze (Stellvertretung) geleitet. Mit dabei sind außerdem Christoph Berger, Andreas Eschen und Ellen Krumreich. Unser herzlicher Dank gilt auch den bisherigen Mitgliedern dieser Ausschüsse für ihren treuen Dienst!

Eine wegweisende Entscheidung war die Zustimmung zum Antrag des Süddeutschen Verbands, die Konferenzperiode künftig auf fünf Jahre zu verlängern. Damit endet die neue Konferenzperiode 2030. Im verabschiedeten Plänepapier wurden zentrale Schwerpunkte gesetzt: Stärkung von Mission, geistlichem Leben, Bildung, Kinderund Jugendarbeit sowie der Gesundheits- und Sozialmission. Erfreulicherweise ist die Zahl getaufter Mitglieder auf 6 442 gestiegen. Zudem durften wir zwei neue Gemeinden gründen: Esslingen (Bulgaren, 2021) und Bruchsal (2022). Keine Gemeinde wurde in der letzten Konferenzperiode aufgelöst – ein Grund zur Freude! Auch finanziell beschenkte uns Gott mit stabilen und gesegneten Jahren. Danke für euer treues Geben und euer offenes Herz! Lasst uns gemeinsam weiter auf Jesus sehen, wie er in Johannes 15,5 sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. […] Denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ Möge seine Nähe uns stärken, damit wir als seine Jünger in dieser bewegten Welt Hoffnung leben und weitergeben.

Clemens Kramp

Die kleine Premiere unserer Pasta-Küche

Vor einigen Wochen war es endlich so weit: Wir hatten unseren ersten Tag in unserer Pasta-Küche! Eigentlich ist es eine Suppenküche, aber da wir Italiener am liebsten Gerichte mit Nudeln kochen, haben wir sie Pasta-Küche genannt. Rund 20 Freiwillige waren an diesem Tag im Einsatz; ein Teil war in der Küche und bereitete das Essen zu, während der andere Teil das Kellnern übernahm. Um kurz vor 12 Uhr öffneten wir unsere Türen. Die ersten beiden Gäste begrüßten wir herzlich, danach kamen noch vier weitere hinzu. Wir servierten ihnen Nudeln mit Tomaten-Nuss-Sauce. Dazu gab es einen kleinen Salat mit einem Omelette. Als süßen Abschluss wurden Waffeln mit Puderzucker aufgetragen. Die Gäste bekamen nicht nur ein Mittagessen und ein Getränk, sondern konnten sich auch Lunchboxen mitnehmen – gefüllt mit übrig gebliebenen Nudeln, Müsli und anderen Speisen. Gegen 12:30 Uhr hatte mein Neffe Alessio eine Idee: „Onkel, lass uns zum Bahnhof gehen und dort nach Bedürftigen suchen!“ Also machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof in Bad Cannstatt. Es war schwieriger, als wir dachten, Menschen zu finden, die tatsächlich Hunger hatten und Hilfe brauchten. Zum Beispiel sahen wir jemanden, der Pfandflaschen aus Mülleimern sammelte. Wir sprachen ihn an und boten ihm eine warme Mahlzeit an, doch er lehnte dankend ab und meinte, er hätte bereits gegessen. Dann trafen wir einen Obdachlosen, der zerrissene Kleidung trug und mit einem Pappbecher um Münzen bat. Ich sprach ihn an: „Ich kann dir kein Geld geben, aber ich kann dich zu einem warmen Essen einladen.“ Er zögerte kurz, doch dann kam er mit uns mit. Zurück in unserer Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten bekam er eine gute Mahlzeit – und eine Lunchbox für seine Frau und seine Kinder, die sich am Stuttgarter Bahnhof aufhielten.

Strahlende Gesichter bei den Pasta-Küchen-Helfern nach der erfolgreichen Premiere. Das gemeinsame Projekt hat die Gemeinde besonders zusammengeschweißt!

Gegen 13:30 Uhr beendeten wir unsere erste Pasta-Küche. Wir waren alle sehr glücklich, dass wir an unserem ersten Tag sieben Gäste bewirten konnten. Es war ein schöner Start, und wir freuen uns darauf, diese Aktion fortzusetzen!

Massimo Goffredo

„Kirche lohnt sich!“ – die große Einweihungsfeier der neuen Adventgemeinde Herbrechtingen „So viele waren hier noch nie versammelt!“, sagte Wolfgang Geiger, Vorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderats, sichtlich berührt. Einige von uns waren selbst erstaunt, als wir gezwungen waren, fünf Minuten vor Beginn die Wand zum Foyer aufzuschieben. Fast 250 Personen waren vor Ort und manche mussten aufgrund von Sitzplatzmangel die ganze Veranstaltung über stehen. Das Programm war musikalisch unter anderem mit Solos, Chorstücken und Ensembles gefüllt – besonders beeindruckend war der generationenübergreifende Chor, der mit vierzig Personen mehr als die Hälfte der Gemeinde zählte und mit seinem Gesang die Gemeinderäume erfüllte. Die Festansprache behandelte die aktuelle Frage: Lohnt es sich heute noch, in Kirche zu investieren? Da mussten die anwesenden „Investoren“, die einen beträchtlichen Betrag gespendet hatten, gut zuhören. Die Antwort lautete: Ja! Kirche lohnt sich auch heute noch. In einer Gesellschaft, in der Leistung alles zu sein scheint, erleben wir Schuld, Versagen und Entfremdung. Gerade deshalb brauchen wir Orte, die uns daran erinnern: Der Mensch ist mehr als seine Taten. Wir sind Gottes Kinder – geliebt und angenommen. Wer das versteht, blüht auf! Er lebt freier, geht

Einweihung in Herbrechtingen: Jahrelange Gebete um einen Ort, an dem man Gott anbeten und der Stadt Bestes suchen kann, sind nun erhört.

anders mit Fehlern um und baut langfristig erfüllende Beziehungen, was alles grundlegende Bausteine für ein gutes Miteinander in einer Gesellschaft sind.

Auch der stellvertretende Bürgermeister stimmte dem in seinem Grußwort zu: „Gerade heute brauchen wir die Werte, die wir in der Kirche hören.“ Wolfgang Geiger dankte der Gemeinde für die Offenheit und sagte, es sei sein großer Wunsch, dass die gewachsene Verbindung zwischen evangelischer und adventistischer Gemeinde weiterbestehe. Eugen Hartwich erinnerte daran, dass wir Menschen zwar planen und bauen können – aber dass ein Haus nur dann Bestand hat, wenn Gott es selbst baut und darin wohnt (Ps 127,1).

Viele der Besucher waren sichtlich berührt und manche keine Adventisten – jeder hatte eine eigene Geschichte, warum er oder sie kam. Besonders ist die Geschichte von Evelynas Lehrerin: Sie kam, weil Evelyna im Unterricht erzählte: „Am Samstag singe ich in der Gemeinde ein Solo – ihr seid alle eingeladen!“ Die Lehrerin und ihr Ehemann waren tatsächlich da. Ein anderer Gast erschien zufällig am Freitagabend zur Probe – und blieb den gesamten Sabbat. Am Ende sagte uns Wolfgang Geiger im persönlichen Gespräch: „Für uns ist es ein Wunder, dass der Glaube in diesem Haus weitergeht.“ Das teilen wir. Jahrelang hatten wir dafür gebetet, einen Ort zu finden, der es ermöglicht, Gott anzubeten und der Stadt Bestes zu suchen. Jetzt bleibt uns nur noch zu sagen: Danke, Gott, für dieses außergewöhnliche Geschenk!

Marcus Witzig

Die Dissonanzen des Lebens aushalten Frauenwochenenden sind immer sehr schön – und doch ist jedes für sich einzigartig, so wie jede Frau individuell ist und jedes Thema auf besondere Weise wirkt. Dieses Wochenende führte uns Rabea Kramp in das Thema „Dissonanzen des Lebens“ ein. Der Begriff „Dissonanzen“

stammt ursprünglich aus der Musik und beschreibt Klänge oder Tonverbindungen, die als unangenehm oder spannungsvoll empfunden werden. Ist es nicht auch oft so in unserem eigenen Leben?

Offen, ehrlich und ungeschminkt erzählte unsere Referentin aus ihrem Leben – davon, wie Gott sie durch schwere Zeiten getragen hat; unter anderem, in denen es ihr als gelernter Opernsängerin nicht mehr möglich war zu singen. Viele Tränen flossen, viele Herzen wurden berührt. Eine junge Teilnehmerin schrieb im Nachgang: „Hallo Marion, ich wollte mich für dieses wunderbare Wochenende bedanken. Es war so schön – das Zimmer, das Essen, die Gemeinschaft, die Andachten, das Singen … einfach alles war richtig toll! Ich bin dem Herrn so dankbar, dass ich dabei sein durfte. Ich kam mit einem riesengroßen Sack voller unverarbeiteter Trauer – und Rabea hat durch ihre offene und ehrliche Art so viel in mir gelöst. Es ist noch ein Weg, aber der Anfang ist gemacht. Vielen lieben Dank euch – und besonders dem Herrn!“

Eine weitere Frau schrieb: „Danke nochmal für das tolle Wochenende, es klingt immer noch nach!“ Solche Rückmeldungen machen uns als Team sehr dankbar – und bestätigen, was wir immer wieder erleben: wie schnell Frauen sich öffnen, Anteil nehmen, einander ermutigen und wie viel Heilung in dieser Gemeinschaft geschehen darf. Aber es gab auch Freudentränen; so schrieb eine weitere Teilnehmerin: „Ich habe tatsächlich schon lange nicht mehr so gelacht wie am Sabbatabend!“

Auch das gemeinsame Gebet am Morgen war für viele ein wertvoller, gesegneter Tagesbeginn. In der Bastelecke im Kaminzimmer wurde mit Hingabe gestempelt und Kerzen

Eindrücke vom Frauen-Wochenende „Dissonanzen des Lebens“ im Haus Schwarzwaldsonne; u. a. war das Gebet am Morgen ein wertvoller, gesegneter Tagesbeginn.

wurden kunstvoll verziert. Der kraftvolle Gesang, der feierliche Gottesdienst, dieses Mal unter der Leitung der Lahrer Frauenkreis-Leiterinnen, die inspirierenden Vorträge – und nicht zuletzt das liebevoll zubereitete Essen von Irina und Moti – rundeten das Wochenende auf wunderbare Weise ab.

Voller Dankbarkeit blicken wir auf die Tage im Haus Schwarzwaldsonne zurück und geben unserem himmlischen Vater die Ehre für all das Gute, das er gewirkt hat. „Dissonanzen des Lebens“ war unser Thema – und wir wurden an diesem Wochenende daran erinnert: Auch wenn sich Spannungen und Herausforderungen oft kaum aushalten lassen – Gott sieht sie. Und spätestens bei der Wiederkunft Jesu wird sich jede Dissonanz durch den himmlischen Schluss- und Neubeginn-Akkord in vollkommene Harmonie verwandeln!

Begeisterte Stimmen harmonisch im Gospel vereint 54 Teilnehmende kamen zusammen, um gemeinsam zu singen, sich inspirieren zu lassen und bewusst Zeit für den Glauben zu nehmen. Geleitet wurde der Workshop von Ken Burton – einem bekannten britischen Komponisten, Sänger und Chorleiter, der nicht nur musikalisch, sondern auch geistlich viel zu bieten hat. Die Organisation lag – wie immer – in den bewährten Händen von Lucio, der mit viel Engagement und Herzblut alles auf die Beine gestellt hat. Bereits zum achten Mal wurde in der Schwarzwaldsonne geprobt – ein Ort, der seinem Namen alle Ehre macht. Die Atmosphäre war freundlich, offen und geprägt von einer spürbaren Sehnsucht, Gott zu begegnen. Es wurde viel gesungen, gebetet, nachgedacht – und auch herzlich gelacht. Die Lieder – mal schwungvoll, mal nachdenklich – berührten viele auf eine ganz besondere Weise. Musikalische Höhepunkte waren unter anderem He Brought Me This Far, Guide My Feet und When We All Get Together. Am

Gospel-Workshop-Wochenende im Haus Schwarzwaldsonne unter Ken Burtons musikalischer Leitung. Nicht laut und aufdringlich, sondern mit Herz und Tiefe Gott durch Musik zu ehren, war erneut das Ziel der inzwischen achten Veranstaltung dieser Art.

Sabbat sangen wir mit dem Gospel-Chor eines der Lieder, das wir erst am Freitagabend gelernt hatten, im Gottesdienst der Adventgemeinde Freudenstadt – ein besonderer Moment für viele. Unvergessen bleibt auch eine Szene während der Probe, als Ken dazu einlud, sich beim Singen frei im Raum zu bewegen. Was zunächst ungewohnt war, wurde schnell zu einer sehr persönlichen Form des Ausdrucks – frei, ehrlich, anbetend.

Das Abschlusskonzert im Kurhaus-Theater war gut besucht. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv: Viele Stammgäste, die jedes Jahr auf diesen besonderen Moment warten, waren gekommen – ebenso wie Menschen, die ursprünglich nur zum Wählen ins Theater gekommen waren und spontan blieben. Die Technik funktionierte reibungslos, der Chor sang mit Freude und im Zentrum stand das, worum es von Anfang an ging: unserem wunderbaren Gott Ehre zu geben – musikalisch und durch Bibeltexte zwischen den Liedern. Nicht laut oder aufdringlich, sondern mit Herz und Tiefe. Die Botschaft der Musik hat Menschen erreicht – auch solche, die sonst vielleicht wenig Berührung mit dem Glauben haben.

Was bleibt? Eine kostbare Zeit, neue Freundschaften, Ermutigung für den Alltag – und der Wunsch vieler, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Der Workshop war nicht nur ein musikalisches Erlebnis, sondern auch ein kleiner, aber wirkungsvoller Beitrag zur Mission. Denn manchmal reicht ein Lied, um das Herz zu öffnen – für Gemeinschaft, für neue Perspektiven, für den lebendigen Gott.

Und wir schauen schon voraus: Der nächste Gospel-Workshop findet vom 27. Februar bis 1. März 2026 in Freudenstadt statt – und jeder ist eingeladen. Sei dabei!

Jana Koch

Ausblick

Juli – August

Start Juli 2025 | SCN-Kurs HeilpraktikerAusbildung

Weitere Infos unter dvg-online.de/ausbildung/heilpraktiker/

03. – 17.07.2025 | 14 Tage Newstart-Kur

Ort: Speranta, Moldawien; Thema: „Genießen - GenesenGesundheit stärken“; für alle, denen ihre Gesundheit wichtig ist; Leitung: Slavici Zgherea; Anmeldefrist: 31.05.2025

13.07.2025 | Erste-Hilfe-Schulung

Ort: Adventgemeinde Stuttgart, 70174 Stuttgart; Thema: „Erste Hilfe als ehrenamtliche Leitungsperson leisten“; für ehrenamtliche Leitungspersonen der Kinder- und Jugendarbeit ab 16 Jahren (keine Ausnahmen möglich); Leitung: Abteilung Adventjugend BWV; Anmeldefrist: 06.07.2025

20.07.2025 | Frauen-Begegnungstag

Ort: Adventgemeinde Ludwigsburg, 71636 Ludwigsburg; Thema: „Vom Ruf zur Hingabe - Berufung erkennen und leben“; für Frauen jeden Alters; Leitung: Marion Knirr; Referentin: Sarah Mattheis; Anmeldefrist: 13.07.2025

27.07. – 03.08.2025 | Bible Sports Camp

Ort: Bergheim Mühlenrahmede, 58762 Altena; für alle, die Sport und die Bibel lieben; Referenten: Bojan Godina, Katy Godina und Martin Matyk; Anmeldefrist: 30.06.2025

29.07. – 10.08.2025 | 6. Scout-Camporee

Ort: Nussviken, Schweden; Thema: Sehnsucht; für Scouts ab 16 Jahren; Leitung: Anne-Kristin Werner; Anmeldefrist: 31.03.2025

August – September

03. – 10.08.2025 | Kindersingwoche

Ort: Paulushaus Neuwirth, 73527 Schwäbisch Gmünd-Herlikofen; für Kinder von 6 bis 12 Jahren; Leitung: Lucio Maier und Team; Anmeldefrist: 29.06.2025

10. – 17.08.2025 | Kids Camp

Ort: Zeltplatz Adventistischer Pfadfinder, 72175 Dornhan; für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren; Freizeitleitung: Alexander Born und Team; Anmeldefrist: 30.06.2025

14. – 22.08.2025 | ClimbCamp

Ort: 6555 Kappl, Österreich; Thema: „connect + christ + climb“; für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren; Leitung: Nicolai Zeh und Team; Anmeldefrist: 31.07.2025

19.08. – 05.09.2025 | Camporee Freizeit Äthiopien

Ort: Learning Village Kalala, Addis Abeba, Äthiopien; für alle Pfadfinder; Leitung: Abteilung Adventjugend BWV; Anmeldefrist: 29.04.2025

21.08. – 02.09.2025 | Teeniefreizeit Kroatien

Ort: Ljubac, Kroatien; für Teens von 13 bis 17 Jahren; Leitung: Abteilung Adventjugend BWV; Anmeldefrist: 01.03.2025

31.08. – 10.09.2025 | Sommerfreizeit

Ü25 Kroatien

Ort: Pula, Kroatien; Thema: Urlaub, Sonne, Strand, Meer, Gemeinschaft, Gott, Glaube, Spiel, Spaß und vieles mehr; für junge Erwachsene von 25 bis 35 Jahren (Ausnahmen möglich); Leitung: Doreen Donnhauser, Raphael Zippel; Anmeldefrist: 25.06.2025

August – September

31.08. – 12.09.2025 | Ü18 Freizeit Kroatien

Ort: Ljubac, Kroatien; für Jugendliche ab 18 bis 30 Jahren; Freizeitleitung: Bruno Mayr und Team; Anmeldefrist: 30.06.2025

31.08. – 12.09.2025 | Teeniefreizeit Westfrankreich

Ort: Notre-Dame-de-Monts, Südwestfrankreich; für Teens von 13 bis 17 Jahren; Leitung: Abteilung Adventjugend BWV; Anmeldefrist: 30.06.2025

01. – 07.09.2025 | Auf den Spuren der Täufer

Ort: Schweiz; Thema: Die Anfänge der Täufer und Adventisten in Europa; für alle, die sich für Kirchen- und Adventgeschichte interessieren; Leitung: Björn Reinhold; Anmeldefrist: 07.05.2025

04. – 07.09.2025 | Buchevangelisten-Treff

Ort: Haus Schwarzwaldsonne, 72250 Freudenstadt; Thema: „Mission possible – LEBEN geben!“; für alle ehemaligen Buchevangelisten, ihre Familien und Freunde; Referent: Alexander Engels; Anmeldefrist: 15.08.2025

05. – 12.09.2025 | Seniorenfreizeit

Ort: Gästehaus Bergfrieden, 87651 Oberstdorf/Allgäu; Thema: Gemeinschaft – Wandern – Bibelstudium; für Senioren; Leitung: Slavici Zgherea; Anmeldefrist: 15.08.2025

12. – 14.09.2025 | Gebetskongress

Ort: Haus Schwarzwaldsonne, 72250 Freudenstadt; Thema: „Bitte um mehr! Nimm Gott bei seinem Wort“; Referent: Gem Castor; Anmeldefrist: 24.08.2025

September – Oktober

17.09. – 02.10.2025 | 15 Tage Newstart-Kur

Ort: Herghelia, Rumänien; Thema: Genießen – Genesen –Gesundheit stärken; für alle, denen ihre Gesundheit wichtig ist; Leitung: Slavici Zgherea; Anmeldefrist: 31.01.2025

02. – 05.10.2025 | AMiCUS Congress –ARISE Intensive

Ort: Cambrils Park Resort, Tarragona, Spanien; Thema: ARISE Intensive; für Studenten und junge Erwachsene; Referenten: Ty Gibson, David Asscherick u. a.; Anmeldefrist: 15.08.2025

04.10.2025 | Landesjugendsabbat

Ort: Christliches Gästezentrum Schönblick, 73527 Schwäbisch Gmünd; für Jugendliche und Interessierte; Referent: Harri Rollgaiser

Alle aktuellen Informationen sowie die vollständige Terminübersicht sind auf den Internetseiten der BWV zu finden. Anmeldung (wenn nicht anders angegeben) unter: www.bw.adventisten.de/events bzw. www.bw.adventjugend.de/events

Außerdem gibt es jeden Sonntag von 06:00 - 07:00 Uhr die Möglichkeit, am Erweckungs-Gebetskreis teilzunehmen. Einwahl unter: https://us02web.zoom.us/j/87496910489?pwd=Vn RpalBhRDBhd3ZNRDAwS2VxSXJsUT09

Meeting-ID: 874 9691 0489 – Kenncode: 144461

Buchtipp: Mein Leben, ein Gebet

Einmal Nonne und zurück

Ein Interview mit Protagonistin Martha Bauer, geführt von Daniel Wildemann

Schon als junges Mädchen hat Martha nur einen Wunsch: als Nonne für immer in Gottes Nähe zu leben. Ihre Familie hat andere Pläne für die tüchtige Tochter, doch Marthas Sehnsucht ist stärker. Sie sagt sich von der Welt los und tritt in den Orden der Armen Schulschwestern ein. Als schließlich ein Schicksalsschlag sie aus ihrem geordneten Leben reißt, steht sie vor einer folgenschweren Entscheidung: Gehen oder bleiben? Die Biografie der heute knapp Neunzigjährigen ist eine wahre Geschichte über Berufung, Hingabe und den Mut zur Veränderung. Im Interview reflektiert sie den Entstehungsprozess des Buches – und verrät, inwiefern heute immer noch ein Teil Nonne in ihr steckt.

Martha, dein Leben hat eine bemerkenswerte Wendung genommen. Wenn du deinem zehnjährigen Ich heute begegnen würdest – was würdest du ihm sagen?

Vielleicht: Geh nicht so früh von deiner Familie fort! Für meine berufliche Entwicklung war es zwar die richtige Zeit, denn in meinem Heimatort gab es damals noch keine Mittelschule. Aber mit gerade mal dreizehn Jahren schon sein Zuhause zu verlassen? Wer weiß, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich geblieben wäre ...

Dein Leben spielte sich lange hinter Klostermauern ab. Welches Klischee über Nonnen stimmt wirklich – und welches überhaupt nicht?

Wenn ich an meine eigene Zeit denke, dann ist es die völlige Hingabe als Braut Christi. Du gibst dich Christus total hin und machst alles in diesem Sinne – das gibt dir die Kraft, den Dienst zu erfüllen.

Was nicht stimmt, ist, dass ausnahmslos alle Oberinnen streng und ungerecht sind und ihre Befugnisse über die Untergebenen ausnutzen. Das habe ich zwar auch erlebt – im Buch erfährt man einiges davon –, aber ich hatte auch sehr gute, verständnisvolle Vorgesetzte. Heutzutage würden die Schwestern es sich sowieso nicht mehr bieten lassen, herumkommandiert zu werden. Das war zu meiner Zeit noch ganz anders.

Martha Bauers Biografie ist ein wahres Zeugnis von Berufung, Hingabe und dem Mut zur Veränderung. Hier ist sie zu sehen, als sie die Buchneuerscheinung über ihren ungewöhnlichen Weg zu Gott das erste Mal in den Händen hielt. Nähere Buchinfos befinden sich auf der Rückseite dieser BWgungsausgabe.

Gibt es eine Gewohnheit aus dem Kloster, die du bis heute beibehalten hast?

Mein tägliches Gebet! Und die Sparsamkeit. Wir besaßen im Kloster ja nichts, da wir Armut gelobt hatten. Bis heute bin ich sehr achtsam mit allem und nehme nichts als selbstverständlich.

Von der Stille des Klosters ins laute, bunte Leben: Welche Geräusche oder Erlebnisse haben sich nach dem Austritt für dich ganz neu angefühlt?

Mit einem Mal wurde ich Teil des täglichen Verkehrsgeschehens. Überhaupt der Alltagslärm einer Stadt – ich fuhr jeden Tag mit der Straßenbahn zum Kindergarten. Das war ein großer Kontrast zur bisherigen Abgeschiedenheit von der Welt. Und der Umgang mit Geld war eine völlig neue Erfahrung!

Hat dich während des Schreibprozesses etwas überrascht? Was ich geschrieben habe, war mir eigentlich alles bewusst. Manchmal habe ich aber gespürt, dass es schon schwierig und anspruchsvoll ist, so ein Projekt in meinem Alter noch zu stemmen. Die Erinnerung an belastende Erfahrungen setzten mir am meisten zu. Da konnte ich, wenn ich untertags geschrieben hatte, nachts gar nicht schlafen – so sehr hat es mich mitgenommen. Aber ich kam durch das Buchprojekt mit meinem Alleinsein besser zurecht. Das war mir ein großer Segen.

Wenn du dein Leben in drei Worten zusammenfassen müsstest, welche wären das? Entweder „Gott sei Dank“ oder „Gott zur Ehre“!

Was wünschst du dir, dass Leserinnen und Leser aus deinem Buch mitnehmen?

Es ist mein tägliches Gebet, dass sie ihre Beziehung zu Gott vertiefen.

www.bwgung.de

Die gesamte Ausgabe von BWgung inkl. Blätterfunktion sowie weitere interessante Artikel sind online zu finden unter www.BWgung.de

Wir sind dankbar für jeden Leser, der das Online-Angebot nutzt und uns dadurch unterstützt, langfristig die Druckkosten für das Printmagazin zu senken.

Impressum

BWgung ist das Mitteilungsblatt der Freikirche der Siebenten-TagsAdventisten in Baden-Württemberg, Körperschaft des öffentlichen Rechts (Herausgeber). Das Heft erscheint viermal im Jahr.

Redaktionsadresse:

BWgung, Firnhaberstr. 7, 70174 Stuttgart

Tel.: +49 711 1629023; E-Mail: info@bwgung.de

Web: www.bwgung.de

Konto: IBAN: DE79 6009 0100 0227 3910 12

BIC: VOBADESSXXX; Stuttgarter Bank

Redaktion: Eugen Hartwich (Vorsitzender v.i.S.d.P.), Saskia Külls, Julia Wiens, Roman Wiens (Redakteure), Samuel Bohat, Thomas Knirr, Katharina Lewter, Bernd Sengewald

Lektorat: Victoria Fichtberger

Graphisches Konzept und Design

Creative7, Herdwangen-Schönach; www Creative 7. studio

Layout, Druck und Versand: Konrad Print & Medien, Rudersberg

Die Bibelzitate sind – falls nicht anders vermerkt – der Bibelübersetzung von Dr. Martin Luther (Revision 1984) entnommen.

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Vertrieb: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Baden-Württemberg KdöR, Firnhaberstr. 7, 70174 Stuttgart

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MEIN LEBEN, EIN GEBET

Schon als junges Mädchen hat Martha nur einen Wunsch: als Nonne für immer in Gottes Nähe zu leben. Ihre Familie hat andere Pläne für die tüchtige Tochter, doch Marthas Sehnsucht ist stärker. Sie sagt sich von der Welt los und tritt in den Orden der Armen Schulschwestern ein. Als schließlich ein Schicksalsschlag sie aus ihrem geordneten Leben reißt, steht sie vor einer folgenschweren Entscheidung: Gehen oder bleiben?

Eine wahre Geschichte über Berufung, Hingabe und den Mut zur Veränderung.

Daniel Wildemann mit Martha Bauer Softcover | 14 x 21 cm | 176 Seiten € 18.90

Herausgeber: WEB www.advent-verlag.de TEL +49 4131 9835-02

E-Mail bestellen@advent-verlag.de

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